Das Wunder der Geburt Jesu

So habe ich es noch nie betrachtet… Ich ging immer davon aus, dass die Mystifizierung der Vaterschaft von Maria ausgegangen ist, doch es hätte tatsächlich genauso gut auch von Josef aus gewesen sein können. Ich meine, im Angesicht der Schmerzen einer Geburt und der damit oft einhergehenden Hasstiraden, die während dieser dem Vater entgegen geschleudert werden, kann es schon vorkommen, dass der Vater es jemand anderem in die Schuhe zu schieben versucht. Und da bietet sich Gott natürlich an, denn in einer solchen Situation den Poolboy ins Gespräch zu bringen, kann nur unschön enden.

Das eigentliche Wunder an der Geburt von Jesus war, dass Maria ihm das tatsächlich abgekauft hat1.

Das verborgene Drittel

Zwischen Genesis und Sintflut liegen kapp 2000 Jahre.
Zwischen Sintflut und Jesus liegen knapp 2000 Jahre.
Zwischen Jesus und heute liegen knapp 2000 Jahre.

6000 Jahre Menschheitsgeschichte, von deren erstem Drittel wir so gut wie nichts wissen.

Im 5. Kapitel der Genesis lernen wir zwar die Namen von etwa zehn Menschen der vorsintflutlichen Äre kennen, doch von der damaligen Kultur, Politik und ihren technischen Errungenschaften erfahren wir nichts. Wir wissen nur, dass „der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar“.

Nun ja, nicht ganz aller Menschen Bosheit war gross. Noah fand Gnade vor dem Herrn. Doch entgegen dem Eindruck, der bei der Lektüre der Bibel vielleicht entstehen könnte, war Noah keine zufällige Person war, der es entgegen aller Wahrscheinlichkeit gelang ein gottgefälliges Leben zu führen. Vielmehr handelte es sich bei ihm um das Endprodukt eines ausgeklügelten göttlichen Zuchtprogramms. Jeder einzelne in der Ahnenlinie, die direkt von Adam zu Noah führte, brachte nämlich locker 500 Jahre auf die Waage, während bei allen anderen schon bald mal die Lebenszeit auf 120 Jahre gestutzt wurde – angeblich weil Gott missfiel, dass sie sich nach Belieben ihre Partner suchten. (Genau betrachtet, heisst das, dass demzufolge nicht Noah das Produkt einer genetischen Optimierung war, sondern alle anderen durch gezielte Pfuscherei disqualifiziert wurden, doch läuft das im Grunde aufs Gleiche hinaus.)

Das erste Drittel hätte dabei eigentlich der reinste Zuckerschlecken sein müssen. Die Gene waren so frisch nach der Schöpfung noch tiptop – die degenerierende Wirkung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik setzte erst almählich ein1. Und die Geschichte von der Verbannung aus dem Paradies kannte man während der ersten Hälft von Adam aus erster Hand und während der zweiten Hälfte von Methusalem aus zweiter Hand. Optimale Voraussetzungen also.
Und es würde mich nicht wundern, wenn Gott auch immer mal wieder vorbei geschaut und die Menschen bei Kaffee und Kuchen mit ein paar hilfreichen Tips unter die Arme gegriffen hätte2.

Und doch fuckten sie es ab. Kolossal sogar.

Wie genau, erfahren wir indessen nicht? Auch nicht, wonach sie trachteten. Was haben sie also bloss angestellt, dass Gott sich gezwungen sah, nicht nur die Schuldigen auszuradieren, sondern auch alles, was im entferntesten Rückschlüsse auf die Art des Verbrechens zulassen würde? Eine globale Sintflut wäscht schliesslich auch das letzte Indiz vom Tatort. 3 4 5

Ich kapier das einfach nicht. Wie konnte man es mit solchen Voraussetzungen bloss verbocken? Sie waren genetisch nicht vorbelastet, waren wahrscheinlich auch geistig noch top drauf, hatten direkte Augenzeugen und wohl auch immer mal wieder direkten Kontakt mit Gott. Was um Himmels Willen konnte da bloss schief gehen?
Nun ja, geistig top drauf zu sein, ist eigentlich auch heute noch in Sachen Gottgläubigkeit eher ein Hindernis… Luzifer war schliesslich auch der intelligenteste Engel und der kannte Gott sogar persönlich… Es scheint fast so, als ob es die Persönlichkeit Gottes ist, die die meisten vergrault…

Dazu passt auch, dass die Leute irgendwie besser zu wissen scheinen, was Gott will, seit er es ihnen nicht mehr persönlich sagt.

 

Biblische Domino Hypothese

Wussten die kurzlebigen Menschen von der Langlebigkeit der Adam-Noah-Linie? Wussten sie, dass diese Leute im Gegensatz zu ihnen gesegnet waren?

