An einem Ast sägen

Gestern bin ich mit Ava (5 Jahre) an diesem Plakat vorbei gelaufen und sie fand, dass der Mann schon ein bisschen blöd sei.
Und gerade jetzt, als ich die erste Zeile tippe, kam sie, schaute sie und bemerkte trocken, dass er es noch immer auf der falschen Seite mache.

Mir gab das zu denken. Ava weiss nicht, worum es bei der Abstimmung geht, nichtsdestotrotz hat sie eine sehr deutliche Meinung dazu, welches die richtige Entscheidung ist. Ich bin mir nicht sicher, ob das okay ist.

Das Problem ist nämlich auch, dass sich beide Seiten mit einer solchen Grafik bewerben lassen können.
Hier benutzen sie die Gegner der Erbschaftssteuer und versuchen damit zu suggerieren, dass man sich mit der Annahme der Initiative der Existenzgrundlage beraube – wohl weil dann alle reichen Leute und Firmen das Land verlassen werden, was natürlich schlecht für die Schweizer Wirtschaft wäre.
Auch die Befürworter der Erbschaftssteuer hätten die Grafik benutzen können um damit zu veranschaulichen, dass man sich mit der Ablehnung der Existenzgrundlage beraube – wohl weil so auch weiterhin Unmengen an Geld am Fiskus vorbeifliesse und dadurch lebenswichtige Aufgaben des Staates nicht erfüllt werden können. (Wahrscheinlich wäre den Befürwortern allerdings mit einer Grafik besser gedient gewesen, wo der Sägen-Mann auf der richtigen Seite steht und der Ast und die Früchte über ausländischem Boden hängen.)

Während ich das schreibe, fällt mir auf, wie stark das Bild ist. Wenn ich versuche die andere Strategie zu skizzieren, sehe ich mich noch immer wieder unweigerlich auf der falschen Seite. Ich komme fast nicht los von der Metaphorik – was aber nicht heisst, dass sie deshalb besser für die Gegner der Erbschaftssteuer passe, denn das tut sie nicht. Hier gilt, wer zuerst kommt, malt zuerst. Das Bild passt nämlich eigentlich überhaupt nicht als Illustration dieser Initiative, denn die Gegner monieren (völlig zurecht), dass man mit der Erbschaftssteuer versuche den Schweizern eine weitere Steuer auf zu pfropfen (was allerdings nicht zwangsläufig schlecht sein muss). Und sowas illustrieren sie, indem etwas abgeschnitten wird? Ist doch irgendwie widersinnig!

Ein Bild von einem überladenen Weihnachtsbaum, der zu kippen droht, wäre da doch eigentlich wesentlich passender gewesen.
Und die Befürworter hätten gekontert, dass sie mit der zusätzlichen Kugel den Baum wieder ins Gleichgewicht zu bringen versuchen.

Und wenn man schon unbedingt das Bild eines Astes bemüht, der abgesägt werden muss, dann müsste es ehrlicherweise einer zwischen zwei Bäumen sein, von dem man nicht weiss, zu welchem er eigentlich gehört. Auf welche Seite der Schnittstelle sollte man sich da stellen?

ZweiBaume

Starbucks und das liebe Geld

Dass Starbucks, Amazon, Apple und Co. trotz ihres Erfolgs es einfach nicht schaffen genug Gewinn zu erwirtschaften um ihn in der Schweiz versteuern zu dürfen, sollte inzwischen eigentlich hinlänglich bekannt sein.

Dass die genialen buchhalterischen Tricks legal sind, ist mir klar, ich frage mich aber, wieso sie es noch immer sind? Ich meine, wenn ein Radrennfahrer mit einer neuen, noch nicht explizit verbotenen, leistungsverstärkenden Substanz erwischt wird, dauert es nicht lange und die Substanz ist sehr explizit verboten.
Wieso also werden die Schlupflöcher bei den Steuern nicht gestopft, sobald sie entdeckt werden?

