Das verborgene Drittel

Zwischen Genesis und Sintflut liegen kapp 2000 Jahre.
Zwischen Sintflut und Jesus liegen knapp 2000 Jahre.
Zwischen Jesus und heute liegen knapp 2000 Jahre.

6000 Jahre Menschheitsgeschichte, von deren erstem Drittel wir so gut wie nichts wissen.

Im 5. Kapitel der Genesis lernen wir zwar die Namen von etwa zehn Menschen der vorsintflutlichen Äre kennen, doch von der damaligen Kultur, Politik und ihren technischen Errungenschaften erfahren wir nichts. Wir wissen nur, dass „der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar“.

Nun ja, nicht ganz aller Menschen Bosheit war gross. Noah fand Gnade vor dem Herrn. Doch entgegen dem Eindruck, der bei der Lektüre der Bibel vielleicht entstehen könnte, war Noah keine zufällige Person war, der es entgegen aller Wahrscheinlichkeit gelang ein gottgefälliges Leben zu führen. Vielmehr handelte es sich bei ihm um das Endprodukt eines ausgeklügelten göttlichen Zuchtprogramms. Jeder einzelne in der Ahnenlinie, die direkt von Adam zu Noah führte, brachte nämlich locker 500 Jahre auf die Waage, während bei allen anderen schon bald mal die Lebenszeit auf 120 Jahre gestutzt wurde – angeblich weil Gott missfiel, dass sie sich nach Belieben ihre Partner suchten. (Genau betrachtet, heisst das, dass demzufolge nicht Noah das Produkt einer genetischen Optimierung war, sondern alle anderen durch gezielte Pfuscherei disqualifiziert wurden, doch läuft das im Grunde aufs Gleiche hinaus.)

Das erste Drittel hätte dabei eigentlich der reinste Zuckerschlecken sein müssen. Die Gene waren so frisch nach der Schöpfung noch tiptop – die degenerierende Wirkung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik setzte erst almählich ein1. Und die Geschichte von der Verbannung aus dem Paradies kannte man während der ersten Hälft von Adam aus erster Hand und während der zweiten Hälfte von Methusalem aus zweiter Hand. Optimale Voraussetzungen also.
Und es würde mich nicht wundern, wenn Gott auch immer mal wieder vorbei geschaut und die Menschen bei Kaffee und Kuchen mit ein paar hilfreichen Tips unter die Arme gegriffen hätte2.

Und doch fuckten sie es ab. Kolossal sogar.

Wie genau, erfahren wir indessen nicht? Auch nicht, wonach sie trachteten. Was haben sie also bloss angestellt, dass Gott sich gezwungen sah, nicht nur die Schuldigen auszuradieren, sondern auch alles, was im entferntesten Rückschlüsse auf die Art des Verbrechens zulassen würde? Eine globale Sintflut wäscht schliesslich auch das letzte Indiz vom Tatort. 3 4 5

Ich kapier das einfach nicht. Wie konnte man es mit solchen Voraussetzungen bloss verbocken? Sie waren genetisch nicht vorbelastet, waren wahrscheinlich auch geistig noch top drauf, hatten direkte Augenzeugen und wohl auch immer mal wieder direkten Kontakt mit Gott. Was um Himmels Willen konnte da bloss schief gehen?
Nun ja, geistig top drauf zu sein, ist eigentlich auch heute noch in Sachen Gottgläubigkeit eher ein Hindernis… Luzifer war schliesslich auch der intelligenteste Engel und der kannte Gott sogar persönlich… Es scheint fast so, als ob es die Persönlichkeit Gottes ist, die die meisten vergrault…

Dazu passt auch, dass die Leute irgendwie besser zu wissen scheinen, was Gott will, seit er es ihnen nicht mehr persönlich sagt.

 

Biblische Domino Hypothese

Wussten die kurzlebigen Menschen von der Langlebigkeit der Adam-Noah-Linie? Wussten sie, dass diese Leute im Gegensatz zu ihnen gesegnet waren?

Wenn ja, dann machte sie vielleicht genau das so stinkig. Dann stellt sich aber die Frage, warum sie kein Massaker anrichteten? Respektive wenn doch, wieso die Auserwählten dieses überlebten? Da konnte doch nicht alles mit rechten Dingen zu gehen… Haben sich womöglich die Erben Adams in guter alter Schwarzenegger-Manier aus der Bredouille gemetzelt?
Oder aber sie stellten die Herrscherfamilie dar, wobei das lange Leben gewissermassen die Legitimierung von höchster Stelle darstellte? Doch dann frage ich mich, wieso ihnen, wenn sie so toll waren, die Sache dermassen aus dem Ruder lief? Respektive warum sie für die Verfehlungen ihrer Untertanen nicht zur Rechenschaft gezogen wurden?

Wenn die Langlebigkeit unbemerkt blieb – und das erscheint mir, obgleich es eine ausgewachsene Verschwörung gewesen wäre, wahrscheinlicher (weil gerechter6) -, dann wirft das eine andere Frage auf: Wodurch unterschied sich Personen in der Adam-Noah-Linie von allen anderen? War es jeweils der älteste Sohn des ältesten Sohnes des ältesten Sohnes (die klassische Erbfolge eben7)? Oder war es jeweils der Spross mit der grössten moralischen Integrität? Sei es nun so oder so, wenn nur die exakte Linie mit der Langlebigkeit gesegnet wurde, bedurfte es dauernder genetischer Justierungen Gottes bei allen anderen Geschwistern8, was diese sicher nicht mit Begeisterung quitiert haben… (ausser natürlich man begnügte sich immer nur mit einem einzigen Nachkommen?)

Unter solchen Voraussetzungen wundert es mich eigentlich nicht wirklich, dass die Kacke da am Dampfen war…

Warum aber bestand Gott trotz all dieses offensichtlichen Konfliktpotentials auf der Langlebigkeit der „Gesegneten“? Dass er sich an ihnen erfreute, ist ja schön und recht, doch wenn er mit der Sonderbehandlung soziale Unruhen in Kauf zu nehmen bereit war, dann sollte er schon wirklich gute Gründe dafür haben. Dass er sich so länger an seinen treuen Schäfchen ergötzen konnte, zählt da sicher nicht dazu.

Hier meine Hypothese: In seiner Allwissenheit wusste Gott, das Leben ist ein Dominospiel (nicht die Lege-, sondern die Umfallvariante). Sowohl Leben wie auch Ideen werden von Generation zu Generation weitergegeben (und ändern sich gelegentlich) und es besteht immer die Gefahr, dass sie irgendwo mal stecken bleiben.9
Wie sorgt man dann dafür, dass das gewünschte Gen/Mem das Ziel erreicht?
Da mit jeder weiteren Generation die Wahrscheinlichkeit steigt, dass was schief geht, sollte man sich lieber auf ein Minimum an Steinen beschränken – was bei einer fixen Distanz bedeutet, dass man sie gross macht. Sprich langlebig.
Das heisst, die Adam-Noah-Ahnenreihe war die redundante Sicherheitslinie, welche dafür sorgte alle nötigen Gene und Meme das Ziel erreichen, selbst wenn der ganze Rest zum Teufel gehen sollte.

Da fragt sich’s natürlich, ob Gott diese Strategie auch im zweiten und dritten Drittel der Menschheitsgeschichte verwendet hat10 und ob es irgendwo eine langlebige Linie gibt, welche als Backup für den Notfall dient11. Das würde dann auch die kryptische Bemerkung von Jesus erklären, dass er wiederkommt noch bevor der letzte Anwesende gestorben sei.

Godwin’s Law

Gesetze sind entweder präskriptiv, das heisst, sie schreiben einem vor, was man tun und lassen soll.
Oder sie sind deskriptiv, das heisst, sie beschreiben, was geschieht und geschehen wird.
Zu ersteren gehören die 10 Gebote Gottes, zu letzteren Godwin’s Law, welchem zufolge in jeder Diskussion im Internet früher oder später ein Nazivergleich fällt.

Ich hatte hier hier mal mit Gregor eine grosse Diskussion, die sich über mehrere Threads hinwegzog. Sie entzündete sich am 28.8.2014 am 1. Gebot und erfüllte ihre Godwinsche Bestimmung in Gregors 18. Replik am 13.9.2014. Es bleibt allerdings offen, ob dies nicht vielleicht bloss aus Pflichterfüllung geschah. Gregor ist schliesslich ein gesetzestreuer (angehender) Rechtsanwalt und hält womöglich prinzipiell alle Gesetze für präskriptiv1.

Tatsächlich scheint sich in gewissem Sinne genau in diesem Punkt die religiöse Moralvorstellung von einer etwas mehr sekuläreren zu unterscheiden: Die Moral sagt, welches Verhalten langfristig zu guten und schlechten Ergebnissen führt. Um abschätzen zu können, wie sich etwas auf lange Sicht entwickeln wird, muss man sehr, sehr, sehr intelligent sein. Der liebe Gott ist das per definitionem und hat uns deshalb mit den 10 Geboten (und ein paar weiteren Anmerkungen) eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Richtschnur in die Hand gegeben. Aus Sicht der Evidenzen sind die 10 Gebote dagegen eher deskriptiv. Das heisst, wo immer sich eine menschliche Gesellschaft bildet, werden sich mit der Zeit genau diese Regeln herauskristallisieren.
Wenn aber etwas dermassen gesetzmässig ablaufen soll, dann muss es Gründe geben, warum es gerade so und nicht anders kommen muss. Unverbesserlich Religiöse werden darin den von Gott dem Menschen (und vielleicht noch ein paar wenigen anderen Arten mit ausgeprägten Sozialverhalten) eingepflanzten „Moralinstinkt“ erkennen. Evolutionsforscher dagegen halten die aus einem moralischen Verhalten resultierenden Vorteile für die Gemeinschaft für gross und robust genug um dieses Verhalten und damit auch den „Moralinstinkt“ in der Population zu etablieren. Gänzlich ohne Hilfe von aussen.

Analog könnte man dann aber auch fragen, welches wohl die Mechanismen sind, die das vom Godwinschen Gesetz vorhergesagte Ereignis tatsächlich eintreffen lassen?

Das Besondere am Nationalsozialismus ist, dass dessen Bezeichnung im Gegensatz zu der anderer Weltanschauungen, in deren Namen schlimmes angestellt wurde, nie von anderen Gruppen für sich selbst in Anspruch genommen wurde. Das heisst, dass die Grundkonzepte nie in der Art verteidigt wurden, dass man die Ausprägung in Deutschland als einen schrecklichen Missbrauch einer ansonsten interessanten Idee interpretiert hätte.2 3 4
Das bedeutet, dass das Attribut Nazi immer nur anderen zugeschrieben wurde (von ein paar Spinnern in Springerstiefeln vielleicht mal abgesehen) und das stets mit der Absicht tiefste Verachtung auszudrücken.

So kommt es, dass es kaum etwas „böses“ gibt, von dem man denkt, dass es im dritten Reich nicht seine Erfüllung gefunden habe, resp. hätte, wenn es zu jener Zeit schon möglich gewesen wäre. Denn irgendwie scheint in unserer Vorstellung der moralische Kompass im Nationalsozialismus immer exakt in die andere Richtung zu weisen, als es uns unser gesunde Menschenverstand (und/oder Gott) vorgibt.
Das ist aber kein neues Phänomen. Solche konzentrierte Inkarnationen des „Bösen“ hat es schon immer gegeben. Beispielsweise in der Gestalt des Nachbaren, mit dem man gerade im Krieg stand. Neu ist hier bestenfalls, dass diesmal selbst der böse Nachbar Deutschland davon überzeugt ist, dass er es ist, der Böse war.
Ich bezweifle jedoch, dass die Deutschen um Grössenordnungen schlimmer waren als alle anderen. Die menschenverachtenden Ideen wurden auch von anderen Ländern umgesetzt5 oder sie lagen zumindest griffbereit in der Schublade. Statt sich aber dem zu stellen, begnügte man sich nach dem zweiten Weltkrieg damit, der Welt den Nationalsozialismus als abschreckendes Beispiel dafür zu präsentieren, zu was böse Menschen in der Lage sein können.
Im Grunde ist das naiv und dennoch scheint es irgendwie funktioniert zu haben. Viele der üblen Ideen rutschten in der Schublade weit nach hinten und wir erlebten eine friedliche und blühende Zeit, die ihresgleichen sucht. Dies ist sicher nicht der einzige Grund, doch die gemeinsame Bemühung sich von diesem Schreckgespengst, das alles Böse assimiliert, öffentlich zu distanzieren, hat sicherlich ihren Beitrag geleistet.

