Marketing für Gott, die Katz und den Teufel

Vielleicht ist ja Gott wirklich ein ganz lieber und tut tagtäglich Gutes indem er Kranke und Sieche heilt und Zicklein vor dem Ertrinken rettet. Bloss dass es niemandem auffällt, weil der Teufel es mit seinen Missetaten statistisch exakt ausgleicht.
Das wäre zwar ein enormer Aufwand für den Teufel, der an Mächtigkeit die paar Wunder Gottes weit in den Schattens stellt, doch wer weiss…

Unter dem Strich wäre es in diesem Fall wohl besser, wenn sich Gott aus den Belangen der Welt raushält und sich darauf beschränkt beim Jüngsten Gericht den Nachschlag zu verteilen.
In diesem Fall gäbe es aber eine geradezu magnifizente Strategie, welcher der Satan folgen könnte: Gesetzt den Fall, dass es Gott wirklich gibt und er der biblische Gott ist und Jesus effektiv der einzige Weg zur Erlösung ist und alle anderen Wege schnurstracks in den Banketsaal des Teufels führen, dann wäre es die mit Abstand beste Strategie, die Gebete der Moslems zu erhören. Nur die herzensguten und es müssen längst nicht alle sein. Einfach deutlich mehr und deutlich deutlicher als der Zufall sie erfüllen könnte.
Für die Menschen gäbe es keinen Grund an Allah zu zweifeln. Wieso auch? Er offenbart sich mit seiner Barmherzigkeit und gern auch mit einer Prise Humor. Und wenn irgendwelche islamistischen Fanatiker völlig hirnverbranntes Zeug anstellen, dann deutet nichts an den Wundern des Teufels darauf hin, dass er den Blödsinn der Fundamentalisten irgendwie billigt.
Und auf der anderen Seite, würde es schon etwas seltsam klingen, wenn die Christen, die ihre Treue zu Gott und Jesus weiter halten, zerknirscht zu erklären versuchten, dass die Heilung eines krebskranken Kindes ein perfides Werk des Teufels sei.
Auf diese Weise würde der Teufel ein Paradies auf Erden und einen unerschöpflichen Nachschub an Seelen für die Hölle erschaffen.
Und hier wage ich mich jetzt etwas aus dem Fenster hinaus: Wenn stressfreie Rinder die besseren Steaks hergeben, dann würde es mich nicht wundern, wenn dies auch für stressfreie Seelen gilt.

Und diese Strategie ist selbst dann anwendbar, wenn der Teufel die oben erwähnten statistischen Signifikanzen verwischt. Er müsste einfach ein paar Anstrengungen mehr zugunsten einer der Religionen unternehmen. Bei der Mammutaufgabe sollte das aber eigentlich nicht mehr gross ins Gewicht fallen.

Aber wie gesagt, diese Strategie funktioniert wirklich nur, wenn es Gott wirklich gibt und er der biblische Gott ist und Jesus effektiv der einzige Weg zur Erlösung ist und alle anderen Wege schnurstracks in den Banketsaal des Teufels führen. Sprich, wenn wir die Bibel wörtlich nehmen.

Die Ente

Wenn etwas läuft wie eine Ente, riecht wie eine Ente und aussieht wie eine Ente. Würdest du dann nicht sagen, dass der Designer uns hinters Licht führen will, wenn es keine Ente ist?

Rechtsorientierte Antisemiten und Islamophobe?

Die Frage bei der Beschneidungsdebatte ist einfach die, ob die Begründung, dass etwas eine religiöse Tradition ist, irgendetwas legitimieren darf, was andernfalls fragwürdig wäre? Und ist die Beschneidung von Jungen wirklich so dringend, dass sie nicht warten kann, bis er alt genug ist und sich selbst dafür entscheidet?

Sie ist mir ähnlich

A: Heute habe ich eine Skulptur gemacht.
B: Ach, was du nicht sagst, was denn für eine?
A: Eine, die mir ziemlich ähnlich ist.
B: Also sieht sie aus wie du?
A: Ne, nicht vom aussehen her, aber sonst eben.
B: Aha, dann also vom Material her? Aus Knochen und Fleisch und so?
A: Ne, das auch nicht, aber sonst ist sie mir schon sehr ähnlich.
B: Ach, du meinst, dass sie so wie du denkt und und sich verhält?
A: Nene, das natürlich auch nicht.
B: Sondern?
A: Wie ich schon sagte, sie ist mir einfach ähnlich.