Die Antwort liegt natürlich auf der Hand: Lobbyismus und Korruption!!!
Doch ich frage mich, ob das tatsächlich die ganze Antwort ist? Vielleicht gibt es ja wirklich gute Gründe, die Schlupflöcher nicht zu stopfen, und das, was aussieht wie ein grosser Haufen Scheisse, ist das meisterlich geglückte Werk intelligenter, geschickter und herzensguter Entscheidungsträger. Vielleicht wäre die Alternative ja eine Katastrophe epochalen Ausmasses gewesen. Oder vielleicht auch nur ein mimim grösserer Haufen Scheisse.
Doch welche Gründe mögen das wohl sein, die uns davor bewahrten, die schlimmere Variante zu wählen?

Und selbst wenn die Politiker doch korrupt sind und sich den Wünschen bösartiger, multinationaler Konzerne freudig beugen, so gehört es doch zum gute Stil zumindest zu versuchen den Eindruck von Redlichkeit zu erwecken, oder etwa nicht? In diesem Fall sollten Politiker also wenigstens vorgeben gute Gründe für ihr Entscheidungen zu haben.
Und auch hier: Welche Gründe mögen das wohl sein?

Ich vermute also, erstens dass es durchaus Gründe gibt, welche gegen das Stopfen der Steuerlöcher sprechen – ob sie wirklich valide sind, sei mal dahin gestellt -, und zweitens, dass die, die diese haben, nicht zu Wort kommen (wollen) – aus welchen Gründen auch immer.

In der Regel sind Arbeitsplätze bedroht. In der Politik sind immer Arbeitsplätze bedroht. Das wird sicher auch hier der Fall sein.
Und in der Politik verzichtet man lieber auf Steuern als auf die Beschäftigung seiner Bürger! Aus einem politischem Kalkül ist das sicher eine vernünftige Strategie und bis zu einem gewissen Grad, den ich nicht wirklich abzuschätzen vermag, vermutlich auch aus einem wirtschaftlichen.

Doch es sind nicht nur Arbeitsplätze bedroht, wenn die Firmen zu viel Steuern bezahlen müssen – auch das Fehlen von Steuereinnahmen und damit die mangelnde Zurverfügungstellung der nötigen Infrastruktur ist riskant. Das engt den Spielraum schon ein bisschen ein. Ungeschoren kommt da leider keiner davon – ganz nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Deshalb dürfen, nein, sollen Steuern auch ein bisschen weh tun.

Interessanterweise ist geteiltes Leid aber nur dann halbes Leid, wenn man sieht, dass der andere auch leidet. Und im Fall von Starbucks, Amazon, Apple und Co. ist das offensichtlich nicht der Fall. Schön möglich, dass sie insgeheim gar fürchterlich leiden, doch als echte Indianer zeigen sie keinen Schmerz. Und das ist blöd, denn wenn sie es täten, würde sich die Frage, warum die Löcher nicht gestopft werden, gar nicht erst stellen12.

Vielleicht ist der Grund für das stille Leid der Firmen, dass so gut wie der ganze erwirtschaftete Gewinn für die Lizenzgebühren drauf geht?
Dann wäre es doch eigentlich im Interesse sowohl der Unternehmer wie auch des Staates sich mal anzuschauen, ob da mit den Lizenzen nicht vielleicht Wucher betrieben wird? Ich meine, wie viel kann ich dafür verlangen, wenn jemand Kaffee in Bechern mit meinem Wappen drauf verkaufen will? Dass der andere bereit ist mir dafür jede Summe hinzublättern, sollte die Sache genauso wenig legal machen, wie man bereit ist einem Kredithai jeden beliebigen Zins zu zahlen. Hier wird die Not der Menschen ausgenutzt.
Allerdings sehe ich – ehrlich gesagt – nicht ein, wieso man die Unternehmen zwingen sollte Gewinn zu machen. Wenn sie sich mit Lizenzabgaben um ihren ganzen Gewinn bringen wollen, dann sollen sie nicht daran gehindert werden, doch leer ausgehen sollte der Staat deswegen trotzdem nicht.

Meine Idee: Wenn irgendwo ein Geldstrom fliesst, soll ein bisschen davon an den Fiskus versickern. Bei Elektrizität, Erdöl und Nahrungsmitteln funktioniert das ja auch: verlustfreien Transport gibt es nicht. Wieso soll das dann bei Geld anders sein? Seit wann erwarten wir vom Staat effizienter zu sein als die Physik?
Und wen das nicht überzeugt, soll sich mal einen Geldschein anschauen: Wessen Wappen findet man da drauf? Wenn Starbucks Geld verlangt für das Benutzen von Bechern mit ihrem Wappen, wieso dann nicht auch der Staat für das Benutzen von Geld mit ihrem Siegel drauf?

