E.T.

Man weiss ja nie, was einem alles passieren kann. Für den Fall aber, dass ich von Ausserirdischen verschleppt werde, bin ich vorbereitet. Zumindest für den Teil, wo sie mich reuevoll wieder zurück auf die Erde bringen.
Da man nicht davon ausgehen kann, dass sie mich an der genau gleichen Stelle absetzen, von der sie mich aufgelesen haben, habe ich stets Kleingeld der verschiedensten Landeswährungen bei mir. So bin ich von überall her in der Lage nach Hause zu telefonieren.
Bisweilen wurde zwar schon kritisiert, dass die eine oder andere Währung mittlerweile gar nicht mehr gültig sei, doch wäre es meiner Ansicht etwas leichtsinnig einfach anzunehmen, dass die Aliens nicht auch mit der Zeit was durcheinanderbringen können. Bekanntlich reagieren Leute auf Banknoten, welche erst in ein paar Jahren erscheinen sollen, meist skeptischer als auf abgelaufene Noten, die zumindest noch einen sentimentalen Sammlerwert haben können.
Völlig unproblematisch ist eine solche Entführung durch Ausserirdische aber doch nicht. Weil mittlerweile die meisten Leute nur noch über ihr Handy zu erreichen sind und ich die Erinnerung an deren Nummern an mein eigenes Natel outgesourct habe, werde ich mich womöglich nicht an die richtige Telefonnummer erinnern können – selbst dann nicht, wenn ich nicht lobotomisiert wurde.

Carretera Austral

Einer der schönsten Teile unserer Reise durch Argentinien und Chile war die „Carretera Longitudinal Austral Presidente Pínochet“, die mehr als 1000 km lange Schotterpiste von Puerto Montt bis Villa O´Higgins im Süden Chiles. Nun haben wir aber gestern im Fernsehen den Dokumentarfilm „Carretera Austral – Die Abenteuerstrasse Patagoniens“ von Ebbo Demant gesehen und als wir uns diesen so anschauten, beschlich uns das dumpfe Gefühl, dass es da zweifellos ganz schön sein mag, aber dass man da deswegen noch lange nicht gleich hinzureisen braucht.
Also das pure Gegenteil zu dem, was wir vor Ort empfanden.

Die Orte, die im Film besucht wurden, haben auch wir uns angesehen und geregnet hat es bei uns allem Anschein nach auch wesentlich mehr, doch die bittere Armut, die dort sicherlich auch herrscht, wie auch die Gräueltaten an der Natur, die dort im Namen des Fortschritts begangen wurden, drängten sich uns längst nicht so auf wie in diesem Film. Vielleicht wollten wir diese auch nicht sehen, das ist schon möglich, doch hege ich den leisen Verdacht, dass die Filmcrew dem gegenüber nichts anderes sehen wollte. Schliesslich wurde diese Strasse von einem Diktator gebaut und da ist es unsere moralische Pflicht, nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, dass daraus etwas Gutes entstehen kann.
Wir sahen es wohl etwas anders. Da ist ein unbeschreiblich schöner Fleck, der bis vor kurzem so gut wie unzugänglich war. Der eiserne menschliche Wille hat ihn erschlossen, doch nur für jeweils zwei Monate im Jahr. Während dem Rest des Jahres gehört die Natur sich selbst. Dort zu leben ist hart, aber man ist immerhin ein Pionier. Und dieser Pioniergeist war da und – so schien es uns zumindest – immer noch sehr gut spürbar. Und abgesehen davon steht in jedem dritten Dorf ein ernstgemeintes Pínochet-Denkmal.
Und wenn alles andere auch nicht funktioniert, so sind wir immer noch in Chile, wo es an jeder Ecke eine Apotheke hat und ein Aspirin immer in Reichweite ist.

Vielleicht sollte ich die nächste Feriendestination nach dem übelsten Dokumentarfilm auswählen. Schliesslich gibt es immer auch noch andere Perspektiven.

Blumen auf den Blüten

Die Hippiebewegung stellte sich doch anno dazumal gegen die sinnentlehnten Wohlstandsideale und wenn man eine einzelne Institution als Repräsentant all dessen bestimmen müsste, was den Idealen des Flower Powers entgegenstand, so wären es sicherlich die Bank.
Heute feiert die CREDIT SUISSE sich selbst im Strandbad Tiefenbrunnen. Der Anlass ist das 150 Jahr Jubiläum und das Motto „Let ’em Roll“ – mögen die 60er und 70er wieder aufleben. Wir sollen uns in unsere beste Hippie-Kluft schmeissen und ein Ambiente geniessen, wie es in jener Zeit en Vogue war. Die besten Kostüme und die überzeugendsten Doppelgänger werden prämiert.

