Auszug aus einem Dialog mit einer alternativen Apothekerin

Ich: Haben Sie gute Erfahrungen damit gemacht?
Apothekerin: Ja, jede Menge. Bei mir selbst genauso wie bei meinen Kunden
Ich: Würde man es merken, wenn mal aus Versehen bloss die Trägersubstanz ohne den Wirkstoff geliefert würde?
Apothekerin: Aber natürlich.

Ich: Wurde es denn mal mittels Doppelblindstudie auf seine Wirksamkeit getestet?
Apothekerin: Die Sache ist die, dass auch Doppelblindstudien ihre Grenzen haben. Insbesondere wenn es um individualisierte Therapieformen wie diese geht. Da funktionieren Doppelblindstudien nicht.

Ich: Und inwiefern Unterscheidet sich das Versehen bei der Lieferung von einer Doppelblindstudie?

 

Ob sie das Mittel auch verkaufen würde, wenn die versehentlich falsche Lieferung erst mal unbemerkt bliebe, konnte ich sie leider nicht mehr fragen, wir blieben nämlich an der Frage hängen inwiefern das Mittelchen, das sie mir empfahl und mit dem sie nach eigenem Bekunden sehr gute Erfahrungen gemacht hat – sowohl selbst als auch bei ihren Kunden -, eine individualisiertere Therapieform sei als ein Aspirin, das sie allein mir aufgrund der Erwähnung, dass ich Kopfweh habe, ebenfalls hätte anbieten können. Sie erklärte etwas von ganzheitlich und natürlich und frei von Nebenwirkungen, den einzigen wirklichen Ausweg aus ihrer Zwickmühle, dass sie als Apothekerin ihre Abwägungen durch das Taxieren der Erscheinung (oder Aura) ihrer Kunden mit Individualität anreichere, wollte sie indessen nicht nehmen.

Esoterische Synonyme

„Es ist erschreckend auf wie vielen Internetseiten das Wort „ganzheitlich“ einfach durch „nachweislich unwirksam“ ersetzt werden kann.“
Jörg Wipplinger trifft damit den Nagel ziemlich gut auf den Kopf.

Die Magie der Homöopathie

Ich weiss, Erfahrungen sind heimtückische Begleiter, doch sie können einen auf interessante Dinge hinweisen, die man dann genauer unter die Lupe nehmen sollte.

So haben beispielsweise alle Homöopathen, mit denen ich bisher  gesprochen habe, erwähnt, dass sie schon vor ihrer Ausbildung eine gewisse Gabe besessen haben, mit der sie Menschen helfen konnten.
Tatsächlich zieht selbst Professor Harald Walach vom Hogwarts an der Oder in einem Interview die Verbindung zum Übersinnlichen, wenn er die Homöopathie als sehr systematisierte Magie betrachtet.
Damit stellen sich diese Leute aber in eine verzwickte Position. Denn war es nun die Homöopathie oder die magische Fähigkeit, die einen Kranken auf wundersame Weise wieder gesund gemacht hat?

Zombie Theorien

„Zombie Theorie“ trifft die Sache ausgesprochen gut, denn diese treibt tatsächlich einfach weiter ihr Unwesen, obwohl sie schon längst widerlegt wurde.
Im Bezug auf den Kreationismus, der mir bekanntlich besonders am Herzen liegt, funktioniert diese Zombie-Metapher ironischerweise sogar noch besser, dreht sich doch die ganze Religion, die hinter diesem steckt, um einen Zombie und dessen Vater mit Allmachtsfantasien.

Wie macht man nun aber einem Anhänger einer Zombie-Theorie klar, dass seine Theorie schon ziemlich müffelt? Ein Lackmustest wäre nicht schlecht. Anbieten würde sich beispielsweise die von Marshall Shepherd angesprochene Differenz zwischen den Ansichtend der Fachwelt und jenen der Laien. Je grösser der Unterschied, desto beissender der Verwesungsduft. Dies sollte eigentlich ziemlich überzeugend sein.

