Und genau deshalb spinnen die Amis!

Wenn du in den vereinigten Staaten in den Laden gehst, dann steht da auf dem Preisschild eine Zahl. Und wenn du dann mit dem Artikel zur Kasse gehst, dann bezahlst du mehr als auf dem Preisschild stand. Die Verkaufssteuer.

Manch ein Amerikaner lobt sich dieses System, weil man auf diese Weise – getreu der uramerikanischen Eigenverantwortung – immer genau sehe, wieviel einem der Staat gerade abknöpft. Ganz im Gegensatz zur „zivilisierten Welt“, wo sich die Mehrwertsteuer im Preis verstecke und man daher nie richtig wissen könne, ob sie nicht über Nacht „zufällig“ gestiegen ist.

Jetzt mal abgesehen davon, dass man bei einem Einkauf mit mehr als fünf Artikeln in der Regel nicht mehr mitrechnet und man daher die Verkaufssteuer genau wie die Mehrwertsteuer in der zivilisierter Welt erst wieder auf dem Kassenbeleg sieht, so ärgert sich der Amerikaner dennoch bei jedem einzelnen Einkauf über die Regierung, die ihm sein hart verdientes Geld wegnimmt.
Sowas mach wütend.
Sowas staut sich auf.

Die freiheitsliebenden Amerikaner haben sich ein System eingerichtet, das so angelegt ist, dass die Menschen mit jedem Einkauf die Regierung mehr hassen. Und dass diesen Menschen früher oder später irgendwie der Kragen platzen muss.

Kein Wunder spinnen die Amis…

Roger und der Doppeltrump

Meine Bubble ist eigentlich fantastisch. Keine Querdenker, keine Seuchenfreunde und nur wenige Katzenladies. Nichtsdestotrotz dringt hie und da über ein durchaus berechtigtes 🤦‍♂️auch mal was Bescheuertes bis zu mir durch. Beispielsweise Roger Köppels Trump-Rede-Analyse in seiner „autonomen Republik des freien Denkens“ (Weltwoche Daily, 7.12.2020)

Der Kontext

Zu Anfang gibt Köppel uns den Kontext zu seiner Position zu Donald Trump. Er sei eigentlich nie ein Fan von Trump gewesen. Er sei ihm immer in bisschen suspekt als Angeber, als Blöffer gewesen. Seine Perspektive habe sich aber verändert, als er 2016 am WEF an einem Panel teilnahm, wo die Rede auch auf Trump kam und wo sich plötzlich dieser Saal von hochdekorierten Akademikern, Wissenschaftlern, etc. über ihn auszulassen begann. Die Verachtung, das Gelächter und die Geringschätzung und Abschätzigkeit, die dort in einer geradezu aggressiven Manier zutage trat, hat ihn etwas misstrauisch werden lassen.

Was bis hierher auffällt, ist einerseits, dass er sich hier spontan schützend vor den geprügelten Hund stellt. Das zeugt von einem redlichen Charakter. Auch ich versuche auch in den übelsten Zeitgenossen das Gute zu sehen, doch normalerweise komme ich am Ende zum Schluss, dass die betroffene Person für ihre Position durchaus gute Gründe haben kann, nicht jedoch, dass die Position deshalb auch richtig ist. Das ist ein grossen Unterschied.

Und andererseits eine gewisse – ich nenne es mal – Reserviertheit gegenüber Wissenschaftlern. Köppel, der sonst nie ein Blatt vor den Mund nimmt und auch nicht davor zurückschreckt seine Gegner auch mal mit abschätzigen Begriffen zu umschreiben, mag sich über deren benehmen gewundert haben, vielleicht sogar zurecht, doch ist es nicht diese Charakterschwäche, die diesen Wissenschaftler ihre Orden beschert hat. Das sind gewissermassen zwei Personen: Der Lästerer und der Wissenschaftler. Die Schwächen des einen diskreditieren nicht die Expertise in seinem Fachgebiet des anderen.

Er habe dann in der Folge die Trumpgeschichte etwas genauer verfolgt und ihm sei aufgefallen wie gehässig und auch extrem verachtend amerikanische Leitmedien auf diesen Trump reagiert haben.

Etwas als „gehässig und verachtend“ zu bezeichnen, ist nicht ganz unproblematisch. Es sind emotionale Zuschreibungen, die oft weniger vom Schreiber beabsichtigt waren als viel eher vom abgeneigten Leser hineininterpretiert wurden. Genau wie ich das „hochdekoriert“ oben spontan nicht als anerkennend, sondern als einen zynischen Seitenhieb interpretiert habe.
Wichtiger finde ich aber, ob die Medien sich der Wahrheit verpflichtet fühlen. Ob sie sich dabei geschickt anstellen, ist leider eine ganz andere Frage. Ihre Attitüde halte ich dabei für eher nebensächlich. Genau wie ich auch der SVP ihre DasWirdManDochNochSagenDürfen nicht vorwerfe, solange diese nicht zu einem eigenständigen Problem wird.

Trump habe manchmal Dinge gesagt, die völlig absurd schienen, aber er habe auch immer wieder Dinge gesagt, die ihm eingeleuchtet haben und die er vernünftig fand.

Was nimmt man mit, wenn jemand mal absurdes und mal vernünftiges sagt (und tut)? Vor allem wenn oft erst nach eingehender Prüfung klar wird, ob etwas bestimmtes nun zum einen oder anderen gehört?
Ich finde, wir sind es der Vernunft schuldig, die eingehende Prüfung zu unternehmen und das Vernünftige mitzunehmen. Ich finde aber nicht, dass es sehr weise wäre, ihn zum Präsidenten zu machen, wo auch das absurde für bare Münze gehalten werden müsste. (Und im Interesse eines harmonischen Zusammenlebens erst recht nicht, wenn die politischen Gegner – auch nach eingehender Prüfung – noch immer alles alles für absurd halten. (Hier spielt meine Überzeugung rein, dass im Interesse eine produktiven Zusammenarbeit, die wir uns doch alle erhoffen, möglichst von allen Seiten akzeptierbare Kandidaten ins Rennen geschickt werden sollten.))

Und man habe festgestellt, dass dieser Trump eine gehörige Anhängerschaft mobilisieren konnte. Und diese Verachtung, die man in den Medien gespürt hat, die hat den Köppel immer mehr abgestossen, denn in dieser Verachtung gegenüber Trump sei immer auch die Verachtung gegenüber den sogenannt einfach Menschen zutage getreten, die eben in Trump investiert haben, die an Trump glaubten und immer noch an ihn glauben.

Eine grosse Anhängerschaft mobilisieren zu können, ist nicht notwendigerweise ein Qualitätsmerkmal. Es heisst bloss, dass man Dinge anspricht, die für viele Leute wichtig sind. Es heisst aber nicht unbedingt, dass diese Dinge auch tatsächlich das Gewicht haben, das ihnen die Leute beimessen.

Ich nehme an der Köppel hält nicht viel vom Kreationismus (auch wenn ich in diesem Betrag ein gewisses Sympathisieren mit religiösen Gefühlen zu spüren glaube). 40% der Amerikaner hängen diesem aber immer noch an. Und zu einem überwiegenden Teil in Trumps Gefolgschaft.
Wenn ich jemandem gegenüber eine gewisse Verachtung verspüre, von dem ich weiss, dass er es eigentlich besser weiss, aber aus politischem Kalkül mit dem Kreationismus liebäugelt, dann bedeutet das nicht notwendigerweise, dass ich auch die Kreationisten verachte. Den Kreationismus durchaus, weil fürchte, dass von ihm eine eminente Gefahr ausgeht, nicht aber die Kreationisten. Nicht dass ich diesen Leuten gegenüber nicht überheblich wäre, denn das bin ich wohl durchaus. Schliesslich halte ich sie für verblendet und bedenklich ungebildet, doch ich mache ihnen das nicht zwangsläufig zum Vorwurf. Ich halte sie für Opfer einer bedauerlichen Situation.
Wenn die Medien also eine gewisse Verachtung gegenüber dem Charakter Trumps zeigen, dann macht es sich der Köppel zu einfach, wenn er daraus auch auf eine Verachtung seiner Gefolgschaft schliesst. Für jene, die es besser wissen, durchaus, für die anderen empfinden sie eher Mitleid. Für die betroffenen Personen ist natürlich beides gleichermassen kränkend, doch sind es zwei sehr verschiedene Sachen, ob einem Böswilligkeit unterstellt wird oder Naivität.

Ich denke, dass vieles von dem, was als Verachtung gegenüber seiner Anhängerschaft interpretiert wird, in Tat und Wahrheit auf deren vermeintliche Bigotterie zielt: Wenn all die Dinge, die einen demokratischen Präsidenten in den Augen dieser Leute komplett disqualifiziert haben, bei Trump, der diese noch viel exzessiver zur Schau stellt, aber überhaupt kein Problem sind.
Das ist tatsächlich ein Kritikpunkt, den sich seine Anhänger gefallen lassen müssen. Andererseits denke ich nicht, dass es je die überragende Moral eines Kandidaten war, die jemanden überzeugt hat für ihn zu stimmen. Viel eher versucht man mit der Amoral des Gegenkandidaten dessen Anhänger abzuschrecken. Natürlich erfolglos.
Ich bezweifle daher, dass abgesehen von den „Trumpsycophanten“ sehr viele seiner Wähler seine Betrügereien, seine Lügen und seinen Narzissmus okay finden, doch gibt es für diese wichtigere Punkte, weshalb diese Dinge ihn nicht gleich disqualifizieren.
Ausser wenn einer der wichtigeren Punkte ist, den Gegnern ans Bein zu pinkeln, sind die Eigenschaften, obwohl man sie verachtet, vielleicht dennoch herzlich willkommen. (Diese Motivation halte ich allerdings für ausgesprochen arschlochig!)

Und damals sei ihm ein Phänomen bewusst geworden, das er so bezeichnen würde: Es gibt zwei Trumps. Es gibt sozusagen den Trump, den Angeber, den Trump, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, den Übertreiber und auch den Beleidiger Trump und vielleicht auch Trump, der es nicht ganz so ernst nimmt mit der ehelichen Treue etc. diesen egozentrischen, narzisstischen Showstar Trump. Aber es gibt oder gab daneben immer auch noch einen zweiten Trump. Und dieser Trump ist oder war der Trump, der fürs Volk gesprochen hat. Und der es in einer Art uns Weise gemacht hat, die ihn überzeugt habe.

Diese Zwei-Trump-Theorie ist fantastisch. Nicht neu. Aber äusserst effizient, wenn man sich mit gewissen Aspekten nicht beschäftigen will.
Die Frage ist aber, ob das legitim ist?
Bei gewissen Dingen macht es durchaus Sinn eine Zwei-Personen-Praxis zu vertreten. So sollte es keine Rolle spielen, ob jemand Volksmusik mag oder schwul ist, wenn es darum geht, ob er gewählt werden soll. Wenn es aber um die Ehrlichkeit geht, dann sieht sie Sache anders aus. Ich will nicht bestreiten, dass es manchmal nötig ist zu lügen, aber man wünscht sich schon jemanden, der das nicht auf die leichte Schulter nimmt. Wenn die Erfahrung aber zeigt, dass jemand nicht davor zurückschreckt zu lügen, wenn er sich davon einen Vorteil verspricht, dann kann man sich nicht wirklich darauf verlassen, dass er zu seinem Wort stehen wird – was in der Politik eine zentrale Forderung ist. Natürlich könnte man einwenden, dass man diese Gewissheit auch bei jemandem nicht hat, der noch nicht der Lüge überführt wurde, doch ich denke, dass es schon einen Unterschied macht bei der Wahl, wem man das vertrauen schenken will, wenn der eine von beiden regelmässig lügt und das auch bei wirklich unnötigen Sachverhalten. Und es macht mir etwas Sorgen, dass der Köppel das nicht so sieht.

Köppel scheint vielmehr beeindruckt davon zu sein, dass Trump fürs Volk spricht. Das scheint das einzige zu sein, was in seinen Augen einen Politiker legitimiert? Er führt aber nicht aus für welches Volk er spricht, respektive sprechen soll. Und auch nicht, was dann die Leute sind, für die er nicht spricht.
Hinzu kommt, dass fürs „Volk“ sprechen – insbesondere wenn es nur ein Teil der Bevölkerung ist – gern mit Populismus, Demagogie und Nationalismus einher geht. Und nicht immer mit den guten Varianten. (Nicht dass mir gute Varianten bekannt wären, aber ich nehme an der Köppel sieht das etwas differenzierter.)