Ich will ja nicht ausschliessen, dass der eine oder andere damals wirklich ein Hippie war oder zumindest ein Ergebnis der freien Liebe. Und sicherlich lässt sich auch nicht ausschliessen, dass es den einen oder anderen Freigeist in die CS verschlagen hat, der insgeheim noch immer an der Utopie einer humaneren und friedlicheren Welt hängt. Doch wenn wir uns im Auftrag des Managements von den Zwängen und bürgerlichen Tabus befreien sollen, während uns selbst bei der grössten Hitze der Dress Code die kurzen Hosen verbietet, so riecht das verdächtig nach der Kunst des Krieges: „Zieh dir die Kleider deines Feindes an und du führst nur noch Krieg gegen ihn, er jedoch nicht mehr gegen dich. (Sun Tsu)“
Was Sun Tsu damit sagen wollte, wird wohl ungefähr folgendes sein: Die Uniform stiftet Identität und dadurch, dass du die Uniform deines Feindes anziehst, zerstörst du das, was ihn von dir unterscheidet. Da sich aber deine Identität in etwas anderem gründet, wirst du ihn auch weiterhin als Feind erkennen. Oder mit anderen Worten: Bei einer Assimilation müssen nicht notgedrungen alle Aspekte verinnerlicht werden – die Kleider und die Musik reichen voll auf.

Wie dem auch sei, ich freue mich, wenn sich die CREDIT SUISSE bei ihrer 200 Jahr Feier ihrer frauendiskriminierenden Vergangenheit in Frauenkleidern stellen wird.

Sound-Design

Man kauft sich schöne Weingläser und wenn man dann mit ihnen anstösst, ertönt lediglich ein dumpfes „plak“. Das nächste Mal ist man schlauer und kontrolliert den Klang noch im Laden. Mit diesem zufrieden, kauft man sich die Gläser und freut sich schon auf die nächste Gelegenheit. Doch lässt auch hier die Enttäuschung nicht lange auf sich warten, denn mit Wein gefüllt entlockt man auch diesen Gläsern nur ein müdes „klak“. Zu guter Letzt füllt man im Laden die Gläser umständlich unauffällig mit Wasser und testet sie so unter fast authentischen Bedingungen.
Nur schade, dass niemand einen darauf aufmerksam gemacht hat, dass auch die Öchsle und der Kohlensäuregehalt in der Flüssigkeit einen Einfluss auf den Klang haben kann.

Eine andere Gelegenheit, bei der man den Klang wie die Katze im Sack kauft, sind Schuhe – vor allem solche mit höheren Absätzen. Natürlich müssen Schuhe bequem sein und das Auge ansprechen, doch was man von diesen, zumindest als D(T)ritt-Person, in der freien Wildbahn am häufigsten wahrnimmt, ist deren bezauberndes Stakkato – so es denn bezaubernd ist.
Meine lieben Damen unter den Lesern dieses Beitrags, testet ihr eure Schuhe bevor ihr sie kauft auf deren Klangeigenschaften?
Ich persönlich tue es durchaus, weil ich – wie man so schön sagt – ein gebranntes Kind bin. Über kurz oder lang haben bei mir, wie ich es in meinem schuhakustisches Tagebuch bereits ausgeführt habe, nämlich noch alle Schuhe eine Form der akustischen Expressionismus entwickelt.

Grenzen sind was für andere

Orange wirbt auf seinen Plakaten mit fröhlichen Menschen mitten in einem topfebenen Hügelland, das wohl kaum die chilenische Atacamawüste sein wird, dieser aber verblüffend ähnlich sieht: flach, trocken und absolut ohne Vegetation.
Im Grunde spielt es aber keine allzu grosse Rolle, wo die Aufnahmen nun gemacht wurden, die unendliche Weite soll Freiheit symbolisieren und diese soll der Kunde mit Orange assoziieren. Wie es der Zufall so will, war ich gerade erst letzen Dezember in der Atacamawüste und obwohl ich da tatsächlich im Rausch der Freiheit nackt Purzelbäume schlug, hinderte mich doch etwas daran diese Weite völlig unbeschwert zu geniessen. Ich hatte keinerlei Empfang auf meinem Orange-Handy.

