Schluss mit den Doping-Skandalen

Formel-1-Rennen beziehen ihre Legitimität daraus, dass in dort verwendeten Boliden neue Technologien getestet werden, die im Endeffekt der Sicherheit, der Umwelt und dem ganzen Rest zugute kommen. Weshalb unterstellt man dann nicht auch Radrennen einfach einer Industrie? Beispielsweise der Pharmaindustrie – da würden dann auch gleich all die Doping-Skandale obsolet werden.
Dann würde dieses Jahr Novartis die Nase vorn haben und nächstes Jahr eben Pfizer etwas anderes. Alles wäre reglementiert, kontrolliert und nichts korrumpiert. Statt in irgendwelchen muffigen Labors Studien an unmotivierten Probanden durchzuführen, könnte man diese hier allein für Ruhm und Ehre unter idealen Testbedingungen über sieben Pässe scheuchen.
Man bräuchte natürlich nicht bei den Pharmaka Halt zu machen. Auch die Biotechnologie könnte sich mit reinhängen und die Gentechnik endlich in den Dienst der Menschheit stellen. Und wo die Natur an ihre Grenzen stösst, könnte die Bionik mit raffinierten Prothesen gar noch einen Schritt weiter gehen.
Forschung und Werbung in einem. Die Entwicklungskosten – und sicherlich auch die Dauer – könnten so massiv gesenkt werden, was evidenterweise allen zugute käme. Und ich, ich würde mir dann sicher mein Aspirin von jener Firma kaufen, welche das Siegerteam gedopt hat.

Was ist Kunst?

Der Versuch Kunst definieren zu wollen, ist natürlich ein Widerspruch in sich, denn seit jeher war es eine der vornehmlichsten Eigenschaften der Kunst – ob nun gewollt oder nicht – den universellen Gültigkeitsanspruch jeder Struktur und Ordnung in Frage zu stellen.
Eine Implikation davon ist, dass die Wahl des Mediums oder Materials, aus dem die metaphorische Abrissbirne gegossen wird, dem Künstler offen steht. Dass er sie ganz den Bedürfnissen entsprechend anpassen kann – oder viel mehr muss.
In einem Land, wo sich die Grenzen darauf beschränken, dass man nicht bei Rot über die Strasse geht, was zu allem Überfluss sogar relativ vernünftig ist, was will man da schon mit Farben, Klängen oder Formen ausrichten? Guerilla-Zebrastreifen malen? Motorengeräusche fälschen? Strassen verlegen? Soll man sich gegen Politikerinnen auflehnen, die fordern, dass bei der Ampel violett statt orange verwendet wird? Oder gegen Polizisten, die nach Lust und Laune die Grünintervalle verkürzen oder verlängern?
An einem solchen Ort trägt der wahre Künstler keine Jesus-Latschen und mieft nicht nach Terpentin, billigem Wein und filterlosen Zigaretten. Nein, er trägt nicht allzu teure Lackschuhe, einen Anzug und eine Aktentasche mit einer Banane und ner Birne drin. Es ist der Bürokrat, der täglich pflichtbewusst seine Arbeit verrichtet und Kopien von Kopien durch die weit verzweigte Verwaltung schleust. Das Interessante an der Beamtenherrschaft ist nämlich insbesondere, dass sie weniger ihre Arbeit verrichtet, als sich vielmehr selbst erschafft. Es ist ein graues, unauffälliges, exponentielles System, welches seine Dynamik aus der enormen Kreativität seiner Formulare, Stempel und Softwarelösungen schöpft.
Kein normaler Mensch würde einen solchen Moloch füttern, genauso wie kein normaler Mensch zugunsten eines unverkäuflichen Bildes sich ein Ohr absäbeln würde. Doch Künstler sind keine normalen Menschen und sie tun nicht, was zu ihrem persönlichen Vorteil gereicht, sondern was die Gesellschaft von ihren verstaubten Altlasten befreit. Und die Bürokratie zerstört man am effektivsten, denn man sie so lange füttert bis sie explodiert. Und dafür braucht man nicht allzu teure Lackschuhe, einen Anzug und eine Aktentasche mit einer Banane und ner Birne drin.

Schweine im Weltall

Ein Skandal erschüttert die NASA in ihren Grundfesten. Da sind doch tatsächlich ein paar Astronauten alkoholisiert ins All geflogen. Nun verstehe ich aber nicht so ganz, warum sich die Leute so aufregen. Wenn es irgendwo Platz genug gibt für besoffene Chauffeure, dann doch wohl im All, oder? Da schwitzen die Navigatoren Blut und Wasser um überhaupt irgendeinen Brocken zu finden. Im Grunde ist ja eine der Hauptaufgaben der NASA die Entdeckung extraterrestrischen Lebens, und wenn man dies nur schafft, indem man in angeheitertem Zustand ein Ufo rammt, so soll es mir nur recht sein. Ich werde mich auch gerne an der Begleichung des Schadens beteiligen.

Homorecykling

Gott erschuf den Menschen und prüfte, ob er gut war.
Sollte er der Versuchung widerstehen, war es eine gute Schöpfung.
Sollte er ihr jedoch nicht widerstehen, dann ab in die in die örtliche Kehrrichtverbrennungsanlage, auch Hölle genannt.
Während PET-Flaschen nur 450 Jahre brauchen um komplett abgebaut zu werden, muss man für die menschliche Seele eine ganze Ewigkeit im Höllenfeuer einsetzen um sie in ihre Bestandteil aufzulösen. Erfüllt nicht unbedingt das Kriterium der Nachhaltigkeit, finde ich…

Viktor

Als wir damals mit Osher, Udi und Viktor durch den Süden Chiles trampten, da erklärte uns der begeisterte Christ Viktor, dass die Juden, zu welchen zufälligerweise auch Osher und Udi gehörten, eigentlich Christen seien, es aber einfach noch nicht wüssten. Da wir die Diskussion auf Spanisch führten und ich dieser Sprache eigentlich gar nicht mächtig bin, war dies zumindest das, was ich damals zu verstehen geglaubt habe.
Nun bin ich mir aber nicht mehr so sicher, ob er damals wirklich von allen Juden sprach oder nur von Osher und Udi? Denn wer weiss, welche Rituale er des Nachts ohne ihr Wissen mit ihnen angestellt hat. Er hätte sie ja einfach mal taufen können.
Und nun stelle man sich Osher und Udis Erstaunen vor, wenn sie eines morgens im neuen statt im heutigen Jerusalem aufwachen. Oder viel mehr aus dem Schlaf gerissen werden, denn das neue Jerusalem strahlt und gleisst wie ein kristallklarer Jaspis – da ist an Ausschlafen nicht zu denken.

Dieses und Nächstes

„Dieses Wochenende“ oder doch lieber erst das „nächste“? Oder läuft gar beides auf das gleiche raus? Tatsächlich ist das Dilemma, dass dieses und das nächste das gleiche sind, eine der lästigsten Unzulänglichkeiten unserer Sprache .
Wenn ich daher ein Gesetzt einführen dürfte, so würde ich diese Verwirrung ein für alle mal aus der Welt schaffen. Per Dekret sozusagen. Und damit eine Ära der Harmonie und Güte einläuten.
Es ist nämlich so, dass so gut wie jeder Lösungsansatz zu einem beliebigen Problem auf dieser Welt daran scheiterte, dass man sich nicht einigen konnte, ob man es diesen oder nächsten Donnerstag in Angriff nehmen sollte. Oder ob man sich an dieses oder das nächste Dogma halten sollte. Oder ob man diesen oder den nächsten Baum fällen sollte. Statt sich auf eins zu einigen hat man kurzerhand gleich beides umgesetzt und damit nur noch mehr Problemen verursacht.
Schluss damit!

Eidgenössischer Klimawandel

In der Schweiz praktizieren wir die direkte Demokratie und jede Änderung der Verfassung unterliegt dem obligatorischen Referendum. Sollte man in dem Fall nicht annehmen, dass dann auch die Änderung der Verfassung unseres Klimas vors Volk kommen sollte?

