Was, wenn man die Statue eines Rassisten durch Statuen von Leuten, die die Statue des Rassisten runterreissen, ersetzen würde? Damit würde man die Geschichte nicht verdrängen indem man die Personen aus dem Sichtfeld entfernt. Man würde vielmehr zeigen, dass es sich hier um eine einstmals hoch geachtete Persönlichkeit handelte, die durch die veränderten Umstände heute aber nicht mehr als Inspiration betrachtet werden kann. Man wird also gleichermassen an die Qualitäten wie auch an die Abgründe dieser Person erinnert.
Und wenn sich irgendwann man rausstellen sollte, dass der Rassist doch kein Rassist war oder dass Rassismus eigentlich ganz okay ist, könnte man die Statuengruppe von den Leuten, die die Statue des Rassisten runterreissen, durch eine Statuengruppe ersetzen, wo eine Gruppe von Leuten dem rehabilitierten Rassisten dabei zujubeln, wie er die Leute vertreibt, die seine Statue runter zu reissen versuchen.
Und wenn man im Schatten der Statue mit der Familie picknickt, kann man auf eine der Statuen zeigen und sagen: Das war ich.
Die ein klitzekleines bisschen identitäre Vloggerin Lauren Southern meint in einem ihrer Youtube-Beiträge, dass an Trumps Bedenken, dass nach Lees Statue schon bald auch jene von Washington und Jefferson drankommen könnten, durchaus was dran sei, schliesslich hätten alle Menschen gute und schlechte Seiten. Und wenn man alle Statuen von Leuten abreissen würde, die Dreck am Stecken hatten, bliebe wohl keine mehr übrig. Die Idee von Denkmälern sei aber, die Leute daran zu erinnern, dass man aus der Geschichte lernen kann. Und das hätten wir bitter nötig.
Dem will ich gar nicht widersprechen. Es fragt sich nur, welche Lektion die Geschichte für einen bereit hält im Fall der Statue eines Südstaatengenerals?
(Und ob einem die wirklich in den Sinn kommt, wenn man in ihrem Schatten picknickt und/oder demonstriert?)
General Robert Edward Lee war ein hervorragender Stratege und Taktiker, der es regelmässig schaffte mit deutlich unterlegenen Kräften seinen Gegnern das Leben schwer zu machen. Seine Schlachten werden noch heute in Militärakademien als Fallbeispiele durchgenommen und seine Büste verdient an einem Ort, der Leichenberge zu schätzen weiss, sicherlich einen Ehrenplatz…
Es mag vielleicht noch okay sein, sich bei einem Picknick unter einem Denkmal über die hohen Verluste der Bolschewiken, Charlies, Krauts und Tommies zu amüsieren und sich dabei überlegen zu fühlen – sowas stärkt das nationale Selbstbewusstsein. Doch wenn die Toten Landsleute waren – und diese sich für nachweislich die bessere Sache eingesetzt haben, dann sollte man sich im Interesse eines harmonischen Zusammenlebens mit der Euphorie vielleicht lieber etwas zurückhalten.
Als Faustregel für Statuen könnte also gelten: An öffentlichen Plätzen lieber Statuen nur von jenen, die auf der siegreichen und/oder der moralisch richtigen Seite standen.
So zeigen Statuen von Siegern Stärke und Entschlossenheit, indem sie ein mahnender Finger für all jene sind, die mit dem Gedanken liebäugeln, irgendetwas mit Gewalt erzwingen zu wollen.
Und Statuen von Märtyrern zeigen Charakter1, weil sie uns daran erinnern, dass uns auch die drohende Niederlage nicht davon abhalten soll, das richtige zu tun.
Die Sache ist aber die, dass der Umstand, dass ein General, der vor 150 Jahren einen aussichtslos erscheinenden Krieg allein dank seines überragenden strategischen Geschicks gewann2 und damit die Zukunft des Landes massgeblich beeinflusst hat, zwar Geschichtsenthusiasten in Erregung versetzt, davon abgesehen aber nichts mehr bedeutet. Die Stärke und Entschlossenheit und auch der Charakter mögen vor 150 Jahren beeindruckend Gewesen sein, doch braucht davon in der Zwischenzeit nicht viel übrig geblieben sein.
Sicher, die Welt sähe heute anders aus, wenn er verloren3 hätte, aber das täte sie auch, wenn Jakob Jucker am 3. Juli 1863 Kohlsuppe gegessen hätte. (#Butterflyeffect)
Andererseits, er war ein Held und als ein solcher verdient er es, dass man sich seiner erinnert. Nicht weil er ohne Fehl und Tadel war, sondern weil er seinen Fehlern zum Trotz Grosses vollbrachte. (#Inspiration)
Bevor man aber eine Statue des Helden errichtet, sollte man sich vergewissern, dass er das Grosse schon aus den richtigen Gründen getan hat.
So wirft beispielsweise der Umstand, dass jemand die Sklaverei nur abschaffte, weil er bei einer Wette verloren hat, ein etwas schräges Licht auf unseres Helden.
Bei Washington, der als Oberbefehlshaber der Kontinentalarmee die Britten besiegte und in seiner Funktion als erster Präsident vor allem um innenpolitische Stabilität bemüht war, ist der Besitz von Sklaven noch kein so grosser Anachronismus.
