Der Lange, der Breite und der Scharfäugige

Eines der beliebtesten Märchen in Tschechien ist „Dlouhý, Široký a Bystrozraký“ von Jaromir Erben, zu deutsch „Der Lange, der Breite und der Scharfäugige„.

Es geht um einen Königssohn, der mit seinen drei Gehilfen eine schöne Prinzessin aus der Gefangenschaft eines bösen Zauberers befreien soll. Soweit eigentlich nichts neues. Die Aufgabe, der er ich stellen muss, besteht allerdings nur darin, die Prinzessin während drei Nächten zu bewachen und dafür zu sorgen, dass sie jeweils zum Morgenappell bei Sonnenaufgang noch anwesend ist. Natürlich nicken die vier Helden irgendwann ein und natürlich ist die Prinzessin dann weg, wenn sie wieder erwachen. Doch dank der besonderen Fähigkeiten der drei Gehilfen, dem Langen, der sich ähnlich wie Doktor Reed Richards von den fantastischen Vier  beliebig dehnen kann und so mit Meilenschritten schnell grosse Distanzen zurücklegen kann, dem Breiten, der ganze Seen austrinken kann, und dem Scharfäugigen, dessen Augen so gut sind, dass er sie sich mit einem Tuch verbinden muss, damit er normal gut sieht, gelingt es ihm jedes Mal die Prinzessin gerade noch rechtzeitig herbeizuschaffen und sie so am Ende zu erlösen.

Darüber dass in diesem Märchen eine hübsche Prinzessin während einer Nacht vier Jungesellen überlassen wird, will ich lieber gar nicht erst nachdenken.

Was allerdings durchaus einen genaueren Blick verdient, ist diese gruselige Eigenschaft der Prinzessin einfach zu verschwinden, wenn gerade niemand hinsieht. Gruselig, weil das verdächtig nach Schrödingers Katze klingt, und zwar einen grosszügigen Dornröschenschlaf vor ihrer Zeit…

Im berühmten Gedankenexperiment von Erwin Schrödinger geht es darum, wie man eine Katze gleichermassen tot und lebendig in einer Kiste halten kann. Der Clou dabei ist der, dass dies so lange geht, wie man seiner Neugier nicht nachgibt.

Ich habe mich schon immer gefragt, was wohl aus der Katze werden würde, wenn man sie, nachdem man kurz nach ihr geschaut hat, nochmals in die Kiste stecken würde?
Nun ja, vielleicht verschwindet sie und taucht hundert Meilen entfernt in einem tiefen Wald als eine Eichel in einem alten Baum wieder auf. Und wenn man sie nochmals unbeobachtet lässt, findet sie sich zweihundert Meilen entfernt in einem Berg als Edelstein wieder. Und dann als goldener Ring in einer Muschel auf dem Meeresgrund dreihundert Meilen weit entfernt.

So oder so lernen wir aus diesem Märchen, dass es sicherer ist, bei Katzen, Prinzessinnen und Weinenden Engeln lieber nie zu blinzeln.

Die Macht der Magie

Wenn doch die Magie dem Zauberer eine solche Macht verleiht, weshalb hielten sich dann Könige in ihrem Gefolge Magier und Narren und nicht umgekehrt? Doch nicht etwa weil Magier bescheiden und frei von Gelüsten auf irdische Güter sind?

Nachtrag 7.6.2013:
Oder andersrum formuliert: Wodurch würde sich die Welt von unserer unterscheiden, wenn es keine Magie geben würde?