Oder beeindruckt er Köppel vielleicht, weil er wie das „Volk“ spricht? Seine Sprache ist die eines Primarschülers und er hält sich nicht ans Protokoll, welches eine respektvolle Zusammenarbeit auch zwischen den Fronten ermöglichen soll. Er macht Leute lächerlich und pinkelt jedem beliebig ans Bein. Das ist erfrischend, ohne Zweifel, denn viele haben das verdient, aber so funktioniert Politik nicht, die darauf angewiesen ist, dass man auch zurücksteckt und Kompromisse findet. So gewinnt man Wahlen und stärkt das Selbstwertgefühl des „Volkes“, so bringt man aber nicht das Land vorwärts.

Als er sich intensiver mit dem Phänomen Trump zu beschäftigen begann, fiel Köppel auf dass der zweite Trump jemand ist, der Dinge auf den Tisch legte, die sonst weggewischt werden. Trump habe sich zur Wehr gesetzt gegen die Arroganz der Medien, gegen die Arroganz der politischen Eliten, auch gegen die Arroganz der Universitäten, die so tun als hätten sie absolute Wahrheiten, auch moralische Wahrheiten auf ihrer Seite.

Auch hier. Nicht alles, was vom Tisch gewischt wird, hat auf den Tisch etwas zu suchen. Den Leuten nicht zu erlauben andere aufgrund von Geschlecht, Hautfarbe oder sexueller Orientierung zu diskriminieren, ist keine Diskriminierung, auch wenn das „Volk“ es als genau das versteht und es wieder erlaubt sehen möchte. In den Biologiestunden den Kreationismus nicht zu unterrichten, ist keine Unterdrückung der Glaubensfreiheit durch arrogante Wissenschaftler, auch wenn das „Volk“ es als genau das versteht und ihn wieder im Unterricht sehen möchte. Und keine Mauer zu Mexiko bauen zu wollen, ist kein Landesverrat, wenn man das Problem offensichtlich an einem anderen Ort liegt, auch wenn das „Volk“ es als genau das versteht und sie gebaut sehen möchte.

Jede Zeitung glaubt alles besser zu wissen. Das mag arrogant wirken, ist aber insofern nicht tragisch, da es ja noch andere Zeitungen gibt, die ebenfalls um Glaubwürdigkeit buhlen. Jede Partei glaubt auf der moralisch besseren Seite zu stehen. Das mag arrogant wirken, ist aber insofern nicht tragisch, da sie ja mit anderen Parteien noch immer einen Konsens treffen muss. Jede wissenschaftliche Disziplin glaubt alles besser zu wissen als früher. Das mag arrogant wirken, ist aber insofern nicht tragisch, weil das tatsächlich auch stimmt. Das heisst nicht, dass man damit die absolute Wahrheit gefunden habe, sondern nur, im besten Fall, dass eine bestimmte Annahme nachweislich und in Übereinstimmung mit allen Peers absolut falsch ist.
Arroganz verdirbt des Spass, schmälert aber nicht die Wahrheit.

Und da habe sich Trump winkelriedmässig wirklich ins Zeug gelegt und für die Leute gekämpft, für die einfachen, von diesen hochfliegenden und hochwohllöblichen Institutionen nicht zur Kenntnis genommenen Menschen eingesetzt. Unter Inkaufnahme sehr grosser persönlicher Nachteile. Und dieser Trump imponiert ihm. Und diesen Trump hat Köppel verteidigt in Artikeln der Weltwoche.

Natürlich wie Winkelried. Wie der mythische Held, der sich am 9. Juli 1386 so tapfer in den Fersensporn seiner Feinde stürzte…
Dass Köppel Trump mit dem grössten Helden der Schweiz vergleicht, finde ich aber schon speziell. Es fühlt sich für einen SVP-Mann gleichermassen naheliegend wie blasphemisch an. Irgendwie ist es auf eine verquere Weise das gleiche wie die Identifikation von Jana aus Kassel mit Sophie Scholl. Hier einfach gefühlt etwas weniger Relativierung, dafür ein klitzekleines bisschen mehr Absolutismus. Auf jeden Fall aber ein trauriger Ausverkauf der Ideale.
Winkelried hat für seine Kameraden sein Leben gegeben. Dass Trump absurde Sachen macht und die Medien sich dann darüber lustig machen, kann man damit aber schwerlich vergleichen. Insbesondere, da er aus diesen Anfeindungen durchaus Profit zu schlagen versteht. Die Presse kritisiert ihn, er nennt sie Fake-News, die Glaubwürdigkeit der Presse nimmt Schaden und bei seine Anhängern wächst der Messias-Status. Bisweilen, so scheint es, legt er es sogar richtig drauf an. Je mehr ihn die einen hassen, desto mehr lieben ihn die anderen.
Ich bin mir also gar nicht so sicher, ob er wirklich Nachteile einfährt. Vielleicht sind das auch einfach nur die Kosten der Gesellschafts-Spaltung, aus der seine Energie gewinnt. Divide et impera!
Hinzu kommt, dass ich den verdacht hege, dass Trump sich eine Welt gebaut hat, in der er der allseits beliebte, strahlende Sieger ist. Kritik dringt nicht bis zu ihm vor und wenn doch, schmettert er sie eloquent ab, so dass felsenfest überzeugt davon ist, dass bis auf ein paar mächtige Verschwörer mit diabolischen Agenden alle zu ihm stehen. Das Volk und insgeheim auch die traditionell demokratisch wählenden Leute. Schliesslich kann niemand, der bei gesundem Verstand ist, bestreiten, dass er der beste ist, wos je hets gits.

Doch wenn Köppel Trump als Winkelried inszeniert, als einen mythischen Helden der bereit ist sein Leben zu Geben im Kampf gegen die Habsburger, dann spielt er damit verschiedenen absurden, bisweilen sogar gefährlichen Verschwörungstheorien in die Hand.
Eigentlich müsste sich Köppel als kritischer Geist von kruden Verschwörungstheorien distanzieren und stattdessen die tatsächlichen Mechanismen aufzeigen, welche am Werke sind. Doch das tut er nicht und so tummeln sich in den Kommentaren zu seinen Videos eine Menge Leute herum, die dort menschenverachtende Verschwörungstheorien propagieren.

Köppel sei immer wieder so der Gedanke gekommen, dass die Gegner vor allem über Egotrump sprechen, damit sie nicht über den Volkstribun und auch den Volksredner sprechen müssen, der sehr viel gutes macht. Auch in seiner Präsidentschaft sehr viel gutes macht.

Auch Trump unterstreicht das jedes mal, wenn er sich über die Fake-Medien ärgert, dass sie seine Leistungen unerwähnt lassen. Tatsächlich tun sie das aber nicht. Sie sind bloss nicht so begeistert von ihnen wie Trump und Köppel.
Jegliche Kritik einfach als eine an Egotrump zu verstehen und daraus zu schliessen, dass der Macher und Volkstribun aus ungeklärten Gründen nicht erkannt wird, ist ziemlich billig. Aber offenbar wirksam.

Auch dass er Trump als Volkstribun bezeichnet, ihn mit dem Ehrentitel Blochers schmückt ist interessant. Ein weiterer seltsamer Vergleich.

Ein Knackpunkt sei dann wohl gewesen, als in der Corona-Krise der Egotrump sich zu sehr in den Vordergrund schob. Der Volksredner sei da zu sehr in den Hintergrund getreten.

Kommt nur mir das so vor, als ob Köppel hier Trump strategische Fehler vorwirft ohne die Fehler zu benennen? Was hätte der Volksredner denn getan? Den Ernst der Lage und die Wichtigkeit der Schutzmassnahmen unterstrichen? Also Dinge mit denen sich auch die SVP schwer tut?

Und möglicherweise habe diese übersteuerte Egophase am Anfang der Pandemie dazu beigetragen ihn die Wahl zu kosten.

Trump wird sich damit sicherlich viel Sympathie im eigenen Lager verspielt haben. Das wird aber nicht allzu viele motiviert haben die Seite zu wechseln. Trump war von Anfang an ein Arsch und es hat seine Wähler nicht gestört. Auf der anderen Seite war seine Zustimmung immer lausig. Oder ist es wirklich so abwegig anzunehmen, dass eine Mehrheit ihn nicht so toll findet? Sich nicht von ihm beschützt fühlt?

Was mich dagegen ehrlich erstaunt, ist die Vorstellung, dass es in der Trumpfrage tatsächlich Unentschlossene geben soll. Bei seiner Begabung fürs Polarisieren halte ich das für beinahe ausgeschlossen. Entweder liebt man ihn oder man hasst ihn oder man hasst ihn, akzeptiert ihn aber, weil man sich etwas davon erhofft oder die andere Seite noch viel mehr hasst. Gleichgültig gibt es nicht.

Aber die Corona-Krise hat ihm sicherlich geschadet. Und genutzt. Weil sie mehr Gegner als Anhänger mobilisiert hat. Sowohl bei ihm, als auch bei Biden. Und das wird wohl den Ausschlag gegeben haben.

Köppels Ansicht nach haben die Medien ihre Glaubwürdigkeit verspielt in der Berichterstattung über diesen Trump, weil sie überhaupt nicht diesem Doppelphänomen gerecht werden wollten, sondern sich einfach nur eingeschossen haben auf die eine Seite, wo Trump ihnen natürlich auch immer wieder Munition geliefert habe.

Geht das? Köppel entdeckt die Doppeltrumpigkeit und die Medien verlieren ihre Glaubwürdigkeit, weil sie diese nicht auch erkennen?

Die Rede

Jetzt wendet sich Köppel der 46-Minuten-Rede zu, die vernichtende Reaktionen hervorgerufen haben soll. Er will jetzt auf diese Rede eingehen und einzelne Punkte herausarbeiten.
Die erste Frage sei, ob es Wahlbetrug gegeben habe.

Sollte die erste Frage nicht lauten, ob sich Trump jetzt schon zum Wahlsieger erklären darf? Ich meine, es ist ja noch nichts entschieden. Ich meine ja nur…

Natürlich gab es Wahlbetrug, meine Damen und Herren, so Köppel. Es habe Unregelmässigkeiten gegeben und das sei auch durch eidesstattliche Erklärungen beglaubigt worden. Von denen aber manche wohl nicht vor Gericht standhalten werden.

Manche? Alle Vorstösse vor Gericht wurden zurückgewiesen. Mehr als 50.
Darf man dann sagen, dass die Einwände gültig sind, wenn die Gerichte sie nicht akzeptieren?

Andere seien sehr überzeugend.

Wer entscheidet, was überzeugend ist? Die Gerichte oder die Medien? Oder irgendwelche Verschwörer, die dann die Gerichte und Medien darüber in Kenntnis setzen?

Es habe natürlich Unregelmässigkeiten gegeben und Wahlbetrug. Entscheidend aber sei, ob das in einer Dimension stattgefunden habe, die das Wahlergebnis kippen könnte. Aber die Behauptung, dass es keinen Wahlbetrug gegeben habe sei reinste Antitrumprethorik.

Und zu behaupten, dass es Wahlbetrug gegeben habe, während man auf Evidenzen hinweist, die vor Gericht nicht standhalten, ist demzufolge Protrumprethorik?

By the way, wenn etwas Anti- oder Pro-Irgendwas-Rhetorik ist, dann sagt das nichts über die Gültigkeit der vorgebrachten Argumente aus, sondern lediglich über die Art und Weise wie etwas formuliert wurde, hier beispielsweise auf welche Stilmittel das angesprochene Publikum am besten reagiert. Natürlich kann man damit die Meinung des Publikums subtil in die gewünschte Richtung komplimentieren, aber unverhohlenes Lügen ist kein Teil davon.

Das zweite Argument sei, dass zum ersten Mal in der Geschichte der vereinigten Staaten während des Spiels die Spielregeln geändert wurden, was die genauen Wahl- und Stimmabgabemechanismen angeht. Besonders in Pennsylvania, wo man einerseits die Briefwahl ermöglicht und anderseits die Sicherheitsmechanismen heruntergefahren habe. Und man könne sich die Frage stellen, warum sie das getan haben, schliesslich tun Politiker ja nie etwas ohne ein bestimmtes Motiv, sagt der Nationalrat Köppel.

