± 199 Fragen an einen Bischof

Was ich schon immer von einem Bischof wissen wollte, aber bisher nicht zu fragen die Gelegenheit hatte.

  • Wenn der Kirche die Macht, die sie im Mittelalter hatte, wieder zurückgegeben würde, würden Sie diese dann wieder in mittelalterlicher Manier einsetzen?
  • Könnte es Menschen geben, denen es weder in der Hölle noch im Himmel gefällt? Was würden Sie diesen empfehlen?
  • Hunger, Durst, Hitze, Kälte, Schmerz, Schande, Armut, Einsamkeit, Verrat, Verleumdung, Gefängnis… Sind das wirklich die wahren Schätze des Menschen auf dieser Erde?
  • Wenn Gott jemanden töten lässt, ist das dann eine moralisch gute Handlung?
  • Finden Sie, dass es irgendwann mal gerechtfertigt war ein ganzes Volk auszurotten, Sklaven zu halten und jemanden nur deshalb zu töten, weil er am Sonntag gearbeitet hat?
  • Steigt Ihrer Meinung nach die Chance in den Himmel zu kommen, wenn man es schwer hat / ganz furchtbar leidet / gefoltert wird?
  • Wie lange werden Sie es im Himmel aushalten bevor Sie durchdrehen?
  • Gibt es stichhaltige religionskritische Argumente?
  • Inwiefern ist die katholische Kirche keine kriminelle Organisation, wenn sie ihre Finanzen geheim zu halten versucht und systematisch Verbrechen in ihren Reihen vertuscht?
  • Würden Sie einen Robo-(Mess-)Diener haben wollen, der nach den Gesetzen des alten Testaments programmiert wurde?
  • Haben Sie einen Exorzisten? Möchten Sie einen, respektive mehr haben?
  • Gibt es die Hölle, wie man sie sich landläufig vorstellt? So mit Folter und Schmerz und Lava und Dämonen? Wenn nicht, respektive wenn die Sache etwas komplizierter ist, warum dementieren Sie diesen Irrglauben dann nicht lautstark? Warum schweigen Sie und lassen die Kirche von diesem Missverständnis profitieren?
  • Schämen sie sich für Ihre Christenkollegen, die an eine junge Erde glauben?
  • Lohnt es sich fürs Christentum zu sterben? Oder darf man lügen und sich öffentlich vom Christentum abwenden, aber insgeheim weiter an Jesus glauben? Was würden Sie raten?
  • Beneiden sie die Jungeerdekreationisten für ihre Fähigkeit die Bibel wörtlich zu glauben, auch wenn die Evidenzen dagegen sprechen?
  • Welche Strafe halten Sie für die böswillige Zerstörung einer Bibel für angemessen? Oder für das böswillige Abfackeln einer Kirche? Ist Vergebung eine Option?
  • Hat Gott einen eigenen Twitter-Account?
  • Können andere als die von Ihnen bevorzugte Bibelübersetzungen Schaden anrichten?
  • Wo sind Ihrer Meinung nach die interessanteren Menschen? Im Himmel oder der Hölle?
  • Was denken Sie, gab/gibt es echte Hexen? Und wenn ja, ist das so schlimm?
  • Was, wenn die Wunder, die einen Heiligen zum Heiligen gemacht haben, nachweislich nicht stattgefunden haben? Haben Sie schon mal vorgeschlagen einen Heiligen zu entheiligen?
  • Jesus war wohl nicht so blond, blauäugig und hellhäutig wie auf zahllosen Darstellungen abgebildet. Wie gedenken Sie gegen diese diskriminierende Geschichtsverdrehung anzugehen?
  • Erspart die Heiligsprechung einem Menschen in die Hölle zu kommen? Wenn ja, wieso setzen Sie sich dann nicht dafür ein alle Menschen heilig zu sprechen?
  • Was sagt es wohl über Gott aus, wenn ein Drittel seiner Belegschaft (Engel) das Weite gesucht hat?
  • Stehen sich manchmal die Aufgaben die Welt besser zu machen und möglichst viele Seelen in den Himmel zu bringen gegenseitig im Weg?
  • Ist mein dreieinhalbjähriger ungetaufter Sohn ein Sünder, der es verdient in der Hölle zu schmoren, wegen einem Verbrechen, das irgendwelche Vorfahren, die es nachweislich nicht gab, begangen haben?
  • Wenn das Christentum so überzeugend ist, warum werden dann schon Kinder in die Kirche geholt? Warum wartet ihr nicht bis sie erwachsen sind und reif für eine wohlüberlegte und überzeugte Entscheidung?
  • Da gibt es diese eine Stelle in der Bibel, wo steht, dass Petrus (und ihr als seine Nachfolger) den Schlüssel zum Himmel hat. Warum lasst ihr nicht einfach alle rein? Ist es dann nicht eure Schuld, wenn jemand in der Hölle gequält wird, wo es doch in eurer Macht liegt, es zu verhindern?
  • Was wenn Gott hofft, dass die Menschen sich gegen seine offensichtlich blöden Regeln auflehnen. Was wenn das der Test ist?
  • Wäre überhaupt nicht zu sterben Ihrer Ansicht nach nicht auch eine etwas bessere Demonstration der Unsterblichkeit gewesen als zu sterben, zurückzukommen und dann wieder zu verschwinden um trotz versprechen nie mehr wieder aufzutauchen? (Insbesondere da von den Toten aufzuerstehen in jenen Tagen keine Seltenheit war.)
  • Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten?
  • Lesen Sie religionskritische Bücher?
  • Halten Sie den Kreuztod von Jesus für wichtig? Seine Lehren würden ja weiterbestehen, auch wenn er nicht getötet worden wäre.
  • Welches ist der beste Witz über Atheisten, den Sie kennen? 
  • Wären Sie offen für wissenschaftlich saubere Experimente um die Wirksamkeit von Gebeten zu untersuchen? Damit könnte man viel gutes bewirken.
  • Was sind Sie bereit zu opfern um jemandes Seele zu retten? Ihre eigene Seele?
  • Da gibt es diese eine Stelle in der Bibel, wo es heisst, dass die Gemeinde von Petrus nie von den Pforten der Hölle überrannt werden würde. Wurde sie das Ihrer Ansicht nach wirklich nie? Oder ist „nicht allzu lange“ „nie“ genug?
  • Erschwert die säkulare Gesetzgebung Ihnen Ihre Arbeit?
  • Steigt oder sinkt Ihrer Meinung nach die Chance in den Himmel zu kommen, wenn man beim Sex „oh Gott“ ruft?
  • Warum leiden andere unter meiner Willensfreiheit, selbst dann, wenn ich nichts mehr draus lernen kann? Werden da die anderen nicht bloss zum Mittel zum Zweck degradiert?
