Was wenn ein Verbot eine Sache häufiger geschehen lässt?

Alle sind sich darin einig, dass Abtreibung eine traurige Sache ist und alle stimmen auch darin überein, dass das Ziel sein sollte: je seltener desto besser.
Das einzige worin man sich nicht ganz findet, ist, wie man dieses Ziel am effektivsten erreicht.

Alle sind sich auch darin einig, dass man der Frau möglichst viel Recht Selbstbestimmung  zugestehen muss.
Das einzige worin man sich nicht ganz findet, ist, wie viel das sein soll.

Alle sind sich auch darin einig, dass hier ein trauriger Interessenkonflikt vorliegt.
Nun ja, nicht ganz alle. Denn irgendwie hält sich bei vielen religiös verbrämten Abtreibungsgegnern die Überzeugung, dass die Atheisten – welche im Hintergrund die Fäden ziehen – darauf aus sind möglichst viele Embryos um die Ecke zu bringen. Und alte Menschen mittels Euthanasie. Aber paradoxerweise niemanden mittels Todesstrafe…

Die Schweiz hat trotz seiner sehr liberalen Fristenlösung, welche religiös-fundamentalistische Kreise am 9. Februar 2014 in einer Volksabstimmung zu unterminiern versucht haben,  eine der niedrigsten Raten weltweit.
Das wirft eine interessante Frage auf:

Was wenn die Liberalisierung der Abtreibung zu deren Sinken beiträgt?

Was wenn die religiös-fundamentalistischen Kreise mit ihrer Forderung die Schwangerschaftsabbrüche nicht mehr durch die Krankenkasse abzudecken oder sie gar völlig zu verbieten, die Rate nur ansteigen lassen? Kann ein tiefgläubiger Christ das Töten entgegen Gottes Gebot erlauben, wenn er damit die Zahl der Toten verringert?
Aus einer konsequenzialistischen Sicht ist das kein Problem, aus einer deontologischen, wie sie die religiös-fundamentalistischen Kreise vertreten, hingegen durchaus. Vor Gott ist – ihrem Verständnis nach – nämlich die die Reinheit des Herzens wichtiger als das schnöde Ergebnis.

Natürlich ist es nicht die Fristenlösung selbst, welche die Abtreibungsrate senkt, sondern das Klima in der Gesellschaft, wo offen über Sexualität und Verhütung gesprochen werden kann. Den erwähnten religiös-fundamentalistischen Kreisen ist aber auch das ein Dorn im Auge, den sie mit Initiativen wie „dem Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule“ zu unterbinden versuchen.

Einen grösseren Schutz des ungeborenen Lebens scheinen also unter dem Strich die blutrünstigen Atheisten zu bieten.
Und wenn man bedenkt, dass diese auch der diabolischen Gentechnik gegenüber aufgeschlossen sind, dann wohl mittels neuer Heilverfahren auch den der alten Menschen.

Und die Todesstrafe lehnen die Atheisten nur ab, weil es ihnen damit in 13 Ländern an den Kragen gehen kann. Diese Heuchler.

Gell-Mann Amnesie Effekt

Briefly stated, the Gell-Mann Amnesia effect is as follows. You open the newspaper to an article on some subject you know well. In Murray’s case, physics. In mine, show business. You read the article and see the journalist has absolutely no understanding of either the facts or the issues. Often, the article is so wrong it actually presents the story backward—reversing cause and effect. I call these the „wet streets cause rain“ stories. Paper’s full of them.
In any case, you read with exasperation or amusement the multiple errors in a story, and then turn the page to national or international affairs, and read as if the rest of the newspaper was somehow more accurate about Palestine than the baloney you just read. You turn the page, and forget what you know.
Michael Crichton

Evolutionsbiologen wollen herausgefunden haben, warum Menschen klüger sind als Affen. „Was sie von den Affen unterscheidet ist, dass sie imitieren und dadurch viel schneller lernen können“, sagte Esther Herrmann vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig.
Dass sie imitieren und dadurch auch viel schneller lernen, stimmt schon, doch dass sie deshalb auch klüger wären, darf bezweifelt werden.
Affen imitieren nicht so viel wie Menschen, jedoch nicht weil sie die dafür erforderliche kognitive Kapazität nicht hätten, sondern weil sie aus den Fehlern der anderen lernen und sich hüten, von unzuverlässigen Primaten irgendwelche Kenntnisse und Gewohnheiten zu übernehmen.

Ich meine, wenn einer ne Kokusnuss mit seinem Schädel zu öffnen versucht, soll ich dann wirklich seinem Versuch mit einem Stöckchen Ameisen aus einer Höhle zu pullen allzu viel Aufmerksamkeit schenken? Okay, in diesem Fall wäre es das vielleicht keine schlechte Idee gewesen, doch wie gross mag wohl die Chance sein, dass ein und der selbe Primat nach der ersten die zweite Strategien entwickelt?
Ich persönlich versuche nur von denen zu lernen, die eine tadellose Reputation haben. Und von denen auch nur das, worin sie eine tadellose Reputation haben. Doch damit scheine ich – wie der Gell-Mann Amnesie Effekt nahelegt – aktiv gegen meine menschliche Natur anzukämpfen. Leider viel zu oft erfolglos, wie ich zu meinem Bedauern eingestehen muss.

