Die Nächstenliebe, der alte Bastard

Die Liebe ist etwas wunderbares. *seufz*
Doch wenn man versehentlich die falschen Werte vertritt, kann es auch übel ins Auge gehen…

Es gibt verschiedene Arten von Liebe. Wenn man als Liebender jedoch von einer wichtigen Sache um Grössenordnungen mehr versteht als der Geliebte, dann haben wir es ganz klar mit einer Art von Elternliebe zu tun, bei welcher der Liebende eine Verantwortung dem Geliebten gegenüber übernimmt, die er einem Fremden gegenüber so nicht hätte.

Deshalb hält der Wahre Christ schliesslich auch dem Fremden die andere Wange hin (Matthäus 5,39), während er beim Sohn seine Liebe mit der Rute praktiziert (Sprüche 13,24).

Wenn ich Rauchen für schädlich halte, werde ich es nur dann allgemein zu verbieten versuchen, wenn es auch für mich als Unbeteiligten schädlich ist und/oder wenn ich fürchten muss, dass ich später für die Kosten werde aufkommen müssen. Sollte Passivrauchen jedoch auf wundersame Weise weder schädlich noch störend sein und sollten durch den verfrühten Tod der Raucher die Kosten im Gesundheitswesen angenehm sinken und es allgemein keine negativen Folgen für die Gesellschaft haben, dann habe ich als rationaler Mensch eigentlich keine Gründe mehr den Leuten das Rauchen auszureden. Ausser ich bin ein empathischer, netter Mensch. Dann werde ich es ihnen zwar trotz des für mich daraus resultierenden wirtschaftlichen Nachteils ausreden, aber ich werde nicht versuchen, ihnen das Nichtrauchen per Gesetz aufzuzwingen. Weil ich als empathischer, netter Mensch ihre Meinung, auch wenn ich sie für falsch halte, respektiere und überzeugt davon bin, dass niemand das Recht hat anderen seinen Willen aufzuzwingen.
Wenn ich Rauchen für schädlich halte und meinen Sohn dabei erwische, wie er eine Zigarette pafft, dann ist es mir egal, ob Passivrauchen weder schädlich noch störend ist. Und es ist mir egal, ob Rauchen die Gesundheitskosten sinken lässt. Und ganz besonders egal ist mir, ob man als empathischer netter Mensch eigentlich kein Recht hat jemandem seinen Willen aufzuzwingen. Ich werde ihm in seine Angelegenheiten reinreden. Und zwar sehr deutlich.

Beim Thema Rauchen gibt es Studien, die meine Position stützen. Beim Thema Masturbation fehlen jedoch Studien, welche die Schädlichkeit belegen. Und wenn ich meine ganze Macht einsetze um die von mir geliebten Personen von dieser meiner festen Überzeugung nach verheerenden Beschäftigung abzuhalten, kann ich damit einen beachtlichen Schaden anrichten. Wohlgemerkt, ich bin nicht naiv, ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass ich mit meinen masturbationsverhindernden Massnahmen den Betroffenen ein gewisses Leid bereite, doch bin ich felsenfest überzeugt davon, dass es deutlich kleiner ist als das Leid, welches das Masturbieren verursacht hätte. Bloss dass ich damit nicht recht habe und das vermeintlich kleinere von zwei Übeln das einzige Übel ist.

Das ist zwar traurig für die Betroffenen, doch sind es wenigstens nur relativ wenige Menschen, deren Wohl mir wichtiger ist als mein eigenes und für die ich demzufolge eine Verantwortung trage, welche ihre Selbstbestimmung jederzeit ausser Kraft zu setzen vermag.
Ausser natürlich ich bin von Nächstenliebe erfüllt, dann ist keiner vor meinem Besserwissen sicher…

Mit der Nächstenliebe verlegt man sich von der anderen Wange zur Rute.

Meine 15 Minuten

Ich habe heute mit Freude festgestellt, dass der 10. Google-Link bei der Suche nach Bibel & onanieren auf unseren DisOrganizer verweist. Ich schätze aufgrund dieses Artikels: Eine Lektion im Moral

So oder so bringt so eine Platzierung natürlich einiges an Verantwortung mit sich. Und ich denke, ich habe die mit dem erwähnten Artikel auch verantwortungsvoll wahrgenommen.