Wenn ja, dann machte sie vielleicht genau das so stinkig. Dann stellt sich aber die Frage, warum sie kein Massaker anrichteten? Respektive wenn doch, wieso die Auserwählten dieses überlebten? Da konnte doch nicht alles mit rechten Dingen zu gehen… Haben sich womöglich die Erben Adams in guter alter Schwarzenegger-Manier aus der Bredouille gemetzelt?
Oder aber sie stellten die Herrscherfamilie dar, wobei das lange Leben gewissermassen die Legitimierung von höchster Stelle darstellte? Doch dann frage ich mich, wieso ihnen, wenn sie so toll waren, die Sache dermassen aus dem Ruder lief? Respektive warum sie für die Verfehlungen ihrer Untertanen nicht zur Rechenschaft gezogen wurden?

Wenn die Langlebigkeit unbemerkt blieb – und das erscheint mir, obgleich es eine ausgewachsene Verschwörung gewesen wäre, wahrscheinlicher (weil gerechter6) -, dann wirft das eine andere Frage auf: Wodurch unterschied sich Personen in der Adam-Noah-Linie von allen anderen? War es jeweils der älteste Sohn des ältesten Sohnes des ältesten Sohnes (die klassische Erbfolge eben7)? Oder war es jeweils der Spross mit der grössten moralischen Integrität? Sei es nun so oder so, wenn nur die exakte Linie mit der Langlebigkeit gesegnet wurde, bedurfte es dauernder genetischer Justierungen Gottes bei allen anderen Geschwistern8, was diese sicher nicht mit Begeisterung quitiert haben… (ausser natürlich man begnügte sich immer nur mit einem einzigen Nachkommen?)

Unter solchen Voraussetzungen wundert es mich eigentlich nicht wirklich, dass die Kacke da am Dampfen war…

Warum aber bestand Gott trotz all dieses offensichtlichen Konfliktpotentials auf der Langlebigkeit der „Gesegneten“? Dass er sich an ihnen erfreute, ist ja schön und recht, doch wenn er mit der Sonderbehandlung soziale Unruhen in Kauf zu nehmen bereit war, dann sollte er schon wirklich gute Gründe dafür haben. Dass er sich so länger an seinen treuen Schäfchen ergötzen konnte, zählt da sicher nicht dazu.

Hier meine Hypothese: In seiner Allwissenheit wusste Gott, das Leben ist ein Dominospiel (nicht die Lege-, sondern die Umfallvariante). Sowohl Leben wie auch Ideen werden von Generation zu Generation weitergegeben (und ändern sich gelegentlich) und es besteht immer die Gefahr, dass sie irgendwo mal stecken bleiben.9
Wie sorgt man dann dafür, dass das gewünschte Gen/Mem das Ziel erreicht?
Da mit jeder weiteren Generation die Wahrscheinlichkeit steigt, dass was schief geht, sollte man sich lieber auf ein Minimum an Steinen beschränken – was bei einer fixen Distanz bedeutet, dass man sie gross macht. Sprich langlebig.
Das heisst, die Adam-Noah-Ahnenreihe war die redundante Sicherheitslinie, welche dafür sorgte alle nötigen Gene und Meme das Ziel erreichen, selbst wenn der ganze Rest zum Teufel gehen sollte.

Da fragt sich’s natürlich, ob Gott diese Strategie auch im zweiten und dritten Drittel der Menschheitsgeschichte verwendet hat10 und ob es irgendwo eine langlebige Linie gibt, welche als Backup für den Notfall dient11. Das würde dann auch die kryptische Bemerkung von Jesus erklären, dass er wiederkommt noch bevor der letzte Anwesende gestorben sei.

Ein richtiges Blutwunder

Wenn Jesus für unserer Sünden gestorben ist, wäre es da nicht irgendwie überzeugender gewesen, wenn er am Kreuz all das Blut1 aller Sünden aller Zeiten vergossen hätte und seither alle durch Sünde verursachten Wunden nicht bluten2 würden?

Das wäre ein Spektakel gewesen! 3

Keine Angst, die Opfer würden durch ein solches Blutwunder genau gleich leiden und die Sünden würden dadurch in keinster Weise beeinträchtigt. Das Blut fliesst dann einfach durch Raum und Zeit – was nichts grundsätzlich anderes als eine Bluttransfusion wäre.
Der einzige Unterschied wäre, dass der Teppich sauber bleiben würde.
Und dass man dann jeweils wüsste, dass man gerade nicht Zeuge eines Unfalls, sondern einer Sünde geworden ist. Das ist auch nicht zu verachten – insbesondere im juristischen Nachspiel.

Ich denke, das hätte uns auf unserem Heilsweg sehr viel weiter bringen können – und das ohne irgendwelche Einschränkungen der Willensfreiheit4, denn einem Wunder beizuwohnen nimmt sie einem ja nachweislich nicht weg.

Unter einer solchen Praxis würden alle gewinnen und einzig und allein die Teppichreinigungsindustrie leiden, während jetzt alle leiden und nur die Teppichreinigungsindustrie5 frohlockt.

 

 

 

 

 

Hat eigentlich schon mal einer überprüft, wessen Aktien Gott hält?

