Der Apfel

Schaut man sich ein bisschen in der Geschichte des Abendlandes um, so erkennt man ziemlich schnell, dass wo immer was aufregendes passiert, ein Apfel nie weit weg ist. Im Bewusstsein der westlichen Kultur fing die Geschichte selbst im Grunde sogar mit einem Apfel an, jener Frucht der Erkenntnis, deren Verzehr den Menschen befähigte zwischen gut und böse zu unterscheiden.
Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht auch, dass allem Anschein nach jedem Apfel stets das Chaos dicht auf den Fersen folgt. Das Weib – den Namen Eva erhielt sie erst später – sah, nachdem sie die Schlange darauf aufmerksam gemacht hat, dass von dem Baum – ich zitiere – gut zu essen wäre. Wie, frage ich mich, kann etwas gut sein, wenn die Fähigkeit zwischen gut und böse zu unterscheiden noch gar nicht vorhanden ist?
Ihr wollt mehr Beispiele? Wie war das doch gleich mit Eris, der griechischen Göttin der Zwietracht, die in die Gästeschar von Peleus und Thetis Hochzeit den berühmten goldenen Apfel warf und damit de facto den Trojanischen Krieg vom Zaun brach? Peleus und Thetis waren die Eltern von Achilles und werden diesen wohl erst nach der Vermählung gezeugt haben. Wie kann Achilles dann noch vor der Hochzeit in Sparta um Helenas Hand geworben und das von Odysseus ersonnene Schutzbündnis ratifiziert haben, welches ihn dann später in die Pflicht nahm Troja und Paris wegen der kurz nach der Hochzeit geraubten Helena platt zu machen?
Ein weiteres Beispiel gefällig? Nach der Schlacht von Camlann, in der Artus Mordred tötet und selbst tödlich verwundet wird, bringen ihn drei Priesterinnen nach Avalon, was so viel heisst wie Insel der Äpfel. Ob er da stirbt oder überlebt ist nicht überliefert, doch ist sehr wohl bekannt, dass im Anschluss Europa ins Chaos des finsteren Mittelalters stürzte.
Oder Hamlets Wahnsinn! Es gibt Augenzeugen, die beschwören, dass der Prinz von Dänemark seinen berühmten Dialog nicht mit Yorick Schädel hielt, sondern mit einem verschrumpelten, alten Apfel.
Oder Tells berühmter Apfelschuss. Auch da brach das blanke Chaos aus – zumindest aus der Sicht der Habsburger.
Oder der Reichsapfel der Monarchien, der die Weltherrschaft symbolisieren sollte und damit nie gerade zum Weltfrieden beitrug.
Oder die Mätresse Madame de Pompadour – hier findet sich der Apfel fast nur im Namen -, die Ludwig XV. den Kopf verdrehte.

Wie gesagt, die Geschichte ist gespickt mit Äpfeln. Oder umgekehrt, der Apfel, wenn man ihn als ein höheres Prinzip verstehen will, ist gespickt mit Geschichte. Es stellt sich nur noch die Frage, mit was sonst noch?

Was brachte Isaak Newton der Gravitation auf die Spur? Der Apfel, der ihm auf die Birne fiel. Natürlich ist das nur eine nette Anekdote, mit der er seinerzeit die Damen unterhielt, nichtsdestotrotz war es ausgerechnet der Apfel, der ihm angeblich die Erkenntnis gebracht haben soll und die Frauen mit seinen süssen, roten Wangen davon abbrachte, diese Gravitation etwas genauer erklärt bekommen zu wollen.
Könnte es sein, dass die Frauen seit jenen verhängnisvollen Zeiten zu Beginn der Geschichte, im Angesicht des Apfels instinktiv die Flucht ergreifen? Auch im Schneewittchen konnten sie sich vom Apfel nichts gutes erhoffen. Dass also die in der Serie „Sex in the City“ propagierten Manolos nichts weiter sind als das Bestreben möglichst viel Distanz zwischen sich und dem Big Apple zu bringen?
Doch nicht nur New York versucht seinen Platz in der Geschichte mit einem pomologischen Spitznahmen zu ergattern. Im Mittelalter hiess man Konstantinopel auch „den goldenen Apfel“.
Mit dem Apfel schmücken sich des weiteren auch das legendäre Plattenlabel der Beatles und die ebenso berühmte Computerfirma. Ob der Name Apple jedoch auch der Tochter von Gwyneth Paltrow zu Ruhm und Ehre gereicht, wird wohl erst die Zukunft zeigen.

