Körpersprache

Ob das Thema karrierefördernde Körpersprache wieder mal im Trend ist, kann ich nicht sagen, doch ist mir durch Zufall die get-Abstract-Zusammenfassung des Buches „Authentische Körpersprache“ von Stefan Spies in die Hände gefallen und nun kann ich es mir nicht verkneifen, selbst ein paar Worte darüber zu verlieren.
Ausgangspunkt ist wie üblich ein kleines verschleiertes Paradoxon: Da Körpersprache ein dynamischer Prozess ist, gibt es keine starren Regeln, deren Anwendung zum Erfolg führt. Vielmehr würde man Gefahr laufen sich auf diese Weise der Lächerlichkeit preis zu geben. Und daher muss man lernen einige Grundelemente zu beherrschen und diese situationsgerecht und zielgerichtet anzuwenden.
Ein zu beherrschendes und anzuwendendes Grundelement, was ist das anderes als eine Regel? Und entstehen dynamische Prozesse nicht häufig gerade dadurch, dass mehrere durchaus starre Regeln gleichzeitig am Werk sind? Und kann man in einem dynamischen Umfeld wirklich zielen?

Das 1. Grundelement, die innere Voraussetzungen, besagt, dass wenn du dir einer Sache sicher bist, dass dann dein Körper diese Gewissheit auch ausstrahlt.
Das 2. Grundelement, Tiefstatus und Hochstatus, lässt uns zwei Rollen unterscheiden. Der Tiefstatus ist die eher unterwürfige, der Hochstatus die eher dominierende. Man darf diese jedoch nicht als permanenten Zustände verstehen, denn sie können sich situationsbedingt in sehr kurzen Intervallen ablösen.
Das 3. Grundelement, Zuneigung und Abneigung, bezieht sich auf Sympathie und Antipathie, die man seinem Gegenüber entgegenbringt. In der Körpersprache kommen diese natürlich klar zum Ausdruck.
Das 4. Grundelement, die Augen, musste über kurz oder lang einfach kommen. Sie sind ja der Spiegel der Seele.
Das 5. Grundelement, die Hände, wird dann auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

All diese Grundelemente soll man bei seinem Gegenüber zu lesen lernen. Knetet er sich unruhig die Hände? Weicht er nevös dem Augenkontakt aus? Hält er einen übertrieben Abstand? Steht er gebückt da?
Die Körpersprache entlarvt uns! Daher ist es wichtig, und diesen Punkt liebe ich ganz besonders, die eigene innere Einstellung zu überprüfen und sich ein freudiges Vorstellungsbild von der bevorstehenden Begegnung zu schaffen, denn die Mimik, Gestik und die Körperhaltung wird dieser Vorstellung folgen.

Wenn ich das richtig verstehe, dann führt der Weg zu einem selbstsicheren und schlichtwegs umwerfenden Auftreten über den Umstand, dass man selbstsicher und schlichtwegs umwerfend ist? Cool!
Wir lernen aber auch folgendes: Es ist zwar nicht möglich, sich über Preis zu verkaufen, weil die Körpersprache sich nicht tunen lässt, doch es unter Preis zu tun, geht verblüffenderweise durchaus.

Eine persönliche Bemerkung sei mir hier bitte noch gestattet. Ich halte dieses Wirkungs-Wettrüsten für äusserst bedenklich. Nicht dass man es aufhalten könnte, denn dafür bringt es dem Agressor zu viele Vorteile. Ich befürchte lediglich, dass die Präsentation dieser Mechanismen die Leute misstrauisch macht und ein Klima schafft, in dem mehr Energie in den Schein gesteckt wird als ins Sein.
Vielleicht liesse sich daraus so etwas wie ein kategorischer Imperartiv ableiten: Ein Ratschlag, der, wenn er an eine einzige Person gerichtet ist, dieser gegenüber anderen einen Vorteil verschafft,und wenn er global gestreut wird, eine Pat-Situation mit unberechenbaren Verhältnissen herstellt, ist mit den Worten des Dichters „eine weitere Piruette im Teufelskreis des Kalten Krieges“ (oder mit den Worten eines alten Dachdeckers „kein wirklich guter Rat“).