Bei Jefferson jedoch, der sich neben der Trennung von Religion und Staat, der föderalen Struktur der Vereinigten Staat auch sehr deutlich für die Freiheit des Einzelnen einsetzte, passt das nicht mehr zusammen. In einem solchen Fall sendet eine Statue tatsächlich sehr gemischte Signale aus, welche nicht umkommentiert gelassen werden sollten. Was jedoch auch eine Chance ist, denn um wie viel lehrreicher ist ein Denkmal, wenn man sich beim Betrachten desselben bewusst würde, dass selbst ein so intelligenter Menschen wie Jefferson einen so massiven Widerspruch zu seinen eigenen Prinzipien nicht bemerken wollte. (#Demut)
Ein Frage am Rande: Was wenn man die Skulptur eines berüchtigten Rassisten nimmt und auf einem Sockel mit der Inschrift „Hoch lebe die Multikulti!“ stellt?4 Die Statue würde Rassisten anlocken und der Sockel sie vertreiben. Ignorieren geht nicht. Und sich bei einem (teil-)demolierten Denkmal zu treffen ist auch komisch.
Man könnte natürlich auch gleich Statuen von „Bösewichten“ aufstellen. Als Mahnmal für die dunkeln Abgründe der menschlichen Existenz. Als Erinnerung an die allzu leichte Verführbarkeit.
Hier muss man aber höllisch aufpassen, dass da nichts verwechselt werden kann. Es besteht nämlich die akute Gefahr, dass man den Verführer versehentlich für den Helden hält – so wurde er ja überhaupt erst zum „Bösewicht“. Respektive weniger versehentlich, dass man die Stärke des bösen Herrschers für eine bessere Führung als die Milde des netten Herrschers hält.
In meinen Augen könnte ein unverwechselbares Mahnmal beispielsweise eine Szene darstellen, in der ein Herrscher ein Massaker an wehrlosen Menschen anstellt. Was könnte daran nicht als Warnung vor skrupellos machthungrigen Herrschern verstanden werden? Als eine Aufforderung sich solchen Menschen entgegen zu stellen, in welcher Form sie auch auftauchen mögen.
Wenn man sich aber die Narmer-Palette anschaut, dann wird genau das Massaker an wehrlosen Menschen als eine bewundernswertes Symbol der Macht benutzt.
Was mich abstösst, kann andere also durchaus auch anziehen.
Wofür also steht die Statue von Robert E. Lee und wie kann man sie interpretieren?
Er hat zwar Schlachten gewonnen, den Krieg aber verloren. Sie steht also nicht zum Andenken daran, dass der Süden Siegertypen hervorbringt.
Er hat auch nicht für die gute Sache gekämpft. Er kämpfte für das Recht der Staaten, Bundesgesetze, die ihnen nicht passen, nicht umsetzen zu müssen5 oder andernfalls die Union verlassen zu dürfen. Und das Gesetz, das er aus Prinzip nicht übernehmen konnte/wollte, war die Abschaffung der Sklaverei – obwohl er diese privat eigentlich für eine üble Sache hielt, die sich – wie er überzeugt war – früher oder später von alleine erledigen würde. Die Statue steht also nicht dafür, dass sich eine Demokratie nicht von einer Minderheit erpressen lassen darf.
Sie steht demzufolge auch nicht für die Einheit der Nation.
Und auch nicht dafür, dass einem weder Wirtschaft noch Stolz im Weg stehen sollen, wenn es darum geht die Sklaverei abzuschaffen.
Die Statue glorifiziert aber auch nicht die Sklaverei – zumindest nicht für die, die sich gegen deren Entfernung wehren – zumindest nicht notwendigerweise. Ich denke nämlich nicht, dass sich heute noch irgendwer die Sklaverei zurückwünscht. Apartheid durchaus, aber nicht die Sklaverei. Schliesslich speisst sich der Rassismus heute in vielen Fällen aus der Verzweiflung der Arbeitslosigkeit. Da wünscht man sich weniger Leute, die einem die Arbeit wegnehmen, nicht billigere.
Die Statue steht auch nicht für eine Gesinnung, „deren Fundament auf der großen Wahrheit ruht, dass der Neger dem weißen Mann nicht gleichwertig ist“6 – auch wenn jene, die sich gegen deren Entfernung wehren, in einer überwiegenden Mehrheit diese teilen.
Sie steht für die Souveränität und den Stolz der Staaten. Dafür, dass die Minderheit sich nicht um die Marschrichtung der Mehrheit zu scheren braucht.
Sie steht für die Freiheit ein Rassist sein zu dürfen.
Sie könnte auch für das Recht auf Abtreibung und die Homoehe stehen, wenn die Südstaaten gegen den Willen der Nordstaaten diese hätten legalisieren wollen. Doch das taten sie (zufälligerweise) nicht und deshalb scharen sich heute Faschisten um das Denkmal und protestieren aus Liebe zur „westlichen Kultur“ gegen Juden, LGBT, Abtreibung und Rassenvermischung.
Es ist die Statue eines bemerkenswerten Mannes, der in einer schwierigen Zeit die – aus heutiger Sicht – genau falschen Entscheidungen traf. Was eigentlich ein guter Grund wäre für ein Mahnmal mit einer sehr ausführlichen Beschreibung der Umstände. So eins mit Seiten und Buchdeckeln drumrum vielleicht.
Es sind nicht Statuen, welche die Geschichte bewahren, sondern Bücher!
Statuen nieder zu reissen, lässt uns die Geschichte noch lange nicht vergessen, geschweige denn zerstören.
Im Gegenteil neigen Statuen eher dazu die Geschichte zu verzerren. Sie stellen die Helden als letztendliche Sieger dar.
Und Statuen reduzieren die Geschichte. Sie machen uns bloss darauf aufmerksam, dass es da mal einen Robert E. Lee gab. Was es mit ihm auf sich hatte, wird aber der Recherchefähigkeit oder der Fantasie des Betrachters überlassen.
Ist eine solche Verzerrung und Reduktion nicht viel eher eine Zerstörung der Geschichte?
