Die finsteren Absichten der Linken!

Mit der 1:12-Initiative will die Linke,
dass künftig der Staat per Lohndiktat in die Unternehmen eingreift.

Toni Brunner auf der Webseite http://www.1-12-nein.ch/ (die es heute nicht mehr gibt)

Dass der Staat in die Lohnpolitik eingreift, ist also prinzipiell schlecht? Würden dann aber nicht auch Mindestlohn, Kündigungsfristen und obligatorische Versicherungen verdammungswürdige Diktate des Staates darstellen?

Ich schätze, so einfach ist das nicht. Die Frage ist nicht, ob man die Freiheit der Unternehmen beschneiden dürfen soll, sondern bis zu welchem Grad es zugunsten anderer Faktoren tolerierbar ist. Und da gehen die Meinungen eben etwas auseinander.
Man sollte aber darob nicht vergessen, dass alle Seiten sich eine starke Wirtschaft wünschen und Wege zu kennen glauben, die genau für eine solche förderlich sind. Und alle haben auch plausible Argumente, welche von vielen geteilt werden. Aber eben nicht von allen. Und so offensichtlich, wie die Gegner eine Idee zum Scheitern verurteilt sehen, ist sie nicht zum Scheitern verurteilt.
Alle Ideen, die ernsthaft diskutiert werden, sind eigentlich mehrheitsfähig. Und wenn sie scheitern, dann war das nicht absehbar. Selbst dann nicht, wenn die Gegner laut verkünden, dass sie genau das vorausgesagt haben. Sie haben nämlich mit der gleichen Inbrunst auch ganz andere Untergänge vorausgesagt, die sich jedoch nicht eingestellt haben.

Wie gesagt, die Sache ist nicht ganz so einfach. Schliesslich finden sich auch im rechten Lager einzelne Leute, die sich für die Initiative einsetzen. Ich denke da beispielsweise an die kleine Facebook-Grupp namens SVP für 1:12.

Was lernen wir draus?

Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch, was man den politischen Gegnern als Motive unterstellt. Wenn man die Position einer Partei hören will, dann soll man sich deren Argumente anhören. Und nicht die Interpretation ihrer Gegner. Macht das nicht irgendwie Sinn?
Wenn eine Partei verkündet, dass sie für eine bestimmte Sache einsteht, dann suggeriert sie, dass ihre Gegner gegen diese sind. Doch dem braucht nicht so zu sein. In manchen Dingen sind sich nun mal alle einig. Und wenn sich alle in einer Sache einig sind, dann kann man sie der Fairness halber getrost weglassen.

Daher plädiere ich für folgende in der Verfassung verankerten Bestimmungen für den Wahlkämpfe:

  1. Es ist verboten zu erklären, was die Gegenseite (insgeheim) will.
  2. Es ist verboten zu erwähnen, dass Arbeitsplätze gefährdet werden.

Kraniologie

Ein-Kran-fuer-ein-Dorf

Aus der Mitte Verdasios ragt ein riesiger Kran in den Himmel. Beim Nachbardorf Lionza und in etlichen anderen Dörfern im Centovalli und im Valle Maggia lässt sich das gleiche Phänomen beobachten.

Ich hielt es zunächst für eine zeitlich begrenzte, ästhetisch bedauernswerte, renovationtechnisch jedoch wohl notwendige Massnahme. Doch auf den zweiten Blick war ich mir da nicht mehr so sicher. So ein Kran erleichtert nämlich den Innerortstransport in so unzugänglichen Dörfchen ungemein. Ein Kran vermag jede beliebige Sache an jeden beliebigen Ort zu hieven. Was die Energiebilanz betrifft sicherlich sauberer als alle anderen technischen Option. Okay, an der Optik liesse sich noch feilen, doch das sollte uns nicht dran hindern einen Geniestreich zu sehen, wenn er vor uns in die Höhe ragt.

Ich hielt dem geplanten Zürcher Hafenkran bis jetzt eigentlich für Kunst – so nach dem Motto, dass etwas wohl Kunst sein muss, wenn es für sonst nichts zu gebrauchen ist – , doch das Tessin hat mir diesbezüglich die Augen geöffnet: Es ist der Versuch den Verkehr in der City etwas zu entlasten. Leider einfach etwas zu zurückhaltend projektiert.

Reisen entgegen der Physik

In Australien ist, wie man weiss, alles umgekehrt. Die Schwäne sind schwarz, die Autos fahren auf der anderen Seite, im Sommer ist es kalt und im Winter Weihnachten und die Sonne zieht im Gegenuhrzeigersinn ihre Bahn über den Himmel.
Deshalb schaute Ava in den Spiegel und suchte nach ihrer Freundin Lena, die gerade in Australien Ferien macht.

