Kein Wort von Gott

Im Zug, im Nachbarabteil sitzt eine Familie mit drei kleinen Kindern und ner Kinderbibel auf dem Tischchen. Eins der Kinder heisst Jonas, das andere Eleonora. Und der Vater trägt Sandalen.
Im Abteil hinter mir erklärt eine Frau, dass das Verteilen von Bibeln in Schulen kein missionieren sei, sondern schweizer Kultur.Ich bin ein ziemlich extremer Atheist – im Sinne von, dass ich mich nicht zurückhalte, dies auch zuzugeben -, doch ich habe meiner dreijährigen Tochter, bisher noch nie erklärt, dass es einen Gott nicht gibt. Ich habe schlicht und ergreifend noch keine Notwendigkeit gesehen überhaupt über Gott zu sprechen. (Der Osterhase, der Weihnachtsmann und das Christkind wurden hingegen durchaus schon thematisiert, allein schon, weil sie in unzähligen Kinderbüchern vorkommen. Und ihnen ihre Existenz abzusprechen würde mir nicht im Traum einfallen. Zum einen, weil ihr an Bedingungen geknüpfter Geschenksegen durchaus motivierende Wirkung zeigt, und zum anderen, weil ich mich freue, dass sie es durchschaut und zur Skeptikerin wird.)
Die Grossmütter erzählen ihr zwar Geschichten von Jesus, doch das lässt mich kalt. Ich erzähle sie nicht. Und kommentiere sie auch nicht weiter.
So oder so ist Rotkäppchen für meine Kleine wesentlich spannender. Und auch bei ihr geht es um die Wahl des richtigen Weges und irgendwie darum, dass sie von den Toten aufersteht.

Ich frage mich, wieviel die gleichaltrigen Kinder in Religiösen Familien wohl schon von Jesus und Gott gehört haben? Und welche Antworten sich die Eltern erspart haben durch einen Verweis auf diese?

Welchen Vorteil hat es wohl, den Bibelgeschichten einen anderen Fiktionsstatus zuzusprechen als die Märchen der Brüder Grimm?

Die Sandalen des oben erwähnten Vaters mit den drei Kindern und der Kinderbibel waren übrigens die gleichen wie meine. Ich trug zu diesen aber keine (schwarze) Socken.

Gott und die Schwuchtel

Gottes Sprachrohr: Homosexualität ist eine Entscheidungsfrage!
Muggel: Wie lange hast du denn um die Antwort gerungen?
Hetero: Ich habe überhaupt nicht gerungen. Meine Präferenzen waren immer eindeutig und die Antwort daher immer glasklar. Heisst das, dass mir in diesem Punkt zu meinen Gunsten die Willensfreiheit vorenthalten wurde?
Homo: Ich habe überhaupt nicht gerungen. Meine Präferenzen waren immer eindeutig und die Antwort daher immer glasklar. Heisst das, dass mir in diesem Punkt zu meinem Nachteil die Willensfreiheit vorenthalten wurde?

Gottes Sprachrohr: Homosexualität ist eine Krankheit, die nicht zu bekämpfen einen schuldig macht!
Muggel: Meine Augen sind schlecht. Macht mich das Nichttragen einer Brille dann auch schuldig in den Augen Gottes?
Blaise Pascal: Shit! Ich lebte getreu dem Motto: Siechtum ist der Naturzustand eines Christen; denn erst im Siechtum ist der Mensch so, wie er immer sein sollte. Und nun wird mir das noch zum Vorwurf gemacht.

Gottes Sprachrohr: Homosexuelle Neigungen zu haben ist okay, nicht aber ihnen nachzugeben!
Muggel: Dann bezieht sich die Entscheidungsfrage also lediglich aufs nachgeben. Und die Homos können bestenfalls drauf hoffen, durch ein komplettes Umkrempeln ihrer gottgegebenen Persönlichkeit Gott zu gefallen?
Hetero: Und ich kriege Ärger, wenn ich einer Frau auch nur nachschaue und mir dabei so meine Gedanken mache. Um Ehebruch zu begehen, muss ich meinen Gelüsten nicht mal nachgehen.
Gottes Sprachrohr: Damit kompensiert sich dann wohl der Vorteil bei der Entscheidungsfrage.