Distanzieren von Chapel Hill?

Die Tötung dreier muslimischer Studenten in der US-Universitätsstadt Chapel Hill hat eine Flut von Spekulationen über die anti-islamischen/anti-theistischen Motive des atheistischen Täters hervorgerufen. Als Reaktion darauf veröffentlichten viele atheistische Gruppierungen Stellungnahmen, in denen sie sich vehement von der Tat distanzierten und bisweilen auch zu erklären versuchten, dass die Tat nichts mit dem Atheismus zu tun habe. Hier muss man aber aufpassen keinen wahren Schotten zu machen.

Wenn der Täter seine Tat aus dem Atheismus ableitet – wie absurd die Logik dahinter auch sein mag – , dann ist es eine vom Atheismus ermöglichte Tat. Daran lässt sich dann nicht rütteln1.
Wenn es aber eine nicht religiös motivierte Tat war, dann ist der Umstand, dass der Täter ein Atheist war, lediglich ein Zufall, dem man nicht zu viel Gewicht beimessen kann. Der Atheismus schaffte es offensichtlich nicht eine solche Taten zu verhindern – allerdings erhebt er, im Gegensatz zum Theismus, eigentlich auch gar nicht den Anspruch sowas verhindern zu können. Der Atheismus ist nämlich nicht in der Lage zu sagen, ob etwas richtig oder falsch ist2. Dafür braucht es schon eine Weltanschauung, wie zum Beispiel den Humanismus.

Ich gehe jetzt mal stillschweigend davon aus, dass der Täter sich als Humanist verstanden hat – weil mich das vor grössere Probleme stellt, als wenn er eine andere Weltanschauung vertreten hätte. Der Humanismus schliesst aber Gewalt gegen andere Menschen nicht kategorisch aus3. Es kann durchaus Situationen geben, in denen Gewalt notwendig sein kann. Ich bezweifle jedoch sehr stark, dass es hier der Fall war. Ich bezweifle sogar, dass der Täter, wenn er es im Nachhinein nüchtern betrachtet, es als notwendig bezeichnen wird. Und selbst wenn dem doch so sein sollte, was dann sicherlich bis zu einem gewissen Grad sein Gewissen beruhigen wird, ob er es für eine gute – im Gegensatz zu: für eine bedauerliche, aber leider notwendige – Tat halten wird. Und genau das ist der entscheidende Punkt: Der Humanismus sollte eigentlich nicht fähig sein den Schaden an einer anderen Person durch den höheren Zweck zu heiligen, sprich diesen zu einer per se guten Tat machen, wie dies in Religionen durchaus der Fall sein kann.

Genauso wenig wie sich die Atheisten hier mit dem Falschen Schotten rausreden sollten, dürfen Muslime und Anti-Atheisten die Sache leichtfertig als ein religiös motiviertes Hassverbrechen oder gar als einen Terrorakt interpretieren und Parallelen zu den Attentaten in Paris ziehen. Es kann schliesslich auch nur ein aus dem Ruder gelaufener Streit gewesen sein, bei dem die Opfer zufälligerweise Muslime waren4. Es wären ja nicht die ersten Todesopfer, die Parkplatzstreitigkeiten zur Folge hatten5.

Auch etwas deplatziert finde ich Kommentare wie jenen von „Eda Greggy ist doof“ alias Rechtsanwaltsanwärter Gregor aus Wien, den ich in der Spambox des DisOrganizers entdeckt habe:

puh, ich hoffe du hast du schon mal von den ta­ten dei­nes athe­is­ti­schen Kol­le­gen von Ca­pi­tol Hill dis­tan­ziert. jo .. seine Pos­tings auf Face­book er­in­nern mich an ir­gend­wen .. an DICH!^^
(Link zur Facebook-Seite des Täters entfernt)

Hier wird nicht nur davon ausgegangen, dass es sich nur um ein atheistisch motiviertes Hassverbrechen handelt, obwohl das noch lange nicht geklärt ist, sondern es wird auch suggeriert, dass Leute, die sich über den Glauben anderer lustig machen, wie dies beispielsweise mit den Postings getan wird, die sich auf der Facebook-Seite des Täters (wie auch so gut wie jedes anderen Atheisten) finden lassen, solche Taten gutheissen oder früher oder später sogar begehen werden.

