Tag der Schutzengel

Heute ist der Tag der Schutzengel… Wusstet ihr, dass mehr Leute an Schutzengel als an Engel glauben?

In einem Interview auf DRS3 verriet der Geschäftsleiter der Esoterikbuchhandlung „Im Licht“, die ich jedem vernünftigen Menschen zu meiden rate, dass Literatur über Engel schon immer sehr gut gelaufen sei und das ganz besonders bei Frauen. Auf die Frage, weshalb dem so sei, antwortete er, dass Frauen eher bereit seien den Verstand abzuschalten.
Ich fürchte, er meine das als Kompliment.

Die Kameliendame

U1_KameliendameFrauen lassen sich die Haare schneiden und werfen uns Männern dann vor, dass wir zum einen nichts merken und zum anderen fürchterlich oberflächlich sind.
Ist das nur für mich ein Widerspruch? Wie kann ich oberflächlich sein, wenn ich die Oberfläche gar nicht bemerke?
Nein, so einfach sind wir nicht gestrickt. Wir sind nicht in der Lage die Farbe des Minis zu benennen, dem wir eben so andächtig hinterher geschaut haben. Nein, wir Männer sind nicht oberflächlich – dafür ist unsere Neurologie schlicht und ergreifend nicht geschaffen. Wir interpretieren das verräterische Kräuseln im Faltenwurf des Kurzen Schwarzen, das schon, wir analysieren die unsichere Vibration im Pfennigabsatz, sicher, und explizieren das fiebrige Beben eines prallen Busens, aber von so was wie der Farbe, geschweige denn der Oberflächenbeschaffenheit dieser Dinge haben wir keinen blassen Dunst.
Muss hier wirklich erst noch an die virile Unfähigkeit erinnert werden zwischen Altweiss, Chamonix, Champagner, Cremeweiss, Eierschale, Elfenbein, Fjordgrau, Lichtbeige und Perlmutt zu unterscheiden?
Nun wäre es aber nichtsdestotrotz falsch Frisur und die Länge eines Rockes über den gleichen Kamm zu scheren. Während nämlich die Quantität an unverhülltem Bein mit dem weiblichen Zyklus korreliert, interferiert die Qualität der Haarpracht einzig mit dem Gemütszustand der Trägerin.
Persönlich würde ich tippen, dass sich da wohl in ferner Vergangenheit mal ein Chamäleon in die maternale Erblinie verirrt hat… Nicht umsonst ist doch einer der erfolgreichsten Filme von Greta Garbo, der einzig wahren Diva überhaupt, gerade die Chamäleondame.

Cumulus-Punkte

Da gibt es eine Frau, die ich manchmal auf dem Bahnhof sehe. Sie ist eine Augenweide und ab und zu gönne ich mir einen verstohlenen Blick. Nun musste ich aber heute mit anhören, wie sich zwei ansonsten völlig seriös wirkende Herrer darüber unterhielten, wie auch sie sich jedes Mal über ihre Anwesenheit freuen würden. Sie taten dies diskret, dezent und in keinster Weise herablassend. Wenn nun aber ich mir hie und da einen Blick stibitze und wenn dies auch andere tun, so summieren sich diese kleinen Bagatelldiebstähle mit der Zeit zu einem ausgewachsenen Kapitalverbrechen. Die Frage ist nur an wem?

Nachtrag vom 4.10.2007
Dank einer Stellwerkstörung und einer dadurch verursachten Verspätung kam ich mit jener Frau irgendwann mal ins Gespräch und wir wurden nette Zug-Kollegen.