Was zerstört die Geschichte wohl mehr? Keine Statue oder eine Hollywoodverfilmung der Geschichte?
Und so will ich auch mit Lauren Southerns Worten enden:
Destroy history and you will lose your sense of it,
Lose your sense of history and you’ll blindly repeat it.
Was wir um jeden Preis nicht mehr wiederholen wollen, ist der Aufstieg des Faschismus.
Dessen erster Schritt der Schutz der westlichen Kultur ist.
Für den sich die Identitären und Lauren Southern so engagiert einsetzen.
Aber seien wir ehrlich. Eigentlich geht es hier gar nicht um die Statue. Nicht denen, die verhindern wollen, dass sie abgerissen wird, denn diesen geht es um den Schutz der „westlichen Kultur“, für die Lee nicht wirklich ein Vorreiter war. Und auch nicht denen, die verhindern wollen, dass verhindert wird, dass sie abgerissen wird, denn diesen geht es darum, die Idee von der bedrohten „westlichen Kultur“ als eine faschistische blosszustellen, welches darauf ausgelegt ist die Menschenrechte auszuhebeln. Die Statue ist lediglich der Ort, wo die Kameras stehen.
Dass die katholische Kirche im finsteren Mittelalter nicht wirklich ein Lichtlein der Hoffnung war, bestreitet wohl niemand. Inzwischen nicht mal die katholische Kirche selbst.
Ob damals die A2H-Bilanz1 aber übler war als heute, dazu will sich irgendwie niemand äussern. Natürlich kann man das nicht wissen, nichtsdestotrotz richtet man als eine religiöse Institution seine Handlungen danach aus den A2H-Wert möglichst hoch zu schrauben. Und alle Empfehlungen (heute sind Befehle nicht mehr so populär) der Kirchen zielen genau darauf ab. Insofern sollten der Klerus schon eine sehr genaue Vorstellung haben, unter welchen Umständen der A2H rauf und unter welchen er runter geht.
Auf jeden Fall würde sicherlich jeder Theologe zustimmen, dass mit der Einführung des Christentums in Saudi-Arabien, die A2H-Bilanz Saudi Arabiens sicherlich steigen wird.
Da im Mittelalter die Kirche fast allmächtig war und da ihr nie etwas mehr am Herzen lag als das Seelenheil seiner Schäfchen2, sollte man doch eigentlich davon aus gehen, dass die A2H-Bilanz damals vorzüglich war.
Es ist natürlich auch gut möglich, dass die Vorstellungen darüber, was den A2H-Wert nach oben treibt, damals nicht korrekt waren. Sei es aufgrund von bedauerlichen Fehlschlüssen, einem Pakt mit dem Teufel oder kaltschnäuzigem Kalkül. So oder so sollte das eigentlich egal gewesen sein, denn im Angesicht der übermächtigen Position der Kirche sowohl in weltlicher wie auch in geistiger Hinsicht, konnte der liebe Gott es den Schäfchen unmöglich übel nehmen, wenn sie sich nach den Vorgaben der Kirche richteten, von welchen die Menschen nur annehmen konnten, dass sie die seinen waren.
Vor allem die Vorstellung, dass es kaltschnäuziges Kalkül war, fasziniert mich. Wohl wissend, dass der richtige Weg zu Gott über Friede, Freude, Eierkuchen geht, entschloss sich die Kirche ein Schreckensherrschaft zu etablieren, die mächtig genug ist, die frohe Botschaft in die ganze Welt zu tragen, sie dort zu durchzusetzen und gleichzeitig sich gegen innere wie äussere Feinde zu behaupten. Was sie die Menschen lehrten und was sie sie machen liessen, war eine Perversion des christlichen Gedankens, aber genau so brachten sie maximal viele Seelen in den Himmel, weil der Glaube an Jesus als Minimalbedingung für den Einlass in den Himmel vorhanden war und für alles andere der Klerus die Verantwortung übernahm. Eigentlich unglaublich selbstlos.
Ein Pakt mit dem Teufel ist dagegn unwahrscheinlich, weil auf diese Strategie überdurchschnittlich viele Seelen in den Himmel schwemmte3. Und bedauerliche Fehlschlüsse werden es wohl eher nicht gewesen sein, weil solche kaum langfristige Erfolge verbuchen werden. Der Erfolg des Christentum ist indessen unbestreitbar:
Aktuelle Verbreitung des Christentums
Entstanden ist das Christentum in Jerusalem und verbreitete sich von dort erst im Nahen Osten und kurz darauf über Rom im Römischen Reich. Diese Ausbreitung verdankte sich anfangs noch der Überzeugungskraft der Worte. Später dann, als das Christentum zur Staatsreligion Roms wurde, wurde mehr und mehr der Gladius zum überzeugendsten Argument fürs Christentum.
Da fragt man sich doch glatt, an wie vielen von den Orten, wo heute inbrünstig Hymnen gesungen werden, die Ureinwohner wohl „liebenswürdig“ in die christliche Gemeinschaft aufgenommen wurden?
Und genau hier liegt das Dilemma der modernen Kirchen: Auf der einen Seite verurteilen sie die Methoden der katholischen Kirche im finsteren Mittelalter, auf der anderen Seite aber beneidet man sie um ihren Erfolg. Und um ihre Fähigkeit ihren Willen kompromisslos durchzusetzen. Jeder, der es besser weiss, bedauert nicht die Möglichkeit zu haben, seine Ideen ohne lästige Kompromisse umsetzen zu können…
Der Vatikan würde die Macht – so sie ihm wieder zurück gegeben würde – natürlich nicht mehr in mittelalterlicher Manier nutzen.