  • Einige Leute, die sich vehement für die Interessen Gottes einsetzen, sind schon ziemliche Arschlöcher. Was ist das für ein Gefühl, nicht nur auf der gleichen Seite wie diese zu stehen, sondern auch zu wissen, dass ihre Interpretation der zitierten Bibelstellen naheliegender ist als die eigene?
  • Wenn eine Frau vergewaltigt und ermordet wird und der Vergewaltiger nachher zu Jesus findet und in den Himmel kommt. Was passiert mit der Frau (so sie überhaupt in den Himmel gekommen ist), wenn sie nicht damit klar kommt, dass ihr Peiniger auch dort ist?
  • Wäre es ein Grund für Sie die Kirche zu verlassen, wenn sich herausstellen würde, dass alle Ihre Vorgesetzten und Kollegen von den Missbräuchen wussten und diese zu vertuschen versuchten?
  • Darf ich jemandem helfen, der gerade unter der gerechten Strafe Gottes leidet?
  • Wenn man sich im Leben für den Himmel bewähren muss, warum haben es nicht alle gleich schwer? Scheint nicht gerade fair zu sein.
  • Möchten Sie den Ablass wieder einführen?
  • Willensfreiheit führt dazu, dass man hie und da auf die Nase fällt. Krieg, Hunger und Seuchen sind aber ein bisschen gar krasse Konsequenzen, oder nicht?
  • Wissen Sie genug von Physik, Biologie, Soziologie, Psychologie, etc. um mit Bestimmtheit sagen zu können, dass es ohne Gott nicht geht? Geht es ohne Gott?
  • Halten Sie die Gebote der Bibel für besser als die Asimovs Robotergesetze?
  • Welchen Verhandlungsspielraum haben Sie? Können Sie mir 72 Jungfrauen im Jenseits organisieren?
  • Ist es nicht komisch, dass Atheisten in der Regel die Bibel besser kennen als die Gläubigen? Dass die Bibellektüre sie überhaupt erst zu Atheisten gemacht hat? Sind Sie sicher, dass Sie die Bibel richtiger verstanden haben und nicht einfach Opfer kognitiver Verzerrungen geworden sind? Dass es diese gibt, wissen Sie ganz genau, denn Sie haben sie oft an anderen beobachtet, wenn sich diese einer anderen Religion angeschlossen haben.
  • Wenn Sie durch einen physikalischen Unfall eine Zeitreise ins Paradies machen würden, würden Sie Eva daran hindern vom Baum der Erkenntnis zu naschen?
  • Wie gross ist wohl die Wahrscheinlichkeit, wenn man sich zufällig einen Vers aus der Bibel pflückt, dass er für sich alleine betrachtet problematisch ist?
  • Sind Sie sicher, dass nicht der Teufel der Gute in der Bibel ist? Er hat weniger Leute umgebracht. Oder spielt die Anzahl der Ermordeten keine grosse Rolle? Ist viel mehr das Ergebnis wichtig? In der Art vom Konsequentialismus?
  • Welche Superkraft, die Sie in Ihrem Beruf weiterbringen würde, würden Sie sich wünschen? Leute mit ihrem Blick zu Katholiken zu bekehren?
  • Haben sie schon mal in Erwägung gezogen den Völkermord an den Jesiden dadurch wieder gut zu machen, indem sie jemanden unter Folter sterben lassen? Beispielsweise sich selbst?
  • Haben Sie ein Gespür dafür welches von zwei Verhalten wahrscheinlich eher im Sinne Gottes ist?
  • Warum distanzieren Sie sich nicht öffentlich vom Blödsinn, den irgendein bekloppter Kollege verzapft?
  • Sollte Jesus nicht nackt am Kreuz hängen?
  • Und wenn Gott Ihnen irgendwann mal überzeugend begründet, warum Homosexualität so übel ist, werden Sie ihm vorwerfen, dass er die Begründung nicht schon im Diesseits allen zugänglich gemacht hat? (Diese Frage könnte man auch im Bezug zu anderen diskriminierten Gruppen (von denen es nicht wenige gibt) formulieren.)
  • In welcher Zeit war, basierend auf Ihrer Gottesvorstellung, für einen zufälligen nichtkatholischen Christen die Chance am grössten in den Himmel zu kommen?
  • Würden Sie einen Menschen töten, wenn Sie damit 1000 Menschen das Leben retten könnten?
  • Hat man Ihrer Meinung nach im Himmel noch einen freien Willen? Wäre es für Sie okay, wenn es dort diesen nicht mehr gibt? Und wenn es ihn dort gibt, kann man es dort noch vermasseln? Und wenn ja, kommt man dann in die Hölle? Und wenn nein, wieso hat Gott die Welt nicht so gemacht wie den Himmel?
  • Spricht Gott zu ihnen? Wenn ja, bestärkt Sie das in ihrem Glauben? Wenn ja, ist es nicht unfair, dass er nicht zu mir spricht? 
  • Wenn Sie im Zirkus einen Zauberer sehen. Wie lange müssen Sie den Trick nicht durchschauen können um aufzuhören nach dem Trick zu suchen und zu glauben, dass es echte Magie ist? Haben Sie Ihre Gründe an Gott zu glauben kürzer oder länger hinterfragt?
  • Verstehen Sie sich als Cos-Player, wo sie doch so tun, als ob es Götter und Dämonen gäbe?
  • Erfahrungsgemäss stärken kritische Fragen den Glauben eher als dass sie ihn schwächen. Das ist eine seltsame Eigenschaft unseres Gehirns. Halten Sie es nicht für verstörend, dass man stolz darauf sein kann, überdeutliche Evidenzen überwunden zu haben? Insbesondere da der Erfolg Ihrer Weltanschauung genau davon massiv profitiert? Es scheint, dass Ihr Gott diese Eigenschaft des Blinden Vertrauens ganz besonders schätzt? Tun Sie das auch bei ihren Freunden und Mitarbeitern?
  • Hat die katholische Kirche eine Mission, von der die Öffentlichkeit nichts weiss? Ab welchem Dienstgrad wird man in diese eingeweiht?
  • Gibt es Arschlöcher in der katholischen Kirche?
  • In welcher Zeit war, basierend auf Ihrer Gottesvorstellung, für einen zufälligen Christen die Chance am grössten in den Himmel zu kommen?
  • Würden Sie lügen um der Kirche einen Vertrauensverlust zu ersparen, wenn sie befürchten, dass andernfalls die Kirche in ihrer guten Arbeit massiv behindert würde?
  • Wenn Ihre Liebe zu einer Person nicht erwidert wird, welche Strafen halten Sie in diesem Fall angemessen?