Könnte der Grund die Pandemie gewesen sein?
Wäre das kein guter Grund um Briefwahlen im Eiltempo einzuführen?
Trump hat sich da zwar von Anfang an mit Händen und Füssen dagegen gewehrt, wohl wissend, dass das eher den corona-phoben Demokraten zugute kommen würde, aber er konnte es nicht verhindern.
Man könnte umgekehrt die Frage stellen, wie viel von der ungeschickten Handhabung und den holprigen Prozessen bei der brieflichen Stimmabgabe dann während der Wahl auf Hinderungsversuche der Trump-Administration zurückgehen. Hätte sich Trump dafür eingesetzt, dass die Briefwahl sauber ausgerollt wird, wie viele der Unstimmigkeiten wären dann wohl nicht aufgetaucht?

Und wenn man bedenkt, wie die Demokraten Trump während der letzten vier Jahre verteufelt haben, ihn sogar als Hitler bezeichnet haben, dann ist der Gedanke nicht abwegig, dass sie alles versuchen um diesen Hitler aus dem Amt zu bringen. Wenn schon nicht mit einem Attentat dann wenigstens mit Wahlbetrug. Das sei nicht so unplausibel.

Jemanden mit Hitler zu vergleichen (so deplatziert es auch sein mag) ist nicht das gleiche wie ihn als Hitler zu bezeichnen. Und aus einem unglücklichen Vergleich einzelner Exponenten zu schliessen, dass die ganze Partei sich für Attentate und Wahlbetrug stark machen wird, finde schon etwas gewagt. Könnte sowas nicht schon als Hetze ausgelegt werden? (Ich muss hier allerdings zu Köppels Verteidigung anführen, dass er sich grundsätzlich schwer mit Nuancen tut. So sah er bei AOC auch keinen Unterschied zwischen Rache und zur Verantwortung ziehen. Da kann er nichts dafür und man sollte lieber davon absehen dieses semantische Missgeschick als Hetze zu interpretieren.)

Es habe diese Jahr 80 Millionen Briefwahlzettel in den Vereinigten Staaten gegeben. Das sei sehr, sehr viel und das öffnet natürlich Tür und Tor für Manipulationen und für Fälschungen. Das sei das stärkste Argument, das Trump in seiner Rede vorgetragen habe.

Und selbst wenn hier der Manipulation und Fälschung Tür und Tor geöffnet worden sind. Welche rechtsstaatliche Instanz identifiziert es, bestätigt es und gebietet dem Einhalt? Ist es nicht zufälligerweise genau die Instanz, die keine Unregelmässigkeiten zu erkennen vermag?
Hat sich Köppel nicht erst kürzlich dafür stark gemacht, dass der Rechtsweg unbedingt eingehalten werden muss? Oder gilt das nur, wenn der Rechtsweg in die gewünschte Richtung weist?

Der dritte Punkt sei zu bestimmen, ob es reiche um zu zeigen, dass ein legitimer Präsident um seinen Posten gebracht wurde. Und hier sei das grosse Problem Trumps. Er habe nicht die Beweise, die wirklich überzeugend sind. Er könne Einzelfälle darlegen, aber er könne nicht zeigen, dass es im nötigen Ausmass passiert sei.

Und damit ist die Sache doch eigentlich erledigt? Oder? Ich meine, welche rechtsstaatlichen Möglichkeiten bleiben dann noch?

Indem Köppel das nicht ausführt, sondern einfach im Raum stehen lässt, radikalisiert er aber geradezu seine Gefolgschaft. Der richtige Weg wäre sich hier für einen legalen Weg stark zu machen um das (systemische?) Problem zu lösen.

Und dann erklärt Köppel, wo Trump den Fehler gemacht habe. Er habe zu spät reagiert. Nicht erst nach der Wahl. Er hätte sein Legal Team schon während dem Wahlkampf auf die Piste schicken müssen.

Hat er das nicht getan? Schon. Aber eben nicht genug.

Das sei ein Führungsfehler gewesen. Und den versuche er nun zu kompensieren, indem er seine Vorwürfe ins monströse und unseriöse überdreht.

Und hier wieder die Unterscheidung zwischen Egotrump und Volkstribun. Wenn es absurd ist, ist es der Egotrump. Aber das macht die Sache hier nicht zu einer der absurden. Man weiss dann zwar nicht, welche Vorwürfe der Volkstribun vorgebracht hätte, aber sicherlich wären sie dann richtig gut gewesen. Ziemlich praktisch. Das Durchdrehen Trumps beweist, dass die Wahrheit irgendwo da draussen ist.

Köppel bringt dann zwei Beispiele, wo Trump seines Erachtens übers Ziel geschossen sei. Die Stimmen, die in Wisconsin mitten in der Nacht auftauchten und Trumps Vorsprung zunichte machten und die Sache mit den Dominion Wahlmaschinen, die angeblich auf Knopfdruck Ergebnisse switchen können. Köppel meint dann, dass wenn Trump sowas sagt, und er sei jetzt nicht mehr Wahlkämpfer sondern Präsident, dann aktiviert er alle natürlichen Zweifel, die wir alle haben, gegenüber Google, gegenüber Big Tech, gegenüber irgendwelchen Computern. Köppel will theoretisch auch nicht ausschliessen, dass das technisch möglich ist, doch wenn der Präsident der Vereinigten Staaten solche Vorwürfe in den Raum stellen, und vor dem Siegel der Vereinigten Staaten sich hinstellen, dann habe er doch eine gewisse objektive Wahrheitsverpflichtung und er müsse bei belegbaren Fakten bleiben.

Soll das heissen, dass es Gelegenheiten gibt, in denen Trump „notwendigerweise“ der Volkstribun sein sollte und nicht der Egotrump? Und was wenn darauf einfach kein Verlass ist? Was wenn man nicht darauf vertrauen kann, dass jemand der objektiven Wahrheit verpflichtet ist und seine Fakten belegbar sind? Ist ein solcher Mensch immer noch wählbar in einem Rechtsstaat?

Ich fand es übrigens lustig, dass Köppel einem Wahlkämpfer offenbar Lügen durchgehen lässt. Einem Präsidenten aber nicht. Ich bin da wohl nicht so tolerant.
Und witzig fand ich auch, dass der unbegründete Blödsinn der Trump verzapft einen natürlichen Zweifel aufkommen lässt. Aber nicht an Trump, sondern an der Technologie.
Wäre Köppel doch nur auch Andersdenkenden gegenüber so wohlwollend…

Köppel bestreitet nicht, dass Trump das so empfindet, aber er hat keinen Beweis bringen können, dass das wirklich so ist.

Damit hätte er sich doch eigentlich den ganzen Beitrag sparen können, oder?

Eine Frage am Rande: Hält Köppel Trump für intelligent? Respektive woraus glaubt Köppel, dass Trump seine durchaus vernünftigen Gedanken schöpft? (Und woher seine absurden?) Und wenn Köppel dem intelligenten Trump zugesteht, dass dieser die Validität seiner schwachen Beweise aufrichtig für überzeugend hält, wie abwegig ist es da, dass die Medien die vernünftigen Dinge aufrichtig nicht für besonders vernünftig halten?
Ich meine, ja, die Medien machen sich über ihn lustig, aber vielleicht tun sie das, weil er jedes Kriterium einer (tragischen) Witzfigur erfüllt und nicht weil sie Angst vor seinen vernünftigen Gedanken haben. Ist Köppel schon mal der Gedanke gekommen, dass die Medien keine Agenda haben, sondern einfach nur ihre Arbeit tun? Sprich, dass deren Unzulänglichkeiten profane Gründe haben und nicht von irgendwelchen mächtigen Verschwörern eingefädelt wurden.

Der Egotrump will zwanghaft gewinnen. Dabei müsste gerade jetzt der Volkstribun zum amerikanischen Volk sprechen.

Was sollte der Volkstribun dem Volk denn sagen?

Köppel meint, er müsse die Leute auffordern wählen zu gehen. Weil er mit der Betrugsrhetorik und der Verschwörungsrhetorik das amerikanische Volk demotiviert bei den kommenden Senatswahlen nochmals ihre Stimme für die Republikaner abzugeben.

Mit dem amerikanischen Volk, deren Sache Trump immer so gut vertreten habe, meint Köppel tatsächlich nur die Republikaner.
Der Volkstribun ist nur seinem Volk verpflichtet!

Köppel befürchtet am Schluss, dass wenn man Egotrump jetzt weiter wüten lässt, dass er als Totengräber seiner selbst und seiner Politik in die Geschichte eingehen könnte. Und das wäre schade, weil es eine gute Sache war, dass er gewählt worden ist, der die Anliegen des Volkes vertreten hat gegen diese ganze heuchlerische, verlogene Superelite, gegen all diese polyglotten Sozialisten und Halbsozialisten und Salonsozialisten. Dass da mal einer aufgestanden ist und auch die Political Correctness zurück gekämpft hat. Das sei eine gute Sache. Und wenn er das jetzt noch kaputt macht auf seiner Egotrump-Schiene, dann wäre das wirklich tragisch.

Nehmen wir mal an, dass er wirklich erfolgreich gegen den Sumpf angekämpft hat und den Leute tatsächlich die Heuchelei und die Verlogenheit der Eliten vor Augen geführt hat und dass er den Vormarsch der Political Correctness gestoppt hat. Inwiefern würde sein jämmerlicher Niedergang diese Errungenschaft zunichte machen? Was man einmal gesehen hat, kann man nicht mehr ungesehen machen.
Und selbst wenn das Volk diese Dinge dank eines nächsten Volkstribuns wieder aus den Augen verliert, wäre das wirklich das schlimmste denkbare Erbe, das uns Trump hinterlassen kann?

Nicht das zerstörte Vertrauen in die Medien und in den Rechtsstaat aufgrund unbegründeter Vorwürfe? Nicht die immer unüberwindlichere Polarisation? Nicht die Salonfähigkeit der White Supremacy? Nicht die politisch motivierte Gewalt, zu der sich seine Anhänger legitimiert fühlen?

Aber Köppel schaut jetzt einfach mal, wie sich die Sache im Weiteren entwickeln wird.

Okay. Schauen wir.
Doch ich hätte da noch eine allerletzte Frage: Gibt es diese zwei Trumps wirklich? Der eine Trump ist ja nach allgemeiner Übereinkunft ein egomanisch, narzisstischer Angeber, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Solche Menschen neigen dazu ihr Publikum mit Lügen um den Finger zu wickeln und auszunutzen. Woher nimmt Köppel die Gewissheit, dass es den zweiten Trump tatsächlich gibt und diese vernünftigen Dinge, die ihn so beeindrucken, nicht nur die Spinnweben sind, mit denen er sich seine konservativen Fliegen fängt?


Köppel hinterfragt übrigens ganz am Anfang dieses Beitrage in seiner Rubrik (?) „Willkommen in der verrückten Welt von Transgender“ auch noch kritisch die (niederen?) Motive für das Comingout von Elliot Page, dessen Wunsch künftig als „er“ angesprochen zu werden Köppel einfach ignoriert, und holt dann gleich auch noch aus zu einem wissenschaftlich wackligen Rundumschlag aus gegen die „Genderideologie – den Kreationismus der Linken“.
Auf den einen oder anderen Fehler in seiner Argumentation werde ich vielleicht ein andermal zu sprechen kommen, hier möchte ich nur folgendes zu denken geben: Als jemand, der sich gern selbst gegen den grössten Wiederstand des nicht ernst genommenen Volkes annimmt, ist Köppel hier erstaunlich taub für den Versuch des Gehörtwerdens eines Volkes, das seit Ewigkeiten ignoriert und bevormundet wurde.


Ich glaube, ich kaufe ihm die „autonome Republik des freien Denkens“ nicht ab. Ich glaube, er biedert sich bloss seiner immer querer denkenden Gefolgschaft an.

Tu quoque, Roger

Roger Köppel wirft in seiner „Weltwoche Daily, 10.11.2020“ noch einmal einen Blick auf die vereinigten Staaten und die jüngsten Verwicklungen und Missverständnisse.

Das wichtigste zuerst: Wir haben – so Köppel – noch kein Ergebnis.
Es werde schliesslich noch gezählt und auch einige Anfechtungen vor Gericht seien noch hängig. Wer sich aus rechtsstaatlichen Gepflogenheit und Verfahren etwas mache, müsse das akzeptieren und abwarten.
Da hat er natürlich recht. Doch ich sehe jetzt nicht so ein grosses Problem darin sich verfrüht über den Sieg zu freuen. Wichtiger ist doch, ob man das Ergebnis – wie es auch immer herauskommt – akzeptieren wird.
Will der Köppel etwa behaupten, dass Biden ein schlechter Verlierer ist als Trump?

