Suche Crew für mein Generationenschiff

Hier mein Problem: Ich möchte Kepler-186f besuchen. Ich habe auch schon ein Generationenschiff, doch mir fehlt noch die Besatzung. Und ich grüble jetzt darüber nach, wie ich diese zusammen kriege.

Ich könnte natürlich ein Inserat aufgeben. Ähnlich jenem, mit dem Ernest Shackelton 1914 Mitglieder für seine Antarktisexpedition suchte:


Es werden Männer gesucht für eine gefährliche Reise. Kleines Gehalt, bittere Kälte, lange Monate in kompletter Dunkelheit, dauernd in Gefahr, sichere Heimkehr zweifelhaft. Ehre und Anerkennung im Fall der Rückkehr.


Jeff Albertson

Doch ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich damit die richtigen Leute ansprechen würden… Ich meine, es sollen Trekkies werden und nicht unbedingt schon welche sein…

Er hatte Glück. Das schon. Unter den 5000 Bewerbern fand er tatsächlich 27 brauchbare Männer. (Die übrigens nicht nur Kälteresistenz und handwerkliches Geschick, sondern auch eine gute Singstimme mitbringen mussten!)
Mir ist allerdings nicht bekannt, wie viele Expeditionen, die mit einer ähnlichen Annonce gestartet sind, am Ende kein so glückliches Ende nahmen. Diese Methode braucht also nicht zwangsläufig gut zu sein. Und vielleicht sogar erst recht nicht dann, wenn man nicht nur die Skills der Besatzung braucht, sonder auch die von deren Kindern und Kindeskindern.
Andererseits könnte der Umstand, dass man auch die nächsten Generationen braucht, die Sache auch vereinfachen, weil ich schliesslich die Besatzungsmitglieder aller Generationen gleich behandeln muss. Und da die der nächsten Generationen nicht gefragt werden (können), ob sie mitmachen wollen, es nur fair ist, wenn auch die der ersten Generation nicht gefragt werden.
Das bedeutet, dass ich mir die Kosten für die Annonce und die Bewerbungsgespräche sparen und direkt zur Vertragsunterzeichung in contumaciam (sprich Abduktion1) schreiten kann.

Gut möglich, dass die Besatzung in Folge dessen etwas angepisst sein wird. Doch lieber eine angepisste, fähige Crew als eine enthusiastische, aber völlig inkompetente.

Ein wichtiges Kriterium sollte daher sein, dass die Crewmitglieder nicht nachtragend sind. Welche anderen Fähigkeiten und Eigenschaften sonst noch nützlich sein könnten, darüber tappe ich leider noch ein bisschen im Dunkeln.

Tricia Helfer

Ich dachte kurz daran eine Casting-Firma mit der Suche nach geeigneten Kandidaten zu betrauen. Die hätten mir aber wahrscheinlich Tricia Helfer vorgeschlagen, weil die in Ascension und Battlestar Galactica bereits Erfahrungen auf sowas wie Generationenschiffen sammeln konnte. Nichts gegen Tricia Helfer, auch bei mir steht sie hoch oben auf der Favoriten-Liste, doch da sie bei der Casting-Firma das Ergebnis von Typecasting gewesen wäre, wäre sie als eine der Bösen angeheuert worden. Und Böse wollen wir auf unserem Schiff lieber keine haben. Auch dann nicht, wenn sie wie Tricia Helfer aussehen. Sogar ganz besonders dann nicht.

Was also muss ich von meiner Crew erwarten?

Technisches Know how und handwerkliches Geschick sind sicher nett, aber in diesem Fall nicht unumgänglich. Das Raumschiff fliegt sich schliesslich mehr oder weniger von selbst. Es brauchen keine Sonnensegel gesetzt und wieder eingeholt zu werden und die Chancen, in was rein zu donnern, sind im interstellaren Raum verschwindend klein – wobei (näher betrachtet) genau das in gewisser Weise ja das erklärte Ziel der Mission ist…

Es sieht so aus, als brauche es nichts weiter als einer Gruppe von Leuten, die es miteinander aushalten und sich (und ganz besonders mir) nicht irgendwann an die Gurgel gehen.

Vielleicht sollte ich mich daher weniger auf die „Nützlichkeit“ auf dem Schiff konzentrieren und mehr auf das, wofür sie dann später gebraucht werden?