 

Menschen wollen nach solchen Taten eine deutliche Distanzierung jener hören, die gewisse Gemeinsamkeiten mit den Tätern teilen.
Das Problem ist aber, dass sie mit dieser Forderung deutlich ausdrücken, dass sie genau diese Gemeinsamkeit für die Ursache des Verbrechens halten, was in den meisten Fällen leider ausgesprochen naiv ist.

Was tun mit Zombies?

Je suis CharlieDie Fachliteratur ist sich ziemlich einig (vielleicht mit Ausnahme einiger weniger Autoren1), dass Zombies nicht heilbar sind und dass ein Zusammenleben mit ihnen nicht möglich ist. Diese stellen durch ihren Heisshunger auf Menschenfleisch und die damit verbundene Ansteckung nämlich eine zu grosse Gefahr für die gesamte Zivilisation dar. Und hinzu kommt – und das ist eminent wichtig – , dass jeder Mensch eigentlich lieber tot als ein Zombie sein möchte.

Wenn dem wirklich so ist, ist es dann nicht unsere (auch moralische) Pflicht sie zum Schutz der Menschheit zu eliminieren?

Zum Glück sind das aber nur Phantasien
… oder etwa nicht?

Wir Atheisten machen uns zwar gern darüber lustig, dass der auferstandene Jesus alle Kriterien eines Zombies erfüllt2 und dass das Christentum ein gefährliches Virus ist, das von Hirn zu Hirn springt und die Träger immer mal wieder Massaker anrichten lässt, ohne dabei die geringsten Skrupel zu haben, doch wenigstens glauben wir daran, dass das relativ leicht heilbar ist (mit Humor und Vernunft) und dass man gemeinsam ein harmonisches Leben führen kann (in einem säkularen Staat). Und glücklicherweise bestätigt die Erfahrung uns durchaus in diesem Glauben. Insofern gibt es keinen Grund, gegen die mit dem X-Virus infizierten Menschen direkt vorzugehen, sondern es reicht das allgemeine Klima dadurch, dass man erlaubt sich über das X-Virus lustig machen zu dürfen, so zu verändern, dass die Ansteckungsrate relativ niedrig bleibt.

Aber auch die Theisten leben auch in einer Welt voller Zombies – doch hier sind es wir Atheisten und eine Heilung ist, wie die Erfahrung zeigt, sehr schwer, wenn nicht gar fast unmöglich. Auf jeden Fall ist die Ansteckungsrate um Grössenordnungen höher als die Heilungsrate. Was also tun? Das allgemeine Klima dadurch, dass man sich nicht über das Heilige lustig machen darf, so verändern, dass die Ansteckungsrate wieder tiefer ist als die eigene Wachstumsrate? Genau, aber welche Mittel stehen einem, wenn es auf legalem Weg nicht mehr zu erreichen ist, dann noch zur Verfügung um dies zu erreichen? In den heiligen Schriften finden sich durchaus ein paar garantiert zulässige Vorschläge…

Wenn wir in einer Welt voller Zombies leben und entsetzt ist übe die Taten mancher Menschen, dann finde ich es irgendwie schräg, wenn man an die Liebe appelliert. Denn in gewissem Sinne ist es gerade die Liebe und die Sorge um das Wohl der Nächsten, die diese Menschen die Zombies abschlachten lässt.

Charlie Hebdo

Darf man das dem Islam anlasten?
Es gibt sicherlich wesentlich mehr Muslime, die solche Taten verurteilen, als solche, die sie billigen. Doch beide Seiten unterstellen der jeweils anderen, den Geist des Islam nicht wirklich verstanden zu haben, insofern ist es schwierig zu sagen, was denn der wahre Islam ist. In einem sind sie sich aber dennoch einig, nämlich dass es etwas Heiliges gibt, das über allem anderen steht und über das man sich eigentlich nicht lustig machen sollte.

In diesem Punkt ist sich jedoch nicht nur der Islam einig, sondern alle Religionen. Und keine ist davon ausgenommen.

Nein, man kann das nicht dem Islam anlasten. Sondern man muss es der Religion per se anlasten.
Denn das Heilige ist gewissermassen die ureigenste Definition von Religion.

