Schwarze Schafe

In einem gewissen Sinn kann ich ja verstehen, dass man sich ein Land ohne Kriminalität wünscht. Und natürlich erkenne ich durchaus den Zusammenhang zwischen der Abwesenheit von Kriminalität und der Abwesenheit der Kriminellen. Nicht umsonst steckt man schliesslich letztere ins Gefängnis. Doch ist es nicht auch mit eine Aufgabe des Strafvollzugs die Resozialisierung des Delinquenten in die Wege zu leiten? Zusätzlich natürlich zur Abschreckung möglicher Nachahmer, zum Stillen des Rachedursts der Geschädigten und nicht zu vergessen zum Schutz der Bevölkerung.
Alternativ kann man die Kriminellen natürlich auch des Landes verweisen. Als Abschreckung funktioniert das natürlich hervorragend – insbesondere, wenn man sie in die USA schickt. Auch der Rachedurst wird gestillt – jedoch nur, wenn man sie in die USA schickt. Und selbst die Bevölkerung wird geschützt – ausser wenn man sie in die USA schickt, denn dort werden sie Politiker und zahlen es uns mit amerikanischem Wechselkurs heim.
Ob jedoch die Resozialisierung im Ausland ebenfalls besser funktioniert als hier, wage ich – ehrlich gesagt – zu bezweifeln. Insbesondere wenn man die Bösewichte samt Eltern, Kindern, Brüdern, Schwestern, Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen, Grossonkel, Stiefschwestern, Hunden, Hamstern, Nachbarn, Arbeitskollegen, Postboten und der Kioskverkäuferin, die ihm letzten November Zigaretten verkauft hat, des Landes verweist, ihnen also das komplette soziale Umfeld mit gibt, welches ja tiefenpsychologisch ursächlich an deren Verruchtheit mitschuldig ist. Wie sollen sie so ein anderes, sprich sozial verträglicheres Wertesystem erlangen?

Es gehört doch zu den Pflichten eines demokratischen Staates, dafür zu sorgen, dass die Menschen Zugang zu Institutionen haben, welche sie im Umgang mit dem demokratischen Wertesystem, samt den Rechten und Pflichten, unterweisen. Es ist ja nicht so, dass beispielsweise das Mehrheitsprinzip eine von Natur aus intuitive Entscheidungsstrategie wäre.
Gehört es dann nicht auch zu den Pflichten eines Staates, selbst dafür zu sorgen, dass die schwarzen Schafe wieder auf den rechten Weg kommen? Man wirft ja auch nicht all jene Leute aus dem Land, die durch ihre linke und nette Gesinnung Vaterlandsverrat begehen. Nein, man pflastert einfach alle Wände mit Plakaten zu und spendiert ihnen eine saubere kleine Gehirnwäsche frei Haus.

Viktor

Als wir damals mit Osher, Udi und Viktor durch den Süden Chiles trampten, da erklärte uns der begeisterte Christ Viktor, dass die Juden, zu welchen zufälligerweise auch Osher und Udi gehörten, eigentlich Christen seien, es aber einfach noch nicht wüssten. Da wir die Diskussion auf Spanisch führten und ich dieser Sprache eigentlich gar nicht mächtig bin, war dies zumindest das, was ich damals zu verstehen geglaubt habe.
Nun bin ich mir aber nicht mehr so sicher, ob er damals wirklich von allen Juden sprach oder nur von Osher und Udi? Denn wer weiss, welche Rituale er des Nachts ohne ihr Wissen mit ihnen angestellt hat. Er hätte sie ja einfach mal taufen können.
Und nun stelle man sich Osher und Udis Erstaunen vor, wenn sie eines morgens im neuen statt im heutigen Jerusalem aufwachen. Oder viel mehr aus dem Schlaf gerissen werden, denn das neue Jerusalem strahlt und gleisst wie ein kristallklarer Jaspis – da ist an Ausschlafen nicht zu denken.

Eidgenössischer Klimawandel

In der Schweiz praktizieren wir die direkte Demokratie und jede Änderung der Verfassung unterliegt dem obligatorischen Referendum. Sollte man in dem Fall nicht annehmen, dass dann auch die Änderung der Verfassung unseres Klimas vors Volk kommen sollte?

IV-Missbrauch

Im Vorfeld zur Abstimmung über die 5. IV-Revision bin ich immer wieder Plakaten begegnet, die sich auf eine der folgenden beiden Parolen reduzieren liessen: „Gegen IV-Missbrauch ergo JA!“ respektive „Gegen IV-Missbrauch ergo NEIN!“.
Es ist schon witzig, dass sich beide Seiten der gleichen Propaganda bedienten, und wenn ich mir meine Überzeugung nicht ausgependelt hätte, so wäre ich bei dieser Informationspolitik wohl kaum zu einer rationalen Entscheidung gekommen.

Religiöse Veranlagungen

Ich glaube, das Problem mit dem Islam besteht darin, dass ihn die Muslime Ernst nehmen, und die Toleranz des Christentums verdankt sich dem Umstand, dass die Christen dieses nicht mehr ganz so Ernst nehmen.
Natürlich wissen wir, dass die Bibel die Homosexualität nicht billigt und als Heilung die Todesstrafe empfiehlt, doch wird heute kaum jemand ernsthaft verlangen, dass dieser Grundsatz wortwörtlich durchgesetzt werden soll. Denn noch vor das Wort Gottes wird bei uns der gesunde Menschenverstand gesetzt – in der stillschweigenden Annahme, dass dies im Grunde schon ein und dasselbe sein wird.
Sollte das Christentum wieder an ideologischer Macht gewinnen, so wird sich das auch in der Politik bemerkbar machen, denn ich glaube kaum, dass in einem demokratischen Land mit tiefgläubigen Christen beispielsweise die Abtreibung oder Euthanasie lange wird legal bleiben können. Und das völlig ungeachtet all der Versprechen, dass die Religion sich nur auf das Seelenheil des Suchenden konzentrieren wird. Die Religion hilft uns zu unterscheiden, was richtig und falsch ist, und demzufolge wird ein erstarkter Glaube auch jedes andere Feld, in dem über richtig und falsch entschieden werden muss, beeinflussen.

Ich frage mich, ob unsere Gesellschaft, die die biblischen Gesetze dem Konzept nach akzeptiert und deren Umsetzung sehr tolerant praktiziert, diese Gesetze auch heute noch allein auf der Basis dessen als im Grunde rechtskräftig versteht, weil sie in der Bibel stehen? Also ich finde, dass ein Gesetz, nur weil es auch in der Bibel steht, an Plausibilität und Rechtskräftigkeit weder gewinnt noch verliert.

Krieg gegen den Terror

Wenn man so will, kann man einem Land durchaus so etwas wie eine Persönlichkeit zusprechen. Wenn ich, wobei das ich hier vorzugsweise in einem ludwigschen „L’Etat, c’est moi!“ Sinn verstanden werden sollte, mit einem anderen Land in irgendeiner Art und Weise interagiere (ihm zum Beispiel ans Bein pinkle), so wird dessen Reaktion individuell sein. Das heisst, sie wird sich von den Reaktionen anderer Länder auf die gleiche „Provokation“ unterscheiden. Das Gleiche gilt natürlich auch für Konzerne, Turnvereine oder Familien.
In jedem dieser Fälle könnte man theoretisch so etwas wie einen emergenten Geist postulieren, welcher mehr als die Summe der darin versammelten Individuen darstellt. Die Ähnlichkeit zum Konzept einer juristischen Person ist hier natürlich nicht zufällig.
Ich kann einem Land einen Krieg erklären und dieses wird irgendwie drauf reagieren, denn Krieg ist eine Art der Interaktion, keine sehr erfreuliche, aber zumindest eine mit Tradition. Und dieser Krieg wird das Land verändern, denn er wird zu einem Teil seiner Geschichte und aus den Erfahrungen damit werden die Reaktionen auf ähnliche Vorfälle in der Zukunft in irgendeiner Art und Weise modifiziert werden. Je nachdem, wer ich bin, mehr oder weniger subtil.
Dem Terror kann ich jedoch keinen Krieg erklären, denn es handelt sich dabei nicht um eine „Persönlichkeit“, sondern um das Mittel einer „Persönlichkeit“ irgendetwas durchzusetzen. Der Terror kann zwar auf verschiedene Methoden zurückgreifen und diese den Umständen entsprechend anpassen, doch verändern tut er sich nicht.
Wenn wir nun aber dennoch dem Terror den Krieg erklären, so ist das nur ein Vorwand um nicht sagen zu müssen, dass wir den Krieg der „Persönlichkeit“ erklären, welche sich des Mittels des Terrors bedient. Und wenn man sich heute so umschaut, wäre diese „Persönlichkeit“ zweifellos die Religion im Allgemeinen und der Islam im Speziellen.

