Eifersüchtiger Mann vs. Eifersüchtige Frau

Wenn ein Mann auf seine Frau eifersüchtig ist, dann betrachtet sie das als einen Liebesbeweis und stellt irgendetwas an, was ihn die Eifersucht vergessen lässt.
Wenn eine Frau hingegen auf ihren Mann eifersüchtig ist, dann betrachtet er das als einen Verdacht und wenn er dann das gleiche wie sie im umgekehrten Fall anzustellen versucht, was sie die Eifersucht vergessen lassen soll, so wird ihr Verdacht dadurch automatisch zur Gewissheit.
Fazit: Wenn der Mann eifersüchtig ist, kann er nur gewinnen. Wenn die Frau eifersüchtig ist, kann er nur verlieren.

Amortisation

Es ist doch eine Verschwendung, wenn Maschinen unbenutzt einfach nur rumstehen. Ausser Panzer und Flugzeugträger natürlich. Oder mein Computer in der Arbeit – die Welt ist nämlich viel schöner, wenn er nicht benutzt wird. Oder Autos. Oder Kettensägen. Oder Bohrinseln. Oder Fernseher. Oder Mikrowellenöfen. Oder Nasenhaartrimmer.
Wenn ich es mir recht überlege, so ist es eigentlich genau umgekehrt. Es ist unter dem Strich wohl besser, wenn die Maschinen unbenutzt rumstehen. Ausser Schokoladeneismaschinen natürlich.

Es ist ja nicht so, dass die Maschinen gebaut worden seien, weil wir sie brauchen.
Vielmehr wurden sie gebaut und uns verkauft, damit wir sie brauchen.

Öffentliches Ärgernis

Mit „ungebührlichem Verhalten“ oder dem „Nichtwahren von Sitte und Anstand“ in der Öffentlichkeit kann man sich der Erregung öffentlichen Ärgernisses strafbar machen. Aber wie begründet sich ein Verhalten als ungebührlich? Wie kann es sein, dass die Scham, die jemand empfindet, wenn er mich an der Bushaltestelle poppen sieht, mir zum Vorwurf gemacht werden kann? Ich bespringe ja weder ihn, noch seine Frau, noch ist zu befürchten, dass er Gehörschäden vom verzückten Stöhnen meiner Partnerin davontragen wird. Wenn es regnet und wir für unsere Übungen überdurchschnittlich viel Platz beanspruchen und er sich deswegen genötigt sieht ausserhalb des Unterstands auf den Bus zu warten und er sich dabei zu allem Überfluss noch eine Lungenentzündung holt, dann okay, aber sonst? Wie legitimiert sich das Verbot meinen Allerwertesten der Öffentlichkeit zeigen zu dürfen? Einfach dadurch, dass es scheinbar der Spezies Mensch (und nur der Spezies Mensch!) peinlich ist dem Beizuwohnen und wir uns gemeinsam darauf geeinigt haben, sowas einfach nicht zu tolerieren? Das wäre – obgleich etwas willkürlich – ein durchaus legitimer Grund.
Doch wenn wir uns alle über Jugos, Juden und laute Jugendliche aufregen, sind die dann nicht auch ein öffentliches Ärgernis? Und müsste man sie logischerweise nicht auch alle einsperren?

Was ist Kunst?