In der Regel tut man sich ziemlich schwer damit, zu akzeptieren, dass nicht die Menschen böse sind, sondern die Ideen sie böses tun lassen. Insbesondere dann, wenn man selbst mit der Idee liebäugelt. Man teilt beispielsweise die Meinung, dass Koredutten von Natur aus schlecht in Mathe sind6. Daraus folgt für einen zwar durchaus, dass sie deshalb lieber keine Berufe ausüben sollten, bei denen man Rechnen muss, aber doch nicht, dass man sie darum gleich umbringen müsste. Das Problem ist aber, dass je nach dem, wie wichtig uns die Mathematik ist, es nicht weiter schwer ist, uns dann auch weiss zu machen, dass von den Koredutten eine dermassen grosse Gefahr für die Mathematik (und damit wohl auch für die ganze Menschheit) ausgeht, dass es auf lange Sicht besser ist, sie zu kastrieren oder gar gänzlich los zu werden. Natürlich ist das schlimm und auch äusserst bedauerlich, aber eben leider unumgänglich, wenn man ein noch viel schlimmeres Übel vermeiden will.
Wenn man versucht, dieses Beispiel auf ein paar geschickte, böswillige Demagogen abzuschieben, die sehr genau wissen, was sie da machen, dann macht man es sich viel zu einfach, denn es ist gut möglich, dass wir selbst es sind, die wir uns innerhalb der Masse langsam die Sache hineingesteigert haben und sie nun unsererseits selbst weiter vorantreiben. Weil wir von der Gerechtigkeit unserer Aufgabe überzeugt sind7.
Das Problem ist die Idee. Sie lässt uns die Welt auf eine besondere Art betrachten und besondere Schlüsse ziehen. Und je nach dem, welche Priorität wir ihr geben, lässt sie uns blind werden gegen jegliche Kritik, die an der Gültigkeit der Idee zu rütteln versucht. Und die Priorität wird durch die Masse gesetzt.

Indem niemand den Nationalsozialismus verteidigt, ist sich die Masse einig, dass dieser quasi synonym für das verhängnisvoll Falsche steht.

Das heisst, wenn ich von jemandem als Nazi bezeichnet werde, dann habe ich in seine Augen eine Grenze überschritten, die man nicht überschreiten darf8, weil meine Ansicht, wenn von der Gesellschaft übernommen, zu einem verhängnisvollen Ergebnis führt, von welchem wir beide überzeugt sein müssen, dass es menschenverachtend ist. Ob meine Ansicht aber tatsächlich zu jenem verhängnisvollen Ergebnis führt, welches der Gegner befürchtet, müsste er erst noch in einer genauen Analyse zeigen. Einfach nur den Nazivergleich zu machen, öffnet nämlich noch niemandem automatisch die Augen.
Und selbst wenn er die Argumente präsentiert, dann bin ich deswegen noch lange kein Nazi, weil ich im Angesicht der erdrückenden Beweislast9 meine Position noch immer ändern kann. Denn das darf ich.
Ein „Nazi“ bin ich daher erst dann, wenn ich die Gräuel als notwendige Konsequenz meiner Überzeugung akzeptiere und in Kauf nehme (von mir aus auch als notwendiges Übel) und an ihr nichtsdestotrotz weiter fest halte – was aber nicht unbedingt heisst, dass meine Überzeugung tatsächlich auch vom Nationalsozialismus geteilt worden wäre.

Das erklärt, warum der Nazivergleich bei unüberwindlichen Meinungsverschiedenheiten früher oder später kommen muss, warum er von beiden Seiten kommen kann und warum er trotz allem höchstwahrscheinlich falsch ist.

Weiss das der Teufel?

Wofür ist eigentlich der Himmel da? Na um die Lieben zu belohnen.
Und die Hölle? Na um die Bösen zu bestrafen.
Wozu sollte das noch gut sein, die können ja eh nichts mehr draus lernen? Die nicht, aber die, die noch nicht böse sind, die werden es sich dann zweimal überlegen, böse zu werden.
Das heisst, sie werden nun nicht mehr morden und stehlen und unkeusche Gedanken der Nachbarin gegenüber haben? Das wäre zwar durchaus begrüssenswert, doch geht es hier eher darum, ob man Gott und Jesus den nötigen Respekt zollt. Das Morden, Stehlen und die unkeuschen Gedanken sind da eher nebensächlich. Da drückt Gott gern auch mal ein Auge zu.
Das heisst, die Hölle ist nur dazu da, um einen davon zu überzeugen Gott und Jesus den nötigen Respekt entgegen zu bringen – selbst wenn man vielleicht Gründe zu haben glaubt, dass sie diesen gar verdienen? Genau.

Und wie sieht diese Bestrafung in der Hölle denn konkret aus? Sie ist schlimm. Unsagbar schlimm und das für ewiglich.
Kannst du mir das etwas genauer beschreiben? Oder kann man sich das irgendwo anschauen? Nein. Die ist Suspense… Nicht genau zu wissen, was einen da erwartet, macht die ganze Sache nämlich noch viel, viel gruseliger.
Du meinst, wenn man es vor sich sehen würde, könnte es vielleicht sogar dem einen oder anderen masochistisch Veranlagten gefallen, so dass er es dann darauf anlegt ihn die Hölle zu kommen? So in etwa…
Und was, wenn man nicht an die Existenz der Hölle glaubt? In dem Fall ist die Hölle ja nicht wirklich ein überzeugendes Argument Gott und Jesus den nötigen Respekt zu zollen, oder? Dann sollte man es sich lieber nochmals überlegen und vorsorglich doch an die Hölle und die Respektabilität von Gott und Jesus glauben.

Wenn ich also meine Zweifel überwinde und mich an die Respektabiliät von Gott und Jesus zu glauben zwinge, bleibt mir dann die Hölle erspart? Nur wenn es die Richtige Form von Respekt ist.
Gibt es denn falsche Formen von Respekt? Jede Menge.
Und wie erkenne ich, ob ich mich für die richtige Form entschieden habe? Indem du dich nach deinem Tod im Himmel wiederfindest.
Und wie finde ich das schon zu Lebzeiten raus? Gott schickt dir ein Zeichen.
Und kriegen die, die falsche Form von Respekt haben, kein Zeichen? Doch, aber nicht von Gott.
Und merken die, dass es nicht von Gott ist? Die nicht, aber ich.
Und wie? Weil sie morden, stehlen und unkeusche Gedanken haben.
Hat denn noch nie jemand im Auftrag Gottes gemordet, gestohlen und unkeusche Gedanken gabt? Unkeusche Gedanken gehabt noch nie!

Und wer genau quält all die Bösen dann in der Hölle? Gott? Nein, der Teufel.
Der Teufel? Ja, das ist der Engel, der aus dem Himmel verbannt wurde, weil er Gott (und Jesus?) nicht den nötigen Respekt erwies.
Und der hat nun die Verantwortung darüber, dass die Bösen ihre gerechte Strafe erhalten? Genau.
Also motiviert der Kerl, der alles daran setzt, Gott das Leben schwer zu machen, die Menschen dazu, Gott und Jesus den nötigen Respekt zu erweisen? Genau.
Was hat er davon, die Menschen zu quälen? Es bereitet ihm Freude, weil er weiss, dass es Gott Kummer bereitet.
Würde es Gott nicht noch viele mehr Kummer bereiten, wenn die Bösen für ihre Respektlosigkeit in der Hölle belohnt würden? Schon…
Weiss das der Teufel?

