Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan

Am sechsten Tag erschuf Gott also den Menschen…

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
1. Mose 1;28

Diese Anweisung war das erste, was er zu ihnen sagte. Kann man dann davon ausgehen, dass Gott dem einiges Gewicht beimass?

Wieso? Wieso ist es Gott so wichtig, dass die Menschen sich vermehren? Wäre ein „Seid glücklich und habt Spass!“ nicht ein irgendwie liebenswürdiger Willkommensgruss gewesen? Insbesondere da Adam und Eva zu diesem Zeitpunkt noch unsterblich waren und sich damit, die Welt zu bevölkern, ruhig noch etwas Zeit hätten nehmen können. Wieso von Anfang an diese Fixierung auf die Fortpflanzung?
Wie dem auch sei, Vermehrung ist toll – und nicht nur weil sie Spass macht1 – , hat aber die überraschende Konsequenz, dass es dann immer mehr Menschen gibt. Wieso hat Gott nirgends erwähnt, ab welchem Moment wir das Gebot uns zu mehren „on hold“ stellen sollten? Ich meine, eine Überbevölkerung hat – zumindest aus der postparadiesischen Perspektive – schliesslich auch ihre Schattenseiten.

Aber okay, Gott wird schon seine Gründe dafür gehabt haben.

Warum sollen wir uns die Erde Untertan machen? Warum sollen wir nicht im Einklang mit der Natur leben? Eine solche Lebensform würde ich nicht als Herrschaft bezeichnen. Okay, als derjenige, der in ferner Zukunft vielleicht mal imstande sein wird verletzte Tiere zu heilen2, trägt man schon eine gewisse Verantwortung, doch sie waren im Paradies und da sollten Unfälle eigentlich seltener passiere. Wie legitimiert sich also die Herrschaft der Menschen über die Fische im Meer, über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht? Da die Menschen und alle Tiere und Pflanzen zu jener Zeit Vegetarier waren, gab es abgesehen von einer gelegentlichen Bewunderung eigentlich keinen Grund zur Interaktion. Wieso dann überhaupt Herrschaftsstrukturen. Da hätte Gott auch gleich noch die Wookies auf die Liste setzen können.
Okay, damit gehe ich wohl etwas zu weit. Die Interaktion konnte natürlich auch in Form von gemeinsamem Spiel stattfinden. Und in diesem Fall macht es durchaus Sinn den Menschen quasi als von Gottes gnaden eingesetzten Schiedsrichter zu etablieren – wobei mir nicht ganz klar ist, wieso Gott das mit seinen Allfähigkeiten nicht selbst machen will3. Den Schiri als Herrscher über den Fussballplatz zu bezeichnen finde ich – ehrlich gesagt – aber trotzdem etwas absurd. Insbesondere wenn einer der Spieler Maradona ist.
Ich hätte die Herrschaft wohl je nach Gebiet aufgeteilt. Wenn es ums Postwesen geht, wären wohl Tauben oder Eulen oder Raben besser geeignet gewesen. Was das Transportwesen betrifft Elefanten. Einen kurzbeinigen Menschen zum Vorgesetzten eines Adlers in der Kartografie zu machen ist auch kein sehr schlauer Schachzug, ihr versteht was ich meine?
Und der Chef ist nicht Adam allein, sondern die Menschheit als ganzes, was – nun ja – auch ein gewisses Konfliktpotential beinhaltet 4.
Wenn es nun einen Interessenkonflikt gibt zwischen den Menschen und einer anderen Art und der Mensch der Boss ist, dann wird die andere Art, sofern deren Niederlage dem Menschen auf lange Sicht nicht noch mehr schadet, immer den kürzeren ziehen56.

Aber okay, Gott wird wohl auch hier seine Gründe dafür gehabt haben.
Wobei ich aber wirklich nicht verstehe, wieso er uns diese nicht erklärt. Ich sag ja nur.

Wir sollen uns also mehren. Gut. Als Mann kann und will ich diesem Gebot bis an mein Lebensende nachkommen. Frauen werden aber ab der Menopause in dieser Hinsicht überflüssig. Anders als bei den anderen Tieren sterben die Frauen aber noch nicht gleich, sondern kümmern sich um den Nachwuchs ihres Nachwuchses, wodurch sie ihrem Nachwuchs etwas Freiraum verschaffen, den dieser zur weiteren Fortpflanzung nutzen kann. Die Unfruchtbarkeit ist also keine Bremse für die Vermehrung, sondern bisweilen sogar ein Turbobooster.
Wieso ist das bei Homosexuellen nicht das gleiche? Ihre Effizienz beim Fortpflanzen mag kleiner sein aufgrund ihrer Neigung, welche – wohlgemerkt – keine freie Entscheidung ist, ihr Wunsch sich um Kinder zu kümmern aber ganz und gar nicht. Von daher kann die Erziehung des Nachwuchses genau wie an die Grosseltern auch an Homosexuelle ausgelagert werden7.

Wenn sich also Gläubige gegen die Adoption von Kindern durch Homosexuelle aussprechen, dann verstossen sie damit, selbst wenn sie irgendwelche Bibelverse zitieren, gegen das erste und wichtigste Gebot Gottes: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.

Der Turmbau zu Babel

babelKennt ihr die Geschichte vom Turmbau in Babel? Wo die Menschen gottgleich zu werden versuchten und Gott sie zurechtstutzen musste? Habt ihr euch schon mal die Geschichte in der Bibel selbst angeschaut? Irgendwie klingt es da ganz anders:

  1. Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte.
  2. Als sie von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an.
  3. Sie sagten zueinander: Auf, formen wir Lehmziegel und brennen wir sie zu Backsteinen. So dienten ihnen gebrannte Ziegel als Steine und Erdpech als Mörtel.
  4. Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen.
  5. Da stieg der Herr herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten.
  6. Er sprach: Seht nur, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen.
  7. Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht.
  8. Der Herr zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen.
  9. Darum nannte man die Stadt Babel (Wirrsal), denn dort hat der Herr die Sprache aller Welt verwirrt, und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut.

1. Mose 11,1-9 / Einheitsübersetzung

Die Absicht der Menschen war es, ein Monument ihrer Einheit zu errichten, auf dass sie auch in Zukunft eine Einheit blieben. Eigentlich ein hübsches Unterfangen, finde ich. Kommt dem humanistischen Ideal ziemlich nahe. Ob dieses Monument nun ein Turm, eine Bibliothek oder ein Raumschiff ist, ist zweitrangig. Was zählt, ist das gemeinsam erreichte Ziel to boldly go where no one has gone before.

Und dann steigt Gott herab, um sich die „Sandburg“ mal anzuschauen1. Und Gott sieht, dass der Mensch Potential hat. Und er kriegt es mit der Angst zu tun.

Es passt ihm offensichtlich nicht, dass die Menschen sich verstehen, zusammen arbeiten und „alles“ zu erreichen fähig sind. Wieso nicht?
Fürchtete er, dass wir ihm den Himmel verbauen könnten? Wohl kaum, denn sein Himmel ist ja nicht wirklich in den Wolken2.
Fürchtete er, dass wir damit gottgleich werden könnten? Wäre das so schlecht? Gott ist ja superlieb, oder? Und sollten sich nicht alle Eltern wünschen, dass ihre Kinder sie dereinst überragen werden? Aber besteht überhaupt die Möglichkeit, dass wir gottgleich werden? Gott ist nicht von dieser Welt, wie könnte man dann mit irdischen Mitteln werden wie er?
Was also fürchtete er dermassen, dass es sich genötigt sah, Zwist unter den Menschen zu säen?

Gott verbannte Adam und Eva aus dem Paradies, weil sie ungehorsam waren, und er schickte die Sintflut, weil die Menschen verderbt waren. Ein bisschen drastisch, aber okay. In Babel jedoch bestraft er die Menschen3 nicht für etwas, das sie getan haben, sondern für etwas, das sie womöglich irgendwann man tun könnten. Müsste Gott, wenn er den Freien Willen respektieren will, die Fehlentscheidung der Menschen nicht erst abwarten?

Lernen aus Erfahrung

Wie soll ich aus der Erfahrung etwas lernen, wenn ich nicht weiss, wie es gekommen wäre, wenn ich mich anders entschieden hätte?

