Massnahmen zur Senkung der Arbeitslosigkeit

Kommt es nur mir seltsam vor, dass Kurse zur Optimierung der Bewerbungsunterlagen und Bewerbungsgesprächstrainings als Massnahmen zur Senkung der Arbeitslosigkeit verstanden werden wollen?
Wenn ich bessere Bewerbungsunterlagen habe und mich besser verkaufen kann als ein anderer, dann kriege ich statt ihm den Job. Für mich ist das toll, für den anderen weniger. Doch ein Arbeitnehmer und ein Arbeitsloser sind es nach wie vor.

Gesenkt werden kann die Arbeitslosigkeit allein durch das Aufstocken von Arbeitsplätzen.
Und wenn man für die Kurse zur Optimierung von Bewerbungsunterlagen und für die Bewerbungsgesprächstrainings keine neuen Lehrer einstellt, dann bleibt die Bilanz die gleiche.

Die durchaus noble Idee solcher Massnahmen ist, dass man den Arbeitssuchenden genau das zu verkaufen lehrt, was er zu leisten fähig ist. Doch was geschieht, wenn er sich noch besser zu verkaufen lernt? Was, wenn diesen durch solche Bootcamps gestählten Arbeitssuchende Stellen angeboten werden, für die sie gar nicht mehr qualifiziert sind?
Ist es für eine Wirtschaft besser, wenn die Stellen mit unter- oder überforderten Mitarbeitern besetzt sind?

Liegt es wirklich in unserem Interesse ein Wettrüsten unter den Stellensuchenden zu betreiben?

All European Newborn Babies Will Be Microchipped from May 2014

keepcalmAb Mai 2014 – so geht die empörte Kunde durch sämtliche Social Media – soll in Europa allen Neugeborenen ein Mikrochip eingepflanzt werden.

Interessanterweise stört sich keiner gross dran, dass keinerlei Quellen angegeben werden, die auf eine entsprechende Verordnung verweisen würden.
Allein schon, dass der Urheber einer absurden Aktion eine Regierung ist, reicht voll auf, um die ganze Sache plausibel erscheinen zu lassen. Und wenn auch noch die Pharmaindustrie und/oder der Geheimdienst die Finger mit im Spiel haben, gibt’s daran nichts mehr zu rütteln.

Diese Meldung hat ein Verfallsdatum, den Mai 2014. Wenn zu diesem Zeitpunkt die systematische Verwanzung nicht angelaufen ist, sollte man meinen, wird das alles wohl bloss ein Hoax gewesen sein. Doch weit gefehlt. Das Ausbleiben solcher Eingriffe ist für den Hardcore Verschwörungstheoretiker nicht etwa der Beweis für deren Nichtexistenz, sondern dafür, dass diese im Geheimen durchgeführt werden (beispielsweise getarnt als Impfung). Dass die Meldung aber davon spricht, dass der Eingriff neu ein hochoffizieller Teil des Neugeborenen-Screenings sein wird und man diesen daher nicht zu verbergen braucht, scheinen sie vergessen zu haben. (Auch, dass sie zu wissen glauben, dass dies schon seit Jahren als Impfung getarnt praktiziert wird.)
Doch selbst die, die sich im Mai eingestehen werden, dass es sich wohl um einen Hoax gehandelt hat, werden trotzdem mit dieser Geschichte in ihrem Misstrauen gegenüber den Regierungen, die mit Geheimdiensten und Pharmariesen unter einer Decke stecken, gestärkt und geraten dadurch in einen paranoiden Teufelskreis.

Davon, dass die gleiche Meldung mit einem anderem Datum des Inkrafttretens in ein paar Jahren wieder durch die Netz spuken wird, ganz zu schweigen.

Wall Street

Meine Theorie: Die Gelfrisur hielt mit dem Film Wall Street (1987) Einzug in die Wall Street und die Chefetagen rund um den Globus.

