EMVU – Elektromagnetische Umweltverträglichkeit

Wenn früher jemand schwache Augen hatte, knallte er gegen einen Baum oder stürzte in eine Schlucht und katapultierte sich damit schnurstracks aus dem Genpool raus. Doch in was für eine Situation musste man kommen, damit eine gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber Elektrosmog einen ernstzunehmenden Vorteil bieten konnte?
Bei welchen Gelegenheiten kamen die Menschen früher überhaupt in Kontakt mit elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern? Wenn ein Blitz neben ihnen einschlug oder sie an einen geladenen Zitteraal gerieten, klar. Oder sicherlich auch wenn sich ein antiker Fetischist in Wollkleidung über seine Bernsteinsammlung hermachte. Doch denke ich, dass man diese Episoden ruhig ignorieren kann. Damit bleibt eigentlich nur das Magnetfeld der Erde, sowie die elfjährig stärker und schwächer werdenden Sonnenwinde.

Das heisst also, abgesehen von den eher zufälligen, respektive absonderlichen Zusammentreffen, gab es da mehr oder weniger nur das Magnetfeld der Erde und das was von der Sonne so auf die Erde geschleudert wurde. Ich würde daher vermuten, dass die elektrosmogempfindlichen Leute einen evolutiven Vorteil für eine Karriere als Navigatoren besassen und im Gegenzug von ihren weniger erfolgreichen Kollegen mit Zitteraalen gemeuchelt wurden.
Wie diese Leute die Neuzeit überstehen werden, wird indessen die Zukunft zeigen.

Übers Ziel definier?

Vielleicht unterscheiden sich die Frauen von den Männern in ihren Zielen. Während für Männer die Ziele praktisch erreichbar sein müssen, dürfen sie es theoretisch jedoch nicht sein. Bei den Frauen ist es umgekehrt.

Soundtrack zum Leben

Ob die Halbstarken am Bahnhof, die zum fetten Beat des Sounds ihren Kopf wippen, tatsächlich cool rüberkommen, hängt wesentlich von dem Umstand ab, ob der Betrachter dieser Szene den Sound ebenfalls hören kann. Tut er es nicht, drängen sich ihm unweigerlich Assoziationen mit den spastischen Zuckungen eines körperlich und/oder geistig Handicapierten auf. Insofern bewahren die lästigen Kopfhörer, die genauso viel Dezibel nach aussen wie nach innen abgeben, den Headbanger zwar nicht vor dem Tinitus, doch wenigstens lassen sie ihm ein letztes Pfitzelchen Würde.
Tatsächlich scheinen gewisse technische Errungenschaften Verhaltensweisen, die früher eher typisch für einen Brändi waren – so nennen wir diese Leute politisch äusserst unkorrekt in Luzern –, innert kürzester Zeit salonfähig gemacht zu haben. Ich denke da, abgesehen von den erwähnten iPod-Spasmen, auch an die schallenden Selbstgespräche der Mobiltelefonierer in der Öffentlichkeit oder an den geschlechterübergreifenden Gehorsam bei den Benutzern von GPS-Systemen mit der Stimme des jeweils anderen Geschlechts.
Fragt man die Betroffenen, wie es bei ihnen nur so weit kommen konnte, ist die Antwort im Grunde stets dieselbe: Was will man sonst machen? Sich verfahren? Unerreichbar sein? Den Rhythmus im Blut verleugnen?
Unerschrocken habe ich den Selbstversuch in allen drei Disziplinen gewagt. Innert Sekunden war der GPS auf stumm und das Natel völlig ausgeschaltet. Und ich habe mich weder verfahren, noch einen wichtigen Termin verpasst, wodurch die Weltwirtschaft in ihren Grundfesten erschüttert worden wäre. Das iPod-Exeriment förderte jedoch erstaunliches zutage! Und zwar in seiner Unterschiedlichkeit je nach Musik, die ich dabei hörte.
Hörte ich die James Bond Titelmelodie, so fummelte ich bei jeder Strassenlaterne an meiner Armbanduhr rum, um gewappnet zu sein gegen russische Agenten, beim Imperialen Marsch rasselte mein Atem und ich versuchte wildfremde Leute yedimässig zu würgen, bei Singing in the Rain hüpfte ich wie besessen von Pfütze zu Pfütze und bei Eye of the Tiger stürzte ich mich jede sich bietenden Treppe hinauf. Dass bei You Can Leave Your Hat On meine Kleider fielen, braucht wohl nicht erst erwähnt zu werden, und dass bei Unchained Melody die Damen fluchtartig das Weite suchten, auch nicht. Und beim Main Title von Jaws, nun ja, da suchte ich möglichst viel Distanz zwischen mich und jeden einzelnen Swimming Pool zu kriegen. Das waren alles eher verstörende Einflüsse. Es gab aber auch die anderen: Beim Theme von Mission Impossible, da knackten sich die Knacknüsse fast von selbst, oder zum The Fencing Lesson bügelte es sich wie  Zorro. Und so weiter und so fort…
(Ich lade meine Leser herzlich ein, unten ihre eigenen Erfahrung mit uns zu teilen.)