  • Jesus hatte 12 Apostel und keine Apostelinnen. Daraus folgert man, dass es keine Priesterinnen geben darf. Viel seltener aber hört man die Forderung, dass es nicht mehr als 12 Priester geben darf. Welche 12 Priester würden Sie im Amt lassen?
  • Welche Entwicklungen, respektive Veränderungen verdanken wir Ihrer Meinung nach direkt Gebeten?
  • Was müssten Sie wohl tun um bessere Chancen zu haben in den Himmel zu kommen? Würde das der Kirche schaden?
  • Wie finden Sie raus, ob eine Hostie schon transsubstantiiert wurde oder noch nicht?
  • War Schweinefleisch essen irgendwann wirklich mal schlimmer als einen Genozid an den Kanaanitern zu verüben?
  • Darf man Sexfantasien angesichts des sexy enthüllten Körpers von Jesus am Kreuz haben?
  • Wie fest sind Sie sich dessen bewusst, dass es nichts gibt, was sich mit der Bibel nicht legitimieren liesse?
  • Würden Sie einen Menschen töten, wenn er an einer furchtbaren Krankheit leidet und Sie anfleht dem ein Ende zu machen, und Sie damit 1000 Menschen das Leben retten könnten?
  • Haben Sie zuerst intern oder aus der Presse von den Missbräuchen in der katholischen Kirche erfahren?
  • Hatten Sie während der Corona-Krise mehr Hoffnung in Gott und ein Wunder oder in die Wissenschaft? Oder ist die Wissenschaft das Wunder und Sie reissen sich das Verdienst der Wissenschaft einfach unter den Nagel?
  • Wenn ich Ihnen sage, dass dass ich mit einer Schokolade zurückkomme noch bevor der letzt hier Anwesende gestorben ist, wie lange wären sie bereit sein auf meine Rückkehr zu warten, nachdem alle Anwesenden gestorben sind? (Und wenn es nicht Schokolade sondern eine Superkraft wäre?)
  • Wieviele Seelen müssten gerettet werden, damit Sie ihre Seele verkaufen?
  • Wenn mit der Bildung die Wahrscheinlichkeit steigt vom Glauben abzufallen, sind Sie dann dafür die Bildung runter zu fahren?
  • Warum steht in der Bibel nichts, was man zu jener Zeit nicht hätte wissen können? Warum sind die Prophetien so wage?
  • Sind Sie für das Abreissen der sixtinischen Kapelle, weil sie das erste Gebot verletzt (Bilderverbot)?
  • Hiob wurden seine Kinder genommen und er erhielt am Ende wieder neue. Halten Sie das für eine akzeptable Wiedergutmachung? Respektive, was halten Sie von einem Menschen, der so eine Wiedergutmachung zufrieden akzeptiert?
  • Gott bestraft die Menschen ja manchmal indem er ihre Nachfahren bis ins vierte Glied bestraft. Wenn er deren Nachfahren für deren Vergehen wiederum ins vierte Glied bestraft, wie viel von den Qualen heute ist dann bloss die Bestrafung unserer Vorfahren?
  • Sind alle Missbräuche, die im Rahmen Ihrer internen Untersuchung aufgedeckt wurden, von denen Sie also wissen, publik gemacht worden? Wenn ja, welche Konsequenzen sind sie bereit zu ziehen, sollte sich herausstellen, dass Sie jetzt gelogen haben?
  • Werden Sie im Himmel glücklich sein können, wenn Sie wissen, dass ich in der Hölle auf ewiglich grausamst gefoltert werde? Oder wollen Sie es dann lieber einfach nicht wissen?
  • Wieso stand die katholische Kirsche bei allen Fortschritten regelmässig auf der falschen Seite? Tun sie das auch? Oder halten Sie Fortschritte wie Gleichberechtigung, Abschaffung der Sklaverei und Medizin nicht wirklich für Fortschritte?
  • Was denken Sie? Zählte Abraham darauf, dass Gott ihn aufhalten würde?
  • Wie kann die katholische Kirche dazu beitragen den Klimawandel abzuwenden? Wäre es nicht praktisch gewesen, wenn man das Frühzeitig gewusst hätte und auf eine nachhaltige Lebensweise hingearbeitet hätte statt sich einfach die Natur Untertan zu machen?
  • Warum interessiert sich Gott so sehr für Schwulensex und Masturbation? Oder ist es der Klerus, der davon fasziniert ist?
  • Was für eine Meinung hätten Sie von Abraham, wenn Sie sein Sohn wären?
  • Warum haben Ihre Kirchen bei in de Corona-Krise nicht freiwillig vor allen anderen geschlossen? Sie wären mit gutem Beispiel vorangegangen und hätten damit Leben gerettet.
  • Wie gross ist wohl die Wahrscheinlichkeit, wenn man sich zufällig einen Vers aus der Bibel pflückt, dass er so schön ist, wie Sie erwarten?
  • Was halten Sie von Männern, die Priester wurden, nachdem die Missbräuche und die Trägheit der Kirche allgemein bekannt wurde?
  • Hätte Jesus den Leuten nicht nachhaltiger helfen sollen?
  • Da gibt es diese eine Stelle in der Bibel, wo es heisst, dass die Gemeinde von Petrus nie von den Pforten der Hölle überrannt werden würde. Das heisst doch, dass immer für alle deutlich klar sein würde, welches die richtige Gemeinde ist. Wie erklären Sie sich den Umstand, dass für einen Aussenstehenden nicht so klar ist, welches die richtige Gemeinde ist?
  • Welche Bibel finden Sie besser besser: Die Lutherbibel 2017 (LUT) oder die Lutherbibel 2017 (LUT), in die ich von Hand „Du sollst keine Sklaven halten!“ reingeschrieben habe?
  • Wäre objektiv betrachtet Harry Potter nicht ein besser moralischer Kompass als die Bibel?
  • Was muss ich tun, damit Jesus nicht für mich gestorben ist? Damit er nicht glaubt, dass ich in seiner Schuld stehe?
  • In welcher Zeit war, basierend auf Ihrer Gottesvorstellung, für einen zufälligen Heiden die Chance am grössten in den Himmel zu kommen?
  • Würden Sie lügen um einem Menschen das Leben zu retten?
  • Was denken Sie, wodurch würde sich die Welt von der aktuellen unterscheiden, wenn es Gott nicht geben würde?
  • Welcher Typ Wein war es, den Jesus damals aus Wasser gemacht hat?
  • Was denken sie? Ein wie grosser Anteil der Menschheit kommt in den Himmel?
  • Haben Sie, angesichts der üblen CO2 Bilanz von Fleisch, mal darüber nachgedacht Veganismus in die katholischen Lehre zu integrieren?