Okay, was den Einfluss von Wall Street Filmen betrifft, gibt es noch ganz andere Theorien.
Beispielsweise die, dass mit diesen unmittelbar ein Kurssturz bevor steht:


oder eben auch nicht (Quelle: bespokeinvest.com)

Oder dass solche Filme das kriminelle Verhalten von Brokern glorifizieren

Das finde ich indessen eine interessante Frage. Denn natürlich wird die Fratze eines solchen Lebens in seiner ganzen abstossenden Hässlichkeit dargestellt, und doch übt es irgendwie eine die Urinstinkte ansprechende, makabre Faszination aus. Vielleicht weil man insgeheim glaubt, man könne das Geile ohne das Niederträchtige haben.
Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich mal irgendwo von Marines gelesen habe, die sich jeweils unmittelbar vor den Kampfeinsätzen den Film  Apokalypse Now (1979) reingezogen haben um sich mit dem, was einem eigentlich den Krieg ein für alle Mal verleiden sollte, in eine Art Blutrausch zu versetzen.

Offenbar reagieren Menschen in Extremsituationen anders als man und auch man selbst es für möglich halten würde. Und offenbar sind Krieg und Wall Street Extremsituationen.
Und entsprechend liegt es nicht fern, dass man sich in solchen Jobs beim Betrachten dieser Filme – wenn schon nicht an konkreten Strategien – so doch zumindest am Style orientiert. Und an der Gelfrisur…

Okay, meine Theorie steht auf wackligen Füssen. Doch was wird wohl in nächster Zeit Einzug halten in die Wall Street und die Chefetagen rund um den Globus, wenn ich doch recht haben sollte?

Intelligent Design in Progress

Entroskop 2
Entroskop : Entropie normal

Die Vertreter des Intelligent Design können nicht glauben, dass allein die natürlichen Mechanismen all die komplexen Strukturen, denen wir überall in der Natur begegnen, erzeugt haben können. Mal abgesehen davon, dass man daraus, dass man sich nicht vorstellen kann, wie etwas natürlich hätte entstehen können, nicht folgt, dass es demzufolge natürlich nicht entstanden sein kann (argumentum ad ignorantiam), müssten die Momente, in denen diese komplexen Strukturen übernatürlich entstanden sind, aussergewöhnlich aussergewöhnlich gewesens ein.

Da die Vertreter des Intelligent Design sich nicht über das Wesen des Designers äussern können und wollen, brauchen diese Strukturen nicht notwendigerweise übernatürlich entstanden zu sein, bloss irgendwie von ausserhalb des Systems induziert. Doch das ändert nichts daran, dass der Moment und Ort der Entstehung des neuen Designs eine markante Anomalie in der Entwicklung darstellt.

Und ich behaupte, dass sich solche Anomalien – so wirklich von Aussen rumgepfuscht wurde – irgendwie aufspüren lassen müssten.

Die einfachste Möglichkeit eines Designs wäre wohl, dass ein Ausserirdischer wie Slartibartfast auf die Erde kam und erkannte, dass die Entwicklung irgendwie ins Stocken geraten ist und einfach nicht weiter kommt. Und statt dass er sich an die oberste Direktive der Sternenflotte hält, konstruiert er hilfsbereit, wie er ist, kurzentschlossen einen Flagellanten-Motor (sic!), setzt ihn ein und überlässt die Evolution wieder sich selbst. Nun ja, zumindest fast, denn es braucht wohl noch für eine gewisse Zeit lang metaphorische Stützräder, denn das Leben kann manchmal grausam sein und ganz tolle Ideen einfach unter einem grossen Felsbrocken begraben.

Anomalien welcher Art wäre in diesem Fall zu erwarten? Man würde Überbleibsel von Warp-Signaturen im Orbit finden können. Fussabdrücke, Latrinen oder zumindest Transporter-Rückstände am Ort des Geschehens.
Und wenn es etwas göttlichere Wesen gewesen wären, die bloss lokal die Naturgesetze ausser Kraft gesetzt hätten, um die Evolution gleich einer Kugel sicher durch eine zu holprige Kugelbahn zu steuern, dann hätte auch das Spuren Spuren hinterlassen: Einen Falz in der Raumzeit, Diskrepanzen in parallelen Lichtstrahlen oder krumme Bananen.