Wenn die Welt tatsächlich so wäre, wie es diese eine verrückte Hypothese vorschlägt, der zufolge sich das Universum bei jeder Entscheidung in parallele Universen spaltet, welche sich allein durch die Varianten eben jener Entscheidung unterscheiden, und wenn es eine Möglichkeit gäbe in die parallelen Welten reinzuschauen um die Konsequenzen der anderen Entscheidungen zu sehen, dann wäre das Dilemma gelöst: Wir könnten aus unseren Erfahrungen1 lernen (und endlich hätten Erfahrungsberichte tatsächlich das Gewicht, welches Scharlatane ihnen bisher irrtümlich zugesprochen haben).

Wenn ich Gott wäre und mir etwas aus den geistigen Kapazität meiner Kreaturen machen würde2, dann würde ich sicherlich ein Universum erschaffen, in welchem man auch die Konsequenzen der nicht getroffenen Entscheidungen sehen könnte. Vielleicht durch spezielles Fenster oder so.

Auf diese Weise würden die Menschen aus ihren Fehlern lernen. Entsprechend fallen dann mit der Zeit gewisse bescheuerte Entscheidungen weg, wodurch man sich dann auch eine Menge an Universen sparen könnte3.
Die Universen dieses Multiversums liessen sich dann entsprechend ihrer Lernfähigkeit sortieren. Am einen Ende des Spektrums wurde mehr oder weniger jedes Mal die richtige Entscheidung getroffen, während am anderen Ende meistens die falsche.
In einem Universum jedoch – und das hat definitiv die Arschkarte gezogen – muss unweigerlich jedes einzelne Mal die falsche Wahl getroffen worden sein. Und diesen Umstand, denke ich, muss man den unverbesserlichen Pechvögeln nicht noch durch den Ausblick auf bessere Welten extra unter die Nase reiben. Deshalb sollten dort wohl die Fenster durch Einwegspiegel ersetzt werden.

 

Ob man wohl aus dem Umstand, dass hier bei uns keine Fenster in Nachbar-Universen gibt, irgendwelche Schlüsse ziehen kann?

Moral ohne Gott

Gott sei die Basis der Moral.
Das lass ich mal so stehen und ignoriere das Euthyphron-Dilemma.
Das heisst, Gott offenbart/bestimmt, was gut und was böse ist.

Kriegt man das aber auch ohne einen Gott hin? Zu wissen, was richtig und falsch ist?
Jap. Und zwar indem wir die Konsequenzen unseres Handeln überdenken und abzuschätzen versuchen, ob damit jemandem geschadet wird. Und wenn dies geschieht, dann ist die Handlung ethisch falsch. Es kann manchmal in einem Masse gerechtfertigt sein, dass man es schon wieder als ethisch richtig bezeichnen kann. Jemanden gegen seinen Willen in ein dunklen Raum zu sperren, schadet ihm, doch wenn es die Strafe für eine Verfehlung ist und sowohl er, als auch andere daraus etwas lernen und Verfehlungen dieser Art in Zukunft unterlassen, dann ist es trotzdem ethisch richtig. Die Verfehlung mit Peitschenhieben zu ahnden, was dem Übertäter ebenfalls schadet, kann aufgrund der übertriebenen Schwere die Bestrafung wieder ethisch falsch machen.

Die Frage ist, wie wägt man den Schaden der einen gegen den Vorteil der anderen ab?
Und die Antwort ist verblüffend einfach: Wenn man den gleichen Vorteil auch mit etwas weniger Schaden hätte erzielen können, dann ist jedes mehr an Schaden als das absolute Minimum ethisch falsch.

Von Gott keine Spur. Und von Anarchie auch nicht.

Dass die Mehrheit der Bevölkerung aus welchen Gründen auch immer trotzdem für das Auspeitschen ist, macht es nicht moralisch richtig. Eine moralische Umpolung findet nur dann statt, wenn man feststellt, dass die positiven Konsequenzen die negativen doch überwiegen (oder umgekehrt).

Was ist also nach dieser Ansicht die Basis der Moral? Unsere Vernunft!

Klar, es kann vernünftig sein in einer gewissen Situation unmoralisch zu handeln, dadurch wird die Handlung aber nicht moralisch. Und das wissen wir.

Im Grund ist das schlicht und ergreifend die Goldene Regel:

„Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

Jeder Christ wird darin natürlich sofort Jesus Gebot der Nächstenliebe erkennen. Ganz zurecht sogar.
Doch das gilt auch für das Mitglied so gut wie jeder anderen Gesellschaft, denn die Goldene Regel ist weit verbreitet. Und das schon lange bevor Jesus sie auf dem Berg predigte.

Nun könnte man einwenden, dass der liebe Gott die Goldene Regel weit gestreut hätte und daher von ihr auch die Heiden profitieren konnten.

Kriegt man das aber auch ohne Gott hin? Dass die Goldene Regel sich einfach so entwickelt und verbreitet?
Jap. Und zwar durch die Evolution, die ein Verhalten entsprechend der Goldenen Regel begünstigt. Sich egoistisch zu verhalten lohnt sich vielleicht auf kurze Sicht, doch wenn ein solches Verhalten bekannt wird, kriegt man den Zorn der Gruppe zu spüren. Dieser Umstand bildet einen deutlichen Selektionsdruck.
Und so kommt es, dass sich der Mensch so entwickelt hat, dass die Empathie völlig automatisch Hilfsreaktionen triggert.

 

Was in der Moral mit Gott geht, geht also auch ohne ihn.
Und da irgendwie die Evidenzen für seine Existenz verschollen sind, denke ich, ist es nicht völlig abwegig, sich mit dem ohne ihn zufrieden zu geben.

 

Und auf die Weise fährt man wahrscheinlich sogar noch viel besser:

Eine bibelkriminalistische Wette

Ich wette, zu jeder Art von Verbrechen lässt sich eine Stelle in der Bibel finden, wo Gott jemandem befielt genau die Handlung zu vollziehen, welche ohne den direkten Befehl Gottes eben jenes Verbrechen darstellen würde.

Davon ausgeschlossen sind Verbrechen, welche zu jener Zeit aus technischen Gründen nicht hätten begangen werden können. Wie Geschwindigkeitsübertretung auf der Autobahn, Skimming, Mondlandung vortäuschen oder Ausserirdische in der Area 51 quälen.

Wobei man mit dem Talent der Apologeten, auch die haarsträubendsten Dinge ins Gute umzudeuten, das sicher auch für die Verbrechen, die von der Wette ausgenommen sind, hinkriegen würde.

Der barmherzige Waisenhausdirektor

Es war einmal ein Waisenhausdirektor, der bot den Neuankömmlingen jeweils liebevoll Decken an. Da es aber im Waisenhaus sehr warm war und die Decken ziemlich schwer waren, lehnten die meisten dankend ab.
Dann kam der Abend und der Direktor drehte die Heizung runter.
Wenn die Kinder nun zum Direktor kamen und um die Decke baten, erklärte er ihnen, dass es jetzt leider zu spät sei.

Ist so ein Direktor wirklich barmherzig?
Oder ist er einfach ein Arsch?
Da sind Kinder, die frieren, und der Kerl verweigert ihnen die Hilfe, weil  ausserhalb der Schalteröffnungszeiten.

Klar sind die Kinder selber schuld. Und pädagogisch betrachtet, wird ihnen eine Lektion sicher auch ganz gut tun.
Übertrieben lang nach den Decken zu suchen und sie noch ein bisschen zittern lassen, wäre okay, aber die Lektion so zu gestalten, dass die Kinder die volle Härte der Konsequenzen zu spüren bekommen, ist vielleicht etwas übertrieben.
Ich meine, wenn man ein Kind lehren will, vorsichtig mit dem Messer umzugehen und sich in Zukunft nicht den Finger damit abzuschneiden, schneidet man ihm nicht zur Demonstration den Finger ab, oder? Klar, auf diese Weise lernt es garantiert seine Lektion, doch hätte man das gleiche Ziel nicht auch auf andere Weise erreichen können?

