Ein fröhliches Bus-Tagebuch I

In den argentinischen Bussen werden zum Zeitvertreib der Passagiere DVDs gezeigt, schliesslich lämpern sich da schnell mal 17 Stunden für eine Reise zusammen. Und wie es scheint, wird auf die des Catalanischen nicht mächtigen Personen dadurch Rücksicht genommen, dass die Filme stets im englichen Original mit spanischen Untertiteln gezeigt werden. Das ist nett, doch da die Busse nicht immer leise sind, oder wenn sie es doch sind, die Lautsprecher nicht funktionieren, nützt einem auch die original Tonspur nichts.
Und die Filme sind ausgesucht doof.
Ist das ausgleichende Gerechtigkeit?

Viel wichtiger als schlechte amerikanische Filme ist das Essen. Es ist eine Hommage an den Flugzeugfrass. Erst kriegt man den gekühlten Untersatz mit dem Brötchen und dem Dessert und dann, wenn man schon genüsslich am Dessert ist, kommt der heisse Teil im Alu-Becher. Der Höhepunkt aber war die Rullade – ihr kennt sie doch, mit Marmelade in diesem süssen Rundherum. Tja, hier war die Füllung Thunfisch.
Auch hier stellt sich die Frage, ob es ausgleichende Gerechtigkeit ist?

Mein schuhakustisches Tagebuch III

Jetzt, wo meine Wanderschuhe nun aber so leise sind, weiss ich gar nicht mehr wo meine Füsse stehen, geschweige denn wo ich selbst mich befinde. Offenbar habe ich das Empfangen der akustischen Signale insgeheim in mein Wahrnehmungssystem mit eingebaut und zu nutzen gelernt. Meine Wanderschuhe waren demzufolge ein Sprungbrett für einen nächsten Evolutionsschritt und ich habe mir ein Paar neuer gekauft. Ob man diese wieder zurückgeben kann mit der Begründung, man könne der Evolution schliesslich nicht im Wege stehen?

Mein schuhakustisches Tagebuch II

Die Quitschemissionen meiner Wanderschuhe erreichten mittlerweile eine Pegel, der selbst die Geräuschkulisse der Langstrasse in den Schatten stellt. Ich entschloss mich daher auf psychologische Kriegsführung zurückzugreifen und mit ihnen neue, leise Wanderschuhe anschauen zu gehen. Das quengelnde Quietschen verschwand zwar erwartungsgemäss, doch leider stellte sich stattdessen ein plumpes Pfeifen ein, mit dem meine Wandergaloschen dem anderen Schuhwerk auf die Pelle rückten.
Also kaufte ich mir ein neues Paar! Doch die Rache folgte auf den Fuss: Ich habe schon die ersten Blasen. Nicht jedoch an den Fersen, sondern an den Fingern vom Zubinden. Und als ob das nicht schon reichen würde, verpasste ich deswegen heute sogar noch den Zug.

Quadratur des Kreises

Eine Person, die ich nicht näher beschreiben möchte, fand im Tiefkühler ein Coldpack, welches für gewöhnlich zum Kühlen von Schwellungen verwendet wird, und dachte in seiner eigenen unvergleichlichen Art, es handle sich um ein herausnehmbares Brustimplantat.
Das wirft ein paar essentielle Fragen auf:

  • Warum sind die Implantate quadratisch?
  • Wie funktionieren harausnehmbare Implantate? Mit Reisverschluss, Klettverschluss oder Druckknöpfen?
  • Wieso sollte sich eine Frau ihre Brustimplantate kühlen? Hat es vielleicht etwas mit dem Aggregatszustand der Brustwarzen zu tun?
  • Gibt es irgend etwas das man nicht mit Brüsten in Zusammenhang bringen kann?

Schäre

Beim Zocken bin ich stets der Barbar, der muskelbepackte Berg, der mit brachialer Gewalt alles niedermäht, der Hüne, der sich weigert an Zauberei zu glauben, der Schwertkämpfer, für den Pfeil und Bogen nur was für kleine Mädchen ist und Taktik was für Feiglinge, eben einfach ein richtiger MANN.
Und nun geriet ich heute in eine Situation, in der ich das Schwert stecken lassen musste und mich statt dessen im Schäre-Stei-Papier beweisen sollte. Natürlich war Stei die einzig denkbare Option. Doch Halt, bin ich wirklich der Barbar? Ich ging also in mich, erforschte mein Wesen und erkannte, dass nicht der Stei des Sisyphus mein Schicksal ist (und schon gar nicht die Tabula rasa), sondern vielmehr Ockhams Rasiermesser. Also nahm ich die Schär und siegte.

Der Wahre Krieger ficht die Schlacht in seinem Innern und ordnet die Welt nach seinem Abbild.

Die Apokalypse trägt Stützstrüpfe

Und wieder einmal wurde ich Zeuge eines kleinen Zwischenfalls, der nur schwer keine Hintergedanken aufkommen lässt. Da kommt also diese junge Frau die Treppe runter. Der Ausschnitt tief, der Rock kurz, die Hacken hoch und die Stiefel noch viel mehr.
Nun macht ihr ein junger Mann ein Kompliment, dass sie zu Fuss geht und nicht etwa den Lift genommen habe, worauf sie antwortet, dass sie etwas Bewegung brauche, schliesslich sitze sie sonst den ganzen Tag nur rum und, wer weiss, womöglich müsste sie andernfalls noch Stützstrümpfe tragen.
Ob es einen Zusammenhang zwischen dem exzessiven Tragen von High Heels und dem späteren von Stützstrümpfen gibt, weiss ich nicht, was mir aber in diesem speziellen Fall sehr wohl aufgefallen ist, ist, dass die junge Dame die Treppe nicht etwa nur der Bewegung wegen nutzte, sondern offensichtlich auch um das solcherart beschuht elegante Herunterschweben zu üben.
Das Sahnehäubchen dieser Szene war aber der glänzende Blick des jungen Mannes. Ich bin ich mir nicht ganz sicher, ob er nicht statt Stütz- womöglich Netzstrümpfe verstanden hat.