Was will ich eigentlich auf Kepler-186f?
Ich will es besuchen.
Vielleicht ein paar Fotos machen.
Die lokalen Spezialitäten probieren.

Wir werden Touristen sein!

Ich muss also optimale Touristen (respektive deren Vorfahren) mitnehmen.

Da wir nicht wissen, was genau uns dort erwartet, sollten wir sicherheitshalber lieber Touristen des Typs Abenteuerer sein. Auch wenn das vielleicht auf den ersten Blick nicht so aussehen wird, schliesslich entsteigen wir dort alle gemeinsam einem Ding, dass so ziemlich jedes Kriterium eines Kreuzfahrtschiffes erfüllt.

Nein!
Nicht Kreuzfahrerschiff!!
Kreuzfahrtschiff!!!

Meine Crew soll also Kondition2, einen guten Orientierungssinn3, ein Gespür für Kommunikation 4, einen robusten Magen5 und eine lange Hose6 besitzen.
Für weitere Modifikationen, sei es nun im Aussehen oder beim Metabolismus, nehmen wir CRISPR mit. Es sollte also auch die Bereitschaft vorhanden sein, sich neue Körperteile zuzulegen.

Die soziale Struktur

Und last but definitely not least: Braucht es eine Hierarchie an Bord meines Generationenschiffs?
Braucht es einen Kapitän?

Wie wir schon gesehen haben, ist da nichts im Weg, dem man ausweichen müsste. Und wenn da doch mal was wäre, dem man besser ausweichen sollte, dann ist da mehr als genug Platz um das zu tun. Dafür braucht es keinen Kapitän. Das kriegt auch ein lausiger Autopilot hin. Und der kann auch den Start und später den Tempomaten und die Navigation übernehmen.

Überhaupt scheint mir, dass es einen Kapitän nur braucht, wenn Entscheidungen getroffen werden, deren Konsequenzen (noch) nicht absehbar sind. Wenn die aber bekannt sind und man sich einig ist, welche man bevorzugt, dann weiss jeder, was zu tun ist.
Das heisst, je berechenbarer die Welt umso weniger brauchts nen Chef.

Das allereinzigste Unberechenbare auf unserer Reise Richtung Sternbild Cygnus wird die Liebe sein!
Und so wünschenswert es auch wäre, wenn sich Liebesangelegenheiten mit einem Machtwort regeln liessen, so funktioniert die Liebe leider nicht.

Für den Flug braucht es also keinen Kapitän.
Und vor Ort?
Wir … sind … keine … Armee … AUSRUFEZEICHEN
Wir sind TOURISTEN!

Okay, Touristen sind kein Zivilisten. In Massen können sie einer Kultur Schaden zufügen, der traditionell eigentlich Armeen vorbehalten sein sollte7, doch ich bezweifle, dass wir die kritische Masse erreichen werden, welche für sowas nötig ist, selbst auf Kepler-186f.

Und ›Tourist‹, so wusste Rincewind inzwischen, bedeutete ›Idiot‹

(Aus dem gleichen Grund sind übrigens auch Missionare keine Zivilisten;)

Moment! Das bringt mich jetzt aber auf eine Idee…

Vielleicht könnte die Einführung einer massgeschneiderten Religion die noch verbleibenden unberechenbaren Situationen auf dem Schiff entschärfen helfen? Sie würde zwar nichts flicken oder so, aber vielleicht wenigstens die Schäden etwas erträglicher machen. Denn wenn Religionen eins können, dann unzufriedene Leute daran hindern, Dampf abzulassen. Respektive den Dampf in eine nützliche Richtung kanalisieren. Normalerweise in die eines Sündenbocks, dessen Lynchen8 die Moral der Gemeinschaft stärkt (und sei es auch nur durch das kollektive schlechte Gewissen).
In dem Fall müssten wir dann wohl auch einen Sündenbock mitnehmen, der sowas wegstecken kann. Einen Batman.

Neee, lieber nicht… So eine Religion wird man, wenn man sie sich erst mal eingebrockt hat, nämlich nicht mehr so einfach los.