Entroskop 1
Entroskop : Entropie verringert

Und selbst wenn die Natur lediglich so eingerichtet wäre, dass sie in ausweglosen Situationen die Wahrscheinlichkeitsverteilungen geschickt verbiegt, so liesse sich auch das relativ einfach feststellen, indem die Natur in eine ausweglose Situation bringt und dabei das Entroskop beobachtet.
Ein Entroskop ist ein ein je zur Hälfte mit Reis und Linsen gefülltes, fest verschraubtes Marmeladenglas, welches, wenn geschüttelt, dadurch, dass Linsen und Reis schön getrennt sind, ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass der „Intelligente Designer“ in der Nähe ist.

Oder Aornis Hades.

Ich sag dir, wer du bist!

Wie viel kann ich aus der Hand eines Menschen über seine Persönlichkeit und seine Geschichte herauslesen? Wie viel lässt sich aus dem Geburtsdatum ableiten? Wie viel aus der Schädelform oder der Handschrift?

Wie viel aus dem Roman über den Autor?

Ohne Zweifel lassen sich gewisse Schlüsse ziehen. Doch das hat seine Grenzen.
Anders sieht es  jedoch aus, wenn man weiss, wonach man sucht. Dann wird man in der Regel schnell fündig, was aber nicht heisst, dass die Indizien auch wirklich relevant wären.
Und wenn man es geschickt anstellt, dann kann man sogar die zu untersuchenden Person glauben machen, dass man sie anhand ihres Werkes, Geburtsdatums oder Schädels wirklich durchschaut hat. Doch auch das hat nichts zu heissen, denn jeder fühlte sich von der genau gleichen Charakterisierung durchschaut. Die Aussagen basieren in solchen Fällen nämlich nicht auf solider Interpretation, sondern auf einem raffinierten Trick, der sich des Barnum-Effekts bedient.

Wenn es schon so schwierig ist, einen Menschen zu durchschauen – und die entsprechenden Wissenschaften eine nach der anderen der Lächerlichkeit preisgegeben wurden – , wie erfolgversprechend sind dann die Charakterisierungen von Kobolden, Engeln oder gar Gott?

Da fragt man sich doch glatt, wodurch sich die Religion von Pseudowissenschaften wie Chirologie, Astrologie, Phrenologie oder Graphologie unterscheidet?
Wo die anderen eine Hand, ein Datum, einen Schädel oder eine Schrift ihres Klienten haben, hat dir Religion ein Buch, das angeblich von einem übernatürlichen Wesen geschrieben oder auch nur von diesem inspiriert wurde, und versuchen daraus Rückschlüsse auf sein Wesen, seine Motivation, sein Wertesystem und seine Biographie zu ziehen.

In einem Punkt hinkt sie den anderen aber noch hinterher: Die Religionen können die tatsächliche Existenz ihres Forschungsobjektes genauso wenig glaubwürdig belegen wie die Fans von Dungeons and Dragons die von Orks. Wobei letztere dies noch nicht einmal versuchen. Zumindest noch nicht.

Oder sind die Religionen damit den anderen Pseudowissenschaften einen Schritt voraus? Haben sich von realen Existenz emanzipiert und laufen nun kein Risiko mehr widerlegt zu werden? Damit kann man sich die ganze Arbeit der Immunisierung sparen und mehr Energie auf das Schneidern schicker Roben verwenden – wie die Fans von Dungeons and Dragons.

im Notfall einen Schritt voraus?

Heute von der Post in meinen Briefkasten gebracht:

NotfallvignetteAdliswil
Die Notrufnummern stets zur Hand zu haben, ist natürlich eine gute Sache, und dass sie auf FSC-Papier gedruckt sind, ist auch vorbildlich. Woran ich mich indessen ein klitzekleines bisschen störe, sind die Sponsoren dieses Flyers.
Die Nummer eines Taxi-Unternehmens macht Sinn, schliesslich kann es vorkommen, dass man mal schnell irgendwo hin muss und nicht kann.
Drogerie und Therapiezentrum wären an sich auch nicht schlecht – zumindest, wenn deren Produktpalette was taugen würde. Ich habe ja nichts dagegen, wenn sich gesunde Leute hobbymässig von Scharlatanen das Geld aus der Tasche ziehen lassen, doch wenn es um einen Notfall geht, ist für solchen Blödsinn keine Zeit.
Im Therapiezentrum ist an der TCM ausser Placebo nicht viel dran und in der besagten Drogerie in den Mittelchen ausser Zucker nicht viel drin.