Den Kindern keine Decke zu geben, ist nur eine Lektion und kein Pfitzelchen Hilfe. Barmherzig wäre ein Mix, der den Schwerpunkt auf die Hilfe legt.
Und wenn es keine Möglichkeit gibt, das Gelernte jemals umzusetzen, weil die Betroffenen beispielsweise nie wieder vor eine solche Entscheidung gestellt werden, dann kann man auf die Lektion auch gänzlich verzichten.
Ich meine, die Todesstrafe hat beispielsweise einen relativ geringen erzieherischen Nutzen für den Verurteilten – selbst wenn die erstaunlich niedrige Rückfallquote der Hingerichteten vielleicht einen anderen Schluss nahe legt.

 

Man ahnt wahrscheinlich, dass es sich hierbei lediglich um eine Allegorie handelt. Der Waisenhausdirektor ist natürlich Gott und die Waisenkinder die Menschen, welche sich bisweilen aus Bequemlichkeit weigern das Ewige Leben in der Form von warmen Decken anzunehmen.

Man könnte vielleicht einwenden, dass die betroffenen Menschen keine Kinder mehr sind. Oder dass es die Zeitschaltuhr war, die die Heizung abstellte, und nicht etwa der Direktor selbst. Oder dass die Kinder sehr wohl wussten, dass es kalt werden würde, denn der Direktor hatte es ihnen in seiner Willkommensrede sehr deutlich gesagt.
Doch macht das wirklich einen Unterschied?
Da sind Menschen, die leiden, und der Direktor hilft ihnen nicht, obwohl er es könnte.
Ja, als es ihnen noch gut ging, wollten sie die Hilfe nicht, jetzt aber schon.
Ob jemandem geholfen werden soll, entscheidet nicht, ob er es in der Vergangenheit mal nicht wollte, sondern ob er es jetzt will.

Dass der Direktor gerecht ist, will ich gar nicht bestreiten. Jeder kriegt, was er sich eingebrockt hat.
Er ist aber nicht barmherzig, denn Barmherzigkeit bedeutet zu helfen ungeachtet dessen, was der andere verdient.

Auch dass der Direktor in gewissen Fällen tatsächlich barmherzig ist, will ich nicht bestreiten. Er wird nämlich auch dem bösen Jungen namens Adolf die Decke geben, dem die Lektion besser täte als jedem anderen.
Doch das ist wiederum nicht gerecht denen gegenüber, die von Adolf davon abgehalten wurden die Decken rechtzeitig zu holen.

 

Der rote Faden

godIrgendwie taugt Gott als nicht besonders als Role Model. Welche Eigenschaft Gottes man sich auch anschaut, wenn der Mensch sie imitiert, kommt es übel raus.

  • Gott hilft Menschen nicht, die zu spät zur Einsicht kommen. Wenn ich einem Menschen Hilfe verwehre, weil er sich in die Situation selbst reinmanövriert hat, hinterlässt das einen bitteren Nachgeschmack.
  • Gott erschafft eine wunderschöne Welt und faszinierendes Leben erschaffen. Selbst Leben erschaffen oder verändern, darf ich aber nicht.
  • Gott interessiert sich sehr für das, was in den Schlafzimmern der Menschen geschieht. Wenn ich es tue, bin ich ein Spanner.
  • Gott gibt den Menschen einen Freien Willen, obwohl er weiss, dass das einen Grossteil der Menschheit das ewige Leben kosten wird. Wenn ich ein Produkt auf den Markt bringe, von dem ich weiss, dass es viele Menschen töten wird, sollte ich ihnen nicht vorwerfen es benutzt zu haben und sie auf Rufschädigung verklagen. Selbst dann nicht, wenn eine entsprechende Warnung auf der Verpackung steht.
  • Gottes Plan ist, dass die Strafe für die Sünde die ewige Folter ist. Nach Gottes Ansicht sündigt jeder Mensch. Der einzige Weg nach Gottes Auffassung, um nicht alle Menschen in die Hölle schicken zu müssen, ist, dass ein Mensch, der ohne Sünde ist, dafür bezahlt und die Menschen sich dann auf ihn berufen können. Wenn jemand mir Unrecht antut, dann bezahlt er eine Busse oder kommt ins Gefängnis. Ich kann aber nicht verlangen, dass er gefoltert wird. (Ausser das Ganze spielt sich im Schlafzimmer ab ;) Und wenn alle mir Unrecht angetan haben, dann kommen auch alle zu Kasse. Und die Vorstellung, dass einer gezwungen wird die Strafe zu übernehmen, der gar nichts damit zu tun hatte, und so alle anderen ungeschoren davon kommen, ist absurd. Selbst, wenn er es freiwillig macht, ist es absurd. Die Verantwortung an einer Schuld kann man nicht weiter geben.
  • Gott stellt uns vor die Wahl. Wenn ich jemanden vor die Wahl stelle, wobei die eine Option einen Tritt in die Weichteile in Aussicht stellt, dann ist das Erpressung.
  • Gott gebietet den Menschen ihn zu lieben und quält die, die es nicht tun. Kann ich jemanden zwingen mich zu lieben und trotzdem ein respektables Mitglied unserer Gesellschaft bleiben?
  • Gott erschafft den Menschen als Krone der Schöpfung. Wenn ich ein Portrait male und um dieses herum noch 10 Trilliarden Sterne male, dann werden es eher keine bewundernden Blicke sein, die ich damit einheimse.
  • Gott sagt, was ein Gräuel ist und was nicht. Das kann ich auch tun, doch wenn ich es ohne eine Begründung mache, dann nimmt man mich nicht ernst. Und wenn man mich ernst nimmt, dann bin ich Sektenhäuptling, was noch viel schlimmer ist.
  • Gott war mit seinen Kindern nicht zufrieden und schickte die Sintflut. Bin ich mit meinen Kindern nicht zufrieden …

Gott taugt nicht als Vorbild.
Vielleicht ahnte er das und schickte deshalb Jesus zu den Menschen.

Doch auch das ging, was den Vorbildcharakter betrifft, wenn wir ehrlich sind, in die Hose. Jesus war ein Junggeselle, der mit seinen Freunden durchs Land zog. Er führte ein Leben ganz nach Gottes Geschmack, doch es war kein Leben, das eins zu eins als Modell für die gesamte Menschheit dienen könnte. Jesus hat weder gearbeitet noch hatte er eine Familie. Zwei Aspekte, die das Leben ziemlich kompliziert machen können.

Wenn ich ein Vorbild brauche, dann eins, das mir zeigt, wie ich mich in den schwierigen Situationen zu verhalten habe. Wie man sorglos und ohne jegliche Verantwortung einem anderen gegenüber durch die Landschaft wandert, kriege ich auch selbst hin. Wenn ich da mal nichts zu essen kriege, habe ich hunger. Wenn ich da mal zu lange nichts zu essen kriege, verhungere ich. Ich ziehe aber niemanden mit ins Verderben.
Wenn ich jedoch eine Familie habe, dann trage ich eine Verantwortung. Und wenn die Zeiten mal schlecht sind, kann ich es mir nicht aussuchen ein unmoralisches Angebot abzulehnen.
Jesus hat gezeigt, dass man sich selbst zum Wohl der anderen opfern kann und soll.
Damit habe ich kein Problem.
Tricky wird es erst, wenn man zum Wohl der anderen jemand anders opfern muss. Vielleicht sogar jemand, den man liebt.

Als Landstreicher stellen sich diese Probleme nicht so.
Als Elternteil oder als Führungsperson hingegen schon.

Eine etwas bessere Karriere-Planung für den Sohn Gottes hätte der Menschheit eine Menge Übel erspart.

 

Fazit

Wieso sieht alles, was Gott macht, wenn ins diesseits transferiert, so jämmerlich aus?
Wieso kann das Grosse nicht auch im kleinen gross sein?

Vertragen sich der Glaube und die Wissenschaft?

Auf der Wissensseite des Tagesanzeigers vom 18.10.2014 führte Dominik Osswald ein Interview mit Christoph Egeler, seineszeichens Psychologe und designierter Leiter des VBG, über die Verträglichkeit von Glaube und Wissenschaft.

