Wen zur Kasse bitten

Dem Homöopathen kann man es nicht zum Vorwurf machen, dass er an diesem Blödsinn glaubt. Einem Autofahrer kann man es auch nicht zum Vorwurf machen, dass er das Stoppschild überfahren hat, wenn er während seiner Ausbildung nicht gelernt, dass man das nicht darf. Ein Homöopath wird in seiner Ausbildung ja wohl kaum lernen, dass das alles, was er da lernt, Mumpitz ist.
Der Vorwurf sollte allein demjenigen gemacht werden, dessen Aufgabe es ist, Schulen, die Habakuk verzapfen, die Zulassung zu entziehen und dies hier bisher noch unterlassen hat.

Ich denke nicht, dass ich mit dieser Forderung zu viel Staat und zu wenig Meinungsfreiheit propagiere. Ich verlange lediglich ein Mindestmass an Qualität und das zur Rechenschaft ziehen derer, die es unterlassen diese umzusetzen. Wenn ein Nuklearreaktorkontrolleur schlampt, liegt das ja auch nicht allein im Zuständigkeitsbereich der Kraftwerksbetreiber.

Und wenn wir schon dabei sind … sollten vielleicht auch der Vatikan dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass er sich nicht deutlich genug gegen das Geschwurbel der Kreationisten stellt.

Der Spiegel im Spiegel

„Spieglein, Spieglein an der Wand“ war das Thema des ersten ZmittagsLabor im Cabaret Voltaire und Prof. Dr. Gerd Folkers vom Collegium Helveticum erklärte uns auf höchst amüsante Weise das Problem von Rechts und Links, welche ja für meinen Gegenüber eigentlich Links und Rechts sind, und wie Chemie, Evolution und die Casinos von Las Vegas damit klar kommen.
Er erklärte uns aber auch, dass der Spiegel nicht etwa Rechts und Links vertausche, sondern in Tat und Wahrheit Vorne und Hinten. Wenn ich also nordwärts in einen Spiegel schaue, dann ist meine Nase gen Norden gerichtet, die Spiegelbildnase jedoch gen Süden. (Ausser wir sind am Nordpol und der Spiegel steht auf der anderen Seite des Nordpols, wo dann beide Nasen gen Norden schauen würden, doch das ist lediglich eine Spitzfindigkeit, die uns nicht weiter verwirren soll.)
Irgendwie stimmt das ja auch, denn wenn nur Rechts und Links vertauscht würde, müsste mein Spiegelnase weiterhin gen Norden zeigen, mein östliches Ohr jedoch jetzt nach Westen und mein westlichen Ohr nach Osten. Andererseits müsste die Abbildung durch den Spiegel sich durch einen zweiten Spiegel wieder rückgängig machen lassen.
Tatsächlich zeigt meine Spiegelspiegelnase, wenn ich über einen ersten Spiegel in einen zweiten Spiegel hinter mir schaue, der parallel zum ersten steht, wieder gegen Norden und mein östliches Ohr lauscht noch immer dem Osten. Insofern scheint alles in bester Ordnung zu sein.

Zumindest so lange, wie man die Spiegel nicht senkrecht zueinander aufstellt und in der Winkelhalbierenden reinschaut.

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Denn dann sieht mach sich über zwei Spiegel in den Süden blicken mit dem Spiegelspiegelbild des östlichen Ohrs dem Westen lauschen. Den Spiegel als einen Vorne und Hinten Vertauscher zu bezeichnen, funktioniert also auch nicht wirklich.

Nach eingehenden Studien bin ich daher zur Überzeugung gelangt, dass es wohl am treffendsten ist, wenn man sagt, dass der Spiegel reflektiert. Und dabei neckisch Rechts und Links vertauscht.

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Und die Vorne-Hinten-Vertauscher-Erklärung erkläre ich hiermit für den gescheiterten Versuch zwei Schritte mit einem Fuss zu machen.