Grosse Ideen und der Weg zur Akzeptanz

Jede grosse Idee war mal ein absurdes Hirngespinst, das von der Fachwelt nur belächelt wurde. Und in manchen Fällen brauchte es leider eine zähe und langwierige Überzeugungsarbeit, bis sie sich durchgesetzte. Doch verlief der Weg zur Akzeptanz in der Fachwelt nie über den Kindergarten, wo sich die Knirpse selbst ein Bild machen sollten!
Wenn man Kinder etwas lehrt, auf dass sie es dann später mal in den Hochschulen durchsetzen, dann ist das meines Erachtens ethisch höchst bedenklich, denn auf diese Weise werden die Kinder von den Ideen instrumentalisiert. Instrumentalisiert, weil sie die Gültigkeit der Argumente, welche sie zu überbringen bestimmt wurden, noch gar nicht beurteilen können.

Die auf den ersten Blick sehr tolerant wirkende Position, dass sich jeder seine eigene Meinung bilden soll, verlangen die Fundamentalisten wenig überraschend allerdings nur dort, wo ihre Ansichten lediglich eine verschwindende Minderheit zu überzeugen vermögen. Bei anderen Themen setzen sie dagegen eher auf ein Verbot überhaupt Fragen zu stellen, was ja nichts anderes ist, als wenn man etwas als heilig erklärt. Ich denke da beispielsweise an die Abtreibung, wo das Leben heilig ist, an die Homosexualität, wo die Ehe heilig ist, oder Blasphemie, wo die persönliche Beziehung zu Gott heilig ist.

Thermodynamik der Fundamentaltoleranz

Bis wohin die eigene Meinung gebildet werden soll und ab wann es heilig ist, lässt sich witzigerweise ziemlich exakt bestimmen:

  • Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein allgemein als gültig anerkanntes Argument für eine bestimmte Ansicht aus ideologischen Gründen nicht akzeptiert, sei pi.
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein allgemein als gültig anerkanntes Argument für eine bestimmte Ansicht zufällig nicht akzeptiert, sei pz.
  • Dann wird so lange auf die eigene Meinungsbildung gesetzt wie pz > pi ist. Sobald sich das Grössenverhältnis umdreht, wird auf die Heiligkeit gepocht, weil die Zufälligen auch in den eigenen Reihen gefunden werden können und entsprechend wieder die Seite wechseln können.
  • Die Kindergartenkinder gehören übrigens zu den Zufälligen, weil es weder die Qualität des Arguments noch die Treue zur Ideologie ist, was sie überzeugt, sondern weil sie einfach alles nachplappern und glauben, was ihnen gesagt wird – und ob der Lehrer nun ein Theist oder Atheist ist, ist nicht nur in Istrien gewissermassen Zufall.

 

Noch eine relative Relativierung

Okay, wenn die absurden Hirngespinste Toleranz und Gleichberechtigung sind, dann sollte man es trotzdem machen. Nicht weil es dann ethisch wäre, denn das ist es strenggenommen noch immer nicht, weil die Kinder es noch immer nicht wirklich beurteilen können, sondern weil die positiven Konsequenzen am Ende überwiegen.
Okay, genau das sagen natürlich auch die Fundamentalisten über ihre Inhalte, doch ihr Kassensturz wird erst im Jenseits gemacht und entzieht sich damit leider jeglicher institutioneller Kontrolle.

Okay, die Thermodynamik der Fundamentaltoleranz ist schon ein klitzekleines Bisschen überzogen. Doch der Punkt bleibt: Wenn man Laien zwei Seiten präsentiert, wird die Verteilung der Anhänger nicht mit der Qualität der Argumente der beiden Seiten korrelieren, sondern wesentlich ausgeglichener sein, was natürlich den verrückten Theorien zugute kommt. Ein schönes Beispiel hierfür demonstriert der folgende Artikel über den Konsens bezüglich der Akzeptanz des Klimawandels.

Occupy Heaven

Für eine Jahresmiete von 88 Cent und täglich ein paar Gebeten zugunsten des Stifters und dessen Familie können (arme) katholische, gut beleumundete Augsburger in der Sozialsiedlung Fuggerei wohnen. Und das seit 1521! DAS ist mal eine Occupy Bewegung! Seit 491 Jahren liegen diese Leute dort Gott täglich mehrmals in den Ohren, er solle doch Milde gegenüber Jakob Fugger und seiner Familie zeigen. Seit 491 Jahren!
Ob’s was genützt hat?
So oder so, ich bezweifle, dass man 491 Jahre Prayerboarding unbeschadet überstehen kann.