Das ist ein interessantes und wichtiges Thema und ich schätze, die Antwort wird wohl lauten, dass sie sich schon irgendwie vertragen – zumindest, wenn man sich an der Heilgeschichte erfreut und die Geschichten nicht allzu wörtlich nimmt. Dann sind es nämlich Nonoverlapping Magisteria und man hat jeweils Ruhe vom anderen. Nun ja, zumindest vorläufig, denn wie beispielsweise Sam Harris in seinem Buch The Moral Landscape: How Science Can Determine Human Values und in gekürzter Form in seinem TED-Talk Science can answer moral questions darlegt, könnte die Wissenschaft uns durchaus helfen ethische Fragen zu beantworten – doch damit würde sie das das letzte Reservat der Religionen betreten.

Andererseits können die Religionen auf eine lange Tradition der „Seelsorge“ zurückblicken, was sicherlich ein wertvoller Fundus ist, wenn es darum geht, wie man Menschen helfen kann. Insofern droht ihnen, denke ich, vorerst kein ernsthafte Gefahr. Diese Vermutung bestätigt sich auch durch die vielen gläubigen Wissenschaftler.
Man darf mich hier aber nicht falsch verstehen. Die Bestätigung kommt nicht durch die Selbsteinschätzung der gläubigen Wissenschaftler, die keinen Widerspruch zwischen Glaube und Wissenschaft sehen – denn, den sehen auch Leute wie der Kreationist Ken Ham oder der Relativitätleugner Georg Todoroff nicht. Die Bestätigung kann nur durch Peers erfolgen, die beurteilen können, ob die Arbeit der Gläubigen durch ihren Glauben in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Von daher ist es etwas fragwürdig, dass die Medien zu dieser Frage nur Gläubige (und Atheisten) zu Wort kommen lassen, die ein persönliches Interesse daran haben, dass die Antwort so oder so rauskommt. Kein sehr sauberes Vorgehen.
Wissenschaftler mit einer neutraleren Gesinnung wären da wesentlich besser geeignet.

Kommen wir nun aber zu besagtem Interview.

Christoph Egeler gibt sich von Anfang an versöhnlich und erklärt, dass sich Glaube und Wissenschaft eigentlich gut verstehen. Doch…

„Ich höre schon ab und zu von Studenten, dass ein Dozent eine bissige Bemerkung zum Glauben macht. Im Stil: «Es soll ja noch solche geben, die glauben, dass…» Sie stellen somit Gläubige als naiv dar, was unüberlegt ist und für mich eine unzulässige Grenzüberschreitung der eigenen Kompetenz darstellt.“

Es werden hier nur die Gläubigen als naiv dargestellt, die … tatsächlich glauben. Eine Pauschalisierung sehe ich hier keine direkte.
Da gewisse Glaubensgemeinschaften … direkt propagieren oder deren Gültigkeit zumindest nicht kategorisch ausschliessen und da es daher tatsächlich solche gibt, die glauben, dass …, ist die bissige Bemerkung rein informativ zu verstehen. Dass sie sie bissig formulieren ist vielleicht nicht nett, aber angesichts der Grösse an Naivität, die notwendig ist, um zu glauben, dass …, durchaus nachvollziehbar.

Dass diese Dinge an Egeler herangetragen werden verdankt er allerdings weniger seiner Funktion als Psychologe, als der er im Artikel vorgestellt wird, sondern vielmehr als Leiter des Bereichs Studium im christlichen Verein VBG.

Wir veranstalten immer wieder Podiumsdiskussionen. (…) Letztmals stellten wir die Frage: «Hat die Wissenschaft Gott abgeschafft?» (…) Es gab gute Argumente von beiden Seiten.

Ein Gedankenexperiment: Wir haben eine Podiumsdiskussion, wo auf der einen Seite A vertreten wird und auf der anderen Seite B. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Anhänger von A die Argumente für A für gut halten und die Anhänger von B die Argumente für B – sonst wären sie nicht Anhänger von A, resp. B.
Im Falle guter Argumente der Gegenseite braucht es ohne Zweifel eine gehörige Portion intellektueller Redlichkeit um offen anzuerkennen, dass diese tatsächlich gut sind, doch heisst das nicht, dass wenn man die Argumente der Gegenseite nicht als gut anerkennt, dass man dann automatisch unter mangelnder intellektueller Redlichkeit leiden würde. Die Argumente der Gegenseite können auch tatsächlich schlecht gewesen sein.
Wenn Egeler also beiden Seiten gute Argumente attestiert, dann heisst das im Angesicht der Tatsache, dass er ein vehementer Verfechter der einen Position ist, dass die andere Seite gute Argumente hat. Nicht aber, dass dies auch für die eigene Seite gilt. Das kann, wie schon weiter oben gezeigt, nur einer beurteilen, der kein existentielles Interesse an der Gültigkeit von Egeleres Position hat.

Ein konkretes Beispiel: Wenn ein Kritiker der Relativitätstheorie mit einem Physiker diskutiert, dann macht seine Beurteilung des Gesprächs, dass beide Seiten gute Argumente vorbrachten, seine Position nicht wirklich stärker.
Wenn auch für einen Aussenstehenden es so aussehen mag, dass wenn ein Physiker mit einem Kritiker der Relativitätstheorie ein ernsthaftes Fachgespräch führt, dass dann wohl etwas an der Kritik dran sein wird. Was zum einen natürlich überhaupt nicht stimmen muss und zu anderen vom Kritiker geplant ist.

Für mich hat die Wissenschaft Gott nicht abgeschafft.

Dann ist ja gut, denn genau so funktioniert die Wissenschaft. Ach ja, gibt es Eulen?

Und dann Peng die Frage, ob Egeler nicht an die Evolution glaubt… (was als an einen studierten Menschen gerichtete Frage in unseren Breitengraden schon etwas seltsam anmutet.)

Doch. Aber begrenzt. Zum Beispiel: Was war ganz am Anfang? Das ist für mich eine Frage, die die Wissenschaft nie wird klären können. Sie hat Theorien dafür entwickelt, wie die Entwicklung fortlief – die Bibel hat damit auch kein Problem. Im Schöpfungsbericht steht: «Die Erde soll Leben hervorbringen.» Diese Formulierung lässt meiner Meinung nach die Evolution durchaus zu. Ich kenne viele gläubige Christen, auch Naturwissenschaftler, die ihren Glauben problemlos mit der Evolution verbinden.

Wie kann man begrenzt an Evolution glauben? Sind die von der Evolution postulierten Mechanismen mächtig genug um aus dem ersten Leben die bestehende Artenvielfalt hervorzubringen oder bracht es eine mehr oder weniger starke Hilfeleistung von aussen? Das ist ja dasselbe, wie begrenzt schwanger sein!
Der Anfang ist kein Problem der Evolution, denn der fällt nicht in ihren Zuständigkeitsbereich. Mit dem Anfang beschäftigt sich die Abiogenese – die Evolution setzt erst dort ein, wo schon was vorhanden ist, das sich verändern und entwickeln kann. Wenn man sich ein Urteil über die Gültigkeit der Evolution machen können will, sollte soviel an Kenntnis eigentlich schon vorhanden sein.
Und selbst wenn man die Entstehung des Lebens der Evolution hinzurechnet, so lässt sich nichtsdestotrotz daraus, was man sich etwas nicht vorstellen kann, nicht schliessen, dass dieses deshalb auch unmöglich ist!
Die Abiogenese hat ein paar vielversprechende Ansätze, doch selbst wenn sie noch völlig im Dunkeln tappen würde, wäre die einzig wissenschaftlich valide Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Lebens: Wir wissen es nicht. Was allerdings nicht heisst, dass man dann jedes beliebige Hirngespinst ernst nehmen müsste. Will Egeler da Gott ins Spiel bringen, braucht er zumindest ein paar vielversprechende Ansätze, die diese Möglichkeit nahelegen.

Nicht uninteressant ist übrigens auch, dass Egeler den zweiten Teil des Bibelverses unterschlug: „ein jedes nach seiner Art“ – was ja in der Regel als sehr deutliches Votum gegen die Makro-Evolution interpretiert wird.

Wie ich schon sagte, ich will gar nicht bestreiten, dass viele Naturwissenschaftlerchristen kaum Probleme haben, ihren Glauben mit der Evolution zu verbinden. Bloss nicht so!

Der nächste Punkt ist auch lustig. Oben entdeckte Egeler Gott dort, wo die Wissenschaft etwas nie wird klären können, wo sie nicht weiter weiss…

Ich glaube nicht an einen Lückenbüsser-Gott, der nur dann zum Zug kommt, wenn die Wissenschaft nicht mehr weiterweiss, also immer kleiner wird, je mehr man weiss. Gott ist immer gleich gross. Nur weil die Wissenschaft nachvollziehen kann, wie gewisse Dinge funktionieren, ändert das nichts am Schöpfer. Schauen Sie Ihr iPhone an, mit dem Sie unser Gespräch aufzeichnen: Angenommen Sie wüssten haargenau, wie dort drin alles funktioniert – wäre Steve Jobs für sie dann kleiner oder gar überflüssig?

Die meisten Christen stellen sich gegen die Vorstellung eines Lückenbüsser-Gottes. Doch irgendwie kaufe ich es ihnen nie ab, denn genau darauf läuft es trotz aller Bemühungen immer hinaus. Sie suchen nach Unerklärtem und erklären, dass es nie erklärt werden könnte und daher nicht ohne sowas wie intelligenten Designer möglich sei.
Wenn man sich aber gegen den Gott der Lücken wehrt, sollte die eigentliche Frage lauten, ob man je Ereignisse Gott zugeschrieben hat, von denen man überzeugt war, dass sie auf völlig natürlich Weise erklärbar sind oder es schon bald sein würden? Zum Beispiel, dass der Apfel wegen Gott vom Baum fällt – nur wenige Gläubige würden sich nicht daran stören, dass Gottes Handeln in diesem Fall in Form der Flugbahn sehr genau vorhersehbar ist.
Leute, die eine solche Position von einem Gott, der den Dingen freien Lauf lässt, ernsthaft vertreten sind eher, die von Egeler später erwähnten Deisten, die aber, wie er sehr genau bemerkt, nicht an einen personalen Schöpfer und an die Offenbarung durch Jesus glauben und daher auch nicht seinen Reihen zugerechnet werden können. Diese Deisten sind in ihren Antworten zu Fragen über die Welt in der Regel von Agnostikern und Atheisten nicht wirklich zu unterscheiden.

Gott ist also immer gleich gross.
Das ist meines Erachtens eine ziemlich seltsame Vorstellung. Wenn der Bauer früher alles von Hand machen musste und heute der grösste Teil von Maschinen übernommen wird, dann hat das nichts mit Grösse zu tun sondern nur mit der Frage, wie viel der Bauer tut. Niemand würde je behaupten, dass ein Bauer mit Maschinenpark kleiner sei.
Indem die Wissenschaft zeigt, was alles von allein geht, schmälert sie nicht die Grösse Gottes, sondern nur seine Notwenigkeit an den verschiedenen Punkten, von denen man vorher meinte, sie bedürften seiner Führung.
Statt der Vorstellung, dass Gott vor 10’000 Jahren mächtig viel zu tun hatte und vor 6’000 einen Wutausbruch hatte, schreibt man ihm heute nur noch eine Handvoll kleiner subtiler Eingriffe zu. Mit Grösse hat das nichts zu tun.
Allerdings darf gefragt werden, wie schwer es ist, diese kleinen Eingriffe vorzunehmen. Für mich ist es natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, doch für ein ein klitzklein wenig transzenteres Wesen als mich ist das vielleicht das reinste Kinderspiel… Insofern ist der einzige Grund zu glauben, dass Gott gross ist, der, dass er selbst von sich sagt, dass er gross ist. Das aber nur am Rande.

Das Beispiel mit Steve Jobs finde ich etwas verwirrend. Es unterschlägt, dass da eine gehörige Portion Glück im Spiel war. Der Erfolg des iPhones ist nicht die Technik, sondern das Verlangen der Kunden. Wenn man dieses so verstanden hätte, wie man es Steve Jobs zuschreibt, dann hätte es ein anderer getan und Steve Jobs würde in diesem Vergleich nie aufgetaucht sein.
Zu diesem Thema empfehle ich die Lektüre des Buches Everything is Obvious: Why Common Sense is Nonsense von Duncan J. Watts und will gar nicht weiter darauf eingehen.

Gleichzeitig ist es ein starkes Argument für Gott, dass man heute an einem Punkt ist, wo man zwar vieles bis zum Urknall zurückverfolgen kann, dann aber zum breiten Konsens gelangt, dass irgendwo am Anfang etwas stehen muss, das wir nicht ergründen können.

Die Wissenschaft hofft zwar, alles mal ergründen zu können, notwendig ist das für ihr Selbstverständnis jedoch nicht. Von einem breiten Konsens, dass es irgendwo was gibt, das sich nicht ergründen lässt, kann jedoch nicht die Rede sein. Dies mag die persönliche Ansicht einer grossen Mehrheit der Wissenschaftler sein, doch kann man aus Dingen, die man nicht weiss, keine Schlüsse ziehen. Auch nicht nicht darauf, ob man sie immer nicht wissen wird.

Und damit kommen wir zur letzten Frage, wo er auch die Deisten erwähnt. Ob die Wissenschaft gläubiger ist, als sie sich gibt?

Sie ist ehrlich genug, um ihre Grenzen zu kennen. Der Glaube an eine höhere Macht ist weit verbreitet, auch unter Wissenschaftlern. Man nennt das «Deismus». Für gläubige Christen ist das zwar eine zu unscharf definierte Position – wir glauben an einen personalen Gott als Schöpfer und an die Offenbarung durch Jesus. Aber im Grunde ist man sich einig, dass nicht Materie und Energie allein zum komplexen Leben geführt haben können. Einstein, Newton, Planck, um nur ein paar wenige zu nennen, waren alle zumindest «Deisten».

Nein, man ist sich bestenfalls einig, dass man nicht versteht, wie sich aus Materie und Energie komplexes Leben hat entwickeln können. Das heisst, man weiss nicht, ob Materie und Energie allein ausreichten oder ob noch etwas mehr notwendig war. Jesus oder Deismus können einem als Antwort erscheinen und man kann gern hoffen, dass sie das ist. Das ändert aber nichts daran, dass man im Grunde nichts weiss, weil es keinen Grund gibt anzunehmen, dass diese Hypothesen gültig sind. Sie erklären nichts besser.

Es fällt auf, dass Egeler gern die persönliche Meinung der Wissenschaftler zu einem wissenschaftlichen Konsens macht. Das ist aber genau so wenig gültig, wie aus dem (fiktiven) Umstand, dass alle Wissenschaftler Vegetarier sind zu schliessen, das die Wissenschaft vegetarisch ist. Daher würde im Grund auch keiner der betreffenden Wissenschaftler sagen, dass er aus seinem Feld der Expertise klare Evidenzen hat, die seine diesbezügliche Meinung zwingend machen würden. Es ist eine persönliche Meinung, eine Hoffnung, ein Glaube.


Konklusion: Würden Egelers Peers seine Aussagen hier unterschreiben?

  • Seine professionellen aus der Psychologie nicht, denn seine Aussagen beispielsweise über die Gültigkeit der Evolution fällt ganz und gar nicht in deren Zuständigkeitsbreich.
  • Seine spirituellen aus der Religion schon, weil sie glauben dennoch mitreden zu können.

An welchen Egeler war das Interview also gerichtet?


Fazit:

Was genau hat Christoph Egeler auf der Wissensseite des Tagesanzeigers zu suchen?

Vor 2000 Jahren

GottVor 2000 Jahren war es noch einfach zu glauben.

Nicht nur, weil Gott damals dauernd irgendwelchen Menschen erschien und ihnen allerlei Anweisungen gab.
Ich meine, es dürfte einem ziemlich schwer fallen, die Existenz Gottes zu bezweifeln, wenn er einen jeden Samstag morgen aus dem Bett klingelt, oder?

Nein, vor 2000 Jahren war es noch einfach zu glauben, weil man überall das Handeln Gottes sah:
Wenn beim Nachbarn der Blitz einschlug, dann war es klar, dass das die Strafe Gottes war.
Man wusste schliesslich, was der auf dem Kerbholz hatte, und dass es höchste Zeit war, dass er mal seine verdiente Abreibung bekam.
Was man hingegen nicht wusste, war, dass Blitze völlig natürliche und durchaus vorhersagbare Phänomene sind. (Wohlgemerkt vorhersagbar in einem naturphilosophischen Sinn und nicht in einem moralischen!)
Und was man auch nicht wusste, war, dass uns die selektive Wahrnehmung einen Streich spielen kann, wenn wir irgendwo einen Akt der Gerechtigkeit zu entdecken glauben.