Magie durchdringt einfach alles

Rotkäppchen, Rappunzel und Dornröschen sind fiktive Personen und selbstverständlich glaubt keiner wirklich, dass historische Personen sind. Doch wenn es um Überbegriffe wie Hexen, Drachen und Vampire geht, sieht die Sache völlig anders aus und man wird kaum ein Fabelwesen finden, das nicht irgendjemand für real hält.
Man möchte fast meinen, der Mensch könne sich nicht vorstellen, dass etwas allein ein Produkt der Fantasie sei: Wenn etwas gedacht werden kann, dann muss es das auch geben. Und mit jeder Erwähnung schwinden die Zweifel – selbst wenn die Erwähnung explizit den fiktionalen Charakter unterschreicht.

Die gängige Erklärung für dieses Phänomen verweist in der Regel darauf, dass fiktive Reisszähne  erst seit relativ kurzer Zeit schärfer sein können als reale, und dass die Evolution des menschlichen Gehirns nun mal noch etwas hinterher hinkt. Das heisst, so lange wie unsere Instinkte gleich auf Abbild und Abgebildetes reagieren, werden wir wohl oder übel an den Osterhasen glauben wollen. Und manche werden diesem Wunsch dann auch nachgeben.

Da fragt man sich natürlich, wie die Welt heute wohl aussehen würde, wenn jener Homo ergaster, dessen Gehirn einen raffinierten Trick entwickelt hatte, der es ihm ermöglichte zuverlässig zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden, nicht an einer Fischgräte erstickt wäre?
Vielleicht würden wir dann ein so intuitives Verständnis für Statistiken haben, wie wir es jetzt nicht haben. Vielleicht wäre uns die begrenzte Verallgemeinerbarkeit unserer Erfahrungen bewusst. Vielleicht würden wir nicht mehr mit Kausalitätszuschreibungen um uns werfen. Vielleicht würden wir den Wert von Doppelblindstudien zu schätzen wissen. Und vielleicht würde Werbung nicht mehr funktionieren. Und vielleicht wären uns die Religionen erspärt geblieben.
Finde ich auf jeden Fall mal nen Versuch wert. Meinen Segen zur Wiedergeburt hat er, jener Homo ergaster.

Bis dahin dürfen wir uns nicht wundern, dass sich keiner gross an pseudowissenschaftlichen Praktiken stört.

Froschkönig vs. Königsfrosch

Ist dem Königreich wirklich mehr gedient mit einem hübschen Prinzen als mit einem sprechenden Frosch?
Man überlege nur mal, wofür man einen intelligenten, sprechenden Frosch alles einsetzen könnte: Nachrichtendienstaufgaben, Erkundungsmissionen, strategische Insektenbekämpfung und nicht zu vergessen Wiederbeschaffung von golden, in den Brunnen gefallenen Gegenständen.
Und wenn er sein „Talent“ an die nächste Generation vererben kann, dann wirds erst richtig spannend. Das Problem beim Planet der Affen war, dass die beiden Primatenarten um die gleiche ökologische Nische gerungen haben. Und sowas kann nicht gut ausgehen. Mit intelligenten Fröschen würde sich dieses Problem nicht stellen.
Natürlich müssten ein paar, für viele wohl unangenehme Grundsatzentscheidungen getroffen werden und den Fröschen die gleichen Rechte wie den Menschen eingeräumt werden (weil andernfalls leider sowas wie Čapeks Krieg mit den Molchen drohen würde). Doch wenn man das hinkriegt – und ich denke, dass dies durchaus im Bereich des Möglichen liegen sollte – dann könnten die beiden Spezies in einer Symbiose neue ungeahnte Stufen der Zivilisation erklimmen.

Ist es im Ausblick auf solche Möglichkeiten nicht ungeheuer egoistisch von der Prinzessin das Wohl der Reiches und der ganzen Menschheit zugunsten ihres Liebeslebens zu opfern? Sollten nicht ausgerechnet Prinzessinnen zu Anderem, Höheren erzogen worden sein?

Nun gut, vielleicht bin ich auch nur ein Idealist und die Prinzessin hatte das alles gründlich durchdacht. Und womöglich ist sie zum Schluss gekommen, dass die Risiken trotz allem die Chancen überwiegen. Und deshalb hat sie den Frosch auch nicht geküsst, sondern an die Wand geschmettert.