Entdeckung von Diskriminierendem

Wir finden es empörend, wenn man eine Meinung nur deshalb nicht ernst nimmt, weil sie von einer Frau geäussert wurde. Wir stören uns aber nicht weiter daran, wenn die Ansicht von jemandem nicht Ernst genommen wird, der in Jeans statt im Anzug kam. Natürlich halten wir es für oberflächlich, aber eben nicht für empörend. Und dabei handelt er sich doch hierbei um den exakt gleichen Mechanismus der Diskriminierung basierend auf nichtreflektierten Vorurteilen.
Und wenn mir nun jemand vorwirft, ich würde offenbar die während Jahrtausenden anhaltende Unterdrückung der Frau für ein gleiches Bagatelldelikt wie den Snobismus im Bezug auf Kleider halten, so missversteht er mich und demonstriert gleichzeitig par excellence, wie selbstverständlich und in keinster Weise revisionsbedürftig wir gewisse Dinge akzeptieren, von denen wir ja noch nicht einmal selbst überzeugt sind.
Ich glaube, das Problem ist nicht, dass man etwas für richtig hält, sondern dass man es nicht gleich für einen Skandal hält. Der Rest folgt dann aus der Dynamik der Sache.

(Stellt sich nun nur noch die Frage, ob ich nicht beispielsweise eine Bank verklagen kann, weil sie einen bestimmten Dresscode verlangt?)

IV-Missbrauch

Im Vorfeld zur Abstimmung über die 5. IV-Revision bin ich immer wieder Plakaten begegnet, die sich auf eine der folgenden beiden Parolen reduzieren liessen: „Gegen IV-Missbrauch ergo JA!“ respektive „Gegen IV-Missbrauch ergo NEIN!“.
Es ist schon witzig, dass sich beide Seiten der gleichen Propaganda bedienten, und wenn ich mir meine Überzeugung nicht ausgependelt hätte, so wäre ich bei dieser Informationspolitik wohl kaum zu einer rationalen Entscheidung gekommen.

Religiöse Veranlagungen

Ich glaube, das Problem mit dem Islam besteht darin, dass ihn die Muslime Ernst nehmen, und die Toleranz des Christentums verdankt sich dem Umstand, dass die Christen dieses nicht mehr ganz so Ernst nehmen.
Natürlich wissen wir, dass die Bibel die Homosexualität nicht billigt und als Heilung die Todesstrafe empfiehlt, doch wird heute kaum jemand ernsthaft verlangen, dass dieser Grundsatz wortwörtlich durchgesetzt werden soll. Denn noch vor das Wort Gottes wird bei uns der gesunde Menschenverstand gesetzt – in der stillschweigenden Annahme, dass dies im Grunde schon ein und dasselbe sein wird.
Sollte das Christentum wieder an ideologischer Macht gewinnen, so wird sich das auch in der Politik bemerkbar machen, denn ich glaube kaum, dass in einem demokratischen Land mit tiefgläubigen Christen beispielsweise die Abtreibung oder Euthanasie lange wird legal bleiben können. Und das völlig ungeachtet all der Versprechen, dass die Religion sich nur auf das Seelenheil des Suchenden konzentrieren wird. Die Religion hilft uns zu unterscheiden, was richtig und falsch ist, und demzufolge wird ein erstarkter Glaube auch jedes andere Feld, in dem über richtig und falsch entschieden werden muss, beeinflussen.

Ich frage mich, ob unsere Gesellschaft, die die biblischen Gesetze dem Konzept nach akzeptiert und deren Umsetzung sehr tolerant praktiziert, diese Gesetze auch heute noch allein auf der Basis dessen als im Grunde rechtskräftig versteht, weil sie in der Bibel stehen? Also ich finde, dass ein Gesetz, nur weil es auch in der Bibel steht, an Plausibilität und Rechtskräftigkeit weder gewinnt noch verliert.

heute…

Da ich heute mein Buch zu Ende gelesen habe und mir kein passender Ersatz zur Verfügung stand, habe ich mir eben eine Abendpostille gekrallt und es ausnahmsweise nicht bereut. Auf der Titelseite waren nämlich unter einem fetten, roten „Freispruch“ die neunzehn Köpfe der Swissair-Angeklagten sowie einer von Paris Hilton zu sehen. So fein säuberlich in vier Zeilen à fünf Bildern vor mir aufgereiht, fällt es doch arg schwer zu akzeptieren, dass es der pure Zufall gewesen sein soll, der am selben Tag sowohl den Verantwortlichen an der grössten Firmenpleite der Schweizer Wirtschaftsgeschichte wie auch dem millionenschweren Hotelflittchen die Freiheit geschenkt haben soll?