Man meckert, wo man was davon versteht, lehrt aber nichts draus und glaubt alles andere. Wenn jeder nach dieser Strategie vorgeht, dann entwickelt das eine ungeheure Eigendynamik und stellt – neben der Pornografie – wahrscheinlich die treibende Kraft des Internets (und wahrscheinlich der ganzen Zivilisation) dar.

Wir haben die Digitaluhr erfunden, die Schimpansen nicht. Welche der beiden Varianten aber das Ergebnis der anspruchsvolleren kognitive Leistung ist, würde ich nicht vorschnell beantworten.
Es ist schliesslich nicht ausgeschlossen, dass der Weg, den der dümmere einschlägt, am Ende der ist, der weiter führt.

20min: Sergio Ermotti verdient 10,7 Millionen

Dass Ermotti mit nur 10.6 Millionen statt seinen verdienten 10.7 Millionen  etwas weniger glücklich wäre, ist natürlich unbestritten, doch ist es meines Erachtens nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, wenn man annimmt, dass eine Person, für die mit der Differenz eine Stelle finanziert worden wäre, im Gegenzug dafür mehr glücklich wäre. Und ich denke, dass das „mehr glücklich“ des Neueingestellten das „weniger glücklich“ des Chefs zumindest um einen Hauch überwiegen würde.
Hinzu käme dann natürlich noch, dass sich die anderen Untergebenen wohl kaum beschweren würden, wenn für die Arbeit, die sie aufgrund der Sparwut kaum mehr bewältigen, eine zusätzliche Arbeitskraft abgestellt wird.

Diese Rechnung lässt sich übrigens wiederholen. Wenn auch nicht beliebig oft, denn obwohl das „mehr glücklich“ der Neueingestellten konstant bleibt, wächst das „weniger glücklich“ des Chefs mit jeder Runde mehr, bis das „weniger glücklich„, was ja nicht notwenigderweise „unglücklich“ heissen muss, eben  doch noch ins „unglücklich“ kippt. Und das wollen wir ja nicht.

Ich schätze, Lohngerechtigkeit lässt sich ganz einfach mit einer Zahl ausdrücken: Jener, wie oft man dieses Rechnung wiederholen kann.


Was mir hierbei aber am besten gefällt, ist, dass wenn der Kalkulator – also der, der diese Rechnungen umsetzt – ein guter Verkäufer ist, dann kann der Wert ins unermessliche steigen. Nun ja, zumindest bis die Ehefrau Wind davon bekommt.

2 + 2 = 5

If somewhere within the Bible, I were to find a passage that said two plus two equals five, I wouldn’t question what I’m reading in the Bible. I would believe it, accept it as true, and then do my best to work it out and understand it.
Pastor Peter LaRuffa

Widersprüche in der Bibel
in voller Auflösung

Also hier muss ich Pastor Peter LaRuffa wirklich in Schutz nehmen. Das klingt zwar ausserordentlich absurd, was er da sagt, doch da es sich gewissermassen um das Daily Business eines Theologen handelt, scheinbare Widersprüchlichkeiten aufzulösen, ist es nicht absurder als vieles andere, was er sonst so auflöst, und von daher wohl auch nicht wirklich ausserordentlich.
Absurd natürlich schon, aber eben nicht ausserordentlich.

Die Bibel steckt nämlich voller „scheinbarer“ Widersprüche. Im Bild links sind 439 davon aufgeführt. Und wenig überraschend wird ein jeder sattelfeste Theologe für jeden einzelnen dieser Fälle eine völlig plausibel klingende Auflösung parat haben.
Okay vielleicht nicht für jeden, doch wenn man 400 aufgelöst hat, dann liegt es nahe anzunehmen, dass das auch für die restlichen funktionieren wird. Irgendwie. (Die gleiche Einstellung haben wir Naturalisten je bezüglich noch ungelöster Fragen in der Wissenschaft. Hier nehmen wir auch an, dass unsere Erfolgssträhne beim Finden von Antworten wohl schon noch etwas anhalten wird und dass wir eine offene Frage in der Wissenschaft noch nicht als eine Bedrohung des gesamten Gebäudes zu fürchten brauchen.)

Dass sich alle Widersprüche – sei es in der Bibel oder sonstwo – irgendwie auflösen lassen, bestreitet niemand. (Man kann mich diesbezüglich gern auf die Probe stellen!) Es fragt sich bloss, ob die Auflösung auch Sinn macht? Wenn man nämlich an der möglichen Bedeutung der Begriffe zu sehr herumschraubt, wird das Ergebnis beliebig. Denn wenn man diese in die eine Richtung biegt, dann kann man es genauso gut in die andere. Und dann sind nicht mehr die Worte, die etwas sagen, sondern die Absicht des Interpretierers, die den Worten ihren Sinn geben. Und das ist eben beliebig.
Dies ist eine bekanntes und gefürchtetes Problem, das sich nur durch den Konsens verschiedener Leser in Schach halten lässt. Verschiedener Leser im Sinne von Lesern mit verschiedenen weltanschaulichen Hintergründen und Interessen.