Rekrutierung

Da wir jetzt so ungefähr wissen, wonach wir Ausschau halten, müssen wir uns noch überlegen, wie wir das tun sollen. Da wir die Kandidaten, wie oben erklärt, nicht informieren können, müssen wir die Tests dezent in ihren Alltag integrieren: Wir lassen sie mal in einem Zug festsitzen oder wir lassen sie von einem ungeschickten Kellner bedient werden oder wir lassen sie einer alten Dame begegnen, die einen Fernseher über die Strasse trägt. Solche Sachen.
Und mit der heute überall präsenten Überwachung, sollte es uns nicht schwer fallen, die Reaktionen unauffällig zu sammeln und fachkundig auszuwerten.

Moment mal…

Ich sass erst kürzlich in einem Zug fest. Und der Kellner gestern war ausgesprochen ungeschickt. Und die Tasche der alten Hexe war schon erstaunlich schwer…

Werde ich gerade getestet?
Wofür?
Auch für eine Expedition?

Das lässt sich nicht ausschliessen…

Ich glaube, da gab es mal Gerüchte9 über eine Wesenheit, die eine Crew für etwas sucht, das eine Ewigkeit dauern soll… Könnte es das sein?

Könnte es sein, dass Jehowa gerade sein (T)raumschiff Paradies besatzt?
Könnte es sein, dass die Auswahlkriterien in der Bibel festgehalten wurden?
Oder ist das Auswahlkriterium, wie wir auf bescheuerte vermeintliche Auswahlkriterien reagieren?

Ich habe mir ein Generationenschiff gebaut, weil noch kein Antrieb zu kriegen war, der mein Schiff auf (annähernde) Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen fähig wäre. Einer Wesenheit, die mächtiger10 ist als ich, könnte ein solcher aber durchaus zur Verfügung stehen – wodurch sich die Reise für seine Expeditionsteilnehmer auf einen Wimpernschlag verkürzen würde. Und das würde auch die Sache mit Himmel und Hölle erklären: Während die Auserwählten mit Warp-Antrieb zu fremden Welten reisen, muss der Rest sich mit dem konventionellen begnügen. Was lange dauert. Eine objektive Ewigkeit. Eine Hölle der Langeweile.

Mein Problem mit der Pascalschen Wette war immer, dass der Himmel, wie er uns von den Religionen versprochen wird, sich für mich als eine geistige Folterkammer darstellt. Wenn der Himmel aber die lichtgeschwinde Reise zum nächsten Ort ist und die Hölle die im Schneckentempo, dann könnte der Himmel vielleicht doch die bessere Option sein, trotz des launischen Kapitäns. Denn den muss man Dank Zeit-Dilatation ja nicht allzu lange ertragen.

Die Bibel ist also ein Werbeprospekt für eine Fähre, deren Kapitän eine Art Trump ist?

Die Sprache soll weiter leben!

Ich finde, der Duden sollte genauso von der Öffentlichkeit erweiterbar sein wie die Wikipedia. Bearbeitbar natürlich nicht, denn die Rechtschreibung sollte im Interesse der Verständlichkeit (zumindest über eine gewisse Zeit) einheitlich sein. Aber wenn ein neues Wort erfuckt wird, dann sollte es der gesamten Sprachgemeinschaft zur Verfügung gestellt werden.

by the way, noch ein neues Wort:

pdfieren (Deutsch)

Verb

Worttrennung:
pd·fieren, Präteritum: pd·fierte, Partizip II: pd·fiert

Bedeutung:
[1] etwas (normalerweise, aber nicht notwendigerweise ausschliesslich ein elektronisches Textdokument) in ein PDF konvertieren

Herkunft:
Am 13. August 2019 um 9:42 von Eda Gregr durch einen Zufall erfuckt als er es zum ersten Mal in einem Mail verwendete.

Beispiele:
[1] Vielleicht will er es nochmals pdfieren.

Trivia:
pdfieren ist das bisher einzige Wort in der deutschen Sprache, in dem die Buchstabenkombination „pd“ als eigenständige Silbe auftaucht.

Das Erbstück

Mein Kleiner hat heute auf der Strasse einen Ohrring gefunden.

Ich bin überzeugt davon, dass er einer bezaubernden jungen Dame gehörte, die jetzt über den Verlust furchtbar traurig ist.