Kotz-Button auf fb für Schwulenbilder

Ich bin immer wieder überrascht, was für Aussagen, wenn in einem religiösen Kontext geäussert, man zwar nicht goutiert, aber dennoch durchgehen lässt.
Robertson: Facebook Should Have ‚Vomit‘ Button for Pictures of Gay Couples
Doch solche Ansichten sind nicht einfach ein bisschen verschroben, sondern in höchstem Masse diskriminierend und gefährlich.
Wovon hier der äusserst populäre und einflussreiche Prediger Pat Robertson nämlich spricht, sind nicht etwa Bilder von Kerlen in Lederkluft mit ausgeschnittenen Pobacken, sondern Leute, die einen glücklichen Moment auf einem Foto festgehalten und dieses auf Facebook geteilt haben.
Wenn man das gleiche sagen, aber statt der Schwulen Christen adressieren würde – und das nicht etwa bloss irgendwelche fundamentalistischen -, dann wird sehr deutlich wie menschenverachtend eine solche Einstellung ist.

Wenn im Namen einer Idee, hinter der ich stehe, etwas menschenverachtendes gesagt wird, dann erhebe ich so deutlich und so vernehmbar, wie es in meiner Macht steht, Einspruch. Eine Praxis, die meiner Erfahrung nach im Christentum nicht ganz so ausgeprägt ist. Aber vielleicht täusche ich mich auch und es gibt hunderte explizit christliche Webseiten, die mit Pat Robertson, der Homosexualitätskritik, dem Kreationismus und anderen heiklen Themen kritisch ins Gericht gehen. Würde mich freuen, wenn ihr dann hier die entsprechenden Links posten würdet.

Militante Atheisten

Wenn es um Religion geht, besteht eine starke Tendenz zur Beschwichtigung. In diesem Sinne distanziert man sich auch gern von jeglichen Extremen, sei es nun den religiösen oder den atheistischen. Und bezeichnet diese der Ausgewogenheit zuliebe auch gern mal als gleich schlimm.
Das ist natürlich erstmal sehr nett gemeint, doch ist dies auch gerechtfertigt? Ist die extreme Religiosität wirklich gleich schlimm wie extremer Atheismus?
Hängt wohl davon ab, was man unter schlimm versteht.
Atheisten weisen gern drauf hin, dass der Unterschied zwischen dem gemässigten und dem extremen/militanten/fundamentalistischen Atheismus darin besteht, dass man es bei letzterem auch ausspricht. Demgegenüber ist der Fundamentalismus auf der theistischen Seite selbst nach Ansicht der gemässigten Gläubigen bisweilen bereit Terror einzusetzen.
Aus dieser Perspektive ist die Gleichsetzung natürlich etwas schief, doch macht man es sich damit meines Erachtens etwas zu einfach.
Es ist allgemein bekannt, dass die extreme Religiosität Leute durch die Androhung ewigen Höllenqualen verängstigen kann, die Rechte von Homosexuellen beschneidet und es legitimiert Anhänger anderer Weltanschauungen zu töten. Zugute halten muss man diesen Taten allerdings, dass sie nach Ansicht der Täter einer grossen Gruppe von Leutes einen Fensterplatz im Himmel verschaffen.
Der extreme Atheimus dagegen verängstigt durchaus auch, indem er den Leuten den Trost eines glückseeligen Lebens nach dem Tod für sich und seine nächsten nimmt, beschneidet die Rechte von Religiösen ihre gottgegebenen Gesetze nach willensfreiem Gutdünken zu befolgen und zu verbreiten und tötet durch die Legalisierung der Abtreibung schutzlose Embryonen. Verschärfend kommt hinzu, dass die extremen Atheisten nach Ansicht der religiösen Fundamentalisten mit ihren Reden nicht nur sich selbst sondern auch alle anderen in die ewige Verdammnis mit sich reissen.