(Obwohl bisher jeder, dem solche Macht gegeben wurde, sie früher oder später immer in mittelalterlicher Manier genutzt hat.)
Er würde sich auf die Kernelemente des Christentum konzentrieren: Jesus, die Nächstenliebe und das Leid. Ja das Leid! Weil durch das Leid eine besondere Nähe zu Jesus Christus erfahrbar ist. Schmerzen und Leid sind nämlich positiv zu bewerten. Das sagte Mutter Teresa. Und die muss es wissen, schliesslich ist sie eben erst heilig gesprochen worden. Und zwar genau für ihre Aufopferung für Leidende. Sowas meinte auch der Heilige Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás, der Gründer von Opus Dei, als er Hunger, Durst, Hitze, Kälte, Schmerz, Schande, Armut, Einsamkeit, Verrat, Verleumdung, Gefängnis… die wahren Schätze des Menschen auf dieser Erde nannte.
Ich frage mich, wie die Welt wohl aussehen würde, wenn man jemandem die absolute Macht gibt, der Leid als einen vielversprechenden Weg betrachtet? Würde er seinen Gegnern böswillig das Leid vorenthalten?
und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!
Markus 1,15
Wenn ü2000 Jahre nah sein soll, dann kann doch nur von geologischen Zeiträumen die Rede sein, oder? Mitnichten, die Vertreter des Junge-Erde-Kreationismus1 sind überzeugt, dass etwas bereits dann nah ist, wenn etwas anderes (ich schätze mal gleichwertiges) doppelt so weit weg ist:
(1) A&E…………………………………J………………..H
J stellt übrigens die oben zitierte Verkündung von Jesus dar. A&E steht für Adam und Eva, die gelebt haben als die Welt2 erschaffen wurde, und H symbolisiert heute, den frühest möglichen Zeitpunkt des prophezeiten Endes E. Und jeder einzelne Punkt dazwischen ist ein ganzes Jahrhundert.
J ist nach dem Verständnis der Kreationisten also nicht nur näher an H, sondern auch nah an H. Natürlich nur unter der sehr plausiblen Bedingung, dass die Welt noch bis Ende der Woche untergeht (H ≅ E). Andernfalls könnte die Sache irgendwann einmal so aussehen:
Ein Strich ist ein Jahrtausend und J zwar nicht mehr näher an E, nach dem Verständnis der Kreationisten nichtsdestotrotz aber immer noch nahe an E. Wie das sein kann? Weil Bibel!
Aber vielleicht erspart Gott seinen Anhängern ja die Schmach solchen Blödsinn noch länger glauben zu müssen und beruft bereits nächsten Donnerstag das Jüngste Gericht ein. Lassen wir daher die Geschichte der Menschheit lieber noch ein letztes mal Revue passieren. Aufs wesentliche reduziert3. In einer anschaulichen Form:
Um 7 Uhr weckte Gott Adam und Eva.
Adam und Eva toben rum. Um 12 Uhr versuchte Gott sie zu ersäufen.
Adam und Eva toben rum. Ab 13 Uhr verstehen sich Adam und Eva nicht mehr.
Adam und Eva toben trotzdem weiter rum. Um 17 Uhr ermahnte Gott Adam und Eva sich die Zähne zu putzen, weil die Schlafenszeit schon nahe sei.
Adam und Eva toben rum. Ab 21 Uhr steigt ne Party.
Die Party ufert ein bisschen aus. Um 22 Uhr werden Adam und Eva eingeschlaft.
Wenn die Eltern um 17 Uhr das Haus verlassen und die Kinder für den Rest des Abends sich selbst überlassen, dann ist es im Hinblick auf die Zahnhygiene vielleicht gar keine so schlechte Idee die Kinder sich die Zähen putzen zu lassen. Zu erwarten, dass sie es den ganzen Abend über tun und dadurch keinen Unsinn anstellen werden, halte ich jedoch für ziemlich blauäugig. Insbesondere wo die Kinder in der gleichen Zeitspanne am Morgen die Eltern dermassen zur Weissglut brachten, dass diese keine andere Lösung sahen, als das Kinderzimmer zu fluten, und sich auch am frühen Nachmittag nicht wirklich vorbildlich benommen haben.
Überhaupt frage ich mich, ob es eine gute Idee ist, solche Kinder so lange allein zu lassen…
Ob Gott tatsächlich das Haus verliess, darüber lässt sich natürlich streiten. Fest steht aber, dass er ab 17 Uhr keine öffentlichen Auftritte mehr hatte, während es diese vorher immer mal wieder gab. Er mag hie und da zu diesem oder jenem gesprochen haben, doch entspricht das eher einem kurzen Telefon-Anruf, welcher den Betroffenen zwar schon, die Umstehenden allerdings so gut wie gar nicht beeindruckte. Eine wilde Bande lässt sich damit sicher nicht zähmen.
Die Party steht übrigens für die Bevölkerungsexplosion der letzten zweihundert Jahre, die – in Anbetracht Gottes Allwissenheit – gewissermassen für diesen durchaus sichtbar auf Facebook angekündigt wurde und die Hoffnung, dass sich die Kinder stattdessen weiter die Zähne putzen werden, wie eine Schneeflocke in der Wüste schmelzen lassen sollte.
Damit will ich nicht behaupten, dass man Kindern nicht vertrauen könne. Ich denke einfach, dass sie sich das Vertrauen langsam verdienen müssen. Und ich wüsste kein Ereignis in der Bibel, wo sich die Menschheit als vertrauenswürdig und verantwortungsbewusst erwiesen hätte. Gott gehorcht haben sie eigentlich nur dann, wenn er ihnen befahl irgendein Volk auszurotten.