  • Finden Sie es nicht ein bisschen enttäuschend, dass der Erfolg des Christentums sich historisch betrachtet vor allem dem Schwert verdankt? Und dass das Schwert durch die Bibel legitimiert darin wurde, die nötige Grausamkeit anzuwenden?
  • Hätten Sie vor 420 Jahren Giordano Bruno verbrannt? Es hätte zu Ihrem Berufsprofil gehört.
  • Warum haben Sie noch nie einem Spital angeboten ihre Blutreserven mit transsubstantiiertem Wein aufzustocken, der ja nach Ihrer Überzeugung echtes Blut ist?
  • Hat die katholische Kirche im Laufe der Geschichte Ihrer Meinung nach mehr Leid gelindert als verursacht? Um wieviel mehr? Ist das nicht zu wenig, wo sie doch den heiligen Geist im Rücken hat?
  • Sie sind ja jetzt ein ganz anderer Mensch als vor 40 Jahren. Welcher dieser Menschen wird sich im Himmel, resp. in die Hölle wiederfinden? Und wenn man alles wegnimmt, das den Unterschied zwischen diesen beiden ausmacht, sind es dann noch immer Sie? Haben Sie nichts dagegen all das zu verlieren, was sie kennen, und in einer Form eine Ewigkeit lang zu vegetieren, von der Sie jetzt noch keine Ahnung haben, welche das sein wird? (vgl. Eine Raupe weiss nicht, dass sie ein Schmetterling werden wird. Vielleicht würde die eine oder andere Raupe im Wissen darum, dass aus ihr ein bunter Schmetterling wird, dann lieber Vogelfutter werden.)
  • Würden Sie den Glauben ablegen, wenn damit alle Kriege beendet werden könnten?
  • Erklären Sie in Ihren Predigten auch die Stellen, die von den Frauen verlangen, während der Gemeindeversammlung zu schweigen? Und sind am Ende zufrieden mit ihrer Erklärung?
  • Wenn Sie durch einen physikalischen Unfall eine Zeitreise zu Noah machen würden, würden Sie es Gott auszureden versuchen die ganze Menschheit inklusive aller Häschen und Welpen und Kätzchen elendiglich zu ersäufen?
  • Halten Sie die Verbannung von Adam und Eva aus dem Paradies für gerechtfertigt? Für eine Tat, von der sie nicht wissen konnten, dass sie falsch war, weil ihnen erst die Konsequenz der Tat die Fähigkeit verlieh, falsches von richtigem zu unterscheiden. (Btw. Können Sie immer falsches von richtigem unterscheiden? Oder hat der Apfel womöglich gar nicht funktioniert?)
  • In welcher Zeit war, basierend auf Ihrer Gottesvorstellung, für einen zufälligen Katholiken die Chance am grössten in den Himmel zu kommen?
  • Würden Sie morden und vergewaltigen, wenn Gott es nicht explizit verboten hätte?
  • Gibt es Bücher (oder Autoren), die verbrannt werden dürften?
  • Wenn an einer Parkbank ein „Frisch gestrichen“-Schild hängt, berühren Sie die Bank um zu testen, ob das auch stimmt? 
  • Soll man einer Neonazi-Gruppe beitreten und ein liebevolles, tolerantes Leben führen um das Image der Neonazi-Gruppe zu verbessern?
  • Was denken Sie, wodurch würde sich die Welt von der aktuellen unterscheiden, wenn es den in der Bibel beschriebenen Gott geben würde?
  • Warum stört es Sie mehr, wenn ich Ihren Glauben für falsch halte als wenn ihre politische Einstellung für falsch halte?
  • Können Sie Hostien auch in Rindfleisch transsubstantiieren? Würde damit gleichzeitig auch der CO2-Abdruck in einen üblen transsubstantiieren?
  • Gibt es etwas, das in Ihren Augen eine ewige Folter rechtfertigt?
  • Hat Gott mit der Sprachverwirrung nach der Zerstörung des Turms von Babel eher dem Krieg oder dem Frieden unter die Arme gegriffen?
  • Gibt es Menschen, bei denen, wenn diese nicht in den Himmel kommen, Sie richtig wütend werden würden?
  • Was würden Sie tun, wenn Gott Ihnen befielt jemanden zu töten. Wohlgemerkt, für Sie wäre es über jeden Zweifel erhaben, dass es tatsächlich Gott ist, der Ihnen das aufträgt. (Ist ja nicht so, als ob er nie mit solchen Wünschen an Menschen herantreten würde.)
  • Warum setzen Sie sich nicht dafür ein das alte Testament einfach aus der Bibel zu streichen? Das bedeutet ja nicht, dass man dieses während des Bibelstudiums nicht herbeiziehen würde. Man würde lediglich zum Ausdruck bringen, dass der christliche Liebe Gott nie einen Genozid an den Kanaanitern gutheissen würde. Was er doch nicht tun würde, oder?
  • Ist es nicht peinlich, dass die Möglichkeit Leute auf den Scheiterhaufen zu stellen, der Kirche erst von aussen entzogen werden musste?
  • In welcher Zeit war, basierend auf Ihrer Gottesvorstellung, für eine zufällige Person die Chance am grössten in den Himmel zu kommen?
  • Wie schwer ist es ein Universum zu erschaffen? Wie sicher sind Sie, dass man sowas nicht auch ohne Allmacht hinkriegt?
  • Wo kann ich mich beschweren, wenn ich das Gefühl habe, dass Gott vertragsbrüchig ist?
  • Wenn mehr als 50% der Bevölkerung ihre Ansichten teilen würde, welche Gesetze aus der Bibel würden Sie auf demokratischem Weg einzuführen versuchen?
  • Im ersten Gebot beschreibt Gott sich als derjenige, der die Israeliten aus Ägypten heraus geführt hat. Irgendwie macht es aber den Anschein, dass die Israeliten gar nie in so grosser Zahl in Ägypten waren, geschweige denn dass sie es unter so dramatischen Umständen wieder verlassen hätten. Werden Sie, wenn Sie durch einen physikalischen Unfall eine Zeitreise in jene Zeit machen würden, die Israeliten nach Ägypten führen, damit Gott sie zusammen mit Moses wieder herausführen kann?
  • Was denken Sie? Gehorchte Abraham Gott, weil er sich vor Gottes Zorn fürchtete?
  • Wenn Sie durch einen physikalischen Unfall eine Zeitreise nach Jerusalem zur Kreuzigung machen würden, würden Sie Jesus vor dem Kreuztod retten wie sie jeden anderen Menschen vor einem Foltertod zu retten versuchen würden? (Oder finden Sie es grundsätzlich wichtiger die temporale Integrität zu schützen?)
  • Können Sie dafür sorgen, dass eine bestimmte Person in den Himmel kommt?
