Fillionen fon Franken

Ich will hiermit keine weitere Web 2.0 Blase zum Platzen bringen, daher empfehle ich diese Frage eher rhetorisch zu verstehen, doch hat jemand von euch schon jemals auf eine Bannerwerbung geklickt? Oder kennt ihr jemanden, dem ihr das zutraut?
Plattformen wie Facebook (möge ihr Pimmel verschrumpeln und abfallen) sind milliardenschwer. Offenbar weil sich da Abermillionen von Leuten drin tummeln und Angaben über sich hinterlassen, die geradezu danach schreien kommerziell missbraucht zu werden. Doch ich lasse mir nichtsdestotrotz die Brüste nicht übers Internet vergrössern und auch das neue Buch von Jamie Oliver kann mir gestohlen bleiben. Ich werde mir keine Nikon kaufen und den neuen Swiffer hab ich schon. Ich kaufe durchaus dieses oder jenes auch mal übers Internet, jedoch in der Regel nur über Anbieter, denen ich halbwegs vertrauen zu können glaube. Werbung klicke ich jedoch nie an.
Nun gut, wenn Florian Flückiger sich nun für etliche Fillionen Franken Facebook unter den Nagel reisst (möge sein Pimmel verschrumpeln und abfallen), dann weiss er von mir, dass ich auf Science Fiction, Fotografie, Atheismus und eine ungerade Anzahl Brüste stehe. Er weiss womöglich auch, dass ich mir auf Youtube 17 Mal Schnappi angesehen habe und bei den Songs von Jennifer Lopez mit den Hintern mitwackle. Doch woran will er an mir verdienen? Nun gut, ich werde ihm gern monatlich 30 Rappen dafür zahlen, dass er meinem Arbeitgeber, den er ja auch kennt, nicht verrät, dass ich nackige Bilder von mir ins Web stelle, was der andererseits schon längst weiss, und weitere 70 Rappen, dass er ihm stattdessen zuspielt, dass ich auch in meiner Freizeit arbeitsbezogene Internetseiten konzentriert studiere. Aber darauf lässt sich doch kein Imperium aufbauen.
Das wäre ja genau so, also ob man Wohnungen an der Autobahn ganz besonders teuer vermieten möchte. Okay, es besteht schon die Chance, dass mal einer von der Fahrbahn abkommt und in mein Wohnzimmer kracht und die Versicherung mir dann einen brandneuen Fernseher zahlt, sich jedoch auf diese Weise die Wohnung möblieren zu lassen, ist schon etwas verrückt.

Der Trendsetter hats im Blut

Da war dieser hippe Kerl mit der einen Krücke am Bahnhof in Adliswil. Ob die Krücke aber ein therapeutisches Instrument war oder einfach ein trendiges Accessoire, kann ich beim besten Willen nicht sagen, denn aus dem Rhythmus, mit dem er diese als Gehhilfe benutzte, liessen sich unmöglich Rückschlüsse auf eine Verletzung ziehen. Nun gut, ich bin kein Arzt, daher will ich nicht ausschliessen, dass es körperliche Havarien gibt, die es nötig machen zweimal das eine, dann einmal das andere Bein zu entlasten und zwischendurch mit verschnörkelten Griffwechseln auch den rechten Arme, doch drängte sich mir nichtsdestotrotz ein ganz anderer Verdacht auf: Könnte es nicht sein, dass ein trendsetzendes Modebewusstsein vielleicht am Ende gar nichts anderes ist als die Unfähigkeit den Rhythmus zu halten kombiniert mit einem ausgeprägten Charisma?
Das würde nämlich einerseits erklären, wieso beispielsweise eine gewisse Szene auch im Sommer Zipfelmützen zu tragen begonnen hat, und andererseits, weshalb sich gewisse Trends wie diese abscheulichen Leggins in unregelmässigen Abständen zu wiederholen scheinen.