Ich rekapituliere.
Erstens: Erkenntnis und Zwietracht sind Schwestern, und zwar siamesische.
Und zweitens: wo auch immer in der Welt etwas dramatisches passiert, ein Apfel ist immer in der Nähe. Und sei es auch nur in der Form eines hübschen Frauenhinterns. Das heisst natürlich nicht, dass birnenförmige Hintern nicht auch wunderschön wären, bloss das die keinen Einfluss auf die Geschichte haben.

Palästina

Ich habe kürzlich gehört, dass seit dem Wiederaufflammen der Feindseligkeiten zwischen Palästinensern und Israelis auf Seiten der Palästinenser 500 und auf Seiten Israels 2 Tote zu beklagen sind. Die 2 sind Opfer terroristischer Akte, während die 500 den Bemühungen Israels zuzuschreiben sind, diese terroristischen Akte ein für alle Mal zu beenden.
Also ich finde dieses Verhältnis irgendwie ziemlich krass. Vor allem wenn man bedenkt, wie viel mehr Leute in der gleichen Zeit an Autounfällen, den Folgen des Rauchens oder der häuslichen Gewalt über den Jordan schritten.

Radar: eine Schikane?

Kürzlich haben sich da so ein paar Käuze in der Arena darüber unterhalten, ob die neuerdings vermehrt eingesetzten Radargeräte bloss Abzockerei seien oder auch etwas mit Sicherheit zu tun haben. Ich bin kein Autofahrer und es gelingt mir nur selten mit dem Fahrrad auf der Autobahn so eine Falle auszulösen, deshalb erscheint mir die ganze Diskussion etwas bizarr. Man kann sich durchaus darüber streiten, ob eine Geschwindigkeitsbegrenzung an diesem oder jenem Ort sinnvoll ist, aber wenn da eine ist, dann heisst das doch, dass es da verboten ist schneller als angegeben zu fahren, oder? Und zwar verboten von einer Instanz, die sich das Recht herausnehmen darf, denjenigen, der der Anordnung zuwiderhandelt, zu bestrafen, oder?
Ich kann ja verstehen, wenn sich der Automobilist darüber aufregt, wenn fünf Radarfallen unmittelbar hintereinander aufgestellt werden, denn in diesem Fall wird er für das gleiche „Verbrechen“ gleich mehrfach bestraft und das läuft irgendwie diametral unserem Rechtsempfinden entgegen, aber wenn jeweils zwischen zwei Apparaten eine Geschwindigkeitsbeschränkung in Form eines Strassenschildes steht, dann sehe ich da eigentlich keine moralischen und rechtlichen Probleme. Aber vielleicht bringe ich da auch etwas durcheinander, denn es will mir partout nicht einleuchten, weshalb sich – so dies tatsächlich eine amoralische Abzockerei ist – Autodiebe nicht auch darüber beklagen dürfen sollten, dass viel zu viele Autos eine Alarmanlage haben und dass dies nichts anderes als eine willkürliche Einbuchterei seitens der Behörden darstelle.

Damit spreche ich mich in keiner Weise für eine Null-Toleranz-Haltung aus. Ich wundere mich nur darüber, dass Gesetzesübertreter es als einen Affront empfinden, wenn sie zur Kasse gebeten werden. Beim weiter oben erwähnten fünften Radarblitz in Serie, denke ich, könnte nämlich durchaus ein kleiner Mengenrabatt drin liegen.

Aber die Frage ist schon berechtigt: Darf man den Staatshaushalt mit Busszetteln sanieren? Ich glaube schon. Ich würde einfach nicht die AHV auf diese Einnahmequelle konzentrieren. Und überhaupt, ich möchte nicht wissen, den wievielten Teil meiner Steuern ich quasi als Strafe für meine Ignoranz gegenüber den Abzugsmöglichkeiten zuviel bezahle.

Skinheads und die Blondine

Da war eine Gruppe von Skinheads am Bahnhof Altstetten und an ihnen vorbei ging eine Blondine, deren Sexappeal weitherum seinesgleichen sucht, und kein einziger schaute ihr nach. Skinheadismus ist definitiv nicht meine Ideologie.

Stripendium gefällig?

Natürlich hoffe ich, dass es nur eine Zeitungsente war, wenn ich mir auch kaum vorstellen kann, dass irgendjemand anders als ein Bushianer überhaupt auf eine solche Idee kommen könnte, ignorieren dürfte man sie jedoch auch dann nicht.

Uganda ist eines der wenigen Länder Afrikas, die im Kampf gegen Aids Erfolge vorweisen können. Diese beruhen in erster Linie auf dem so genannten ABC-Programm, das Keuschheit (Abstinence), Treue (Be Faithfull) und Safer Sex (Condoms) kombiniert. Zumindest letzteres bedingt natürlich ein gewisses Mass an Aufklärung.
Unter dem Einfluss der US-Evangelikalen kürzte nun die neue Regierung Ugandas das C aus dem Programm und setzt einzig und allein auf die Enthaltsamkeit. Und um dieser neuen Doktrin noch mehr Nachdruck zu verleihen, erwägt man nun, und das ist meines Erachtens die hühnerhautkitzlige Idee, ob man nicht Universitätsstipendien für Jungfrauen vergeben solle.

Genau diese Art von Motivation finde ich fantastisch! Bloss sollte man sie nur für das Gute einsetzen! In Anlehnung an diese Strategie plädiere ich daher für grosszügige Stipendien für Strapsenträgerinnen!

Von Irrflügen

Heute flog an meinem Fenster eine Taube mit einem Olivenzweig vorbei. Ich fürchte es war die Friedenstaube des Israel-Libanon-Konfliktes, welche wegen dem Sendemast, der keine 20 Meter von hier entfernt steht, vom richtigen Weg abgekommen ist.
Zugegeben, die Taube war nicht weiss und der Zweig stammte eher von eine Esche, aber der Friede muss ja auch nicht unbedingt perfekt sein. Es reicht, wenn sie sich gemeinsam an den Tisch setzen und einfach mal aufhören sich gegenseitig weh zu tun.

Unser Umgang mit der Hitze

Also zuallererst möchte ich hier festhalten, dass ihr alles Memmen seid!
Kaum ist es mal ein bisschen wärmer, schon fangt ihr an zu jammern und zu stöhnen. Dass es viiiel zu heiss und alles sooo mühsam sei.
Alles was es braucht, ist ein bisschen Selbstdisziplin: Arbeitet einfach ein bisschen weniger! Und meine Damen, auch beim Rock kann man noch sparen.

Da man sich aber grundsätzlich nicht auf die Vernunft der Menschen verlassen kann, empfehle ich folgende Änderungen in der Bundesverfassung, die dem hitzebedingten Unwohlsein vorbeugen könnten:

  • Die Aufteilung von Tag und Nacht in gleichlange Zeitabschnitte wird abgeschafft und durch gleich viele Zeitabschnitte zwischen Sonnenauf- und -unter- und -unter- und -aufgang ersetzt. Das heisst, dass die Tagstunden im Sommer länger sind als die Nachtstunden und die Nachtstunden im Sommer kürzer sind als die Nachtstunden im Winter. Zu beachten gilt aber, dass der Stundenlohn keinen Unterschied zwischen Sommer und Winter macht, genauso wenig wie die Produktivität. Das heisst, dass man im Sommer für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn hat wie im Winter – bloss mit ein bisschen mehr Zeit.
  • Weiter wird der Mittag für jeden Ort dergestalt bestimmt, dass es derjenige Augenblick ist, wo die Sonne im Zenit steht. Auf diese Weise würden die langen, nervenaufreibenden Schlangen in den Kantinen entfallen, weil die Leute je nicht mehr gleichzeitig Mittag haben würden.

Dass man auf die natürliche Stundenlänge sowie die individuelle Mittagszeit während der ganzen Industrialisierung verzichtet hat, lag an der technischen Unzulänglichkeit jener Epoche, doch mit unserer modernen Technik stellt das nun keinerlei Probleme mehr dar.

Und folgendes noch am Rande: Die Siesta wird ins Arbeitnehmerschutzgesetz aufgenommen.

