Die Abflughallen sind schon eine Welt für sich. Man kann da Schnaps, Zigaretten und Parfums abgabenfrei erstehen – Zucker und Butter wohl theoretisch auch, doch das tut scheinbar keiner -, es werden Leute ausgerufen, deren Namen aus Lauten besteht, die noch nie ein Mensch zuvor artikuliert hat und Flüssigkeiten sind kein Aggregats- sonder ein Kriegszustand. Kurz gesagt, es ist eine hyperrealistische, global vernetzte, utopische Welt.
In der hyporealistischen, lokal geklusterten, geistig etwas rückständigen Welt, man nennt sie bisweilen auch Realität, habe ich gelernt den duftenden Tentakeln der Parfumverkäuferinnen in den Wahrenhäusern geschickt auszuweichen. Doch in den Flughäfen gelten andere Gesetze. Hier entrinnt man weder Scarlett Johansson „Eternity Moment“ von Calvin Klein, noch Gisele Bündchens „Liberté“ von Cacharel, noch Kate Winslets „Tresor“ von Lancôme.
Zumindest für mich verschmelzen nirgends sonst Duft und Ikone zu einer dermassen kompakten, sich aufdrängenden Einheit wie im aufgetakelten Ökosystem der Abflughallen. Doch meine Seele wehrt sich dagegen, sie weigert sich mir nichts dir nichts eine Identität zwischen Duft und Gesicht herzustellen. Und dieses Dilemma entfesselt in mir den unbändigen Drang mal an Scarlett, Gisele oder Kate zu schnuppern. Ich möchte erfahren, wie der Duft des Gesichts des Dufts riecht und zwar ohne den Duft.