Oerlikon – Gleis 9

Jeden morgen nehme ich in Altstetten den InterRegio Richtung Zürich Flughafen. Während ich in Altstetten den Zug immer auf den gleichen Gleis besteige, entsteige ich ihm in Oerlikon mal auf diesem und mal auf jenem Gleis.
Ursprünglich habe ich angenommen, dass diese Unbestimmtheit den Launen der Lokomotivführer entspringen würde, doch beschleicht mich allmählich der Verdacht, dass hinter diesem vermeintlichen Chaos womöglich doch eine Ordnung stecken könnte.
Je nachdem, ob ich nämlich vorne oder hinten in den Zug steige, verlasse ich diesen in Oerlikon auf einem anderen Perron. Doch es ist nicht so, dass sich der Lokomotivführer an mir orientieren würde, denn dann würden meine Erfahrung ja nicht von anderen Passagieren geteilt werden. Das lässt nur eine Erklärung zu: Der Bug dieses InterRegio fährt auf Gleich 4 ein, während das Heck es auf Gleis 6 tut. Spookie, nicht? Ich will nicht pietätlos erscheinen, aber ich fürchte, die SBB hat weit mehr Geisterzüge, als sie uns glauben machen will.

Speck & Süssigkeiten

In einer Ära, wo der Bonus von Gröspel & Konsorten zu einer Kunstform erhoben wurde, darf man von einem engagierten Mitarbeiter durchaus eine eigene Note darin erwarten, wie er seinen Bonus ausbezahlt bekommen möchte. Und da es sich um den Bonus für eine geleistete Arbeit handelt, darf sich auch durchaus ein Bezug zu eben jener Arbeit erkennen lassen. Dass sich Grübel und Ospel mit Geld eindecken, passt daher durchaus. Aber Vasella? Der sollte statt des Mamons lieber Ritalin nehmen.
Die Idee eines objektorientierten Bonussystems ist indessen nicht neu. Sissa ibn Dahir (ca. 300 n.Chr.) gilt der Legende nach als der Erfinder des Schach-Spiels. Weil der indische Herrscher Shihram von dem Spiel so begeistert war, gewährte er diesem einen Bonus der folgenden Form: Für das erste Feld des Schachbrettes schenkte er ihm ein Reiskorn, für das zweite Feld zwei, für das dritte Feld vier, usw. bis zum 64. Feld immer die doppelte Anzahl des vorhergehenden Feldes. Das waren dann immerhin 18´446´744´073´709´551´615 Reiskörner, also ungefähr viel mehr als in der ganzen Geschichte der Menschheit insgesamt geerntet wurde. Doch Sessa, wie er von Freunden auch genannt wurde, war nichtsdestotrotz bescheiden. Ich an seiner Stelle hätte mir die Elementanzahl der Potenzmenge der Schachbrettfelder in Reiskörnern auszahlen lassen. Damit hätte ich immerhin ein Reiskorn mehr bekommen als er.
Ich arbeite aber nicht mit Schachbrettern, obwohl eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, sondern hauptsächlich mit Excel. In diesem gibt es auf einem Sheet exakt 16’777’216 Zellen. Die könnte ich mir doch als Bonus mit Smarties füllen lassen. Oder – wenn das zu ordinär ist – wie wäre es hiermit: ein Excel-Sheet hat 2^8 Spalten, 2^16 Zeilen, warum dann nicht der mathematischen Folge folgend 2^32 Smarties? (Warum ausgerechnet Smarties? Es soll doch auch etwas mit mir zu tun haben, oder. Smart – Smarties!)

Wer Swiffer benutzt, hat clever geputzt!

In der Werbung scheint die Begeisterung für den Swiffer keine Grenzen zu kennen. Doch nicht nur dort. Auch ich kann mich der euphorischen Gefühle kaum erwehren, die mich jedes Mal überkommen, wenn ich an dieses elegante Trockentuch mit elektrostatischer Anziehungskraft und tiefer Rillenstruktur denke. Doch ist meine Schwärmerei für den Swiffer vorerst rein virtueller Natur, weil ich bedauerlicherweise noch keinen solchen mein eigen nennen darf.
Ich weiss nicht, wie sie es machen, aber irgendwie fange ich allmählich an der Werbung zu glauben. Und wenn sie mich auffordern: „Entdecke mit Swiffer die Welt von Narnia“, dann bin ich gewillt es mit diesem zu tun. Denn wie oft bin ich vergebens in einen Kleiderschrank geklettert? Wie oft habe ich nur die grünen Seiten der Unendlichen Geschichte gelesen? Und wie oft habe einen Felsen mit „Pedo mellon a minnon“ angebrüllt? Nichts davon hat funktioniert. Die Leute von Swiffer aber garantieren mir, dass auch das aufregendste Abenteuer mit dem Swiffer ein sauberes Ende nimmt.
Eins macht mich aber stutzig. Wenn ich in mich gehe und über meine Gefühle und Sehnsüchte, die ich während dem Staubsaugen habe, nachdenke, dann spielen unerreichbare Ecken und hohe Treppen eine eher untergeordnete Rolle. Wesentlich näher am Herzen liegt mir mein bescheidener Wunsch nach mehr Power. Spass macht das Staubsaugen eigentlich erst so richtig, wenn es Krach, Dreck und Gestank macht und man jederzeit Gefahr läuft, die Katze oder einen Blumentopf verschwinden zu lassen. Ich meine, wenn das Staubsaugen nicht gefährlich wäre für Leib und Seele, dann wäre es doch bloss was für Frauen!