Carretera Austral

Einer der schönsten Teile unserer Reise durch Argentinien und Chile war die „Carretera Longitudinal Austral Presidente Pínochet“, die mehr als 1000 km lange Schotterpiste von Puerto Montt bis Villa O´Higgins im Süden Chiles. Nun haben wir aber gestern im Fernsehen den Dokumentarfilm „Carretera Austral – Die Abenteuerstrasse Patagoniens“ von Ebbo Demant gesehen und als wir uns diesen so anschauten, beschlich uns das dumpfe Gefühl, dass es da zweifellos ganz schön sein mag, aber dass man da deswegen noch lange nicht gleich hinzureisen braucht.
Also das pure Gegenteil zu dem, was wir vor Ort empfanden.

Die Orte, die im Film besucht wurden, haben auch wir uns angesehen und geregnet hat es bei uns allem Anschein nach auch wesentlich mehr, doch die bittere Armut, die dort sicherlich auch herrscht, wie auch die Gräueltaten an der Natur, die dort im Namen des Fortschritts begangen wurden, drängten sich uns längst nicht so auf wie in diesem Film. Vielleicht wollten wir diese auch nicht sehen, das ist schon möglich, doch hege ich den leisen Verdacht, dass die Filmcrew dem gegenüber nichts anderes sehen wollte. Schliesslich wurde diese Strasse von einem Diktator gebaut und da ist es unsere moralische Pflicht, nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, dass daraus etwas Gutes entstehen kann.
Wir sahen es wohl etwas anders. Da ist ein unbeschreiblich schöner Fleck, der bis vor kurzem so gut wie unzugänglich war. Der eiserne menschliche Wille hat ihn erschlossen, doch nur für jeweils zwei Monate im Jahr. Während dem Rest des Jahres gehört die Natur sich selbst. Dort zu leben ist hart, aber man ist immerhin ein Pionier. Und dieser Pioniergeist war da und – so schien es uns zumindest – immer noch sehr gut spürbar. Und abgesehen davon steht in jedem dritten Dorf ein ernstgemeintes Pínochet-Denkmal.
Und wenn alles andere auch nicht funktioniert, so sind wir immer noch in Chile, wo es an jeder Ecke eine Apotheke hat und ein Aspirin immer in Reichweite ist.

Vielleicht sollte ich die nächste Feriendestination nach dem übelsten Dokumentarfilm auswählen. Schliesslich gibt es immer auch noch andere Perspektiven.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Warum sollten Frauen für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn kriegen wie die Männer? Ihr Friseur ist zwar teuerer und auch all die Schuhe müssen irgendwie bezahlt werden, doch verbrennen Männer, wie man gemeinhin weiss, mit demselben Körpergewicht mehr Kalorien als Frauen. Das Prinzip „gleicher (finanzieller) Lohn für gleiche Arbeit“ bedeutet demzufolge einen höheren (sättigenden) Lohn für die Frauen. Ist das wirklich gerecht?
Der Vorschlag dies als Kompensation der in der Vergangenheit erlittenen Ungerechtigkeiten zu verstehen, ist zwar verständlich, aber – zumindest wenn man nicht Anhänger der Erbschuld ist – nicht wirklich gerechtfertigt.
Eben gerade weil die Bedürfnisse jedes Einzelnen verschieden sind, darf die Perspektive, aus welcher man die Lohnungleichheit bekämpfen muss, nicht, wie oben, die der Arbeitnehmer sein, sondern jene der Arbeitgeber. Profit aus der Ungleichheit der Menschen zu schlagen ist nicht fair. Auf diese Weise werden sie nämlich gegeneinander ausgespielt und dienen lediglich als Mittel zum Zweck.
Woraus man einzig und allein Profit schlagen dürfen sollte, ist das Gefälle beim Know-how. Wer etwas besser, schneller, billiger oder glänzender produzieren kann, sollte das Geschäft machen und nicht der, der seinen Arbeitern, oder einem Teil von diesen, aufgrund irgendwelcher fadenscheiniger Argumente weniger zahlt.
Wie steht es nun aber mit Arbeiten, die ich billiger im Ausland machen lasse? Verstösst das nicht auch gegen das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“? Ich vermute fast, dass es das sehr wohl tut.
Man könnte einzuwenden versuchen, dass man doch einem Inder nicht Schweizer Löhne zahlen könne, schliesslich ist da alles viel billiger, doch ist dieses Argument wieder aus der Perspektive der Arbeitnehmer formuliert, was, wie wir gesehen haben, nicht wirklich zulässig ist. Der Clou hierbei ist, dass der Arbeitnehmer ja nicht notgedrungen all das Geld kriegen muss, das der Arbeitgeber für ihn ausgibt. Den Unterschied könnte man beispielsweise als Steuer verstehen, Geld, welches dem ganzen „armen“ Staat zugute kommt. Und trotzdem könnte es sich lohnen im Ausland zu produzieren, wenn dort das Know-how grösser ist.