Gott auf der Anklagebank

Wenn Gott ein Erdbeben schickt um seinen Unmut über nackte Brüste auszudrücken, dann müsste er (resp. seine irdischen Vertreter) genau so für den Schaden und die Wiedergutmachung verantwortlich sein wie der radikale Globalisierungsgegner, der mit dem Zertrümmern von McDonalds seinem (möglicherweise durchaus gerechtfertigten) Unmut über die internationalen Verflechtungen Ausdruck verleiht.

Könnte es sein, dass die Kirchen es genau so sehen und liebend gern bereit wären den Wiederaufbau zu finanzieren, dass aber bisher einfach noch nie jemand diesbezüglich vorstellig geworden ist?
(Oder dass man das einfach nicht an die grosse Glocke hängt?)

Das bezweifle ich. Moderne Apologeten wissen, dass es auch natürliche Mechanismen gibt, welche Erdbeben auslösen können, und beschränken die Interventionen Gottes lieber auf das Abwenden des Bösen, was ihn (und sie) wohl vor der Haftung schützen soll. Doch im Angesicht von Allwissenheit und Allmacht, welche Gott für sich in Anspruch nimmt, halte ich die Differenzierung zwischen tun und nicht verhindern für nicht mehr wirklich haltbar. Es bedarf hier nämlich keiner zusätzlichen Anstrengung welcher Art auch immer, die diese Unterscheidung rechtfertigen würde.

Viel wichtiger ist aber, dass Gott, indem er der Katastrophe und dem ganzen dadurch verursachten Leid eine Botschaft an die Menschheit mitgibt, die Verantwortung für die Ereignisse übernimmt – und sei es auch nur, indem er erklärt, dass es durchaus in seiner Macht gelegen wäre diese zu verhindern, er es aber aus welchen Gründen auch immer vorzog, es nicht zu tun. Sollte er sich dann im Interesse der eigenen Glaubwürdigkeit nicht auch entsprechend verantwortungsvoll verhalten? Beispielsweise indem er – seinem Image als lieber Gott folgend – beim Wiederaufbau hilft? Das würde die Lektion, die er der Menschheit erteilte, ja nicht schmälern. Im Gegenteil, das würde den Verdacht zerstreuen, dass er bloss ein Trittbrettfahrer ist, der aus der Situation Profit zu schlagen versucht.

 

Weitere Prozesse gegen Gott dieser Tage:

  • Endlich Klarheit über Gott
    Das Münchner Verwaltungsgericht muss klären, ob es eine höherer Instanz gibt, welche die Richtige ist und wie man ihr standesgemäß dient um Gebühren zu sparen.
  • Frisch geklagt ist hab gewonnen – Helft uns!
    In Brandenburg streitet die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters um ihr Recht eigene Gottesdienste abzuhalten und dies auch am Ortseingang wie die anderen Kirchen ankündigen zu dürfen.

Händewaschen nicht vergessen!

Ich habe hier schon mehrfach erwähnt, dass Gott wesentlich deutlicher hätte erwähnen müssen, dass wir uns die Hände waschen sollen1. Darauf kann natürlich erwiedert werden, dass er das mit den Reinheitsgeboten doch durchaus deutlich tat. Stimmt, wenn auch nicht auf eine Weise, die irgendwie auf Keime als Ursache hindeuten würde, aber geschenkt. Auch geschenkt, dass da völlig überflüssige Regeln darunter waren, wie das Verbot Schweinefleisch zu essen. Trichnien sind ein nette Rechtfertigung, doch eine, die nicht wirklich hält, was sie verspricht, denn andere Völker in der gleichen Gegend züchteten Schweine und litten nicht darunter 2. Diese ganze Schweinephobie war nichts weiter als eine gemeinschaftsstiftende Schikane. Aber wie schon gesagt, geschenkt!
Die Juden hatten also einen gottbefohlenen Keimschutz, der vielen Juden das Leben rettete. Wieso hat dann Jesus diesen gestrichen, als er in Markus 7:1-15 den Pharisäern, die sich ärgerten, weil die Apostel sich vor dem Essen nicht wuschen, erklärte, dass nichts unreines von Aussen in dem Menschen komme? Eine Praxis, die, wie gesagt, die Potenz hat Millionen von Menschen das Leben zu retten.

Okay, da wäre noch die Sache mit der Antibiotika-Resistenz: Indem Jesus Antibiotika nicht einführte, verhinderte er die Antibiotika-Resistenz, welche wohl vielen Menschen zu Verhängnis geworden wäre, weil in jener Zeit die technischen Möglichkeiten fehlten, die wir heute haben und die uns vor dem schlimmsten bewahren könnten. Ganz nach dem Motto: Sollen die Menschen es selbst entdecken, wenn sie reif dafür sind. Das gleiche gilt übrigens genauso für jeden anderen technischen, kulturellen und moralischen Aspekt.

Wie sähe die Welt heute wohl aus, wenn sich Gott nicht an die Oberste Direktive gehalten hätte und den Menschen Dinge gesteckt hätte, die sie zu jener Zeit unmöglich wissen konnten?
Wohl so ähnlich, wie wenn bronzezeitliche Denkmuster in den Besitz moderner Technologien kommen.

Was wiederum darauf hinaus läuft, dass die Welt als Sprengfalle designt wurde, wo sich alles früher oder später gegen den Menschen wendet.

Der Regenbogen und die Sintflut

Gestern hat der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten die Homo-Ehe in allen Bundesstaaten für legal erklärt. Ein bedeutender Meilenstein für die Gleichstellung und eine derbe Niederlage für viele Konservative, deren Rechte dadurch aber in keinster Weise beschnitten werden.

Und das alles unter dem Regenbogen, jenem Symbol, mit dem Gott seit der Sintflut die Menschheit daran erinnert, dass er sie nie wieder ertränken wird.

Was genau die Menschen in vorsintflutlicher Zeit angestellt haben, dass es gerechtfertigt erschien die ganze Welt zu ertränken, ist nicht bekannt. Es muss aber offensichtlich so schlimm gewesen sein, dass nicht nur jeder vernichtet wurden, der sich daran erinnern konnte, sondern auch alle sonstigen Evidenzen, die Rückschlüsse darauf erlaubt hätten.

So radikal geht man sonst eigentlich nur gegen Jugendsünden vor…
Könnte es sein, dass der Teil der göttlichen Dreieinigkeit, die später als Jesus die Welt betreten sollte, damals schwul gewesen ist?

Damit würde sich der Kreis schliessen.