Doch damit noch lange nicht genug: Auch die Rubrik Community wartete wieder einmal mit zwei Highlights auf.
Zumeinen der zwanzigjährigen Verkäuferin Blanca aus Volketswil, die angeblich sehr treu und romantisch ist und nie Sex ohne Mann (sic!) hat und die – wenn es nach ihr ginge – Sex ohne Kondom verbieten würde. Sex ohne Kondom verbieten! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Dies würde Dominoday in der Päpste-Gruft bedeuten und nebenbei auch noch so ziemlich jedes Problem lösen, das es auf der Erde gibt. Das ist schlicht und ergreifend genial!
Und zum anderen mit dem einundzwanzigjährige Polymechaniker Bojan aus Ermenswil, der – welch Wunder – ebenfalls romantisch ist und biertrinkenden Frauen einfach nichts abgewinnen kann. Seine bevorzugte Gesetzesänderung wäre dagegen eine unbegrenzte Tempolimite auf Autobahnen. Doch ein Draufgänger sei er deshalb noch lange nicht, dafür legt er einfach viel zu viel Wert auf sein Aussehen. Sein modisches Vorbild sei übrigens David Beckham, doch was dieser mit seinen Haaren anstelle, passe definitiv auf keine Kuhhaut. Gut 90% seiner Annonce widmet er sich selbst und den Rest der Feststellung, dass er in punkto Qualität an seine Freundin keine speziellen Ansprüche stellt – ausser natürlich, dass sie schlank sein und einen guten Charakter haben sollte.

Was bitte kann man von einer Abendpostille mehr erwarten?

Aus der Zukunft lernen…

In Sachen Führung ist uns die Zukunft weit voraus, wie der folgende kurze Dialog eindrücklich demonstriert:

Kirk: Scotty, wie stark hat es uns erwischt?
Scotty: Es sieht übel aus, Captain.
Kirk: Wie lange brauchst du zur Reparatur?
Scotty: Mindestens vier Tage, Captain.
Kirk: Du hast sechs Stunden!
Und Scotty schafft es in zwei.

Der gute Vorgesetzte spornt seine Untergebenen zu Höchstleistungen an, lässt ihnen aber gleichzeitig die Chance, ein Wunder zu vollbringen. Ein zeitgenössischer Chef würde dagegen im Interesse der Produktivität nach einer ersten solchen Erfahrung dem Chefingenieur das nächste mal gleich nur noch eine Stunde geben, weil sich da sicherlich noch das eine oder andere wird optimieren lassen. Diese Einstellung mag vielleicht der Gewinnmaximierung dienen, doch sie bringt niemanden dorthin, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist.

Netzabdeckung

Es ist schon seltsam, aber aus irgendeinem Grund hat mein Handy im Coop einfach keinen Empfang. Wenn ich also nicht weiss, ob ich nun die Kaiser oder doch die Beckham Birnen kaufen soll und daher meine Freundin um Rat fragen will, muss ich mein Körbchen mit all den bisher gesammelten Nahrungsmitteln kurz beim Metzger oder Käser deponieren um schnell raus auf die Strasse zu gehen und mir von der Freundin per Handy sagen zu lassen, dass sie Birnen eigentlich gar nicht mag und ich doch lieber Fenchel kaufen soll, was ich dann aber natürlich nicht mache, weil Fenchel nun mal eklig ist, und um dann wieder zurück in den Laden zu gehen, den Einkauf zu beenden und zu bezahlen. Ziemlich umständlich. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich Coop-Mobile habe.