Wacht beständig !!

Ich muss schon zugeben, dass ich schon ein klitzekleinwenig den Drang verspüre, mich in diesen „Kongress Jehovas Zeugen“ zu schleichen und dann in der Mitte ein Plakat hochzuhalten mit der Aufschrift: „Der Gott des Alten Testaments ist die unangenehmste Gestalt der gesamten Dichtung: eifersüchtig und auch noch stolz darauf; ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Kontroll-Freak; ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, kinds- und völkermörderischer, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann. (Dawkins)“

Irritierenderweise weist diese meine Fantasie durchaus gewisse Parallelen auf zu jenen Leute, die im Grunde das gleiche tun, bloss dass sie statt des Plakates eine Bombe mitnehmen. Womöglich ist der Abgrund näher als wir es wahrhaben wollen.

Puma Cyborg Fussballer

U1_untilthenWieso sträuben wir uns im Sport sowohl gegen chemisches Doping (z.B. Anabolika) wie auch gegen mechanisches Doping (z.B. Känguruprothesen), während wir offensichtlich nichts gegen psychisches Doping (z.B. Gehirnwäsche) einzuwenden haben? Welche dieser drei Varianten im Endeffekt am problematischsten sowohl für den Athleten als auch fürs Publikum ist, lässt sich indessen nicht so leicht bestimmen.
Wie bereits in einem früheren Beitrag bemerkt, liesse sich mit dem chemischen Doping zwar theoretisch Werbung machen, doch man tut es nicht. Wie die neuste Puma-Werbung zeigt, wird mit dem mechanischen Doping jedoch bereits Werbung gemacht, obgleich es dieses eigentlich noch gar nicht gibt. Was jedoch das psychologische Doping betrifft, so betreten wir das Territorium der Nationalen Sicherheit: Schmerzresistenz von der CIA, Hypnoseresistenz von der NSA, Einschüchterungsresistenz vom Mossad, Steuerresistenz von Lichtenstein und Logikresistenz vom Vatikan. Die Liste liesse sich endlos weiterführen.

Ich habe übrigens etliche empörte Kommentare zu diesem futuristischen Puma Spot gelesen, dass um Gottes Willen der Fussball so nie wird aussehen dürfen. Wieso nicht? Ist doch viel cooler so als in den öden Länderspielen. Würde Fussball im realen Leben so gespielt werden wie in der Werbung, das wäre cool. Oder Basketball! Eigentlich sind doch alle Sportarten cooler im Kino als im realen Leben. Auch Karate ist im Kino cooler. Kung Fu auch. Und auch alle andere Arten von gewalttätiger Auseinandersetzung. Gangster sind im Kino cooler, im realen Leben müssen sie sich verstecken. Autos sind im Kino schneller, im realen Leben gibt es stockenden Kollonenverkehr. Computer sind im Kino viel cooler, im realen Leben läuft auf ihnen Windows. Röcke sind im Kino kürzer, im realen Leben gibt es Leggins. Frauen sind im Kino heisser, im realen Leben wünscht man, dass sie doch heiser wären. Männer sind im Kino – nun ja – eigentlich genau so wie ich. Bier bleibt im Kino viel länger cool, im realen Leben ist es viel zu schnell ausgetrunken. Tische funktionieren im Kino als Schutz vor Kugeln, im realen Leben als Tische eben – um Blumenvasen auf sie zu stellen. Kerosin brennt im Kino, im realen Leben der Weihnachtsbaum.

Da fragt man sich doch, ob Kino und Werbung nicht vor dem schlechten Einfluss der Realität geschützt werden sollte?

Alle zusammen oder gar nicht?