Göttliches Timing

godMit Jesus, respektive dem neuen Bund, änderte Gott bekanntlich seine Erziehungsmethode von der negativen zur positiven Verstärkung: statt die Bösen zu bestrafen, belohnt er nun die Lieben1.
Die Frage ist aber, wieso fing er gerade dann damit an?

<ironie>
Hätte er die Reorganisation 33 Jahre früher durchgeführt, wäre sie wunderbar aufs Jahr Null gefallen!
</ironie>

Nach einem besonderen Ereignis oder einer technischen und dadurch auch kulturellen Revolution liesse sich argumentieren, dass die Menschen in ihrer Entwicklung nun einen Reifegrad erreicht hätten, der sie überhaupt erst empfänglich macht für eine solche neue Praxis. Ohne einen veränderten äusseren Umstand jedoch,  stellt sich die Frage, wieso die weniger blutrünstige Strategie nicht schon viel früher eingeführt wurde?

Wobei… hat sich mit der Einführung des neuen Systems die Situation wirklich verbessert?
Okay, Gott verzichtete seither darauf die Menschheit wieder mit einer Sintflut zu ersäufen und er tötete auch keine 14’700 Menschen mehr, weil sie sich darüber beklagten, dass Gott Menschen tötet2, doch sieht die Bilanz davon abgesehen wirklich besser aus? In Sachen Kindersterblichkeit, Kriegsführung, Epidemien und Naturkatastrophen markiert der Strategiewechsel keine besonders auffällige Zäsur.
Allerdings ist aus himmlischer Perspektive Freud und Leid im Diesseits irrelevant – worauf es ankommt, ist allein die Rettung der Seelen!
In Sachen Seelenrettung – am einfachsten zu bemessen an der Zunahme jener Menschen, die in den Himmel kamen – fällt der Zeitpunkt der Auferstehung mit einer deutlichen Trendwende zusammen. Das liegt allerdings weniger an der neuen Erziehungsstrategie, sondern allein daran, dass vorher die Himmelstüren für die Sterblichen verschlossen waren.

Deshalb auch die Frage, wieso Jesus nicht früher gekommen ist? Jeder Minute, die Jesus früher gekreuzigt worden wäre, hätten für zwei Seelen eine Chance, wenn nicht sogar die Rettung sein können3 4.

Und seither? Wieviele Prozent der Erdbevölkerung erfüllten in den verschiedenen Epochen die Aufnahmekriterien?
Waren es in der Antike mehr als im Mittelalter?
Und im Mittelalter weniger als in Neuzeit?

Und wie sähen die Zahlen aus, wenn Jesus 2000 Jahre früher oder später gekommen wäre?
Direkt nach der Sintflut wäre vielleicht keine schlechte Idee gewesen. Das war eh ein neuer Anfang.
Oder erst heute, wo Philosophie, Wissenschaft und Technik fortgeschritten genug sind, um die Moral und die Wunder tatsächlich bestätigen und die Verbreitung der frohen Botschaft effizient und friedlich gestalten zu können.

Im Grund ist alles Marketing:
Der richtige Zeitpunkt der Markteinführung ist essentiell. Wenn man zu früh loslegt, mag das ein paar Aficionados erfreuen, doch wenn der Marktanteil klein bleibt5 erreicht man nie so viel, wie wenn man etwas später startet und sich einen überwältigenden Marktanteil sichert.

Ich halte Gottes Timing für katastrophal und für einen Mitgrund für sehr, sehr viel Leid in der Welt.
Und ich sehe nichts, was darauf hindeutet, dass es zu irgendeinem anderen Zeitpunkt noch schlechter hätten kommen können.
Der einzige, der uns das glauben lassen will, ist der nach eigenen Angaben allwissende Gott auf der Anklagebank.
Gründe führt er jedoch keine an.

Stern von Bethlehem

Jesus sollte eigentlich viel früher schon mal kommen, doch irgendwas beim Umrechnen zwischen prähistorischen und metrischen Einheiten ging wohl schief und der Stern von Bethlehem verfehlte die gewünschte Wirkung.

Pontifex-Dialoge: Über Freundschaft

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

4. Januar 2014

Papst Franziskus @Pontifex_de
Liebe Jugendliche, Jesus will euer Freund sein. Er will, dass ihr die Freude über diese Freundschaft überall ausstrahlt.

Jesus will also der Freund der Jugendlichen sein. Erinnert nur mich das an Partnerlook tragende Mutter-Tochter-Gespanne?

Jedem das seine… Mich irritieren an diesem päpstlichen Tweet andere Aspekte.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Seltsame Freundschaft, wenn man so viel wert drauf legt, dass die anderen es sehen sollen.