Krieg gegen den Terror

Wenn man so will, kann man einem Land durchaus so etwas wie eine Persönlichkeit zusprechen. Wenn ich, wobei das ich hier vorzugsweise in einem ludwigschen „L’Etat, c’est moi!“ Sinn verstanden werden sollte, mit einem anderen Land in irgendeiner Art und Weise interagiere (ihm zum Beispiel ans Bein pinkle), so wird dessen Reaktion individuell sein. Das heisst, sie wird sich von den Reaktionen anderer Länder auf die gleiche „Provokation“ unterscheiden. Das Gleiche gilt natürlich auch für Konzerne, Turnvereine oder Familien.
In jedem dieser Fälle könnte man theoretisch so etwas wie einen emergenten Geist postulieren, welcher mehr als die Summe der darin versammelten Individuen darstellt. Die Ähnlichkeit zum Konzept einer juristischen Person ist hier natürlich nicht zufällig.
Ich kann einem Land einen Krieg erklären und dieses wird irgendwie drauf reagieren, denn Krieg ist eine Art der Interaktion, keine sehr erfreuliche, aber zumindest eine mit Tradition. Und dieser Krieg wird das Land verändern, denn er wird zu einem Teil seiner Geschichte und aus den Erfahrungen damit werden die Reaktionen auf ähnliche Vorfälle in der Zukunft in irgendeiner Art und Weise modifiziert werden. Je nachdem, wer ich bin, mehr oder weniger subtil.
Dem Terror kann ich jedoch keinen Krieg erklären, denn es handelt sich dabei nicht um eine „Persönlichkeit“, sondern um das Mittel einer „Persönlichkeit“ irgendetwas durchzusetzen. Der Terror kann zwar auf verschiedene Methoden zurückgreifen und diese den Umständen entsprechend anpassen, doch verändern tut er sich nicht.
Wenn wir nun aber dennoch dem Terror den Krieg erklären, so ist das nur ein Vorwand um nicht sagen zu müssen, dass wir den Krieg der „Persönlichkeit“ erklären, welche sich des Mittels des Terrors bedient. Und wenn man sich heute so umschaut, wäre diese „Persönlichkeit“ zweifellos die Religion im Allgemeinen und der Islam im Speziellen.

Keine Selbsttäuschungen

Lesen ist eindimensional. Ein Wort kommt nach dem anderen und ein Satz folgt dem nächsten. Fernsehen hingegen, so platt es auch sein mag, ist zweidimensional. Da können Dinge nebeneinander, übereinander und diagonal zu einander geschehen. Und wenn man sich optischer Tricks bedient, lässt sich mit dem suggerierten Hintereinander noch eine weitere Dimension hinzufügen. Und noch eine, wenn man den Ton einstellt.
Natürlich gibt es auch Möglichkeiten dem Buch die eine oder andere weitere Dimension abzuringen. Zum Beispiel, wenn man es illustriert. Oder wenn es vom Buchdruck handelt.
Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich auch die Seiten in Bier zu tunken. Dann hat man neben dem literarischen auch ein olfaktorisches Vergnügen.
So geschehen mit meinem Buch „The God Delusion“, welches sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Flasche Petra befand als diese sich anschickte in meinem Rucksatz zu zerbrechen. Dies ist einer der Momente, wo man zu argwöhnen beginnt, ob es da nicht vielleicht doch eine höhere Macht gibt, die dir auf diese Weise ein Zeichen zu geben versucht. Ironischerweise handelt das getränkte Buch aber gerade davon, wie leicht sich Menschen auf diese Weise in die Irre führen lassen. Zack, eine zusätzliche Dimension.
Tja, ich nehme es pragmatisch und halte es getreu dem Motto „In pivo veritas“ für ein Zeichen dafür, dass in Dawkins Buch die Wahrheit steht: Es mag zwar durchaus winkende Schicksen geben, doch das winkende Schicksal ist bloss ne Chimäre.

Wie alt ist die Welt nochmal?

Wenn man eine Geschichte der Welt schreiben und für jedes Jahrhundert nur eine Seite brauchen würde, so wäre die Weltgeschichte der Kreationisten ein relativ schmales Büchlein. Die Anhänger der wissenschaftlichen Erkenntnisse hätten es dagegen mit einer Bibliothek mit mehr als einer Million fetter Schinken zu tun.

Es mag schon sein, dass Gott die Welt vor 6000 Jahren erschaffen hat, doch er hat sich sehr, sehr, sehr viel Mühe gemacht ihr einen Lebenslauf zusammenzustellen, der nach wesentlich mehr aussieht.

Ist es nicht Gotteslästerung, wenn man Fossilien, die er alt aussehen liess, jung nennt? Er hatte ja sicher einen guten Grund dafür und wer sind wir, dass wir uns ein Urteil darüber bilden dürften?

Die perfekte Frau

Es gibt sie doch, die perfekte Frau. Sie sass mir heute im Zug gegenüber und sah aus wie aus einem Hochglanzmagazin gepellt. Gestylt von oben bis unten und bis hinaus zu den künstlichen Fingernägeln. Ihr Dekolleté tief und einladend und ein funkelndes Diamantcollier schmiegte sich genüsslich an ihren Busen.
Das allein macht eine Frau natürlich noch lange nicht zum Inbegriff der Perfektion. Jedoch ändert sich dies mit dem Kochlehrbuch als Accessoire auf ihrem Schoss, welches sie konzentriert und hingebungsvoll studierte.

Ich mag diese Klischee-Kontraste, wie auch kürzlich die hyperaufgetakelte Tusse mit einem Mini, der knapp unter dem Gürtel hervorlugte, Absätzen, die man im Stabhochsprung als halbe Miete bezeichnet, und einem Kinderwagen samt plärrendem Hosenmatz.