Doch für die Unbeirrbaren gibt es stets eine Hintertür: Man postuliert eine grosse, böse Verschwörung durch irgendwelche Leute oder Organisationen mit Allmachtsfantasien. Und auch das kennen wir von den Zombiefilmen…

Trennung von Religion und Medizin

Auf dem Krankenschwesterstirnband in Avas Ärztekoffer ist ein rotes Kreuz. Für Ava ist das ein Symbol des Heilens, also malt sie es auf mein Bein, das sie kurz zuvor als gebrochen erklärte.
Ich finde, dieses Beispiel zeigt eindrücklich, wie basal diese „animistische“ Form der Medizin ist.  Und entsprechend profitiert die Religion davon, dass das Rote Kreuz auch das Kreuz des Christentums ist. Historisch wird dieses Detail der Hilfsorganisation wahrscheinlich überhaupt erst die Durchsetzung ermöglicht haben – ich vermute, weil die Trennung von Spiritualität und Medizin noch nicht so weit forgeschritten war wie heute -, doch ob es deshalb auch heute noch seine Berechtigung hat, möchte ich in Frage zu stellen.
Während sich der Säkularismus für die Trennung von Kirche und Staat einsetzt, gibt es meines Wissens kein Konzept, welches sich explizit der Trennung von Religion und Medizin annimmt. Doch die ist allein schon deshalb notwenig, weil es das religiöse Denken ist, welches Schuldzuweisungen macht. Und die sind in der modernen Medizin definitiv fehl am Platz.
Die Schuldzuweisung ist übrigens auch ein zentraler Bestandteil der  Alternativ & Komplementärmedizin, allein schon damit, dass sie sich damit zu immunisieren versucht, dass sie erklärt, dass Zweifel an der Behandlung deren Effektivität verringert, wenn nicht gar verunmöglicht.Hier spielt natürlich auch noch der Placebo-Effekt eine grosse Rolle, doch da mein als gebrochen erklärtes Bein eine weitere Behandlung bedarf, muss ich diesen Aspekt auf etwas später verschieben…

Der Charme des Hummelrichs

Die Wissenschaft kann nicht erklären, warum eine Hummel fliegt. Und doch tut sie es.
Das ist natürlich ausgemachter Blödsinn, denn das kann die Physik (inzwischen) durchaus.
Nichtsdestotrotz wollen wir mal so tun als ob, denn ungeklärte Fragen gibt es in der Wissenschaft beiliebe noch genug.
Die Sache ist die, dass die Wissenschaft, wenn ihr der Hummelflug unerklärlich ist, nicht einfach die Augen vor ihm verschliesst und postuliert, Hummel könnten gar nicht fliegen, und alle, die etwas anderes behaupten, für verrückt erklärt. In einem solchen Fall stellt sie fest, dass sie die Antwort nicht kennt, und verstärkt im Idealfall die Bemühungen eine solche doch noch zu finden.
Anders sieht es jedoch aus, wenn noch nie irgendwo Hummeln fliegen gesehen wurden. Und wenn alle Demonstrationen sich nachweislich als mehr oder weniger raffinierte Taschenspielertricks entpuppen. Dann besteht kein Grund den Hummelflug als ein ungeklärtes wissenschaftlichen Phänomen zu bezeichnen.
Zumindest so lange nicht, bis tatsächlich mal eine nachweislich unfrisierte Hummel gesichtet wird.
Genau so verhält es sich mit der Homöopathie.
Sie ist ein schwebender Elefant.
Dass man sich nicht erklären kann, wie ein Elefant schweben können soll, hat keinen Einfluss darauf, ob es dieses Phänomen überhaupt gibt oder nicht.
Diese Frage stellt sich nur dann, wenn man schon einen schweben gesehen hat.
Und das hat man leider nicht.