Es ist natürlich sehr schön, wenn eine Freundschaft einen so glücklich macht, dass man strahlt wie ein Glühwürmchen. Doch dass man dieses Strahlen vom anderen verlangt oder es sich auch nur wünscht, scheint mir etwas seltsam.
Ist es wirklich Freundschaft, wenn es einem so wichtig ist, dass die Freundschaft von anderen wahrgenommen wird? Ist da wirklich noch der Freund im Zentrum oder ist dieser nur mehr das Mittel zum Zweck?
Solche Freundschaften sind natürlich keine Seltenheit, wo ein Unbekannter aus der Freundschaft mit einem Promi sozialen Profit zu schlagen versucht. Meines Wissens ist allerdings genau das eine der traurigen Schattenseite am Berühmtsein.
Hier ist es allerdings der Promi, der aus der Freundschaft mit einem Unbekannten Profit zu schlagen versucht. Auch das gibt’s. Wenn beispielsweise ein Präsidentschaftskandidat süsse Babies küsst. Oder der Chef einer schweinisch reichen Organisation mit ein paar Bettlern bei einer Linsensuppe Weihnachten feiert.
(Ich bezweifle ja nicht, dass das Baby absolut küssenswert und die Bettler eine weit angenehmere Gesellschaft als der Verwaltungsrat jener Organisation sind, doch im Angesicht der Möglichkeiten, wäre es vielleicht Angebracht und im Interesse jener Unbekannten lieber mit Argumenten statt mit Emotionen zu punkten, resp. den Bettlern nen Job statt einer Linsensuppe zu besorgen. Ihr kennt das Sprichwort mit dem Fisch schenken und dem Fischen lehren, oder?)
Es entbehrt aber nicht einer gewissen Ironie, dass Jesus seine Popularität ausgerechnet dem Umstand verdankt, dass er sich von sehr, sehr vielen Un
bekannten fb-liken lässt.
Ich will damit die Jesus zugeschriebenen Verdienste nicht schmälern, doch ich bezweifle, dass er allein ihnen seine Popularität verdankt. Vor allem wenn man bedenkt, wie verschiedenen seine Taten und Worte die ganze Geschichte hindurch interpretiert wurden. Mehrdeutigkeit kann bekanntlich für nen Hype die reinste Viagra sein.
Wie sagte doch einst Ian Hazelwood: Jesus ist die Paris Hilton der Antike.

Vielleicht wird mein Zweifel an der Aufrichtigkeit der Intention von Jesus und Papst andersrum deutlicher:
Wenn ich nicht strahle, bin ich dann einer Freundschaft mit Jesus nicht würdig?

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Brauchts für ne Freundschaft nicht Ebenbürtigkeit? Für nen Freund ist Jesus zu wenig bereit meine Wertvorstellungen zu teilen.

Das ist eine grundsätzliche Frage zur Freundschaft: Gehört zur Freundschaft nicht, dass man ebenbürtig genug ist, dass beide dank dem anderen wachsen können? Meine Freunde bringen mich auf neue Ideen, lassen mich falsche Vorstellungen hinterfragen, bringen mich zum Lachen und trösten mich, wenn ich traurig bin. Und bestätigen mich darin, dass mein Erzfeind wirklich ein Blödmann ist. Und genau das gleiche tue ich für meine Freunde.
Zugegeben, Jesus kann mich auf neue Ideen bringen, mich falsche Vorstellungen hinterfragen lassen, mich zum Lachen bringen (nun ja, ich will es zumindest nicht ausschliessen) und mich trösten. Doch er wird weder meinen Erzfeind nen Blödmann nennen (zumindest nicht solange er ein aufrechter Christ ist), noch wird er von mir auf neue Ideen gebracht, noch durch mich falsche Vorstellungen hinterfragen oder sich von mir trösten lassen.
Ist sowas wirklich eine Freundschaft? Ist es nicht eher die Beziehung zwischen einem Lehrer und seinem Schüler?

Wächst Jesus an der Freundschaft mit mir oder wächst damit bloss seine Popularität?
Kann er sich wirklich mein Freund nennen, wenn er nicht die Absicht hat mich je zu einem Bier einzuladen?

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Kannst du, Papst Franziskus, wirklich ein Freund eines Säuglings sein? Ihn lieben klar, aber Freundschaft? Seltsame Vorstellung.

Es ist doch falsch, die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler eine Freundschaft zu nennen. Sie mag durchaus geprägt sein von Liebe und Respekt, doch das Machtgefälle ist für eine Freundschaft einfach zu gross.
Der Lehrer hat gegenüber seinem Schüler die Sorgfaltspflicht zu wahren, weil der Schüler ihm sowohl intellektuell als auch sozial ausgeliefert ist.
Weshalb ist wohl eine Liebesbeziehung zwischen Lehrer und Schüler so problematisch? Oder zwischen Chef und Untergebenem? Oder zwischen Arm und Reich? Wegen der Gefahr der Manipulation des Schwächeren! Nicht, dass es nicht wahre Liebe oder Freundschaft sein kann, bloss ist die eine Seite mächtig genug, um dem anderen „wahre Gefühle“ zu suggerieren.

Klar, Jesus würde sowas nie tun.
Und selbst wenn er es täte, wäre es in seinem Fall gut, weil – nun ja – eben weil es Jesus tat und alles was Jesus tut per definitionem gut ist.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Ich meine, kommt das nicht ein bisschen schräg rüber, wenn ein erwachsener Mann einem Kind sagt, dass er sein Freund sein will?