Der Versuch Kunst definieren zu wollen, ist natürlich ein Widerspruch in sich, denn seit jeher war es eine der vornehmlichsten Eigenschaften der Kunst – ob nun gewollt oder nicht – den universellen Gültigkeitsanspruch jeder Struktur und Ordnung in Frage zu stellen.
Eine Implikation davon ist, dass die Wahl des Mediums oder Materials, aus dem die metaphorische Abrissbirne gegossen wird, dem Künstler offen steht. Dass er sie ganz den Bedürfnissen entsprechend anpassen kann – oder viel mehr muss.
In einem Land, wo sich die Grenzen darauf beschränken, dass man nicht bei Rot über die Strasse geht, was zu allem Überfluss sogar relativ vernünftig ist, was will man da schon mit Farben, Klängen oder Formen ausrichten? Guerilla-Zebrastreifen malen? Motorengeräusche fälschen? Strassen verlegen? Soll man sich gegen Politikerinnen auflehnen, die fordern, dass bei der Ampel violett statt orange verwendet wird? Oder gegen Polizisten, die nach Lust und Laune die Grünintervalle verkürzen oder verlängern?
An einem solchen Ort trägt der wahre Künstler keine Jesus-Latschen und mieft nicht nach Terpentin, billigem Wein und filterlosen Zigaretten. Nein, er trägt nicht allzu teure Lackschuhe, einen Anzug und eine Aktentasche mit einer Banane und ner Birne drin. Es ist der Bürokrat, der täglich pflichtbewusst seine Arbeit verrichtet und Kopien von Kopien durch die weit verzweigte Verwaltung schleust. Das Interessante an der Beamtenherrschaft ist nämlich insbesondere, dass sie weniger ihre Arbeit verrichtet, als sich vielmehr selbst erschafft. Es ist ein graues, unauffälliges, exponentielles System, welches seine Dynamik aus der enormen Kreativität seiner Formulare, Stempel und Softwarelösungen schöpft.
Kein normaler Mensch würde einen solchen Moloch füttern, genauso wie kein normaler Mensch zugunsten eines unverkäuflichen Bildes sich ein Ohr absäbeln würde. Doch Künstler sind keine normalen Menschen und sie tun nicht, was zu ihrem persönlichen Vorteil gereicht, sondern was die Gesellschaft von ihren verstaubten Altlasten befreit. Und die Bürokratie zerstört man am effektivsten, denn man sie so lange füttert bis sie explodiert. Und dafür braucht man nicht allzu teure Lackschuhe, einen Anzug und eine Aktentasche mit einer Banane und ner Birne drin.

The nose knows

Die Begriffe „know“ (wissen) und „nose“ (Nase) haben den gleichen Ursprung. Die Beziehung zwischen Wissen und Nase mag vielleicht auf den ersten Blick absurd erscheinen, doch wenn man es sich etwas genauer ansieht, stösst man praktisch mit der Nase drauf: Man riecht einen Schwindel („Etwas ist faul im Staate Dänemark“ – Hamlet), die Nasenmimik ist verräterisch (Pinoccios Nase wächst, wenn er lügt), die Nase ist ein Wegweiser (einfach der Nase nach), … die Liste liesse sich beliebig fortsetzen.
Führt man sich diese aussergewöhnlich explizite Korrelation von Erkenntnis und Nase vor Augen, so wird so manche geopolitische Entscheidung, welche unseres Erachtens wider besseres Wissen gefällt worden sein muss, schlagartig verständlich.

Bevor ich jedoch hier darob ins Lamentieren verfalle, überlasse ich das Wort lieber anderen, die über dieses Phänom schon länger nachgegrübelt haben:
„Had Cleopatra’s nose been shorter, the whole face of the world would have changed.“ (Blaise Pascal)
„My nose itched, and I knew I should drink wine or kiss a fool.“ (Jonathan Swift)
„A large nose is the mark of a witty, courteous, affable, generous and liberal man.“ (Cyrano de Bergerac)
„The ear disapproves but tolerates certain musical pieces; transfer them into the domain of our nose, and we will be forced to flee.“ (Jean Cocteau)
„I am thankful for laughter, except when milk comes out of my nose.“ (Woody Allen)