Das liess mich stutzig werden. Waren nicht viele richtungsweisende Erfindungen ursprünglich für einen ganz anderen Zweck gedacht? Wieso sollte sich dann nicht auch auch der Spiegel zweckentfremden lassen? Wenn im Spiegel schon alles verkehrt herum ist, wieso dann nicht davon ausgehen, dass es sich um Australien handelt?
Klar, die Oberfläche ist hart und neigt zum Splittern, doch das gilt auch für eine Autotür, wenn man nicht weiss, wie man sie öffnen muss.

Da das Konzept des Reisens durch den Spiegel zugegebenermassen nicht wirklich neu ist, kann ich nicht wirklich in Anspruch nehmen dieses selbst erfunden zu haben. Doch meines Wissens erkannte vor mir (resp. Ava) noch keiner um welchen Ort es sich jenseits des Spiegels handelt und, dass man den Spiegel als Abkürzung zu einem sehr realen Ort verwenden kann.
Wo also, bitte, geht’s zum Patentamt?

Avas Märchen

Ava erzähle mir gestern Abend ein wunderbares Märchen, dessen Plot ich hier kurz skizzieren möchte:
(die Klammerbemerkungen sind meine Ausschmückungen)

  • Prinz sucht Prinzessin
  • Prinzessin will keinen Prinzen
    (wohl weil zu versnobt)
  • Prinz verkleidet sich als Bauer
  • Prinzessin stellt Aufgaben: Ring finden, Vogel finden, Eltern finden
  • Prinz alias Bauer sagt, er habe wichtigeres zu tun: Kartoffelernte
    (Ringe und Vögel zu finden ist tatsächlich nicht so dringend wie die Kartoffelernte und was die Eltern betrifft, so sind das naturgemäss bei einer Prinzessin König und Königin, also Despoten, und auch solche zu suchen hat wohl für einen Bauern keine allzu grosse Priorität)
  • Prinzessin verbrennt Prinzen alias Bauern und verfüttert ihn an Hexe und sucht eben alleine nach ihren Eltern.

Verzeihen und Nachtragen

Dass die Regierung der Vereinigten Staaten, der Vatikan und die Pharma in der Vergangenheit nachweislich gelogen haben, ist bekannt. Das Problem ist aber, dass daraus leider nicht zwangsläufig folgt, dass alles, was sie jetzt sagen, gelogen ist.

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht!

Man kann es den Dorfbewohnern aus dem Märchen „Der Hirtenjunge und der Wolf“ natürlich nicht verdenken, dass sie sich nach dem x-ten falschen Alarm nicht mehr ganz so beeilen dem Hirten zu Hilfe zu eilen, doch wenn man davon ausgeht, dass der Hirte die Schafe des ganzen Dorfes gehütet hat, dann hätte es der Prosperität des Dorfes sicher nicht geschadet, wenn die Leute nicht so nachtragend gewesen wären.

Auf den ersten Blick mag es daher vielleicht so erscheinen, dass uns das Märchen lehrt, dass Lügen unerfreuliche soziale Konsequenzen nach sich ziehen können. Was natürlich durchaus stimmt. Doch wenn man sich vergegenwärtigt, dass hier den Schaden vor allem die Dorfgemeinschaft hat, weil sie es versäumte ihren Tieren zu Hilfe zu eilen, dann erkennen wir, dass es drastische Konsequenzen haben kann, wenn man auf Basis von Mutmassungen Entscheidungen trifft. Oder um es etwas zeitgemässer zu formulieren, dass die Erfahrung ein sehr unzuverlässiger Ratgeber ist.
Statt dem Hirten einfach nicht mehr zu glauben, hätten die Dorfbewohner lieber dafür gesorgt, dass er nicht mehr lügt – gern auch mit den für Märchen typische drakonischen Strafen. Auf die Reaktionszeit ihrer „Feuerwehr“ sollten dagegen solche Erfahrungen lieber keinen Einfluss haben.

Die Fähigkeit zu Verzeihen ist zweifellos ein bedeutender zivilisatorischer Schritt, denn ohne diese schlittert man früher oder später aufgrund der menschlichen Natur beinahe schon zwangsläufig in einen Teufelskreis. Kein Wunder daher, dass Jesus die Menschen dazu auffordert, auch die andere Backe hin zu halten und – ganz wichtig – es dem Übeltäter nicht nachzutragen.
Jesus erklärt zwar nicht, wie man den Grobian „umerziehen“ soll, doch zumindest legt er uns nahe, aus der Erfahrung nichts zu lernen. Was uns auf das obige Märchen übertragen einen Muskelkater kostet, aber nicht die Herde.