Die Hunde bekommen, was unter den Tisch fällt…

Und es steht geschrieben:

21 Und Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegenden von Tyrus und Sidon; 22 und siehe, ein kananäisches Weib, das von jenen Grenzen herkam, schrie (zu ihm) und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! meine Tochter ist schlimm besessen. 23 Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten herzu und baten ihn und sprachen: Entlaß sie (in anderen Übersetzungen etwas grober formuliert), denn sie schreit hinter uns her. 24 Er aber antwortete und sprach: Ich bin nicht gesandt, als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 25 Sie aber kam und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 26 Er aber antwortete und sprach: Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hündlein hinzuwerfen. 27 Sie aber sprach: Ja, Herr; denn es essen ja auch die Hündlein von den Brosamen, die von dem Tische ihrer Herren fallen. 28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst. Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.
Matthäus 15

(21 Tyrus? Wie kann er in die Gegend von Tyrus gehen, wenn dieses laut Prophetie in Hesekiel 26 für immer unauffindbar sein sollte?)
22 Die Frau erbittet Hilfe, nicht etwa egoistisch für sich selbst, sondern für ihre Tochter. Sollte das nicht unser Mitleid erwecken?
23 Offenbar nicht, denn Jesus antwortete nicht. Keine Spur von Mitleid. Er ignorierte sie. Weil sie eine Heidin war? Und was waren seine Jünger für Asoziale sie vertreiben zu wollen? Ein solcher Vorschlag lässt vermuten, dass dies bei anderen Gelegenheiten so geschah.
24 Hier erklärt er sein Einsatzgebiet. Scheint also wirklich kein Interesse am Wohl aller anderen zu haben. Sein Aufruf den Nächsten zu lieben, bezieht sich wohl nur auf die Israeliten und keineswegs auch auf den Rest der Menschheit. Zumindest hat er es bisher so gehandhabt, wie es aussieht.
26 Hier vergleicht er sie (und die Heiden) gar mit einem Hund. Das war doch damals auch nicht gerade schmeichelhaft, oder? Hätte nicht gereicht etwas in der Art zu sagen: „Sorry, aber meine Magie reicht nur knapp für meine eigenen Leute.“ Wäre doch viel freundlicher gewesen. Bibelkommentatoren sehen hier gern eine Test, ob die Frau ihre Unwürdigkeit anerkennt, was sie wenig überraschend auch tat, denn wenn man verzweifelt ist, kann man sich Stolz nicht leisten.
Wenn man noch hinzu nimmt, dass dies eine Gelegenheit war, wo er seinen Jüngern eine Lektion erteilen konnte auf dem Buckel der verzweifelten Frau, dann hinterlässt das schon einen sehr hässlichen Nachgeschmack, finde ich.

Jaja, nach dem Vorbild von Jesus leben. Wenn man in die 3. Welt reist um dort zu helfen, bezeichnet man die Leute dort auch als Hunde und lässt die Hilfsbedürftigen erst ihre Unwürdigkeit erklären und hilft erst, wenn sie ihren Glauben unter Beweis gestellt haben?

Why was God a stay-at-home?


Betrachtet man die Unüberwindlichkeit der Distanzen zur Zeit von Jesus, so könnten die Bewohner Südamerikas ohne weiteres auch auf einem ganz anderen Planeten gewohnt haben.

Sich einmal kreuzigen zu lassen, reicht ohne Zweifel um alle Sünden der Welt auf sich zu nehmen, doch um es sie wissen zu lassen, reicht es bei weitem nicht. Und das ist doch, wenn man den Missionsbefehl bedenkt, ein nicht unwesentlicher Aspekt dieser Geschichte, oder?
Wäre es da wirklich zu viel verlangt, wenn sich Jesus zumindest auf jedem Kontinent einmal hätte kreuzigen lassen?  Es könnten gern auch ein paar andere Söhne Gottes gewesen sein, denn wenn eine Dreieinigkeit geht, dann sollte auch eine Siebeneinigekeit kein Problem sein.

Prototyping

„Nur EIN Mensch war anders. Jesus. Er ist der Prototyp des neuen Menschen…“

Die Mutter von Jesus war Maria und sein Vater nicht Josef, sondern irgendein Gott.
Das macht ihn zu einem Menschen wie einen Kentauren zu einem Pferd.
Jesus ist ein ein Halbgott, ein Hybrid. Und wenn ein Mischwesen der Prototyp den neuen Menschen sein soll, dann stecken wir in ziemlichen Schwierigkeiten.

Wenn ich aus einem Auto ein Amphibienfahrzeugs bastle, dann kann das wohl kaum der Prototyp einer neuen Generation von Autos sein, wenn nicht auch die Produktionsweise der Autos entsprechend angepasst wird. Sich einfach eine neu Art des Fahrens anzueignen reicht einfach nicht.