Manifesto

Frauenhintern machen sich gut in Jeans. Ob es bei den Männern ebenso ist, kann ich nicht beurteilen – eine repräsentative Umfrage über meinen Allerwertesten lässt jedoch vermuten, dass es sich da ebenso verhält.
Wie vielleicht einige von euch wissen, beschäftige ich mich schon längere Zeit mit diesem Thema und kann mit Stolz auch schon einige beachtenswerte Erfolge vorweisen. Beispielsweise fand ich heraus, dass sich dieses gestickte Muster, welches häufig die Taschen am Po ziert, „Lazy S“ nennt und die Hörner eines Rindes symbolisieren soll – quasi als Hommage an die guten, alten Cowboy-Tage.
Nun musste ich im letzter Zeit immer wieder mit bedauern feststellen, dass es auch durchaus ansehnliche Damenhintern gibt, die irgendwie eine recht lausige Figur in ihrer Jeans machen. Es bedurfte schon eingehender Studien, bis ich schliesslich herausfand, woran es liegt. Es ist die Tasche am Po. Wenn sie zu tief sitzt und nicht nur mehr bloss auf dem Gesäss liegt sondern bis auf den Oberschenkel reicht, oder gemäss der Optik ausgedrückt wenn die Form der Tasche nicht mehr nur konvex ist sondern auch mehr oder weniger konkave Partien aufweist, dann wird die Harmonie der fliessenden Kurven empfindlich gestört.
Der Grund für dieses Phänomen ist häufig ein Platzproblem bedingt durch den tiefen Schnitt der Hosen. Natürlich eröffnet dieser dem Betrachter durchaus lohnende Einblicke, jedoch nicht um jeden Preis.

Kennt ihr das Problem? Und enttäuscht euch die erwähnte Konstellation auch stets wieder aufs neue? Oder mögt ihr vielleicht sogar diese Konkav-Konvexität?

Der Teufel im Argument

U1_Dali_TeufelalsLogikerWenn sich zwei über ein komplexes Thema streiten und der eine kann logisch* herleiten, wie der andere zu seiner Position gekommen ist, welchem der beiden Kontrahenten würdest du dann, selbst ohne die Argumente zu kennen, eher die vernünftigere Position attestieren?

*Eine Erklärung für den Irrglauben des anderen, die sich auf den Einfluss des Satans beruft, sollte sollte im Interesse der Rationalität nicht guten Gewissens als logisch bezeichnet werden.

Blumen auf den Blüten

Die Hippiebewegung stellte sich doch anno dazumal gegen die sinnentlehnten Wohlstandsideale und wenn man eine einzelne Institution als Repräsentant all dessen bestimmen müsste, was den Idealen des Flower Powers entgegenstand, so wären es sicherlich die Bank.
Heute feiert die CREDIT SUISSE sich selbst im Strandbad Tiefenbrunnen. Der Anlass ist das 150 Jahr Jubiläum und das Motto „Let ’em Roll“ – mögen die 60er und 70er wieder aufleben. Wir sollen uns in unsere beste Hippie-Kluft schmeissen und ein Ambiente geniessen, wie es in jener Zeit en Vogue war. Die besten Kostüme und die überzeugendsten Doppelgänger werden prämiert.

Ich will ja nicht ausschliessen, dass der eine oder andere damals wirklich ein Hippie war oder zumindest ein Ergebnis der freien Liebe. Und sicherlich lässt sich auch nicht ausschliessen, dass es den einen oder anderen Freigeist in die CS verschlagen hat, der insgeheim noch immer an der Utopie einer humaneren und friedlicheren Welt hängt. Doch wenn wir uns im Auftrag des Managements von den Zwängen und bürgerlichen Tabus befreien sollen, während uns selbst bei der grössten Hitze der Dress Code die kurzen Hosen verbietet, so riecht das verdächtig nach der Kunst des Krieges: „Zieh dir die Kleider deines Feindes an und du führst nur noch Krieg gegen ihn, er jedoch nicht mehr gegen dich. (Sun Tsu)“
Was Sun Tsu damit sagen wollte, wird wohl ungefähr folgendes sein: Die Uniform stiftet Identität und dadurch, dass du die Uniform deines Feindes anziehst, zerstörst du das, was ihn von dir unterscheidet. Da sich aber deine Identität in etwas anderem gründet, wirst du ihn auch weiterhin als Feind erkennen. Oder mit anderen Worten: Bei einer Assimilation müssen nicht notgedrungen alle Aspekte verinnerlicht werden – die Kleider und die Musik reichen voll auf.