Volksweisheiten

Im Tagesanzeiger von heute beschäftigt sich die Wissen-Seite mit Volksweisheiten. Und im Kasten-Beitrag werden drei bekannte Volksweisheiten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft: Der Verdauungsschnaps, die Six Degrees of Separation und der Eisengehalt von Spinat. Die verdauungsfordernde Wirkung von Schnaps und der hohe Eisengehalt im Spinat sind laut Tagesanzeiger reine Legenden. Zu den Six Degrees of Separation steht indes folgendes:

Die Volksweisheit, wonach zwei beliebig gewählte Menschen auf der Erde nur durch sechs Menschen getrennt sind, stimme zumindest theoretisch, sagt Werner Stahel, Professor für Statistik an der ETH Zürich: „Angenommen, jeder Mensch kennt hundert Menschen. Das würde reichen um die ganze Welt über sechs Parteien zu vernetzen. Der Haken daran ist nur, dass jene Leute, die man kennt, oft dieselben Leute kennen und nicht hundert neue Menschen.“

Wenn jeder 100 Leute kennen würde und keine geschlossenen Bekanntschaftsketten bestünden, so könnten ungefähr eine Billion Menschen sechs Ecken von mir entfernt sein. Jedoch sind dann zwei Leute, die sechs Ecken von mir entfernt sind, voneinander 12 Ecken entfernt. Auf drei Ecken reduziert, so dass die maximale Entfernung sechs Ecken ist, sind es nur noch etwa ein Million Menschen.
Ich fürchte, die Wahrscheinlichkeit, dass Werner Stahel hier nicht ganz so zitiert wurde, wie er es gerne gehabt hätte, sind relativ hoch. Die Quintessenz der kleinen Welt ist nämlich nicht die Frage nach der Anzahl der nicht gemeinsamen Bekannten, wie es hier nahegelegt wird, sondern die nach den wenigen zufälligen Fernverbindungen in einem ansonsten in kleinen Clustern organisierten Netzwerk. Also nach dem Effekt von ein bisschen Unordnung in einer sehr geordneten Struktur.
Wenn wir also vom Wahrheitsgehalt der Six Degrees of Separation sprechen, dann kann es nicht darum gehen, nachzuzählen, denn dazu müsste man wirklich alle Bekanntschaften kennen, sondern darum, ob so etwas in einer Gesellschaft wie der unseren überhaupt theoretisch möglich ist. Und das ist es.

Nachtrag 12.06.2013:
Mich beschleicht das Gefühl, dass die NSA diesen Artikel damals gelesen hat und darauf alles in ihrer Macht stehende getan hat, um es doch nachzuzählen.

Lange Nacht der Museen

Selbst auf die Gefahr hin, mich hier als Kunstbanause zu outen, möchte ich festhalten, dass bei einem Museeumsbesuch für mich in der Regel jener Augenblick der erleuchtendste ist, wenn ich zum ersten Mal von einer bestimmten Ausstellung höre. Die Exponate sind zweifellos interessant und bergen durchaus auch Geheimnisse, die sich durch eine genauere Betrachtung zu ergründen lohnen, doch die Idee der Ausstellung, der Grundgedanke, der ihr zugrunde liegt und (manchmal) wie ein drohender Finger über ihr schwebt, ist dann längst schon vermittelt.
Mit den Museen ist es also im Grunde wie mit Star Trek: Man muss nicht alle Folgen gesehen haben um sie alle gesegen zu haben. Hauptsache von Zeit zu Zeit taucht der Quoten-Klingone auf.

Der Evolution auf den Sprung geholfen

Die Evolution verfolgt keine Ziele, sie variiert einfach die Möglichkeiten. Nun ja und vielleicht variiert sie mal die Möglichkeit des Lesens und lässt sich inspirieren durch diesen Beitrag im DisOrganizer.
Stell dir vor die Seesterne verändern sich dergestallt, dass sie unverwechselbar wie Tomatenkelche aussehen. Dann können sie sich gemütlich auf eine Tomate setzen, diese genüsslich ausschlürfen und keiner schöpft verdacht. Clever diese Natur, nicht wahr?

Diese Cherrytomate wurde grosszügig zur Verfügung gestellt von Kolanda. Und gierig verschlungen von mir. Es wurden keine Tomatenkelche verletzt.

Steckenpferdchen

Es ist schon komisch, fragt man jemanden nach seinen Hobbies, so werden vorwiegend sportliche Betätigungen genannt. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann wird auch peinlich darauf geachtet, dass diese auch angemessen hip sind. Und je nach dem auch ein klitzekleines bisschen exotisch. Begeistertes Briefmarkensammeln oder Modelleisenbähnlen sind mir jedoch noch nie untergekommen.
Interessant ist auch, dass wenn man während der Arbeit mal aufsteht und eine Viertel Stunde Gymnastik macht, dass das nicht nur goutiert wird, sondern man allgemein als Vorbild angesehen wird. Wenn man aber zur Entspannung mal für eine Viertel Stunde die Füsse aufs Pult legt und ein Buch hervor nimmt, sieht die Sache auf einmal ganz anders aus.
Irgendwie ist unsere Gesellschaft Besessen vom Sport, der als Wundermittel für und gegen alles betrachtet wird.