Insofern macht sogar der Foto-Express mehr Sinn auf dem Flyer. Manchmal braucht man nämlich tatsächlich notfallmässig Fotoabzüge.

Man kann gern seine Gesundheit in die Hände von Scharlatanen legen, das ist jedem selbst überlassen, doch dass man Flyer druckt und in der ganzen Gemeinde verteilt auf der neben wirklich wichtigen Nummern auch noch die Nummern von Sponsoren stehen, die Therapien verkaufen, deren medizinische Wirksamkeit umstritten ist, ist schon ein bisschen bedenklich.

Pontifex-Dialoge: Über Freundschaft

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

4. Januar 2014

Papst Franziskus @Pontifex_de
Liebe Jugendliche, Jesus will euer Freund sein. Er will, dass ihr die Freude über diese Freundschaft überall ausstrahlt.

Jesus will also der Freund der Jugendlichen sein. Erinnert nur mich das an Partnerlook tragende Mutter-Tochter-Gespanne?

Jedem das seine… Mich irritieren an diesem päpstlichen Tweet andere Aspekte.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Seltsame Freundschaft, wenn man so viel wert drauf legt, dass die anderen es sehen sollen.

Es ist natürlich sehr schön, wenn eine Freundschaft einen so glücklich macht, dass man strahlt wie ein Glühwürmchen. Doch dass man dieses Strahlen vom anderen verlangt oder es sich auch nur wünscht, scheint mir etwas seltsam.
Ist es wirklich Freundschaft, wenn es einem so wichtig ist, dass die Freundschaft von anderen wahrgenommen wird? Ist da wirklich noch der Freund im Zentrum oder ist dieser nur mehr das Mittel zum Zweck?
Solche Freundschaften sind natürlich keine Seltenheit, wo ein Unbekannter aus der Freundschaft mit einem Promi sozialen Profit zu schlagen versucht. Meines Wissens ist allerdings genau das eine der traurigen Schattenseite am Berühmtsein.
Hier ist es allerdings der Promi, der aus der Freundschaft mit einem Unbekannten Profit zu schlagen versucht. Auch das gibt’s. Wenn beispielsweise ein Präsidentschaftskandidat süsse Babies küsst. Oder der Chef einer schweinisch reichen Organisation mit ein paar Bettlern bei einer Linsensuppe Weihnachten feiert.
(Ich bezweifle ja nicht, dass das Baby absolut küssenswert und die Bettler eine weit angenehmere Gesellschaft als der Verwaltungsrat jener Organisation sind, doch im Angesicht der Möglichkeiten, wäre es vielleicht Angebracht und im Interesse jener Unbekannten lieber mit Argumenten statt mit Emotionen zu punkten, resp. den Bettlern nen Job statt einer Linsensuppe zu besorgen. Ihr kennt das Sprichwort mit dem Fisch schenken und dem Fischen lehren, oder?)
Es entbehrt aber nicht einer gewissen Ironie, dass Jesus seine Popularität ausgerechnet dem Umstand verdankt, dass er sich von sehr, sehr vielen Un
bekannten fb-liken lässt.
Ich will damit die Jesus zugeschriebenen Verdienste nicht schmälern, doch ich bezweifle, dass er allein ihnen seine Popularität verdankt. Vor allem wenn man bedenkt, wie verschiedenen seine Taten und Worte die ganze Geschichte hindurch interpretiert wurden. Mehrdeutigkeit kann bekanntlich für nen Hype die reinste Viagra sein.
Wie sagte doch einst Ian Hazelwood: Jesus ist die Paris Hilton der Antike.

Vielleicht wird mein Zweifel an der Aufrichtigkeit der Intention von Jesus und Papst andersrum deutlicher:
Wenn ich nicht strahle, bin ich dann einer Freundschaft mit Jesus nicht würdig?

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Brauchts für ne Freundschaft nicht Ebenbürtigkeit? Für nen Freund ist Jesus zu wenig bereit meine Wertvorstellungen zu teilen.