Wie dem auch sei, ich freue mich, wenn sich die CREDIT SUISSE bei ihrer 200 Jahr Feier ihrer frauendiskriminierenden Vergangenheit in Frauenkleidern stellen wird.

Der die das – wer wie was – wieso weshalb warum – wer nicht fragt, bleibt dumm

Dass alle Interrogativpronomen im Deutschen mit einem „w“ beginnen ist mir ein Mysterium. Doch damit kann ich leben. Was mir aber regelrecht den Schlaf raubt, ist das Auseinanderdriften der Bedeutung bei der Bildung der Fragewörter „wer“, „wie“ und „was“ aus den bestimmten Artikeln „der“, „die“ und „das“.
Dass aus „der“ „wer“ wird, scheint mir noch halbwegs einzuleuchten, denn auf der einen Seite steht „der (Mann)“ und auf der anderen die Frage nach diesem als Urheber, also „wer“.
Dagegen wird aus „die (Frau)“ das modale Adverb „wie“, welches nach der Art und Weise fragt. Fast ist man geneigt zu denken, dass man bei Maskulinum nach der Person fragt, beim Femininum jedoch nach dem Äusseren.
Der konservativ patriarchalische Charakter der deutschen Grammatik zeigt sich jedoch auch bei der Bildung von „was“ aus „das (Kind)“, wo der Frager offenbar verdutzt zu fragen scheint: „Was ist den das?“ Das Neutrum ist in gewissem Sinne ja ohnehin nur ein Zwischenstadium des Neuen und Unbekannten, von dem man das Schnäbbi noch nicht gefunden hat.

Es stellt sich auch die Frage, weshalb von den Artikeln nur die bestimmten zu Fragenwörtern werden können? Es hindert mich natürlich niemand daran, vor das „ein“ einfach ein „w“ zu setzen, doch statt einer Antwort erhalte ich in diesem Fall meist nur einen vergorenen Beerensaft. Zumindest hilft dieser die Ungerechtigkeit der Syntax zu vergessen.

Bruno ist tot

Dass Braunbären nicht zur Gattung der Teddybären gehören, ist mir bekannt. Dass sie gefährlich sein können, ist unbestritten, aber das sind Autos, Motorsägen und Skinheads ja auch. Zum Abschuss wird von diesen aber trotzdem keiner freigegeben.
Wir stecken hier aber tatsächlich in einem Dilemma, denn in den Zoo kann man ein solches Tier nicht guten Gewissens stecken, da ein Bär nun mal die Weite braucht, und einfach weiter rumlaufen lassen, ist auch problematisch, weil er inzwischen angeblich die natürliche Scheu vor dem Menschen verloren hat. In den Ländern, die eine grössere Bärenpopulation besitzen, wäre ein solcher Problembär längst zum Abschuss freigegeben worden.
Andererseits ist der Schaden an Schafen, Hühnern und womöglich auch an gekidnappten Fahrrädern (Bären lieben bekanntlich das Fahrradfahren) zwar sicherlich beträchtlich, doch lässt sich deswegen der Abschuss nicht ernsthaft mit wirtschaftlichen Argumenten rechtfertigen. Der einzige Grund, den man akzeptieren könnte, ist – wie gesagt – die Gefahr für den Menschen. In Europa kam es während des gesamten 20. Jahrhunderts aber nur zu 36 tödlichen Bärenangriffen auf Menschen, wobei sich 24 davon in Rumänien ereigneten als Folge von Ceaucescus Bestreben der grösste Bärenjäger aller Zeiten zu werden. Ist das nicht eine Zahl, die einen ermutigen könnte einfach mal ein Risiko einzugehen?
Mir gefallen immer die Argumente von der Art, wie der Tierschützer – bitteschon – einer Mutter zu erklären beabsichtige, dass ihr Kind vom Bären gefressen wurde, den er beschützt hat. Das ist die hinterletzte Polemik und widerspricht, wenn mich nicht alles täuscht, sogar unseren grundlegendsten Rechtsgrundsatz: Ein Opfer darf nie und nimmer Richter sein. Und wie die Einleitung erahnen lässt, kann sich der Tierschützer ja immer noch der Floskeln der Auto-, Motorsägen- und Skinheadlobby bedienen.
Bruno stellte also womöglich tatsächlich eine Gefahr für Menschen dar, jedoch bezweifle ich ob wirklich für alle 82 Millionen Deutschen?