Dafür, dass das Verzeihen eins der zentralen Konzepte des Christentums ist, ist es dann aber schon erstaunlich, dass ganz besonders aus den Reihen der fundamentalen Christen der Regierung der Vereinigten Staaten, dem Vatikan und der Pharma kategorisch nicht geglaubt wird. Nicht gerade sehr christlich, will mir scheinen.

Googol Song

Klar würde selbst Herakles an der Aufgabe scheitern, alle Nullen eines Googolplexes zu singen, doch ist das kein Grund sie nicht trotzdem in Angriff zu nehmen. Man muss schliesslich Träume haben!

Und ich bin mir sicher, dass sich unterwegs die eine oder andere Gelegenheit für eine Abkürzung bieten wird. Kathryn Janeway und die Crew des USS Voyager liessen sich schliesslich auch nicht von ein paar Lichtjahren einschüchtern…

Wo bleibt da der Pioniergeist?

Also, wer macht mit?

One… oh oh oh-oh-oh oh oh oh-oh oh oh oh oh-oh-oh oh oh oh-oh oh oh oh oh-oh-oh oh oh oh-oh oh oh-oh oh oh oh-oh oh…

Das Ganze und die Teile davon

Wenn das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist und wenn bei einer Abstimmung 40% der Urne fern bleiben und von den Übrigen 46% für Ja und 54% für Nein stimmen, was entgeht uns dann, wenn wir die Differenz zwischen dem Ganzen und der Summe der Teile ignorieren?
Wie gross ist diese Differenz genau?
Und hätten diese das Ergebnis noch kippen können?

Das ist meine neuste Geschäftsidee: Ich mobilisiere (gegen ein bescheidene Entschädigung) die Differenz zwischen dem Ganzen und der Summe der Teile für Ihre Sache!
Nun ja, Mobilisieren ist wahrscheinlich das falsche Wort, denn wenn sie mobilisiert sind, sind die Leute nicht mehr Teil der Differenz sondern eins der Teile der Summe. Bezeugen trifft es daher wohl besser: „In der Summe stimmten 54% für Nein, doch im Ganzen 56% für Ja. Das Ergebnis lautet also 54% Nein zu 56% Ja, wodurch die Abstimmung dann wohl knapp aber klar als angenommen betrachtet werden kann.“

Religion ist nicht gefährlich?

Die Hauptaufgabe der Politik ist aus der Vergangenheit zu lernen. Sie muss Regeln aufstellen, die zum einen verhindern, dass die üblen Sachen sich wiederholen, und die zum anderen fördern, dass die guten auch weiterhin und vermehrt geschehen. Alles, wie gesagt, auf Basis dessen, was man aus der Vergangenheit gelernt hat.
Die Hauptaufgabe der Religion ist gänzlich eine andere. Sie bereitet uns auf Ereignisse in der Zukunft vor, für die wir aus der Vergangenheit nichts lernen können. Und als Basis für ihre Regeln nimmt sie Aussagen von Leuten, die entweder von sich selbst behaupten, die Zukunft (fast) genau so gut zu kennen wie die Vergangenheit, oder jemanden kennen, der das tut.

Allerdings gibt es natürlich schon vereinzelt Momente in der Geschichte der Menschheit, in denen man Spielregeln formulierte, die vergleichsweise schwer als Lektion aus der Vergangenheit bezeichnet werden können.
Ich denke da beispielsweise an die Abschaffung der Sklaverei, an der es ja eigentlich wenig auszusetzen gab – ein paar Gesetze zur Sklavenhaltung, wie wir sie heute in der Hühnerzucht haben, wären auch ein Schritt nach vorne gewesen. Oder die prinzipielle Gleichstellung der Frau oder das Tolerieren der Homosexualität.
Diese Ideen waren weniger dadurch getrieben, wie man die Welt weniger schlecht, sondern wie man sie besser machen kann. Eigentlich nur eine Haarspalterei – zugegeben – und doch schafften es die Kirchen mit einer beinahe schon beängstigenden Präzision stets genau auf jener Seite zu stehen, die auf die Bremse trat.
So überrascht es dann auch kaum, dass diese sich anfänglich gegen die Anatomie, die Einführung von Impfungen und in letzter Zeit gegen die Gentechnik sträubte. So ziemlich jede grundlegende Neuerung im Bereich der Medizin wurde mal als Teufelswerk bezeichnet.