2 + 2 = 5 wird jeder Gläubige irgendwie rechtfertigen können. Bloss, dass es jeder von ihnen auf eine andere Weise tun wird.
Die Entstehung der Arten wird nach der Lektüre von Darwin demgegenüber nur auf sehr wenige verschiedene Arten verstanden.

Pontifex-Dialoge: Formel fürs Glücklichsein

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

14. Februar 2014 – Valentinstag

Papst Franziskus @Pontifex_de
Liebe junge Menschen, scheut euch nicht, eine Ehe einzugehen. In einer treuen und fruchtbaren Gemeinschaft werdet ihr glücklich sein.

Dass  der Pontifex hier den Spassfaktor eines Spiels erklärt, für das er offiziell gesperrt ist, entbehrt nicht einer gewissen Komik.
Scheint so, als ob der Papst das erotische Potential des Valentinstags in moralische Bahnen zu kanalisieren versucht.

Eda Gregr @meskinaw @Pontifex_de Und wieso sollte ich in einer treuen und fruchtbaren Gemeinschaft ohne Trauschein weniger glücklich sein? Weil ihr mich diskriminiert?

Will man dem Papst glauben, so ist eine treue und fruchtbare (=kinderreiche) Ehe ein Garant für ein glückliches Leben.
Ich will ja gar nicht bestreiten, dass das sein kann, doch ich bezweifle, dass es das notwendigerweise so sein muss. Auch bezweifle ich, dass, wenn eine oder mehrere Komponenten davon fehlen, man – wie es der Tweet suggeriert – zwangsläufig unglücklich werden muss.

Sowohl Untreue als auch unerfüllter Kinderwunsch sind bei den meisten Paaren ein grosser Stressfaktor, aber nicht unbedingt bei allen. Manchen Paaren mag es helfen eine offene Beziehung zu führen, manche wollen vielleicht gar keine Kinder und für manche ist die Ein-Mann-Ein-Frau-Kiste einfach nicht ihr Ding. Werden diese Menschen ihr Glück dann nicht viel eher mit einer anderen Formel finden?
Und selbst wenn – und das ist ein sehr grosses Wenn – die Menschen irgendwie so verkabelt sind, dass sie Treue und Nachwuchs für ihr Seelenheil brauchen, dann ist immer noch nicht klar, warum auch der Trauschein unerlässlich sein soll. Dieser hat ja keinerlei Einfluss auf die Treue oder Zeugungsfähigkeit.

Nun ja, völlig unerheblich ist der Trauschein allerdings auch wieder nicht, denn die Gesellschaft neigt (jetzt vielleicht mal von Steuervorteilen abgesehen) sehr deutlich dazu dem Konkubinat Steine in den Weg zu legen – was tatsächlich ein gewisser Stressfaktor ist. An manchen Orten ein grösserer, an anderen ein kleinerer.
Diese Steine werden allerdings – und das ist bezeichnend – vor allem aus kirchennahen Kreisen geliefert. Also ausgerechnet von jenen Leuten, die uns glauben machen wollen, dass man mit der Ehe glücklicher fährt.

Dass die Chancen in der einzig tolerierten Form der Gemeinschaft glücklich zu sein besser stehen als in jeder anderen, mag schon stimmen, doch auf Grund dessen den Leuten pauschale Empfehlungen über die Art und Weise des Zusammenlebens geben zu wollen, ist genau so problematisch wie Leuten mit schwarzer Hautfarbe eine Musikkarriere, Leuten mit Brüsten eine Kindergärtnerinnenkarriere und Leuten mit einem Nachnamen mit der Endsilbe „ic“ eine kriminelle Karriere empfehlen zu wollen.

Peer-Reviewed Journals

2014-02-10 10.31.37Ich fürchte, den verlässlichsten Indikator für den Zustand der Wissenschaft innerhalb einer Gesellschaft findet man in der Auswahl der Publikationen in der Sparte Wissenschaft am Kiosk.

Die Frage ist nämlich nicht einmal so sehr, was die Wissenschaft wirklich leistet, sondern was man für Wissenschaft hält – und folglich auch für deren Leistungen.
Und die Ironie an der Sache ist, dass bei der Meinungsbildung die „Kiosk-Frauen“ (man möge mir die plumpe Pauschalisierung verzeihen) mit der Zeitschriften-Triage an vorderster Front stehen. Indem sie die Zeitschrift diesem oder jenem Genre zuordnen, entscheiden sie ob etwas Astrologie oder Wissenschaft, Lifestyle oder Medizin, Literatur oder Sport ist.

In gewissem Sinne übernehmen die „Kiosk-Frauen“ demzufolge die Funktion des Peer-Reviews. Bloss dass sie nicht über die Qualität der Artikel entscheiden, sondern über die Qualität der Zeitschriften.