Nicht nur, weil Gott damals dauernd irgendwelchen Menschen erschien und ihnen allerlei Anweisungen gab.
Ich meine, es dürfte einem ziemlich schwer fallen, die Existenz Gottes zu bezweifeln, wenn er einen jeden Samstag morgen aus dem Bett klingelt, oder?
Nein, vor 2000 Jahren war es noch einfach zu glauben, weil man überall das Handeln Gottes sah:
Wenn beim Nachbarn der Blitz einschlug, dann war es klar, dass das die Strafe Gottes war.
Man wusste schliesslich, was der auf dem Kerbholz hatte, und dass es höchste Zeit war, dass er mal seine verdiente Abreibung bekam.
Was man hingegen nicht wusste, war, dass Blitze völlig natürliche und durchaus vorhersagbare Phänomene sind. (Wohlgemerkt vorhersagbar in einem naturphilosophischen Sinn und nicht in einem moralischen!)
Und was man auch nicht wusste, war, dass uns die selektive Wahrnehmung einen Streich spielen kann, wenn wir irgendwo einen Akt der Gerechtigkeit zu entdecken glauben.
Zur Illustration: Wenn sich zwei Pixel zufällig über einen nicht allzu grossen Bildschirm bewegen, dann glauben wir schnell mal zu erkennen, dass der eine dem anderen hinterher jagt. Wir interpretieren das in die Situation hinein und empfinden sogar Empathie für den Verfolgten. Wir können gar nicht anders.
Unser Gehirn wurde im Lauf der Evolution genau darauf optimiert: Muster zu erkennen – und zwar lieber mal eins zu viel als ein zu wenig.
Das heisst, dass wenn ein Blitz ins Nachbarshaus einschlägt, dann hat das nichts damit zu tun, dass dieser eine Woche zuvor meine Katze überfahren hat. Und doch werde ich ein freudiges Gefühl der Genugtuung verspüren. Daran ändert auch nichts, dass ich ganz genau weiss, dass der Blitz den vermeintlichen, karmischen Ausgleich auch dann vollzogen hätte, wenn es jede beliebige andere Person erwischt hätte. Weil ich je nach dem, ob ich der Person was Gutes oder Übles wünsche, nach Guten oder Üblem als Folge des Blitzes Ausschau gehalten hätte. Und irgendwas hätte sich schon finden lassen. Garantiert!
Es gibt also offensichtlich keinen Ort auf der Welt, wo ein Blitz einschlagen könnte, wo er unserem spontanen Instinkt nach nicht etwas zum Guten wenden wird. Wenn das mal kein Beweis für die Liebe Gottes ist…
(Theoretisch wäre natürlich auch möglich, nach Folgen Ausschau zu halten, die das karmischen Ungleichgewicht verstärken und damit die Verschlagenheit des transzendenten Widersachers belegen, doch aus einem unergründlichen Grund zieht man es offenbar vor, diese Variante nur auf Ereignisse zu beschränken, wo Menschen die Finger im Spiel hatten.)
Heute wissen wir, dass wir für eine richtige Einschätzung dessen, ob etwas eine Strafe oder Belohnung ist, dem Ort, wo der Blitz eingeschlagen ist, alle anderen Orte entgegen stellen müssen, wo er genauso gut hätte einschlagen und mindestens genauso viel Gutes hätte verursachen können. Wir wissen, dass der Umstand, dass sich ein Ereignis ereignet, dessen Wahrscheinlichkeit sich ereignen zu können in keinster Weise beeinflusst.
Doch obwohl wir all das heute wissen, leitet uns unser Gefühl trotzdem immer mal wieder in die Irre!
Wohin musste einen das Gefühl erst geführt haben, als man all das noch nicht wusste?
Wenn etwas aussieht, als ob jemand dahinter steckt, man aber keinen blassen Schimmer hat, wie es tatsächlich funktionieren könnte, wie soll man da auf die Idee kommen, dass da doch niemand dahinter steckt?
Ausgeschlossen ist es nicht.
Eine sorgfältige Statistik beispielsweise würde keine Muster erkennen lassen, die man eigentlich erwarten müsste, wenn wirklich jemand dahinter stecken würde.
Oder man könnte auch die Überzeugung auf die Probe stellen, indem man die Lehre, die man aus der vermeintlichen Strafe gezogen hat, umgekehrt umsetzt und das nächste Gewitter abwartet.
Wie gesagt, vor 2000 Jahren war es noch einfach zu glauben.
Man konnte Gott sogar auf die Probe stellen: Man betete mal provokativ zu einem anderen Gott und prompt jagte der einzig wahre Gott einem den Mossad auf den Hals. Oder man konnte das auserwählte Volk in eine ausweglose Situation bringen, aus der Gott es dann mit einem Wunder wieder herausführte.
Heute geht das nicht mehr.
Okay, manche Christen sagen, man könne Gott auch heute noch auf die Probe stellen. Man müsse es sogar. Man müsse sich ihm bloss anvertrauen und man würde die Antwort erkennen.
Erinnert mich an die Sache mit dem Blitz. Bei einem Test sagt man das Ergebnis voraus und schaut, ob es dann auch so rauskommt. Hier schaut man sich die Ergebnisse an und überlegt sich, welches davon den Test beantwortet.
Erinnert mich an Bad Pharma… #AllTrials
Eigentlich lustig, dass fundamentale Gläubige sich lieber von der Intuition leiten lassen, die ein Produkt der Evolution ist, und sich gegen die Vernunft auflehnen, die in gewisser Weise die Evolution überwunden hat.