Kreuzbandriss im Golgota-Spa

Jesus kam nicht vor den Pilatus, sondern ging ins Pilates.
Und er wurde nicht gekreuzigt, sondern er verletzte sich bei der Seitenplanke Übung.
Dass die Israeliten, diese alten Wellness-Phobiker, dies durcheinander brachten, sollte uns eigentlich nicht überraschen. Doch was für ein absonderlicher Kult sich später daraus entwickelte, ist schon verblüffend.

Pontifex-Dialoge: Quod licet jovi licet bovi?

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

17. Juli

@Pontifex
God is so merciful toward us. We too should learn to be merciful, especially with those who suffer.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex God created life. We too should learn to create life. For example a mammoth. Cool!
@Pontifex God made the Flood. We too should learn to flood the world. With the climat change we are on right track. Cool!
@Pontifex God allowed to nail his son on a cross. We too should … Forget it!
@Pontifex Quod licet jovi licet bovi?

Das ist so eine Sache beim Christentum, mit der ich etwas meine Mühe habe: Dass wir uns ein Beispiel an Jesus (und Gott) nehmen sollen.
Auf den ersten Blick erscheint das natürlich sehr schön, denn Jesus war angeblich ein netter Zeitgenosse (und Gott soll auch ein lieber sein). Was ist also daran auszusetzen, wenn man seinen Idolen folgt?

Superman ist auch ein lieber und es ist zweifellos heldenhaft verängstigte Kätzchen von Bäumen zu retten. Doch die fehlenden Superkräfte setzen mir Grenzen, was die Imitation seiner Taten betrifft. (Mal abgesehen davon, dass man mit solchen Superkräften wesentlich besseres anstellen könnte.)
Macht es da wirklich Sinn zu sagen, ich möchte so wie Superman sein, einfach ohne die Superkräfte? Denn was bleibt von Clark Kent dann noch übrig? Der nette Kerl von nebenan. Wenn überhaupt…
Sich herausreden zu wollen, dass es weniger um die Taten, sondern viel mehr um den Willen geht, zieht leider nicht. Denn beispielsweise das Wissen um die Unverwundbarkeit lässt das „einem Bösewicht entgegentreten“ wesentlich weniger heldenhaft sein als wenn man normalsterblich ist. Insofern ist womöglich der nette Kerl von nebenan, wenn er einer alten Dame über die Strasse hilft, wesentlich mutiger als wenn es Superman in einer Strumpfhose tut – weil dieser es ohne seine Superkräfte im Wissen, dass es eine Hell’s Granny sein könnte, womöglich gar nicht getan hätte.

Bei Jesus ist es aber noch viel, viel krasser!

Jesus ist ja, wie er selbst in Johannes 10:30 sagt, eins mit Gott. Das heisst, seine Superkräfte umfassen Allwissen, Allmacht und Allgüte. Das hat er auch angeblich bei manchen Gelegenheiten eindrücklich demonstriert (wobei man festhalten sollte, dass er weit besseres mit seinen Superkräften hätte anstellen können).

Mit ganzem Herzen an die Existenz von was Absurdem zu glauben (was in den Augen Gottes ja wichtiger ist als jede gute Tat) ist angesichts so verrückter Sachen wie übers Wasser laufen, Tote zum Leben erwecken und 5000 Leute mit nur einem Fisch zu füttern relativ einfach. Und es dürfte vergleichsweise schwierig sein die gleiche Inbrunst hinzukriegen, wenn man nur gerade jemandes Laktose-Intolerant wegzubeten fähig war. Insbesondere wenn nicht mal sicher ist, ob es überhaupt eine war.

Wenn es um ethisches Handeln geht wird es noch absurder. Als Allwissender kennt Jesus die Konsequenzen seiner Handlungen und kann sie entsprechend ausrichten. Wir dagegen kennen die Zukunft nicht und können uns nur an ein paar einfältige Regeln halten – und hoffen, dass das reicht um möglichst wenig Schaden anzurichten.
Weshalb halten die meisten Superhelden ihre Identität geheim? Um ihre Familie und Freunde zu schützen. Nicht so Jesus. Nicht nur, dass er ein verantwortungsfreies Vagabundenleben führte, er opferte viel mehr sogar seine Freunde absichtlich seiner Wahnvorstellung.

Wenn man von mir verlangt, dass ich mir an jemandem ein Beispiel nehme, dann müssen wir auch nach dem gleichen Massstab beurteilt werden.
Was Gott betrifft, so hat er im alten Testament eine Menge angestellt und anstellen lassen, was definitiv auf keine Kuhhaut geht. Und was Jesus betrifft… zum Menschsein gehört es doch auch Fehler einzugestehen… Jesus hat sie meines Wissens nie für die Gräueltaten seiner Vaters entschuldigt oder auch nur von ihnen distanziert. Er hat sich aber auch nicht deutlich genug gegen die Diskriminierung von Leuten aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit, Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion, Alter, Gesundheitszustand und weiterem ausgesprochen. Das ist für einen Allwissenden, der als ethisches Vorbild fungieren will, nicht entschuldbar. Er hat sich auch nicht deutlich genug gegen die Sklaverei ausgesprochen. Auch das ist für einen Allwissenden, der als ethisches Vorbild fungieren will, nicht entschuldbar.
Und wenn es doch gute Gründe dafür geben sollte, dies alles gut zu heissen, dann ist es nicht entschuldbar, wenn man diese Gründe nicht klar verständlich vorträgt. Stille Ablehnung und Zustimmung sind keine ethisch akzeptiertbaren Verhalten.

