Fakir-Disziplinen

Feuerschlucken, über glühende Kohlen laufen, auf Nagelbrettern schlafen, Schlangen beschwören und all das andere Fakirzeug bezeckt im Grunde nichts anderes als im Zuschauer einen gruseligen Schauer auszulösen. In unserer Zeit muss man aber mehr bieten und viel, viel weitergehen um sich auch weiterhin die Glaubwürdigkeit zu blewahren. Daher schlage ich vor, das Gegen-den-Wind-Pinkeln in den Kreis der internationalen Fakir-Disziplinen aufzunehmen.

Daten auf Produkten

Gestern haben wir eine fantastische Geschäftsidee entwickelt, um die uns jeder Mega-Konzern beneiden wird: Wir verkaufen abgelaufene Nahrungsmittel und bedienen damit gleich mehrere sehr unterschiedliche Zielgruppen: Die Wellness- & Esoterikjunkies, die es wegen der überraschend abführenden Wirkung und dem WasMichNichtUmbringtMachtMichStärkerPrinzip lieben werden und die Drogenjunkies, welche die halluzinogene Wirkung zu schätzen wissen werden. Und natürlich alle Couleurs von Adrenalin-Junkies.

Macht und der Wille Gottes

Wenn man Präsident der Vereinigten Staaten wird, dann hat man Macht und zwar eine ganze Menge. Und man wird von ihr korrumpiert, da führt kein Weg dran vorbei. Bloss auf welche Weise man korrumpiert wird, ist offen. Entweder man nutzt die Macht persönlich und legt die Assistentin flach oder man nutzt sie zum Wohl der Menschheit und tut Gottes Werk. Ich glaube, ich ziehe einen Präsidenten der ersten Sorte vor. Da hat man wenigstens was zu lachen und muss sich nicht fürchten Freiheit, McDonalds und die Demokratie im Auftrag des Allmächtigen um die Ohren gehauen zu bekommen.

Unbeantwortbar aber bleibt die Frage, wenn Macht korrumpiert, was macht dann Allmacht?

Friedhof im Hinterhof

In einer Diskussion wurde die These aufgeworfen, dass die Kriegslust bei den Europäern ungefähr in der Zeit aufkam, als sie anfingen die Friedhöfe innerhalb der Stadtmauern anzulegen. Diese Idee, dass der Umgang mit den Toten in gewissem Sinne mit dem Umgang mit den Lebenden im Hinblick auf das Erreichen des Zustandes der ersteren im Zusammenhang steht, ist sicherlich originell, aber wahrscheinlich auch genau so falsch.

Wolken

Warum eigentlich sind die Wolken so wolkig-flockig? Warum haben sie diese rätselhaften Formen und sind nicht einfach Kugeln?
Wenn man eine Stadt filmen würde und die einzelnen Bilder einem Tag (respektive einen Monat, ein Jahr oder gar ein Jahrhundert) belichten würde, so verschwimmen die Menschen, die in dieser Stadt wohnen, zu einem flüchtigen Nebel und die eigentlichen Bewohner sind die Pflanzen und Häuser. Alle Bewegung und Änderung würde nur von ihnen ausgehen. Und der Betrachter würde sich fragen, warum der Nebel zwischen den Häusern und Pflanzen so wolkig-flockig ist.

Was geht da am Himmel wirklich vor?

Wort-Budget

Mir ist aufgefallen, dass ich hier in Argentinien, da der Sprache nicht allzu mächtig, nur relativ selten das Wort an jemand anderen als an meine Freundin richte. Begegne ich dann aber mal jemandem, der mich versteht, so neige ich – ehrlich gesagt – ein bisschen zum Quasseln.
Ich hege den leisen Verdacht, dass jeder ein Pensum an Worten hat, die er täglich loswerden sollte. Natürlich kann man den Pegel über längere Zeit auf ein anderes Niveau bringen, aber kurzzeitige Zuviels oder Zuwenigs haben zweifellos irgendwelche Nebenwirkungen. Welche das sind, ist wohl von Person zu Person verschieden, und ob sie schädlich sind, ist wohl ebenso unterschiedlich.

Mal sehen…

Taubenkacke

Spielt es für eine Taube eine Rolle, ob sie in der Hauptstadt auf die Limousine des Präsidenten scheisst oder in der Provinz auf das Denkmal eines Jebediah Springfield?
Wenn sich zwei Tauben treffen, eine aus der Hauptstadt, die andere aus der Provinz, ist ihr Verhalten untereinander dann irgendwie anders? Merken sie den Unterschied?

Reich und Arm

In Argentinien tragen alle Schüler Uniformen. Die Mädchenschulen scheinen dabei besonders knapp bei Kasse zu sein, wenn man die Menge an zur Verfügung gestelltem Stoff als Kriterium herbei zieht.
Das absolute Highlight ist aber eine Schule die ihren Schülern (beiderlei Geschlechts) kurze, weisse Kittel verschreibt, die dann mit allem möglichem kombiniert werden können. Der Kittel gibt modisch nicht allzu viel her, das muss leider zugegeben werden. Ein Mädchen schaffte aber die Kurve auch diesem Outfit Sexappeal zu verleihen: Sie trug abgesehen von diesem Kittel rein gar nix.