Grillieren mit Liiisi

Für einen Herrscher, respektive dessen Stellvertreter war es schon immer von Vorteil, wenn dieser das Ergebnis einer Jungfrauengeburt entsprang, denn auf diese Weise hatte offenbar Gott seine „Hand“ mit im Spiel und alles, was der besagte Herrscher dann tat oder sagte, verfügte automatisch über den göttlichen Odem.
Die Biologen lassen sich natürlich für gewöhnlich solch krumme Touren in ihrem Rayon nicht bieten, doch wurden sie mit dem Konzept der Parthenogenese zumindest so lange ruhig gestellt, bis ihnen auffiel, dass dann aber der Spross konsequenterweise weiblich hätte sein müssen. Die Zeit reichte jedoch für gewöhnlich aus um einen Scheiterhaufen aufzustellen und die Ketzer zu feuern.
Eine andere Möglichkeit die Jungfrauengeburt zu erklären, ohne dabei die eigene CO2-Bilanz zu ruinieren, ist die so genannte „Kulinarische Orgasmogenese“. Wie bereits jedem Kleinkind bekannt sein dürfte, ist die nötige Voraussetzung für Nachwuchs nicht etwa die Kopulation sondern das „Sich sehr, sehr doll Liebhaben“ der Eltern.
Etwas reifere Semester wissen natürlich, dass da – wenn irgend möglich – auch noch ein Haus und eine Orgasmus mit von der Partie sein sollte. Die Schlussfolgerung liegt daher nahe, dass Josef Maria wohl tatsächlich auf eine andere, eher unorthodoxe Weise zum Höhepunkt gebracht haben könnte. Und da ich die Existenz Gottes ja kategorisch ausschliesse, glaube ich, dass es seine Lokschenkigel gewesen sein müssen. Und ich glaube ferner, dass die beinahe schon zwanghafte Überzeugung Jesu, sein Leib sei Brot und sein Blut Wein, eine unmittelbare Folge davon war. Und dass die unbefleckte Empfängnis Marias die kaum mehr als solche identifizierbare Vorlage für die Restaurant-Szene in „When Harry met Sally…“ war.
Und die Biologen – wo doch der Grill bereits angeschmissen ist – schmecken wohl am besten mit Ingwer, Knoblauch und Limetten. Und dazu ein Gläschen Torrontes?

Armeechef Nef

Seine Freundin hat ihn verlassen. Das ist, wie wir alle wissen, eine traumatische Niederlage. Doch ein Soldat muss im Gefecht auch Rückschläge einstecken können. Er muss selbst dann noch klaren Kopf bewahre und weiterkämpfen, wenn die Lage für ihn aussichtslos erscheint. Es liegt schliesslich nicht am Soldaten zu entscheiden, wann Schluss ist – wo kämen wir da hin? Und wenn alles andere nicht mehr funktioniert, so macht man weiter als Guerillia. Verschickt eMails und SMS und schreckt auch vor nächtlichen Telefonaten nicht zurück. Was ein echter Soldat ist, der hört nicht eher auf, als bis ihm eine legitime Instanz Einhalt gebietet. Also der Offizier, die Uno oder das Landgericht. Wäre ja zu schön, wenn dies der Feind tun könnte.
Ich plädiere daher nicht nur dafür, Armeechef Nef im Amt zu belassen, sondern ihm zusätzlich noch einen Orden für Tapferkeit vor dem Feind zu verleihen, denn er hat sich seiner Ex gegenüber mit militärische Disziplin verhalten, die weit über das hinaus ging, was man von einem braven Soldaten hätte erwarten dürfen.

Chuchichäschtli

Als Bewiis, dass s’SmUP zwar universalisiert deför aber ned globalisiert isch und d’Artikel do im DisOrganizer ned öpe in Bangalore verfasst und in Kuala Lumpur redigiert wärdet, schriib ech dä text jetzt uf buuretüdsch. Das wörd die Offshore-Hoschis doch dörenand bringe, oder?
Ond wenn das tatsächlich so isch – ech meine das met dem durenandbringe vo de Offshore-Hoschis – denn wär veelecht de Lokalkolorit s’ultimative Heilmittel gäge d’Globalisierig.
Wenn alli numeno di glich Sproch rede wördet, was heti das wohl för Folge? Massetierhaltig wär jo au en glatti Sach, wenn die ned au de Afang vo Epidemie wär. Bedütet das, dass wenn aui nume no änglisch parlieret, dass denn so öpis wien en sprochliche Virus chönt usbräche? Was wörd dä wol aastelle mit üs? Ond wie wörd ers wol tue?
Es anders Problem isch, dass en grossi Population en langsameri genetischi Entwicklig het, well d’Mutatione i de Gen eher weder neutralisiert wärdet. Entsprächend glingt denn au d’Aapassig nöme so schnell. Öbertreit chönt das heisse, dass sech denn d’Sproch nöme a di sech änderndi Umwält chan aapasse und mer denn meh und meh müe werdet ha eus träffend uszdröcke. Und dass es denn irgendwenn emol zumene Kollaps wird cho, welle d’Mönschheit weder in chlini Steizithorde zerfalle loht, wo eri Sproche werdet rede, wien ine d’Schnörre gwachse isch.
Okay, das isch natürlech s’Wörschtkeisszenraio. Wenn mer Glöck hend fömmer au eifach alli a z’lisple.

Bücher schleppen…

Um wie viel einfacher wäre doch das Zügeln, wenn wir unsere Bücher nicht mit Druckerschwärze auf Papier sondern in Rauchzeichen schreiben würden? Mit einem gewöhnlichen Handventilator liesse sich im Nu eine ganze Bibliothek relocieren. Und wenn man die Geduld hat, auf die richtige Windrichtung zu warten, so könnte man selbst auf diesen verzichten.

Okay, diese Form der Literatur ist von Standpunkt der CO2-Bilanz nicht ganz unbedenklich und der Platzbedarf, den die gesammelten Werke von Karl May beanspruchen würden, macht sich sicherlich auch im Mietpreis der Wohnung bemerkbar, doch bezweifle ich nicht, dass man diese Probleme mit einer geeigneten Codierung schon irgendwie in den Griff zu kriegen sind.
Das Kriterium müsste einfach sein, dass man den gesamten Text eines Buches maximal allein mit dem Rauch, den es produziert, wenn man es verbrennt, produzieren können sollte.

Und wenn wir die Sache etwas esoterischer angehen, und uns klar machen, dass der Rauch eines verbrannten Buches ja mit dessen Inhalt in Verbindung stand, so ist die Information so oder so auch später noch vorhanden – bloss für den Laien nicht mehr so bewusst lesbar. Und wenn wir uns veranschaulichen, mit wie viel Luft der Rauch mit der Zeit verdünnt wird, so kommt es zu allem Überfluss noch zu einer gewaltigen Potenzierung.

 

Fazit:

Liebe Diktatoren, überlegt euch das mit der Bücherverbrennung lieber noch einmal, denn die Ideen, die ihr damit auszumerzen versucht, verstauben dann nicht mehr einfach in irgend einer stickigen Bibliothek, sondern entfalten nur umso stärker ihre hömoöpatische Wirkung und befreien euer geliebtes unterdrücktes Volk von Blähungen, Nierensteinen und Warzen wie euch.

Die Wirtschaft boomt

Die Rüstungsausgaben steigen weltweit munter weiter und die Terrorbekämpfung floriert und ist zu einem bedeutenden, globalen Wirtschaftzweig herangewachsen.
Da ist es nicht verwunderlich, dass nun auch Branchen mitzumischen beginnen, die man bis anhin nicht unbedingt mit diesem Gewerbe in Verbindung gebracht hätte. Es ist in der Tat ausserordentlich verblüffend, was man nicht alles zur Terrorbekämpfung verwenden kann:

  • Die Textilindustrie versieht ihre Stoffe mit Fasern, die Herzfrequenz, Blutdruck und dogmatische Verklärung messen und diese Daten an eine zentrale Datenbank senden.
  • Auf Esoterik-Messen findet man immer häufiger Mittel, die gegen den Terror schützen. Experten schwören zurzeit besonders auf die so genannten NY911-Globuli. Diese bestehen aus D23 potenziertem Word Trade Center Staub und sollen den Klienten davor schützen, dass sich irgendwer mit einer Boing in dessen Haus stürzt.
  • Die Baubranche versieht ihre Häuser, Brücken und Strassen mittlerweile mit Sollbruchstellen, die im Fall einer gewaltsamen Zerstörung ein als Logo arrangiertes Trümmermuster hinterlassen. Dies ist allein schon deshalb ein äusserst lukratives Geschäft, weil für die gleiche bauliche Massnahme sowohl die Al-Qaida als auch der Patriot-Act-Fond aufkommen – ist schliesslich für beide Seiten wertvolle Publicity.
  • Und nicht zuletzt beliefern Eiscreme-Hersteller Guantanamo, wo mit ihren Produkten einerseits die Wächter erfrischt und andererseits die feindlichen Kombattanten gefoltert werden: Wenn die Verdächtigen nach dem Verhör nämlich mit kalten Füssen in die Zellen zurückkehren, erzeugt das einen ungeheuren psychologischen Stress in der Schlafgemeinschaft.

Auslaufende Lizenzmodelle

Die Doppelnull-Agenten haben ausgedient. Die Damenwelt kann sich heute selbst behaupten und das Kerngeschäft wurde ohnehin schon längst an Drittfirmen wie Dignitas und Exit outgesourcet. Die sind billiger und wesentlich humaner.
Heute werden Leute mit der Lizenz zum Shreddern benötigt. Kaltblütige Aktenvernichter.

Notiz: Muss unbedingt an die Presse durchsickern lassen, dass ich heute Projektakten geshreddert habe und dass der Abfalleimer vor dem Starbucks in Oerlikon nicht nach Fisch gestunken hat. Und morgen unbedingt dementieren, dass mein Killer-Geisha-Kommando je auf den Shetland Inseln im Einsatz war.

Das Bankwörterbuch kenn keine Ninjas

Ich habe gestern im Geschäft einem Walliser etwas ausgeliehen und als Motivation es mir auch ja wieder zurück zu geben, habe ich ihm gedroht andernfalls meine Ninjas auf ihn zu hetzen. Statt vor entsetzen zu erstarren, begann er jedoch zu strahlen. Wie sich dann herausstellte, war er überzeugt davon, dass Ninjas hübsche Frauen seien. Kein Wunder laufen die Walliser mit einem solch sonnigen Gemüt durch die Gegend: Wenn sie schon das Trübsal dieser grausamen Welt verdrängen, dann aber mit Stil!
Vielleicht hat er aber auch einfach Ninjas mit Geishas verwechselt (oder ich in einem schwachen, freudschen Moment). Wie auch immer, ich finde die Idee Klasse und werde mir gleich morgen ein eigenes Killer-Geisha-Kommando zusammenstellen. Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten.

Primformation

Ich gebe ja durchaus zu, dass ich mich am Bild eines Nippels von Angelina Jolie in der Zeitung zu erfreuen vermag, und dass es sogar ein paar Prominippel gibt, deretwegen ich mir gar den Blick kaufen würde, doch – und das halte ich für den entscheidenden Punkt – würde ich es meiner Hauszeitung niemals vorwerfen, wenn sie das Bild nicht bringt.
Ich würde es ihr indessen durchaus Übel nehmen, wenn sie es versäumen würde, mich darüber zu informieren, dass das britische Unterhaus der umstrittenen Erzeugung von Embryonen aus menschlichem Erbgut und tierischen Eizellen für die Stammzellenforschung zugestimmt hat. Oder, was mich persönlich eigentlich völlig kalt lässt, dass Philipp Degen zu Liverpool gewechselt hat.
Das entscheidende Kriterium ist meines Erachtens nämlich, ob die Information mein weltbild verändert (Weltbild ist ein grosses Wort, ich weiss, doch leider fällt mir kein kleineres ein – daher habe ich es auch vorbeugend klein geschrieben). In der Tat ist dies selbst bei der Meldung von Philipp Degen der Fall, denn sie hat die Folge, dass ich die Chancen, dass Liverpool nun den Stanley Cup gewinnt, zumindest marginal anders einschätze.
Der Anblick von Angelina Jolies Nippel, so bezaubernd er auch sein mag, lässt mich jedoch nur auf eine einzige Frage eine andere Antwort geben: „Hast du ihn gesehen?“ – Vorher war’s Nein, jetzt ist es Ja. Dass er eine wahre Pracht ist und dass jeder Säugling, der das Privileg hatte mit diesem gestillt worden zu sein, einfach nur zu beneiden ist, wussten wir ja eigentlich schon vorher.
Für diese Art von Informationen, die diametral entgegengesetzt zu ihrer finanziellen Dynamik absolut keinen Informationsgehalt haben, möchte ich gern den Terminus „Prim-Information“ (kurz Primformation) prägen. Analog zur Primzahl in der Mathematik ist eine Primformation eine Nachricht, die einmalig ist und sich im Grunde nur auf sich selbst bezieht.
Mir fehlen zwar die einschlägigen Referenzen, doch vermute ich, dass im Verlauf des letzten Jahrhunderts in den Medien eine deutliche Verschiebung in Richtung Primformation stattgefunden hat. Nicht zuletzt auch durch den die Auflage steigernden Trick der „Primformatisierung“, wo die Bedeutung der Informationen durch die globalisierte Vermarktung dermassen verdünnt wurde, dass man schon fast scherzeshalber von homöopathischen Dosen sprechen möchte – doch bleibt einem das Lachen im Hals stecken, wenn man sich bewusst wird, das dem Vakuumschaum der Primformation so Gestalten wie Paris Hilton entsteigen.

Alternative, bunte Verkehrmittel

Wäre die Welt ohne Autos nicht wunderschön? Stellt euch nur mal vor, wenn der ganze private Berufsverkehr nicht mit Autos sondern mit bunten Heissluftballonen bestritten würde. Wäre das nicht ein prächtiges Schauspiel? Gut, manchmal wären die Leute etwas früher da und manchmal etwas später und ab und zu würden sie eben von Wladiwostok aus arbeiten, doch was soll’s? Heute predigt das aufstrebende Management die Flexibilität schliesslich als das A und O.
Doch einen Wehrmutstropfen hat die Sache leider: Wenn gerade kein Orkan tobt, so ist die CO2-Bilanz eines Heissluftballons um ganze Grössenordnungen schlechter als die von einem Auto. Während einer Stunde schleudert der Ballon nämlich ca. 80kg CO2 in die Atmosphäre, während es bei einem Auto nur gerade ca. 8kg sind. Um das Wett zu machen, müsste der Ballon also in einer Stunde die Distanz zurücklegen, für welche sich ein Auto 10 nehmen darf.
Ich fürchte daher, dass wir mit dem Kauf eines Offroad-Heissluftballons also lieber noch etwas zuwarten sollten, bis wir den Anteil des CO2 in der Atmosphäre und damit deren Dichte so weit erhöht haben, dass für den Auftrieb des Ballons weniger Energie als fürs Auto benötigt wird.

Warum gibt es die Vergewaltigung?

Es ist schon sehr traurig, dass weder Evolution noch Gott den Menschen so geschaffen haben, dass der Paarungsakt nur dann funktioniert, wenn beide Parteien damit einverstanden sind. (Fragt mich nicht, wie sich eine gewaltsame Besteigung anatomisch verunmöglichen liesse, doch wer es schafft, dass sich eine homosexuelle Wanze der Art Xylocoris maculipennis fortpflanzt, indem sie einem bisexuellen Wanzerich ihren Samen in den Samenleiter legt, damit er mit diesem ein heterosexuelles Weibchen befruchtet, der wird doch wohl auch noch sowas irgendwie hinkriegen.)
Ausser natürlich, wenn die Vergewaltigung – wie bei unserem Freund Xylocoris – bewusst als praktikable Fortpflanzungsstrategie in Kauf genommen wird.
Während dies bei der Evolution durchaus Sinn machen kann, weil es in dieser keine Moral gibt, würde das ein äusserst schlechtes Leumundszeugnis für den Herrn Gott darstellen. Dass ein Wüstling an seiner Versuchung scheitert und sich damit ein One Way Ticket in die Hölle löst, mag für diesen quasi als Numerus clausus ja noch okay sein, doch wie kommt das unschuldige Mädchen dazu als Testobjekt geopfert worden zu sein? Dass sie im Gegenzug (evetuell) eine Option auf den Himmel erhält, ist ein schwacher Trost – und darüber hinaus ziemlich unfair all jenen gegenüber, die sich ein Leben lang abgequält haben um ein gottesfürchtiges Leben zu führen, die aber nicht das Glück gehabt haben, von einem Perversen eine Abkürzung offeriert zu bekommen.
Ich wage zu behaupten, dass ein gewisser Herr, dessen Name hier nicht genannt werden soll, sich mit seiner Schöpfung nicht so ganz an den Kategorischen Imperativ hält.

Das Argument der Versuchung ist ohnehin ein bisschen dürftig, denn von allen möglichen Verlockungen, denen man zur Demonstration seiner religiösen Standfestigkeit widerstehen sollen könnte, wurde nur ein klitzekleiner Bruchteil umgesetzt:
Man hätte uns Flügel geben und uns dann verbieten können, diese zu benutzen.
Dem biblischen Gebot keinen Spitzbuckligen Orangenschleierling zu essen zu gehorchen, wäre eine wesentlich grössere Herausforderung, wenn es kein tödlich giftiger Pilz wäre.
Und wenn man schon das Widerstehen fremde, pralle Brüsten zu begrabschen zur Tugend erklärt, wäre es dann nicht eine viel grössere Tugend, wenn man sie beweisen würde, wenn es mehr als nur ein Paar pro Frau gäbe? Oder wenn sie nicht direkt in ihrem strengen Blickfeld lägen?

Wenn das Leben schon eine Ausscheidungsrunde für das himmlische Jenseits ist, so hätten die Aufgaben doch leicht etwas spektakulärer gestaltet werden können, oder etwa nicht?
Und wenn ich darüber hinaus ganz genau weiss, dass jemand an einer Aufgabe scheitern wird (und ich spreche hier aus notariell beglaubigter Allwissenheit!), wäre es dann diesem gegenüber nicht fair, ihm die Schmach des Scheiterns zu ersparen und ihn gleich zu den Losern zu stecken? Oder wird das ganze nur inszeniert um die Rachegelüste von dessen Opfern zu befriedigen?