Potlatch

Wenn wir mit unserer Politik halbwegs zufrieden sind, dann heisst das doch, dass wir mehr oder weniger überzeugt davon sind, dass alle nötigen politischen Mechanismen angewendet und von alle intolerabelen die Finger gelassen werden. Einfach ausgedrückt – viel zu einfach natürlich – heisst das, dass in unserem System alle guten politischen Aktivitäten erlaubt und alle bösen verboten sein müssten.
Doch dem ist nicht so. Da wäre beispielsweise die böhmische Defenestration als adäquater Ausdruck einer politischen Gesinnungsdivergenz. Oder der Potlatch. Beides sind meines Erachtens erstrebenswerte politische Aktivitäten, die sich bei uns jedoch aus irgendeinem Grund nicht durchgesetzt haben.
Zur Defenestration will ich mich hier nicht weiter äussern, denn sie soll einen eigenen Artikel thematisiert werden, ich will mir dafür aber ein paar Gedanken über den Potlach machen.
Der Potlatch ist ein überschwängliches Fest des Schenkens – und wenn richtig durchgezogen auch ein kriegerischer Akt. Ursprünglich praktiziert wurde dieser Brauch unter den Indianern der amerikanischen Nordwestküste, woher auch der Name stammt, sowie in ähnlicher Form auch bei einigen Völkern auf Papua Neuguinea und den Maori auf Neuseeland. Die zwei Kontrahenten starten ein Gelage, bei dem sie solange dermassen auf den Putz hauen, bis mindestens einer der beiden pleite ist. Zwar nagt dann meist auch der andere am Hungertuch, doch tut er es stolz und voller Bewunderung aller anderen.
So müssten Kriege geführt werden! Die USA und der Irak machen zwei rauschende Feste für die Gegner und verprassen alles, was die Länder hergeben. Interessanterweise würde sich am Ausgang wohl kaum was ändern. Wenn nämlich die Amis ihre super-size-kalibrigen Geschütze von Fast-Food-Junkies auffahren, bleibt den Irakern nicht mal mehr das Haar auf dem Kopf, während diesen von Ronald McDonalds Happy-Meal das Eingeweide implodieren.
Wie gesagt, das Ergebnis wäre das gleiche, so der Sieg aber wesentlich ehrenhafter.

Ich frage mich, ob die berühmte Prophezeiung Häuptling Seattles, dass die Weissen noch bedauern würden, dass man Geld nicht essen kann, nicht falsch übersetzt worden ist? Denn als Indianer der Nordwestküste Amerikas war er mit dem Potlatch sehr wohl vertraut. Vielleicht war es ja keine Warnung sondern eine missverstandene Empfehlung an die Herren Generäle in Washington.

Wahlkampf

Wenn ein Politiker, wie er in seinem Wahrkampf behauptet, tatsächlich weiss, wie man die Arbeitslosigkeit wirkungsvoll bekämpfen kann, wieso verrät er dann, wenn er wider erwarten doch nicht gewählt werden sollte, sein Geheimnis nicht seinem Kontrahent? Ihm liegt ja, wie er sagt, in erster Linie das Wohl des Landes am Herzen und da spielt es doch eine untergeordnete Rolle, wem eine reale Verbesserung zu verdanken ist.

Steuersünder

Wenn alle Leute ihre Steuererklärung optimal ausfüllen würden und alle Sparmöglichkeiten nutzen würden, wie viel weniger an Steuergeldern würde dann der Staat wohl jährlich einnehmen?
Wenn mir mein Arbeitgeber irrtümlich eine Null zuviel aufs Lohnkonto einzahlt, so bin ich doch von Gesetzes wegen verpflichtet, es zurückzugeben. Sonst könnte die Verkäuferinnen ja auch gleich jeweils das Wechselgeld behalten mit der Begründung: „Kann ich doch nichts dafür, wenn Sie mir den falschen Betrag geben.“
Macht sich da der Staat nicht strafbar, wenn er bei den Steuern ein System verwendet, wo die Chance, dass der Bürger sich vertippt, bewusst einkalkuliert wird? Wie nennt man sowas? Betrügerische Absicht? Wucher? Unredlichkeit?

Helvetische Dungeons

Die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) hat gestern eine Petition mit 49’000 Unterschriften gegen DJ Bobos Vampirsong eingereicht. Er verletze ihre religiösen Gefühle und wirke sich durch Textzeilen wie „Verkauf deine Seele“ negativ auf die Gesellschaft aus.
Fürchtet die EDU etwa die Konkurrenz?
Droht der Vampirismus das Monopol der Religion auf den schlechten Einfluss zu sprengen?
Mal abgesehen von dem Mangel an Respekt vor etwas, das den Respekt gar nicht verdient, würde mich interessieren, wie dieses Lied konkret dem Schweizer Image schaden sollte? Befürchtet die EDU tatsächlich, dass die Abermillionen von Zuschauern nach der Eurovision Song Contests ihre Schweizer Konti auflösen werden?
Ist es nicht viel eher so, dass Vampire geradezu prädestiniert dafür sind die Finanzblutsauger zu representieren? Man würde sein Geld doch nicht ernsthaft bei Elfen anlegen wollen, oder?