So lange es Blasphemie gibt, so lange wird man die Sünder ermahnen diese doch lieber zu unterlassen. Sei es durch Worte oder durch Steine.

Als Reaktion auf solche Taten wie am Charlie Hebdo sollten wir nicht die Gläubigen zu überzeugen versuchen, dass sie lieber Worte statt Steine verwenden sollen, denn damit rennt man bei den meisten ohnehin offene Türen ein, sondern dass es so etwas wie Blasphemie gar nicht gibt. Nicht weil es Gott nicht gibt, sondern weil es das unantastbar Heilige nicht geben sollte.

Sexy Jesus

Das Urteil für den Teenager, der Oralsex mit der Jesus-Statue hatte, ist raus:

The boy appeared before Judge Thomas Ling and agreed to a consent decree signed by all parties involved, including the boy, his mother and his attorney, Karen Hickey.
The boy must not use social media during a six-month probation period as well as perform 350 hours of community service.
Among the other punishments, he must obey a curfew of 10 p.m., no alcohol or other controlled substances monitored by random drug testing and stay in school.
District Attorney Bill Higgins presented the decree to the court.
After accepting the agreement and while settling the number of community service hours, Judge Ling focused on the religious rights of Love in the Name of Christ, noting that the juvenile’s actions infringed upon their rights to practice their faith.
Upon successful completion of these terms and conditions, his case will be dismissed and the juvenile will have no criminal record.
WJAC

Zum Grübeln bringt mich der folgende Satz:

„noting that the juvenile’s actions infringed upon their rights to practice their faith“

Ich könnte verstehen, wenn es da heissen würde, dass es die religiösen Gefühle der Gläubigen verletzt – das ist schliesslich das „Verbrechen“, vor dem Blasphemiegesetze schützen sollen – , doch hier wird explizit vom Recht seinen Glauben auszuüben gesprochen. Also von einem (böswilligen) Angriff auf die Religionsfreiheit. Der Richter scheint wohl etwas handfesteres haben zu wollen als als lediglich die mittelalterliche Blasphemie.

Ich frage mich, wie man bemessen kann, ob jemandes Recht zur Ausübung seines Glaubens verletzt wurde?
Wenn die Gläubigen am Ende des Monats weniger Gebets- oder Messestunden auf dem Konto haben, dann natürlich ja. Aber ich bezweifle, dass sowas der Fall ist. Eher im Gegenteil ;)
Oder nimmt sowas den Leuten die Lust am Gebet oder am Gottesdienst? Wegen etwas, was man den Monica Lewinsky Effekt nennen könnte?

Oder lässt es den Zustrom neuer Gemeindemitglieder versiegen?
Dann müssten aber auch all die fundamentalistische Deppen verurteilt werden, deren Position dermassen absurd und lächerlich ist, dass sie mögliche Adepten verschrecken, die sonst sachte und einfühlsam hätten eingeführt werden können.
Und wenn man sich die Biografien vieler Atheisten anschaut und merkt, dass für viele von ihnen der Ausgangspunkt in ihrem Zweifel die tatsächliche Lektüre der Bibel war, dann müsste man wohl zum Schutz einer solchen Religionsfreiheit auch die Bibel selbst auf den Index setzen. (Was laut vielen fundamentalistischen Christen die katholische Kirche während Jahrhunderten tatsächlich getan haben soll. Und damit wohl die Religionsfreiheit gefördert hat ;)

Sexy Jesus im Film Son of God

Andererseits lenken wohl auch der Terror im IS oder auch sexy Jesuse die Konvertitenströme und müssten dann folgerichtig mit 350 Stunden Sozialarbeit und einer halbjährigen Verbannung aus den sozialen Medien bestraft werden. Man darf schliesslich nicht die eine oder andere Seite bevorteiligen. Das würde gegen die Religionsfreiheit verstossen.
Eine Anschlussfrage wäre dann, ob die Medien, die darüber berichten, sich nicht der Beihilfe zum Umleiten der Konvertitenströme schuldig machen und ebenfalls mit Sozialarbeit und einer Verbannung aus den sozialen Medien bestraft werden sollten?

