Krieg gegen den Terror

Wenn man so will, kann man einem Land durchaus so etwas wie eine Persönlichkeit zusprechen. Wenn ich, wobei das ich hier vorzugsweise in einem ludwigschen „L’Etat, c’est moi!“ Sinn verstanden werden sollte, mit einem anderen Land in irgendeiner Art und Weise interagiere (ihm zum Beispiel ans Bein pinkle), so wird dessen Reaktion individuell sein. Das heisst, sie wird sich von den Reaktionen anderer Länder auf die gleiche „Provokation“ unterscheiden. Das Gleiche gilt natürlich auch für Konzerne, Turnvereine oder Familien.
In jedem dieser Fälle könnte man theoretisch so etwas wie einen emergenten Geist postulieren, welcher mehr als die Summe der darin versammelten Individuen darstellt. Die Ähnlichkeit zum Konzept einer juristischen Person ist hier natürlich nicht zufällig.
Ich kann einem Land einen Krieg erklären und dieses wird irgendwie drauf reagieren, denn Krieg ist eine Art der Interaktion, keine sehr erfreuliche, aber zumindest eine mit Tradition. Und dieser Krieg wird das Land verändern, denn er wird zu einem Teil seiner Geschichte und aus den Erfahrungen damit werden die Reaktionen auf ähnliche Vorfälle in der Zukunft in irgendeiner Art und Weise modifiziert werden. Je nachdem, wer ich bin, mehr oder weniger subtil.
Dem Terror kann ich jedoch keinen Krieg erklären, denn es handelt sich dabei nicht um eine „Persönlichkeit“, sondern um das Mittel einer „Persönlichkeit“ irgendetwas durchzusetzen. Der Terror kann zwar auf verschiedene Methoden zurückgreifen und diese den Umständen entsprechend anpassen, doch verändern tut er sich nicht.
Wenn wir nun aber dennoch dem Terror den Krieg erklären, so ist das nur ein Vorwand um nicht sagen zu müssen, dass wir den Krieg der „Persönlichkeit“ erklären, welche sich des Mittels des Terrors bedient. Und wenn man sich heute so umschaut, wäre diese „Persönlichkeit“ zweifellos die Religion im Allgemeinen und der Islam im Speziellen.

Woran denkt da wohl der Che?

Ich frage mich, ob sich heute noch irgendjemand an Che Guevara erinnern würde, gäbe es nicht dieses eine Foto von ihm? Natürlich hat er seine Spuren hinterlassen in der Geschichte und von mir aus auch in der Theorie der Methodik, Strategie und Taktik des modernen Guerillakampfes, doch erklären diese seine von vielen bewunderten und von manchen verurteilen Leistungen nicht die Präsenz seines Conterfeis auf so vielen T-Shirs, Taschen, Socken, Unterhosen und Käppis.
Sein Bild ist ein Symbol fürs Revoluzertum, fürs Aufbegehren gegen das Establishment, doch im Zusammenhang mit der Mode ohne den Inhalt. Er ist sexy und die Alten mögen ihn nicht, was braucht es mehr?
All die Leute, die heute mit ihm und der mit ihm assozierten Rotzigkeit riesige Umsätze erziehlen, wären damals von ihm gleich als erstes umgenietet worden und zwar eigenhändig. Sicherlich, er wollte den Armen helfen, doch nahm er ohne Skrupel in Kauf, dass seine Entwicklungshilfe ein sehr blutrünstiges Geschäft ist.

Man hört bisweilen, dass so manch einer über die ausdrucksstarken Augen auf diesem hippen Portrait dazu angestiftet wurde, sich mit ihm selbst auseinander zu setzen, und dass daher in gewisser Weise die Modebrache als unbeabsichtigter Überträger des kommunistischen Virus an ihrem eigenen Grab schaufelt. Das ist wahrscheinlich Nonsens, aber das Argument ist trotzdem cool.