Influenzer

Auch schon erlebt?
Schnürsenkel offen oder Hose rutscht oder Frisur schepp und bücken ist zu anstrengend, der Gürtel hat nicht genug Löcher und der Kamm nur noch einen Zahn.
Also trägt man es cool.

Natürlich erfolglos.
Man startet keinen neuen Trend, sondern gibt sich dem Gespött der Öffentlichkeit preis.

Und dann, genau ein halbes Jahr später läuft jeder so rum.

Stell dir vor, es gibt Leute, deren Faulheit kein karmischer Bumerang ist. Sie vermasseln was, tragen es cool und alle sind hin und weg. Sie nennen sich Influenzer und sind zu bedauern. Diese (wenigstens gelegentliche) Unfähigkeit sich lächerlich zu machen muss wohl eins der Symptome des berüchtigten Influenza-Virus sein, oder? Ich meine, dass Influenzer und Influenza so ähnlich klingen, kann doch kein Zufall sein, oder?


Eine Frage am Rande: Kann man etwas cool tragen ohne dass es zum Trend wird?
Also die folgende Reaktion hervorrufen: „Ja, erträgt weisse Socken in Sandalen, was eigentlich gar nicht geht, aber wenn ich mir Eda so anschaue geht es offenbar doch. Sieht cool aus. Aber nachmachen werde ich es nicht.“
Oder ist nichtansteckende Coolness in Tat und Wahrheit gar nicht cool?

Wall Street

Meine Theorie: Die Gelfrisur hielt mit dem Film Wall Street (1987) Einzug in die Wall Street und die Chefetagen rund um den Globus.

Okay, was den Einfluss von Wall Street Filmen betrifft, gibt es noch ganz andere Theorien.
Beispielsweise die, dass mit diesen unmittelbar ein Kurssturz bevor steht:


oder eben auch nicht (Quelle: bespokeinvest.com)

Oder dass solche Filme das kriminelle Verhalten von Brokern glorifizieren

Das finde ich indessen eine interessante Frage. Denn natürlich wird die Fratze eines solchen Lebens in seiner ganzen abstossenden Hässlichkeit dargestellt, und doch übt es irgendwie eine die Urinstinkte ansprechende, makabre Faszination aus. Vielleicht weil man insgeheim glaubt, man könne das Geile ohne das Niederträchtige haben.
Ich glaube mich erinnern zu können, dass ich mal irgendwo von Marines gelesen habe, die sich jeweils unmittelbar vor den Kampfeinsätzen den Film  Apokalypse Now (1979) reingezogen haben um sich mit dem, was einem eigentlich den Krieg ein für alle Mal verleiden sollte, in eine Art Blutrausch zu versetzen.

Offenbar reagieren Menschen in Extremsituationen anders als man und auch man selbst es für möglich halten würde. Und offenbar sind Krieg und Wall Street Extremsituationen.
Und entsprechend liegt es nicht fern, dass man sich in solchen Jobs beim Betrachten dieser Filme – wenn schon nicht an konkreten Strategien – so doch zumindest am Style orientiert. Und an der Gelfrisur…

Okay, meine Theorie steht auf wackligen Füssen. Doch was wird wohl in nächster Zeit Einzug halten in die Wall Street und die Chefetagen rund um den Globus, wenn ich doch recht haben sollte?

Die Jugend und ihre Moden

Eben wurde ich Zeuge eines Diebstahls. Zwei Jungs, einer schwarz, einer weiss, beide die Hosen in den Knien, machen sich bereit den Bus durch die vorderste Türe zu verlassen, gleich neben dem Chauffeur. Die Tür geht auf, es macht klack und die beiden stürmen raus. Einer von ihnen hat eines dieser Hämmerchen abgerissen, mit denen im Notfall die Scheiben eingeschlagen werden. Der Chauffeur nimmt es völlig gelassen, wenn es ihm überhaupt aufgefallen ist.
Beide hatten so bläulich durchsichtige Plastikhandschuhe an, solche die lächerlich laut rascheln und knistern. Und wenn ich mich recht erinnere, dann habe ich das letzte mal solche im Einsatz gesehen (also im Fernsehn) als ein Elefantenbulle gemolken wurde. Wird wohl ne neue Mode in der Zürcher Jugend sein. Ich glaube, die lasse ich aus.