Hier schliesst sich der Kreis. Oralsex mit Jesus sexualisiert den Sohn Gottes. Das ist aber nur fast neu. Schon der Jesus in der 2013 Verfilmung Son of God ist verdammt sexy und ohne Zweifel der feuchte Traum so manch einer heissen Christin. Und wohl auch so manch eines warmen Christen.
Was der Teenager da praktiziert hat, haben wohl viele andere auch schon in ihren Köpfen gemacht. Auf die eine oder andere Weise. Da könnte man sich doch glatt fragen, wieviel von der Empörung einfach nur blanker Neid ist?

 

Mit dem Thema hat das eigentlich nichts zu tun, aber wie haben die Kirchen es nur so lange geschafft, Jesus, den Verkünder der Liebe, so schön und gleichzeitig so bar aller Sexualität zu verkaufen? Ist dieser Umstand nicht ein sehr deutliches Zeichen für die Verachtung der Sexualität?
Dazu mehr zu einem späteren Zeitpunkt…

Oralsex mit einer Jesus-Statue

Oralsex mit einer Jesus-StatueLiebe Christen

Dem Teenager links drohen zwei Jahre Haft wegen «Oralsex» mit einer Jesus-Statue.

Er schändete ein verehrtes Objekt und verletzte damit die religiösen Gefühle so manch eines Christen.
Was wäre eurer Meinung nach eine angemessene Strafe?
Und wie würdet ihr die Höhe eures Strafmasses begründen?

Herzlichen Dank

 

ps. Meines Erachtens gibt’s hier gar nichts zu ahnden. Im Gegensatz zur Ansicht des heiligen Stuhls und vieler Gläubigen, dass die Meinungs- und Redefreiheit kein Recht enthalte, die religiösen Gefühle der Gläubigen zu verletzen, tut die Meinungs- und Redefreiheit eben exakt genau das. Sie schützt einen vor der Verfolgung Empörter und Beleidigter.
Und ob eine solche Handlung mit Jahren, 2 Tagen oder 2 Franken bestraft werden soll, ist nur ein gradueller Unterschied, der – je nach Ausmass der Empörung – ohne weiteres auch die Todesstrafe sein könnte.
Man kann den Teenager gern der Sachbeschädigung oder des Betretens privaten Geländes beschuldigen – doch das tut man nicht, ihm wir explizit die Schändung eines verehrten Objektes vorgeworfen.

Zufall oder Taktik

Ist die Gleichzeitigkeit dieser beiden Meldungen Zufall oder Taktik?

20min / 31. August 2014 09:05   20min / 31. August 2014 17:21
Nazivergleich – Brunner ist sauer auf BDP-Chef   Schüler sollen linke Lehrer der SVP melden
BDP-Chef Martin Landolt wirft der SVP «braune» Politik vor. Deren Chef Toni Brunner verlangt nun eine Entschuldigung.   Unzählige Lehrer würden nach Ansicht der Jungen SVP linkspolitisch unterrichten und ihre Schüler manipulieren. Eine Internet-Meldestelle soll dies nun ändern.

 

Eine Meldung über das Vorhaben der SVP, Schüler ihre Lehrer für linkes Gedankengut denunzieren zu lassen, hätte unmöglich keine Assoziationen zu ähnlichen Projekten hervorgerufen, beispielsweise jenes im etwas mehr als 999jährigen Reich. Und keine noch so gerechte Empörung der SVP-Spitze hätte daran was geändert.
Wenn aber jemand der SVP „braune“ Politik unterstellt – was ungeachtet dessen, ob es tatsächlich so ist – , dann ist das nicht die feine englische Art. Weil – nun ja – mit dem Nationalsozialismus vergleicht man nun mal nicht. Nie! Punkt. Nein, Ausrufezeichen!

Das lasse ich jetzt etwas wirken…

Es ist also durchaus gerechtfertigt, wenn der Beschuldigte sich empört. Und alle werden zustimmen, dass die Gegner hier den Bogen eindeutig überspannt haben. Weil – nun ja – mit dem Nationalsozialismus vergleicht man nun mal nicht. Nie!
Damit befindet sich der Beschuldigte in der Position des unschuldigen, zu unrecht geprügelten Kätzchens. Und jede weitere Attacke wird kategorisch zurückgewiesen. Selbst dann, wenn man den Vergleich mit dem Nationalsozialismus nun wirklich nicht mehr zu scheuen braucht.