Dass der Erfolg der Wissenschaft sich auch gewissen Aspekten des christlichen Gedankenwelt verdankt, will ich gar nicht bestreiten. Persönlich würde ich es zwar eher so formulieren, dass das christliche Establishment die Wissenschaft aufgrund verschiedener Faktoren in Europa ab einem gewissen Zeitpunkt weniger behinderte als andere Religionen in anderen Weltregionen, aber sei’s drum.
Was ich jedoch bezeichnend finde, ist, dass genau die Christen, welche der katholischen Kirche die Zugehörigkeit zum Christentum absprechen, weil diese sich offenbar nicht genug an der Bibel orientierte, es auch sind, welche die Evolutionstheorie nicht akzeptieren wollen. Und mit ihr auch alle anderen Theorien, die im Widerspruch zu ihrer Interpretation der Bibel zu stehen scheinen.
Insofern fragt man sich, wodurch die „richtigen“ Christen denn glauben sich von der „falschen“ in der katholischen Kirche zu unterscheiden, wenn diese genauso wie jene die Möglichkeit ablehnen, aus den eigenen Fehlern zu lernen? Die Wissenschaft ist schliesslich nichts anderes als der Wille Irrtümer einzugestehen und – egal wie sehr sie einem ans Herz gewachsen sind – aufzugeben. Und die Möglichkeit, dass es anders auch besser sein könnte.
Während die katholische Kirche – aus welchen Gründen auch immer – ihre Phobie vor der Wissenschaft irgendwann mal ablegte und damit das Mittelalter verliess, beharren die „richtigen“ Christen aber weiterhin auf der Hoheit der heiligen Schrift über den Erkenntnissen der Wissenschaft – wobei sie die heilige Schrift mit ihrer Interpretation der heiligen Schrift gleichsetzen und offenbar nicht realisieren, dass es auch noch ganz andere Interpretationen gibt, die genauso plausibel sind wie ihre.
Wenn also in der Bibel steht, dass 2 + 2 = 5 ist, dann würden sie es glauben, es als wahr akzeptieren und ihr bestes tun es zu verstehen versuchen – und wenn es beim besten Willen einfach keinen Sinn macht – dann sei’s drum, sie werden nicht dran zweifeln und mit den Konsequenzen, die sich im Alltag daraus ergeben, eben leben.
Die „richtigen“ Christen werfen den Katholiken so manches vor. Darunter das „Mittelalterliche Wissenschaftsloch“ für seine Winzigkeit.
Als Mitte September 490 vor unserer Zeitrechnung der Bote, der später Pheidippides genannt werden sollte, von Marathon nach Athen rannte, wird er wohl schon vor allem den Strassen gefolgt sein, doch wo er eine Abkürzung kannte, wird er sicher die genommen haben. Und er wird sicherlich auch Bogen um Menschenaufläufe und über Hühner gemacht haben.
Hält man dann das Andenken dieses Läufers wirklich hoch, wenn man Massen von Menschen eine abgemessene und abgesteckte Strecke laufen lässt?
Die offizielle Marathon-Distanz ist 42.195 km. Vom Camping in Marathon bis zum Areopag sind es – wenn man die Schleichwege kennt – etwa 36.3 km. Wie oft, glaubt das olympische Komitee, hat sich Pheidippides unterwegs wohl verlaufen?
Nein, so geht das nicht!
Ich fordere neue Regeln, welche Pheidippides Leistung wirklich in Ehren halten.
Ich fordere, dass der Streckenverlauf frei wählbar ist. Ich fordere, dass keine Massnahmen ergriffen werden, die unbeteiligte Menschenaufläufe und Hühner in ihrer Bewegungsfreiheit behindern. Und ich fordere, dass die Läufer nackt sind.
Die einzige wirkliche Einschränkung soll sein, dass die ganze Strecke zu Fuss zurückgelegt werden muss – auch wenn Pheidippides sicherlich den Bus genommen hätte, wenn gerade einer gefahren wäre – andernfalls hätte er sich damit wohl ein Menge Ärger mit seinen Vorgesetzten eingehandelt1.
Und ich schlage vor, dass man den Marathon in Pflicht und Kür ablegen kann.
Bei der Pflicht stehen Start, Ziel und Startzeit fest und die Läufer müssen in kürzester Zeit vom einen Punkt zum anderen hetzen.
Bei der Kür stehen dagegen nur Streckenlänge und Startzeit fest. Alles andere ist dem Läufer überlassen. Der Lauf wird jedoch mittels GPS überwacht, wobei es dem Veranstalter freigestellt ist, gewisse Bedingungen an das Gefälle der Strecke festzulegen.
Das ist ein echter Marathon!
Alles andere ist eine lausige Travestie!
Die Legende sagt, er sei am Ziel tot zusammengebrochen2. Vielleicht war es nicht vor Erschöpfung sondern zur Strafe, weil er den Bus nicht genommen hat und so wertvolle Zeit vertrödelt hat.
Das tat Pheidippides womöglich wirklich, doch nicht im Areopag, sondern in Sparta (ca. 246 km weiter), wohin er tatsächlich gelaufen ist. Und zwar nicht nach der Schlacht um den Sieg zu verkünden, sondern vor der Schlacht um militärische Hilfe zu erbitten.
As a historian, I confess to a certain amusement when I hear the Judeo-Christian tradition praised as the source of our concern for human rights. In fact, the great religious ages were notable for their indifference to human rights in the contemporary sense. They were notorious not only for acquiescence in poverty, inequality, exploitation and oppression but for enthusiastic justifications of slavery, persecution, abandonment of small children, torture, genocide.
Arthur Schlesinger Jr. in „The Opening of the American Mind“
Gott desinfiziert sie
und fängt mit Noahs Familie nochmals von vorne an.
Die Juden verbringen gut 400 Jahre in der ägyptischen Sklaverei.