Insofern ist der Schaden, den ein Atheist anrichten kann, wenn er bei einem Gläubigen den Zweifel weckt, in den Augen der Gläubigen wohl wirklich schwerer als wenn er ihn nur töten würde. Denn mit dem Zweifel trennt er den Menschen von Gott. Und nichts ist verheerender. Genaus dies übrigens auch die Mission des Satans. Ihm geht es darum einen Keil zwischen Gott und die Menschen zu treiben. Und um das zu erreichen, schreckt er nicht mal davor zurück sich für den Frieden einzusetzen, wenn er weiss, dass die Not und Verzweiflung des Krieges die Menschen näher zu Gott bringen, während der Friede sie träge und Ignorant gegenüber dem Schöpfer macht.

Von daher, ja, der extreme Atheismus ist mindestens genauso schlimm wie der extreme Theismus. Es wäre natürlich schon ziemlich blöd, wenn es gar keinen Gott geben würde, denn dann wäre das selbstverständlich alles ausgemachter Blödsinn, aber wir wollen den Teufel ja nicht an die Wand malen. Dann wären ja all die Qualen und Toten völlig vergebens gewesen.

Und so verbleibe ich mit einem Zitat des im Jahre 2002 heilig gesprochenen Josemaria Escriva:
„Ich nenne dir die wahren Schätze des Menschen auf dieser Erde, damit du sie dir nicht entgehen lässt: Hunger, Durst, Hitze, Kälte, Schmerz, Schande, Armut, Einsamkeit, Verrat, Verleumdung, Gefängnis.“

Ein Experiment von biblischem Ausmass

Lass uns was probieren. Tu mir ein Leid an. Muss nichts schlimmes sein, mach beispielsweise einfach ne Falschaussage über mich. Da dies gegen eins der 10. Gebot verstösst, sollte man schon davon ausgehen können, dass du mir damit Leid zufügst. Wenn du Angst hast, dass Gott dir das übel nimmt, dann können wir den Versuch gern auch umgekehrt inszenieren: „Ich schwöre vor gesammten Internetgemeinde, dass du sieben Zehen am linken Fuss hast.“
So, und jetzt vergib mir. Getan? Okay! Und war das so schwer? Nicht wirklich, oder? Und entgegen allen Erwartungen musste noch nicht mal jemand Blut vergiessen. Weder du, noch ich, noch irgendein unbeteiligter.
Ich tu dir ein Leid an, du verzeihst mir, und zack ist alles wieder in bester Ordnung. Und keiner braucht an ein Kreuz genagelt zu werden.
Seltsam, dass ein Gott, der für sich in Anspruch nimmt allwissend, allgütig und allmächtig zu sein, das nicht hinkriegt…

Dass Gerechtigkeit Sühne verlangt, okay, aber Vergebung doch nicht. Von daher könnte es – je nach Schwere des Leids, das wir uns experimentellerweise zufügen – die Gesellschaft sein, die Halt ruft und die im Namen der Gerechtigkeit die Vergebung allein nicht gelten lässt. Bei Kapitalverbrechen wird schliesslich, selbst dann wenn kein Kläger vorhanden ist, Anklage erhoben.
Wieso also das Opfer in Form der Kreuzigung? Gott sollte doch eigentlich die Autorität haben, dem Geschädigten glaubhaft und nachhaltig zu erklären, dass er zwar durchaus wegen dem Täter gelitten hat, doch dass dies nun aus göttlichen Gründen vergeben und vergessen ist und dass er von jeglichen weiteren Schadenersatzforderungen abzusehen hat. Respektive Gott könnte den erlittenen Schaden beheben. Wozu gibt es schliesslich Wunder?