Ich plädiere daher dafür, dass „Kiosk-Frauen“ einen Abschluss in Bibliothekologie und ein Fähigkeitszeugnis in Vergleichender Bibliotheksklassifikation haben müssen.
Das mag auf den ersten Blick etwas übertrieben erscheinen, denn in der Regel braucht es nur eine minimale Recherche um über den Grad an wissenschaftlicher Unterstützung einer „Theorie“ aufgeklärt zu werden. Doch wieso sollte man sich überhaupt die Mühe machen zu überprüfen, ob beispielsweise die Homöopathie nicht vielleicht Scharlatanerie ist, wenn Hausärzte sie verschreiben, Apotheken sie verkaufen und wissenschaftliche Zeitschriften – so wissenschaftliche Zeitschriften jene sind, die unter der Rubrik Wissenschaft im Kiosk verkauft werden – über intelligentes Wasser berichten?

Hausärzte „verkaufen“ sie, weil es dem Patienten hilft (das bestreitet keiner – man bestreitet bloss, dass es die Globuli sind, die helfen), und Apotheker verkaufen sie aus dem genau gleichen Grund. Sie nicht zu verkaufen, bedeutet für beide eine Einbusse .
Ich denke aber nicht, dass es Einbussen für die „Kiosk-Frauen“ hätte, wenn die Kunden ihre Zeitschriften aus anderen Regalen nehmen würden. Oder – so die Kunden eher den Regalen als den Zeitschriften treu sind – wenn sie andere Zeitschriften aus ihren Regalen nehmen würden.
Genau deshalb setze ich den Hebel im Kiosk an und nicht bei den Ärzten und Apothekern, die es ohnehin schon besser wissen müssten.


Hat nicht direkt was mit der Sache zu tun, aber ein bisschen schon:

plus Science Journalism and Not Science Journalism and Naming Names von Joe Hanson

NSA, dein Freund und Helfer

General Keith Brian Alexander, seines Zeichens Direktor der NSA, hat die umstrittenen Praktiken seiner Behörde dahingehend verteidigt, dass er leider derzeit keinen besseren Weg kenne, um die Vereinigten Staaten vor der steigenden Terror-Gefahr zu schützen. Doch sei sein Dienst durchaus bereit, über mögliche Alternativen zu diskutieren.

Das coole an der NSA ist, dass das endlich mal eine Bundesbehörde ist, die einem auch wirklich zuhört. Und das jederzeit und überall. Daher kann ich Alexander auch gleich hier im DisOrganizer eine naheliegende Alternative zu den umstrittenen Praktiken anbieten:

Macht, was immer ihr wollt – einfach ohne dabei irgendwelche Menschenrechte zu verletzen (was beispielsweise mit der flächendeckenden Überwachung geschieht).

So einfach ist das!

+ + +

Es ist natürlich lobenswert, dass Alexander so um die Sicherheit seiner Landsleute besorgt ist. Sicherheit ist schliesslich eine ganz tolle Sache.
Bloss dass es wesentlich effektivere Möglichkeiten gibt, mehr Amerikaner vor einem tragischen Tod zu bewahren. Allein im Jahr 2011 gab es in den Vereinigten Staaten 32’367 Verkehrstote, die man beispielsweise mit einer generellen Tempolimite von 5 km/h (3.11 mph) sicherlich zu einem grossen Teil hätte verhindern können. Eine solche Tempolimite wäre zwar äusserst lästig, aber immerhin würde mit dieser kein Menschenrecht verletzt.

Wie viele Leben sich mit Massnahmen dieser Art retten liessen, ist natürlich schwer abzuschätzen, doch wenn man sich anschaut, wie viele Menschen in den USA seit 9-11 terroristischen Anschlägen zum Opfer gefallen sind, dann reichen selbst sehr, sehr, sehr konservativen Schätzungen  um um Grössenordnung erfolgreicher zu sein:

  Anzahl Anschläge Tote Verletzte
Amokläufe 12 128 140
Beltway sniper 11 13 3
Islamistische Anschläge 8 22 332
Linksextreme Anschläge 4 2 6
Rechtsextreme Anschläge 3 9 5
anders motivierte Anschläge 8 19 56
Vereitelte Anschläge 36 0 2
Total in 12 Jahren 82 193 544
Quelle: http://www.johnstonsarchive.net/terrorism/wrjp255a.html

 

Ist es zynisch 32’367 Tote in einem Jahr gegen 193 in zwölf Jahren aufrechnen zu wollen? Ist es zynisch zu fragen, ob die Ressourcen und Menschenrechte, die geopfert wurden um die 193 nicht mehr werden zu lassen, gut investiert waren, wenn man mit weniger Ressourcen und gar keine Menschenrechtsverletzung aus 32’367 hätte wesentlich weniger machen können?

