Mulwarfter Wetterschmöcker

Dass Game of Thrones nicht allen gefällt, kann ich verstehen, schliesslich sind Blut, Drachen, Schwerter, Sex, Zombies, Zwerge und Inzest nicht jedermanns Sache.

Dass aber manche Leute stolz drauf sind, noch nie eine Folge von diesem Mist, wie sie es nennen, gesehen zu haben, verwundert mich dann doch.
Man kann es für Mist halten, auch ohne je eine Folge gesehen zu haben, daran habe ich nur wenig auszusetzen.1 Ich verstehe aber nicht, wie man auf etwas stolz sein kann, was man nicht getan hat.

Wohlgemerkt: Schokolade widerstanden zu haben, ist durchaus etwas, was man „getan“ hat, auch wenn man gar nichts „getan“ hat. Doch geleistet hat man da trotzdem was! Widerstehen kann also durchaus etwas sein, auf das man stolz sein kann.

Etwas, das man für Mist hält, braucht man aber nicht zu widerstehen. Das ist keine Leistung. Deshalb kann „Mist nicht schauen“ nichts sein, worauf man stolz sein kann.

Okay, da gibt es noch den Aspekt mit dem Gruppendruck, dem zu widerstehen schon eine Leistung sein kann. Und der Gruppendruck war bei Game of Thrones sicherlich nicht klein. Vielleicht ist das Nichttun von etwas, das man gar nicht tun will, ja doch eine Leistung, auf die man stolz sein kann?

Dem Gruppendruck zu widerstehen, wenn die Gruppe einen dazu drängt, sich lautstark über eine alte Dame lustig zu machen, ist etwas, worauf man stolz sein kann.
Dem Gruppendruck zu widerstehen, wenn die Gruppe einen dazu drängt, einer alten Dame über die Strasse zu helfen, ist dagegen nichts, worauf man stolz sein sollte.
Der Unterschied ist, dass die Welt in einem Fall nicht zu einem schlechteren und im anderen Fall nicht zu einem besseren Ort gemacht wird.

Damit stellt sich die Frage, ob das Nichtschauen von Game of Thrones – ganz ungeachtet dessen, ob es einem persönlich gefällt oder nicht – die Welt nicht zu einem schlechteren Ort macht?
Ich schätze, das kann man so nicht sagen.

Also wahrscheinlich doch kein Grund um stolz auf sich zu sein.
Viel eher gehört es in die Kategorie heldenhaften Unzulänglichkeiten. Wie beispielsweise nie gut in Mathe gewesen zu sein.

Die grosse Verführung

BoobsIst eigentlich ziemlich nett raffiniert vom Teufel, dass er vor allem auf die Verführung setzt, denn im Gegensatz zu anderen Strategien der Herbeiführung von Sinneswandel, wie zum Beispiel Gewaltandrohung oder Gehirnwäsche, ist das „Opfer“ hier wenigstens begeistert/überzeugt/angetan von der Sache. Und sollte es dann zufälligerweise doch gut raus kommen, ist man überzeugt davon, dass man eine gute Intuition hatte, während bei den anderen Methoden – sofern man noch fähig ist, sich daran zu erinnern – das ernüchternde Gefühl zurück bleibt, dass man zu seinem Glück gezwungen wurde.

Es gibt grundsätzlich zwei Formen der Verführung: Argumente (möglicherweise nicht gültige) und Brüste (möglicherweise nicht echte). Da aber weder die Anwesenheit von Argumenten noch die von Brüsten die Korrektheit der Hypothese garantiert, die man ihretwegen akzeptiert hat, kann man die Unterscheidung auch ignorieren.

Wenn ich verführt werde, halte ich das, wozu ich gerade verführt werde, für richtig. Es wird sich erst später herausstellen, dass es doch nicht richtig war und das ich bei sorgfältigerer Überprüfung der „Argumente“ es eigentlich hätte ahnen müssen. Und dass der, der mich verführte, es von vornherein wusste und mich absichtlich von den Unstimmigkeiten in der Argumentationskette abgelenkt hat. (Ein Verführer, der überzeugt ist von der Richtigkeit seines Schlusses und der Gültigkeit der Argumente, die diesen nahe legen, ist kein Verführer.)

Wir gehen hier übrigens mal stillschweigend davon aus, dass das Richtige sich mit der Zeit tatsächlich als richtig herausstellen wird und dass das Falsche als falsch. Und dass es weder falsch positive, noch falsch negativ gibt. Und dass es eine Folge von logischen Schritten gibt, die das erklären kann. Voraussetzung, die im Kontext von religiösen Überzeugungen oft nicht – zumindest nicht im Diesseits – gegeben sind. So wird sich beispielsweise ein homosexueller Lebenswandel im Diesseits nicht als nachteilig erweisen – zumindest nicht, wenn irgendwelche religiösen Fanatiker nicht nachhelfen.

Sagen wir also, dass wir im Nachhinein immer wissen, dass und wie wir verführt wurden.
Wie aber stelle ich als bibelkonformer Christ fest, ob das, was ich gerade prüfe, wirklich gut und behaltenswert ist (vgl. prüft aber alles und behaltet das Gute, 1. Thessalonicher 5:21 ) und das Gefühl, dass es gut und behaltenswert ist, nicht nur ein durch Verführung herbeigeführte Illusion ist, die sich nach einiger Zeit verpuffen wird?

Die Fortsetzung des von der Verfolgungs-Prophezeihung (Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden. 2. Timotheus 3:12) hilft uns weiter:

Böse Menschen aber und Gaukler werden im Bösen fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden. Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die vermögend sind, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christo Jesu ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt.
2. Timotheus 3:13-17

Die Prüfung besteht also einzig uns allein im Abgleich mit der Bibel. Selbstständiges Denken ist keine Option – ganz im Gegenteil. Dass die richtige Position auch durch sich selbst überzeugend sein könnte, wird gar nicht erst in Betracht gezogen. Der richtige Weg wird gelernt und befolgt und basta.
Dass es auch gute Gründe für den Weg geben kann, beispielsweise indem Evidenzen für diesen sprechen, ist irrelevant und daher zu ignorieren. Weil Gründe ein Teufelswerk sind.