Und selbst wenn er sich da noch rausreden könnte, bleibt immer noch, dass das Tolerieren, dass jemand mit einer ewigen Folter in der Hölle bedroht wird, nie und nimmer tolerierbar ist.

Ein Experiment von biblischem Ausmass

Lass uns was probieren. Tu mir ein Leid an. Muss nichts schlimmes sein, mach beispielsweise einfach ne Falschaussage über mich. Da dies gegen eins der 10. Gebot verstösst, sollte man schon davon ausgehen können, dass du mir damit Leid zufügst. Wenn du Angst hast, dass Gott dir das übel nimmt, dann können wir den Versuch gern auch umgekehrt inszenieren: „Ich schwöre vor gesammten Internetgemeinde, dass du sieben Zehen am linken Fuss hast.“
So, und jetzt vergib mir. Getan? Okay! Und war das so schwer? Nicht wirklich, oder? Und entgegen allen Erwartungen musste noch nicht mal jemand Blut vergiessen. Weder du, noch ich, noch irgendein unbeteiligter.
Ich tu dir ein Leid an, du verzeihst mir, und zack ist alles wieder in bester Ordnung. Und keiner braucht an ein Kreuz genagelt zu werden.
Seltsam, dass ein Gott, der für sich in Anspruch nimmt allwissend, allgütig und allmächtig zu sein, das nicht hinkriegt…

Dass Gerechtigkeit Sühne verlangt, okay, aber Vergebung doch nicht. Von daher könnte es – je nach Schwere des Leids, das wir uns experimentellerweise zufügen – die Gesellschaft sein, die Halt ruft und die im Namen der Gerechtigkeit die Vergebung allein nicht gelten lässt. Bei Kapitalverbrechen wird schliesslich, selbst dann wenn kein Kläger vorhanden ist, Anklage erhoben.
Wieso also das Opfer in Form der Kreuzigung? Gott sollte doch eigentlich die Autorität haben, dem Geschädigten glaubhaft und nachhaltig zu erklären, dass er zwar durchaus wegen dem Täter gelitten hat, doch dass dies nun aus göttlichen Gründen vergeben und vergessen ist und dass er von jeglichen weiteren Schadenersatzforderungen abzusehen hat. Respektive Gott könnte den erlittenen Schaden beheben. Wozu gibt es schliesslich Wunder?

Doch vielleicht ist auch einfach was mächtig schief gegangen. Könnte es sein, dass der Plan eigentlich war, dass Jesus dank seines Charismas und seiner Rhetorik (und seiner göttlichen Herkunft) alle überzeugen sollte? Mohammed hat es (unter Zuhilfenahme des Schwertes) in seinem Einflussbereich ja auch geschafft.
Doch statt die (alternative) Weltherrschaft zu erlangen, endet der Hippie am Kreuz. Und so versuchte man eben zu retten, was es zu retten gab, und erklärte kurzerhand, dass er für die Sünden der Menschen gestorben sei. Ich meine, Märtyrergeschichten waren noch immer der letzte Versuch ein kläglich gescheitertes Projekt doch noch in einen Erfolg umzumünzen.
Wäre er also nicht über irgendeinen Skandal gestolpert, hätte man ihn wohl genausowenig hingerichtet wie all die anderen Weltuntergangspropheten, die zu jener Zeit in dieser Gegend unterwegs waren (und von denen sicher auch der eine oder andere Jesus geheissen hat, denn das war zu jener Zeit ein ziemlich geläufiger Name). Dass man den Skandal nachher nicht an die grosse Glocke hängt, sondern verzweifelt an irgendwas im alten Testament anzuknüpfen versucht hat, hier das Konzept, dass Sühnung ohne ein Opfer nicht zu haben ist (denn ohne Blutvergiessen gibt’s keine Vergebung), versteht sich wohl von selbst.

1. Nachtrag
Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Vergebung genau wie die Begnadigung von allen weiteren Sanktionen absieht. Jemandem zu vergeben und sich dann für das Fortsetzen der aus rechtlicher Sicht gerechtfertigten Strafe einzusetzen, klingt für mich irgendwie widersinnig. (Jemandem zu vergeben, sich aber nicht explizit für das Aufheben der verhängten Strafe einzusetzen geht hingegen knapp, denn eine Strafe erfüllt ja noch andere Funktionen als nur die Befriedigung der Rachelust des Geschädigten.)
Vergebung ist – um es nochmals mit der Bibel zu versuchen – auch die andere Wange hin zu halten statt zurückzuschlagen. Oder ist mir etwa entgangen, dass auch bei der anderen Back später noch Blut fliessen wird?