Dass man auf richterliche Anordnung hin jemandes Rechte beschneidet, macht aus aus rechtsstaatlicher Position Sinn. Dass man dies aber flächendeckend macht, ist angesichts von Prinzipien, die die Gesellschaft zum Wohle aller kompromisslos höher stellt als die Interessen von Einzelnen, äusserst bedenklich und ohne eine wirklich überzeugende Kosten-Nutzen-Rechnung ein absolutes No-Go.
Bisher scheint der Nutzen allerdings bedenklich bescheiden zu sein.

Ich habe mich mal mit einem Amerikaner unterhalten, der seinen Militärdienst irgendwo im Dunstkreis des Geheimdienstes geleistet haben will. Und der erklärte mir, dass durch die Arbeit der Geheimdienste – insbesondere dank dem Ignorieren des einen oder anderen Menschenrechts – tatsächlich terroristische Anschläge verhindert worden seien. Wie viele, wollte ich wissen. Das konnte er mir nicht sagen (nicht können im Sinne von nicht fähig sein, nicht im Sinne von nicht dürfen). Das sei geheim. Aber es sei so. Okay…
Von insgesamt 82 geplanten Anschlägen innerhalb von zwölf Jahren wurden also dank geheimdienstlicher Ermittlungen 36 + eine-unbekannte-Zahl-nicht-publik-gemachter Versuche vereitelt.
Dass damit mehr Amerikaner gerettet wurden als hätten werden können, beispielsweise durch die Einführung der Tempolimite, strengerer Waffengesetze oder durch das Verbot von Swimming Pools im Garten, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Offenbar ist das Recht SUVs, Waffen und einen Swimming Pool im Garten zu besitzen unantastbarer als die Privatsphäre, welche durch den 4. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten und den 12. Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geschützt wird.

Vielleicht ist der folgende Aspekt auch nicht unerheblich: Wenn man von Menschenrechtsverletzungen zum Schutz der Nationalen Sicherheit spricht, dann denkt man für gewöhnlich zuerst an Guantanamo. So hat mir auch mein Ex-Soldat versichert, dass dank unzimperlicher Verhörmethoden etliche Pläne von Abu Nazir durchkreuzt werden konnten – und das klingt doch mehr nach Folter als nach ungefragtem Mithören.
Vom Sahnehäubchen, dass es einen islamistischen Terroristen namens Abu Nasir zwar durchaus gab (er wurde im Juni 2006 getötet), doch dass hier wohl eher Osama bin Laden mit dem Chefbösewicht aus Homeland verwechselt wurde, gar nicht zu sprechen. Nicht, dass man Realität und Fiktion nicht auseinander halten würde, bloss scheint die Fiktion das Vertrauen in die Rechtmässigkeit der in der Realität verwendeten Methoden merklich zu stärken.

Doch die Frage bleibt: Wie viele Bedrohungen konnten dank der massiven Internetüberwachung durch die NSA verhindert werden? Und legitimiert die Zahl diese Massnahmen?
Laut Alexander konnten dank der NSA-Spionage in mehr als 20 Staaten  mehr als 50 potentielle Terroranschläge verhindert werden.
Geoffrey Stone, Mitglied des Expertengremiums des Weißen Hauses, das die NSA-Affäre untersucht, hat diese Zahl jedoch insofern relativiert, dass die Erfolge eigentlich eher anderen Programmen geschuldet sind und dass die Sammlung und Analyse der Metadaten nur einen bescheidenen Beitrag zur Sicherheit der Nation geleistet habe. Er geht sogar so weit zu sagen, dass es keinen Fall gebe, in dem die NSA nachweisen konnte, dass das Ergebnis der Ermittlungen ohne sie anders herausgekommen wäre.

Ist das genug um den unerlaubten Eingriff in die Privatsphäre seiner Bürger zu rechtfertigen? Können das die Repräsentanten des Volkes wirklich guten Gewissens akzeptieren? Dürfen sie das überhaupt? Dürfen sie einen so zentralen rechtsstaatlichen Wert wie den Schutz der Privatsphäre nur aus Furch vor einer möglichen Bedrohung einfach ignorieren?

Wieso ist man dann bereit Opfer hinzunehmen, wenn es um Lösegeldforderungen von Terroristen geht? Man schickt lieber ein SWAT-Team rein und riskiert Opfer, statt einfach das geforderte Geld (plus das freie Geleit) herauszurücken und damit das Leben der Geiseln zu schützen. Wenn die Geiselnehmer den Behörden vertrauten, bräuchten sich die Geiseln nicht zu fürchten.
Weil es hier ums Prinzip geht?
Weil uns hier das Prinzip davor schützt, dass es mehr und mehr Entführungen gibt?

Und wo bleibt dann das Prinzip kompromisslos für die Menschenrechte einzustehen? Besteht nicht die Gefahr, dass wenn man das eine Menschenrecht lockert, schnell auch mal das andere ignoriert? Werden die Menschenrechte dann nicht zu einem Selbstbedienungsbuffet, aus dem man sich picken kann, was gerade zur Gardine passt?
Wir opfern Menschenrechte der Nationalen Sicherheit und schützen uns damit vor mehr und mehr terroristischen Bedrohungen! Nicht wirklich, wie es scheint.