Der Ohrring wird deshalb jetzt ein Erbstück unserer Familie, auf dass er irgendwann einmal sein Pendent wieder findet, welches wie unser von nun an von einer Generation zu nächsten weitergegeben wird.

Ich frage mich, wie viele Generationen es wohl braucht, bis die beiden sich wieder vereinen?

Die Sprache soll leben!

Sprache ist ein wild wuchernder, wunderbarer Garten. Puristen mögen sich manchmal ärgern über gewisse Auswüchse, sie gar als Unkraut bezeichnen, doch pfeif drauf. Jedes Pflänzchen hat seine Berechtigung, ist auf seine Art hübsch und verdient die Chance zu einem monströsen alles verschlingenden Ungetüm heranzuwachsen.
Der Sprachgarten verändert sich. Er tut es langsam und fürs Auge kaum merklich. Nach hundert Jahren ist er anders. Nach tusig Jahr dann aber nime wiederzuerkenniget.

Die Sprache entwickelt sich. Alte Wörter vergehen. Neue spriessen zum Boden heraus. Wie zum Beispiel diese:

kömmen (Deutsch)

Verb

Worttrennung:
köm·men, Präteritum: köm·mte, Partizip II: ge·kömmt

Bedeutung:
[1] wenn man kommen kann

Herkunft:
Am 18. Juni 2019 um 9:18 von Eda Gregr durch einen Zufall erfuckt als er es zum ersten Mal in einem Mail verwendete.

Beispiele:
[1] Sie kömmen den USB-Stick abholen.

erfucken (Deutsch)

Verb

Worttrennung:
er·fu·cken, Präteritum: er·fack·te, Partizip II: er·fu·cken

Bedeutung:
[1] wenn nicht ganz klar ist, ob etwas entdeckt oder erfunden wurde .

Herkunft:
Am 18. Juni 2019 um 9:32 von Eda Gregr beim Definieren des Wortes „kömmen“ erfunden, nicht entdeckt, also auch nicht erfuckt.

Beispiele:
[1] Er erfackte das Wort „kömmen“ durch Zufall.

Influenzer

Auch schon erlebt?
Schnürsenkel offen oder Hose rutscht oder Frisur schepp und bücken ist zu anstrengend, der Gürtel hat nicht genug Löcher und der Kamm nur noch einen Zahn.
Also trägt man es cool.

Natürlich erfolglos.
Man startet keinen neuen Trend, sondern gibt sich dem Gespött der Öffentlichkeit preis.

Und dann, genau ein halbes Jahr später läuft jeder so rum.

Stell dir vor, es gibt Leute, deren Faulheit kein karmischer Bumerang ist. Sie vermasseln was, tragen es cool und alle sind hin und weg. Sie nennen sich Influenzer und sind zu bedauern. Diese (wenigstens gelegentliche) Unfähigkeit sich lächerlich zu machen muss wohl eins der Symptome des berüchtigten Influenza-Virus sein, oder? Ich meine, dass Influenzer und Influenza so ähnlich klingen, kann doch kein Zufall sein, oder?


Eine Frage am Rande: Kann man etwas cool tragen ohne dass es zum Trend wird?
Also die folgende Reaktion hervorrufen: „Ja, erträgt weisse Socken in Sandalen, was eigentlich gar nicht geht, aber wenn ich mir Eda so anschaue geht es offenbar doch. Sieht cool aus. Aber nachmachen werde ich es nicht.“
Oder ist nichtansteckende Coolness in Tat und Wahrheit gar nicht cool?

Homofenchel

Dass man gegen die Homoehe und deren Recht Kinder zu adoptieren ist, kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber doch akzeptieren. Also dass man ein doofes Gefühl bei der Vorstellung hat, nicht dass es nicht erlaubt sein soll, denn das impliziert einige unschöne Dinge…

Ich meine, ich bin gegen Fenchel.
Das heisst, bei einer Abstimmung zur Legalisierung von Fenchel würde ich klar Nein stimmen. Und damit auch gutheissen, dass der Besitz und Konsum von Fenchel strafbar sein wird.
Eine Geldstrafe halte ich erst mal für ausreichend, wenn das aber nicht reicht, dann würde ich durchaus auch eine mehrjährige Haftstafen befürworten1. Eine Tat ist schliesslich  ethisch oder unethisch völlig ungeachtet der darauf stehenden Strafe. Nur weil einem die Strafe auf Fenchelkonsum zu hart erscheint, wird die Sache nicht automatisch okay. Entweder oder.