Es ist doch so, dass in den Filmen die Handlungen und Gefühlslagen der Hauptrollen stets mit passender Musik untermalt werden. Wenn diese nicht gerade tumbe Desperados sind, die ohnehin jedem das Genick brechen, der ihnen in den Weg läuft, dann ist es für die Protagonisten eigentlich ein leichtes, lediglich anhand der Melodie zu erahnen, welche Überraschungen sich der Drehbuchautor wieder für sie ausgedacht hat. Ich vermute, dass die unrealistisch niedrige Verletzungsrate unter den Filmhelden bei einer so hohen Dichte an Risiken – obgleich dies nie zugeben würde – auf genau diesen Umstand zurückzuführen ist.

Doktor Mengele

Der Mörgeli ist schon ein cooler Hoshi! Ich erinnere mich noch lebhaft als er die Linken und die Netten als Ökofaschisten bezeichnete, weil sie botanischen und zoologischen Xenogenocid in unserem Ökosystem befürworten. Wen wundert es da, dass er sich drüber ärgert mit diesen in die gleiche braune Ecke geschoben zu werden?
Was mich an solchen Geschichten immer fasziniert, ist nicht die Qualität des Auslösers, sondern dass sich da wirklich jemand die Mühe macht, es weiter zu erzählen, und dass sich jemand die Mühe macht, zuzuhören, und dass sich jemand die Mühe macht, es zu veröffentlichen. Ich meine, mir wäre es peinlich solche Belanglosigkeiten zu verbreiten.

Bucheinband

Es gibt Bücher, die man nur in einer gebundenen Ausgabe lesen sollte, und andere, die nur als Taschenbuch in Frage kommen. Poesie beispielsweise braucht die Stütze des Einbands. Die Leichtigkeit und Unbeschwertheit ihres Wesens verlangt nach der Beständigkeit eines stabilen Rahmens. Science Fiction hingegen wird durch einen harten undurchdringlichen Einband in ihrem Drang danach gehindert, bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter vorzudringen.

Bodyguard von Gesetzen

Der Journalismus-Student Sajed Perwis Kambachsch wurde in Afghanistan zum Tode verurteilt, weil er zur Vorlesung einen Text aus dem Internet mitbrachte, der sich mit Frauenrechten auseinander setzte und sich kritisch gegenüber der islamistischen Koran-Auslegung äusserte. Das ist traurig, doch leider wohl nicht allzu überraschend. Was mich jedoch schon irgendwie überrascht, ist die UNO, die dort Truppen stationiert hat und diese noch aufzustocken gedenkt um damit stabilisierend auf die Region einzuwirken. Das heisst doch, dass sie die aktuelle Regierung soweit stärken soll, dass diese all ihren Pflichten gegenüber dem Staat und den Bürgen nachzukommen vermag – unter anderem auch der Rechtssprechung, welche Leute wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilen kann.

Eifersüchtiger Mann vs. Eifersüchtige Frau

Wenn ein Mann auf seine Frau eifersüchtig ist, dann betrachtet sie das als einen Liebesbeweis und stellt irgendetwas an, was ihn die Eifersucht vergessen lässt.
Wenn eine Frau hingegen auf ihren Mann eifersüchtig ist, dann betrachtet er das als einen Verdacht und wenn er dann das gleiche wie sie im umgekehrten Fall anzustellen versucht, was sie die Eifersucht vergessen lassen soll, so wird ihr Verdacht dadurch automatisch zur Gewissheit.
Fazit: Wenn der Mann eifersüchtig ist, kann er nur gewinnen. Wenn die Frau eifersüchtig ist, kann er nur verlieren.

Minnesang

ich bin ein recke, der zieht durch die welt.
und die jungfer sucht, die ihm gefällt.
erklärt ihr was von ner depesche
und will ihr doch nur an die wäsche.

(entdeckt in einem uralten manuskript)

Exorzismusanalyse

Wenig überraschend, dass die einschlägigen Studien und Statistiken fehlen, nichtsdestotrotz fällt auf, dass in gewissen Kulturen anscheinend häufiger zum Exorzismus gegriffen wird als in anderen. Eine Interpretation ist, dass gewisse Seelen schlicht einfacher zu kidnappen sind. Eine andere, dass die Ein- und Ausgänge der Hölle nicht regelmässig über die Welt verteilt sind und sich die Besessenheiten logischerweise in deren Nähe häufen. Und eine dritte, dass an manchen Orten sich die Besessenheit gar nicht mal so sehr vom normalen Leben unterscheidet.

Die erste Interpretation ist von einem moralischen Standpunkt aus betrachtet etwas problematisch, weil damit angedeutet werden könnte, dass demzufolge gewissen Populationen um nicht zu sagen Rassen einen „schwächeren“ Geist hätten, was wohl in aller Regel eher als eine Art Diskriminierung interpretiert werden würde.
Die zweite Interpretation scheint mir moralisch unproblematisch, dafür aber dämono-speläologisch höchst interessant – eine topographische Clusteranalyse der Exorzismen könnte die Eingänge zur Unterwelt identifizieren und für weitergehende Forschungen nutzbar machen – ich denke da insbesondere an thermische Energiegewinnung, welche die üblicherweise doch sehr umweltbelastenden Energieerzeugungsmethoden der betroffenen Regionen entlasten könnte.
Und die dritte Interpretation müsste im Grunde dazu führen, dass die Lebensumstände und Wertvorstellungen aller Regionen dergestalt verändert werden könnten, dass sich das Level der observierten Besessenheiten auf einem akzeptablen Niveau einpendelt.

Während die erste Interpretation mit den beiden anderen unvereinbar ist, kommen sich die zweite und dritte eigentlich nicht weiter in die Quere. Ich halte es daher sowohl ethisch, ökonomisch und ökologisch für sinnvoller die letzten beiden als Arbeitshypothesen zu verwenden und die nötigen Schritte in die Wege zu leiten. So wie die Sache liegt, kann dies zumindest nicht schaden – was in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier um den Teufel handelt doch eher überraschend ist.

Postmoderne Divinatiomantik

Wenn sich aus der Bewegung von Himmelskörpern, der Beschaffenheit von Opfertierorganen und der Formation von Vogelscharen oder Teeblättern Rückschlüsse auf das Schicksal der Menschen ziehen lassen, wieso dann nicht auch aus Mustern modernerer, hipperer und stylischerer Artefakte?
Hupkonzert vor der Ampel, Pixelfehler auf dem Handy, … (könnt unten gern weitere Ideen posten)

Ist euch nie aufgefallen, dass Spam-Mails erstaunlich häufig entweder erstaunlich akut benötigte oder erstaunlich bald akut benötigte Angebote enthalten? Dass es schon fast gruselig ist! Natürlich ist mir klar, dass da nirgendwo in Russland oder Amerika einer sitzt, der mein Horoskop gründlich studiert und mir dann entsprechend den zu erwartenden Höhen und Tiefen Anregungen per Spam schickt. Ich glaube vielmehr, dass es das Schicksal ist, das mir den richtigen Spam zur richtigen Zeit schickt, auf dass ich ihn richtig zu interpretieren vermag.

Damit liesse sich sicherlich irres Geld machen: „Schick mir deinen Spam und ich sag dir, wie gross du ihn brauchen wirst.“
Vielleicht liesse sich ja ein Tool basteln, das aus dem Spam Prognosen für die Zukunft extrahiert…

Je m’accuse!

Hiermit übernehme ich offiziell die Verantwortung an der heiligen Inquisition, den blutigen Kreuzzügen, der von der Kirche gebilligten und angestachelten Unterdrückung von Homosexuellen, Frauen, Sklaven und Andersgläubigen, der mutwillig nicht verhinderten Entdeckung Amerikas, den Scherereien, die die drei Musketiere (es waren in Wirklichkeit eigentlich vier – Athos und Portos) mit den Truppen Kardinal Richelieus hatten, Gottesstrafen wie Seuchen, Missernten und Hungersnöten sowie an all den anderen Gräueln der katholischen Kirche, die sie zwischen dem 9. und 19. Jahrhundert so begangen hat, und stelle mich reumütig dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag oder alternativ Kerners Tribunal und lasse mich Anklagen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Bin mal gespannt, ob mir der Vatikan einen Pflichtverteidiger zur Verfügung stellen wird.

Amortisation

Es ist doch eine Verschwendung, wenn Maschinen unbenutzt einfach nur rumstehen. Ausser Panzer und Flugzeugträger natürlich. Oder mein Computer in der Arbeit – die Welt ist nämlich viel schöner, wenn er nicht benutzt wird. Oder Autos. Oder Kettensägen. Oder Bohrinseln. Oder Fernseher. Oder Mikrowellenöfen. Oder Nasenhaartrimmer.
Wenn ich es mir recht überlege, so ist es eigentlich genau umgekehrt. Es ist unter dem Strich wohl besser, wenn die Maschinen unbenutzt rumstehen. Ausser Schokoladeneismaschinen natürlich.

Es ist ja nicht so, dass die Maschinen gebaut worden seien, weil wir sie brauchen.
Vielmehr wurden sie gebaut und uns verkauft, damit wir sie brauchen.

Magisches Feuer

Der Zauber der Zaubererwelt von Harry Potter lebt mitunter auch von diesem rustikal romantischen Flair, in dem mit Holzöfen und offenen Kaminen geheizt und im Schein von Kerzen und Gaslaternen gelesen wird. Wir amüsieren uns köstlich darüber, wenn Arthur Weasly fasziniert die Wunder der modernen Technik studiert und die kausale Verknüpfung von Schalter und Licht entdeckt.
Meines Wissens sind in der Zaubererwelt elektrische Geräte genauso wenig verbreitet wie Streichhölzer. Da frage ich mich natürlich, wie es dann um die CO2-Bilanz der Zauberer steht? Und ob das Kyoto-Protokoll vom Zaubereiministerium ratifiziert wurde?
Ich weiss nicht, ob auch magisches Feuer CO2 produziert – ich vermute mal schon -, doch kann man zumindest Wendeline der Ulkigen zum Vorwurf machen, etwas gar verschwenderisch mit dem Treibgas umgegangen ist, als sie sich seinerzeit im Mittelalter einen Spass draus gemacht hat in verschiedenen Verkleidungen 47-mal auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden.