„Bei der 78. Verleihung der Academy Awards feierte Hollywood vor allem sich selbst“, kommentierte so ziemlich jede Zeitung die Oskar-Verleihung vom vergangenen Sonntag und kopierte damit vor allem sich selbst. Statt hier aber mit linguistischen Spitzfindigkeiten kollektive Egoplagiatur aufzudecken, nominiere ich stattdessen den Dokumentarfilm „Der Tag, als die Beatles (beinahe) nach Marburg kamen“ von Michael Wulfes zum besten Film in der Kategorie „Was man sich am späten Abend mit der Schwiegermutter anschauen kann ohne rot oder gelangweilt werden zu müssen.“
Es ist die Geschichte vom Friseur Ferdinand „Ferdie“ Kilian, der 1966 mit der Ankündignung, die Beatles würden in Marburg zwei Konzerte geben, die Stadt in helle Aufregung versetzte. Nachgestellte Szenen und Interviews mit Zeitzeugen wechseln sich ab und skizzieren ein amüsantes Portrait der 60er Jahre. Dass Kilian selbst einem Betrüger aufgesessen ist und die Beatles niemals auftauchen sollten, ist die bittere Pointe, die dem Zuschauer erst in der letzten Szene und der schlafenden Schwiegermutter gar nie enthüllt wird.