King of Gütsch

Als ich mal klein war, habe ich Michael Jackson einen Brief geschrieben, in dem ich ihm anbot, dass er, sollte es ihn mal in die Schweiz verschlagen, ohne weiteres bei uns in Luzern wohnen könne. Meinen Eltern habe ich davon zwar nichts erzählt, aber das wäre schon in Ordnung gegangen.
Ob ich den Brief überhaupt abgeschickt habe, weiss ich nicht mehr, reagiert hat Michael Jackson auf mein Angebot auf jeden Fall nicht. Ich ging bis jetzt immer davon aus, dass er den Brief wohl bei der gleichen Gelegenheit verloren hat wie seine Nase. Sowas kann passieren.
In der Zwischenzeit ist mir aber auch klar geworden, dass es das Schicksal nichtsdestotrotz gut mit mir gemeint hat, denn wer weiss, ob nicht auch ich andernfalls noch traurige Bekanntheit erlangt hätte.
Und nun muss ich lesen, dass Michael Jackson erwägt das Château Gütsch zu kaufen und sich in Luzern nieder zu lassen. Hat er meinen Brief also doch gekriegt und ihn bloss irgendwo verlegt? Ist er wieder aufgetaucht als er seine Neverland-Ranch aufräumte? Und hat er auch seine Nase wieder gefunden?

War er nicht erst kürzlich völlig pleite? Irgendwas mache ich scheinbar falsch mit dem Geld, das ich nicht habe.

Radiowecker

In bestimmten Liegepositionen (meinerseits) rauscht mein Radiowecker wie verrückt. Wenn ich mich anders hinlege, ist alles wunderbar. Bis auf die Musik natürlich. Und die frühe Morgenstunde.
Könnte man die Wecker nicht so konstruieren, dass sie nur dann rauschen, wenn man in einer ungesunden Position liegt?

Eiercognak

Ich habe den Eiercognak wiedererfunden!

Ich habe erst mal 6 Eier eingemaischt. Das heisst, ich habe sie vorsichtig in den Mixer gelegt und diesen dann für einige Sekunden eingeschaltet. Bei diesem Prozess geht es darum, die festen und flüssigen Eierbestandteile zu vermischen. Da auch dunkle Eier darunter waren und der Farbstoff bekanntlich in der Schale steckt, musste der Kelterprozess schon relativ bald erfolgen, so dass zwar die Aromastoffe genug Zeit haben um aus der Eierschale in die Maische zu gelangen, nicht aber der Farbstoff. Das Timing ist hierbei das Schlüssel zum Erfolg.
Im Kelterprozess wird der Eierbrei dann ausgepresst und damit die Eierrückstände (Trester) von dem Eiersaft (Most) getrennt. Aus den ca. 420g der Maische lassen sich ungefähr 310g Most gewinnen. Ich stand vor der Wahl, hier eine Zentrifuge zur Entschleimung einzusetzen, doch ich liess es bleiben, weil gegen ein bisschen Schleim ist ja nichts einzuwenden. Auch auf das Schwefeln habe ich bewusst verzichtet, da Eier ja selbst relativ viel Schwefel enthalten. Sowohl Oxidation als auch mikrobieller Verderb sollten daher eigentlich nicht drohen. Und die gewünschten 40 mg Schwefeldioxid pro Liter im fertigen Eierwein werden wohl schon da sein.
Anschliessend fand die Gärung statt. Da ich mir nicht sicher war, ob sich auch tatsächlich Hefepilze auf der Eierschale befunden haben, und laut meiner Freundin sich in der Küche ganz bestimmt keine solchen befinden, habe ich zur Sicherheit noch etwas Gärhefe zugesetzt. Die Gärung dauerte dann 7 Tage und ich versuchte die Temperatur bei 15 bis 18° zu halten. Wieviel Prozent Alkohol der Eierwein dann enthielt, kann ich nicht sagen, da mir die nötigen Instrumente fehlen, aber ich schätze, dass es analog zum Wein zwischen 8 und 13 Prozent gewesen sein dürften. Tatsächlich ist dann auch irgendetwas Abgestorbenes zu Boden gesunken – ich vermute, dass es die Hefe war. Beim Abstich wurde diese dann entfernt und der Eierwein in ein kleines Barriquefässchen umgelagert. In diesem gärte er noch ein bisschen nach, die enthaltenen Eiweisse wurden nach und nach abgebaut und die Salze an den Wänden abgelagert.
Jetzt musste der Eiwein nur noch destilliert werden. Ich erhitzte ihn also in einer selbst gemachten Brennblase auf 80° C und erhielt dadurch den Rohbrand. Im zweiten Durchlauf habe ich nur den Mittellauf, den so genannten coeur aufgefangen, woraus der Feinbrand besteht. Das Ergebnis sieht zwar noch nicht wie Eierkognak aus und es riecht auch nicht so, doch nachdem ich es wiederum in einem Barrique ein paar Jahre lagern lasse, wird es wohl schon noch zu einem edlen Tropfen reifen.