Das ist eine grundsätzliche Frage zur Freundschaft: Gehört zur Freundschaft nicht, dass man ebenbürtig genug ist, dass beide dank dem anderen wachsen können? Meine Freunde bringen mich auf neue Ideen, lassen mich falsche Vorstellungen hinterfragen, bringen mich zum Lachen und trösten mich, wenn ich traurig bin. Und bestätigen mich darin, dass mein Erzfeind wirklich ein Blödmann ist. Und genau das gleiche tue ich für meine Freunde.
Zugegeben, Jesus kann mich auf neue Ideen bringen, mich falsche Vorstellungen hinterfragen lassen, mich zum Lachen bringen (nun ja, ich will es zumindest nicht ausschliessen) und mich trösten. Doch er wird weder meinen Erzfeind nen Blödmann nennen (zumindest nicht solange er ein aufrechter Christ ist), noch wird er von mir auf neue Ideen gebracht, noch durch mich falsche Vorstellungen hinterfragen oder sich von mir trösten lassen.
Ist sowas wirklich eine Freundschaft? Ist es nicht eher die Beziehung zwischen einem Lehrer und seinem Schüler?

Wächst Jesus an der Freundschaft mit mir oder wächst damit bloss seine Popularität?
Kann er sich wirklich mein Freund nennen, wenn er nicht die Absicht hat mich je zu einem Bier einzuladen?

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Kannst du, Papst Franziskus, wirklich ein Freund eines Säuglings sein? Ihn lieben klar, aber Freundschaft? Seltsame Vorstellung.

Es ist doch falsch, die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler eine Freundschaft zu nennen. Sie mag durchaus geprägt sein von Liebe und Respekt, doch das Machtgefälle ist für eine Freundschaft einfach zu gross.
Der Lehrer hat gegenüber seinem Schüler die Sorgfaltspflicht zu wahren, weil der Schüler ihm sowohl intellektuell als auch sozial ausgeliefert ist.
Weshalb ist wohl eine Liebesbeziehung zwischen Lehrer und Schüler so problematisch? Oder zwischen Chef und Untergebenem? Oder zwischen Arm und Reich? Wegen der Gefahr der Manipulation des Schwächeren! Nicht, dass es nicht wahre Liebe oder Freundschaft sein kann, bloss ist die eine Seite mächtig genug, um dem anderen „wahre Gefühle“ zu suggerieren.

Klar, Jesus würde sowas nie tun.
Und selbst wenn er es täte, wäre es in seinem Fall gut, weil – nun ja – eben weil es Jesus tat und alles was Jesus tut per definitionem gut ist.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Ich meine, kommt das nicht ein bisschen schräg rüber, wenn ein erwachsener Mann einem Kind sagt, dass er sein Freund sein will?

Gesucht: DisOrganizer-Werbeträger

die Jury ist doppelblind

Wenn ich sage, dass der DisOrganizer nur die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit berichtet, dann ist das gleichermassen nicht überraschend wie unglaubwürdig.
Wenn das aber jemand anders vom DisOrganizer sagt, dann sieht die Sache gleich ganz anders aus.
Und wenn es dann auch noch eine dritte Person sagt, dann gibt’s da nichts mehr dran zu rütteln.

Dashalb schreibe ich hiermit einen grossen Wettbewerb aus, in dem ich einen neuen Werbeträger oder eine neue Werbeträgerin für den DisOrganizer suche.

Nicht zögern und jetzt los legen!

Bewirb dich mit einem Bild, auf dem du irgendwie Werbung für den DisOrganizer machst.

Einzige Voraussetzung: Du solltest davon wissen, dass du dich als Werbeträger für den DisOrganizer bewirbst.

werbetraeger
Dieser hier weiss es wahrscheinlich nicht.
Nun ja, inzwischen wahrscheinlich schon.

Es lohnt sich: Unter den Einsendungen werden die besten 5 prämiert.
Und der überzeugendste Werbeträger wird offizieller Werbeträger des DisOrganizers. Was es aber genau umfasst ein offizieller Werbeträger des DisOrganizers zu sein, ist noch nicht wirklich ausgearbeitet, aber es wird garantiert spektakulär.