Keine 5 Stunden nachdem er in Österreich zum Abschuss freigegeben wurde, lief er in Bayern einem Jäger vor die Flinte, wo ihm eigentlich noch 19 Stunden bleiben sollten um sein Testament in Ordnung zu bringen. Kein ruhmreicher Tag für Europa.

Modern modern

Das Wort „modern“ ist je nach Betonung ein Adjektiv oder ein Verb und ich vermute, dass das kein Zufall ist.

Wenn etwas modern ist, dann ist es neu, fortschrittlich, aktuell, progressiv, trendig und zeitgemäss – also in gewissem Sinne unserer Epoche zugehörend. Wenn also eine aktuelle Technologie modern ist, dann müssten wir logischerweise in der Moderne leben. Oder zumindest irgendwo da in der Nähe. Gewisse Philosophen sehen uns bereits in der Postmoderne, während verschiedene Ökonomen gern von der .com-Ära sprechen. Wenn wir nun diesen beiden durchaus bedeutenden Lagern gerecht werden wollen, so könnten wir unsere Epoche kurzerhand .compost-Moderne nennen und der Link vom Adjektiv zum Verb würde damit erfreulicherweise auch gleich klar auf der Hand liegen.
Leben wir aber tatsächlich in einer modernden Kompost-Moderne? Ich fürchte ja, denn wir sind mit unserern modernen Technologien zwar durchaus in der Lage eine Flut von Informationen zu produzieren, nicht jedoch diese für die Zukunft zu bewahren, denn die Lebenszeit unserer digitalen Medien ist begrenzt.
Wahrscheinlich wird nur ein Bruchteil unserer poetischen Erzeugnis die Zeit überdauern. Womöglich sogar noch ein weit kleinerer als aus dem dunklen Mittelalter. Und dass der Querschnitt wenigstens repräsentativer sein wird, wage ich auch zu bezweifeln.

Modern modern ist eben doch voll im Trend.

Hangover

Schadenfreude ist böse! Man ergötzt sich nicht am Leid anderer Leute! Pfui!
Ausser natürlich sie haben einen (selbstverschuldeten) Kater. Da ist Schadenfreude nicht nur erlaubt, nein, in diesem Fall ist sie sogar angebracht. Erst recht, wenn man selbst einen hat. Denn nichts lindert den dröhnenden Kopf, das flaue Gefühl im Magen und überhaupt das gesamte Unwohlsein, wie der Anblick von jemandem, der von allem noch ein bisschen mehr hat. Diese spezielle Schadenfreude ist also durchaus altruistischer Natur, weil sie den Leidenden motiviert nicht wieder in eine solche Lage zu kommen, und daher auch moralisch absolut zu rechtfertigen.

Der Segen der Religion

Es gibt so viele Gründe jemanden in die Luft zu jagen, aus seinen Gedärmen Strapse zu knüpfen oder ihn sonst wie um die Ecke zu bringen, aber auf dem cosmopolitischen Parkett scheint es meist im Auftrag des einen oder anderen Gottes zu geschehen.
Manche zählen Mammon auch zu den Göttern, doch das will ich hier nicht tun. Denn eine ganze Kultur zu zerstören, nur weil diese mehr Geld hat als meine, finde ich einen vergleichsweise guten Grund. Auch ein Land auszuhungern, weil ich finde, es beachtet nicht genügend die international anerkannten Menschenrechte, liegt trotz gewisser paradoxer Aspekte durchaus drin.
Doch wenn ich es im Auftrag Gottes tue, einer Instanz, zu der zufälligerweise nur ich die Telefonnummer habe, finde ich absolut nicht akzeptabel. Und ich gehe sogar so weit, dass jeglicher Kult, der um diese Telefonnummer ein Traritrara macht, potentiell menschenverachtend ist und daher prinzipiell verboten werden soll.