Nachtrag:
Wir erklommen dann kurzzeitig sogar mal den 1. Platz, doch verschwanden dann leider bald in der völligen Versenkung.

Eine Lektion in Moral

U1_fresko_pompejiIm Schrank eines Arbeitskollegen habe ich versteckt in einem Laufmeter Managementratgeber ein Buch gefunden, welches den Männern behutsam zu erklären versucht, wie Frauen ticken. Das Buch unterscheidet sich nicht wesentlich von den anderen Frauenverstehbüchern, die ich nicht gelesen habe, abgesehen vielleicht von einer speziellen Begründung im letzten Drittel. Nämlich jener, weshalb das Konsumieren von Pornographie ein Akt der Untreue sei: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. (Mat. 5,27-28)“
Als Jesus das besagte Theorem formulierte und damit explizit auf das achte Gebot referierte, war das Objekt der Begierde in erster Linie in der Nachbarin, sprich in einer real existierenden und für gewöhnlich auch vertrauten Frau, zu sehen. Pornostarlets, genau wie Schauspielerinnen, Sängerinnen und Baywatch-Nixen gehören jedoch nicht wirklich in diese Kategorie. Wir kennen sie nämlich nur von Abbildungen und die Chance ihnen über den Weg zu laufen, ist eigentlich gar nicht existent.
Wenn wir also ein biblisches Analogon zu einem heutigen Porno suchen, so ist es nicht die heisse Nachbarin, auf die sich Jesus bezieht und die zu begehren ohne Zweifel problematisch ist, sondern die anzüglichen Kritzeleien an den Wänden, die freizügige Vasenmalereien, die erotischen Fresken in den Freudenhäusern (wobei das Betrachten letzterer von all den möglichen Sünden an diesem Ort wohl noch die kleinste ist), sowie die frivolen Anekdoten, welche man bei einem feuchtfröhlichen Gelage zu Hören kriegte. Die pornographischen Objekte der Begierde waren damals wie heute keine realen Personen, sondern Phantasien, welche für einen realen Ehebruch ehr ungeeignet sind. Hätte sich Jesus mit Platon beschäftigt (oder alternativ sich mal mit einem hübschen Fräulein vergnügt), so wüsste er, dass da ein gewaltiger Unterschied besteht. Dieses Zitat taugt also nicht wirklich um ein moralischen Urteil über die Pornografie zu fällen.
In gewissem Sinne hat die Bibel nichtsdestotrotz in dieser delikaten Angelegenheit vorgesorgt, sie stellt die Selbstbefriedigung nämlich unter Todesstrafe: „Da sprach Juda zu Onan: Geh zu deines (toten) Bruders Frau und nimm sie zur Schwagerehe, auf dass du deinem Bruder Nachkommen schaffest. Aber da Onan wusste, dass die Kinder nicht sein eigen sein sollten, ließ er’s auf die Erde fallen und verderben, wenn er einging zu seines Bruders Frau, auf dass er seinem Bruder nicht Nachkommen schaffe. Dem HERRN missfiel aber, was er tat, und er ließ ihn auch sterben. (Gen. 38,8-10)“ Für mich klingt das zwar eher nach einem Coitus Interruptus als nach Onanieren, aber was soll’s.

Ich schlage daher vor, die Bibel folgendermassen zu interpretieren: Es ist durchaus erlaubt Pornographie zu konsumieren, solange man die Lust dann an seiner eigenen Frau raus lässt (und sie davon schwanger wird!).

Wenn man strengere Vorschriften wünscht, so muss man sich schon auf ein anderes Gebot berufen, eins das in der Top Ten wesentlich weiter oben angesiedelt ist: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! (Exodus 20,4-5)“ Doch damit würde man das Kind mit dem Bad ausschütten, denn hier steht ja weder explizit, dass es Gott ist, von dem man weder Bildnis noch Gleichnis machen soll, noch dass es Jesus oder sexuelle Praktiken sind. Wollte man streng sein, so fiele selbst der folgende Satz der Zensur zum Opfer: „Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain. (1. Mose 4,1)“ Ich weiss nämlich ganz genau, was hier mit der Erkenntnis gemeint ist, und dieses Wissen macht mich schon ein bisschen wuschelig.