Solange es aussieht, dass Biden der nächste Präsident sein wird (und das tut es doch offensichtlich), ist es meines Erachtens Bidens gutes Recht, sich schon mal an die Arbeit zu machen. So ein Machtwechsel ist schliesslich jede Menge Arbeit. Dass er dabei noch keine Unterstützung durch die scheidende Administration erhält, nimmt er dieser noch nicht einmal übel. Ist also nicht so, dass er schon auf Dinge pochen würde, auf die er tatsächlich noch kein Anrecht hat.

Der Köppel lädt uns dann ein uns vorzustellen, was wohl passiert wäre, wenn Biden von Wahlbetrug geredet und Trump sich selbst zum Sieger erklärt hätte. Die gleichen Medien, die jetzt jubeln, – so Köppel – würden von Diktatur und faschistischen Anwandlungen im Weissen Haus reden… Es sei betrüblich, wie die eigene persönliche Moral und Vorliebe über den Rechtsstaat gestellt wird.

Dieses Gedankenexperiment ist in vielerlei Hinsicht schräg. Zum einen war die Disqualifizierung der Briefwahl eine von Trumps wichtigsten Wahlkampfstrategien. Er arbeitete in einer Zeit, wo wegen Corona viele brieflich abstimmen würden, sehr gezielt darauf hin, dass seine Anhänger an die Urne gehen würden. Wodurch allein aus dem Umstand, ob ein Wahlzettel persönlich in die Urne gelegt wurde oder per Post eintraf, mit grosser Wahrscheinlichkeit vorhergesagt werden konnte, was auf diesem stehen würde. Und wenn man weiss, in welchen Säcken die Wahlzettel des Gegners sind, kann man versuchen dafür zu sorgen, dass diese Säcke „aus Gründen“ nicht gezählt werden dürfen.
Zu Fragen, was wohl geschehen wäre wenn Biden von Wahlbetrug gesprochen hätte, macht in diesem Kontext etwa so viel Sinn wie zu fragen, was wohl geschehen wäre, wenn Hillary damals eine Mauer hätte bauen wollen.
Der Rest vom Gedankenexperiment, also dass Trump sich selbst zum Sieger erklärt hätte, ist noch absurder, denn am Tag von Bidens Siegeransprache twitterte Trump:

Und sogar ein paar Tage früher postete er folgendes:

Trump hat sich zum Sieger erklärt und wir sprechen schon seit Jahren davon, dass Trump faschistische Anwandlungen hat und mit einer Diktatur liebäugelt. Das ist nichts, was geschehen würde, wenn etwas anders wäre. Das ist leider Realität. Dieses Gedankenexperiment vom Köppel entspricht also ungefähr folgendem: Stell dir vor Karotten wären violett, dann würden Kühe Grass fressen. (Hä???)

Ich frage mich, ob durch den Vorwurf, dass Biden den Sieg zu früh für sich in Anspruch nahm, und das Verschweigen, dass Trump es noch viel früher tat, und durch den Hinweis, dass noch Gerichtsentscheide zum Vorwurf des Wahlbetrugs abgewartet werden müssen, und das Nichterwähnen, dass bisher keine stichhaltigen Hinweise auf irgendwelche Unstimmigkeiten bei der Wahl vorgelegt wurden, nicht irgendwie die eigene persönliche Moral und Vorliebe über das Ideal einer möglichst objektive Berichterstattung gestellt wird?

Auch dass Köppel mit keinem Wort erwähnt, dass das Untergraben des Vertrauens in den Wahlprozess ein direkter Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit ist, finde ich etwas befremdlich.
Wohlgemerkt, ich sage nicht, dass es keinen Wahlbetrug geben kann oder dass man bei Verdacht die Sache nicht notwendigerweise zu untersuchen braucht. Ich halte es lediglich für sehr problematisch Zweifel am Funktionieren der Wahl zu streuen, bloss weil das die Chance zu gewinnen steigert.

Dann führt Köppel breit aus, dass Biden in seinen Reden von Heilung spricht und die Medien das eins zu eins übernommen hätten: Die Sonne sei aufgegangen über den Vereinigten Staaten und alle Differenzen seien endlich beseitigt.
Woher hat er das? Klar, man freut sich darüber, das Biden es sich zur Aufgabe gemacht hat ein gespaltenes Land zu heilen, aber niemand behauptet, dass dies einfach werde oder gar schon geschehen sei.
Und eine Heilung ist bitter nötig, denn das Land ist tief gespalten. Und obwohl Trump nicht die Ursache der Spaltung ist, so trieb er sie doch massiv voran und zog daraus politisches Kapital.

(Ein Zyniker könnte anmerken, das in der Vergangenheit Krieg ein patentes Mittel war die Gesellschaft zusammenzuschweissen. Und dass Trump mit der Weigerung einen Krieg anzufangen dem gespaltenen Land die bitter nötige Heilung vorenthielt.)

Er mobilisierte Anhänger indem er dem Gegner ans Bein pinkelte. Die Leute strömten ihm zu nicht weil er ihr Leben besser, sondern weil er das der Gegner schlechter macht. Das ist nicht Spaltung in Kauf nehmen. Das ist Spaltung als Energiequelle nutzen.
Dass Köppel diese Kern/Gesellschafts-Spaltung-Analogie nicht aufgefallen ist, überrascht nicht, schliesslich hängt die SVP ja ehrlich gesagt am gleichen Netz.

Köppel fragt sich dann, von welcher Art von Heilung Biden hier eigentlich spreche?
Er unterstellt Biden und den Demokraten die Gesellschaft heilen zu wollen, indem alles weggeschnitten wird, was nicht gefällt. Von einer Krankheit, die alles als Fake-News zu bezeichnen versucht, was sie nicht hören will? … Denkt er wirklich, dass die Demokraten die Krankheit als Heilung für die Krankheit verwenden wollen? Dass sie Feuer mit Feuer bekämpfen wollen? Ist das nicht eher Doktrin auf der andern Seite?

Ich habe das Gefühl, dass Köppel hier im Interesse seines Arguments entgegen besseren Wissens Spaltung und Meinungsverschiedenheit gleichsetzt. Das ist nicht nur grundfalsch, es könnte vielleicht sogar eine der stärksten Triebkräfte für die Spaltung sein.

Ich mag anderer Meinung sein als der Köppel, ich bezweifle aber keine Sekunde, dass er – genau so wie ich – nur das beste für die Schweiz (und Europa (und die ganze Welt)) will. Uns schweben verschiedene Utopien und verschiedene Wege dorthin vor. Und wir befürchten, dass der Weg des anderen nicht nur nicht funktioniert, sondern verhängnisvoll sein würde. Was aber nicht heisst, dass ich dem anderen unterstelle ein Vaterlandsverräter zu sein, der in voller Absicht die Schweiz, ihre Kultur und die Bevölkerung vom Erdboden tilgen will.
Wir setzen uns für die gleiche Sache ein, die Schweiz, und wir hoffen beide, dass die Schweiz uns beiden gleichermassen zum Wohl gereicht. In unserem persönlichen Verständnis verstehen wir uns – so hoffe ich – trotz allen Meinungsverschiedenheiten als eine Einheit, die eben diese Meinungsverschiedenheiten nutzt um Fortschritte zu machen.

Spaltung dagegen ist, wenn das Wohl des anderen mir Missbehagen bereitet. Wenn mein Glück vom Leid des anderen abhängt.
Und so leid es mir tut, sehe ich genau das in den Vereinigten Staaten. 72’430’431 Menschen haben Trump nicht gewählt, weil er toll ist, sondern weil er die anderen 77’704’933 zur Weissglut treibt.

Das Ziel der Heilung ist nicht, dass alle gleicher Meinung sind, sondern dass alle gehört und ihre Anliegen und Bedürfnisse genügend ernst genommen werden und so alle das Gefühl haben Teil eines grossen Ganzen zu sein.

Als Beleg, dass Biden sich bisher nicht als ganz grosse versöhnliche Stimme profiliert hat, verweist Köppel darauf, dass Biden Trump als Clown bezeichnet hat.
Es stimmt schon, ich glätte keine Wogen, wenn ich den Heiland eines Gläubigen als Clown bezeichne. Andererseits führt kein Weg an der Wahrheit vorbei.

Das Problem ist die Person Trump. Seine politischen Überzeugungen mögen vielleicht sogar vertretbar sein, doch er lügt, was das Zeug hält, ist egomanisch und skrupellos. Damit wird das, wofür er einsteht selbstverständlich nicht automatisch falsch. Aber er ist ein Arschloch. Punkt.
Wohlgemerkt, das ist kein ad hominem. Ich lehne – wie gesagt – nicht seine Position aufgrund seines üblen Charakters ab. Ich lehne einfach nur ihn ab. Und hoffe es mit einem netten und zuverlässigen politischen Gegner zu tun zu haben.

Weiter führt Köppel an, dass Biden Trumpwähler für systemische Rassisten, sprich Rassisten hält.
Auch hierzu möchte ich ein paar Worte verlieren:
Zum einen sollte man systemischen Rassismus nicht einfach mit Rassismus gleichstellen. Für systemischen Rassismus braucht es keine Rassisten, die sich auf Basis der Biologie oder Herkunft verschiedene Gesetze für verschiedene Gruppen wünschen. Es reicht, wenn man nicht achtsam ist und das Gesetz bei den Angehörigen einer Gruppe anders umsetzt als bei denen einer anderen. Das muss nicht böse gemeint sein. Es kann sogar vernünftig erscheinen: Wenn die Statistiken besagen, dass grünäugige Menschen durchschnittlich häufiger Kugelschreiber klauen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die grünäugige Person Kugelschreiber klauen wird, grösser als die, dass es der blauäugige Kandidat tut. Diese Überlegung aber als Grundlage zu nehmen für die Entscheidung den blauäugigen Kandidaten beispielsweise einzustellen, wäre Diskriminierung, weil ich von den erhöhten Häufigkeit einer bestimmten Eigenschaften bei einer Gruppe nicht auf das Vorhandensein dieser Eigenschaften bei einem Individuum aus der Gruppe schliessen kann. Davon, dass die besagte Statistik durch den Umstand verzerrt wurde, dass man aufgrund der Kenntnis vom Kugelschreiberfetisch der Grünäugigen bei den Grünäugigen häufiger Kugelschreiberrazzien durchführte als bei jeder anderen Gruppe, wollen wir hier gar nicht erst anfangen.

Und zum anderen (wir sind ja noch immer bei den vermeintlich rassistischen Trumpwählern) finde ich, dass die Frage eigentlich durchaus berechtigt ist, ob Rassismus politisch vererbbar ist: Macht es mich zu einem Rassisten, wenn ich einen Rassisten wähle? Klar, ich kann ihn beispielsweise wegen seiner Ansichten zur Wirtschaft wählen, die ich für besser halte als die seines politischen Gegners. Doch wenn wirtschaftliche Fragen für mich eine höhere Priorität haben als die Bekämpfung des Rassismus, dann ist es vielleicht wirklich gerechtfertigt mich einen Rassisten zu nennen. Rassisten sind nämlich nicht nur die, die brennenden Kreuze aufstellen, sondern auch die, die es nicht für nötig halten, dem Einhalt zu gebieten.

Fun Fakt: Die Leugnung der Existenz von rassistisch motivierter Diskriminierung findet man erstaunlich oft bei Rassisten.

Wie ich weiter oben erwähnte, halte ich Meinungsverschiedenheiten in einer Gesellschaft für völlig legitim, wenn nicht gar für notwendig. Entsprechend halte ich auch die Freiheit der Meinungsäusserung für ungemein wichtig. Es geht dabei aber nicht nur darum, alles sagen zu dürfen, was man will, sondern auch um die Frage, wie ich mit der Meinung der anderen umgehe. Wenn ich sie ignoriere, dann diskriminiere ich sie. Wenn ich sie akzeptiere, dann bin ich Begriff sie zu übernehmen. Wenn ich sie toleriere, sehe ich einige Mängel in ihr, bin aber grundsätzlich zu einem gewissen Kompromiss bereit. Es gibt aber auch Meinungen, die ich nicht tolerieren kann. Weil ein Kompromiss schlicht ausgeschlossen ist. Die Meinung, dass alle Juden vergast werden sollen, ist so ein Beispiel. Hier kann und darf es keinen Verhandlungsspielraum geben. Sich eben nur auf die Hälfte zu einigen ist keine Option.

Rassismus, Sexismus und Homophobie gehören in diese Kategorie von nicht tolerierbaren Meinungen. Das heisst natürlich nicht, dass man Leute, die diese vertreten ins Gefängnis schmeissen sollte. Privat dürfen sie meinen, was sie wollen. Sobald sie aber Personen des öffentlichen Lebens werden und Massen von Leuten zu beeinfluss beginnen, dann sieht die Sache auf einmal ganz anders aus. Dann kann es leicht zur Hetze werden, wo sie selbst zwar nichts „böses“ tun, sondern einfach nur ihre Meinung sagen. Ihr Publikum aber auf potenziell blöde Ideen bringen…

Kein Angst, sich über Leute lustig zu machen und sie vielleicht sogar zu beleidigen, gehört nicht in die Kategorie des nicht tolerierbaren. Ganz im Gegenteil. Das darf man gerne tun. Respektive muss es sich in einer freien Gesellschaft gefallen lassen.

Die Grenze ist, wo Menschen die Existenzberechtigung abgesprochen wird.

Mir fällt gerade auf, dass ich bis jetzt gutgläubig davon ausgegangen bin, dass Köppel die Ansichten der von ihm erwähnten Leute korrekt widergibt. Doch nun kommt er auf Alexandria Ocasio-Cortez zu sprechen: Sie habe getwittert, dass man jetzt Listen erstellen müsse von Trump-Sicophanten, von Trump Anhängern, um sich dann an denen zu rächen. Was schon ziemlich starker Tobak ist.

Schauen wir uns daher mal an, was genau sie getwittert hat:

und ein bisschen später:

Mein Englisch ist natürlich nicht so gut, wie das vom Köppel, und es entgehen mir sicherlich viele Nuancen, aber für mich ist das nur eine Aufforderung die Sachen nicht zu vergessen, die die Leute so von sich gegeben haben, während sie Trump in den Arsch gekrochen sind. Es geht hier in meinen Augen alleine darum, dass man diesen Leute nicht erlauben sollte sich der Verantwortung für ihre fragwürdigen Äusserungen und Taten zu entziehen.
Das würde ich jetzt nicht unbedingt als Rache bezeichnen.

Das er hier etwas übers Ziel geschossen ist, müsste dem Köppel doch eigentlich klar sein, oder nicht?
Klar, so ist es witziger. Es gelingt ihm mit einer kleinen Überspitzung AOC in eine Reihe mit den übelsten Diktatoren der Weltgeschichte zu stellen. Und natürlich ist das nicht wirklich ernst gemeint.
Doch was denken wohl diejenigen seiner Zuhörer, die den Jux nicht mitbekommen haben, weil sie sich nicht die Mühe gemacht haben den Tweet nachzulesen?

Die Frage ist, glaubt Köppel wirklich, dass Alexandria Ocasio-Cortez ingeheim hofft, dass ihr Tweet Leute auf die Idee bringt sich im Batman-Style an den Komplizen von Trump zu rächen?

Um Köppel aber hier auch wieder ein bisschen in Schutz zu nehmen: Mit der Cancel Cultur im Hinterkopf, also der Tendenz der Social Justice Warrior Fehlverhalten, von dem sie denken, dass es gravierende negative Auswirkungen auf die Gesellschaft hat, unverhältnismässig hart zu bestrafen, könnte er befürchten, dass jemanden in diesem Kontext jemanden zur Rechenschaft zu ziehen zwangsläufig masslos übertrieben wird. Was natürlich eine berechtigte Sorge sein könnte. Aber ist es dann okay ein Verbrechen, für das man die Strafe für zu hart hält, grosszügig zu ignorieren?
Spricht da der Verteidiger der Rechtsstaatlichkeit oder der der eigenen Interessen?

Die Diskrepanz zwischen dem, was AOC schreibt, und dem, was Köppel liest, lässt mich vermuten, dass es ihm nicht um eine sachliche Auseinandersetzung mit den Problemen geht, vor denen wir nach Trumps Amtszeit stehen, sondern darum seine Anhänger anzustacheln.

Dazu passt auch Köppels Fazit: Er hält die Töne, die man von den Demokraten hört, für gefährlich. Für ihn klingen sie nach „Säuberung“ und „Enttrumpisierung“ (um – wie er sagt – das Wort „Entnazifizierung“ nicht zu verwenden).

Das Wort „Säuberung“ weckt üble Assoziationen und Köppel stellt damit die Demokraten in eine Ecke mit Diktatoren und Völkermördern. Seltsamerweise spricht Köppel dann das Wort „Entnazifizierung“ mit einer ähnlichen Abscheu aus, wobei das doch – wie wir uns doch sicher alle einig sind – eigentlich eine gute Sache war: Das Bestreben die Gesellschaft von allen Einflüssen des Nationalsozialismus zu befreien.
Sprich Köppel schafft es in einem Atemzug den Demokraten ein Liebäugeln mit der Gleichschaltung vorzuwerfen und den Kampf gegen den Chauvinismus zu bedauern.


Mein Fazit:

Auf Köppels Beitrag zu reagieren, ist gar nicht so einfach, weil man die ganze Zeit reinrufen möchte, dass Trump und er und die SVP es genau so machen, ja sogar noch viel mehr. Leider ist das aber noch kein Argument.


Noch ein Nachtrag

Köppel wundert sich darüber, dass Trump immer vorgeworfen worden sei, dass er Wahlveranstaltungen durchführe, an denen keine Masken getragen werden. Und dass jetzt die Leute, die auf der Strasse Bidens Sieg feiern, auch keine Masken tragen.

Hat er das mal gegoogelt?
Beispielsweise: biden victory streets

Kann es sein, das Roger Köppel vorsätzlich lügt?


Und noch ein letzter Nachtrag:

Köppel wundert sich an einer Stelle über das seltsame Timing der Ankündigung des COVID-19 Impfstoffes. Genau richtig, so sagt er mit einem Augenzwinkern, dass es Trump nicht mehr hilft. Dabei habe Trump Pfizer Geld für die Entwicklung des Impfstoffes gegeben haben. Wie undankbar.
Es wurde zwar schon vereinbart, dass man den Impfstoff abkaufen würde, das Geld für die Entwicklung kam aber nicht aus den USA sondern aus Deutschland.
Der einzige der behauptet hat, dass Trump Pfizer Milliarden gegeben habe, warTrump selbst.

Lieber Roger, ist Trump deine Quelle?
Echt jetzt?

Und noch einmal: Was bezweckst du mit deiner Interpretation der Daten? Dir ist schon klar, dass du mit solchen Anmerkungen vielleicht noch keine Verschwörungstheorien formulierst, sie aber mit Steroiden fütterst?

Trump – Was wenn er einen hervorragenden Job macht?

Das Problem mit Trump ist, dass WENN er die Wahl gewinnt und sich entgegen allen Erwartungen als ein hervorragender Präsident erweist, dann kann das langfristig dennoch verheerend sein, eben weil er entgegen den Erwartungen ein hervorragender Präsident wurde und damit alle Hoffnungen zunichte machte, anhand nachvollziehbarer Kriterien unter den Kandidaten den fähigen zu erkennen1.

Er mag klug und besonnen sein, doch das, was er von sich gibt, ist von dem, was ein Verrückter sagen würde, nicht zu unterscheiden. Woran hätten wir also erkennen können, dass er das Zeug zu einem grossartigen Präsidenten hat?

Klar, er hat uns immer und immer und immer wieder gesagt, dass er der einzige ist, der die Probleme lösen kann, und er flehte uns geradezu an ihm zu glauben, aber im Grunde tut das ja jeder Kandidat.

Wodurch unterscheidet er sich also von allen anderen Kandidaten?

Sicher nicht durch das Wahlprogramm, denn das erweckt zumindest den Anschein solid republikanisch zu sein2. Deshalb können auch „vernünftige“ Republikaner hinter ihm stehen und über die Absurditäten hinwegsehen, die im Wahlkampf offenbart wurden.

  • Was ihn von den anderen Kandidaten unterscheidet, ist, dass er kein Politiker ist.

Das stimmt. Und das war wahrscheinlich auch der wichtigste Grund für seinen Sieg. Die Hoffnung auf einen Wandel. Aber macht ihn die Unerfahrenheit in der Politik auch verlässlich erfolgreicher? Nicht unbedingt. Vielleicht sogar im Gegenteil. Für eine Herzoperation ist es besser sich für einen Herzchirurgen zu entscheiden als für einen Immobilienmogul – auch wenn letzterer vielleicht tatsächlich neue Ideen einbringt.
In den Augen mancher Leute ist die Verkommenheit der Politik (oder Medizin) dermassen umfassend, dass für sie jede Veränderung gut und wünschenswert ist. Ich denke dagegen, dass neue Ideen nicht notwendigerweise gute Ideen zu sein brauchen – insbesondere dann nicht, wenn einem das fachspezifische Know how fehlt, gute von schlechten Ideen zu unterscheiden.
Das ist ein witziges Phänomen unserer Gesellschaft: Es gibt Berufe, bei denen man andächtig schweigt, wenn deren Vertreter aus dem Nähkästchen plaudern, und es gibt andere, wo jeder mitreden zu können glaubt. Einem Herzchirurgen oder Physiker redet man in der Regel nicht rein, einem Philosophen oder Politiker jedoch unentwegt. Doch auch dort gibt es eine Lernkurve, die man erstmal meistern muss, bevor man was brauchbares zustande bringt.
Aber natürlich hindern verdrehte Vorstellungen niemanden daran dennoch die richtigen Entscheidungen zu treffen, schliesslich findet auch ein blindes Huhn mal ein Korn, es wäre aber keine sehr gute Strategie, die meisten richtigen Entscheidungen bei jenem Kandidaten zu erwarten, der die verdrehtesten Vorstellungen besitzt.

  • Was ihn auch noch von den anderen Kandidaten unterscheidet, ist, dass er reich und nicht von Spenden abhängig ist.

Das stimmt zwar auch, aber das heisst nicht, dass er deswegen keine Interessenkonflikte hätte. Und um die geht es bei diesem Punkt ja vor allem. Wenn es beispielsweise darum geht eine Entscheidung zu treffen, welche die Ölindustrie empfindlich treffen würde, was beeinflusst einen dann mehr, der Umstand, dass die Ölindustrie mir dabei half Präsident zu werden, oder der Umstand, dass ein grosser Teil meines Vermögens in in diesem Sektor angelegt ist?
Wenn man einfach nur einen Haufen Geld unter der Matratze hat, sonst aber keinerlei Investitionen in was auch immer. Dann ist man unabhängig. Aber sonst?
Genau deshalb verdienen Politiker schliesslich grosszügig. Um sie unabhängig von anderweitigen Einnahmequellen zu machen.
Hinzu kommt, dass die Industrie den Kandidaten unterstützt, der ihren Anliegen ohnehin schon nahe steht und so oder so eine ihnen genehme Politik betrieben hätte. Sie verhalfen ihm nur zum Sieg, nicht zu seiner Position. Der Interessenkonflikt ist daher vielleicht kleiner, als man befürchtet.
Auch nicht unterschätzen sollte man, dass es nicht nur zwei Wege gibt, von denen der schlechtere grundsätzlich von finanzstarken Interessengruppen propagiert wird.
Unabhängigkeit und Reichtum sind also auch keine Garantie für Erfolg.

  • Was ihn ganz besonders von seinen Konkurrenten unterscheidet, ist, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt.

Das kann man auf zwei Arten verstehen.
Zum einen, dass man sich politische Korrektheit schenkt und sich nicht scheut auch mal jemanden vor den Kopf zu stossen. Das ist zweifellos erfrischend und sicherlich oft auch nötig um einem Problem auf den Grund zu gehen.
Und zum anderen, dass man sagt, was sich richtig anfühlt und sich nicht gross darum schert, ob es auch wirklich stimmt. Ganz nach dem Motto „man wird das doch noch sagen dürfen“. Das ist leicht mit der ersten Art zu verwechseln, hier versucht man sich damit aber der Verantwortung für die Konsequenzen zu entziehen. Als Privatperson sind die Konsequenzen einer Falschaussage gering, als Prominenter und insbesondere als Politiker können sie fatal sein, weil eine Falschaussage die Gesellschaft leicht zu realer gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Diskrimination führen kann. Oder anders rum: Je korrekter die Einschätzung einer Situation, desto vorhersagbarer das Resultat bei einer Intervention. Und je falscher die Einschätzung, desto zufälliger das Ergebnis. Und je näher die Situation bereits am Optimum ist, desto fataler wird ein zufälliges Ergebnis mit grosser Wahrscheinlichkeit sein. Falschaussagen sind deshalb ebenfalls kein Garant für Erfolg.

Politifact.com unterziegt die Aussagen der Kandidaten einem Fakten-Check und kommt bei Trump zu einem verheerenden Ergebnis:

politifact trump vs clinton
Quelle: http://www.politifact.com/

Trumps Verteidiger versuchen sich hier gern damit heraus zu reden, dass es nicht um wahr oder falsch geht, sondern darum, ob es sich richtig anfühlt. Und selbst wenn es faktisch nicht stimmen mag, so holt man die Leute dort ab, wo sie sind. Sprich er stellt die richtigen Fragen. Die Fragen, die die Leute beschäftigen.
Da ist durchaus was dran. Man muss die Sorgen der Leute adressieren, auch wenn sie unbegründet sind. Man sollte einfach solche Fragen, auf die es bereits eine Antwort gibt, nicht unnötig offen lassen, nur weil das Publikum die Antwort nicht mögen würde. Und man sollte das Publikum nicht auf neue Fragen aufmerksam machen, die auf falschen Voraussetzungen basieren3, nur weil sie den Hass auf den Gegner schüren. Und vor allem sollte man mit reisserischen Fragen nicht von den wirklich wichtigen Fragen ablenken, die sich aus den Evidenzen ergeben.
Als Persönlichkeit mit politischem Einfluss ist man moralisch verpflichtet, die Fakten zu kennen. Über die Interpretation kann man streiten, die Fakten aber müssen korrekt sein.
Ich denke nicht, dass Trump diese evidenz-leugnende Entwicklung in Gang gesetzt hat. Ich denke nur, ihn interessieren Evidenzen schlicht nicht und das kam ihm in einem Klima, wo wichtiger ist, was für wahr gehalten wird, als was tatsächlich wahr ist, wunderprächtig zugute.

In gewissem Sinne macht den Trump die Eigenschaft kein Blatt vor den Mund zu nehmen also in höchsten Masse unfit fürs Amt, weil er sich der Tragweite seiner Meinung nicht bewusst ist.
Und sollte es nur kalkulierte Wahlkampf-Taktik war, dann macht es die Sache auch nicht besser, denn woher sollte man das wissen? Dass es nur eine Strategie war, die er gleich nach Amtsantritt wieder ablegen würde? Insbesondere, wo man ihn nie irgendwo in seiner diplomatischen, selbstbeherrschten Rolle gesehen hat.

  • Was ihn von den anderen Kandidaten unterscheidet, ist, dass er für die einfachen Leute spricht.

Dass er wie ein 9-jähriger spricht und von den einfachen Leuten verstanden wird, heisst nicht zwangsläufig, dass er auch im Interesse der einfachen Leute spricht. Und selbst wenn er und sie tatsächlich überzeugt davon sind, dass er die Interessen der einfach Leute vertritt, bedeutet das nicht, dass er das auch tatsächlich tut.
Das Dilemma ist hier, dass jeder Politiker überzeugt davon ist, langfristig den einfachen Leuten zu helfen.
Aber es stimmt schon, die einfachen Leute haben zu wenig Gehör in der Politik. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es wirklich die vernünftigste Strategie ist, einen Reichen dorthin zu schicken um für sie zu reden. Okay, dieser würde sicherlich besser behandelt und ernster genommen werden als ein waschechter Joe der Klempner und kurzfristig höchstwahrscheinlich mehr Ziele umsetzen, allerdings wären damit die einfachen Leute mit ihren Interessen nicht wirklich in die Politik eingebunden.
Für besser halte ich es, wenn die Leute selbst in die Politik gehen. Wenn die anderen lernen müssen mit ihnen nicht nur auf theoretischer Ebene zu verhandeln sondern auch auf praktischer.
Allerdings ist nicht gesagt, dass es dann auch so aussehen würde, als ob die einfachen Politiker tatsächlich den Interessen der einfachen Leute dienen würden. Das ist das Dilemma mit der Lernkurve vom ersten Unterschied weiter oben. Wenn sie sich in die Materie eingearbeitet haben, sehen sie vielleicht vielversprechendere Wege als die, für die sie gewählt wurden. Und auch hierbei wäre es von Vorteil ein einfacher Mensch zu sein, wenn man den Interessen der einfachen Leute dienen will.
Dass Trump von den einfachen Leuten angehimmelt wird, bedeutet, dass er sagt, was sie hören wollen, es heisst aber nicht, dass er es aus dem gleichen Grund denkt, wie die einfachen Leute. Und entsprechend ist dann auch nicht gesagt, dass er, vor veränderte Tatsachen gestellt, immer noch gleich handeln würde, wie die einfachen Leute es sich wünschen. Also auch hier kein Garant für Erfolg.

  • Was ihn von den anderen Kandidaten unterscheidet, ist, dass wirklich alle gegen ihn sind.

Das stimmt. Aber das ist kein Qualitätsmerkmal. Das macht es viel mehr noch schwerer den Erfolg zu erkennen, geschweige denn anzuerkennen.

  • Was ihn von den anderen Kandidaten unterscheidet, ist, dass er ein wirklich erfolgreicher Geschäftsmann ist.

Ob das wirklich stimmt, darüber spalten sich die Geister. Er sagt ja, andere sagen nein. Fakt ist, dass er mit verschiedenen Firmen bankrott gegangen ist, sich immer wieder hoch gerappelt hat und irgendwie keine Steuern zahlt. Aber okay, nehmen wir einfach an, dass er wirklich ein fähiger Geschäftsmann ist. Ist das aber ein Grund ihn zu wählen? Sind die Fähigkeiten, die jemanden zu einem guten Geschäftsmann machen, die gleichen wie die, die jemanden zu einem guten Staatsmann machen?
Ich bin mir da nicht so sicher. Allein schon weil es sehr unterschiedliche Formen von Unternehmen gibt und sehr verschiedene Arten, was diese unter Erfolg verstehen. In manchen Fällen ist Erfolg ein hoher Ertrag für die Teilhaber. In anderen die Nachhaltigkeit sowohl der Produktion wie auch der Personalentwicklung. Wenn also ein in einer Art von Firma erfolgreicher Chef nicht automatisch auch in anderen Arten von Firmen erfolgreich sein wird, dann wird der Umstieg in die Politik vielleicht auch nicht so einfach sein. Führen und Verhandeln können Firmenchefs, doch mit welchem Ziel im Auge?
Und lässt sich wirklich jeder Aspekt der Unternehmensführung in die Politik übertragen? Wahrscheinlich nicht. Das macht aber eigentlich auch nichts, sofern man weiss, was sich übertragen lässt und was nicht. Hier stellt sich aber die Frage, wie fähig Geschäftsleute darin sind zu erkennen, wo ihre Strategie nicht angewendet werden sollte[4- Wenn man nur einen Hammer hat, sieht dann nicht jedes Problem aus wie ein Nagel?]?
Geschäftsleute als Berater einstellen. Auf jeden Fall. Ihnen blind das Steuer überlassen? Eher nicht. Schliesslich ist es eine der Hauptaufgaben der Politik, gerade die Wirtschaft, weil sie so wichtig ist, beispielsweise im Interesse der Umwelt in Schach zu halten.
Es ist gut, wenn Geschäftsleute wie auch alle anderen Berufsgruppen in der Politik eingebunden werden, dass eine besondere unter ihnen besonders fähig wäre, kann man aber nicht sagen. Von daher ist der Umstand, dass Trump ein erfolgreicher Geschäftsmann ist, noch kein Grant dafür, dass er seinen Job gut machen wird.

Hinzu kommt noch, dass nirgends mehr als in der Geschäftswelt Schein mehr zählt als Sein. Und nirgends ist Sein nötiger und Schein verheerender als in der Politik. Auch wenn es nicht die politische Erfolge schmälert…

  • Was ihn von den anderen Kandidaten unterscheidet, ist der Glamourfaktor!

Okay. Da ist vielleicht was dran. Das könnte tatsächlich ein Erfolgsgarant sein.
Der Glamourfaktor erspart es einem, etwas leisten zu müssen, um erfolgreich zu sein. Egal was man auch tut, mit einer Prise Glamour erscheint alles gleich viel erfolgreicher.
(Genau deshalb wiegt in der Impfdebatte, die im Grunde eine politische ist, Jenny McCarthys Meinung mehr als die eines renommierten Immunologie.)

Und das bringt uns zum bizarrsten Punkt: Was genau wäre denn der Erfolg, durch den sich Trump als hervorragender Präsident erweisen könnte?

Mehr als 4 von 10 Demokraten und Republikaner halten die Politik der anderen Partei für fehlgeleitet und für eine ernste Gefahr für die Nation4 und sie macht ihnen Angst5. Das ist keine Basis für Kompromisse, die beide Seiten akzeptieren könnten.
Klar ist Trump ein Ekel, denkt sich der Republikaner, aber ist zumindest keine Gefahr für die NATIONALE SICHERHEIT6
Der Demokrat denkt dagegen, dass Trump auch eine Gefahr für die NATIONALE SICHERHEIT darstellen würde, auch wenn er kein Ekel wäre.

Wie um alles in der Welt könnte da eine Lösung für ein beliebiges Problem aussehen, welches beide Seiten als Erfolg betrachten könnten?

Umweltpolik: Trump wendet den Klimawandel ab. Demokraten applaudieren, Republikaner monieren, dass diese überflüssige Anstrengung auf die Kosten der Wirtschaft ging.
Kriminalität: Trump senkt die Kriminalitätsrate drastisch. Wenn er es mit Law & Order macht, applaudieren die Republikaner und die Demokraten beklagen die Missachtung der Menschenrechte. Wenn er es mit Kuscheljustiz und Waffengesetzen schafft, applaudieren die Demokraten und die Republikaner ärgern sich über fehlende Rache Gerechtigkeit und Freiheit.
Internationale Konflikte: Trump beseitigt sie. Die Demokraten applaudieren, die Republikaner halten es für ein finanzielles und spirituelles Risiko.
Homophobie: Wenn Trump die Rechte von LGTB beschneidet, applaudieren die Republikaner und die Demokraten buhen. Wenn er die Rechte ausbaut, ist es umgekehrt.
Zugegeben, die Beispiele sind ein bisschen grob skizziert, aber die Richtung sollte klar sein.
Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, es einer ernstzunehmenden Mehrheit Recht zu machen.

Ausser eben mit dem Glamour-Bonus…
Wenn es egal ist, was man macht, sofern man es mit Klasse macht…

Trump…

Wie gesagt, wenn sich Trump als hervorragender Präsident erweist, dann erwischt uns das mit runtergelassener Hose.
Und wir haben keine Ahnung, woran wir den würdigen Nachfolger erkennen sollen.

Der Regenbogen und die Sintflut

Gestern hat der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten die Homo-Ehe in allen Bundesstaaten für legal erklärt. Ein bedeutender Meilenstein für die Gleichstellung und eine derbe Niederlage für viele Konservative, deren Rechte dadurch aber in keinster Weise beschnitten werden.

Und das alles unter dem Regenbogen, jenem Symbol, mit dem Gott seit der Sintflut die Menschheit daran erinnert, dass er sie nie wieder ertränken wird.

Was genau die Menschen in vorsintflutlicher Zeit angestellt haben, dass es gerechtfertigt erschien die ganze Welt zu ertränken, ist nicht bekannt. Es muss aber offensichtlich so schlimm gewesen sein, dass nicht nur jeder vernichtet wurden, der sich daran erinnern konnte, sondern auch alle sonstigen Evidenzen, die Rückschlüsse darauf erlaubt hätten.

So radikal geht man sonst eigentlich nur gegen Jugendsünden vor…
Könnte es sein, dass der Teil der göttlichen Dreieinigkeit, die später als Jesus die Welt betreten sollte, damals schwul gewesen ist?

Damit würde sich der Kreis schliessen.

Sexy Jesus

Das Urteil für den Teenager, der Oralsex mit der Jesus-Statue hatte, ist raus:

The boy appeared before Judge Thomas Ling and agreed to a consent decree signed by all parties involved, including the boy, his mother and his attorney, Karen Hickey.
The boy must not use social media during a six-month probation period as well as perform 350 hours of community service.
Among the other punishments, he must obey a curfew of 10 p.m., no alcohol or other controlled substances monitored by random drug testing and stay in school.
District Attorney Bill Higgins presented the decree to the court.
After accepting the agreement and while settling the number of community service hours, Judge Ling focused on the religious rights of Love in the Name of Christ, noting that the juvenile’s actions infringed upon their rights to practice their faith.
Upon successful completion of these terms and conditions, his case will be dismissed and the juvenile will have no criminal record.
WJAC

Zum Grübeln bringt mich der folgende Satz:

„noting that the juvenile’s actions infringed upon their rights to practice their faith“

Ich könnte verstehen, wenn es da heissen würde, dass es die religiösen Gefühle der Gläubigen verletzt – das ist schliesslich das „Verbrechen“, vor dem Blasphemiegesetze schützen sollen – , doch hier wird explizit vom Recht seinen Glauben auszuüben gesprochen. Also von einem (böswilligen) Angriff auf die Religionsfreiheit. Der Richter scheint wohl etwas handfesteres haben zu wollen als als lediglich die mittelalterliche Blasphemie.

Ich frage mich, wie man bemessen kann, ob jemandes Recht zur Ausübung seines Glaubens verletzt wurde?
Wenn die Gläubigen am Ende des Monats weniger Gebets- oder Messestunden auf dem Konto haben, dann natürlich ja. Aber ich bezweifle, dass sowas der Fall ist. Eher im Gegenteil ;)
Oder nimmt sowas den Leuten die Lust am Gebet oder am Gottesdienst? Wegen etwas, was man den Monica Lewinsky Effekt nennen könnte?

Oder lässt es den Zustrom neuer Gemeindemitglieder versiegen?
Dann müssten aber auch all die fundamentalistische Deppen verurteilt werden, deren Position dermassen absurd und lächerlich ist, dass sie mögliche Adepten verschrecken, die sonst sachte und einfühlsam hätten eingeführt werden können.
Und wenn man sich die Biografien vieler Atheisten anschaut und merkt, dass für viele von ihnen der Ausgangspunkt in ihrem Zweifel die tatsächliche Lektüre der Bibel war, dann müsste man wohl zum Schutz einer solchen Religionsfreiheit auch die Bibel selbst auf den Index setzen. (Was laut vielen fundamentalistischen Christen die katholische Kirche während Jahrhunderten tatsächlich getan haben soll. Und damit wohl die Religionsfreiheit gefördert hat ;)

Sexy Jesus im Film Son of God

Andererseits lenken wohl auch der Terror im IS oder auch sexy Jesuse die Konvertitenströme und müssten dann folgerichtig mit 350 Stunden Sozialarbeit und einer halbjährigen Verbannung aus den sozialen Medien bestraft werden. Man darf schliesslich nicht die eine oder andere Seite bevorteiligen. Das würde gegen die Religionsfreiheit verstossen.
Eine Anschlussfrage wäre dann, ob die Medien, die darüber berichten, sich nicht der Beihilfe zum Umleiten der Konvertitenströme schuldig machen und ebenfalls mit Sozialarbeit und einer Verbannung aus den sozialen Medien bestraft werden sollten?

Hier schliesst sich der Kreis. Oralsex mit Jesus sexualisiert den Sohn Gottes. Das ist aber nur fast neu. Schon der Jesus in der 2013 Verfilmung Son of God ist verdammt sexy und ohne Zweifel der feuchte Traum so manch einer heissen Christin. Und wohl auch so manch eines warmen Christen.
Was der Teenager da praktiziert hat, haben wohl viele andere auch schon in ihren Köpfen gemacht. Auf die eine oder andere Weise. Da könnte man sich doch glatt fragen, wieviel von der Empörung einfach nur blanker Neid ist?

 

Mit dem Thema hat das eigentlich nichts zu tun, aber wie haben die Kirchen es nur so lange geschafft, Jesus, den Verkünder der Liebe, so schön und gleichzeitig so bar aller Sexualität zu verkaufen? Ist dieser Umstand nicht ein sehr deutliches Zeichen für die Verachtung der Sexualität?
Dazu mehr zu einem späteren Zeitpunkt…

Oralsex mit einer Jesus-Statue

Oralsex mit einer Jesus-StatueLiebe Christen

Dem Teenager links drohen zwei Jahre Haft wegen «Oralsex» mit einer Jesus-Statue.

Er schändete ein verehrtes Objekt und verletzte damit die religiösen Gefühle so manch eines Christen.
Was wäre eurer Meinung nach eine angemessene Strafe?
Und wie würdet ihr die Höhe eures Strafmasses begründen?

Herzlichen Dank

 

ps. Meines Erachtens gibt’s hier gar nichts zu ahnden. Im Gegensatz zur Ansicht des heiligen Stuhls und vieler Gläubigen, dass die Meinungs- und Redefreiheit kein Recht enthalte, die religiösen Gefühle der Gläubigen zu verletzen, tut die Meinungs- und Redefreiheit eben exakt genau das. Sie schützt einen vor der Verfolgung Empörter und Beleidigter.
Und ob eine solche Handlung mit Jahren, 2 Tagen oder 2 Franken bestraft werden soll, ist nur ein gradueller Unterschied, der – je nach Ausmass der Empörung – ohne weiteres auch die Todesstrafe sein könnte.
Man kann den Teenager gern der Sachbeschädigung oder des Betretens privaten Geländes beschuldigen – doch das tut man nicht, ihm wir explizit die Schändung eines verehrten Objektes vorgeworfen.

NSA, dein Freund und Helfer

General Keith Brian Alexander, seines Zeichens Direktor der NSA, hat die umstrittenen Praktiken seiner Behörde dahingehend verteidigt, dass er leider derzeit keinen besseren Weg kenne, um die Vereinigten Staaten vor der steigenden Terror-Gefahr zu schützen. Doch sei sein Dienst durchaus bereit, über mögliche Alternativen zu diskutieren.

Das coole an der NSA ist, dass das endlich mal eine Bundesbehörde ist, die einem auch wirklich zuhört. Und das jederzeit und überall. Daher kann ich Alexander auch gleich hier im DisOrganizer eine naheliegende Alternative zu den umstrittenen Praktiken anbieten:

Macht, was immer ihr wollt – einfach ohne dabei irgendwelche Menschenrechte zu verletzen (was beispielsweise mit der flächendeckenden Überwachung geschieht).

So einfach ist das!

+ + +

Es ist natürlich lobenswert, dass Alexander so um die Sicherheit seiner Landsleute besorgt ist. Sicherheit ist schliesslich eine ganz tolle Sache.
Bloss dass es wesentlich effektivere Möglichkeiten gibt, mehr Amerikaner vor einem tragischen Tod zu bewahren. Allein im Jahr 2011 gab es in den Vereinigten Staaten 32’367 Verkehrstote, die man beispielsweise mit einer generellen Tempolimite von 5 km/h (3.11 mph) sicherlich zu einem grossen Teil hätte verhindern können. Eine solche Tempolimite wäre zwar äusserst lästig, aber immerhin würde mit dieser kein Menschenrecht verletzt.

Wie viele Leben sich mit Massnahmen dieser Art retten liessen, ist natürlich schwer abzuschätzen, doch wenn man sich anschaut, wie viele Menschen in den USA seit 9-11 terroristischen Anschlägen zum Opfer gefallen sind, dann reichen selbst sehr, sehr, sehr konservativen Schätzungen  um um Grössenordnung erfolgreicher zu sein:

  Anzahl Anschläge Tote Verletzte
Amokläufe 12 128 140
Beltway sniper 11 13 3
Islamistische Anschläge 8 22 332
Linksextreme Anschläge 4 2 6
Rechtsextreme Anschläge 3 9 5
anders motivierte Anschläge 8 19 56
Vereitelte Anschläge 36 0 2
Total in 12 Jahren 82 193 544
Quelle: http://www.johnstonsarchive.net/terrorism/wrjp255a.html

 

Ist es zynisch 32’367 Tote in einem Jahr gegen 193 in zwölf Jahren aufrechnen zu wollen? Ist es zynisch zu fragen, ob die Ressourcen und Menschenrechte, die geopfert wurden um die 193 nicht mehr werden zu lassen, gut investiert waren, wenn man mit weniger Ressourcen und gar keine Menschenrechtsverletzung aus 32’367 hätte wesentlich weniger machen können?

Dass man auf richterliche Anordnung hin jemandes Rechte beschneidet, macht aus aus rechtsstaatlicher Position Sinn. Dass man dies aber flächendeckend macht, ist angesichts von Prinzipien, die die Gesellschaft zum Wohle aller kompromisslos höher stellt als die Interessen von Einzelnen, äusserst bedenklich und ohne eine wirklich überzeugende Kosten-Nutzen-Rechnung ein absolutes No-Go.
Bisher scheint der Nutzen allerdings bedenklich bescheiden zu sein.

Ich habe mich mal mit einem Amerikaner unterhalten, der seinen Militärdienst irgendwo im Dunstkreis des Geheimdienstes geleistet haben will. Und der erklärte mir, dass durch die Arbeit der Geheimdienste – insbesondere dank dem Ignorieren des einen oder anderen Menschenrechts – tatsächlich terroristische Anschläge verhindert worden seien. Wie viele, wollte ich wissen. Das konnte er mir nicht sagen (nicht können im Sinne von nicht fähig sein, nicht im Sinne von nicht dürfen). Das sei geheim. Aber es sei so. Okay…
Von insgesamt 82 geplanten Anschlägen innerhalb von zwölf Jahren wurden also dank geheimdienstlicher Ermittlungen 36 + eine-unbekannte-Zahl-nicht-publik-gemachter Versuche vereitelt.
Dass damit mehr Amerikaner gerettet wurden als hätten werden können, beispielsweise durch die Einführung der Tempolimite, strengerer Waffengesetze oder durch das Verbot von Swimming Pools im Garten, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Offenbar ist das Recht SUVs, Waffen und einen Swimming Pool im Garten zu besitzen unantastbarer als die Privatsphäre, welche durch den 4. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten und den 12. Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geschützt wird.

Vielleicht ist der folgende Aspekt auch nicht unerheblich: Wenn man von Menschenrechtsverletzungen zum Schutz der Nationalen Sicherheit spricht, dann denkt man für gewöhnlich zuerst an Guantanamo. So hat mir auch mein Ex-Soldat versichert, dass dank unzimperlicher Verhörmethoden etliche Pläne von Abu Nazir durchkreuzt werden konnten – und das klingt doch mehr nach Folter als nach ungefragtem Mithören.
Vom Sahnehäubchen, dass es einen islamistischen Terroristen namens Abu Nasir zwar durchaus gab (er wurde im Juni 2006 getötet), doch dass hier wohl eher Osama bin Laden mit dem Chefbösewicht aus Homeland verwechselt wurde, gar nicht zu sprechen. Nicht, dass man Realität und Fiktion nicht auseinander halten würde, bloss scheint die Fiktion das Vertrauen in die Rechtmässigkeit der in der Realität verwendeten Methoden merklich zu stärken.

Doch die Frage bleibt: Wie viele Bedrohungen konnten dank der massiven Internetüberwachung durch die NSA verhindert werden? Und legitimiert die Zahl diese Massnahmen?
Laut Alexander konnten dank der NSA-Spionage in mehr als 20 Staaten  mehr als 50 potentielle Terroranschläge verhindert werden.
Geoffrey Stone, Mitglied des Expertengremiums des Weißen Hauses, das die NSA-Affäre untersucht, hat diese Zahl jedoch insofern relativiert, dass die Erfolge eigentlich eher anderen Programmen geschuldet sind und dass die Sammlung und Analyse der Metadaten nur einen bescheidenen Beitrag zur Sicherheit der Nation geleistet habe. Er geht sogar so weit zu sagen, dass es keinen Fall gebe, in dem die NSA nachweisen konnte, dass das Ergebnis der Ermittlungen ohne sie anders herausgekommen wäre.

Ist das genug um den unerlaubten Eingriff in die Privatsphäre seiner Bürger zu rechtfertigen? Können das die Repräsentanten des Volkes wirklich guten Gewissens akzeptieren? Dürfen sie das überhaupt? Dürfen sie einen so zentralen rechtsstaatlichen Wert wie den Schutz der Privatsphäre nur aus Furch vor einer möglichen Bedrohung einfach ignorieren?

Wieso ist man dann bereit Opfer hinzunehmen, wenn es um Lösegeldforderungen von Terroristen geht? Man schickt lieber ein SWAT-Team rein und riskiert Opfer, statt einfach das geforderte Geld (plus das freie Geleit) herauszurücken und damit das Leben der Geiseln zu schützen. Wenn die Geiselnehmer den Behörden vertrauten, bräuchten sich die Geiseln nicht zu fürchten.
Weil es hier ums Prinzip geht?
Weil uns hier das Prinzip davor schützt, dass es mehr und mehr Entführungen gibt?

Und wo bleibt dann das Prinzip kompromisslos für die Menschenrechte einzustehen? Besteht nicht die Gefahr, dass wenn man das eine Menschenrecht lockert, schnell auch mal das andere ignoriert? Werden die Menschenrechte dann nicht zu einem Selbstbedienungsbuffet, aus dem man sich picken kann, was gerade zur Gardine passt?
Wir opfern Menschenrechte der Nationalen Sicherheit und schützen uns damit vor mehr und mehr terroristischen Bedrohungen! Nicht wirklich, wie es scheint.

Die offiziellen Erfolgs-Zahlen der Geheimdienste sind offensichtlich viel zu niedrig um die Verletzung der Privatsphäre und die horrenden Ausgaben zu legitimieren. Vielleicht werden die tatsächlichen, um Grössenordnungen höheren Zahlen aber aus strategischen Gründen geheim gehalten.
Wozu sollte das gut sein? Dass man gewisse Details nicht publik macht um die Ermittlungsstrategien zu schützen, kann ich noch nachvollziehen, doch dass man nicht mal die Zahl nennt, verstehe ich nicht. Sollte es aber tatsächlich so sein, dann frage ich mich, wie es möglich sein kann, dass offensichtlich beide Seiten im Schweigen über die tatsächlichen Zahlen einen strategischen Vorteil zu erkennen glauben.
Der einen Seite muss das publik machen der Zahlen mehr schaden als der anderen. Wenn das kein guter Grund ist, sich an die Presse zu wenden, dann weiss ich auch nicht.

Mit der Frage, wie viele Menschenleben gerettet werden müssen, damit es das punktuelle Ignorieren von Menschenrechten legitimiert, kommen wir nicht weiter. Drehen wir den Schuh daher einfach mal um und fragen: Dürfen wir uns durch das Nichtbeachten von Menschenrechten vor irgendetwas schützen?
Bedeutet die Anerkennung der Menschenrechte nicht, dass wir uns das Festhalten an diesen etwas kosten zu lassen gedenken? Nicht beliebig viel, selbstverständlich, aber doch zumindest etwas. Und zwar im Bereich der Sicherheit – weil jemandes Freiheit dadurch zu schützen, dass man sie beschränkt, macht ja nicht allzu viel Sinn.

China, Russland oder Nordkorea kümmern sich hochoffiziell nicht um Menschenrechte. Bei den Vereinigten Staaten sollte man allerdings meinen, dass es an ihrer moralischen Glaubwürdigkeit kratzt, wenn sie sich selbst nicht um die Werte scheren, derentwegen sie anderen bisweilen die Hölle heiss machen.

Da die Regierung eine moralische Pflicht vor allem ihren Bürgern gegenüber hat, kann man ihr das Abhören der Gespräche von Ahmadinedschad, Berlusconi oder Merkel eigentlich nicht wirklich übel nehmen. Es ist nicht nett, ohne Zweifel, doch da die USA die Menschenrechtsabkommen nicht ratifiziert haben, binden sie nur die Verfassung und die Zusatzartikel, deren Geltungsbereich sich allerdings allein auf die eigenen Territorien erstrecken. Insofern sind sie auf relativ sicherem Grund, wenn sie die Welt abhorchen und es mit irgendwelchen Menschenrechten nicht ganz so genau nehmen.

Dass die NSA damit aber auch vor ihren eigenen Bürgern nicht halt, kratzt umso mehr am Lack, je inbrünstiger die USA sich Land of the Free and Home of the Brave nennen.
Brave, ihr versteht schon, tapfer, mutig, unerschrocken, wo man nicht bei jedem Knall den Kopf einzieht.

 

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Noch offene Fragen zu diesem Thema:

  • Werden Menschenrechte verletzt, wenn nur das Opfer meint seine Rechte seien verletzt, der Täter dies zwar nicht bestreitet, aber in Tat und Wahrheit gar nichts macht?
  • Ist es zynisch festzustellen, dass in den USA mit der Abschaffung der Todesstrafe mehr Leben gerettet worden wären als durch das Verhindern aller Terroranschläge seit 9-11?
  • Durch Polizisten kamen 8 mal mehr Amerikaner ums Leben als durch Terroristen. Sollte man sich da nicht vielleicht mal überlegen die Polizei abzuschaffen?
  • Haben die moralisch motivierten Embargos der Vereinigten Staaten ernst zu nehmende wirtschaftliche Einbussen?
  • Und last but not least: Kann eine Organisation böse sein, wenn sie von einer Enterprise-Kommando-Brücke aus gesteuert wird?

Information Domination Center

  • Und selbst wenn eine Organisation mit Enterprise-Kommando-Brücke böse sein kann, darf es die Piratenpartei davon abhalten dieser Föderation dennoch beizutreten?

PRISM … wusst ich’s doch!

Es ist in der Tat etwas verwirrend, was Yogrt aufgefallen ist: „Who would have thought the whole world would sympathize with an enemy of the state who’s on the run for a Nobel-peace-price winner? #prism

Was mich aber etwas stutzig macht, ist, wie wunderbar alles zusammenpasst und dass ausgerechnet die üblichen Verdächtigen die bösen sind.
Die NSA steht im Zentrum und spioniert mit PRISM die Welt aus.
Google, Facebook & Co unterstützen sie dabei, indem sie ihnen direkten Zugriff auf ihre Server gewähren.
Und verschiedene Regierungen unterstützen sie dabei, indem sie sie gewähren lassen.
Google, Facebook & Co dementieren das in der Bemühung um Schadensbegrenzung.
Und verschiedene Regierungen dementieren das und sprechen von Neuland.
Edward Snowden deckt das alles auf und wird nun von den USA gejagt.

Ich will nicht behaupten, dass diese Geschichte nicht stimmt. Ich möchte nur daran erinnern, dass man als Skeptiker nicht nur das kritisch hinterfragen sollte, was einem nicht in den Kram passt, sondern noch viel mehr das, was sich mit den eigene Erwartung deckt.
Ist das nicht genau die Geschichte, die wir uns enthüllt zu bekommen schon immer gewünscht haben?

Italien 1 : 1 USA

Das Spiel selbst habe ich nicht gesehen. Ich habe die Zeit lieber damit verbracht, die metaphysischen Abgründe einer solchen Begegnung auszuloten.
Wie muss es wohl sein, gegen ein Land zu spielen, welches seinerzeit von einem Landsmann entdeckt wurde? Gut, Spanien hat die Reise finanziert, doch wahrscheinlich auch nur um den ewig quengelnden Genuesen endlich loszuwerden. Drei Schiffe waren da ein leicht zu verkraftendes Opfer.
Man wusste damals natürlich, dass die Erde rund ist, und dass man, wenn man nur lange genug nach Westen segelt, irgendwann mal in Asien landen musste. Doch man wusste auch, wie gross die Erde ist – ein Detail, dem Kolumbus nicht ganz so viel Aufmerksamkeit geschenkt hat, wie es vielleicht angebracht gewesen wäre. Er ging von lächerlichen 28’000 km aus, was die Entfernung von Potugal nach Japan auf leicht zu überwindende 4’500 km schrumpfen liess. Diese Zahlen hatte er von Toscanelli, der sie wiederum von den antiken Autoren Strabo und Ptolemäus abgeschrieben hatte. Hätte er sich statt dessen, wie viele seiner Kollegen, an Eratosthenes orientiert, der schon im 3. Jahrhundet vor Christus relativ nahe an die tatsächlichen 40’000 km herangekommen war, so wären es unüberwindliche 14’000 km bis nach Japan gewesen. Und wer hätte schon ahnen können, dass da noch was dazwischen sein könnte?
Hätte dieser Italiener damals nicht die falschen Bücher konsultiert und daraus die noch falscheren Schlüsse gezogen, so wäre Amerika erst entdeckt worden, wenn 14’000 km nicht mehr ganz so unüberwindlich gewesen wären. Und diese ein oder zwei Jahrhunderte – wenn wir optimistisch sind – hätten den Ureinwohnern jener Neuen Welt womöglich durchaus gereicht um einen Stand der Zivilisation zu erreichen, den es den Conquistadoren zumindest erheblich erschwert hätte, da überhaupt Fuss zu fassen. Die Inkas beispielsweise waren gerade im Begriff Schrift und Metallverarbeitung zu entwickeln, was es ihnen ermöglicht hätte effektivere Massnahmen gegen die Eindringlinge zu ergreifen. Des weiteren hätte dieser Zivilisationsschritt, der unmittelbar bevorstand, eine Bevölkerungsexplosion verursachen können, in deren Folge auch heimtückische Krankheiten sich hätten entwickeln können, gegen die die Europäer nicht immun gewesen wären.
Wie man es auch dreht und wendet. Hätten die Spanier damals den Italiener statt nach Westen zum Teufel geschickt, so hätte sich die Geschichte von Amerika grundlegend anders entwickelt und die USA wäre nicht die USA.
Das bedeutet also, dass den Italienern (und in gewissem Sinne auch den Spaniern) im Spiel gegen ein amerikanisches Land – seien es nun die USA, Argentinien oder Brasilien – immer die Option bleibt, Kolumbus zurückzunehmen und die gegenwärtige Existenz des Gegners, sowie die des Spielstandes zu einer blossen Phantasmagorie zu erklären.

Intelligent Design (by Flying Spaghetti Monsterism)

U1_noodledoodleDie Diskussion über die Wissenschaftlichkeit des Kreationismus geht in eine neue Runde. Bobby Henderson schrieb dem Kansas School Board, welches kürzlich die Evolutionstheorie aus dem Lehrplan verbannt hat, einen offenen Brief, in dem er seiner wissenschaftlichen Überzeugung Ausdruck verlieh, dass die Welt von einem „Flying Spaghetti Monster“ erschaffen wurde, und forderte, dass diese Theorie als mögliche Alternative unterrichtet werden solle.
Er droht gar rechtliche Schritte an, sollte seiner Forderung nicht Folge geleistet werden. Und so cool wie das Rechtssystem in den Vereinigten Staaten funktioniert, könnte er damit sogar durchkommen.
Was einen den Kopf schütteln lässt über das Land der unbegrenzten Möglichkeit, ist nicht, dass es dort scheinbar kein Pfitzelchen gesunden Menschenverstand mehr gibt, sondern, dass sie die Mittel, die ihnen all dies ermöglichen, nicht gegen sich selbst einsetzen. Man stelle sich nur vor, es würden sich ein paar Leute zusammentun und den Staat auf 37 Zillionen Dollar Schadenersatz verklagen, weil sie eine Scheissbildung an den öffentlichen Schulen erhalten haben.

Irgendetwas müssen sie doch richtig machen!

Die Rechnung ist einfach, die Menge an Irrsinns bleibt immer konstant. Dies besagt zumindest die QTI (Quantity Theory of Insanity) und ich bin geneigt ihr vollumfänglich zuzustimmen.
Die Frage, die sich nun aber stellt, ist, wodurch wird dieser megalomanische Wahnsinn in den Vereinigten Staaten aufgewogen?

Hillary for President

„US-Senatorin Hillary Clinton hat den amerikanischen Präsidenten George W. Bush mit einer für ihre Lächerlichkeit bekannten Comic-Figur verglichen. „Manchmal fühle ich mich, als wäre Alfred E. Neumann in Washington im Amt“, sagte Clinton der Zeitung „The Aspen Times“ zufolge.“ (Zitat aus n-tv.de)

Zu den Qualitäten eines Präsidenten gehört natürlich auch die Fähigkeit Offensichtliches, das zu erkennen man nicht imstande ist, auf den Tisch zu legen. (Wie konnte mir das nur so lange entgehen?)