2. Nachtrag
Wie wichtig ist die Reue bei der Vergebung? Ist die wirklich notwenig, damit ich jemandem vergeben kann? Ist die Reue nicht eigentlich ein unangenehmes Gefühl, dass man als Buse akzeptiert und damit der Gerechtigkeit genüge getan sieht? Insofern ist die Reue die gerechte Strafe, von der man bei der Vergebung doch eigentlich absieht. Reue verlangen ist also nicht wirchlich die andere Wange.

Die andere Backe

Wenn dir einer eine Ohrfeige gibt, dann halte ihm auch die andere Backe hin. Und wenn er deinen Bruder umbringt, dann verzeihe ihm… Finde ich aus einer moralischen und psychologischen Sicht sehr fortschrittliche Gedanken, denn es hilft dem Individuum sich aus der Spirale der Gewalt zu lösen und sich mit der Sache abzufinden.
Es stellt sich mir nur die Frage, wie die Gesellschaft drauf reagieren soll. Soll man Diebe und Mörder wirklich ungestraft davon kommen lassen? Es geht nicht um Rache, sondern um ein Rechtssystem, das Anreize für „unmoralisches“ Verhalten vermeidet.
Meines Wissens hat Jesus nirgends im Neuen Testament gesagt, wie man konkret mit Straftätern auf gesellschaftlicher Ebene umzugehen hat (das hätte ihm sicher auch einigen Ärger eingebrockt), sondern er hat sich stets darauf beschränkt zu betonen, dass er die Gesetze des alten Testaments (also die Gebote und andere Richtlinien) nicht aufheben will – höchstens vielleicht etwas anders priorisieren.
Daher dürfte es schwierig sein allein auf Basis des neuen Testaments das Strafmass beispielsweise für einen Diebstahl zu bestimmen.

Oder gehe ich fehl in der Annahme, dass Diebstahl bestraft werden soll? Müssten in einem Christlichen Land wirklich alle Gefängnisse abgebrochen werden? (Es würden ja eh nur Heiden drin sitzen, aber denen soll man ja genauso verzeihen wie sich selbst, oder?)

Ich denke dieser doch sehr spezielle Umstand, also dass Jesus sich nicht mit juristischen Haarspaltereien abgeben musste, in denen sich die meisten anderen Glaubensstifter dann oft doch noch als Sadisten entpuppten, dem geschuldet ist, dass das Ende der Welt kurz bevorstand. Aus der Sicht der Zeitzeugen war es nur eine Frage von „Monaten“. Ich meine, wenn morgen ein Killerkomet auf die Erde donnert, würdet ihr wirklich noch über Straftäter Gericht halten wollen oder lieber einfach Frieden mit euch und allen anderen machen?

Liebe deinen nächsten

Als Jesus von den Pharisäern nach dem höchsten Gebot gefragt wurde (Mth 22,39 & Mrk. 12,31), so entgegnete er, dass man Gott lieben solle (Ref. auf Deut. 6,5). Diesem Gebot jedoch an Wichtigkeit gleichgestellt, fuhr er fort, sei, dass man seinen Nächsten lieben solle wie sich selbst (Ref. auf Lev.19,18). Ich will Jesus nichts Böses unterstellen, doch denke ich, dass er sich bestenfalls stümperhaft ausgedrückt hat, was dem Begriffsumfang des Wortes „Nächsten“ betrifft. Wenn Jesus damit hat andeuten wollen, dass man Alle lieben solle wie sich selbst, so hätte er dies ohne weiteres durch das Wort „Alle“ deutlich zum Ausdruck bringen können. Tatsächlich lässt die Stelle im alten Testament, auf die er sich bezieht (Lev. 19,18: „Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.“), kaum Fragen offen und jede andere Interpretation, als dass mit den Nächsten lediglich die Kinder des eigenen Volkes gemeint sein könnten, scheint mir an den Haaren herbeigezogen. (Versucht gar nicht erst damit durchzukommen, dass wir doch im Grunde alle die Kinder des gleichen Volkes seien, denn „Volk“ ist in der Bibel ein geradezu überdurchschnittlich präzise verwendeter Begriff!)
Doch sei’s drum. Der zynische Punkt am Gebot der christlichen Nächstenliebe ist nicht wem, sondern was man angedeihen lässt! Mit der Selbstliebe ist es in der Bibel bekanntlich nicht weit her. Ich darf schliesslich nicht masturbieren und wenn mir ein schöne Frau über den Weg läuft, soll ich mir kurzerhand das Auge rausreissen und – wenn es mich wie so oft gelüstet ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben -, dann soll ich mir auch gleich noch die Hand abhacken. Wenn auf diese Weise der Nächste geliebt werden soll, dann möchte ich lieber keinem zu nahe kommen.

Und wenn man sich die Sache so ansieht, dann hat von allen Menschen Nietzsche, indem er ihn tötete, Gott am meisten geliebt.