Doch vielleicht ist auch einfach was mächtig schief gegangen. Könnte es sein, dass der Plan eigentlich war, dass Jesus dank seines Charismas und seiner Rhetorik (und seiner göttlichen Herkunft) alle überzeugen sollte? Mohammed hat es (unter Zuhilfenahme des Schwertes) in seinem Einflussbereich ja auch geschafft.
Doch statt die (alternative) Weltherrschaft zu erlangen, endet der Hippie am Kreuz. Und so versuchte man eben zu retten, was es zu retten gab, und erklärte kurzerhand, dass er für die Sünden der Menschen gestorben sei. Ich meine, Märtyrergeschichten waren noch immer der letzte Versuch ein kläglich gescheitertes Projekt doch noch in einen Erfolg umzumünzen.
Wäre er also nicht über irgendeinen Skandal gestolpert, hätte man ihn wohl genausowenig hingerichtet wie all die anderen Weltuntergangspropheten, die zu jener Zeit in dieser Gegend unterwegs waren (und von denen sicher auch der eine oder andere Jesus geheissen hat, denn das war zu jener Zeit ein ziemlich geläufiger Name). Dass man den Skandal nachher nicht an die grosse Glocke hängt, sondern verzweifelt an irgendwas im alten Testament anzuknüpfen versucht hat, hier das Konzept, dass Sühnung ohne ein Opfer nicht zu haben ist (denn ohne Blutvergiessen gibt’s keine Vergebung), versteht sich wohl von selbst.

1. Nachtrag
Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Vergebung genau wie die Begnadigung von allen weiteren Sanktionen absieht. Jemandem zu vergeben und sich dann für das Fortsetzen der aus rechtlicher Sicht gerechtfertigten Strafe einzusetzen, klingt für mich irgendwie widersinnig. (Jemandem zu vergeben, sich aber nicht explizit für das Aufheben der verhängten Strafe einzusetzen geht hingegen knapp, denn eine Strafe erfüllt ja noch andere Funktionen als nur die Befriedigung der Rachelust des Geschädigten.)
Vergebung ist – um es nochmals mit der Bibel zu versuchen – auch die andere Wange hin zu halten statt zurückzuschlagen. Oder ist mir etwa entgangen, dass auch bei der anderen Back später noch Blut fliessen wird?

2. Nachtrag
Wie wichtig ist die Reue bei der Vergebung? Ist die wirklich notwenig, damit ich jemandem vergeben kann? Ist die Reue nicht eigentlich ein unangenehmes Gefühl, dass man als Buse akzeptiert und damit der Gerechtigkeit genüge getan sieht? Insofern ist die Reue die gerechte Strafe, von der man bei der Vergebung doch eigentlich absieht. Reue verlangen ist also nicht wirchlich die andere Wange.

Wen zur Kasse bitten

Dem Homöopathen kann man es nicht zum Vorwurf machen, dass er an diesem Blödsinn glaubt. Einem Autofahrer kann man es auch nicht zum Vorwurf machen, dass er das Stoppschild überfahren hat, wenn er während seiner Ausbildung nicht gelernt, dass man das nicht darf. Ein Homöopath wird in seiner Ausbildung ja wohl kaum lernen, dass das alles, was er da lernt, Mumpitz ist.
Der Vorwurf sollte allein demjenigen gemacht werden, dessen Aufgabe es ist, Schulen, die Habakuk verzapfen, die Zulassung zu entziehen und dies hier bisher noch unterlassen hat.

Ich denke nicht, dass ich mit dieser Forderung zu viel Staat und zu wenig Meinungsfreiheit propagiere. Ich verlange lediglich ein Mindestmass an Qualität und das zur Rechenschaft ziehen derer, die es unterlassen diese umzusetzen. Wenn ein Nuklearreaktorkontrolleur schlampt, liegt das ja auch nicht allein im Zuständigkeitsbereich der Kraftwerksbetreiber.