Die offiziellen Erfolgs-Zahlen der Geheimdienste sind offensichtlich viel zu niedrig um die Verletzung der Privatsphäre und die horrenden Ausgaben zu legitimieren. Vielleicht werden die tatsächlichen, um Grössenordnungen höheren Zahlen aber aus strategischen Gründen geheim gehalten.
Wozu sollte das gut sein? Dass man gewisse Details nicht publik macht um die Ermittlungsstrategien zu schützen, kann ich noch nachvollziehen, doch dass man nicht mal die Zahl nennt, verstehe ich nicht. Sollte es aber tatsächlich so sein, dann frage ich mich, wie es möglich sein kann, dass offensichtlich beide Seiten im Schweigen über die tatsächlichen Zahlen einen strategischen Vorteil zu erkennen glauben.
Der einen Seite muss das publik machen der Zahlen mehr schaden als der anderen. Wenn das kein guter Grund ist, sich an die Presse zu wenden, dann weiss ich auch nicht.

Mit der Frage, wie viele Menschenleben gerettet werden müssen, damit es das punktuelle Ignorieren von Menschenrechten legitimiert, kommen wir nicht weiter. Drehen wir den Schuh daher einfach mal um und fragen: Dürfen wir uns durch das Nichtbeachten von Menschenrechten vor irgendetwas schützen?
Bedeutet die Anerkennung der Menschenrechte nicht, dass wir uns das Festhalten an diesen etwas kosten zu lassen gedenken? Nicht beliebig viel, selbstverständlich, aber doch zumindest etwas. Und zwar im Bereich der Sicherheit – weil jemandes Freiheit dadurch zu schützen, dass man sie beschränkt, macht ja nicht allzu viel Sinn.

China, Russland oder Nordkorea kümmern sich hochoffiziell nicht um Menschenrechte. Bei den Vereinigten Staaten sollte man allerdings meinen, dass es an ihrer moralischen Glaubwürdigkeit kratzt, wenn sie sich selbst nicht um die Werte scheren, derentwegen sie anderen bisweilen die Hölle heiss machen.

Da die Regierung eine moralische Pflicht vor allem ihren Bürgern gegenüber hat, kann man ihr das Abhören der Gespräche von Ahmadinedschad, Berlusconi oder Merkel eigentlich nicht wirklich übel nehmen. Es ist nicht nett, ohne Zweifel, doch da die USA die Menschenrechtsabkommen nicht ratifiziert haben, binden sie nur die Verfassung und die Zusatzartikel, deren Geltungsbereich sich allerdings allein auf die eigenen Territorien erstrecken. Insofern sind sie auf relativ sicherem Grund, wenn sie die Welt abhorchen und es mit irgendwelchen Menschenrechten nicht ganz so genau nehmen.

Dass die NSA damit aber auch vor ihren eigenen Bürgern nicht halt, kratzt umso mehr am Lack, je inbrünstiger die USA sich Land of the Free and Home of the Brave nennen.
Brave, ihr versteht schon, tapfer, mutig, unerschrocken, wo man nicht bei jedem Knall den Kopf einzieht.

 

———

Noch offene Fragen zu diesem Thema:

  • Werden Menschenrechte verletzt, wenn nur das Opfer meint seine Rechte seien verletzt, der Täter dies zwar nicht bestreitet, aber in Tat und Wahrheit gar nichts macht?
  • Ist es zynisch festzustellen, dass in den USA mit der Abschaffung der Todesstrafe mehr Leben gerettet worden wären als durch das Verhindern aller Terroranschläge seit 9-11?
  • Durch Polizisten kamen 8 mal mehr Amerikaner ums Leben als durch Terroristen. Sollte man sich da nicht vielleicht mal überlegen die Polizei abzuschaffen?
  • Haben die moralisch motivierten Embargos der Vereinigten Staaten ernst zu nehmende wirtschaftliche Einbussen?
  • Und last but not least: Kann eine Organisation böse sein, wenn sie von einer Enterprise-Kommando-Brücke aus gesteuert wird?
Information Domination Center
  • Und selbst wenn eine Organisation mit Enterprise-Kommando-Brücke böse sein kann, darf es die Piratenpartei davon abhalten dieser Föderation dennoch beizutreten?

Scheisse werfende Verwandte

Jaclyn Glenn

Warum erfüllt es manche Leute mit Entsetzen, dass wir von Affen abstammen könnten?
Was ist schlimm dran einen Bettler, Henker oder Rechtsanwalt unter den Ahnen zu haben?
Wollen wir nicht besser sein als unsere Vorfahren ?
Wollen wir nicht für unsere Nachfahren, dass sie besser sind als wir?

Was ist da als so schlimm dran Scheisse werfende Verwandte zu haben?
Haben wir die nicht so oder so?

in dubio pro reo

Converting an indian to christianity – don’t let the devil win

Zur Zeit spukt mal wieder ein Video von Molly Miller aus dem Jahr 2009 durch die atheistischen Foren, in dem sich zwei christliche Teenager dadurch lächerlich machen, dass sie ihre indische Freundin zum Christentum bekehren wollen.