Vom richtigen Zeitpunkt die Zähne zu putzen

und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!
Markus 1,15

Wenn ü2000 Jahre nah sein soll, dann kann doch nur von geologischen Zeiträumen die Rede sein, oder? Mitnichten, die Vertreter des Junge-Erde-Kreationismus1 sind überzeugt, dass etwas bereits dann nah ist, wenn etwas anderes (ich schätze mal gleichwertiges) doppelt so weit weg ist:

(1) A&E…………………………………J………………..H

J stellt übrigens die oben zitierte Verkündung von Jesus dar. A&E steht für Adam und Eva, die gelebt haben als die Welt2 erschaffen wurde, und H symbolisiert heute, den frühest möglichen Zeitpunkt des prophezeiten Endes E. Und jeder einzelne Punkt dazwischen ist ein ganzes Jahrhundert.

J ist nach dem Verständnis der Kreationisten also nicht nur näher an H, sondern auch nah an H. Natürlich nur unter der sehr plausiblen Bedingung, dass die Welt noch bis Ende der Woche untergeht (H ≅ E). Andernfalls könnte die Sache irgendwann einmal so aussehen:

(2) A&E _ _ _ _ J _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ E

Ein Strich ist ein Jahrtausend und J zwar nicht mehr näher an E,  nach dem Verständnis der Kreationisten nichtsdestotrotz aber immer noch nahe an E. Wie das sein kann? Weil Bibel!

Aber vielleicht erspart Gott seinen Anhängern ja die Schmach solchen Blödsinn noch länger glauben zu müssen und beruft bereits nächsten Donnerstag das Jüngste Gericht ein. Lassen wir daher die Geschichte der Menschheit lieber noch ein letztes mal Revue passieren. Aufs wesentliche reduziert3. In einer anschaulichen Form:

Um 7 Uhr weckte Gott Adam und Eva.
Adam und Eva toben rum.
Um 12 Uhr versuchte Gott sie zu ersäufen.
Adam und Eva toben rum.
Ab 13 Uhr verstehen sich Adam und Eva nicht mehr.
Adam und Eva toben trotzdem weiter rum.
Um 17 Uhr ermahnte Gott Adam und Eva sich die Zähne zu putzen, weil die Schlafenszeit schon nahe sei.
Adam und Eva toben rum.
Ab 21 Uhr steigt ne Party.
Die Party ufert ein bisschen aus.
Um 22 Uhr werden Adam und Eva eingeschlaft.

Wenn die Eltern um 17 Uhr das Haus verlassen und die Kinder für den Rest des Abends sich selbst überlassen, dann ist es im Hinblick auf die Zahnhygiene vielleicht gar keine so schlechte Idee die Kinder sich die Zähen putzen zu lassen. Zu erwarten, dass sie es den ganzen Abend über tun und dadurch keinen Unsinn anstellen werden, halte ich jedoch für ziemlich blauäugig. Insbesondere wo die Kinder in der gleichen Zeitspanne am Morgen die Eltern dermassen zur Weissglut brachten, dass diese keine andere Lösung sahen, als das Kinderzimmer zu fluten, und sich auch am frühen Nachmittag nicht wirklich vorbildlich benommen haben.
Überhaupt frage ich mich, ob es eine gute Idee ist, solche Kinder so lange allein zu lassen…
Ob Gott tatsächlich das Haus verliess, darüber lässt sich natürlich streiten. Fest steht aber, dass er ab 17 Uhr keine öffentlichen Auftritte mehr hatte, während es diese vorher immer mal wieder gab. Er mag hie und da zu diesem oder jenem gesprochen haben, doch entspricht das eher einem kurzen Telefon-Anruf, welcher den Betroffenen zwar schon, die Umstehenden allerdings so gut wie gar nicht beeindruckte. Eine wilde Bande lässt sich damit sicher nicht zähmen.

Die Party steht übrigens für die Bevölkerungsexplosion der letzten zweihundert Jahre, die – in Anbetracht Gottes Allwissenheit – gewissermassen für diesen durchaus sichtbar auf Facebook angekündigt wurde und die Hoffnung, dass sich die Kinder stattdessen weiter die Zähne putzen werden, wie eine Schneeflocke in der Wüste schmelzen lassen sollte.

 

Damit will ich nicht behaupten, dass man Kindern nicht vertrauen könne. Ich denke einfach, dass sie sich das Vertrauen langsam verdienen müssen. Und ich wüsste kein Ereignis in der Bibel, wo sich die Menschheit als vertrauenswürdig und verantwortungsbewusst erwiesen hätte. Gott gehorcht haben sie eigentlich nur dann, wenn er ihnen befahl irgendein Volk auszurotten.

Ein richtiges Blutwunder

Wenn Jesus für unserer Sünden gestorben ist, wäre es da nicht irgendwie überzeugender gewesen, wenn er am Kreuz all das Blut1 aller Sünden aller Zeiten vergossen hätte und seither alle durch Sünde verursachten Wunden nicht bluten2 würden?

Das wäre ein Spektakel gewesen! 3

Keine Angst, die Opfer würden durch ein solches Blutwunder genau gleich leiden und die Sünden würden dadurch in keinster Weise beeinträchtigt. Das Blut fliesst dann einfach durch Raum und Zeit – was nichts grundsätzlich anderes als eine Bluttransfusion wäre.
Der einzige Unterschied wäre, dass der Teppich sauber bleiben würde.
Und dass man dann jeweils wüsste, dass man gerade nicht Zeuge eines Unfalls, sondern einer Sünde geworden ist. Das ist auch nicht zu verachten – insbesondere im juristischen Nachspiel.

Ich denke, das hätte uns auf unserem Heilsweg sehr viel weiter bringen können – und das ohne irgendwelche Einschränkungen der Willensfreiheit4, denn einem Wunder beizuwohnen nimmt sie einem ja nachweislich nicht weg.

Unter einer solchen Praxis würden alle gewinnen und einzig und allein die Teppichreinigungsindustrie leiden, während jetzt alle leiden und nur die Teppichreinigungsindustrie5 frohlockt.

 

 

 

 

 

Hat eigentlich schon mal einer überprüft, wessen Aktien Gott hält?

Werde Gott!

godDie Bibel wurde in einer Zeit geschrieben, als sich noch Krethi und Plethi als Götter bezeichnen konnten. Manche Könige waren Götter, verdiente Persönlichkeiten wurden zu Göttern erklärt und irgendwelche Fremde konnten vielleicht Götter auf Durchreise sein.

