Sie isst ihn nicht – sie ist der Burger

U1_MsMcDonaldParis Hilton machte kürzlich Schlagzeilen mit ihrem Burgerporno und illustrierte damit eindrücklich die alte Marketingregel „Sex sells“. Dass die von ihr zur Schau gestellten Kurven möglicherweise nicht repräsentativ sind fürs durchschnittliche Fastfood-Klientel, soll uns hier nicht weiter stören, wird doch dieser Akt künstlerischer Freiheit mehr als wett gemacht durch das schonungslos offene Eingeständnis, dass Rinderwahnsinn offensichtlich doch übertragbar ist.
Nun bin ich heute beim Surfen über etwas gestolpert, das in einem gewissen Bezug zu jener Werbung zu stehen scheint. Der Aufmacher war, ich zitiere: „She´s sexy, she´s stylish, she´s sophisticated – and somewhat surprisingly, she´s Ronald McDonald.“
Der Grundgedanke der oben erwähnten Strategie ist, dass man dem Konsumenten suggeriert, dass man zu einer solchen Frau wird oder zumindest eine solche kriegt, wenn man das beworbene Produkt verputzt. Leider fällt aber alles, was mit Ronald McDonald zu tun hat, beinahne schon kategorisch nicht in diese Kategorie. Was daher gemacht wurde, ist, dass man des künstlerischen Effektes Willen dieser Ikone der Prüderie und guten Laune High Heels verpasste und so, statt in die stereotype Schwarz-Weiss-Malerei zu verfallen, neben Heterosexuelle, Homosexuelle und inzwischen auch weit verbreitete Metrosexuelle, den neuen Typus des McSexuellen ins Feld geschickt hat. Mal sehen, ob sich dieses Gen durchsetzen wird

Erwachet! (ohne das zweite e)

In dieser Jahreszeit, wo das Wetter mit deprimierenden Grautönen experimentiert, klammert man sich an jedes Fusselchen Farbe, das man zu erspähen vermag. Und sei es auch das buntbestrumpfte Bein einer ausgesprochen adretten jungen Frau.
Das zweite Beinpaar gleich daneben, verborgen unter einem wesentlich längeren Rock und getragen von Schuhen, deren Absätze höchstens einen Drittel massen, gehörte einer ungefähr gleich alten jungen Frau, deren Teint perfekt auf die Farbe des Himmels abgestimmt war und deren Erscheinung man nur als beispielhaft brav bezeichnen kann. Diese gab mir etwas zum Lesen mit, ganz unverbindlich: Die Mai-Ausgabe der Zeitschrift Erwachet!, Themenschwerpunkt „Genügend Bewegung“. Und in der Zeitschrift eingeschoben noch die Mai-Ausgabe vom Wachtturm, Themenschwerpunkt „Eine Welt ohne Armut ist nicht mehr fern“.

Ich bin schon vielen Zeugen Jehovas begegnet. Ich habe sie sogar gezielt gesucht, denn ich betrachtete sie stets als entwischte Versuchskaninchen aus den Laboratorien der Experimentellen Theologie, die daraufhin gezüchtet wurden, eine maximale Beharrlichkeit bei Gesprächen über Gott und den Teufel an den Tag zu legen. Eine Eigenschaft, die ich sehr zu schätzen weiss.

Aber dass die Zeugen Jehovas mittlerweilen regelrechte Playboy-Bunnies zum Missionieren (oder zumindest mit als Geleitschutz für ihre Missionare) schicken, erstaunt mich nun doch ein bisschen und ringt mir sogar ein bisschen Respekt ab, denn offenbar sind durch einen gezielten Evolutionssprung ins Heute gestolpert. Wenn auch nur um uns hier abzuholen und uns irgendwann anders hin zu bringen.