Und wenn wir schon dabei sind … sollten vielleicht auch der Vatikan dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass er sich nicht deutlich genug gegen das Geschwurbel der Kreationisten stellt.

Magie durchdringt einfach alles

Rotkäppchen, Rappunzel und Dornröschen sind fiktive Personen und selbstverständlich glaubt keiner wirklich, dass historische Personen sind. Doch wenn es um Überbegriffe wie Hexen, Drachen und Vampire geht, sieht die Sache völlig anders aus und man wird kaum ein Fabelwesen finden, das nicht irgendjemand für real hält.
Man möchte fast meinen, der Mensch könne sich nicht vorstellen, dass etwas allein ein Produkt der Fantasie sei: Wenn etwas gedacht werden kann, dann muss es das auch geben. Und mit jeder Erwähnung schwinden die Zweifel – selbst wenn die Erwähnung explizit den fiktionalen Charakter unterschreicht.

Die gängige Erklärung für dieses Phänomen verweist in der Regel darauf, dass fiktive Reisszähne  erst seit relativ kurzer Zeit schärfer sein können als reale, und dass die Evolution des menschlichen Gehirns nun mal noch etwas hinterher hinkt. Das heisst, so lange wie unsere Instinkte gleich auf Abbild und Abgebildetes reagieren, werden wir wohl oder übel an den Osterhasen glauben wollen. Und manche werden diesem Wunsch dann auch nachgeben.

Da fragt man sich natürlich, wie die Welt heute wohl aussehen würde, wenn jener Homo ergaster, dessen Gehirn einen raffinierten Trick entwickelt hatte, der es ihm ermöglichte zuverlässig zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden, nicht an einer Fischgräte erstickt wäre?
Vielleicht würden wir dann ein so intuitives Verständnis für Statistiken haben, wie wir es jetzt nicht haben. Vielleicht wäre uns die begrenzte Verallgemeinerbarkeit unserer Erfahrungen bewusst. Vielleicht würden wir nicht mehr mit Kausalitätszuschreibungen um uns werfen. Vielleicht würden wir den Wert von Doppelblindstudien zu schätzen wissen. Und vielleicht würde Werbung nicht mehr funktionieren. Und vielleicht wären uns die Religionen erspärt geblieben.
Finde ich auf jeden Fall mal nen Versuch wert. Meinen Segen zur Wiedergeburt hat er, jener Homo ergaster.

Bis dahin dürfen wir uns nicht wundern, dass sich keiner gross an pseudowissenschaftlichen Praktiken stört.

ID – Intelligent Dust

Ich kenne meine Pappenheimer. Es gibt diese ausgewählten Orte, wo sich der Staub beharrlich sammelt. Es sind auch jene Stellen, die konsultiert werden um zu überprüfen, ob man seinen häuslichen Pflichten nachgekommen ist.
Ein normaler Mann lernt schnell, dass es am effektivsten ist, wenn man sich von vornherein auf diese Orte konzentriert, respektive beschränkt. Ein cleverer Mann wird an diesen Orten kleine autonome Staubsauger installieren und hoffen, dass damit dieses lästige Kapitel ein für alle mal hinter ihm liegt. Und ein noch cleverer Mann weiss, dass die Partnerin ihn für diese Erfindung loben wird, doch – so wird sie einwenden – amortisiert sich ein Staubsauger nicht selbst und er braucht auch weiterhin seinen Auslauf.
Ich gehöre zu keiner dieser Sorten Mann. Da laut der ID-Theorie der Staub intelligent sein soll, habe ich Staubflocken mit Sendern ausgestattet und deren Leben studiert. Habe ihre Futter-, Balz-, Paarungs- und Nistplätze ausfindig gemacht. Habe ihr soziales Verhalten beeinflusst und ihr Strafrechtssystem auf zwei Steintafeln gemeisselt. Ich lebte unter ihnen und sie haben mich an Kreuz genagelt.
Seither macht Staubsaugen richtig Spass.