Der Charme des Homöopathen

Im Grunde läuft es immer darauf hinaus, dass ihn, seine Grossmutter, den halbjährigen Sohn und das Meerschweinchen Globuli von diesem oder jenem Leiden befreit haben, und man durch die Kritik an der Wirksamkeit der Homöopathie ihn, seine Grossmutter, den halbjährigen Sohn und das Meerschweinchen dreisterweise der Lüge bezichtigt.
Nichts liegt jedoch ferner. Keiner bestreitet, dass es sich genau in dieser Reihenfolge zugetragen hat: Leiden, Globuli, kein Leiden mehr. Ganz im Gegenteil. Wir stellen nur fest, dass der gleiche Dreisprung auch bei Leuten beobachtet wurde, bei denen die Globuli durch unbehandelte Zuckerkügelchen ersetzt wurden. Und zwar im genau dem gleichen Ausmass. Man konnte anhand des Ergebnisses nicht feststellen, ob jemand die echten oder die falschen Globuli geschluckt hat.
Und daraus folgt, dass man vom Globuli leider nicht auf dessen Wirkung rückschliessen kann.
Das heisst, es muss noch was anderes mitgespielt haben.
Etwas, das im Test nicht berücksichtigt wurde.
Beispielsweise, was sonst noch genommen wurde oder der Charme des Homöopathen.

Die Krux mit der Alternativ und Komplementärmedizin

Statt die Medizin zu verbessern, indem man die Ärzte dazu bringt Zeit, Mitgefühl und Empathie für ihre Patienten aufzubringen, lagert man dieses teure Gut an billigere Scharlatane aus, die aus Unwissenheit den Patienten in falscher Sicherheit wiegen und ihm aus Unkenntnis die nötigen Therapien vorenthalten.

Die meskinawsche Wette

Einer erzählt dir eine durchaus plausibel klingende Theorie. Dann stell dir die folgenden zwei Fragen:

1. Erfreut sich die Theorie breiter Zustimmung in der Wissenschaft?
2. Publiziert die Person in peerreviewten Journalen?

Wenn auf beide Fragen die Antwort Nein lautet, dann kannst du eine ganze Stange Geld drauf wetten, dass es ausgemachter Blödsinn ist.

Weltuntergang #4

Für eine Stunde – so mich meine Rechenfähigkeiten nicht täuschen – müsste überall auf der Erde der 21.12 sein. Also sozusagen High Noon des Weltuntergangs.

Wenn man sich allerdings die Datumslinie ansieht, die meinen Berechnungen zufolge kurven- und knickfreie sein müsste, so kann man das wohl vergessen.
Wer weiss, vielleicht verdanken wir das Ausbleiben des Weltuntergangs genau diesem Umstand? Die vier apokalyptischen Reiter scheiterten einfach am Uhrenvergleich.

Wahrsagerin verurteilt

Man kann sich natürlich fragen, wie gut eine Wahrsagerin wohl sein mag, wenn sie des Betrugs überführt und verurteilt wird. Denn da sie ja wissen müsste, wo die Polizei welche belastenden Dokumente finden wird, hätte sie sie einfach an einen anderen Platz legen können. Doch so einfach ist die Sache leider nicht, denn da wir ja nicht wissen, zwischen welchen alternativen Realitäten die Wahrsagerin sich durch ihre Handeln entscheiden musste, können wir nicht ausschliessen, dass sie trotz all der Unannehmlichkeiten die beste ausgewählt hat.
Immerhin hat sie mit Wahrsagerei und Kartenlegen 2.6 Millionen Franken erwirtschaftet. Was jedoch irritiert, ist, dass sie das meiste Geld im Casino verspielt hat. An einem Ort, wo sich die Wahrsagerei ganz besonders auszahlen müsste.

Von daher plädiere dafür, dass man den Betrug ignoriert und sie stattdessen aufgrund fahrlässiger Inkompetenz in ihrem Beruf verurteilt.

Aber die ganzen Steuergelder… Vergiss das Geld, wenn man gegen Scharlatane rechtlich vorgehen kann, war das gut investiertes Geld.

Quelle: 20min