Gott in allen Dingen finden.
Ignatius von Loyola
Was wir wahrnehmen, wird mehr dadurch bestimmt, was wir wahrnehmen wollen, als was wirklich da ist.
Genau deshalb arbeitet man in der Wissenschaft, wenn man verlässliche Resultate haben will, mit verblindeten Experimenten und Kontrollgruppen, statt sich einfach auf das Urteil von Menschen zu verlassen.
Der Mensch ist der geschichtenerzählende Affe. Alles, was um ihn herum geschieht bettet er in Geschichten ein, die erklären, warum es geschieht. Manche davon stimmen mehr, andere weniger. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sobald wir uns für eine entschieden haben, wir alle anderen Geschichten, die das Geschehene genauso gut oder noch viel besser erklären könnten, einfach ausblenden oder zumindest für wesentlich weniger plausibel halten.
Hinzu kommt, dass wir alle Dinge, die sich von da an ereignen, durch Geschichten erklären, die zur ersten passen. Und dass damit das Vertrauen in die Richtigkeit der ersten und aller folgenden wächst.
Gott ist eine Geschichte, die wir auf alles anwenden können. Nicht, weil Gott irgendwie eine besonders mächtige Geschichte wäre, sondern schlicht und ergreifend deshalb, weil sich so gut wie jede Geschichte auf alles anwenden lässt. Wenn man erst einmal Gott in einem Dinge gefunden hat, findet man ihn auch in jedem anderen.
Esoterik und Verschwörungstheorien leben davon: Auf einmal fängt Alles an Sinn zu machen – selbst dort, wo es nachweislich gar keinen Sinn gibt.
Die Chance ist also ziemlich gross, dass der Sinn, den man in einem Ding gefunden zu haben glaubt, bloss ein Produkt der Phantasie ist. Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, ob die Geschichte doch wahr ist?
Nein, die gibt es leider nicht.
Doch es gibt die Möglichkeit herauszufinden, ob die Geschichte eine Phantasmagorie ist.
Und das ist doch schon mal etwas.
Die Methode, mit der sich dies rausfinden lässt, nennt sich Wissenschaft!
Gott in allen Dingen finden?
– Kein Problem für das menschliche Gehirn.
Ist das ein Indiz dafür, dass er auch wirklich da ist?
– Etwa so sehr wie eine einhornförmige Wolke ein Indiz für die Existenz von Einhörnern ist.
Heisst das ja?
– Nein.