Bitte poste deinen Beitrag via tumblrDirektlink zur Upload-Seite
(Vergiss nicht, oben links als Beitragstyp Foto auszuwählen)

 

Das Kleingedruckte: Eingereichte Bilder sind bereits per se Werbung für den DisOrganizer und können vom DisOrganizer nach Lust und Laune verwendet werden. Es wäre nett, wenn du peinliche Bilder von dir einreichen würdest, mit denen man dich später erpressen kann. Nicht sehr, nur ein klitzekleines bisschen.
Die ständige Wiederholung des Markennamens DisOrganizer soll unterschwellig eine Zuneigung bei den Lesern erzeugen.

Wieso soll töten schlecht sein?

Die Frage ist provokativ, das stimmt schon.
Und die Antwort darauf scheint auf der Hand zu liegen. Aufgrund unserer Empathie verurteilen wir instinktiv jegliches Zufügen von Schaden. Und der Tod ist wohl der ultimative Schaden, den man jemanden zufügen kann.

Töten zu müssen, ist traurig. Doch hie und da überwiegen die Vorteile.

Den Ebolavirus zu töten ist okay. Hier wäre sogar ein Genozid durchaus im allgemeinen Interesse.
Tiere zum Verzehr zu töten ist okay. Okay, für Veganer nicht. Für die ist aber das Töten von Pflanzen okay. Okay, für Frutarier nicht. Für die ist der Verzehr von Früchten (=Embryos?) okay. Okay, für Lichtesser nicht.
Sterbehilfe ist okay.
Abtreibung ist okay.

Nun ja, nicht notwendigerweise okay, doch es gibt unbestritten Aspekte, die dafür sprechen. Ob diese die Nachteile wirklich überwiegen sei mal dahin gestellt. Fest steht, dass obgleich alle Menschen diese Dinge als bedauerlich betrachten, es doch viele gibt, die sie für leider unumgänglich halten. Und diese Menschen sind keineswegs ein unmoralisches Pack, als welches sie die Gegner gern bezeichnen.

Man kann die Liste noch etwas weiter ins Absurde erweitern:

Todesstrafe ist okay
Krieg ist okay.
Terrorismus ist okay.

Ob die Vorteile die Nachteile überwiegen, muss diskutiert werden. Allein, dass der Tod enthalten ist, entscheidet aber noch nichts – obwohl uns vor allem Religionen dies gern weismachen wollen.
Wenn etwas zur Diskussion steht, so fürchten sie, ist das Ergebnis beliebig. Doch in solchen Angelegenheiten sollte man lieber soliden Grund unter den Füssen haben. Und da in der überwiegenden Mehrheit der Fälle die Nachteile die Vorteile deutlich überwiegen, liegt es auch nicht fern, die Sache einfach mal fest zu nageln: Töten ist schlecht. Punkt.
Damit läuft man tatsächlich fast immer richtig. Und stets im Einklang mit der Empathie. Und man braucht sich nicht vor Demagogen zu fürchten, die alles verdrehen könnten. Alles schön und guf, doch man begeht damit eben auch Unrecht.

Interessanterweise sind aber gerade jene Leute, die allzu gern vor der Beliebigkeit warnen, ausgerechnet die, die die etwas weniger absurden Punkte der Liste absurder finden als die absurderen.

Und wie steht es eigentlich hiermit:

 Organspende ist okay. (ich meine jene im Sinne von Monty Python)

 

* Danke an die gbs für den Gedankenanstoss

Wo ist die evolutionskritische Comedy?

Ein netter Versuch, doch er baut auf einem naiven und völlig verzerrten Wissenschaftsbild auf, bei dem nur etwas als verstanden erklärt werden darf, wenn es auch nachgebaut wurde.
Insofern ist dieser Witz symptomatisch dafür, dass man etwas ablehnt, was man gar nicht verstanden hat.

Gibt es christliche Comedy, die sich über Atheisten, Evolution und die naturalistische Wissenschaft lustig macht?
In der die Themen, auf die gezielt wird, auch richtig und nicht nur als verzerrte Karikaturen dargestellt werden?

Da haben es die religionskritischen Comedians natürlich wesentlich einfacher, denn da die Ansichten der Christen alles andere als einheitlich sind, gibt es tatsächlich für jeden denkbaren Blödsinn eine Gruppe, die genau diesen glaubt (und aus der Bibel begründet).