  • Wenn man sich ihrer persönliche Bibel genauer anschauen würde, welche Stellen sind weitgehend unberührt?
  • Die katholische Kirche hat durch ihre Macht andere, potentiell gefährlichere Ideen aufgehalten sich auszubreiten. So wie eine Chemotherapie Krebs aufhält und beseitigt. Eine Chemotherapie schadet aber einem gesunden Organismus. Gilt ihrer Meinung das gleiche für die katholische Kirche?
  • Sehen Sie sich manchmal als Märtyrer für die heilige katholische Kirche, wenn mal wieder ein Missbrauch publik wird und Sie sich als unschuldiges Opfer für die Fehler der schwarzen Schafe in Kirche entschuldigen müssen?
  • War der Genozid an den Kanaanitern Ihrer Meinung nach gerechtfertigt?
  • Welches ist der beste Witz über Christen, den Sie kennen?
  • In Babel bauten sie den Turm damit sie sich nicht über die ganze Erde zerstreuen. Hätten Sie sich damals gegen dieses (fortschrittliche) Bauprojekt eingesetzt?
  • Wenn Gott Kinder von einem (haarigen) Bären töten zu lässt, weil sie sich über einen glatzköpfigen lustig gemacht haben, welches Tier hätte Gott dann geschickt um sie zu töten, wenn sie sich über die Segelohren von Elisa lustig gemacht hätten? Ein (ohrloses) Krokodil?
  • Ihr vorbildliches Verhalten schenkt ihren weniger vorbildlichen Kollegen einen Vertrauensvorschuss, den diese ausnutzen. Stört Sie das nicht?
  • Welcher Gottesbeweis überzeugt Sie am meisten? Und stört Sie der logische Fehler darin nicht? (Doch, es steckt einer drin!)
  • Eine für den Atheisten überzeugende Evidenz reicht um diesen zu bekehren. Beunruhigt sie nicht, mit welchem Tempo die Evidenzen für Gottes Existenz mit der Wissenschaft beseitigt wurden?
  • Halten Sie es für vernünftig Gott die Führung anzuvertrauen, wenn er mit das Volk Israels 40 Jahre durch die Wüste irrt, während für die Strecke laut Google Maps nicht mehr als eine Woche nötig wäre?
  • Halten Sie einen Wahrsager, der wage Voraussagen macht, die alle durch alles mögliche erfüllt werden können (Barnum-Effekt), für glaubwürdiger oder weniger glaubwürdig als einen der weniger wage Voraussagen macht, aber auch weniger Treffer erzielt?
  • Haben Sie schon mal Gott mit einem Gebet umgestimmt?
  • Sippenhaft?
  • Gibt es Vatikan-Ninjas?
  • Wären Sie Priester geworden, wenn Sie um die Missbräuche und deren systematische Vertuschung gewusst hätten?
  • Werden Sie Gott sagen, dass er sich ab und zu wie ein Arsch verhalten hat? Beispielsweise im Bezug auf Homosexuelle?
  • Wozu ist der Glaube an Gott gut, wenn er die Menschen, die ihn haben, nicht besser macht?
  • Mein Freund kann über Wasser laufen. Glauben Sie mir? Wenn nicht: Wagen Sie es einfach mir zu glauben! Und jetzt?
  • Sollte Verbrechern die Möglichkeit gegeben werden, der Nachtwache einem Kloster beizutreten?
  • Meine Fragen erschüttern Ihren Glauben natürlich nicht. Sie haben wahrscheinlich alle Fragen schon mal gehört und haben nach eingehender Prüfung eine für Sie befriedigende Antwort gefunden. Gab es mal eine Zeit, wo Sie solche Fragen vom rechten Weg abgebracht hätten? (Frage für einen Freund mit einer Zeitmaschine.)
  • Gibt es Passagen in der Bibel, die Sie lieber nicht drin haben würden?
  • Wurden Sie von irgendwelchen internen Regeln oder kirchenpolitischen Strategien daran gehindert mehr gegen die Missbräuche in der Kirche zu unternehmen?
  • Warum darf ich in St. Gallen an hohen Feiertagen nicht mit meinen 501 Freunden tanzen, sie aber am 25. Mai einen Gottesdienst abhalten, wenn es den jeweils anderen stört?
  • Ist es nicht frustrierend, dass früher die Wunder aus einem gespalteten Meer und angehaltenen Sonnen bestanden und heute nur noch aus Gesichtern auf Toastbroten?
  • Bei wem liegt Ihrer Meinung nach die Beweislast: Bei dem, der ein unsichtbares Wesen postuliert, oder bei dem, der nicht an dessen Existenz glaubt?
  • Wieso ist der Prozentsatz von Pädophilen in der katholischen Kirche trotz direktem Draht zu Gott nicht deutlich kleiner als in der Bevölkerung? Oder wären es ohne den heiligen Geist noch viel mehr?
  • Warum hat Jesus Blinde geheilt, aber nicht die Blindheit? Wie viele Menschen hätte Jesus wohl retten können, wenn er die Menschheit die wissenschaftliche Methode und die Molekularbiologie gelehrt hätte? Finden Sie nicht auch, dass Jesus seine Superkräft suboptimal genutzt hat?
  • Wenn Sie in einem anderen Land geboren worden wären, der Bischof von welcher Religion wären Sie dann wohl heute?
  • Welcher Aufgabe der katholischen Kirche messen Sie eine höhere Priorität bei? Die Welt besser zu machen oder mehr Seelen in den Himmel zu bringen?
  • Ist es nicht ein Armutszeugnis, wenn die Religionen vor allem Leute in Krisensituationen „rektrutiert“, die sich ohnehin an jeden Strohhalm klammern?
  • Mutter Teresa hat ihren „Patienten“ bewusst die Schmerzmittel vorenthalten um sie durch die Qualen näher an Jesus zu bringen. Ist sie in Ihren Augen eine liebe Heilige oder ein heiliges Monster?
  • Das persönliche Kennen von Gott hat die Engel nicht daran gehindert ihm den Rücken zu kehren. Ist diese neue Regel, dass man an ihn Glauben muss ohne klare Evidenz, nicht vielleicht ein Trick, damit sich weniger Menschen von ihm abkehren? Das würde nicht gerade für ihn sprechen?
  • Kommen abgetriebene Föten in den Himmel? Wenn ja, wäre es dann nicht nett und im Interesse der katholischen Kirche möglichst viele Abtreibungen zu machen? Ja, man verspielt sein Seele und landet in der Hölle, hat aber viele Seelen gerettet.
  • Wenn Jesus Kinder gehabt hätte, hätte er sie geschlagen?
  • Finden Sie es okay, dass mich die gleiche Bestrafung erwartet wie Hitler, Stalin und Lord Voldemort? (Insbesondere nach diesen Fragen…)