Freiheit

Wenn es um die zukünftige Macht der Computer geht, so hört man häufig das Argument, dass es doch ziemlich riskant sei, sich allzu fest auf diese Maschinen verlassen zu wollen. Natürlich ist es riskant, doch ist es nicht genauso riskant, sich auf die Migros zu verlassen, dass sie uns jeden Tag Essen und Trinken zur Verfügung stellt? Oder auf die Wasserwerke, dass sie es mit dem Trinkwasser tun und das in einer zufriedenstellenden Qualität? Oder auf das Chlorophyll, dass es für uns genügend Sauerstoff produziert?
Es ist doch so, dass wir neue Technologien entwickeln und sie dann mit so vielen Redundanzen versehen, dass ein Ausfall so unwahrscheinlich wird, dass wir unsere Abhängigkeit einfach ignorieren können. Das ist Fortschritt. Okay, die Computer haben dieses Level noch lange nicht erreicht, nichtsdestotrotz verliert das Argument meines Erachtens durch diese Überlegung seine Gültigkeit.
Wenn man schon gegen Computer wettert, dann doch aber mit den richtigen Geschützen: Einerseits leiten sie einen fundamentalen Diskurswandel ein und andererseits – und das ist noch viel wichtiger – verkkkkkkkk…
*** SYSTEM ERROR ***

Klinische Effekte von Homöopathie sind Placebo-Effekte

Laut einem Artikel, der kürzlich in der Lancet, einer Fachzeitschrift, die sich dem Kampf gegen die weit verbreitete Korruption und Vetternwirtschaft in der Medizin (in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts) verschrieben und es sich zur Aufgabe gemacht hat zu reformieren, zu informieren und zu unterhalten, sollen die Beweise für einen spezifischen Effekt homöopathischer Heilmittel verdammt schwach sein. Die Autoren folgern gar, dass die klinischen Effekte von Homöopathie auf Placebo-Effekte zurückzuführen seien. Auch dieser wurde übrigens unlängst unter die Lupe genommen und man hat dabei festgestellt, dass der Glaube und die Erwartung, ein schmerzlinderndes Mittel zu bekommen, das Gehirn zur Produktion körpereigner Schmerzmittel, so genannter Endorphine, animiere. Diese setzen die Schmerzempfindlichkeit herab – auch dann, wenn gar kein zusätzlicher Wirkstoff verabreicht wird.

Dies bedeutet nun aber, dass die breite Skepsis gegenüber der konventionellen Medizin, die Patienten dazu führt, nach alternativen Therapien zu verlangen, nicht nur auf sehr wackligen Füssen steht, sondern dass damit die gute, alte Meduzin ihrer bisher ebenfalls vorhandenen Platzebowirkung (also der Animation zur Endorphin-Produktion) beraubt wird und man statt dessen auf Präparate zurückgreift, die nichts anderes als eben dies zu bieten haben. Natürlich ist sehr oft auch nichts anders nötig und es kann daher durchaus angebracht sein für einen Arzt Placebos zu verteilen, doch ein Problem bleibt: Wenn ich vom Arzt völlige Transparenz verlange, verhindere ich womöglich, dass er mir adäquat helfen kann.
Der Verstand vermag vielleicht nicht alles, aber eine einlullende, potenzierte Geschichte auch nicht den Rest.

Cerebrum Batmani

In der Septemberausgabe von Biology Letters wird ein Paper veröffentlicht werden, in dem gezeigt wird, dass Fledermäuse, die im offenen Raum jagen, verhältnismässig kleine und schmale Flügel haben, verdammt schnell sind, dafür aber nicht so wendig. Und, sie haben ein im Vergleich kleineres Gehirn als ihre langsameren, manövrierfähigeren Gattungsgenossen, die im Wald jagen. Offenbar kann die Evolution / der Intelligente Designer / das Flying Spaghetti Monsterism auch zu kleineren Gehirnen führen.
Sei es nun um Energie und Masse zu sparen oder um Schuhen nicht allzuviel Raum im geistigen Leben einräumen zu müssen. (Es ist doch noch immer so, dass Frauen ein tendentiell grösseres Gehirn haben und mit schnellen Autos nicht so gut umgehen können, oder?)
Die erwähnte Studie auf Menschen zu übertragen, ist natürlich Humbug, doch sollten wir uns im Klaren darüber sein, dass die Dinge aus einem ganze bestimmten Grund so sind, wie sie sind. Nämlich, weil sie sich so bewährt haben und nicht weil sie so richtig sind.