Es ist eigentlich schon seltsam, dass, obgleich alle einer Siesta mit Begeisterung zustimmen würden, diese bei uns dennoch nicht praktiziert wird. Und mir bangt, dass es nicht daran liegt, dass man befürchtet damit produktiv nutzbare Arbeitszeit zu vergeuden, sondern daran, dass sich schlicht und ergreifend noch nie jemand getraut hat, es vorzuschlagen.
Auch die Gleichstellung der Frau wird wahrscheinlich nicht etwa durch die Böswilligkeit der Arbeitgeber und religiöser Fundamentalisten blockiert, sondern schlicht und ergreifend allein durch den Umstand, dass man sich der komplexen Konsequenzen gewisser Verhaltensmuster nicht bewusst ist. Und dass Tiere bisweilen unter unmenschlichen Bedingungen gehalten werden, liegt nicht an der Profitgier der Halter, sondern daran, dass diese sich nicht bewusst sind, dass Tiere auch nur Menschen sind. Und dass Waffenproduzenten weiterhin Haubitzen produzieren, gründet in dem nur zu verständlichen Missverständnis, dass diese nicht etwa verwendet werden um damit Spatzen für französische Luxusrestaurants zum Verzehr, sondern andersdenkende Menschen zum Verstummen zu erlegen.
Natürlich ahnen diese Leute, dass das, was sie da machen, womöglich nicht völlig über jeden Zweifel erhaben ist, doch gilt das nicht auch für jeden anderen ebenso? „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Und darüber hinaus, so ist dann meist weiter zu hören, wenn ich es nicht tue, so tut es ein anderer. Und das mit nicht annähernd so hohen hygienischen Standards – was insbesondere in Anbetracht der Infektionsgefahr bei einer Haubitzensalve natürlich gar nicht hoch genug gewürdigt werden kann.

Wieso fällt es uns so schwer zu erkennen, dass eine alteingesessene Handlungsweise offenbar Konsequenzen hat, die man nicht guten Herzens akzeptieren kann? Und waren es dann wirklich der Markt oder die Religion, die uns dann die ersehnte Veränderung am Ende doch noch gebracht haben?

Phänomen : Fussballerfrisuren

In meiner Funktion als selbsternannter empirischer Shoppi-Eth(n)ologe unternehme ich sporadisch Forschungsreisen ins samstägliche Shoppingcenter Spreitenbach. Die letzte Expedition brachte selbst für mich überaus erstaunliche Erkenntnisse ans Licht: Die Stammeszugehörigkeit eines Pimps – so nenne ich in Ermangelung eines besseren Begriffs ein männliches Individuum des indigenen Shoppi-Volkes – ist erkennbar an der Fussballerfrisur. Es ist jedoch nicht so, dass alle Pimps des gleichen Stammes die gleiche Tschüttelermatte tragen, die sich von jener eines konkurrierenden Stammes unterscheidet, vielmehr stimmt der Stamm seine Frisurenlandschaft mit jener seines Lieblingsclubs ab.
So ist für einen Eingeweihten nicht nur klar, wer zu welchem Stamm gehört, sondern auch wer da welche Position inne hat. Ob es aber zu stammübergreifenden Pimp-Transfers kommt und in welcher Währung diese Summen entrichtet werden, entzieht sich leider vorläufig noch meiner Kenntnis.

Tasking

Frauen sind multitaskingfähig. Das heisst, eine einzige Frau kann gleichzeitig mehrere Sachen machen. Männer sind hingegen reziproktaskingfähig. Das leitet sich vom mathematischen Begriff der Reziprozität oder der umgekehrte Proportionalität ab und bedeutet, dass mehrere Männer gleichzeitig eine einzige Sache machen können. Man könnte auch sagen, sie sind im Gegensatz zur Frau teamfähig.

Doktor Faustus

In manchen Kulturen glaubt man, dass man mit jeder Fotographie ein Stück Seele verliert. In unserer, fürchte ich, ist man vom Gegenteil überzeugt.

Striptease

Mit dem Adamskostüm ist es auch so eine Sache. Für das Naschen an der Frucht der Erkenntnis wurden Mann und Frau bestraft, die Frau mit einer schmerzhaften Geburt und einem herrschsüchtigen Mann und der Mann mit einem miesen Acker. So sprach Gott zumindest.
Was er jedoch beflissentlich verschwieg, war ein kleiner aber feiner Unterschied, nämlich wie die Nacktheit, deren sich die beiden gleich als erstes bewusst wurden, im Zusammenspiel mit der Strafe wirken würde. Der Anblick von Adams entblösstem Fridolin macht es nämlich sowohl Eva als auch Adam selbst ausgesprochen schwer, den männlichen Herrschaftsanspruch glaubwürdig aufrecht zu erhalten. Wohingegen der blanke Busen Evas nicht etwa ihre Unterwürfigkeit unterstreicht, sondern im Gegenteil jene des Mannes.
Das heisst, dass sobald halbwegs paradiesische – sprich nackte – Zustände herrschen, wird es für Mann und Frau geradezu unmöglich die göttliche Strafe pflichtbewusst abzubüssen. In ein prekäres Gefangenendilemma hat uns der Herr da gestürzt.