  • Welche Fragen waren neu?
  • Welche Frage war die schwierigste?

  • Und als letzte Frage: Kennen Sie den DisOrganizer?

Das Problem ist, dass wenn ich dem Bischof begegne, dann werden wir uns gut verstehen. Und ich werde ihm die Fragen nicht stellen, weil er offensichtlich nicht den Blödsinn glauben kann, der als Prämisse hinter den Fragen steht. Doch das kann er und das tut er. Und deshalb sollte ich ihm die Fragen nichtsdestotrotz stellen. Auch wenn es ihn beleidigen wird und unsere Freundschaft damit zerstört wird.
Ich frage mich aber, ob der Umstand, dass er durch die Fragen beleidigt wird, nicht ein Hinweis darauf ist, dass er sich schon irgendwie bewusst ist, dass sein Glaube absurd ist. Und dass er ahnt, dass es eigentlich absurd ist, an etwas zu glauben, eben weil es absurd ist und es schliesslich keinen ultimativeren Liebesbeweis gibt. Man wird einfach nicht gern dabei erwischt.

Ein moralstiffendes Buch

Wenn wir ein beliebiges Buch lesen, nehmen wir einfach mal Harry Potter, dann können wir die Handlungen der dort beschriebenen Personen zu Maximen erklären und entsprechend unsere Moral daraus ableiten.

Wir können uns also beispielsweise an Harry, Ron und Hermine halten und das Gute anhand von dem definieren, was sie machen. Oder wir nehmen uns ein Beispiel an Lord Voldemort und den Todessern und verinnerlichen deren Handlungen als ideal. Entsprechend sind dann die Handlungen der Gegner automatisch die moralisch verwerflichen.
Und wenn man seinem Favoriten die Fähigkeit einräumt die Dinge langfristig betrachten zu können, dann können sich auch Handlungen, die auf den ersten Blick vielleicht nicht gerade nett erscheinen, als von der Liebe getrieben erweisen, indem sie sich durch ihre pädagogische (& rassenhygienische) Wirkung in der Zukunft moralisch auszahlen werden.

Wenn wir uns nun die Geschichten in der Bibel anschauen, aus denen wir angeblich unsere abendländische Moral destillieren, mit welcher Fraktion aus der Welt von Harry Potter stehen diese wohl eher im Einklang?

Wer liesse wohl eher die besiegten Gegner töten? Harry oder Voldemort?
Wer liesse wohl eher Andersdenkende umbringen? Harry oder Voldemort?
Wer liesse wohl eher vergewaltigte Frauen steinigen? Harry oder Voldemort?
Wer liesse wohl eher Homosexuelle zum Tode verurteilen? Harry oder Voldemort?
Wer schreckt auch nicht davor zurück Kinder zu töten? Harry oder Voldemort?
Wer würde wohl eher Sexismus propagieren? Harry oder Voldemort?
Wer würde wohl eher Sklaverei tolerieren? Harry oder Voldemort?
Wer würde wohl eher Genozid gutheissen? Harry oder Voldemort?

Ich frage mich, ob die Bibel nicht vielleicht ein Harry Potter Roman sein könnte, der aus der Perspektive der Todesser verfasst wurde?

Godwin’s Law

Gesetze sind entweder präskriptiv, das heisst, sie schreiben einem vor, was man tun und lassen soll.
Oder sie sind deskriptiv, das heisst, sie beschreiben, was geschieht und geschehen wird.
Zu ersteren gehören die 10 Gebote Gottes, zu letzteren Godwin’s Law, welchem zufolge in jeder Diskussion im Internet früher oder später ein Nazivergleich fällt.