Ich lade alle also heute schon ein mit mir am 7.4.2010 meinen ersten eigenen Eierkognak zu verkosten.

Hangover

Schadenfreude ist böse! Man ergötzt sich nicht am Leid anderer Leute! Pfui!
Ausser natürlich sie haben einen (selbstverschuldeten) Kater. Da ist Schadenfreude nicht nur erlaubt, nein, in diesem Fall ist sie sogar angebracht. Erst recht, wenn man selbst einen hat. Denn nichts lindert den dröhnenden Kopf, das flaue Gefühl im Magen und überhaupt das gesamte Unwohlsein, wie der Anblick von jemandem, der von allem noch ein bisschen mehr hat. Diese spezielle Schadenfreude ist also durchaus altruistischer Natur, weil sie den Leidenden motiviert nicht wieder in eine solche Lage zu kommen, und daher auch moralisch absolut zu rechtfertigen.

CSI Oerlikon

In unserer Pausenzone liegt immer ein Exemplar 20min auf. Oder sollte zumindest, damit die Mitarbeiter wissen, wann 20 Minuten vorüber sind und wann sie gefälligst wieder malochen gehen sollten.
Doch in letzter Zeit verschwindet die Postille jeweils spurlos. Also habe ich ein hochsensibles Tracking-Tool entwickelt, mit dessen Hilfe die Modalitäten des Verschwindens vom Tatort rekonstruierbar werden sollte. Es besteht aus einer langen Kette aus Spickgummies, die an einem Loch in der Zeitung befestigt ist. (Die Entscheidung für diese spezielle Lösung basiert auf der Erfahrung, dass je komplexer ein System ist, desto bekloppter die Art und Weise sein wird, wie man es aushebeln kann. Ich positionierte mich also mit dieser Lösung auf der komplett gegenüberliegenden Seite der satelitengesteuerten, antimateriebetriebenen, plasmakalibrierten und heisenbergresistenten Überwachungstechnologie.)
Also legte ich den Köder aus und mich auf die Lauer.
Als ich etwas später einen unverdächtigen Kontrollgang machte, war da nur noch die angekettete Hülle der 20min. Die Seiten 3 bis 50 waren weg! Und genauso alle Modalitäten.
Natürlich startete ich sofort eine Hausdurchsuchung, doch die Zeitung blieb unauffindbar.

Die einzige Chance, die mir noch bleibt, ist den CSI Oerlikon einzuschalten. Aber gibt es den überhaupt? Oder zumindest was ähnliches? Eine Kommission, die von einem Kerl mit dunkler Sonnenbrille und antikem Namen geleitet wird, der alles weiss? Wenn nicht, wie erwischt die Polizei denn überhaupt wen? Vielleicht weil Verbrecher trotz allem auch Idioten sind?
Soll das heissen, es gibt den Gentleman-Dieb mit perfektem Plan und Ganovenehre gar nicht? Gott behüte!

Wirkliche Inbrunst

Vor vielen, vielen Jahren fragte mich mal ein Kerl an der Uni, ob ich nicht Lust hätte, ihn mal zu einem Gottesdienst der Gemeinde Christi zu begleiten. Ich weiss nicht mehr, ob es Abenteuerlust oder Verzweiflung war, auf jeden Fall sagte ich zu.
Bekehrt haben sie mich nicht. Doch trotz aller kritischen Anmerkungen, die sich zu diesem Verein anbringen liessen, eins muss man ihnen lassen: Sie singen laut und inbrünstig. Und ich meine wirklich laut und wirklich inbrünstig!

Ich schätze, es ist kein Zufall, dass dort wo die Inbrunst haust, der Dogmatismus nicht weit weg wohnt.