Die Juden fliehen aus Ägypten und irren 40 Jahre durch die Wüste.
Gott sagt den Menschen, dass Morden doof ist.
.
Gott erklärt den Menschen erst ca. 2700 Jahre nachdem er die Welt erschaffen hat und sie zwischendurch ersäuft, sprachverwirrt und mit Fröschen beworfen hat, dass man nicht lügen, stehlen und morden soll?
. . .
Kommt nur mir das seltsam vor?
Erst erschafft Gott den Adam und sagt ihm, er solle die Finger vom Apfel lassen. Später erschafft er Eva.
Erst verwirrt Gott die Sprachen der Menschen. Später erklärt er einem unbedeutenden Hirtenvolk, was geboten ist.
Erkennt ihr das System?
Wenn ein Land was wirklich übles angestellt hat, was muss es tun, damit man ihm das nicht mehr vorwerfen kann?
Wenn eine Firma was wirklich übles angestellt hat, was muss sie tun, damit man ihr das nicht mehr vorwerfen kann?
Wenn eine Familie was wirklich übles angestellt hat, was muss sie tun, damit man ihr das nicht mehr vorwerfen kann?
Der materielle Schaden ist in der Regel relativ schnell behoben, was jedoch viel schwerer wiegt, ist die Enttäuschung darüber, dass die Mechanismen, die dies hätten verhindern müssen, nicht angesprungen sind. Und es ist nicht leicht, das Vertrauen wiederherzustellen, dass die Mechanismen das nächste Mal – auch wenn die Konstellation etwas anders sein wird – doch funktionieren werden.
Das braucht Zeit, doch noch wichtiger ist, dass man sich und allen anderen eingesteht, dass die Mechanismen tatsächlich versagt haben, obschon sie eigentlich hätten funktionieren sollen. Und natürlich sollte man die Mechanismen auch irgendwie flicken.
Andernfalls besteht ja kein Grund anzunehmen, dass das nächste mal bei einer ähnlichen Konstellation nicht nochmals genau das gleiche passiert.
Die Sache einfach aussitzen und ein paar Generationen später sich damit rausreden zu wollen, dass die Übeltäter ja schon längst nicht mehr da sind, funktioniert deshalb auch nicht.
Der Vorwurf hört also dann auf, wenn man die anderen davon überzeugen kann, dass etwas in der Art nie wieder passieren kann.
Bei Familien ist es relativ einfach, denn allein schon das Schuldeingeständnis sollte eigentlich schon einen Gesinnungswandel bewirken, der es idealerweise verunmöglichen sollte, dass das Gedankengut, welches damals zu den üblen Verwicklungen geführt hat, weiter vertreten wird.
Bei Firmen ist es etwas schwieriger, denn Übles muss nicht notwendigerweise gesetzeswidrig sein. Und wenn man sagt, man werde in Zukunft gesetzliche Schlupflöcher zugunsten höherer Prinzipien ignorieren, so muss das einem erst mal geglaubt werden.
Und bei Staaten ist es am schwierigsten, denn sie können selbst bestimmen, was gesetzeswidrig ist und was nicht. Und da die Gesetze nicht in Stein gemeisselt sind, kann man nur versuchen eine Kultur zu pflegen, die jeden Verdacht zerstreut.
Es gibt Staaten, die haben ein paar sehr, sehr dunkle Kapitel in ihrer Geschichte.
Und auch Firmen haben ihre fragwürdige Vergangenheit.
Doch verglichen mit dem Dreck, den die katholische Kirche im Laufe der Zeit an ihrem Stecken hängen geblieben ist, verblasst alles andere.
Es ist unglaublich, was für Intriganten in der Kirche das Sagen hatten.
Doch was wurde getan, damit sowohl Intriganten als auch Intrigen in Zukunft aussen vor bleiben?
Keine Ahnung. Und genau das ist das Problem!
Weder hat man das Gefühl, diese Leute würden heute öffentlich mit der angemessenen Schmach überhäuft, noch sieht man grosse Anstrengungen Prozesse einzuführen, die die Intrigen effektiv verhindern helfen sollen.
Alles was man sieht, ist, dass die Kirche gezwungen durch ihren Machtverlust Schritt um Schritt von ihren fragwürdigen Positionen zurückweicht. Nach Eigeninitiative mutet es aber ganz und gar nicht an.
Wie kann man da guten Gewissens noch dieser Organisation angehören?
Ich sage ja nicht, dass die Grundidee schlecht wäre (nun ja, eigentlich sag ich das schon, aber das tut hier nichts zur Sache), ich sage nur, dass einige CEO wirklich schlecht waren und ich nicht überzeugt davon bin, dass es Mechanismen gibt, die es solchen Leuten und Ansichten verunmöglichen nochmals an den Hebel zu kommen.
Mir fehlt, dass die Kirche wegen ihrer Fehler in der Vergangenheit zu Kreuze kriecht.
Sie betont zwar furchtbar gern, dass wir alle Sünder sind, doch von ihrer Vergangenheit distanziert sie sich nicht deutlich genug.
Wenn in den Statuten etwas steht, dass man so interpretieren kann, dass eine gewisse Sache übel ist, und man dies auch lange genau so propagiert hat, dann reicht es nicht lediglich eine andere Interpretationsart anzubieten. Denn es gibt keinen Grund, wieso man die Auslegung nicht nochmals ändern sollte. Um glaubhaft zu sein, muss man die Statuten ändern.
Klar kann man Statuten jederzeit ändern, doch es geht hier ja darum das Vertrauen wieder herzustellen. Und da entsprich eine Statutenänderung einer Reparatur, während eine andere Interpretationsart einfach eine andere Frisur darstellt.