Mir ist schon klar, dass ich der Marktwirtschaft damit womöglich den einen oder anderen Stein in den Weg lege, doch meine philosophische Intention war schon immer nur die utopische Gerechtigkeit.

Schweiz adieu

Zitat plusminus von Beni Thurnheer: „Wenn ich eine Zeitmaschine hätte, würde ich zurückreisen zu dem ersten Penalty, den der Zubi noch gehalten hat ,und dann würde ich die Zeit nochmals laufen lassen.“
Ob das am Ausgang was ändern würde?
Wenn die Schweiz schon nicht auf dem Fussballfeld weiterkommt, vielleicht schafft sie ja den Durchbrauch in der temporalen Physik, jetzt, wo der Beni den Schweizern diesen Floh ins Ohr gesetzt hat.
Ja, die Schweiz als Zeitreise-Forschungsstandort der Zukunft und demzufolge auch der Vergangenheit.

schweiz.ch

„Nach langem Streit gehört die Internetadresse schweiz.ch nun doch der Eidgenossenschaft. Die Weltorganisation für geistiges Eigentum hat dem Bund die Adresse zugesprochen, weil der bisherige Eigentümer der Adresse keine Rechte am Namen geltend machen könne.“
Ich bin ein erklärter Gegner von geistigem Eigentum (mit dem materiellen komme ich klar) und da überrascht es mich natürlich ungemein, dass die Weltorganisation für geistiges Eigentum, die sich diesen Nonsens sogar auf die Fahne geschrieben hat, zum genau gleichen Schluss kommt wie ich. Nämlich, dass es tatsächlich ganz richtig ist, dass schweiz.ch der Eidgenossenschaft zugesprochen wird.
Geradezu lächerlich finde ich aber, dass es so lange gedauert hat. Ob das dem Einfluss des Glaubens an das geistige Eigentum zuzuschreiben ist?

Da ist aber noch eine andere Sache die ich an dieser Stelle loswerden möchte.
Habt ihr euch schon mal ein paar Minuten lang auf das Wort „Schweiz“ konzentriert? Vertieft euch einfach mal für eine Weile in das Schriftbild des Wortes:

Schweiz

Bei mir fängt es bald an irgendwie seltsam auszusehen. Völlig wirre Assoziationen stellen sich ein und ich habe das Gefühl als versuche sich mir das Wort zu entziehen. Spookie!
Ist das mit jedem Wort so?

Käsekuchen

Nein. Hier bleibt alles normal.
Seltsam…

Mozart zum Kugeln

Das sind Nachrichten von der Art, wie ich sie mir wünsche. Keine Kriege, keine Krankheiten, keine Unfälle, keine Politiker, keine Diebstähle, keine Sexskandale. Bloss unglaubliche Enthüllungen, die alles, was wir zu wissen glauben, auf den Kopf stellen.
Heute im Kulturteil des Tagesanzeigers: Rossinis Opern sind Mozarts Werk. Da steht, dass Mozart mitnichten 1791 gestorben und in einem Massengrab verscharrt worden sei, sondern sich nach Italien absetzte und dort unter Rossinis Namen weiter Opern komponierte. Und das bis 1829.
Ganz besonders gefällt mir daran, dass damit die ganze Literatur zu Mozart (Mozartkugeln inklusive) von einem Augenblick zum anderen Makulatur wurde. Das nenn ich epistemologisches Recycling.

Und noch eine Bemerkung am Rande: Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft. Sollte es da nicht dem Souverän überlassen bleiben, zu entscheiden, welcher Artikel in der 1. April – Ausgabe die Zeitungsente ist?