Mobile Rosenkränze

Ich versuche noch immer irgendwie zu akzeptieren, dass ich nun ein Handy habe und damit den Evolutionsschritt zum Homo mobilis vollzogen habe. Das ist beileibe nicht einfach. Und schon sehe ich mich genötigt, meinem Handy zu Weihnachten was Nettes zu schenken. Ein stylischen Handykettchen zum Beispiel.
Ich werde jedoch den Verdacht nicht los, dass dieses Dinge mehr machen als nur zu blinken, wenn das Handy klingelt. Die Ähnlichkeit zu einem Rosenkranz ist unverkennbar und auch das Ausmass an Blödsinn, den man die Leute reden hört kommt einem verdächtig vertraut vor… Kann man sich vor elektrischen Mantras irgendwie schützen?

Führungsqualitäten

Heute habe ich Führungsqualitäten gezeigt. Auf die Frage hin, bis wann irgendetwas fertig sein würde, nannte ich gleichermassen bestimmt wie ahnungslos ein konkretes Datum. Daran wäre an sich noch nichts Besonderes, wenn die Person, welche mir die Frage gestellt hat, nicht gleichermassen beruhigt wie wohlwissend, dass ich keine Ahnung habe, gewesen wäre.
Mir deswegen aber gleich eine Führungsposition anzubieten, wäre nichtsdestotrotz übereilt.

Knutschkrebs

Folgendes spielte sich im Zug unmittelbar mir gegenüber ab.

Sie versucht ihm einen Knutschfleck auf den Hals zu machen.
Er wehrt sich: „Nein, nicht.“
„Dooooch.“
„Nein, bitte nicht.“
„Wiesooo nicht? Schämst du dich etwa für mich?“
„Nein, es ist ungesund.“
„Was ungesund?“
„Es verursacht Krebs.“
„Du rauchst. Davon kriegt man Krebs. Warum machst du dir jetzt sorgen wegen diesem Krebs?“
„Ej, ich bin 20, nicht 15.“
„Und?“
„Du bist 16.“
Das scheint sie zu überzeugen und so wirfst sie sich ihm an den Hals.
„Nicht beissen, bitte.“

Er hat schon recht mit dem Knutschkrebs, bloss ist das eher eine Gefahr für Mädchen.

Habe die Ehre!
gezeichnet, der Knutschkrebs

Stell dir vor es ist Pantomime und keiner schaut hin

Am HB, eine Gruppe von Teenies mit weissen Masken bewegen sich im Zeitlupentempo. Es ist halb Sieben, alle wollen nach hause und keiner schaut zu.
Nichts übertrifft den jugendlichen Enthusiasmus für Kunst und nichts ist stärker als die ebenso jugendliche Überzeugung Kunst zu verstehen, Kunst zu tun und Kunst zu sein. In diesem Alter glaubten wir noch, dass sie etwas bedeutet, etwas bewegt. Heute ist es nur noch ein Transportmittel, das unser Ego, unser Geld und unseren Sinn für Ästhetik irgendwohin bringt, wie der Zug, auf den die Leute eilen und der den Reisenden keine Zeit lässt die Pantomime und deren Bedeutung für die Welt zu entdecken.

Die Hölle der Architekten

Es heisst, die Hölle der Architekten bestünde aus ihren eigenen Kreationen.
Ich hatte heute das Vergnügen mit einer Meute von diesen im Bus zu fahren. Und ich muss schon sagen, dass es schon was für sich hat, dass man ihnen nicht zu viel Leine lässt. Jedes zweite Haus, an dem wir vorüber fuhren, wollten sie durch was anderes ersetzen.

Quittenschnaps III

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass ich die Theorie, dass Quitten auf Bäumen wachsen, vehement ablehne. Ironie des Schicksals, dass nun direkt gegenüber meinem Fenster ein Quittenbaum steht. Hinzugehen und die Sache in einer adäquaten Weise zu untersuchen, resp. zu fällen, erweist sich indessen als fast unmöglich, da besagter Baum auf einer Wiese steht, die von blutrünstigen Schafen bevölkert wird.

Der Evolution auf den Sprung geholfen

Die Evolution verfolgt keine Ziele, sie variiert einfach die Möglichkeiten. Nun ja und vielleicht variiert sie mal die Möglichkeit des Lesens und lässt sich inspirieren durch diesen Beitrag im DisOrganizer.
Stell dir vor die Seesterne verändern sich dergestallt, dass sie unverwechselbar wie Tomatenkelche aussehen. Dann können sie sich gemütlich auf eine Tomate setzen, diese genüsslich ausschlürfen und keiner schöpft verdacht. Clever diese Natur, nicht wahr?

Diese Cherrytomate wurde grosszügig zur Verfügung gestellt von Kolanda. Und gierig verschlungen von mir. Es wurden keine Tomatenkelche verletzt.