Gott mag dumme Menschen. Warum macht er sonst so viele davon?

Auf den erst Blick möchte man meinen, dass man sich damit über das Konzept eines liebenden, persönlichen Gottes lustig macht, doch wenn man sich klar macht, dass Gott tatsächlich eine Schwäche für die geistig Armen hat (Matthäus 5:3), dann wird aus der von den Kreationisten gern gegen die Evolution angeführten Degeneration, die die gesamte Schöpfung seit dem Sündenfall durchdringt, nicht etwa ein Fluch sondern ein Segen. Man könnte es schon fast als einen liebenswürdigen Plan bezeichnen, mehr und mehr Menschen den Eintritt in den Himmel zu erleichtern. Dazu würde auch passen, dass die Gewalt in der Welt – auch es vielleicht nicht den Eindruck erweckt – stetig auf dem Rückmarsch ist. Dummheit scheint also den Frieden zu fördern. So lasst uns die Schulen niederreissen!
Ist es nicht etwas irreführend den biologischen und psychologischen Heilsweg des Herren als Degeneration zu bezeichnen?

Nicht ganz klar wird mir allerdings, wieso in Ländern und Gesellschaftsschichten mit schlechterer Bildung, was ja im Allgemeinen gern als Förderer der geistigen Armut betrachtet wird, die Gewalt höher ist? Hm… pfff… wieso zerbreche ich mir den Kopf… Gottes Wege sind unergründlich.

Wie wahrscheinlich ist die Existenz der Zahnfee?

Ein Aufruf zur Partizipation der DisOrg-Leser.

Bitte begründet eure Einschätzung.
Und beachtet dabei, dass man aus Nichtwissen keine Schlüsse ziehen kann. Und bedenkt auch, dass es Leute gibt, die eine persönliche Erfahrung mit dieser gemacht zu haben glauben.

Vielen Dank für eure Antworten

Der Schritt vom Glauben zum Wissen

Schauen wir uns mal den folgenden Satz an:
„Die Erde dreht sich um die Sonne, der Mond ist aus Käse und Karl Hammerschmied ist der Vater von Theodor Hammerschmied.“
Er besteht aus drei Aussagen, wobei wir mal annehmen, dass die erste stimmt, die zweite falsch ist und von der dritten wir nicht wissen, ob sie stimmt oder nicht.
Das Problem ist, dass man nicht vom Wahrheitsgehalt der einen Aussage auf den einer anderen schliessen kann. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als jede Aussage für sich selbst zu betrachten und zu beurteilen.
Wenn überhaupt, dann kann man aus dem Vorhandensein einer falschen Aussage – insbesondere dann, wenn sie offensichtlich ist – darauf schliessen, dass der Sprecher keine allzu grossen Skrupel hat etwas falsches als etwas wahres auszugeben, was einen dann bei den anderen Aussagen etwas misstrauischer werden lassen darf. Umgekehrt sollte aus dem Vorhandensein einer wahren Aussage aber nicht automatisch auf die Ehrlichkeit des Sprechers geschlossen werden, denn die kann ja nur eine Finte sein.