Superhelden im Wandel der Zeit

Mit dem verschwinden von Drehtüren und Telefonkabinen verschwinden die letzten Rückzugsgebiete von Superman. Wie smart ist es, dass mein Telefon mir den nächsten Dönerladen vorschlagen kann, doch mit seiner puren Existenz und Verbreitung verhindert, dass ein Kätzchen vom Baum gerettet werden kann, ohne dass der Staatshaushalt wegen der enormen Kosten eines Feuerwehreinsatzes geschröpft wird?
Telefonkabinen sind eben nicht allein zum Telefonieren da.
Superman ist wahrscheinlich nur der erste, der den neuen Technologien zum Opfer gefallen ist. An nanotechnologisch behandelten Hauswänden, die Graffiti abweisen, kleben auch Spidermans Netz nicht mehr. Der Lichtverschmutzung vorbeugende Massnahmen verhindern, dass Commissioner Gordon guten Gewissens in Zeiten der Not das Batman-Zeichen in die Wolken projizieren kann. Kuscheljustiz und Wir-haben-uns-alle-ganz-doll-Lieb-Weltanschauungen lassen den Hulk in ein friedliches Koma fallen.
Entweder richten wir Superheldenschutzgebiete ein, oder wir finden uns damit ab, dass wir die jetzigen in Pension schicken und der Evolution die Gelegenheit lassen, uns neue zur Verfügung zu stellen. Superhelden, die an die aktuellen Nischen von Verbrechen und Technologien angepasst sind.

Welthumanistentag 2013

Am Freitag, 21.Juni 2013, findet in Zürich eine öffentliche Veranstaltung der FreidenkerInnen mit zwei Referaten, einer spannenden Podiumsdiskussion und einem anschliessenden gemütlichen Feiern (es ist Sommersonnenwende) statt.

Veranstaltungsort: Cabaret Voltaire im Niederdorf, Spiegelgasse 1, 8001 Zürich
Beginn: ab 18 Uhr
Link : http://welthumanistentag.ch/
Der Eintritt ist frei

Ich werde an diesem Event als Fotograf unterwegs sein. Wer schon immer mal ein Bild von sich haben wollte und keine Hemmungen hat sich als Humanist zu outen, hat die Gelegenheit.

Erinnerung von Wasser

Werden Spaghetti schneller al dente, wenn das Wasser, bevor die Spaghetti reingetan werden, 10 Minuten einfach so vor sich hin gekocht hat, als wenn sie ins Wasser reingetan werden, gleich nachdem es zu sieden anfing?
Hier müsste doch eigentlich die Erinnerung des Wassers daran, wie es so ist, kochend sein, zum Tragen kommen, wenn es darum geht diesen Zustand nach einer temporären Abkühlung durch das Beifügen der Teigwaren wieder zu erlangen.

Management Tip

Eine Distanz-Business-Analyse unserer Verwaltung lässt auf eine äusserst raffinierte und effiziente Strategie schliessen: Auf Mails erst reagieren, wenn sie ein zweites Mal eintreffen.Wenn sich jemand ein zweites Mal nicht mehr meldet, wird sichs von allein erledigt haben.

Esoterische Synonyme

„Es ist erschreckend auf wie vielen Internetseiten das Wort „ganzheitlich“ einfach durch „nachweislich unwirksam“ ersetzt werden kann.“
Jörg Wipplinger trifft damit den Nagel ziemlich gut auf den Kopf.

Freiheit

Bin ich frei, wenn ich Entscheidungen treffen muss, oder wenn ich sie nicht treffen muss?

Werbung für Sockenwolle

2013-06-19 11.47.33-1 Dass es die hohe Kunst der Mode ist, die verschiedenen Elemente von Outfit, Makeup und Accessoirs perfekt aufeinander abzustimmen, ist mir bekannt und ich glaube auch die eine oder andere diesbezügliche Referenz rekonstruieren zu können, einen Link zwischen zwischen Wollsocken und verführerischem Makeup habe ich bisher noch nicht einmal gesucht.
Abgesehen davon, dass ich in dieser Disziplin noch so manches zu lernen habe, stellen sich mir hier zwei brennende Fragen. Kann man von Opal-Wollsocken auf Smokey Eyes schliessen und umgekehrt? Und/oder versucht hier ein Wolleproduzent eine neue Fetisch-Sub-Kultur zu initieren?

Sachdienliche Hinweise in Form von Bildern sind sehr willkommen.