Aus dem Leben eines Angestellten

Irgendwie haben sie es verpasst, mir den Lohn auszuzahlen. Das kann passieren, da muss man schon mal ein Auge zudrücken können. Einigermassen verwirrt hat mich jedoch die Weigerung den Sold noch vor der nächsten Lohnrunde in einem Monat auszuzahlen – ist ja nicht so, dass sie zur Bank weit laufen müssten. Vorschüsse so hiess es, würden nur in dringenden und begründeten Fällen ausbezahlt. Das ist zweifellos eine sehr vernünftige Einstellung, doch will ich keinen Vorschuss, sondern, wenn man es unbedingt ballistisch ausdrücken will, den Hauptschuss, welcher doch eigentlich analog nur in dringenden und begründeten Fällen nicht ausbezahlt werden sollte.
Ich glaube ich werde diese Strategie bei den Steuern versuchen: Ups, jetzt habe ich doch tatsächlich vergessen, die Steuererklärung abzugeben. Dann mach ich das – vorausgesetzt die Schweiz geht deswegen in der Zwischenzeit nicht bankrott – eben erst nächstes Jahr.

Das Nachspiel: Ich habe ihnen gesagt, dass das schon okay sein und dass sie die in diesem Monat aufgelaufenen Zinsen doch Greenpeace spenden sollen. Am nächsten Tag war das Geld auf meinem Konto.

Respekt?

Wenn jemand glaubt, die Steuern müssten erhöht oder gesenkt werden, ist es meine Bürgerpflicht mit ihm darüber zu diskutieren. Wenn aber jemand glaubt, den Lichtschalter am Samstag nicht betätigen zu dürfen, dann soll ich das respektieren?
Der einzige Unterschied ist, dass es im einen Fall Gründe für die Überzeugung gibt, im anderen jedoch nicht. Irgendwie haben es die Religionen fertig gebracht uns einzutrichtern, dass es Ideen gibt, über die man nichts böses sagen darf. Warum nicht? Einfach weil man nicht darf! Und die kommen damit sogar durch!

Sparpolitik

Ich frage mich, ob ein Gottesstaat, wo doch alles im Grunde klipp und klar sein müsste, mit weniger Bürokratie auskommt als – nun ja, sagen wir mal – die Schweiz? Man weiss, was richtig ist und was falsch, und im letzteren Fall weiss man auch, wie man das bestrafen muss. Keine Grauzonen die aufwendig und kostenverschlingend ausgelotet werden müssten. Auch bei der Bildung lässt sich relativ einfach eine Menge einsparen und was die Umweltauflagen betrifft, so liegt das bekanntlich nicht in unseren Händen.

Und sollte die Bürokratie einer Theokratie wirklich so schlank und preiswert sein, müsste da die SVP nicht die Initiative ergreifen und sie bei uns einführen?

Und wenn es der richtige Theo in der Kratie ist, sollte man dann nicht erwarten dürfen, sowas wie Öl zu finden?

Lang lebe der König!

Skilehrer zu sein ist Klasse, doch Dreikönigskuchenkönig zu sein ist noch viel, viel geiler. Respekt hatten die Skischüler zwar schon vorher, doch wandelte sich dieser durch die Krönung vom Akzeptieren des Rechts des Stärkeren in eine Art Ehrfurcht vor der Glorie von Gottes Gnaden. Ja, die Knirpse verneigen sich vor mir – natürlich immer noch unter der Androhung, dass ich ihnen andernfalls Schnee in die Unterhosen stecken würde, doch nun ahnen sie, dass mir mit der Krone auf dem Haupt Gott persönlich zur Seite steht und sich in seinem Zorn durchaus dazu hinreissen lassen könnte, den Schnee extra noch um ein paar Grade kälter zu machen.
Etwas später assen wir dann noch einen zweiten Dreikönigskuchen. Bei diesem wurde Pascal der Dreikönigskuchenkönig. So setzten wir uns also hin und überlegten uns, welche Gesetze wir erlassen wollen.

So höret und befolget, ihr Untertanen, was das Königspaar für gut befunden hat:

  • Der Linksverkehr wird eingeführt.
  • Die Schule fängt um 10 Uhr an. Prüfungen um 8 Uhr – weil dann aber keine Schüler da sind, müssen die Lehrer ihre Test wohl oder übel selber lösen.
  • Krieg wird weltweit bei einer Gefängnisstrafe nicht unter 10 Jahren verboten.
  • Diebstahl, mit Ausnahme von Bankraub, wird verboten.
  • Alle Frauen müssen in den Ballettunterricht.
  • Alle Männer müssen an jeden dritten Dienstag ein Tutu tragen.
  • Es gilt eine allgemeine Schneepflicht im Winter.
  • Alle Militärbudgets werden in Raumflottenbudgets umgewandelt.
  • Alle Bücher müssen Bilder enthalten.
  • Telefonbücher werden nach Schuhgrösse sortiert.
  • Tiere bekommen das Wahlrecht und Melkbecher müssen auf 38 – 39° C vorgewärmt werden.