Was heisst das nun aber für die Bibel und die Erkenntnisse, die man aus ihr ziehen will?
Indem es offenbarte Erkenntnisse sind, bleibt einem nichts anderes übrig, als sie zu glauben. Das ist an sich noch okay, zumindest solange man das Terrain des Glaubens nicht verlässt und jenes des Wissens betreten möchte. Denn man kommt ohne eine faktische Überprüfung einer Aussage nicht zu deren Wahrheitsgehalt. Und dadurch, dass sich einzelne Aussagen tatsächlich bestätigen lassen, wird es um keinen Deut vernünftiger auch die anderen Aussagen zu akzeptieren.
Selbst wenn – um eine unter Kreationisten populäres Beispiel zu nehmen – alle Prophetien stimmen sollten, so mag das zwar beweisen, dass sie von einem übernatürlichen Autor stammen (und entsprechend auch, dass es einen übernatürlichen Autor gibt), doch es bedeutet nicht, dass auch die Aussagen, die dieser Autor über sich selbst und die Welt gemacht hat, ebenfalls stimmen. Man kann ihm vielleicht zugute halten, dass er womöglich über die Möglichkeit verfügen könnte, die Wahrheit zu kennen, doch dass er die auch mit uns teilt, ist keine logisch zwingende Schlussfolgerung.
Und der Umstand, dass viele Sachen in der Bibel auf den ersten Blick falsch erscheinen und erst nach einem ziemlichen denkerischen Kraftakt, zu dem längst nicht jeder in der Lage ist, plausibel werden, lässt den Autor, vor allem wenn man bedenkt, dass er die Fakten in einer Form, die die ganze Zeit über verstanden wird, während der er erwartet, dass sie geglaubt werden, auf den Tisch hätte legen können, schon etwas verschlagen wirken. Und das darf einen durchaus misstrauisch machen.

Brief an die wahren Christen

Ihr kennt Gott ja persönlich. Und ihr wisst also, wenn er es ist, der das Wort an euch richtet. Und ihr würdet dies sicher nie und nimmer mit dem Wort eines anderen verwechseln.
Und nun stellt euch mal vor, Gott würde euch befehlen, jemanden umzubringen.
Ihr müsst jetzt nicht zu erklären versuchen, dass Gott sowas nie tun würde, denn er hat es zuhauf getan. Das alte Testament ist voll davon. Und wenn er es doch nicht wollte und er Abraham nur testete, dann wusste er schon rechtzeitig einzuschreiten, also kein Grund zu zögern eurerseits.
Und wenn man spitzfindig sein will – und ihr könnt drauf wetten, dass ich keine Gelegenheit auslassen werde, es zu sein -, so verlangte er auch im neuen Testament im Gegensatz zum Alten, wo er einen bestimmten Auftragskiller auf eine eher unbestimmte Person (Kanaaniter, Götzenanbeter, Homosexuelle, Rasierte, etc.) ansetzte, von einer unbestimmten Person seinen Sohn zu töten. Angeblich um die Erlösung umzusetzen. Man stelle sich nur mal vor, wie Jesus für unsere Sünden gestorben wäre, wenn sich keiner gefunden hätte um ihn hinrichten zu lassen. Also gibt es sowohl in Alten wie im neuen Testament eine Hit-Liste.
Und ob eine solche auch nach dem Tod von Jesus gegeben hat, wissen wir nicht, denn es steht nicht in der Bibel, der eurer Ansicht nach einzig verlässlichen Quelle für die Taten und Worte Gottes. Aber ich wüsste nicht, wieso dies prinzipiell auszuschliessen sein sollte. Berufen haben sich schliesslich eine ganze Menge darauf und vielleicht hatte der eine oder andere ja wirklich den Auftrag. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein notorischer Auftraggeber es von einem Augenblick auf den anderen vollkommen lassen kann? Insbesondere bei einem, für den es das Konzept Zeit gar nicht gibt…
Und darüber hinaus, wer seid ihr, dass ihr beurteilen könntet, wozu Gott fähig ist und zu was nicht? Vergesst nicht, die Wege der Herren sind unergründlich und seine Schöpfung ist gepflastert mit Leichen…
Doch beruhigt euch, ich frage nicht, ob ihr es tun würdet. Denn ihr würdet es selbstverständlich tun, genauso wie jeder andere auch, denn ich glaube nicht, dass es möglich ist, einer Stimme, die die Welt erschaffen hat, ernsthaft nicht folge leisten zu wollen.
Meine Frage ist, wie gesagt, nicht, ob ihr es tun würdet, sondern ob ihr danach ein schlechtes Gewissen hättet?