Intelligent Design (by Flying Spaghetti Monsterism)

U1_noodledoodleDie Diskussion über die Wissenschaftlichkeit des Kreationismus geht in eine neue Runde. Bobby Henderson schrieb dem Kansas School Board, welches kürzlich die Evolutionstheorie aus dem Lehrplan verbannt hat, einen offenen Brief, in dem er seiner wissenschaftlichen Überzeugung Ausdruck verlieh, dass die Welt von einem „Flying Spaghetti Monster“ erschaffen wurde, und forderte, dass diese Theorie als mögliche Alternative unterrichtet werden solle.
Er droht gar rechtliche Schritte an, sollte seiner Forderung nicht Folge geleistet werden. Und so cool wie das Rechtssystem in den Vereinigten Staaten funktioniert, könnte er damit sogar durchkommen.
Was einen den Kopf schütteln lässt über das Land der unbegrenzten Möglichkeit, ist nicht, dass es dort scheinbar kein Pfitzelchen gesunden Menschenverstand mehr gibt, sondern, dass sie die Mittel, die ihnen all dies ermöglichen, nicht gegen sich selbst einsetzen. Man stelle sich nur vor, es würden sich ein paar Leute zusammentun und den Staat auf 37 Zillionen Dollar Schadenersatz verklagen, weil sie eine Scheissbildung an den öffentlichen Schulen erhalten haben.

Irgendetwas müssen sie doch richtig machen!

Die Rechnung ist einfach, die Menge an Irrsinns bleibt immer konstant. Dies besagt zumindest die QTI (Quantity Theory of Insanity) und ich bin geneigt ihr vollumfänglich zuzustimmen.
Die Frage, die sich nun aber stellt, ist, wodurch wird dieser megalomanische Wahnsinn in den Vereinigten Staaten aufgewogen?

Die Jugend und ihre Moden

Eben wurde ich Zeuge eines Diebstahls. Zwei Jungs, einer schwarz, einer weiss, beide die Hosen in den Knien, machen sich bereit den Bus durch die vorderste Türe zu verlassen, gleich neben dem Chauffeur. Die Tür geht auf, es macht klack und die beiden stürmen raus. Einer von ihnen hat eines dieser Hämmerchen abgerissen, mit denen im Notfall die Scheiben eingeschlagen werden. Der Chauffeur nimmt es völlig gelassen, wenn es ihm überhaupt aufgefallen ist.
Beide hatten so bläulich durchsichtige Plastikhandschuhe an, solche die lächerlich laut rascheln und knistern. Und wenn ich mich recht erinnere, dann habe ich das letzte mal solche im Einsatz gesehen (also im Fernsehn) als ein Elefantenbulle gemolken wurde. Wird wohl ne neue Mode in der Zürcher Jugend sein. Ich glaube, die lasse ich aus.

Synchron

Wären die Mädchen nicht so hübsch gewesen, wäre es mir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen und wahrscheinlich hätte mich die Entdeckung dann auch längst nicht so irritiert. Also da sassen sie, sechs bildhübsche Frauen, je zu zweit in drei Sitzreihen hintereinander in einem VBZ-Tram und kauen Kaugummi. Sie sahen zum Fenster raus, hantierten an ihrem Natel rum oder waren einfach in ihre Gedanken versunken. Jede kaute ihren Kaugummi in ihrem eigenen Tempo, die eine schneller, die andere langsamer. Es war ein kleines Chaos aus sechs verschiedenen Kaurythmen mit vereinzelten Momenten der Ordnung. Nach und nach fingen die Tempi aber an sich einander anzugleichen, bis die sechs Frauen schliesslich völlig synchron ihre Kaugummis kauten.

Und irgendwie erinnerte mich dieses Bild an wiederkäuende Kühe.
Und da fragt man sich, wie weit liegt es in der eigenen Verantwortung alle möglichen Assoziationen, die man wecken kann, zu bedenken und diesen nötigenfalls entgegen zu wirken.

Der Schrebergartpirat

U1_sparrowWas ist nur aus unserer Welt geworden, dass wagemutige Freibeuter, die Schrebergärten entern und sich eine Tomate oder Zucchini zu den Kapern kapern, dermassen verteufelt werden? Wo bleibt die Anerkennung dieses romantischen Lebensstils, bei dem man für ein grilliertes Würstchen und eine Sonnenblume sein Leben riskiert? Ich verlange ja nicht, dass man sie, wenn man sie erwischt, nicht auf der höchsten Rah aufknüpft, alles was ich unsereins wünsche, ist, dass die Vorstellung von einem Schrebergartpirat den Töchtern ein Funkeln in die Augen zaubert, und wer weiss, dass wir vielleicht das eine oder andere Pfizelchen Takelage als Prise erbeuten.