Ich hatte hier hier mal mit Gregor eine grosse Diskussion, die sich über mehrere Threads hinwegzog. Sie entzündete sich am 28.8.2014 am 1. Gebot und erfüllte ihre Godwinsche Bestimmung in Gregors 18. Replik am 13.9.2014. Es bleibt allerdings offen, ob dies nicht vielleicht bloss aus Pflichterfüllung geschah. Gregor ist schliesslich ein gesetzestreuer (angehender) Rechtsanwalt und hält womöglich prinzipiell alle Gesetze für präskriptiv1.

Tatsächlich scheint sich in gewissem Sinne genau in diesem Punkt die religiöse Moralvorstellung von einer etwas mehr sekuläreren zu unterscheiden: Die Moral sagt, welches Verhalten langfristig zu guten und schlechten Ergebnissen führt. Um abschätzen zu können, wie sich etwas auf lange Sicht entwickeln wird, muss man sehr, sehr, sehr intelligent sein. Der liebe Gott ist das per definitionem und hat uns deshalb mit den 10 Geboten (und ein paar weiteren Anmerkungen) eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Richtschnur in die Hand gegeben. Aus Sicht der Evidenzen sind die 10 Gebote dagegen eher deskriptiv. Das heisst, wo immer sich eine menschliche Gesellschaft bildet, werden sich mit der Zeit genau diese Regeln herauskristallisieren.
Wenn aber etwas dermassen gesetzmässig ablaufen soll, dann muss es Gründe geben, warum es gerade so und nicht anders kommen muss. Unverbesserlich Religiöse werden darin den von Gott dem Menschen (und vielleicht noch ein paar wenigen anderen Arten mit ausgeprägten Sozialverhalten) eingepflanzten „Moralinstinkt“ erkennen. Evolutionsforscher dagegen halten die aus einem moralischen Verhalten resultierenden Vorteile für die Gemeinschaft für gross und robust genug um dieses Verhalten und damit auch den „Moralinstinkt“ in der Population zu etablieren. Gänzlich ohne Hilfe von aussen.

Analog könnte man dann aber auch fragen, welches wohl die Mechanismen sind, die das vom Godwinschen Gesetz vorhergesagte Ereignis tatsächlich eintreffen lassen?

Das Besondere am Nationalsozialismus ist, dass dessen Bezeichnung im Gegensatz zu der anderer Weltanschauungen, in deren Namen schlimmes angestellt wurde, nie von anderen Gruppen für sich selbst in Anspruch genommen wurde. Das heisst, dass die Grundkonzepte nie in der Art verteidigt wurden, dass man die Ausprägung in Deutschland als einen schrecklichen Missbrauch einer ansonsten interessanten Idee interpretiert hätte.2 3 4
Das bedeutet, dass das Attribut Nazi immer nur anderen zugeschrieben wurde (von ein paar Spinnern in Springerstiefeln vielleicht mal abgesehen) und das stets mit der Absicht tiefste Verachtung auszudrücken.

So kommt es, dass es kaum etwas „böses“ gibt, von dem man denkt, dass es im dritten Reich nicht seine Erfüllung gefunden habe, resp. hätte, wenn es zu jener Zeit schon möglich gewesen wäre. Denn irgendwie scheint in unserer Vorstellung der moralische Kompass im Nationalsozialismus immer exakt in die andere Richtung zu weisen, als es uns unser gesunde Menschenverstand (und/oder Gott) vorgibt.
Das ist aber kein neues Phänomen. Solche konzentrierte Inkarnationen des „Bösen“ hat es schon immer gegeben. Beispielsweise in der Gestalt des Nachbaren, mit dem man gerade im Krieg stand. Neu ist hier bestenfalls, dass diesmal selbst der böse Nachbar Deutschland davon überzeugt ist, dass er es ist, der Böse war.
Ich bezweifle jedoch, dass die Deutschen um Grössenordnungen schlimmer waren als alle anderen. Die menschenverachtenden Ideen wurden auch von anderen Ländern umgesetzt5 oder sie lagen zumindest griffbereit in der Schublade. Statt sich aber dem zu stellen, begnügte man sich nach dem zweiten Weltkrieg damit, der Welt den Nationalsozialismus als abschreckendes Beispiel dafür zu präsentieren, zu was böse Menschen in der Lage sein können.
Im Grunde ist das naiv und dennoch scheint es irgendwie funktioniert zu haben. Viele der üblen Ideen rutschten in der Schublade weit nach hinten und wir erlebten eine friedliche und blühende Zeit, die ihresgleichen sucht. Dies ist sicher nicht der einzige Grund, doch die gemeinsame Bemühung sich von diesem Schreckgespengst, das alles Böse assimiliert, öffentlich zu distanzieren, hat sicherlich ihren Beitrag geleistet.

In der Regel tut man sich ziemlich schwer damit, zu akzeptieren, dass nicht die Menschen böse sind, sondern die Ideen sie böses tun lassen. Insbesondere dann, wenn man selbst mit der Idee liebäugelt. Man teilt beispielsweise die Meinung, dass Koredutten von Natur aus schlecht in Mathe sind6. Daraus folgt für einen zwar durchaus, dass sie deshalb lieber keine Berufe ausüben sollten, bei denen man Rechnen muss, aber doch nicht, dass man sie darum gleich umbringen müsste. Das Problem ist aber, dass je nach dem, wie wichtig uns die Mathematik ist, es nicht weiter schwer ist, uns dann auch weiss zu machen, dass von den Koredutten eine dermassen grosse Gefahr für die Mathematik (und damit wohl auch für die ganze Menschheit) ausgeht, dass es auf lange Sicht besser ist, sie zu kastrieren oder gar gänzlich los zu werden. Natürlich ist das schlimm und auch äusserst bedauerlich, aber eben leider unumgänglich, wenn man ein noch viel schlimmeres Übel vermeiden will.
Wenn man versucht, dieses Beispiel auf ein paar geschickte, böswillige Demagogen abzuschieben, die sehr genau wissen, was sie da machen, dann macht man es sich viel zu einfach, denn es ist gut möglich, dass wir selbst es sind, die wir uns innerhalb der Masse langsam die Sache hineingesteigert haben und sie nun unsererseits selbst weiter vorantreiben. Weil wir von der Gerechtigkeit unserer Aufgabe überzeugt sind7.
Das Problem ist die Idee. Sie lässt uns die Welt auf eine besondere Art betrachten und besondere Schlüsse ziehen. Und je nach dem, welche Priorität wir ihr geben, lässt sie uns blind werden gegen jegliche Kritik, die an der Gültigkeit der Idee zu rütteln versucht. Und die Priorität wird durch die Masse gesetzt.