Während die politisch motivierten Gesetze nun also die Gesellschaft vor mir schützen, schützen die religiös motivierten Gesetze mich vor dem Zorn Gottes. Wenig überraschend decken sich diese weitgehend, denn aus irgendeinem Grund hat Gott offenbar ein Interesse daran, dass wir lieb zu einander sind. Respektive haben die Götter, welche sich nicht ganz so sehr für das Wohl ihres auserwählten Volkes interessierten, dieses früher oder später verloren.

Doch inwiefern decken sie sich nicht?
Da gibt’s natürlich die religiösen Gesetze bezüglich der Rituale. Was man essen und trinken darf, wie man sich kleiden soll und welche Stellungen beim Sex gerade noch tolerierbar sind. Diese Dinge machen vielen Leuten das Leben schwer, manche auf eine exzentrische, andere auf eine existentielle Weise, doch über kurz oder lang werden diese Regeln, wo sie politische Gesetze verletzen, wohl in Ordnung gebracht.
Aber ist da sonst noch etwas, abgesehen von den quirligen und bald mal obsoleten Gesetzen? Man ist geneigt, dies zu bezweifeln.
Doch was ist, wenn eines Tages sich die Toten aus ihren Gräbern erheben?

Wissenschaftliche geschulte Menschen werden die Zombies zu töten versuchen.
Religiös geschulte werden sie mit offenen Armen willkommen heissen.

Jetzt soll mal einer sagen, Religionen seien nicht gefährlich!


ps. Wüsste ich es nicht besser, würde ich dahinter ein von langer Hand geplantes Manöver vermuten…

Politics wrecks your ability to do math

Ein wunderbares Beispiel dafür, wie stark, resp. gefährlich Bias sein können. Wie es scheint, wird das was wir glauben, weniger von der Logik, sondern viel mehr von der Ästhetik diktiert. Wobei unter Ästhetik hier die Harmonie mit unseren anderen Überzeugungen gemeint ist.

Offene Frage an den Bundesrat

Wenn ein Schweizer in einem fernen Land aufgrund skurriler Vorwürfe verhaftet und angeklagt wird, inwiefern unterscheiden sich eure Bemühungen um die Freilassung, wenn keiner, einer oder zehntausend Leute diesbezüglich eine Petition an euch unterschreiben?

Dass der Aufwand bei medial sehr präsenten Themen der politischen Popularität zugute kommt und dass das sehr verlockend ist, ist mir schon klar. Doch wie kommen da all jene armen Schweine dazu, deren Geschichte es nicht in die Medien geschafft hat?
Vor allem wenn man bedenkt, dass wenn internationale Medien sich auf etwas einschiessen, dass dies durchaus eine psychologische Durchschlagkraft haben haben kann, die der eines Staatsmann in nichts nachsteht.
Mir ist aber auch klar, dass Verhandlungen hinter verschlossenen Türen wesentlich erfolgversprechender sein können als wenn ein Staatsmann öffentlich gegen ein anderes Land die moralische Keule schwingt. Sich also öffentlich in einem populären Fall zu äussern kann dem Politiker zuhause sehr wohl einiges an Prestige einbringen, dem Betroffenen in der Ferne aber das Leben erheblich erschweren, weil er damit zu einem politischen Spielball gemacht wurde. Wie gern gibt man schliesslich öffentlich fremden Fötzeln klein bei?
Und natürlich hat auch der Bundesrat nur eine begrenzte Menge an Zeit und Ressourcen zu Verfügung. Wie also soll er handeln? Wie ist der Sache am besten gedient?

Und was ist, wenn wie im Fall der Greenpeace Aktivisten die Anklage ihrer Sache weit mehr dient als eine von der Öffentlichkeit unbemerkte Aktion? Wenn sich hier die Politik auf Druck der Öffentlichkeit einschaltet, dann wurde sie doch gewissermassen von Greenpeace instrumentalisiert. Was auch irgendwie einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Ich denke, ich würde mir wünschen, dass der Bundesrat sich in allen Fällen gleich viel Mühe gibt. Doch wenn er Prioritäten setzen muss, dann soll er sich lieber der unspektakulären Fälle annehmen.

 

Tim Minchins neun Lektion über das Leben

Tim Minchin erteilt eine Lektion in guter Lebensführung. Ich finde, er bringt das wiedereinmal perfekt auf den Punkt.

  1. You don’t have to have a dream.
  2. Don’t seek happiness.
  3. Remember, it’s all luck.
  4. Exercise.
  5. Be hard on your opinions.
  6. Be a teacher.
  7. Define yourself by what you love.
  8. Respect people with less power than you.
  9. Don’t rush.