Der Klerus einer jeden Religion gibt vor, existentielle Fragen zu thematisieren und den Leuten eine Stütze zu sein. Doch mit dem Monopol auf die eine WAHRHEIT bekommen sie ein unheimlich diesseitiges Machtinstrument in die Hand, das mit den den existentiellen Fragen eigentlich nichts mehr am Hut hat.
Natürlich beunruhigt die Menschen die Frage danach, was wohl nach dem Tod aus ihnen wird. Und natürlich muss jeder sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Doch wenn jemand behauptet, die WAHRHEIT aus einer Erleuchtung oder Schrift oder Wasauchimmer zu kennen, so lügt diese Person schlicht und ergreifend. Sie weiss es vielleicht nicht, doch Unwissenheit macht nix wahrer oder gar grossbuchstabiger.

Ich plädiere hiermit also für die globale Abschaffung aller Religionen (nicht der persönlichen Spiritualität, wohlgemerkt) und die Inhaftsetzung all ihrer offiziellen Repräsentanten. Darüber hinaus fordere ich, dass jeder Kriegsgrund auf einer für alle überprüfbaren Basis steht und dass auch hier die Kriegstreiber im Nachhinein inhaftiert werden. Obwohl, vielleicht lieber schon vorher.

Gangsta-Mudda

Das heimliche Ethologie-Labor der UniZH ist bekanntlich die S12. Es ist daher nicht weiter überraschend, dass ich dort Zeuge einer erstaunlichen Interaktion innerhalb einer Gruppe etwas lauterer Halbwüchsiger wurde.
Alle bis auf einen waren meiner Sicht entzogen, doch dieser eine, nach eigenen Angaben ein gebürtiger Kroate, war geschniegelt und gestriegelt und trug schwarze Handschuhe (!).
Nach einem kurzen Begrüssungsritual in komparativer Linguistik, bei dem sie verglichen, wie man „Finger“, „Bauch“ und „Backe“ in den verschiedenen, in der Gruppe gebräuchlichen Sprachen sagt, fingen sie an, gegenseitig ihre Mütter zu beleidigen. Dabei legten sie erstaunlicherweise eine schier unfassbare Kreativität an den Tag. Im Gegensatz zu ähnlichen Szenen, wie man sie aus dem Kino kennt, die in der Regel jedoch weit weniger Gespür für die Feinheiten der beleidigten Person beweisen, wurden hier keinerlei Waffen gezückt.
Da ist mir aufgefallen, dass ich es natürlich nicht schätze, wenn man meine Mutter oder meinen Dackel beleidigt. Aber der Gedanke, dass ich das schlimmer aufnehmen könnte, als wenn man mich persönlich beleidigt, liegt mir doch fern. Warum soll es schlimmer sein, wenn meine Mutter mit einem Hund schlief, als wenn ich mit einem Schaf kopulierte?
Ich glaube, wir haben es hier mit einem Akt der Entweihung zu tun und daher würde ich annehmen, dass zur Ehrverletzung noch so etwas wie eine implizite Misshandlung religiöser Gefühle hinzu kommt. Wieso aber befinden sich Mütter auf einer göttlichen, fast unberührbaren Ebene, nicht aber alle Frauen? Ist es vielleicht das Wunder meiner Geburt, das mit der Beleidigung befleckt wird? Wird damit zum Ausdruck gebracht, dass nicht nur ich nichts wert bin, sondern, dass ich prinzipiell nie etwas wert sein konnte, weil schon die Schöpferin und der Akt ein Fehler war? Ist das Beleidigen der Mutter also so etwas wie die Negation der grundsätzlichen philosophischen Fragen im Bezug auf meine Person?

Typische Fragen in der S12 westlich des HBs.