Ich liebe Klischees. Man kann sich auf sie verlassen und erlebt immer wieder erfrischende Überraschungen. Natürlich immer vorausgesetzt, man glaubt nicht wirklich an die Klischees.
Klischees sind Metaphern, die uns helfen die Welt zu strukturieren. Sie bilden einen Commonsense, von dem aus man die Eigenarten und Abweichungen der Dinge erforschen kann. Doch wie gesagt, es sind lediglich Hilfsmittel und keine Tatsachen. Zwei verschiedene Dinge, die nur allzu gern durcheinander gebracht werden.

Bond, James Bond

U1_HomerBondEinen Mann, der noch nie vor dem Badezimmerspiegel seine imaginäre Walther PPK gezogen hätte, gibt es nicht. Es ist nämlich ein ungeschriebenes Gesetz der männlichen Natur, dass jeder Mann insgeheim der Überzeugung ist, in Tat und Wahrheit der leibhaftige James Bond zu sein.
Natürlich erfordert dies ein hohes Mass an Einbildungskraft, denn die Ähnlichkeiten in der Wirkung auf die holde Weiblichkeit sind nur sehr subtil. Doch auch die Ähnlichkeit unserer Frauen mit den Bondgirls hält sich in Grenzen, also heben sich glücklicherweise die beiden Selbsttäuschungen gegenseitig auf. Keine Schimäre ist hingegen der Umstand, dass bisher noch kaum ein Mann die Welt gerettet hat, denn das liegt nicht etwa daran, dass er es nicht könnte, sondern daran, dass ihn ihre Majestät noch nicht darum gebeten hat.
Ein Punkt liess sich bis anhin jedoch nicht wegdiskutieren: Der lästige Auftrieb bei Unterwassereinsätzen, bedingt durch das eine oder andere schwabbelnde Pfund an den Spanten. Nun konnten wir aber unlängst der Presse entnehmen, dass sich den neue James Bond Darsteller Daniel Craig während der Dreharbeiten in Prag zu viele Knödel gegönnt habe soll und nun auf Diät gesetzt worden ist.
Ein kleines Bäuchchen für James Bond, ein grosser Ranzen für die Männlichkeit.

Wer Swiffer benutzt, hat clever geputzt!

In der Werbung scheint die Begeisterung für den Swiffer keine Grenzen zu kennen. Doch nicht nur dort. Auch ich kann mich der euphorischen Gefühle kaum erwehren, die mich jedes Mal überkommen, wenn ich an dieses elegante Trockentuch mit elektrostatischer Anziehungskraft und tiefer Rillenstruktur denke. Doch ist meine Schwärmerei für den Swiffer vorerst rein virtueller Natur, weil ich bedauerlicherweise noch keinen solchen mein eigen nennen darf.
Ich weiss nicht, wie sie es machen, aber irgendwie fange ich allmählich an der Werbung zu glauben. Und wenn sie mich auffordern: „Entdecke mit Swiffer die Welt von Narnia“, dann bin ich gewillt es mit diesem zu tun. Denn wie oft bin ich vergebens in einen Kleiderschrank geklettert? Wie oft habe ich nur die grünen Seiten der Unendlichen Geschichte gelesen? Und wie oft habe einen Felsen mit „Pedo mellon a minnon“ angebrüllt? Nichts davon hat funktioniert. Die Leute von Swiffer aber garantieren mir, dass auch das aufregendste Abenteuer mit dem Swiffer ein sauberes Ende nimmt.
Eins macht mich aber stutzig. Wenn ich in mich gehe und über meine Gefühle und Sehnsüchte, die ich während dem Staubsaugen habe, nachdenke, dann spielen unerreichbare Ecken und hohe Treppen eine eher untergeordnete Rolle. Wesentlich näher am Herzen liegt mir mein bescheidener Wunsch nach mehr Power. Spass macht das Staubsaugen eigentlich erst so richtig, wenn es Krach, Dreck und Gestank macht und man jederzeit Gefahr läuft, die Katze oder einen Blumentopf verschwinden zu lassen. Ich meine, wenn das Staubsaugen nicht gefährlich wäre für Leib und Seele, dann wäre es doch bloss was für Frauen!

Wirkliche Inbrunst

Vor vielen, vielen Jahren fragte mich mal ein Kerl an der Uni, ob ich nicht Lust hätte, ihn mal zu einem Gottesdienst der Gemeinde Christi zu begleiten. Ich weiss nicht mehr, ob es Abenteuerlust oder Verzweiflung war, auf jeden Fall sagte ich zu.
Bekehrt haben sie mich nicht. Doch trotz aller kritischen Anmerkungen, die sich zu diesem Verein anbringen liessen, eins muss man ihnen lassen: Sie singen laut und inbrünstig. Und ich meine wirklich laut und wirklich inbrünstig!