Wenn die Ethik entsprechend dem humanistischen Ideal stets eine ausgehandelte ist, dann ist sie beliebig.
Dann wäre auch, wenn die Nazis den 2. Weltkrieg gewonnen hätten, der Genozid an den Juden ethisch gerechtfertigt.
Nicht notwendigerweise, denn man kann auch die Taten des Siegers für ethisch falsch halten, selbst wenn sie ein notwendige Voraussetzung für den Sieg gewesen sein mögen.
So erkenne ich auch durchaus den Benefit von gewissen unethischen Studien, dennoch lehne ich es dennoch ab, solche durchzuführen, selbst wenn dies mit den Kosten verbunden ist, dass man den Benefit später oder gar nicht erhält und entsprechend viele Menschen darunter leiden werden.
Aber vielleicht ist die Propagandamaschinerie tatsächlich stark genug und die Überzeugung, dass der Genozid richtig und wünschenswert war, hätte sich wirklich durchgesetzt.
Auch hier mangelt es nicht an Beispielen. So werden die gottbefohlenen Säuberungsaktionen an Hetitern, Girgaschitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern im alten Testament von den christlichen Apologeten als moralisch richtig verteidigt.
Dem Humanismus bleibt hier aber zumindest die Chance, später noch seine Meinung zu ändern. Diese Möglichkeit wird den dogmatischen Wertesystemen aber wohl für immer verwehrt bleiben.
Ich habe gestern abend den Film Agora mit Rachel Weisz über Hypatia gesehen und dort einige fragwürdige Details über den später heilig gesprochenen Kyrill von Alexandria erfahren.
Klar wurde der Charakter von Kyrill für den Film dramaturgisch aufgemotzt, doch bleibt die Frage, ob unter den Heerscharen von Heiligen (laut dem Martyrologium Romanum gibt es mehr als 6’650 Heilige und Seelige) nicht auch ein paar Ärsche zu finden sein werden?
Wäre es nicht angebracht, deren Heiligsprechung zu annullieren?
Sie mögen aus der Sicht der Kirche ja viel für das Christentum getan haben, doch die Frage ist zu welchem Preis?
Kriegsverbrecher sollten schliesslich auch dann verurteilt gehören, wenn man ihren Verbrechen den Sieg verdankt.
Im Garten Eden gab es keinen Tod. Und wenn man davon ausgeht, dass mit dem Sündenfall die Sexualität kam, dann auch keine Fortpflanzung.
„Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen:
Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.“ (Gen 1:28)
Doch wie soll das gehen?
Wie sollen sich Adam und Eva mehren und die Erde füllen ohne miteinander zu poppen?
Okay, dann hat es die Fortpflanzung eben doch gegeben im Garten Eden. Warum sonst hätte Gott sonst von allen Tieren zwei verschiedenen Geschlechts erschaffen? Wenn die Fortpflanzung nicht vorgesehen war, dann wären auch die geschlechtliche Differenz nicht nötig gewesen und der Gefährte Adams hätte nicht notwenigerweise eine Frau zu sein brauchen – Männer verstehen sich ja auch untereinander zu unterhalten … wenn nicht sogar viel besser.
Und mal abgesehen davon gab es da ja überall Früchte, von denen sich alle Menschen und Tiere ernährten. Früchte, die Teil der Reproduktionszyklus sind.
Aber den Tod gab es nicht, soviel steht mal fest, oder? Jap, bloss mal abgesehen von dem, was die Pflanzen ereilte, die im Früchtestadium verzehrt wurden. Pfff, aber was ist schon der Tod einer Pflanze? Die leidet ja nicht, oder?
Wie dem auch sei, Fakt ist, dass zumindest Menschen und Tiere nicht starben. Es kann ja nicht für alle ein Paradies gewesen sein. Doch wenn sich die Tiere und Menschen getreu Gottes Anweisung munter gemehrt hätten ohne je den Nachfahren durch das eigene Ableben Platz zu machen, dann wäre selbst bei der moderatesten Reproduktionsrate früher oder später der Garten Eden aus allen Nähten geplatzt. Davon, dass es bald mal nichts mehr zu futtern gab, ganz zu schweigen.
Was passiert mit Tieren und Menschen im Paradies, die nichts zu essen kriegen? Verhungern können sie ja nicht. Ob das aber auf die Stimmung schlägt? Und wenn man bis in alle Ewigkeit eingepfercht wie in einer Sardinenbüchse dahinvegetieren muss, hat auch das keinen Einfluss aufs Gemüt? Wird man erst stinkig, wenn man von der Frucht der Erkenntnis gegessen hat?
In dem Fall verstehe ich, wieso Gott es Adam und Eva vorsorglich verbot, von dieser zu kosten.
Die Streifen vom Tiger dienen der Tarnung. Wozu war das gut im Garten Eden? Wäre das nicht ein ungerechter Vorteil beim Versteckspielen? Aber vielleicht veränderten sich die Tiere ja beim Auszug aus dem Paradies. Und die Streifen, Krallen und die scharfen Zähne entwickelten erst an der Pforte… Genauso wie die Hörner, das Wehrsekret von Stinktieren und die etwas eklige Eigenschaft gewisser Tiere den Tod anderer Arten für die eigene Fortpflanzung zu nutzen.
Wie sahen dann aber Adam und Eva im Paradies aus? Wenn die Geburt erst nach der Vertreibung schmerzhaft wurde, was ja eine Folge des Missverhältnisses zwischen Kopfgrösse und Geburtskanal ist, dann muss das Verhältnis vorher ein anderes gewesen sein. Entweder ein kleinerer Kopf (bei Adam und Eva) oder ein breiteres Becken (zumindest bei Eva).