Zu jener Zeit hat es sogar dermassen von Göttern gewimmelt, dass gewisse Götter sich offenbar genötigt sahen, dem mit speziellen Bestimmungen ein Ende zu setzen. Ich vermute allerdings, dass dies zwar durchaus auch im Interesse der Menschen geschah, doch dass die treibende Kraft für diesen Schritt machtpolitischer Natur war – denn welcher Gott teilt schon gern?

Götter definieren sich zwar gern über Allwissen, Allgüte und ganz besonders Allmacht – insbesondre in moralischen Belangen – , nichtsdestotrotz sind es aber die Ambitionen, die bei ihnen am stärksten ausgeprägt sind.
So kenne ich keinen noch so kleinen Gott der nicht insgeheim an Plänen schmiedet, wie er die anderen Götter unter seine Herrschaft zwingen – oder es zumindest danach aussehen lassen – könnte.
Bescheidenheit ist für Götter ein Fremdwort – was allein deshalb schon nicht einer gewissen Ironie entbehrt, weil sie diese regelmässig von ihren Gläubigen einzufordern pflegen. Davon, dass sie bisweilen ihre Forderungen etwas herunterschrauben, sollten wir uns indessen nicht täuschen lassen. Das hat nichts mit Bescheidenheit zu tun. Damit versuchen sie lediglich konversionsfreudige Andersgläubige abzuwerben oder einer Konversion der eigenen Gläubigen zu einem „billigeren“ Gott zuvor zu kommen.
Alle Götter nehmen stets, was immer gerade noch drin liegt.
Keinem Gott wäre je in den Sinn gekommen, die Vorstellungen der Menschen von ihm etwas nach unten zu schrauben. Kein Gott sagte je: „Ja, schon, ich habe die Welt erschaffen, aber das ist als Gott etwa schwer wie Lokschenkigel zu backen. Keine grosse Sache. Die Entsprechung von Knishes hätte ich dagegen wohl nicht hingekriegt.“ Und man hat auch noch nie einen Gott sagen gehört: „Ehrlich gesagt, hätte ich mir etwas mehr Mühe gegeben, hätte ich es besser hin gekriegt.“ Oder: „So im Nachhinein, muss ich eingestehen, dass ich eigentlich hätte wissen müssen, das Fenchel eine ziemlich blöde Idee war.“ Nein, Götter gestehen keine Fehler ein, sondern sie schmücken sich mit jeder Feder, derer sie habhaft werden.

Als ein kleiner, aber ambitionierter Provinz-Gott ist da der Monotheismus vielleicht gar keine so schlechte Strategie: Indem ein Gott die Menschen glauben lässt, es gäbe keine anderen Götter, übersehen sie vielleicht seine Bedeutungslosigkeit im Angesicht der wirklich mächtigen Hoschis. (Mächtige Götter fürchten nicht den Vergleich. Der Mächtigste ist schliesslich der, der unter Mächtigen herausragt, und nicht der, der einsam auf weiter Flur steht. Der hat sich in der Regel nur verirrt und versucht sich so nur raus zu reden. Glaubt mir, ich weiss, wovon ich spreche!)

Jetzt wird’s etwas spekulativ: Je nach dem wie sich der Erfolg einer Religion auf der Erde auf den Status der entsprechenden Götter im Olymp auswirkt, kann der Monotheismus allerdings tatsächlich eine gewisse Chance für eine göttliche Karriere, im Sinne der Beeinflussung von Sterblichen, bieten, doch ich glaube, dass die Götter den Moden der Menschen nicht allzu viel Gewicht beimessen (wenn sie diese schon auch ein bisschen wurmen können). Chef ist, wer den grössten Hammer hat – was in der Koch-Analogie die Fähigkeit ist, ein Coq au vin auf den Tisch zu zaubern. Dass die grosse Masse der Kunden auf Fritten abfährt, ändert daran rein gar nichts. Die Menschen mögen schon glauben, dass Fritten das ultimativ beste ist und der Fritten-Gott mag ihnen auch einreden, dass diese nur mit absoluter Allmacht herzustellen sind.
Doch insgeheim weiss er es besser…
Eine gewisse Verbitterung ist bei einem solchen Gott durchaus zu erwarten. Und wohl auch die Kompensationsreaktion der Versicherung, wie sehr man doch seine Schäfchen liebt, während man ihnen in Tat und Wahrheit sowohl das Diesseits wie auch das Jenseits zur Hölle macht.

Wie in der Einleitung erwähnt, steht einer göttlichen Karriere selbst einem Sterblichen nichts im Weg. Dass man nie zu einem Götterbankett im Olymp eingeladen wird, braucht ja niemand zu erfahren. Alles worauf es ankommt, ist, ob die Leute einem glauben und die vorgesetzte Moral schlucken.

Viele versuchten diesen Weg zu beschreiten.
Wenige hatten Erfolg damit.
Und nur einer schaffte den Monotheismus. Er hatte aber damit – wie es heisst – zu Lebzeiten ein schweres Kreuz zu tragen.

Save Our Souls

Nehmen wir mal an, dass das Ziel der ganzen Übung ist, so viele Seelen zu retten wie nur möglich.
Und wenn man den Beteuerungen Gottes glauben will, dass er die Menschen liebt und sich nichts sehnlicher wünscht als jeden einzelnen von uns eine ganze Ewigkeit lang an seiner Seite zu wissen (was er wohl als Rettung versteht), dann ist diese Annahme nicht völlig an den Haaren herbei gezogen.

Wie also retten wir möglichst viele Seelen?
Respektive, wie können wir den Anteil an geretteten Seelen so hoch wie möglich schrauben?

Es gibt Dinge, die die Chancen auf eine Rettung erhöhen, und andere, die sie senken. Wie ein Kind zu sein, soll von Vorteil sein. Ein Baby zu sein, erst recht. Auch die sind zwar nicht frei von Schuld, aber bei ihnen kann Gott in seiner Gnade und Barmherzigkeit grosszügig darüber hinweg sehen. Opfer von Gewaltexzessen können dagegen leider noch nicht automatisch auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes zählen, doch zumindest sind sie aufgrund des ihnen zugefügten Leids empfänglicher für die Kontaktaufnahme Gottes, was ihnen immerhin einen gewissen Vorsprung verschafft. Überhaupt scheint Friede, Wohlstand und soziale Sicherheit eher ein Klotz am Bein zu sein, denn ob all dem Luxus verliert man offensichtlich nur allzu leicht aus den Augen, wem man all dies verdankt. Jesus warnt sogar explizit davor, wie schwer es ist als Reicher in den Himmel zu kommen.

Ist es sehr gewagt zu behaupten, dass mit Intelligenz und Wohlstand die Gelegenheiten zunehmen seinen freien Willen zu gebrauchen?