Sprinten nach Jerusalem

Sport soll doch Völker verbinden.

Dann versuchen wir mal dem Gaza-Konflikt mit einer vom  Gesellschaftsspiel „Reise nach Jerusalem“ abgeleiteten Sportart auf die Pelle zu rücken!
Ich nenne es „Sprinten nach Jerusalem“ und es handelt sich dabei um eine Art Hürden-Marathon, wo man jedoch nicht über Hürden springen, sondern auf Bänken absitzen und warten muss, bis der nächste Läufer einen einholt um diesem dann den Platz zu übergeben, auf dass dieser wiederum auf den nächsten Läufer wartet.
Das Konzept ist denkbar einfach, doch die Dynamik hat es in sich…

Ich denke, es wäre ein vielversprechendes Zeichen für den Frieden im Nahen Osten, wenn man „Sprinten nach Jerusalem“ sofort als olympische Disziplin anerkennen und bereits 2016 in Rio de Janeiro durchführen würde.

 

Ich muss allerdings eingestehen, dass ich aus Mangel an Läufern „Sprinten nach Jerusalem“ selbst noch nicht ausprobieren konnte. Test-Sportler und solche, die es gern werden würden, mögen im Kommentarbereich bitte ihre freien Termine angeben.

Sam Harris : Why Don’t I Criticize Israel?

Sam Harris präsentiert hier ein paar Gedanken, welche für viele ein etwas anderes Bild auf den aktuellen Konflikt zwischen Israel und Gaza werfen dürfte:

 

Die Schlüsselfrage bei der Beurteilung der Situation ist laut Harris: Was würden die beiden Parteien tun, wenn ihnen jedes gewünschte Mittel zur Verfügung stehen würde?
Für Israel ist die Antwort leicht, denn im Grunde steht ihnen bereits jedes gewünschte Mittel zur Verfügung. Ergo ist das, was sie tun, mehr oder weniger das, was sie wollen. Gaza ist eins der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt und die Hamas macht keinen Hehl draus, sich hinter Frauen und Kindern zu verstecken, was zur Folge hat, dass es verdammt schwer ist, bei militärischen Schlägen die zivilen Opfer möglichst klein zu halten. Das heisst, dass Israel wohl mehr Schaden anrichtet, als sie gern würden.
Bei der Hamas sieht es hingegen etwas anders aus. Aufgrund des Iron Dome und anderer israelischer Schutzmassnahmen werden die meisten ihrer Bemühungen Schaden in Israel anzurichten vereitelt. Sie zielen dabei aber keineswegs nur auf militärische Einrichtungen, sondern arbeiten laut ihrer eigenen Charta ausdrücklich auf einen Genozid der Juden hin. Sie richten also offensichtlich weniger Schaden an, als sie gern würden.

Die Hamas versteckt sich hinter menschlichen Schutzschilden, weil es funktioniert. Weil sie wissen, dass Israel alles daran legt, möglichst wenige Zivilisten zu verletzen.
Wie würde wohl die Hamas reagieren, wenn sich israelische Soldaten hinter jüdischen Kindern verstecken würde? Würden sie wirklich innehalten?

Wenn man sich ein Bild über einen Konflikt machen will, darf man sich meines Erachtens tatsächlich nicht nur anschauen, was passiert, sondern sollte auch einen Blick drauf werfen, was die beiden Parteien wünschen, dass passiert.

Das alles ändert natürlich nichts daran, dass die Palästinenser ein bedauernswertes, geschundenes Volk sind. Und daran ist sicherlich nicht wenig auch der Staat Israel Schuld, nicht zuletzt auch aufgrund seiner Form als jüdischer Staat.

Was der Wirtschaft hilft, ist gut für alle

20min fragt, warum die Schweizer auf Mindestlohn und mehr Ferien verzichten?
Und Experten antworten, dass diese offenbar eine gewisse ökonomische Vernunft walten liessen.
Es wird das Bild des arbeitsamen Schweizers heraufbeschworen, der im Interesse der Wirtschaft auch bereit ist auf gewisse Dinge zu verzichten, weil er ja wisse, dass was der Wirtschaft hilft, auch gut für alle sei.