Zur Illustration: Wenn sich zwei Pixel zufällig über einen nicht allzu grossen Bildschirm bewegen, dann glauben wir schnell mal zu erkennen, dass der eine dem anderen hinterher jagt. Wir interpretieren das in die Situation hinein und empfinden sogar Empathie für den Verfolgten. Wir können gar nicht anders.
Unser Gehirn wurde im Lauf der Evolution genau darauf optimiert: Muster zu erkennen – und zwar lieber mal eins zu viel als ein zu wenig.

Das heisst, dass wenn ein Blitz ins Nachbarshaus einschlägt, dann hat das nichts damit zu tun, dass dieser eine Woche zuvor meine Katze überfahren hat. Und doch werde ich ein freudiges Gefühl der Genugtuung verspüren. Daran ändert auch nichts, dass ich ganz genau weiss, dass der Blitz den vermeintlichen, karmischen Ausgleich auch dann vollzogen hätte, wenn es jede beliebige andere Person erwischt hätte. Weil ich je nach dem, ob ich der Person was Gutes oder Übles wünsche, nach Guten oder Üblem als Folge des Blitzes Ausschau gehalten hätte. Und irgendwas hätte sich schon finden lassen. Garantiert!

Es gibt also offensichtlich keinen Ort auf der Welt, wo ein Blitz einschlagen könnte, wo er unserem spontanen Instinkt nach nicht etwas zum Guten wenden wird. Wenn das mal kein Beweis für die Liebe Gottes ist…
(Theoretisch wäre natürlich auch möglich, nach Folgen Ausschau zu halten, die das karmischen Ungleichgewicht verstärken und damit die Verschlagenheit des transzendenten Widersachers belegen, doch aus einem unergründlichen Grund zieht man es offenbar vor, diese Variante nur auf Ereignisse zu beschränken, wo Menschen die Finger im Spiel hatten.)

Heute wissen wir, dass wir für eine richtige Einschätzung dessen, ob etwas eine Strafe oder Belohnung ist, dem Ort, wo der Blitz eingeschlagen ist, alle anderen Orte entgegen stellen müssen, wo er genauso gut hätte einschlagen und mindestens genauso viel Gutes hätte verursachen können. Wir wissen, dass der Umstand, dass sich ein Ereignis ereignet, dessen Wahrscheinlichkeit sich ereignen zu können in keinster Weise beeinflusst.
Doch obwohl wir all das heute wissen, leitet uns unser Gefühl trotzdem immer mal wieder in die Irre!
Wohin musste einen das Gefühl erst geführt haben, als man all das noch nicht wusste?

Wenn etwas aussieht, als ob jemand dahinter steckt, man aber keinen blassen Schimmer hat, wie es tatsächlich funktionieren könnte, wie soll man da auf die Idee kommen, dass da doch niemand dahinter steckt?
Ausgeschlossen ist es nicht.
Eine sorgfältige Statistik beispielsweise würde keine Muster erkennen lassen, die man eigentlich erwarten müsste, wenn wirklich jemand dahinter stecken würde.
Oder man könnte auch die Überzeugung auf die Probe stellen, indem man die Lehre, die man aus der vermeintlichen Strafe gezogen hat, umgekehrt umsetzt und das nächste Gewitter abwartet.

Wie gesagt, vor 2000 Jahren war es noch einfach zu glauben.
Man konnte Gott sogar auf die Probe stellen: Man betete mal provokativ zu einem anderen Gott und prompt jagte der einzig wahre Gott einem den Mossad auf den Hals. Oder man konnte das auserwählte Volk in eine ausweglose Situation bringen, aus der Gott es dann mit einem Wunder wieder herausführte.
Heute geht das nicht mehr.

Okay, manche Christen sagen, man könne Gott auch heute noch auf die Probe stellen. Man müsse es sogar. Man müsse sich ihm bloss anvertrauen und man würde die Antwort erkennen.
Erinnert mich an die Sache mit dem Blitz. Bei einem Test sagt man das Ergebnis voraus und schaut, ob es dann auch so rauskommt. Hier schaut man sich die Ergebnisse an und überlegt sich, welches davon den Test beantwortet.
Erinnert mich an Bad Pharma… #AllTrials

 

Eigentlich lustig, dass fundamentale Gläubige sich lieber von der Intuition leiten lassen, die ein Produkt der Evolution ist, und sich gegen die Vernunft auflehnen, die in gewisser Weise die Evolution überwunden hat.

Das 1. Gebot

god„Du sollst keine anderen Gott neben mir haben“ heisst eigentlich genauso wenig, dass es keine anderen Götter gibt, wie „Du sollst kein Schweinefleisch essen“ heisst, dass es keine Schweine gibt.
Das heisst nur, dass es kein Schweinefleisch auf deinem Teller, resp. in deinem Sandwich geben sollte. Mehr aber auch nicht.

Im Grunde macht ein solches Gebot überhaupt erst Sinn, wenn es mehr als nur einen Gott gibt. Dann ist es das Gebot, sich auf nur einen Boss zu konzentrieren, weil das ansonsten früher oder später zu einen Interessenkonflikt führen würde. Was im Grunde durchaus vernünftig ist, genau wie der Vorschlag das Morden lieber sein zu lassen oder möglichst nicht zu lügen oder dem Nachbarn seinen Erfolg zu gönnen. Allesamt ethische Richtlinien, auf die man auch von ganz allein kommt.
Ich meine, wenn es nur einen Gott gibt, dann wäre ein Statement doch wesentlich geeigneter als ein Gebot: „Ach ja, übrigens, es gibt nur einen Gott, und zwar mich. Die Vorstellung, dass ich jemand anders oder einer neben anderen bin, ist zwar nachvollziehbar, aber leider falsch. Ich bitte dies in Zukunft zu berücksichtigen, denn aus Gründen, die eure geistige Kapazität leider etwas übersteigen, lege ich sehr grossen Wert darauf, dass in diesem Punkt absolute Klarheit herrscht – sonst reagiere ich unbeherrscht.“
In diesem Fall ein Gebot draus machen zu wollen, ist etwa so sinnvoll wie: „Du sollst keinen anderen Mond haben neben dem einen am Himmel“. Wozu, um alles in der Welt sollte, man das überhaupt wollen?

Nein, das erste Gebot deutet, wenn überhaupt auf etwas, dann auf eine interessante Palette von Göttern mit vielfältigen Vorzügen. Und was es bezweckt, ist, seinen Schäfchen Scheueklappen anzulegen.

Wie wird der Gott der 10 Gebote da über jemanden richten, der sagt: „ich anerkenne zwar die Existenz vieler Götter, aber folgen werde ich allein dem biblischen“? Gott müsste ihn für das Missachten des 1. Gebots verurteilen. Ist das nicht absurd? Statt die zu belohnen, die sich für ihn entschieden haben, bestraft (oder zumindest bedroht) er die, die sich ein besseres Bild vom Pantheon zu machen versuchten – und das selbst dann, wenn sie sich am Ende doch entschieden haben. Offenbar traut er seiner PR selbst nicht so ganz.

Pontifex-Dialoge: Gottes Führung

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

22. Mai 2014

PontifexPapst Franziskus @Pontifex_de
Eine Seele, die sich von Gott führen lässt, wird nicht enttäuscht und verirrt sich nicht.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Wenn Gott uns führen will, warum hat er uns den freien Willen gegeben? Macht das Führen willenloser Schafe nicht genug Spass?

Dass es „geiler“ ist Menschenmassen statt eine Herde willenloser Schafe zu führen, will ich ja gar nicht bestreiten, doch halte ich diese Präferenz für allzu menschlich. Eines Gottes nicht würdig.
Insbesondere dann nicht, wenn ein Teil der Menschen darunter leiden wird.
Höchstwahrscheinlich wird es für einen Menschen aufgrund seiner mentalen Fähigkeiten  ein grösseres Vergnügen sein sich im Antlitz Gottes zu sonnen als für ein Schaf, doch wirklich sicher können wir uns da nicht sein. Insbesondere da sich Glück nicht wirklich steigern lässt, respektive man im Glückszustand nicht das Gefühl hat, das Glück noch steigern zu müssen.
Wenn man naiv ist wie ein Schaf und zufrieden ist mit einem Mund voll Gras und der Wärme Gottes im Fell, dann wird man sich allein aufgrund der intelektuellen Kapazität nicht die Laune verderben lassen vom Umstand, dass einige Brüder und Schwestern gerade am Spiess gebraten werden. Unsere Empathie sollte eine solche Gleichgültigkeit jedoch nicht zulassen. Wir können nicht glücklich sein, wenn andere gleichzeitig leiden. Und wenn wir es doch sind, dann wurde uns etwas zentrales, was uns überhaupt erst menschlich macht, genommen.

Eine andere Sache ist, dass wir nur unsere Welt kennen und den freien Willen wie wir ihn schon und die Schafe ihn nicht haben. Wie sich ein freier Wille in einer anderen Welt entfalten würde, wissen wir nicht.
Die begrenzten Ressourcen machen vielen schönen Ideen einen Strich durch die Rechnung und lassen uns bisweilen die falsche Entscheidung treffen. Wie würde die Sache aussehen, wenn es unbegrenzte Ressourcen gäbe? Gemessen an den bescheidenen Bedürfnissen von Schafen, was die Ressourcen beinahe unbegrenzt erscheinen lässt, könnte man annehmen, dass ein freier Wille sich nicht gross auf deren Verhalten auswirken würde.
Wir wissen nicht, was sonst noch möglich gewesen wäre, insofern können wir auch nicht wissen, dass die Variante, für die sich Gott entschieden hat, die liebenswürdigste ist.

Er gibt uns einen freien Willen, doch er will uns führen.
Er will, dass wir an ihn glauben, doch um das zu tun, müssen wir einige der ureigensten menschlichen Fähigkeiten überwinden.

Also mir scheint es so, dass Gott sich höllisch Mühe gegeben hat, die Sache so einzurichten, dass möglichst viele sich verirren – ohne dass man ihm die Schuld dafür geben kann.


Mal abgesehen davon, ist es wirklich „geiler“ wenn 1000 Menschen nach meiner Pfeife tanzen als wenn es 1000 Schafe oder Roboter tun? Ich meine, mit welcher Variante kriegt man wohl mehr Youtube-Clicks?

Was uns eint und was uns zweit

Ich habe es schon mal in einem andren Post erwähnt, mir scheint es jedoch wichtig, es sich immer wieder vor Augen zu führen. Aus der Sicht ein Gottes mag es nicht so wichtig erscheinen, doch ist eine Harmonie in den Werten für eine friedfertige Gesellschaft unerlässlich. Wichtiger als der gleiche Gott ist beispielsweise die gemeinsame Überzeugung, dass Gleichberechtigung ein Muss ist, dass Sklaverei verboten gehört und das Fenchel verabscheuungswürdig ist. Man kann sich noch so einig sein über die Augen- und Sockenfarbe Jehovas, wenn man aber in den anderen Punkten nicht die Ansichten teilt, fliesst Blut. Und das wollen wir doch nicht, oder? Selbst dann nicht, wenn uns dieses Blut nach Angaben Gottes näher zu ihm bringt, oder?

Religionen sollen Wert stiften und zu einer Harmonie innerhalb der Gesellschaft führen. Wenn die Anhänger einer Religion aber nur darin übereinstimmen, wie ihr Gott heisst, dann hat sie ihre Aufgabe schlecht erfüllt.
Wenn die Übereinstimmung zwischen Untergruppen verschiedener Religionen grösser ist als die Übereinstimmung zwischen Untergruppen in den gleichen Religionen, dann macht es keinen Sinn von einer übergreifenden Kulturstiftung durch Religionen zu sprechen.

Oder bestreitet jemand, dass die Einigkeit bei dem, was wir tolerieren wollen und was nicht, wichtiger ist als die Einigkeit beim Namen Gottes?

Mal abgesehen von Gott selbst.

Stille Post mit Hindernissen

Rekapitulieren wir:

  • Gott erschafft die Welt.
  • Irgendwie vermurkst sich diese komplett.
  • Gott desinfiziert sie
    und fängt mit Noahs Familie nochmals von vorne an.
  • Die Juden verbringen gut 400 Jahre in der ägyptischen Sklaverei.
  • Die Juden fliehen aus Ägypten und irren 40 Jahre durch die Wüste.
  • Gott sagt den Menschen, dass Morden doof ist.

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Gott erklärt den Menschen erst ca. 2700 Jahre nachdem er die Welt erschaffen hat und sie zwischendurch ersäuft, sprachverwirrt und mit Fröschen beworfen hat, dass man nicht lügen, stehlen und morden soll?

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Kommt nur mir das seltsam vor?

Erst erschafft Gott den Adam und sagt ihm, er solle die Finger vom Apfel lassen. Später erschafft er Eva.
Erst verwirrt Gott die Sprachen der Menschen. Später erklärt er einem unbedeutenden Hirtenvolk, was geboten ist.
Erkennt ihr das System?

Tornado in the Junkyard

Oro Oro

In einem früheren Post habe ich schon mal auf eine Twitter-Breiteseite von Oro Oro reagiert. Und auch heute gibt’s so manches richtig zu stellen.

Oros Ausgangspunkt war, dass man beispielsweise in der Schönheit die Intelligenz, die hinter der Schöpfung steckt, erkennen könne. Ich versuchte in 140 Zeichen zu erklären, dass es durchaus Dinge gibt, die intelligent designt aussehen, doch dass es dazu keines intelligenten Schöpfers bedarf, sondern dass die Mechanismen der Evolution mächtig genug sind, dies so hinzukriegen. Ein sehr starkes Indiz dafür ist, dass es neben den intelligent designt aussehenden Dingen auch sehr unintelligent designt aussehende Dinge gibt in der Natur. Und das ist genau das, was man entsprechend der Evolutiontheorie zu finden erwarten würde.

Oro Oro @Orooro3
Und doch es ist ein design wo eine Intelligenz dahinter steckt. Wie eine Zelle sich entwickelt usw… Es trefff Inteligenz zu Schönheit.

(Orotographie habe ich wieder so belassen, wie sie war, um nicht womöglich hineinzuinterpretieren, was da gar nicht steht.)

Wieso beschränkt sich die Argumentation immer auf die Schönheit? Es gibt auch sehr hässliche und grausame Dinge – und damit meine ich jetzt irgendwelche Krankheiten oder menschgemachten Perversionen, sondern ganz normale und gesunde Lebewesen, wie beispielsweise den Nacktmull (Heterocephalus glaber) oder die Schlupfwespe (Ichneumonidae).
Wenn man die Schönheit als Indiz für einen intelligenten Designer nimmt, dann unterstellt man diesem einen Sinn für Ethik und Ästhetik, welche sich jedoch längst nicht durch die gesamte Schöpfung ziehen.

Dass wir etwas als schön erachten, hat nichts mit der Sache selbst zu tun, sondern allein damit, wie wir zu dieser Sache stehen und wie die Evolution uns geformt hat, damit wir adäquat darauf reagieren.
Insofern deutet nichts darauf hin, dass die Sachen designt wurden, damit sie uns gefallen. Und allein das wäre ein Indiz für einen Designer.

Und das ist bewunderlich wie das passiert ist.

Daraus, was du dir nicht vorstellen kannst, folgt nicht, dass es auch unmöglich ist.

Es lässt einen staunen, darin stimme ich überein. Doch mich motiviert es, dem auf den Grund zu gehen. Andere wollen das Gefühl des Staunens aber lieber nicht durch Analysen zerstören und so begnügen sie sich mit der erst besten Erklärung.

Nämmlich die wahrscheinlichkeit dass es Leben gibts wie wir sie kennen genau so gross ist als wäre ein Jumbojet auf die Erde absturze, und durch ein wirbelsturm wird er wieder gebaut. Also, matematisch ein sehr lange Ziffer. Also, das letzte hat ein astronom und physiker gesagt die Atheist ist. Trotzdem wollte er zeigen wie das schwer ist mit diesem beispiel. Er ist trotzdem Atheist geblieben, aber hat das trotzdem gesagt.

Das ist der berühmte Tornado in the Junkyard von Fred Hoyle, dem legendären britischen Astronomen und Mathematiker, der in so gut wie jedem Thema, mit dem er sich beschäftigt hat, monumental falsch lag. Tatsächlich formulierte er dieses Argument gegen die Abiogenese und nicht etwa gegen die Evolution, wie dies später die Kreationisten in verschiedenen Varianten taten.
Wir sprechen also konkret von folgender Stelle:

A junkyard contains all the bits and pieces of a Boeing 747, dismembered and in disarray. A whirlwind happens to blow through the yard. What is the chance that after its passage a fully assembled 747, ready to fly, will be found standing there? So small as to be negligible, even if a tornado were to blow through enough junkyards to fill the whole Universe.
The Intelligent Universe, p.19

Diese Analogie hinkt allerdings gewaltig, denn sie stellt keine brauchbare Repräsentation davon dar, wie die Evolution funktioniert. Und insofern sind auch die Schlüsse betreffend der Wahrscheinlichkeit schlicht und ergreifend unbrauchbar.

In folgenden drei Punkten unterscheidet sich der Tornado in the Junkyard von den tatsächlichen Mechanismen der Evolution:

  1. In der Evolution ist nicht, wie hier, der reine Zufall am Werk. Die Variationen, zwischen denen die natürliche Selektion ausliest, sind bis zu einem gewissen Grad zufällig, doch die natürliche Selektion selbst ist alles andere als Zufall. Während der Tornado beliebige Teile zusammen setzt und wieder auseinander reisst, sorgt die natürliche Selektion dafür, dass die nützlichen Verbindungen bestehen bleiben.
  2. Die Evolution macht viele, kleine Schritte, während der Tornado alles auf einmal zustande bringen will. In der Evolution ist eine Generation von der nächsten kaum zu unterscheiden. Beim Tornado hier besteht zwischen dem Endprodukt und dem Ausgangsprodukt allerdings keine Ähnlichkeit.
  3. Die Evolution plant nicht. Beim Tornado wird impliziert, dass es nur ein Möglichkeit gibt, die Teile sinnvoll zusammen zu setzen, nämlich als Boeing 747, und entsprechend unwahrscheinlich ist das Ergebnis. Wenn allerdings beliebige nützliche Konstruktionen wofür auch immer als Ergebnis akzeptiert werden, dann sinkt die Unwahrscheinlichkeit massiv.

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Wie gesagt, Hoyle hat es als Argument gegen die Abiogenese formuliert, wo die Punkte 1 und 2 zwar weitgehend wegfallen, als ganzes aber nichtsdestotrotz am Punkt 3 scheitert.
Meines Wissens hat Hoyle die Panspermie-These vertreten, wonach das Leben von anderswo auf der Erde „gepflanzt“ wurde. Das verschiebt das Problem der Abiogenese zwar nur, doch die Existenz eines Gottes macht dies noch keineswegs notwendig.

Ein Hinweis auf einen intelligenten Designer ist diese Analogie also nicht.

Im Eisen und andere Matherie wie Helium oder Kupfer oder Ammoniak findt mann nichts das uns zeigt das dass zur leben werden kann.

Müsste man das denn?
Die Frage ist doch nicht, ob Legosteine wissen (resp. wir erkennen), was aus ihnen mal tatsächlich gebaut wird, sondern ob das Legosystem mächtig genug ist, um damit eine Burg oder ein Flugzeug zu bauen. Und ja, das ist es.

Viele leute glauben an Gott und das ist auch kein Unsinn, im Gegenteil, es ist eine logische Gedanke.

Viele Leute glauben auch an die Zahnfee, an die Astrologie und daran, dass Elvis noch lebt. Und das alles ist durchaus Unsinn.
Echt, es ist absolut kein Problem an Unsinn zu glauben.
Und es ist auch kein allzu grosses Problem, sehr viele Leute an Unsinn glauben zu lassen.

Und ausgehend von einer Prämisse wie, dass intelligent designt aussehende Dinge nur intelligent designt sein können, mag es zwar durchaus die logische Konklusion sein, dass es sowas wie einen Gott geben muss. Doch da die Prämisse nachweislich falsch ist, ist die Konklusion nicht mehr zwingend wahr.

Ob unsere Seele nach dem Tode weiter leben wird wiesen wir nicht, und fallls es möglich ist, kann man sagen… Das würde auch ohne Gott gehen, oder?

Die Existenz einer vom Körper unabhängigen Seele ist sehr zweifelhaft.
So gut wie alle Phänomene im Zusammenhang mit der Seele, konnten bisher auf natürliche Weise erklärt werden. Es besteht also keine Notwenigkeit deren Existenz vorauszusetzen.
Doch selbst die unsterbliche Seele als ein natürliches Phänomen entdeckt würde, so wäre das kein Indiz für einen Gott der in die Entwicklung der Welt eingreift (und sich an Homosexualität stört).

Die Wissenschaft weiss nur einen kleinen Bruch von Alles.

Die Wissenschaft ist keine Sammlung von Wissen, sondern eine Methode, die es uns ermöglicht falsches Wissen zu entlarven – aber geschenkt, dem Sinn nach stimmt es.

Der Clou ist aber, dass zwar die Modelle, die die Wissenschaft im Moment für genau hält, sich mit grösster Wahrscheinlichkeit irgendwann als sehr ungenau herausstellen werden, doch dass die Modelle, die die Wissenschaft als zu ungenau identifiziert hat, für immer zu ungenau bleiben werden.
Und das ist eben leider verheerend für viele religiös inspirierte Ansichten.

Es gibts mehr Hinweisen daß es einen Gott existiert als das Gegenteil.

Welche das wohl sein mögen?
Jedes bisher vorgebrachte Indiz hat sich bei genauerer Betrachtung in Luft aufgelöst.

Oder machen viele Halbwahrheiten zusammengesetzt eine ganze Wahrheit?

Finden, was gar nicht da ist

Gott in allen Dingen finden.
Ignatius von Loyola

Was wir wahrnehmen, wird mehr dadurch bestimmt, was wir wahrnehmen wollen, als was wirklich da ist.
Genau deshalb arbeitet man in der Wissenschaft, wenn man verlässliche Resultate haben will, mit verblindeten Experimenten und Kontrollgruppen, statt sich einfach auf das Urteil von Menschen zu verlassen.

Der Mensch ist der geschichtenerzählende Affe. Alles, was um ihn herum geschieht bettet er in Geschichten ein, die erklären, warum es geschieht. Manche davon stimmen mehr, andere weniger. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sobald wir uns für eine entschieden haben, wir alle anderen Geschichten, die das Geschehene genauso gut oder noch viel besser erklären könnten, einfach ausblenden oder zumindest für wesentlich weniger plausibel halten.
Hinzu kommt, dass wir alle Dinge, die sich von da an ereignen, durch Geschichten erklären, die zur ersten passen. Und dass damit das Vertrauen in die Richtigkeit der ersten und aller folgenden wächst.

Gott ist eine Geschichte, die wir auf alles anwenden können. Nicht, weil Gott irgendwie eine besonders mächtige Geschichte wäre, sondern schlicht und ergreifend deshalb, weil sich so gut wie jede Geschichte auf alles anwenden lässt. Wenn man erst einmal Gott in einem Dinge gefunden hat, findet man ihn auch in jedem anderen.
Esoterik und Verschwörungstheorien leben davon: Auf einmal fängt Alles an Sinn zu machen – selbst dort, wo es nachweislich gar keinen Sinn gibt.

Die Chance ist also ziemlich gross, dass der Sinn, den man in einem Ding gefunden zu haben glaubt, bloss ein Produkt der Phantasie ist. Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, ob die Geschichte doch wahr ist?

Nein, die gibt es leider nicht.
Doch es gibt die Möglichkeit herauszufinden, ob die Geschichte eine Phantasmagorie ist.
Und das ist doch schon mal etwas.

Die Methode, mit der sich dies rausfinden lässt, nennt sich Wissenschaft!


Gott in allen Dingen finden?
– Kein Problem für das menschliche Gehirn.
Ist das ein Indiz dafür, dass er auch wirklich da ist?
– Etwa so sehr wie eine einhornförmige Wolke ein Indiz für die Existenz von Einhörnern ist.
Heisst das ja?
– Nein.