Daher haben die Reichen es nicht deshalb besonders schwer, weil Geld und Macht die Seele korrumpieren würde1, sondern weil die Chance auf den falschen Weg zu kommen mit jeder Gelegenheiten steigt, bei der man eine falsche Entscheidung treffen kann: Der freie Wille ist wie russisches Roulett, die Chancen ihn unbeschadet zu überstehen sind bei tausend Versuchen deutlich geringer als nur bei einem einzigen.

Das heisst, eine optimale Ausbeute an geretteten Seelen erreichen wir, wenn möglichst viele noch in einem Alter sterben, wo ihnen die Gnade und Barmherzigkeit Gottes noch gewiss ist. Also eine hohe Kindersterblichkeit. Das ist insofern auch praktisch, weil eine hohe Kindersterblichkeit in der Regel mit einer expansiven Familienplanung einher geht, was uns noch mehr zu rettende Seelen beschert. Und da hohe Kindersterblichkeit und Bevölkerungsexplosion auch mit Armut und bewaffneten Konflikten korrelieren, brauchen wir uns auch nicht darum zu sorgen, dass es den Menschen so gut geht, dass sie Gott vergessen könnten.

Noch etwas effizienter liesse sich das ganze gestalten, wenn man 99.99% aller männlichen Föten abtreiben würde – womit gut 50% der Menschheit schon mal gerettet wäre. Wenn man bedenkt, dass das Christentum nur etwa einen Drittel der Weltbevölkerung ausmacht und alle anderen Religionen kategorisch nicht gerettet werden können, dann hätte man mindestens 16, wahrscheinlich aber sogar noch wesentlich mehr Prozent Seelen gerettet. (Der Bonus hier ist, dass dies sogar völlig religionsunabhängig ist: diese 50% werden gerettet auch wenn Gott gar nicht der christliche Gott ist.)
Die Mädchen dagegen werden ausgetragen und in Legebaterien zum Ausbrüten weiterer Mädchen gezwungen. Als Samenspender dienen die restlichen 0.01%. Wenn die Frauen dabei unter katastrophalen Bedingungen gehalten werden und nicht viel Gelegenheit zum Praktizieren des freien Willens bekommen, steht auch bei ihnen einer Kontaktaufnahme Gottes nichts im Weg. Und so dürfte auch hier ein beachtlicher Anteil der restlichen 50% der Seelen noch gerettet werden.2

Die Drahtzieher dieser Seelenrettungsmaschinerie wären natürlich verloren. Aber das ist ein kleiner Preis, wenn sie fast 100% einer rapide wachsenden Menschheit zu retten schaffen. Sie wissen natürlich um das Leid, welches sie verursachen und sie werden deswegen wohl auch sehr schlecht schlafen, doch zumindest bleibt ihnen der Trost, dass sie ihre ewige Seele nicht umsonst aufgegeben haben

Religion des Friedens

Obelix und seine LiebenswürdigkeitOb man eine Religion als friedliebend bezeichnen kann, hängt meines Erachtens nicht von ihrem Ziel ab eine friedliche Gesellschaft zu erschaffen, denn dieses Ziel teilen ALLE Religionen, sondern vom Weg, den die Religion vorgibt, um dieses Ziel zu erreichen.

Religionen formulieren Werte und stellen Regeln auf, die ein harmonisches Zusammenleben ermöglichen sollen1. Die Grundidee dabei ist, dass wenn ALLE exakt die von der Religion gestifteten Werte übernehmen und ihr Leben entsprechend den von der Religion vorgegebenen Regeln führen, dass dann einem idyllischen Leben nichts mehr im Wege steht2. Das Problem ist aber, dass wenn nicht wirklich ALLE die Werte übernehmen und ihr Leben nach jenen Regeln führen, dass dann für die Harmonie keine Garantie übernommen werden kann. Nicht mal für die, die es tun. Wie also bringt man auch den hintersten und letzten dazu, sich zu seinem eigenen Wohl die Lehren der Religion zu Herzen zu nehmen? Und genau an der Antwort auf diese Frage muss man die Liebenswürdigkeit einer Religion messen!

Von einer Religion des Friedens würde ich erwarten, dass sie das ohne Gewalt hinkriegt. Auch ohne Androhung derselben. Weder im Diesseits noch im Jenseits.
Ich sage nicht, dass Gewalt grundsätzlich etwas schlechtes ist. Manchmal ist sie der einzige Weg um etwas wünschenswertes zu erreichen und dann soll man diese ruhig zu Hilfe nehmen. Man kann es dann einfach nicht mehr eine „friedfertige Lösung“ nennen.

Wir benamsen eine Erziehungsmethode – und nichts anderes ist eine Religion – schliesslich auch nicht nach dem erhofften Ergebnis, sonst würden alle Erziehungsmethoden „Tolle Erziehungsmethode“ heissen, sondern eher nach den Mitteln, die zur Erziehung verwendet werden.
Selbst wenn die Heranwachsenden am Ende friedfertig, höflich und hilfsbereit sind, wenn man es ihnen mit Schlägen und Drohungen eingetrichtert hat, dann war es keine „friedfertige Erziehung“. Ich will damit nicht sagen, dass man Kinder nicht schlagen soll3, ich sage nur, dass, wenn man es tut, es nicht eine „friedliche“, „friedliebende“ oder „friedfertige“ Erziehung genannt werden kann.
(btw. Was die Beurteilung einer solchen Methode betrifft, so sollten wir uns auch da weniger vom erhofften Ergebnis blenden lassen, sondern erst mal die realen abwarten4. Und wenn die endgültigen Ergebnisse aus kategorischen Gründen nicht vorgelegt werden können, dann müssen wir uns halt mit den provisorischen begnügen.5 Doch hier geht es nicht um die Beurteilung, sondern lediglich um die Zuschreibung von Attributen.)