Wie man es auch dreht und wendet, sobald zwischen Mann und Frau irgendwo Nacktheit funkelt, ist des Mannes Macht dahin. Furcht einflössend ist der Mann schliesslich nur im Anzug, die Frau hingegen in Strapsen.

Alles eine Frage der Hygiene

Oberhalb Augenhöhe ist im Haushalt der Staub unsichtbar. Demzufolge ist die Staubgrenze der Durchschnittsfrau, die laut Bundesamt für Statistik durchschnittlich 13 cm kleiner ist als der Durchschnittsmann, um exakt diese 13 cm tiefer als bei ihrem Durchschnittspartner.
Wenn die Männer also auf Frauen in High Heels stehen, so hat das nichts mit langen Beinen, wiegenden Hüften und strammem Po zu tun, sondern einzig und allein mit der Freude über die Anhebung der Staubgrenze über das männliche Sichtfeld.

Hemmige

Ich habe heute versucht einer Ausländerin die literarische Tiefe der Bärner Troubadours nahe zu bringen und übersetzte kurzerhand ein oder zwei von Mani Matters Liedern aus dem Stegreif und singend ins Englische. Den Blick, den ich mir damit einzog, war schon sehr speziell. Man ist sich ja gewohnt, dass man von Liedtexten nicht allzu viel erwarten darf, doch wenn es sich statt um Liebe und Herzschmerz auf einmal um einen Eskimo, der wegen seiner Leidenschaft zur Musik sein Leben verliert, oder um die Dialektik eines Sandwichs dreht, so darf das Erstaunen nicht erstaunen.
Ich hätte sie vielleicht zunächst darauf aufmerksam machen sollen, dass so etwas wie eine literarische Tiefe in Liedtexten tatsächlich existiert und auch, dass ich mich jetzt anschicke, diese in einer gesungene Live-Transkription zum Besten zu geben.
Wenn ich mich so an das Gesicht erinnere, entwickle ich langsam eine Vorstellung davon, was man gemeinhin „Cultural Misunderstanding“ nennt.

Skandalfotos mit Bundeswehrsoldaten

Im Grunde ist es doch recht seltsam, welch eine Empörung die eben erschienen Fotos auslösen, auf denen deutsche Bundeswehrsoldaten auf obszöne Weise mit einem menschlichen Schädel posieren. Ich will die Soldaten in keiner Weise verteidigen, denn ein solches Verhalten widerspricht allen unseren sittlichen und moralischen Wertvorstellungen, nichtsdestotrotz gehört solches seit jeher zum Krieg dazu.
Wie weit ist es gekommen, dass wir uns mehr über den Schmutz im Krieg als den Krieg selbst empören? Glauben wir wirklich, dass Männer, die bereit sein müssen einem Feind das Gehirn aus dem Schädel zu pusten, es dann, wenn es dazu kommt, steril und mit einem zuvorkommenden Lächeln tun werden? Glauben wir wirklich, dass der Anflug eines Marschflugkörpers, den wir über die eingebaute Kamera mitverfolgen, mit dem Rauschen auf dem Bildschirms endet? Glauben wir wirklich an den ehrenvollen Soldaten? Offizier? General?
Der Krieg ist, egal ob gerechtfertigt oder nicht, menschenverachtend, er war es schon immer und er wird es immer sein. Der Skandal an den Fotos ist nicht das, was darauf abgebildet ist, sondern unser Glaube daran, dass wir einen Krieg ohne solches Verhalten führen (können).

Ein amüsantes Detail hierbei ist, dass man noch nicht weiss, ob es sich bei besagtem Schädel um den eines afghanischen Mudjahedin oder den eines sowjetischen Invasors handelt. Es steht also noch offen, ob sich die Bundesregierung mit diesem Skandal den Hass oder die Sympathie der Taliban gesichert hat.