Wollen die Gegner der gleichschlechtlichen Ehe die beide Partner ins Gefängnis stecken? Und ihre adoptierten Kinder (wieder zurück) ins Weisenhaus? Müssten sie
konsequenterweise, wenn sie gegen die Legalisierung der Homoehe sind.

Von Fähigkeiten

Als Sprengstoffexperte, passiert es ziemlich oft, dass auf eimmal, während man gedankenversunken an der Sihl entlang spaziert, ein Hubschrauber neben einem landet und ein Agent mit verspiegelter Sonnenbrille und schwarzem Anzug aussteigt und einem ins Ohr brüllt: „Eda Gregr? Ihre Expertise wird benötigt!“
Als Linguist passiert einem das auch jedesmal, wenn wieder irgendwelche Heptapoden die Erde besuchen.
Als Putzfachkraft muss man im Angesicht der Verschlagenheit von Schmutz auch immer mal wieder überstürzt ausrücken.
Und selbst als Verwaltungsangestellter passiert das häufiger als man denken würde, denn in einer gut organisierten Gesellschaft gibt es nun mal Momente, wo es ohne den richtigen Stempel einfach nicht weiter geht.

Ich frage mich, in welcher Situation die umgehende Hilfe eines Atheisten nötig sein könnte?

Wiederdanotiz

Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass ich schon uuu lange keinen Artikel mehr veröffentlicht habe?

Ich war in den Ferien und ich habe euch, geschätzte Leser, auch nicht vermisst ;)

Aber wer weiss, vielleicht wird ja die eine oder andere Erkenntnis, die ich dort draussen hatte, in die nächsten Artikel einfliessen…

Cheerio!

Bigger on the Inside


Wir haben hier eine eigene TARDIS in Adliswil.
Aber irgendetwas stimmt nicht…
Schaut euch mal die Puppe unter dem „K“ an…
Das ist der Stoff aus dem Albträume sind.
Ganz besonders wenn er in der TARDIS sitzt.

Einsteins Zapfen Brüder

Sind zwei Äpfel vom selben Baum Brüder?

Der Legende nach war es ein Apfel, der Isaak Newton auf den Kopf fiel und ihn damit auf die Idee mit der Schwerkraft brachte. War der Apfel ein Ausnahmetalent oder hat es die ganze Familie1 drauf?

Eine ähnliche Legende über Einstein und speziell über die Relativitätstheorie gibt es zwar nicht, doch ich weiss, dass zu der Zeit als diese in ihm reifte, gleich neben dem Gebäude, in dem er lehrte, ein Mammutbaum stand. Und er steht dort noch heute. Und ein Bruder des Zapfens, der Einstein seinerzeit auf die richtige Spur hätte gebracht haben können, liegt nun vor mir auf dem Tisch.

EinsteinZapfen

Will ihn jemand kaufen?

Bike to Work

bike to work logoIm Juni fahre ich jeden Tag mit dem Velo zur Arbeit. Ich habe es auch schon im April und im Mai gemacht und ich beabsichtige es auch im Juli und August zu tun, doch für meine Leistung im Juni habe ich die Chance einen FLYER Flogo, ein Wellnesswoche im FidazerHof oder einen von weiteren über 1’698 fantastischen Preisen im Gesamtwert von über CHF 104’551 zu gewinnen.
Das ist übrigens der 7. von 10 Gründen, die auf der Webseite aufgeführt werden, warum man beim bike to work teilnehmen soll. Alle anderen Gründe sind nicht so sehr an die Aktion geknüpft sondern eher ans Velofahren selbst.

Serotonin und Dopamin (Punkt 1) wird schliesslich nicht nur dann ausgeschüttet, wenn man bei bike to work mitmacht – glaube ich. Und vermutlich sind auch der Aufbau von Fitness (Punkt 2) und der Abbau von Stress (Punkt 3) nicht von der Teilname an dieser Aktion abhängig.