Blasphemie

§261 des Strafgesetzbuchs:
„Störung der Glaubens- und Kultusfreiheit
Wer öffentlich und in gemeiner Weise die Überzeugung anderer in Glaubenssachen, insbesondere den Glauben an Gott, beschimpft oder verspottet oder Gegenstände religiöser Verehrung verunehrt, wer eine verfassungsmässig gewährleistete Kultushandlung böswillig verhindert, stört oder öffentlich verspottet, wer einen Ort oder einen Gegenstand, die für einen verfassungsmässig gewährleisteten Kultus oder für eine solche Kultushandlung bestimmt sind, böswillig verunehrt, wird mit Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen bestraft.“

Wenn die Evolution wirklich, wie die Kreationisten immer beteuern, auch nur ein Glaube ist, dann machen sich diese bei ihrem Versuch, diese aus der Welt zu tilgen, strafbar nach Art 261 StGB. Allein schon ihre Lügen und Falschaussagen erfüllen völlig den Tatbestand. Was sich die Kreationisten unter der Evolution vorstellen und zu widerlegen versuchen, ist nämlich lediglich eine naive und erbärmliche Karikatur derselben.
Sie haben eine völlig falsche Vorstellung von der Evolution und glauben dennoch beurteilen zu können, dass sie einerseits falsch ist und andererseits in der Schule relativiert werden sollte. Andererseits haben sie eigentlich schon recht, dass ihre Evolutionstheorie falsch ist. Bloss, dass man leider draus nicht auf den Status der echten schliessen kann.

Die andere Backe

Wenn dir einer eine Ohrfeige gibt, dann halte ihm auch die andere Backe hin. Und wenn er deinen Bruder umbringt, dann verzeihe ihm… Finde ich aus einer moralischen und psychologischen Sicht sehr fortschrittliche Gedanken, denn es hilft dem Individuum sich aus der Spirale der Gewalt zu lösen und sich mit der Sache abzufinden.
Es stellt sich mir nur die Frage, wie die Gesellschaft drauf reagieren soll. Soll man Diebe und Mörder wirklich ungestraft davon kommen lassen? Es geht nicht um Rache, sondern um ein Rechtssystem, das Anreize für „unmoralisches“ Verhalten vermeidet.
Meines Wissens hat Jesus nirgends im Neuen Testament gesagt, wie man konkret mit Straftätern auf gesellschaftlicher Ebene umzugehen hat (das hätte ihm sicher auch einigen Ärger eingebrockt), sondern er hat sich stets darauf beschränkt zu betonen, dass er die Gesetze des alten Testaments (also die Gebote und andere Richtlinien) nicht aufheben will – höchstens vielleicht etwas anders priorisieren.
Daher dürfte es schwierig sein allein auf Basis des neuen Testaments das Strafmass beispielsweise für einen Diebstahl zu bestimmen.

Oder gehe ich fehl in der Annahme, dass Diebstahl bestraft werden soll? Müssten in einem Christlichen Land wirklich alle Gefängnisse abgebrochen werden? (Es würden ja eh nur Heiden drin sitzen, aber denen soll man ja genauso verzeihen wie sich selbst, oder?)

Ich denke dieser doch sehr spezielle Umstand, also dass Jesus sich nicht mit juristischen Haarspaltereien abgeben musste, in denen sich die meisten anderen Glaubensstifter dann oft doch noch als Sadisten entpuppten, dem geschuldet ist, dass das Ende der Welt kurz bevorstand. Aus der Sicht der Zeitzeugen war es nur eine Frage von „Monaten“. Ich meine, wenn morgen ein Killerkomet auf die Erde donnert, würdet ihr wirklich noch über Straftäter Gericht halten wollen oder lieber einfach Frieden mit euch und allen anderen machen?

Wer schrieb die Bibel?

