Gott liebt uns.
Deshalb baut er für uns ein Labyrinth mit zwei Ausgängen, wovon der eine ewige Freude und der andere ewige Qualen verspricht. Wobei die Chancen den richtigen zu finden äusserst liebenswürdig sind.
Gott liebt uns.
Deshalb bietet er uns für die existentielle Entscheidung nur höchst zweifelhaften Informationen an.
Gott liebt uns.
Deshalb gibt er uns den Freien Willen und ein Messer zum Spielen. Und damit es noch etwas interessanter wird, füllt er das Labyrinth mit Häschen, Welpen und Babies, damit wir nicht nur uns selbst schaden, sondern auch völlig Unbeteiligten das Leben zur Hölle machen können.
Gott liebt uns.
Deshalb respektiert er die Entscheidungen, welche wir mit unserem Freien Willen treffen, versucht uns aber trotzdem mit Geboten und Verboten in eine bestimmte Richtung zu drängen. Und beauftragt auch noch andere, die dafür sorgen sollen, dass wir auch ja in die richtige Richtung gehen.
Gott liebt uns.
Deshalb bestraft er uns schweren Herzens, obwohl wir nichts mehr daraus lernen und es das nächste mal besser machen können.
Gott liebt uns.
Deshalb reibt er uns dauernd unter die Nase wie verkommen und unwürdig wir doch sind.
Gott liebt uns.
Deshalb ermahnt er uns zur Nächstenliebe, die man jemandem auch angedeihen lassen kann, indem man ihm im Interesse seines Seelenwohls einen rotglühenden Stab in den Arsch schiebt.
Gott liebt uns.
Deshalb liess er seinen Sohn auf der Erde einen qualvollen Tod sterben, wobei es für diesen Sohn ein leichtes gewesen sein dürfte die Schmerzen der Kreuzigung auszublenden.
Gott liebt uns.
Deshalb liess er seinen Sohn auf der Erde einen qualvollen Tod sterben, wobei dieser qualvolle Tod von allen qualvollen Toden längst nicht der qualvollste ist.
Gott liebt uns.
Deshalb liess er seinen Sohn auf der Erde einen qualvollen Tod sterben, wobei dieser Tod im Vergleich zu der Qual, die uns in der Hölle droht, geradezu lächerlich ist. Die Grausamkeit liegt nämlich nicht nur in der Stärke des Schmerzes sondern auch in dessen Dauer. So dass nach einer Milliarde Milliarde Milliarde Jahren selbst ein Tropfen kalten Wassers alle zwei Minuten auf den Kopf unendlich viel grausamer ist als ein paar Stunden am Kreuz zu hängen. Was Gott uns hier also als den ultimativen Liebesbeweis vorsetzt, läuft im Grunde darauf hinaus: „ALS BEWEIS MEINER LIEBE HAB ICH MIR DIE FUSSNÄGEL GESCHNITTEN!“
Gott liebt uns.
Ist Liebe das richtige Wort?
Müsste es nicht viel eher so heissen:
Gott fickt uns.
Und das tut er auch dann, wenn er am Ende doch alles verzeiht und alle zu sich in den Himmel holt. Und zwar weil er uns Angst gemacht hat. Und zwar eine so grosse Angst, dass wir uns und vielen anderen viel zu oft selbst die Hölle auf Erden bereitet haben.
Das Tragische an der ganzen Sache ist, dass es diesen Gott gar nicht gibt und dass die Menschen demzufolge offenbar einen tiefen Drang haben, monumental „geliebt“ zu werden.