Wieso denken so viele, dass es sich nicht um eine Satire handeln könnte?
Klar, hie und da begegnet man tatsächlich solchen Exemplaren. Doch der Wunsch diese endlich mal auf frischer Tat ertappt zu haben, darf uns unsere gesunde Skepsis nicht vernebeln.

Ist es nicht peinlicher sich öffentlich über eine nichtverstandene Satire zu ärgern als irrtümlich eine ernst gemeinte, bekloppte Botschaft als Satire zu verstehen?

Ergo: Wenn auch der Hauch einer Chance besteht, dass etwas eine Satire ist, dann geht davon aus, dass es eine Satire ist. Allein schon aus Respekt vor dem Autor, dem man mit der Satire eine grössere Intelligenz attestiert als dem, der es tatsächlich ernst meint.
In dubio pro reo!


 

Das ganze Œuvre von Molly Miller und ihren Freundinnen findet man auf ihrem youtube-Channel und ein paar weitere als verschollen geltende Werke findet man auch noch auf der Encyclopedia Dramatica.

If You Were God…

(via The Atheist Pig)

Eine Welt zu erschaffen, der man auch ansieht, dass sie von einem lieben Gott erschaffen wurde, ist keine triviale Herausforderung, es aber besser als Jehova hin zu kriegen ist nicht weiter schwer. Alles was man braucht, ist, dass Gott immer mal wieder ein bisschen aktiv wird. Jemanden zu lieben bedeutet ja, ihm zu helfen, wo es geht, nicht einfach abzuwarten und zu hoffen, dass alles gut läuft.
Andernfalls bedürfte es eines gänzlich anderen physikalischen, biologischen, psychologischen und reproduktiven Setups um nicht über kurz oder lang in Naturkatastrophen, Epidemien, Kriegen und Hungersnöten zu enden.

Witzigerweise hat aber Gott noch „eine“ weitere Welt mit einem völlig anderen Setup erschaffen, der man auch tatsächlich ansieht, dass sie von einem lieben Gott erschaffen wurde: das Paradies (sowohl der Garten Eden als auch der Himmel).
Dort gibt es keine Meteoriten und Erdbeben, keine Viren und Bakterien, nur nachweislich liebe Menschen und keine Fortpflanzung.

Dann gibt es noch eine dritte Welt, die Hölle. Und die sieht ziemlich genau so aus, als sei sie von einem sehr, sehr bösen Gott erschaffen worden. Was natürlich nicht stimmt. Ihre Erschaffung wurde lediglich von einem lieben Gott nicht verhindert.

Sollte es uns nicht stutzig machen, dass Jehova eine Welt nur dann wie eine Welt, die ein lieber Gott erschaffen hat, aussehen lassen kann, wenn sie nur von Speichelleckern bevölkert wird?
Und wenn man sich anschaut, was der Teufel auf die Beine gestellt hat, bedarf es offensichtlich gar keiner Allmacht um eine Welt erschaffen zu können.

Pontifex-Dialoge: Sprachunterricht

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

25. November

Papst Franziskus @Pontifex_de
Lernen wir, auf das Wort Gottes zu hören, bereit zu sein für die Überraschungen des Herrn, der mit uns spricht.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Und wie lernt man sowas? Und lerne ich so auch auf den Osterhasen zu hören? Wäre da die Überraschung gleich gross?

Genau hier liegt der Hund begraben. Wie lernt man selbst, resp. bringt man jemanden bei eine übernatürliche Stimme zu hören?
Lassen wir das Wie erst mal beiseite und schauen einfach mal Ob das überhaupt schon mal klappte:
Also, woran erkenne ich, dass ich eine Sache gelernt habe?

Dass ich eine Sprache gelernt habe, erkenne ich daran, dass ich das bestellte Bier auch tatsächlich bekomme.
Dass ich zu mikroskopieren gelernt habe, erkenne ich daran, dass ich das gleiche sehe wie mein Lehrer.
Dass ich fahrradfahren gelernt habe, erkenne ich daran, dass ich fahrradfahren kann und dass es mir jemand auch bestätigt (bloss um mögliche Missverständnisse auszuräumen – ich hätte ja auch fahrradfahren und Bananen schälen verwechselt haben können).

Ist erkennbar, in welcher Richtung der Hase läuft?
Wenn ich etwas gelernt habe, dann kann das jemand bestätigen.
Wenn ich etwas gelernt habe, das keiner bestätigen kann, dann kann nicht ausgeschlossen werden, dass ich da nicht was durcheinander gebracht habe. Und dass Menschen dazu neigen Sachen durcheinander zu bringen, ist leider eine Konstante unserer Welt.

Wenn ich als erster Mensch eine Million Nachkommastellen von π gelernt habe, dann kann das auch von jemandem bestätigt werden, der es auf nur 5 Kommastellen gebracht hat. Er braucht die Ziffern einfach mit der bekannten Zahl zu vergleichen.
Wenn ich lerne die Lottozahlen voraus zu sagen, dann kann das auch bestätigt werden, wenn man nicht die geringste Ahnung hat, wie das geht.
Zu behaupten etwas gelernt zu haben, was keiner überprüfen kann, ist dagegen … na ja … könnte man es „Scharlatanerie“ nennen?

