Potlatch

Wenn wir mit unserer Politik halbwegs zufrieden sind, dann heisst das doch, dass wir mehr oder weniger überzeugt davon sind, dass alle nötigen politischen Mechanismen angewendet und von alle intolerabelen die Finger gelassen werden. Einfach ausgedrückt – viel zu einfach natürlich – heisst das, dass in unserem System alle guten politischen Aktivitäten erlaubt und alle bösen verboten sein müssten.
Doch dem ist nicht so. Da wäre beispielsweise die böhmische Defenestration als adäquater Ausdruck einer politischen Gesinnungsdivergenz. Oder der Potlatch. Beides sind meines Erachtens erstrebenswerte politische Aktivitäten, die sich bei uns jedoch aus irgendeinem Grund nicht durchgesetzt haben.
Zur Defenestration will ich mich hier nicht weiter äussern, denn sie soll einen eigenen Artikel thematisiert werden, ich will mir dafür aber ein paar Gedanken über den Potlach machen.
Der Potlatch ist ein überschwängliches Fest des Schenkens – und wenn richtig durchgezogen auch ein kriegerischer Akt. Ursprünglich praktiziert wurde dieser Brauch unter den Indianern der amerikanischen Nordwestküste, woher auch der Name stammt, sowie in ähnlicher Form auch bei einigen Völkern auf Papua Neuguinea und den Maori auf Neuseeland. Die zwei Kontrahenten starten ein Gelage, bei dem sie solange dermassen auf den Putz hauen, bis mindestens einer der beiden pleite ist. Zwar nagt dann meist auch der andere am Hungertuch, doch tut er es stolz und voller Bewunderung aller anderen.
So müssten Kriege geführt werden! Die USA und der Irak machen zwei rauschende Feste für die Gegner und verprassen alles, was die Länder hergeben. Interessanterweise würde sich am Ausgang wohl kaum was ändern. Wenn nämlich die Amis ihre super-size-kalibrigen Geschütze von Fast-Food-Junkies auffahren, bleibt den Irakern nicht mal mehr das Haar auf dem Kopf, während diesen von Ronald McDonalds Happy-Meal das Eingeweide implodieren.
Wie gesagt, das Ergebnis wäre das gleiche, so der Sieg aber wesentlich ehrenhafter.

Ich frage mich, ob die berühmte Prophezeiung Häuptling Seattles, dass die Weissen noch bedauern würden, dass man Geld nicht essen kann, nicht falsch übersetzt worden ist? Denn als Indianer der Nordwestküste Amerikas war er mit dem Potlatch sehr wohl vertraut. Vielleicht war es ja keine Warnung sondern eine missverstandene Empfehlung an die Herren Generäle in Washington.

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