Helden – Wenn dein Land dich braucht

Heute Abend auf RTL Helden – Wenn dein Land dich braucht, ein Katastrophenfilm, wo das Unglück im CERN seinen Anfang nimmt.

Ich liebe solche Filme. Was die wissenschaftliche Plausibilität betrifft, ist das alles natürlich ausgemachter Blödsinn. Was die Wirkung angeht, so ist das äusserst bedenkliche Propaganda. Alles in allem also wohl eher etwas, was man dem Publikum lieber vorenthalten sollte.
Nichtsdestotrotz werden wohl nirgends die Träume und Ängste der Menschen besser dargestellt als in solchen Blockbustern (wenn man diesen Begriff für RTL-Produktionen überhaupt verwenden darf).

Wenn man etwas verändern will, muss man genau hier ansetzen. Denn das ist es, was das gemeine Volk über die Gesellschaft und die Wissenschaft denkt. Verschwörungen, Helden und Nerds in weissen Kitteln.
Nicht dass man glauben würde, dass es wirklich so ist.
Man denkt lediglich, dass es so wohl wahrscheinlicher ist als die Realität.
Und das ist bedenklich. Es zeigt nämlich, dass ein immer noch mythisches Weltbild mit moderner Technik kollidiert.
Es zeigt, dass das Konzept, dass Ereignisse nicht die Folge von Heldentaten einzelner sind, sondern aus den Handlungen vieler erwachsen, noch nicht wirklich verstanden wurde.

 

 

Pontifex-Dialoge: Dunkelheit und Hass

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

30. September

Papst Franziskus @Pontifex_de
Wo wir Hass und Dunkel sehen, wollen wir ein wenig Liebe und Hoffnung bringen, um der Gesellschaft ein menschlicheres Antlitz zu geben.

Dieser Tweet ist gleich in zwei Richtungen zynisch.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Steht auf Hass und Dunkelheit nicht die Hölle? Also noch viele mehr vom gleichen?

Wenn ich Hass und Dunkel verbreite, dann brauche ich mir nicht grosse Hoffnungen zu machen, dass mir die Hölle erspart bleiben wird. Ein Ort, wo ich noch mit viel mehr Hass und Dunkel überschüttet werde.
Andererseits besteht aber die Aussicht, dass mir Gott trotz allem verzeihen wird, wie uns der Papst in einem anderen Tweet versichert hat, und diese verbreitet Hoffnung nicht nur bei den Opfern, sondern auch bei den Übeltätern. Was für den letzteren allerdings nicht unbedingt eine Motivation ist aufzuhören.
Viel wichtiger aber ist, dass, wo Hass und Dunkel herrscht, es das nicht tut, weil jemand es so will, sondern weil jemand keinen anderen Weg als diesen sieht. Es ist also ein Ort der Verzweiflung, wo andere Leute mitgerissen werden.
Es gibt sicher böse Menschen, die Freude dran haben, Böses zu tun. Doch es braucht diese nicht um Böses in der Welt geschehen zu lassen. Es reicht, wenn man ein Ziel hat, welches bedauerlicherweise Opfer verlangt.
Wieviel und welche Art von Opfer gerade noch akzeptierbar sind, müssen indessen Legislative, Exekutive und Judikative beantworten.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Wäre Handeln nicht effektiver? Nicht die Hoffnung macht ein menschliches Antlitz, sondern die Umsetzung der Menschenrechte.

Wenn ich irgendwo Unrecht geschehen sehe, dann ist hinzugehen und mitfühlend zu lächeln zwar nett gemeint, aber ob es wirklich hilft, wage ich zu bezweifeln. Leuten die Hoffnung auf bessere Zeiten zugeben ist nett, die besseren Zeiten sofort beginnen lassen, ist wesentlich besser.
Problematisch ist noch folgendes: Es gibt eine Hoffnung, die mich motiviert etwas zu verändern. Und es gibt eine Hoffnung, die mich motiviert die Umstände in Aussicht auf ein bessere Zukunft ohne Murren zu ertragen. Auf welche dieser beiden Arten haben sich die Religionen wohl spezialisiert? Und ist es wirklich die, die unsere Welt besser gemacht hat?

Geholfen wird den Unterdrückten nicht, indem man ihnen Hoffnung macht, sondern indem man den Unterdrückern die Schranken weist. Ausser natürlich, wenn man den Unterdrückten Hoffnung macht indem man den Unterdrückern die Schranken weist. Danach klang der Tweet vom Papst aber nicht wirklich.