Ein fröhliches Bus-Tagebuch I

In den argentinischen Bussen werden zum Zeitvertreib der Passagiere DVDs gezeigt, schliesslich lämpern sich da schnell mal 17 Stunden für eine Reise zusammen. Und wie es scheint, wird auf die des Catalanischen nicht mächtigen Personen dadurch Rücksicht genommen, dass die Filme stets im englichen Original mit spanischen Untertiteln gezeigt werden. Das ist nett, doch da die Busse nicht immer leise sind, oder wenn sie es doch sind, die Lautsprecher nicht funktionieren, nützt einem auch die original Tonspur nichts.
Und die Filme sind ausgesucht doof.
Ist das ausgleichende Gerechtigkeit?

Viel wichtiger als schlechte amerikanische Filme ist das Essen. Es ist eine Hommage an den Flugzeugfrass. Erst kriegt man den gekühlten Untersatz mit dem Brötchen und dem Dessert und dann, wenn man schon genüsslich am Dessert ist, kommt der heisse Teil im Alu-Becher. Der Höhepunkt aber war die Rullade – ihr kennt sie doch, mit Marmelade in diesem süssen Rundherum. Tja, hier war die Füllung Thunfisch.
Auch hier stellt sich die Frage, ob es ausgleichende Gerechtigkeit ist?

Die Erfindung des Kusses

Will man Tom Robbins glauben, so ist der Kuss die einzige wirklich brauchbare Erfindung, die ein Mann je zustande gebracht hat. Mit diesem kontrollierten einst die Ritter ihre Burgfräuleins, ob sie sich während ihrer Abwesenheit nicht am Met gütlich getan haben. Und weil es so viel Spass machte, liessen sich die Damen wesentlich häufiger kontrollieren, als es kriminologisch notwendig gewesen wäre.

Gangsta-Mudda

Das heimliche Ethologie-Labor der UniZH ist bekanntlich die S12. Es ist daher nicht weiter überraschend, dass ich dort Zeuge einer erstaunlichen Interaktion innerhalb einer Gruppe etwas lauterer Halbwüchsiger wurde.
Alle bis auf einen waren meiner Sicht entzogen, doch dieser eine, nach eigenen Angaben ein gebürtiger Kroate, war geschniegelt und gestriegelt und trug schwarze Handschuhe (!).
Nach einem kurzen Begrüssungsritual in komparativer Linguistik, bei dem sie verglichen, wie man „Finger“, „Bauch“ und „Backe“ in den verschiedenen, in der Gruppe gebräuchlichen Sprachen sagt, fingen sie an, gegenseitig ihre Mütter zu beleidigen. Dabei legten sie erstaunlicherweise eine schier unfassbare Kreativität an den Tag. Im Gegensatz zu ähnlichen Szenen, wie man sie aus dem Kino kennt, die in der Regel jedoch weit weniger Gespür für die Feinheiten der beleidigten Person beweisen, wurden hier keinerlei Waffen gezückt.
Da ist mir aufgefallen, dass ich es natürlich nicht schätze, wenn man meine Mutter oder meinen Dackel beleidigt. Aber der Gedanke, dass ich das schlimmer aufnehmen könnte, als wenn man mich persönlich beleidigt, liegt mir doch fern. Warum soll es schlimmer sein, wenn meine Mutter mit einem Hund schlief, als wenn ich mit einem Schaf kopulierte?
Ich glaube, wir haben es hier mit einem Akt der Entweihung zu tun und daher würde ich annehmen, dass zur Ehrverletzung noch so etwas wie eine implizite Misshandlung religiöser Gefühle hinzu kommt. Wieso aber befinden sich Mütter auf einer göttlichen, fast unberührbaren Ebene, nicht aber alle Frauen? Ist es vielleicht das Wunder meiner Geburt, das mit der Beleidigung befleckt wird? Wird damit zum Ausdruck gebracht, dass nicht nur ich nichts wert bin, sondern, dass ich prinzipiell nie etwas wert sein konnte, weil schon die Schöpferin und der Akt ein Fehler war? Ist das Beleidigen der Mutter also so etwas wie die Negation der grundsätzlichen philosophischen Fragen im Bezug auf meine Person?

Typische Fragen in der S12 westlich des HBs.

Mein schuhakustisches Tagebuch III

Jetzt, wo meine Wanderschuhe nun aber so leise sind, weiss ich gar nicht mehr wo meine Füsse stehen, geschweige denn wo ich selbst mich befinde. Offenbar habe ich das Empfangen der akustischen Signale insgeheim in mein Wahrnehmungssystem mit eingebaut und zu nutzen gelernt. Meine Wanderschuhe waren demzufolge ein Sprungbrett für einen nächsten Evolutionsschritt und ich habe mir ein Paar neuer gekauft. Ob man diese wieder zurückgeben kann mit der Begründung, man könne der Evolution schliesslich nicht im Wege stehen?

Mein schuhakustisches Tagebuch II

Die Quitschemissionen meiner Wanderschuhe erreichten mittlerweile eine Pegel, der selbst die Geräuschkulisse der Langstrasse in den Schatten stellt. Ich entschloss mich daher auf psychologische Kriegsführung zurückzugreifen und mit ihnen neue, leise Wanderschuhe anschauen zu gehen. Das quengelnde Quietschen verschwand zwar erwartungsgemäss, doch leider stellte sich stattdessen ein plumpes Pfeifen ein, mit dem meine Wandergaloschen dem anderen Schuhwerk auf die Pelle rückten.
Also kaufte ich mir ein neues Paar! Doch die Rache folgte auf den Fuss: Ich habe schon die ersten Blasen. Nicht jedoch an den Fersen, sondern an den Fingern vom Zubinden. Und als ob das nicht schon reichen würde, verpasste ich deswegen heute sogar noch den Zug.