Wenn es aber ums Sparen von Geld geht (Punkt 4), dann könnte bike to work entgegen seines Versprechens einen eher teuer zu stehen kommen – vorausgesetzt man gewinnt nicht einen der wertvolleren Preise – was ich eh nie tue… Wenn man nämlich nur den einen Monat mit dem Velo statt mit der ÖV zu Arbeit fährt, dann wird man sein Abo für diese Zeit wohl eher nicht zurückgeben. Damit spart man also nicht beim Transport, sondern bezahlt für den Verschleiss am Velo und für ein paar andere Dinge, wie wir gleich sehen werden.

Der Grund, der mir persönlich am meisten am Herzen liegt, ist die Sache mit der Umwelt (Punkt 5). Bis zum jetzigen Zeitpunkt (16.6.2017) habe ich 76 km zurückgelegt und damit angeblich 11 kg CO2 gespart. Das ist toll. Ich frage mich aber, ob diese Zahl auch berücksichtigt, dass ich aufgrund der zusätzlichen Anstrengung beim Trampeln wesentlich häufiger atme und damit mehr CO2 ausstosse, dessen Kohlenstoff ich über mehr Nahrung zu mir genommen habe, für welche ich mehr Geld ausgeben musste und für deren Produktion aller Wahrscheinlichkeit nach mehr CO2 drauf ging. Und dass ich jetzt mehr schwitze und trinke, insbesondere mehr Bier, welches auch nicht gratis ist, allerdings zwar meines Wissens in der Produktion mehr oder weniger CO2-neutral – nicht aber in Transport und – ganz wichtig – Kühlung. Und darüber, ob Bier auf lange Sicht gesund ist, streiten sich die Geister (sprich die Tschechen gegen den Rest der Welt.) Und dass ich mich und meine Kleider öfters wasche, geht ebenfalls ins Geld und  CO2.
Und das alles während meine S-Bahnen und Trams ungerührt getreu ihrem Fahrplan ihre Runden ziehen…

Es fördere den Teamgeist (Punkt 6) und es mache Spass den gemeinsamen Erfolg zu feiern. Mag sein, aber ich sage nur Bier…

Man komme seltener zu spät (Punkt 8), weil man von Verspätungen nicht betroffen ist. Also für mich als begeisterten Pendlerleser ist das eher ein Negativpunkt. Ich muss jetzt nicht nur die fehlende Pendlerlesezeit nachholen sondern auch diese gelegentlichen Verspätungslesebonizeiten. Nicht selten auf dem Klo bei künstlicher Beleuchtung.

Aber das Erlebnis geniessen kann man (Punkt 9), das stimmt. Weil ich Angst davor haben, dass die bike to work-App mir sagt, dass ich gestern schneller war als heute, wähle ich während diese Monats für jeden Arbeits- und Heimweg einen anderen Streckenverlauf. Und es ist tatsächlich wirklich schön auf diese Weise immer wieder neue Quartiere (und Kneipen) zu entdecken.
Dass die App es offenbar gar nicht drauf hat, meine Leistungen über den Monat hinweg zu analysieren und mich damit zu demütigen, sei mal dahingestellt.

Und zu guter Letzt appelliert bike to work tatsächlich an den Hipster in mir (Punkt 10). Velofahren ist nämlich im Trend, heisst es da, – sei es mit einem farbenfrohen Fixie, einem schnellen Renner oder einem gemütlichen Beach-Cruiser. Die können mich mal!

Noahs Arche

Es gibt wirklich Leute, die glauben, die Sintflut und die Arche hätte es tatsächlich genau so gegeben, wie in der Bibel beschrieben. Und solche Leute gibt es nicht nur in Amerika.

Die Tausenden von Fragen, die diese Geschichte aufwirft1, bringt sie nicht ins wanken. Woher kam all das Wasser? Wie konnte so viel Wasser so schnell fallen ohne die Arche zu zerstören? Wann gingen die Faultiere los um sich rechtzeitig einschiffen zu können? Wie überlebten Süsswasserfische, wenn es Salzwasser regnete, und wie Salzwasserfische, wenn es Süsswasser regnete? Haben die Tiere gekackt? Womit wurden die Fleischfresser gefüttert? Wie konnten sich aus den wenigen Grundarten, die mitgenommen wurden, so schnell wieder so viele Arten entwickeln? Wann erreichten die Faultiere wieder ihre Heimat in Südamerika? War das nach so vielen Generationen noch ihre Heimat? Und nahmen Kängurus die Überreste der verstorbenen Gefährten in den Beuteln mit?