Ich schätze, es ist kein Zufall, dass dort wo die Inbrunst haust, der Dogmatismus nicht weit weg wohnt.

Literarische Schützenhilfe

Egal worüber man auch brüten mag, ein Griff ins Bücherregal und man hat was, das wie auf einen zugeschnitten scheint. Sei es nun ein Liebesroman, ein Kochbuch oder Platons Phaidon, man findet tatsächlich in jedem einzelnen Buch Rat und Inspiration.
Drei Erklärungen sind denkbar für dieses Phänomen: Erstens, die Welt hat sich gegen dich verschworen und schiebt dir jeweils das richtige unter. Zweitens, du änderst unbewusst deine Grübelthemen so, dass das gelesene auf sie passt – hier hat sich offenbar dein Unbewusstes gegen dich verschworen. Oder drittens, du interprtierst alles metaphorisch und wendest die gewonnen Metaphern automatisch auf dein Problem an und entdeckst dass es doch irgendwie funktioniert – man könnte auch von selektiver Wahrnehmung sprechen.
Es wird wohl niemanden überraschen, wenn ich mich hier vehement für die dritte Variante stark mache. Ich glaube nämlich, dass unser gesamtes Denken metaphorisch strukturiert ist und wir daher gar nicht fähig sind „Etwas“ nicht „als Etwas“ wahrzunehmen. Das heisst, dass wovon wir auch sprechen, wir tun es immer in einer „als ob“-Form…
Das klingt jetzt ein bisschen wirr, das muss selbst ich zugeben. Schauen wir mal, ob ein Griff ins Bücherregal uns nicht Erleichterung verschaffen kann? Ich nehme das Buch „Excel 5.0 – Das Kompedium“ und schlage es auf einer zufälligen Seite auf. Seite 549, da steht: Das gleiche gilt für „Zeilen als Legendentext“. Das passt perfekt! Ich bin jedoch nicht sicher, ob auch für Euch…

Woran denkt da wohl der Che?

Ich frage mich, ob sich heute noch irgendjemand an Che Guevara erinnern würde, gäbe es nicht dieses eine Foto von ihm? Natürlich hat er seine Spuren hinterlassen in der Geschichte und von mir aus auch in der Theorie der Methodik, Strategie und Taktik des modernen Guerillakampfes, doch erklären diese seine von vielen bewunderten und von manchen verurteilen Leistungen nicht die Präsenz seines Conterfeis auf so vielen T-Shirs, Taschen, Socken, Unterhosen und Käppis.
Sein Bild ist ein Symbol fürs Revoluzertum, fürs Aufbegehren gegen das Establishment, doch im Zusammenhang mit der Mode ohne den Inhalt. Er ist sexy und die Alten mögen ihn nicht, was braucht es mehr?
All die Leute, die heute mit ihm und der mit ihm assozierten Rotzigkeit riesige Umsätze erziehlen, wären damals von ihm gleich als erstes umgenietet worden und zwar eigenhändig. Sicherlich, er wollte den Armen helfen, doch nahm er ohne Skrupel in Kauf, dass seine Entwicklungshilfe ein sehr blutrünstiges Geschäft ist.

Man hört bisweilen, dass so manch einer über die ausdrucksstarken Augen auf diesem hippen Portrait dazu angestiftet wurde, sich mit ihm selbst auseinander zu setzen, und dass daher in gewisser Weise die Modebrache als unbeabsichtigter Überträger des kommunistischen Virus an ihrem eigenen Grab schaufelt. Das ist wahrscheinlich Nonsens, aber das Argument ist trotzdem cool.

The Wall

Ich habe heute in einem Iss-So-Viel-Du-Willst-Restaurant ein Mädchen gesehen, das so spindeldürr war, das ich fast auf Magersucht tippen möchte. Sie trug ein Pink Floyd „The Wall“ T-Shirt.
Weil sie aber so unglaublich dünn war, hatte auf dem T-Shirt im Grunde nur ein einziger „Brick“ Platz und „not another“. Das perfide an diesem Anblick war der Wiederspruch an sich: Eine Frau, die in ihrem Körper gefangen ist (oder zumindest diesem Anschein erweckt), und den Ausbruch durch Pink Floyd zelebriert. Und gleichzeitig schien die Mauer dermassen zerbrechlich zu sein, dass ein eiziger Windstoss ausreichen würde um die davon zu tragen.