Pimp my Face

Ich bin immer wieder verblüfft von der genauso makellosen wie unwirklichen Schönheit der Hochglanzbeautys an den Plakatwänden. Ich störe mich nicht weiter daran. Dass an diesen Bildern so gut wie nichts naturbelassen wurde, empört mich genauso wenig wie laute Explosionen im Weltall oder brennendes Kerosin. Lässt man sich auf Medien ein – und das gilt im Grunde für sämtliche Medien -, so betritt man das Reich der Fiktion und Spezialeffekte. Akzeptiert man das nicht, macht man sich der fahrlässigen Selbsttäuschung schuldig.
Was mich hingegen durchaus irritiert und zwar ausserordentlich, ist, dass man genauso perfekte Hochglanzbeautys bisweilen auch in unseren öffentlichen Verkehrsmitteln antrifft. Genauso unwirklich und genauso makellos – makellos zumindest solange man das, was sie von sich geben, nicht in die Gleichung mit einfliessen lässt.
Wie machen die das? Verstehen sie sich so gut aufs Schminken oder wurde inzwischen einfach die Software aus der Beauty-Retouche in die Videokameras integriert, die uns auf Schritt und Tritt verfolgen? Macht sie die Überwachung so schön? Macht sie das auch mit mir? Dies würde zumindest erklären, wieso mein Celebrity Doppelgänger Jessica Simpson ist.

Merkt es denn keiner, dass auch ich streike?

Die Writers Guild of America streikt, die witzigen Leuten sind auf einmal nicht mehr so witzig und Hollywood kommt allmählich zum Stillstand… Alles hängt zusammen.
Dass Teri Hatcher auf einmal nicht mehr weiss, was sie sagen soll, überrascht mich nicht weiter, schliesslich war sie schon als Lois Lane linde gesagt ein Schussel, aber wenn auch die ach so schlagfertigen Late-Night-Talker verstummen, dann ist das doch schon irgendwie peinlich.

Weniger aus Solidarität, sondern einfach weil mich interessierte, was wohl zum Erliegen gebracht werden würde, wenn ich meine Feder niederlege, schloss auch ich mich dem Schreibstreik an. Abgesehen vom Kursverlust der UBS-Aktien, den ich wohl kaum auf meine Kappe nehmen kann, scheint aber bisher alles beim alten geblieben zu sein. Nicht gerade Balsam für die Seele.
Vielleicht liegt es aber auch nur einfach daran, dass niemand weiss, dass ich mich im Streik befinde, und dass sich deshalb auch niemand zum Hyperventilieren gezwungen sieht.

Wie dem auch sei, ich werde die Credit Suisse darauf aufmerksam machen, dass es eine gewisse Korrelation zwischen dem Kursverlust der Konkurrenz und meinem Schweigen gibt und dass ich jeglichen Angeboten mein Schweigen fortzusetzen offen gegenüberstehe. Die haben schliesslich in der Vergangenheit für wesentlich grösseren Mist schon wesentlich mehr Geld ausgegeben.