Die Sache ist aber die, dass jeder Mensch seine eigene Position für die vernünftige hält. Und selbst wenn er die Entscheidung per Münzwurf gefällt hat, so ist er immerhin davon überzeugt, dass es sich dabei um eine vernünftige Strategie handelt.
Wenn die Experten also zum Schluss kommen, dass die Schweizer Vernunft walten liessen, dann nicht, weil sie die kognitiven Prozesse der Stimmenden analysiert hätten, sondern allein weil sie das Ergebnis für die vernünftigere Variante halten.
Damit suggerieren sie aber auch, dass das andere Ergebnis der Wirtschaft geschadet hätte. Darin, ob dem wirklich so ist, gehen aber die Meinungen auseinander.
Niemand will der Wirtschaft schaden. Auch die Befürworter von Mindestlohn und mehr Ferien sind überzeugt davon, dass diese Massnahmen der Wirtschaft und damit allen geholfen hätten. Und entsprechend werden diese bei der Einschätzung, wie viel ökonomische Vernunft die Schweizer haben walten lassen, zu einem etwas anderen Ergebnis gelangen.

Aber es stimmt schon, die Schweizer sind ihrer Linie schon treu, doch ich fürchte, die treibende Kraft dahinter ist nicht die Verinnerlichung von vernünftigem, unternehmerischem Handeln.

Die erste Reaktion auf all diese utopisch anmutenden Gedanken ist immer: Wer soll es bezahlen?
Unsere Experten werden darin zweifellos die wirtschaftliche Besorgnis erkennen, doch genauso gut  könnte es die Furcht davor sein, dass sie selbst es tun werden müssen.
Ökonomisch wäre diese Frage allerdings nur, wenn der Fragende es sich nicht leisten könnte.
Wenn aber nur ein moderates Stutzen des eigenen Wohlstandes droht, ist die Frage egoistisch.
Die Schweizer wollen nicht, dass auf ihre Kosten anderen geholfen wird. Diese Einstellung wird auch durch die stets präsente Furcht vor Schmarotzern bestätigt.

Man könnte jetzt daraus schliessen, dass es den Schweizern wichtiger ist, anderen nicht zu helfen, als selbst auch davon zu profitierten. Das würde das Abstimmungsverhalten zwar noch etwas besser beschreiben als der Homo oeconomicus, doch so weit möchte ich nicht gehen. Ich denke, es ist ein Mittelweg. Man weiss, dass man bisweilen dem Erfolg der Wirtschaft etwas opfern muss. Und was liegt da näher als auf Dinge zu verzichten, die man gar nicht hat? Wie beispielsweise die eine zusätzliche Woche Ferien.

Warum die Schweizer auf Mindestlohn und mehr Ferien verzichten?
Weil es mehr schmerzt einen Tag Ferien abzugeben als es freut eine Woche zusätzlich zu bekommen. Dieses emotionale Missverhältnis ist die treibende Kraft und nicht die Vernunft.

Im Interesse eine utopischen Politik sollten wir daher nicht darüber abstimmen, ob wir etwas haben wollen (von dem wir übrigens noch gar nicht mit Sicherheit sagen können, ob es sich bewähren würde), sondern man sollte es einführen und nach einer gewissen Zeit fragen, ob man es lieber wieder abschaffen will, weil es sich nicht bewährt hat.

Gewaltenteilung?

Fast die Hälfte der Geschichte spielte die Menschheit ohne Spielregeln, dafür mit einem umso strengeren Schiedsrichter.
Stille Post mit Hindernissen

Da fällt mir doch glatt auf, dass hier die Gewaltenteilung nicht ganz greift: Der, der nach den Gesetzen richtet, ist auch der, der die Gesetze erlassen hat. Nun ja, zumindest den Vollzug sourct er out.

Der Putin wirds schon richten…

Nach der jahrelangen Selbstinszenierung Putins als der starke Mann ist diese Form der Konfliktlösung meines Erachtens in diesem Fall durchaus legitim.
(Ich bin mir aber nicht so sicher, dass Putin mit seinem Geheimdienst-Kampfsport zwangsläufig der Unterlegene sein würde.)

Fundament unseres Rechtssystems

Die 10 Gebote sind das Fundament unseres Rechtssystems.

Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
1. Gebot

Ein klares Votum gegen die Religionsfreiheit… Kein guter Start.