Natürlich haben besagte Leute auf jede einzelne Frage eine Antwort parat. In der Regel lautet sie, dass Gott ein klitzekleines Bisschen nachgeholfen hat.
Dass das alles durchaus im Rahmen der Fähigkeiten eines allmächtigen Gottes liegt, will ich gar nicht bestreiten.
Bloss, was sollen wir damit anfangen? Wenn Wundersames getan wurde und weiteres Wundersames getan wurde um das Wundersame wieder unkenntlich zu machen, dann ist da am Ende nichts Wundersames mehr, was als Beleg für das Wundersame dienen könnte. Ausser einer wundersamen Anekdote.

Gestern zwischen 13:35 Uhr und 14:17 Uhr habe ich die ganze Welt blau angemalt. Und dann habe ich alles wieder geputzt und alle Menschen und Tiere, die darüber verständlicherweise ziemlich erstaunt waren, das ganze wieder vergessen lassen. Was für ein Spass das war!

Von Hexen und der Hexerei

smbc-comics.com

Wenn sie mal gross ist, verkündete Ava kürzlich, will sie Hexe werden.
Als aufgeklärter Vater versicherte ich ihr, dass ich sie dabei natürlich vollkommen unterstützen würde, dass sie bei dieser Berufswahl aber bedenken müsse, dass sie dann lieber einen grossen Bogen um gewisse Länder machen müsse – und überlegte mir, ob das wohl der Grund sei, wieso es keine „Hexen ohne Grenzen“ gibt?
Ich erklärte ihr auch, dass wenn es ihr darum ginge, die Welt nach ihrem Willen zu gestalten, dass sie dann bei der Wissenschaft und Technik (und dazu zähle ich natürlich auch die Medizin) vielleicht besser aufgehoben wäre. Tatsächlich habe sich alles, was man früher (und auch heute noch) Hexen zuschrieb, in gewissem Sinne durch Wissenschaft und Technik erfüllt – und zwar für alle zugänglich. Hexen flogen auf Besen, wir tun es in Flugzeugen. Hexen beobachteten in ihren Kristallkugeln, was in weit entfernten Ländern passiert, wir tun es mit dem Fernseher. Hexen heilten von Warzen, wir inzwischen auch von vielen Arten von Krebs. Hexen tanzten nackt in Vollmondnächten, wir wissen wo wir Frauen auch während des übrigen Monats nackt tanzen sehen können1. Hexen kannten alle Kräuter und Pilze, mit dem iPhone können wir sie inzwischen auch identifizieren und erfahren, welche Wirkstoffe sie enthalten. Und all das können wir, ohne riskieren zu müssen auf dem Scheiterhaufen zu landen. Ja, Wissenschaft und Technik sind vielleicht die besseren Gehilfen, wenn man sich seine Wünsche erfüllen will…
Wieso sie den Hexe werden möchte, fragte ich sie.
Dann würde sie machen, dass sie morgen Geburtstag hat.
*schluck*

Welche Wunder man auch immer Gott und den Hexen zuschrieb, irgendwie schafften Wissenschaft und Technik (und Kunst, wenn es darum geht fantastische Geschichten zu erzählen) diese über kurz oder lang irgendwie auch ohne Magie zu replizieren. Ob Gott und Hexen sie tatsächlich vollbrachten, ist dagegen umstritten, denn dabei zusehen liessen sie sich nie – zumindest nicht von jemandem, der mit den nötigen Skepsis dabei gewesen wäre.

Viel mehr fand man raus, dass es sich oft gar nie so zugetragen hat – und der Schöpfer es sich nur ausgedacht hat.
Oder man fand raus, dass viele Dinge von ganz allein geschehen – und der Designer sich hier mit fremden Lorbeeren schmückt.
Oder man fand raus, dass es mit natürlichen Mittelnd geht – und der Magier das Woohoo nur anstellte um mehr Geld daran zu verdienen.

Die Wunder wurden des Wundersamen beraubt, die Wirkung aber blieb erhalten.
Nein, die Wirkung wurde sogar massiv besser, weil sie vom Wundersamen nicht länger behindert wurde.