Nun zurück zum Tweet vom Pontifex. Gesetzt den Fall, dass es mir wirklich gelungen ist, die Worte Gottes zu hören, wer kann das bestätigen? Wie lässt sich ausschliessen, dass es sich nicht um eine Halluzination handelt?
Eine Möglichkeit wäre, wenn verschiedene Personen, die glauben gelernt zu haben, die Worte Gottes zu hören, das gleiche gehört haben (es sollte aber schon etwas überraschenderes sein als das offensichtliche „Habt euch alle lieb.“).
Eine solche Übereinstimmung könnte eine unparteiische Drittperson ohne weiteres bestätigen.
Wurde sowas schon gemacht? Hörten verschiedene Personen unter kontrollierten Bedingungen die gleichen Worte?

Nein? Die Überraschung darüber hält sich bei mir ziemlich in Grenzen…

Andererseits, ich habe keine Worte gehört, was meines Wissens exakt dem entspricht, was viele andere auch gehört haben. Bestätigt das nun, dass unerwarteterweise wir es sind, die gelernt haben die Worte Gottes zu hören?
Ich dachte eigentlich immer, dass sich die katholische Kirche von persönlich übermittelten Nachrichten von Gott distanziert und sich lieber auf die Bibel verlassen hat. Denn woher soll sie wissen, welche Sprachrohre Gottes echt und welches nur halluzinierende Tröten sind? Zu leicht kann sowas aus dem Ruder laufen, wie die unzähligen Sekten weltweit eindrücklich beweisen, wo immer eine persönliche Kontaktaufnahme von Gott am Anfang stand. Man denke nur mal an Uriella…

Wie messe ich den Erfolg eines Personalvermittlers?

Bertrand Russell
der damit nichts zu tun hat

Wenn der Personalvermittler eine Stelle in einer Zeitung ausschreibt und darauf 100 Dossiers bekommt, von denen er 10 auswählt und an seine Auftraggeber weiterreicht, woher wissen wir, dass es die 10 geeignetsten Kandidaten waren?
Sicher, er hat eine Auswahlstrategie, von der er selbst überzeugt ist, dass sie die besten Ergebnisse liefert, doch wenn der Auftraggeber nie die restlichen 90 Kandidaten zu Gesicht bekommt, wird man nie wissen, ob die Strategie und die Auswahl auch wirklich überdurchschnittlich gut sind.
Kandidaten, die den Auftraggeber zufriedenstellen, bestätigen das Vertrauen des Personalvermittlers in seine Strategie. Wenn aber keine zufriedenstellenden Kandidat von der Strategie ans Licht gefördert werden, dann heisst das für dem Personalvermittler nicht notwendigerweise, dass dann wohl die geeigneten Kandidaten im Aussschuss gelandet sind und die Strategie entsprechend nichts taugt, sondern dass es einfach keine geeigneten Kandidaten unter den Einsendungen gab.
Sprich die Strategie wird durch den Erfolg bestätigt und durch den Misserfolgt nicht nur nicht relativiert, sondern tendenziell sogar bestätigt.

Gibt es eine Möglichkeit diesem Bestätigungsfehler (confirmation bias) zu entkommen?

Eine Möglichkeit wäre, wenn der Personalvermittler nur 9 Dossiers entsprechend seiner Strategie auswählt und das letzte als Joker zufällig aus dem Ausschussstapel zieht. Wenn der Auftraggeber beim Verhältnis 9:1 den Joker von 10 Aufträgen mindestens 4 mal entdeckt, macht der Personalvermittler seine Sache gut. Sonst nicht wirklich.

Nick „The Hoff“ Fury

Nick Fury kenne ich natürlich, doch bis heute war mit nicht klar, dass er auch 1998 von David Hasselhoff verkörpert wurde. Ist das nur an mir unbemerkt vorbeigegangen oder ist das Teil eines Plans und ganz Europa ist betroffen?

Die Sache ist nämlich die, dass ich den starken Verdacht hege, dass wenn dieser Film ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen wäre, dass sich die Geschichte der letzten 15 Jahre massiv anders entwickelt hätte.
Wenn man sich Samuel L. Jackson oder die anderen Agenten von S.H.I.E.L.D. (Clark Gregg als Phil Coulson, Brett Dalton als Grant Ward oder Chloe Bennet als Skye) ansieht, dann weckt das eine ganz andere Erwartungshaltung gegenüber den Geheimdiensten der USA.

Grob gesagt, hätte sich nichts James Bond als Prototyp eines Spions etabliert sondern Nick „The Hoff“ Fury, dann wäre sowas wie die Snowden Affäre nie und nimmer möglich gewesen. Nicht dass die NSA nicht versucht hätte, ihre dunklen Machenschaften umzusetzen, man hätte sich von ihnen aber nicht einschüchtern lassen und ihnen einfach eins über die Finger gehauen.

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