Ufologisches Missverständnis

Wenn die Entführungsopfer von Ausserirdischen nicht auf der esoterischen Mitleidschiene fahren würden, sondern ihre Erfahrung als einen Akt nichtintendierten Hitchhikens verkaufen würden, bekämen sie von der Hitchhikergemeinde die Anerkennung, welche sie zweifellos verdienen.

Der Name der Hose

Soll jetzt die Frau den Namen des Mannes annehmen oder der Mann den Namen der Frau? Ist es ein Akt der Unterdrückung, wenn die Frau den Namen ändert, oder ausgleichende Gerechtigkeit, wenn der Mann im Gegenzug sich mit seinen Mitochondrien zurückhält?
Ich halte die ganze Diskussion für müssig und schlage folgende Lösung vor. Wenn Mann und Frau heiraten, oder Mann und Mann oder Frau und Frau, oder Mann und Mann und Mann oder Mann und Mann und Frau oder Mann und Frau und Frau oder Frau und Frau und Frau, oder wie auch immer, dann werden die Namen aller Beteiligten einfach verschmolzen. Bei meiner Partnerin und mir ergebe das Grepr oder Cugr oder Grupr oder Crepr oder…

Und wenn man unbedingt will, wird man sich wohl noch einen Vokal dazu kaufen dürfen.

Stripendium gefällig?

Natürlich hoffe ich, dass es nur eine Zeitungsente war, wenn ich mir auch kaum vorstellen kann, dass irgendjemand anders als ein Bushianer überhaupt auf eine solche Idee kommen könnte, ignorieren dürfte man sie jedoch auch dann nicht.

Uganda ist eines der wenigen Länder Afrikas, die im Kampf gegen Aids Erfolge vorweisen können. Diese beruhen in erster Linie auf dem so genannten ABC-Programm, das Keuschheit (Abstinence), Treue (Be Faithfull) und Safer Sex (Condoms) kombiniert. Zumindest letzteres bedingt natürlich ein gewisses Mass an Aufklärung.
Unter dem Einfluss der US-Evangelikalen kürzte nun die neue Regierung Ugandas das C aus dem Programm und setzt einzig und allein auf die Enthaltsamkeit. Und um dieser neuen Doktrin noch mehr Nachdruck zu verleihen, erwägt man nun, und das ist meines Erachtens die hühnerhautkitzlige Idee, ob man nicht Universitätsstipendien für Jungfrauen vergeben solle.

Genau diese Art von Motivation finde ich fantastisch! Bloss sollte man sie nur für das Gute einsetzen! In Anlehnung an diese Strategie plädiere ich daher für grosszügige Stipendien für Strapsenträgerinnen!

Gangsta-Rapper & Tussies

Dass die Typen Gangsta-Rapper sein wollen, ist ja noch zu verstehen, wo doch all die heissen Miezen sich so sexy in den Gangsta-Jacuzzis räkeln, aber dass die jungen Dinger in der S-Bahn sich offenbar ebenfalls von diesen Hibedihop-Videos inspiriert fühlen und es als ein erstrebenswertes Ziel erachten sich mal in einem Rap-Video zu aalen, verblüfft mich dann aber doch ein bisschen. Ich wurde nämlich heute tatsächlich Zeuge einer Unterhaltung, in der ein paar Mädchen diskutierten, im Swimmingpool von welchem Rapper es wohl am coolsten wäre. Sixpacks waren dabei logischerweise eines der dominierenden Entscheidungskriterien, doch auch Quantität und Qualität der Bikinis besassen ihr umgekehrt proportionales Gewicht.
Ich erwarte ja nicht, dass Frauen sich nie als Sexobjekte darstellen sollen, aber wenn sie es schon tun, dann doch bitte zugunsten der eigenen Karriere. Die exotischen Tänzerinnen in den Clips tun dies ohne Zweifel, aber den Mädchen im Zug schien dieser Aspekt eigentlich gar nicht so wichtig zu sein.
Ich will mich hier nicht weit auf die Äste hinauswagen, aber würde das dann nicht bedeuten, dass Hibedihop-Tussie ein bürgerlicher Frauenberuf sein würde? Ganz nach dem Motto, dass die Frau selbstlos, aufopfernd und willig, während der Mann stark, durchsetzungsfähig, kämpferisch und egoistisch sein soll?