Ihr zögert ja auch nicht, beispielsweise die Lebensweise der Schwulen als verdammungswürdig zu brandmarken, und es regt sich kein schlechtes Gewissen, wenn ihr ihnen gewisse Grundrechte wegnehmt, wenn dies – wie ihr beteuert – dem Seelenheil der Jugend dient.

Ist die Erde wirklich 6000 Jahre alt?

Ein Vortrag an der Uni Zürich darüber, was die Bibel über die ersten Zeitalter der Erde sagt.
Gehalten von Tobias Widmer, Dipl.-Math. vom Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik 2 der Universität Hohenheim
Organisiert durch den Verein „Christen an den Hochschulen“

Die Intention dieses Vortrages war es eine Lösung zu bieten, wie die Genesis als Tatsachenbericht aufrechterhalten werden kann, ohne mit den Erkenntnissen der Wissenschaft in Konflikt zu geraten.
Als der archimedische Punkt hierbei entpuppt sich Gen 1:2 „Und die Erde war wüst und leer,…“, wo das „war“ eigentlich auch „wurde“ heissen könnte und – tadaaa – auch sollte. Das bedeutet, dass zwischen Gen 1:1 „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“ und dem Tohuwabohu im 2. Vers ungefähr 4.5 Milliarden Jahre liegen und es sich mitnichten um die aktuelle Beschreibung des Zustandes handelt, in dem sich die Erde befand, nachdem Gott die Erde erschaffen hat. Dadurch stellen natürlich auch all die alten Fossilien kein Problem mehr dar, denn es sind Überbleibsel einer Welt, die zwischen der Erschaffung der Welt und dem 6-Tagewerk vor 6152 Jahren lag, wo die Evolution das tat was die Evolution eben so tut und der Satan der Chef des ganzen war. Und dann platze Gott der Kragen und richtete das im 2. Vers erwähnte Tohuwabohu an um dann quasi aus der Asche alles neu zu erschaffen. Dass nach der Neuerschaffung alles gleich aussah wie vor dem Tohuwabohu, muss wohl daran liegen, dass es der gleiche Schöpfer war. Und da die Tageszählung erst im 5. Vers beginnt, haben wir auch in dieser Beziehung keine Probleme.
Im Grunde läuft dieses Konzept also darauf hinaus, dass alles so abläuft wie die Wissenschaft es sich vorstellt, doch vor 6152 Jahren gibt es einen mindestens 6 Tage breiten Schnitt, wo alles zerstört und exakt gleich wieder neu erschaffen wurde.

Eine Frage, die mir aber leider erst jetzt auffällt, wäre, wieso die menschlichen Überreste sich nicht ab dem Stichdatum vom Paradies aus wieder neu über die Erde verteilen mussten. Ich schätze aber, dass dies dadurch erklärt worden wäre, dass sich lediglich der Geist (wie ein Virus) von dort aus verteilte – was man ja anhand der Überreste relativ schwer beurteilen kann. (Bestenfalls anhand der durch den Geist ermöglichten Kulturgüter, wie dem Ackerbau, der sich ja dann irgendwann entwickelte und aus eben jener Region seinen Siegeszug antrat.)
Und da sich Adam und Eva nicht allzu viel Zeit genommen haben, um zu sündigen und damit den Tod in die Welt zu bringen, wird es wohl auch keinem gross aufgefallen sein, dass während ein paar Tagen die Tiger Vegetarier waren.

Bezeichnend war auch die Antwort von Tobias Widmer auf die Frage, ob denn die Sintflut ebenfalls eine Tatsache sei? Er berief sich darauf in diesem Punkt kein Experte zu sein und enthielt sich lieber einer Antwort.