Die Tücken der Zeitumstellung

U1_dali-uhrMan kann eine Uhr vorstellen, man kann sie nachstellen und man kann sie schräg aufhängen. Letzteres empfiehlt sich natürlich nur bei analogen Wanduhren. Die gehen dann zwar je nachdem fünf Minuten vor respektive nach, doch ist das ein kleiner Preis für die ersparte mühselige Fiselarbeit.
Ich glaube ohnehin, dass man die Bedeutung des Minutenzeigers masslos überschätzt. Wenn man zum Beispiel auf meine Freundin wartet, dann kann man ihn eh vergessen.
Die Umstellung von Sommerzeit auf Winterzeit ist ohnehin so eine Sache. Die einen finden sie gut, die Kühe weniger. Die ganzen Argumente für und wider, so wie sie zur Zeit und alle Jahre wieder durch die Medien schwirren, finde ich jedoch allesamt irrelevant. Das einzige was zählt ist folgendes: Die Umstellung im Herbst ist cool, die im Frühling lästig. Warum lösen wir das Problem also nicht einfach auf die demokratische Art und lassen die eine bestehen und schaffen die andere ab?
Damit würde sich unser Tageszyklus innerhalb von 24 Jahren einmal um sich selbst drehen und den Leuten (und Kühen) wertvolle Einblicke in die Zeitzonen der verschiedenen Kulturschaffenden gewähren. Es ist nur gerecht, wenn auch die Berufsgruppen, die nur Nachts operieren können, ihr Tagwerk auch mal bei Tageslicht erledigen.

Die Zeitung im Koffer des Diplomaten

In Afghanistan steht ein Mann vor Gericht, weil er vom Islam zum Christentum konvertiert ist. Dafür könnte er laut afghanisches Recht im Extremfall zum Tode verurteilt werden. Natürlich sind westliche Regierungen, welche dort humanitäre Hilfseinsätze leisten, empört. Und genau so selbstverständlich ist an einem Versuch einer beschwichtigenden Einflussnahme an sich auch nichts auszusetzen. Doch sollte diese lieber nicht über die Massenmedien gehen.
Meines Wissens wurde nämlich noch keine Regierung (vom eigenen Volk) abgesetzt, nur weil eine andere Regierung deren Wünschen nicht nachgekommen ist. Umgekehrt sieht die Sache hingegen anders aus. Wie steht denn eine Regierung vor ihrem Volk da, wenn sie sich dem (heidnischen) Druck von aussen beugt? Mit ziemlich heruntergelassener Hose, würde ich sagen.
Auf der anderen Seite jedoch steigert es das Image einer Regierung ungemein, wenn sie sich lautstark für die Freilassung des Angeklagten einsetzt. Damit zeigt sie moralische Integrität und ungestümen Tatendrang und zwar freihaus und ohne Risiko: Setzt sie sich durch, ist sie der einflussreiche Lebensretter, wenn nicht, sind die anderen blutrünstige Bestien.
So leid es mir tut, aber der Motor dahinter sind die Medien. Denn sie sind es, die Leute als Helden oder Hampelmännern erscheinen lassen – und nichts dazwischen! Dass die Presse die vierte Macht im Staat ist, liegt nämlich weniger darin, dass sie die Leser mittels der Wahrheit zu mündigen und verantwortungsvollen Bürgern machen würde, sondern viel mehr, dass sie sich von allen Seiten gleichermassen instrumentalisieren lässt und damit ein mehr oder weniger stabiles politisches Gleichgewicht schaffen kann. Auf internationalem Parkett stossen dagegen, wie wir sahen, mit der politischen Existenzangst auf der einen und der effekthascherischen Eitelkeit auf der anderen Seite zwei völlig unvereinbare Interessen zusammen.
Im Interesse des Angeklagten, sollte man es daher möglichst vermeiden, die afghanische Regierung vor die Wahl zwischen Begnadigung & Hampelmann oder Galgen & Unabhängig zu stellen (das erste bezieht sich jeweils auf das Schicksal des Angeklagten, das zweite auf das Image der Regierung). Man darf also durchaus mit dem Abzug der Hilfstruppen oder irgendwelcher Investition drohen, doch nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit!