Aussprache von Namen

Man kennt das, am Flughafen wird ein Herr Queklakluklutak aus Oberägeri aufgefordert sich am Gate 9¾ zu melden, wobei die Lautsprecherstimme den Namen sowas von offensichtlich komplett falsch ausspricht, dass einem davon ganz peinlich wird.

Wieso schicken die Fluggesellschaften ihre Mitarbeiter nicht in einen Kurs, wo die diese lernen die Namen der Fluggäste richtig auszusprechen? Ist das wirklich zu viel verlangt?
Jap, denn ein gleich geschriebener Name kann an verschiedenen Orten verschieden ausgesprochen werden. Ja er kann sogar am gleichen Ort je nach Vorliebe des Namensträgers verschieden ausgesprochen werden. Solange die Fluggesellschaften also nicht vom Big Brother mit Insider-Infos zur korrekten Aussprache der Namen versorgt werden, bleibt ein solcher Kurs wohl eine Utopie.
Und selbst dann würde man noch über die Zungen der „Lautsprecheransagesprecher“ stolpern, die bisweilen schlicht und ergreifend nicht in der Lage sind die exotischen Laute zu artikulieren1.

Deshalb müssen wir die Flinte aber noch nicht ins Korn werfen. Was, wenn wir statt alle Namen richtig auszusprechen, uns darauf beschränken alle Namen falsch auszusprechen? In einer eindeutigen, unverwechselbaren und einheitlich falschen Form2, welche gern den Lokalkolorit des Gastgeberlandes wiederspiegeln darf. Das müsste sich doch machen lassen.

Denn wenn alle falsch behandelt werden, ist es keine Diskriminierung mehr!

Dürft ich mal schnuppern?

U1_kidman_channel5-1Die Abflughallen sind schon eine Welt für sich. Man kann da Schnaps, Zigaretten und Parfums abgabenfrei erstehen – Zucker und Butter wohl theoretisch auch, doch das tut scheinbar keiner -, es werden Leute ausgerufen, deren Namen aus Lauten besteht, die noch nie ein Mensch zuvor artikuliert hat und Flüssigkeiten sind kein Aggregats- sonder ein Kriegszustand. Kurz gesagt, es ist eine hyperrealistische, global vernetzte, utopische Welt.
In der hyporealistischen, lokal geklusterten, geistig etwas rückständigen Welt, man nennt sie bisweilen auch Realität, habe ich gelernt den duftenden Tentakeln der Parfumverkäuferinnen in den Wahrenhäusern geschickt auszuweichen. Doch in den Flughäfen gelten andere Gesetze. Hier entrinnt man weder Scarlett Johansson „Eternity Moment“ von Calvin Klein, noch Gisele Bündchens „Liberté“ von Cacharel, noch Kate Winslets „Tresor“ von Lancôme.
Zumindest für mich verschmelzen nirgends sonst Duft und Ikone zu einer dermassen kompakten, sich aufdrängenden Einheit wie im aufgetakelten Ökosystem der Abflughallen. Doch meine Seele wehrt sich dagegen, sie weigert sich mir nichts dir nichts eine Identität zwischen Duft und Gesicht herzustellen. Und dieses Dilemma entfesselt in mir den unbändigen Drang mal an Scarlett, Gisele oder Kate zu schnuppern. Ich möchte erfahren, wie der Duft des Gesichts des Dufts riecht und zwar ohne den Duft.

Madrid – Präzision der Unordung

Der Flughafen von Madrid funktioniert nicht und nichts darin funktioniert. Spanien ist ein Land mit notorischem Wassermangel und alle Klos spülen alle zwei Minuten automatisch. Nach einem 12-stündigen Flug mit 6 Stunden Verspätung beim Abflug leiten sie die Organisation der Konsequenzen erst bei der Landung ein. Die Wegweiser zu den Gates gehen bis S50, dahinter hat es aber noch mehr. Fünf Maschinen Starten und nur zwei Beamte kontrollieren die Pässe. Eine Maschine verspätet sich beim Start und die nächsten Infos soll es um sechs geben, abgeflogen wird um viertel vor.

Wenn man dies extrapoliert, so ist es eigentlich ein Wunder, dass Kolumbus Amerika entdeckt hat. Obwohl, er hat ja den Erdumfang falsch berechnet und erst dadurch die reelle Chance aufgetischt bekommen, überhaupt irgendwo anzukommen.
Und dabei war es selbst noch nicht einmal Spanier…