Die frohe Botschaft ist aber, dass dem Christentum (wie wohl jeder anderen Religion genauso) nicht viel fehlt um eine in diesem Sinne „friedliche Religion“ zu werden.  Sie bräuchte lediglich die Bestrafung für die Abkehr von Gott zu streichen6. Und sie sollte auch aufhören die Menschen daran zu hindern, das zu tun, was sie wollen – insbesondere dann, wenn sie damit niemandem schaden.
Gott darf gern seine Wünsche formulieren und er darf auch gern diejenigen belohnen, die ihm diese erfüllen, doch er sollte niemanden dafür bestrafen, wenn er ihnen nicht nachkommt. Wenn er uns erklärt, dass er an seinem Tisch niemanden haben will, der sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlt, dann können wir damit leben. Wir entscheiden uns, ob uns die Sodomie wichtig genug ist, um damit auf ein gewissen Bonus zu verzichten. An anderen Tischen aber weniger oder vielleicht sogar gar nichts zu servieren, steht ausser Debatte, denn das ist ein Akt von Gewalt7.
Hier zu sagen, die Leute hätten die Wahl gehabt, sie hätten sich aus freien Stücken für den Hunger entschieden und müssten nun eben die Konsequenzen tragen, hat auch seine Tücken. Weil jemanden  zu einer Entscheidung zu zwingen, noch bevor er über genügend Informationen verfügt um eine nach eigener Einschätzung fundierte Entscheidung treffen zu können, ist auch eine Form der Gewalt, denn auch hier nutzt man seine Macht um jemanden etwas tun zu lassen, was er nicht will. Zur Illustration vielleicht das folgende Szenario: Es werden einem zwei Pillen gegeben. Eine blaue und eine rote. Die blaue lässt das das Kopfweh verschwinden. Die rote lässt den Kopf explodieren. Man hat die freie Wahl. Bloss dass diese ganze Übung in einem Raum ohne Licht stattfindet. Ist dann wirklich keine Gewalt im Spiel? Auch dann nicht, wenn es ausserdem noch heisst, dass wenn man sich nicht innert einer unbekannten Frist nicht entscheidet, man so oder so die rote Pille bekommt? 8

Aber natürlich hindert niemand Gott daran, Leute zu Entscheidungen zu zwingen und sie für die falsche zu bestrafen. Es steht ihm frei zu tun und zu lassen, was immer ihm beliebt. Und er darf gern auch überzeugt davon sein, dass er damit seine Liebe gegenüber den Menschen zum Ausdruck bringt. Doch wenn man hierbei von einer friedfertigen Erziehungsmethode spricht, dann hat man irgendwie den Sinn für die Realität verloren.

Ein Zeichen des wahren Glaubens

coke-jesusWenn man sich mit echten Christen unterhält, dann erklären sie einem stets, dass die katholische Kirche eine Verbrecherorganisation sei, die schon vor langer Zeit vom rechten Pfad abgekommen sei. Dem will ich gar nicht widersprechen, doch ich will dann in der Regel von der betreffenden Person wissen, woher sie die Gewissheit nimmt, dass nicht auch sie abseits des rechten Pfades herumtappt?
Sie erklärt dann, dass sie die Bibel studiere und dass sie ihr Leben nach deren Lehren auszurichten versuche (vielleicht nicht immer perfekt – schliesslich sind wir alle Sünder – aber sie gibt ihr bestes) und dass sie eine persönliche Freundschaft mit Jesus pflege. Aber wirklich überzeugend ist das nicht, denn genau das gleiche versichern einem auch die verbrecherischen Katholiken.

Wäre es da nicht toll, wenn diejenigen, die wahrlich glauben, ein Zeichen begleiten würde? Ein Zeichen, welches genau dies unterstreicht? Sowas wie ein Heiligenschein vielleicht?
Da wüsste ich gleich, wer ein echter Christ ist und wer bloss unter Wahnvorstellungen leidet. Wäre das nicht toll?

Doch das können wir uns wohl an den Hut stecken, schliesslich lässt Gott sich nicht in die Karten schauen. Ich meine, stellt euch das mal vor… Dann wüsste man, wer auf dem rechten Weg schreitet und wer nicht. Man könnte sich ein Beispiel an ihnen nehmen und sie höflich um Rat fragen. Die ganzen Glaubenskriege wären damit Schnee von Gestern.

So ein Pech, dass es sowas nicht gibt.

Oder gibt es das vielleicht doch?

Folgende Zeichen werden die begleiten, die glauben: Sie werden in meinem Namen Dämonen austreiben, sie werden in neuen Sprachen reden, wenn sie Schlangen anfassen oder etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden, Kranken, denen sie die Hände auflegen, wird es gut gehen.
Markus 16 : 17-18

WOW! Das ist genau das, was ich brauche!
Okay, ein Heiligenschein wäre praktischer gewesen, denn an dessen Leuchtkraft könnte man, noch während man einen Gedanken formuliert, erkennen, ob man damit in der richtigen Richtung unterwegs ist. Hier dagegen gibt es keine Tendenzen. Was nicht wirklich nachvollziehbar ist, denn Tendenzen sind bei der Navigation eine coole Sache. Ich meine, stellt euch mal vor, euer Navi würde während des Weges nicht „jetzt nach rechts“ und „jetzt nach links“ sagen, sondern am Ort, den ihr für das Ziel haltet, je nach dem ob es wirklich das Ziel ist, entweder die Tür öffnen oder das Auto in die Luft jagen.
Es ist keine Frage davon, ob man zum richtigen Ziel will, denn das wollen die meisten durchaus. Insofern wäre auch es völlig in Ordnung, wenn das Navi, wenn man trotz dessen deutlichen Anweisungen nicht zum richtigen Ziel kommt, den Selbstzerstörungsmechanismus aktiviert. Aber ohne die Hinweise und Korrekturen?

Doch beklagen wir uns nicht, sondern schauen uns lieber an, was uns hier in die Hand gegeben wurde: Dämonen, Sprachen, Schlangen, Gift und Heilung.
Damit lässt sich sicher was anfangen.

Da ich neue Sprachen nicht von mir unbekannten alten Sprachen unterscheiden kann, taugt für mich als Aussenstehender dieser Indikator leider nicht allzu viel.
Dämonen austreiben und Kranke heilen, eignet sich schon besser. Daran versuchen sich viele Christen, müssen aber – um überzeugend zu sein – über den Plazebo-Effekt hinaus kommen. Und zu beurteilen, ob das gelungen ist, ist leider alles andere als einfach.
Schlangen anfassen ist auch nicht schlecht. Daran versuchen sich schon deutlich weniger Christen1. Doch wie viel davon ist bloss antrainierte Geschicklichkeit?
Das Trinken von Gift – das ist perfekt! Es lässt sich sicher ein Gift finden, das garantiert jeden tötet. Botulinustoxin2 klingt vielversprechend. Wenn ein Gläubiger einen Schluck davon nimmt und überlebt …

… dann glaube ich ihm!

Also, ihr lieben, echten Christen, tretet vor.
Ihr seid euch Gewiss in eurem Glauben? Dann zeigt, dass euch – wie prophezeiht – das Gift nicht schaden wird.
Wenn es Zeichen sind, dann sollen sie auch gesehen werden!

 

 

Was passiert eigentlich mit denen, die so gewiss in ihrem Glauben sind, dass sie bereit sind das Gift zu trinken, dabei aber falsch liegen und sterben?
Wie wird Gott das wohl beurteilen?

Atheists on a Plane

I’m not usually religious, but one time I was on a plane that was going through some really frightening and violent turbulence. So, I immediately began taking rights away from gay people.
Dan Mints