Da bieten die Atheisten wesentlich weniger Angriffsfläche. Sie glauben einfach nicht an die Existenz Gottes und alles andere, was sie womöglich vielleicht doch glauben, ist allein ihrer persönlichen Beklopptheit geschuldet und hat mit dem Atheismus per se nichts zu tun. Und man kann sich ja nicht über eine Gruppe lustig machen allein aufgrund einer individuellen Idiotie eines ihrer Mitglieder.
Die Evolution gibt da schon wesentlich mehr her, denn hier gibt es durchaus einen positiv formulierbaren Grundkern, dem alle „Evolutionisten“ zustimmen würden. Also quasi sowas wie Dogmen. Beispielsweise, dass sich die Arten im Laufe der Zeit ändern, dass dies über sehr lange Zeiträume geschieht oder dass Menschen und Affen einen  gemeinsamen Vorfahren hatten. Dies als Dogmen zu bezeichnen ist aber insofern etwas problematisch, zum einen, weil diese Ansichten durch zahlreiche Belege gestützt werden, und zum anderen, weil man im Grunde augenblicklich bereit wäre, sie über den Haufen zu werfen, wenn die Evidenzen dies verlangen würden.
Dass man sich in Detailfragen, also beispielsweise ob der erwähnte Vorfahre eher auf blonde oder brünette Vorfahrinnen gestanden hat, nicht einig ist, schmälert in keinster Weise den inneren Zusammenhalt dieser Community. Denn obgleich man die These seines Gegenübers für löchrig hält, wird man nicht zögern, seine Position zu übernehmen, wenn die Löcher erst gestopft sind.

Wie will man sich über die Evolution lustig machen, wenn ein „Evolutionist“ seine These nur als einen kleinen Puzzlestein versteht, der – sollte er sich als falsch erweisen – am grossen Bild nichts ändern wird.
In der Religion verhält es sich etwas anders, womöglich weil es ein Puzzle mit wesentlich weniger Teilen ist. Details wiegen hier entsprechend schwerer und selbst die Antwort auf die Frage, ob Noah Blondinen oder Brünette bevorzugt hat, kann ohne weiteres moralische Konsequenzen in Form von Scheiterhaufen haben.

Ich sage nicht, dass das Christentum mit dem Humor auf Kriegsfuss stehen würde. Es gibt wunderbare Witze und Cartoons, die sich über die Tücken des christlichen Lebens lustig machen. Doch man begegnet kaum dem Humor als Waffe um fundamentale Überzeugungen zu hinterfragen.

Seltsam, dass Religionen umso mehr den Humor als Waffe verpönen, je weniger sie Hemmungen haben wirkliche Waffen in die Hand zu nehmen.

Pontifex-Dialoge: Verfolgung wegen des Glaubens

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

26. Dezember

Papst Franziskus @Pontifex_de
Beten wir vor der Krippe in besonderer Weise für jene, die wegen des Glaubens Verfolgung erleiden.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Jawohl, deshalb Trennung Kirche Staat, Religionsfreiheit und Missionierung nur unter sozial und intellektuell Gleichgestellten?

Jemanden aufgrund seines Glaubens in irgend einer Art zu diskriminieren (oder auch zu privilegieren) ist eine schlimme Sache. Daran gibt es nichts zu rütteln. Und es liegt – meines Erachtens – durchaus in unser aller Interesse, dass sich das endlich ändert. Sprich, dass Artikel 18 der Allgemeinen Menschenrechte umgesetzt wird:

Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit
„Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, in der Öffentlichkeit oder privat, durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung von Riten zu bekunden.“ (www.humanrights.ch)

Ich kreide dem Papst in unseren Dialogen ja gern an, dass er statt brauchbare Strategien anzubieten (oder gar entsprechend diesen auch konkret zu handeln) lieber einfach zum Beten aufruft – wohl in der Hoffnung, dass sich die Sache so schon irgendwie einrenken wird.
Dann sollte ich lieber mal mit gutem Beispiel vorangehen und mal ein paar konkrete Vorschläge präsentieren, wie sich die Verfolgung und Benachteiligung einzelner Glaubensgemeinschaften beseitigen liesse.

Als Arbeitshypothese würde ich mal annehmen, dass Staaten, in denen die Diskriminierung klein oder nicht vorhanden ist, es wohl schon irgendwie richtig machen.