Ich habe mal gelesen, dass die Evolutiontheorie Teufelswerk sei. Das gleiche habe ich auch schon über den Koran gehört. Es sieht also so aus, dass wenn der Teufel was schreibt, es offenbar Sinn zu machen scheint. Zumindest für viele. Aber nicht alle. Eigentlich exakt so viele, dass diese mit denen, die es nicht überzeugt, sich maximal in die Haare kriegen können. Denn wären es zu wenige, würde man es vergessen, wären es zu viele, würde es alle überzeugen, irgendwo dazwischen steckt das Potential für Blutbäder.

Seltsamerweise scheint auch die Bibel nur 2 von 7 Milliarden Menschen zu überzeugen, womit es exakt irgendwo dazwischen wäre.

Umgekehrte Pascalsche Wette

Wenn ich hirngewaschen bin, habe ich dann noch einen Freien Willen? Denn ich bin ja dann nicht mehr der Herr meiner Gedanken und habe lediglich die Illusion des Entscheidens. Also kann man mir meine Blödheiten nicht wirklich übelnehmen und ich habe freie Fahrt ins Himmelreich.
Wenn aber die Christen hirngewaschen sind, dann ist es offenbar ein Waschgang, der ihnen überhaupt erst den Freien Willen gibt, der ja ansonsten ja eigentlich gar nicht existiert. Da man aber mit dem Freien Willen stets das Risiko mit sich trägt, die falsche Abzweigung zu nehmen, ist es vielleicht sicherer, die christliche Hirnwäsche und mit ihr den Freien Willen zurückzugeben und auf Nummer sicher gen Himmel zu trampen.

Wacht beständig !

Wieso kann er, dessen Namen ich nicht nennen darf, es nicht einfach akzeptieren, dass ich nicht an ihn glaube, und stellt ausgerechnet mir vier Kirchen und eine offene Rennbahn direkt vors Bürofenster?
Direkt neben der offenen Rennbahn steht übrigens das Hallenstadion, wo letzte Woche Metallica spielten und heute der „Kongress Jehovas Zeugen“ stattfindet.
Sonst stürze ich mich stets auf die Zeugen Jehovas wie Obelix auf die Römer. Attackiere sie mit ausgewählten Bibelzitaten, konfrontiere sie mit haarsträubenden Schlussfolgerungen und ergötze mich an deren Bedauern um meine verlorene Seele.
Doch als ich mich heute durch Tausende und Abertausende von ihnen drängen musste um zur Arbeit zu kommen, spürte ich das erste Mal wirklich Furcht vor ihnen. Sie waren natürlich tadellos liebenswürdig und sicherlich haben nicht alle von ihnen einen Dachschaden und selbst wenn, dann wären das ohne Zweifel die liebenswürdigsten Dachschäden, die man sich vorstellen kann. Nichtsdestotrotz ist eine solche Ansammlung an manipulierter Verblendung fast schon körperlich spürbar und wirklich beängstigend.

Wacht beständig !!

Ich muss schon zugeben, dass ich schon ein klitzekleinwenig den Drang verspüre, mich in diesen „Kongress Jehovas Zeugen“ zu schleichen und dann in der Mitte ein Plakat hochzuhalten mit der Aufschrift: „Der Gott des Alten Testaments ist die unangenehmste Gestalt der gesamten Dichtung: eifersüchtig und auch noch stolz darauf; ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Kontroll-Freak; ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer; ein frauenfeindlicher, homophober, rassistischer, kinds- und völkermörderischer, ekliger, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, launisch-boshafter Tyrann. (Dawkins)“

Irritierenderweise weist diese meine Fantasie durchaus gewisse Parallelen auf zu jenen Leute, die im Grunde das gleiche tun, bloss dass sie statt des Plakates eine Bombe mitnehmen. Womöglich ist der Abgrund näher als wir es wahrhaben wollen.

Prinzipien

Seit Montag sitze ich meine Arbeitszeit im 13. Stock des rechten Sunrise Towers ab. Das Fenster des mir zugeteilten Pultes eröffnet mir die Sicht auf die Offene Rennbahn und vier Kirchen. Vier! Mir! Einem bekennend militanten Atheisten! Und ich darf noch nicht mal das Fenster öffnen um sie mit Lochern und Heftklammerheftern zu bewerfen.
Wie kann es mein Arbeitgeber wagen mir meine in den Menschenrechten und der Schweizer Verfassung garantierten Freiheiten zu verwehren? Ich verlange meine Religionsfreiheit! Ich verlange befreit zu werden von jeglichem religiösen Tand! Zumindest aus meinem Blickfeld.