The Freedom of Thought Report 2013

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http://freethoughtreport.com/map/

iheu_map_2013

Laut dem Jahresbericht der IHEU können nur die folgenden 15 Länder von sich behaupten, dass keine Fälle von Diskriminierungen Nichtgläubiger bekannt wären. (Es spricht indessen viel dafür, dass Andersgläubige ungefähr gleich behandelt werden wie Nichtgläubige. )
Belgien, Benin, Fiji, Jamaica, Japan, Kiribati, Kosovo, Nauru, Niederlande, Niger, São Tomé and Príncipe, Sierra Leone, Südkorea, Taiwan, Uruguay

In allen anderen Ländern ist die Trennung von Kirche und Staat irgendwo zwischen gar nicht und noch nicht ganz sauber gezogen und die Staatsreligionen geniessen Privilegien. In manchen Fällen bis hin zur Möglichkeit die Todesstrafe auf Konversion und Blasphemie zu verhängen.

Das heisst, dass die „Verfolgung wegen des Glaubens“, wie der Papst sie nennt, weniger mit dem Glauben des Verfolgten zu tun halt als viel mehr mit dem Glauben des Verfolgers. Der Ausdruck ist daher eigentlich schon richtig gemeint, wenn auch leicht missverständlich formuliert. Nun ja, zumindest sollte der Papst es richtig meinen.
Und das wiederum heisst, dass der Papst mit diesem Tweet eigentlich sich und seinesgleichen an der Nase nimmt, die für ihre Religion beim Staat gewisse Privilegien herauszuschlagen versuchen, die zwangsläufig zu einer Diskriminierung aller anderen Weltanschauungen führen müssen, weil diesen diese Privilegien ja nicht zugesprochen werden.

Das wäre dann also mein erster Vorschlag für eine Strategie, wie sich die Verfolgung und Benachteiligung gewisser Glaubensgemeinschaften beseitigen lässt: indem man die Privilegien der bevorzugten Religion aufhebt, sprich die Kirche vom Staat trennt.


Ein zweiter Vorschlag, der mit den bisher angestellten Überlegungen jedoch nichts zu tun hat, ist die Ächtung der Missionsarbeit – so sie nicht auf gleichem sozialen und intellektuellen Niveau stattfindet. Warum diese Ächtung gerechtfertigt ist, möchte ich in einem anderen Artikel erläutern, hier möchte ich nur die Vermutung äussern, dass Aufgrund der daraus resultirenden Ausgeglichenheit der Kombattanten es zu wesentlich weniger Konversionen und entsprechend weltanschaulichen Reibereien kommen würde.
Dieser zweite Vorschlag ist zugegeben gleichermassen utopisch wie undurchdacht und seine Aufnahme in diesen Dialog verdankt allein meinem Faible für Experimentalpolitik.

change my mind

In science it often happens that scientists say, ‚You know that’s a really good argument; my position is mistaken,‘ and then they would actually change their minds and you never hear that old view from them again. They really do it. It doesn’t happen as often as it should, because scientists are human and change is sometimes painful. But it happens every day. I cannot recall the last time something like that happened in politics or religion.
Carl Sagan, 1987

Da hat Sagan mal ausnahmsweise nicht ganz recht. Bei überzeugten Kreationisten, die fast ausnahmslos wiedergeborene Christen sind, ist es so gut wie jedes mal so, dass sie dir erklären: „Weisst du, früher war ich auch ein Atheist und glaubte an die Evolution. Ich war an genau dem Punkt, an dem du dich jetzt befindest, doch dann erkannte ich die Wahrheit und fand zu Gott.
Man kann also nicht sagen, dass die christlichen Fundamentalisten nicht einen Paradigmenwechsel durchgemacht hätten. Im Gegenteil, dieser ist beinahe schon eine Grundvoraussetzung für die Wiedergeburt, bei der sie alte Überzeugungen über Bord werfen und sich für Jesus entscheiden. Wobei sie diesen Gesinnungswandel jedoch nicht, wie Sagan es bei Wissenschaftlern beschriebt, von da an unerwähnt hinter sich lassen, sondern sie reiben es jedem bei jeder Gelegenheit unter die Nase.
Am liebsten sind mir indessen jene, die diesen Schritt im zarten Alter von 12 ± 3 Jahren vollzogen haben.