Indem niemand den Nationalsozialismus verteidigt, ist sich die Masse einig, dass dieser quasi synonym für das verhängnisvoll Falsche steht.

Das heisst, wenn ich von jemandem als Nazi bezeichnet werde, dann habe ich in seine Augen eine Grenze überschritten, die man nicht überschreiten darf8, weil meine Ansicht, wenn von der Gesellschaft übernommen, zu einem verhängnisvollen Ergebnis führt, von welchem wir beide überzeugt sein müssen, dass es menschenverachtend ist. Ob meine Ansicht aber tatsächlich zu jenem verhängnisvollen Ergebnis führt, welches der Gegner befürchtet, müsste er erst noch in einer genauen Analyse zeigen. Einfach nur den Nazivergleich zu machen, öffnet nämlich noch niemandem automatisch die Augen.
Und selbst wenn er die Argumente präsentiert, dann bin ich deswegen noch lange kein Nazi, weil ich im Angesicht der erdrückenden Beweislast9 meine Position noch immer ändern kann. Denn das darf ich.
Ein „Nazi“ bin ich daher erst dann, wenn ich die Gräuel als notwendige Konsequenz meiner Überzeugung akzeptiere und in Kauf nehme (von mir aus auch als notwendiges Übel) und an ihr nichtsdestotrotz weiter fest halte – was aber nicht unbedingt heisst, dass meine Überzeugung tatsächlich auch vom Nationalsozialismus geteilt worden wäre.

Das erklärt, warum der Nazivergleich bei unüberwindlichen Meinungsverschiedenheiten früher oder später kommen muss, warum er von beiden Seiten kommen kann und warum er trotz allem höchstwahrscheinlich falsch ist.

Pontifex-Dialoge: Gottes Liebe

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

22. Februar 2014

Papst Franziskus @Pontifex_de
Verlieren wir nie die Hoffnung! Gott liebt uns immer, auch mit unseren Fehlern und Sünden.

Fällt das Geschäft mit der Hoffnung nicht in den Zuständigkeitsbereich des Teufels? Ist es nicht genau seine Masche aus den Hoffnungen des Menschen Kapital zu schlagen?

Ich hoffe, dass ich meine Schlüssel nicht zuhause liegen lasse. Ich hoffe, dass meiner Familie die Grippe erspart bleibt. Ich hoffe, dass Bhutan mal Fussballweltmeister wird. Ich hoffe auf einen Sechser im Lotto und natürlich auf den Weltfrieden.
Damit stelle ich mir gewissermassen eine aus meiner Sicht schönere Welt vor um – wenn möglich – die dafür notwendigen Schritte in die Wege zu leiten, selbst mir bewusst ist, dass dies mehr in den Händen des Zufalls liegt als in meinen eigenen.

Der Teufel verspricht – gegen ein gewisses Entgelt – der Sache etwas nachzuhelfen. Wobei es für gewöhnlich nie ganz so raus kommt, wie man es sich ursprünglich vorgestellt hat.
Interessanterweise tut Gott genau das gleiche – ebenfalls gegen ein Entgelt. Wobei auch bei ihm die Sache nie wie geplant raus kommt.
Das Entgelt ist das gleiche bei beiden, seine Seele, bloss dass man sich bei Gott einredet, dass das ganze Schlammassel irgendwie positiv für einen war.

Ein Beispiel zur Illustration: Ich bete um den Weltrekord in 100 Meter und ich schaffe ihn. Bloss dass ich auf dem Weg zur Siegerehrung stolpere und man mir das rechte Bein amputiert. Wenn ich den Teufel drum gebeten habe, dann zeigt das seine Verschlagenheit. Wenn ich Gott darum gebeten habe, dann ermöglich er mir damit ein besserer Mensch zu werden.

Andererseits würden erfüllte Hoffnungen in Kombination mit Gebeten statistische Auffälligkeiten darstellen, die sich bekanntlich nicht nachweisen lassen. Deshalb scheinen Gott und Teufel immer nur exakt auf solche „Geschäfte“ einzugehen, dass der Konsumentenschutz sie nicht von zufälligen Ereignissen unterscheiden kann.

Aber der Papst spricht ja nicht nur von der Hoffnung, sondern auch von der Liebe Gottes. In Kombination wirt das eine ziemlich brisante Frage auf:

Eda Gregr @meskinaw @Pontifex_de Was nützt mir Gottes Liebe, wenn ich doch in der Hölle lande, nur weil ich nicht an ihn glaube? Was wäre, wenn er mich hasste?

Gott greift also nicht offensichtlich ein – zumindest nicht offensichtlich für Dritte – , denn sonst gäbe es an seiner Existenz ja nichts zu zweifeln. Doch das geht scheinbar Gott gegen den Strich, denn er will dem Menschen die Chance geben an seine Existenz ausschliesslich zu glauben. Wohl in der irrigen Annahme, dass man sich im Angesicht seiner tatsächlichen Existenz nicht von ihm abwenden könnte und damit der Willensfreiheit beraubt sei. Das ist zwar nett gemeint, doch zeugt es von einem tiefen Unverständnis dem menschlichen Wesen gegenüber, welches sich ohne Probleme von Fakten abzuwenden fähig ist. Man denke nur an Adam und Eva, die Gott ja persönlich kannten, oder an die vielen Junge Erde Kreationisten.

Gottes Liebe oder Hass hat nach dieser Firmenpolitik also keinen nachweisbaren Einfluss auf mein diesseitiges Leben. Und da die Konsequenz eines Lebens, das Gott nicht gefällt, die Hölle ist, und das unabhängig davon ob Gott nun lieb ist oder böse, sehe ich für mich einfach keinen Unterschied.

Oder wäre die Hölle in einer Welt, die von einem Gott erschaffen wurde, der mich nicht liebt, irgendwie schlimmer als die von einem, der mich liebt?
Auf einen liebenden Gott sollten daher nur die Gottgefälligen hoffen, denn wenn er ein hassender ist, macht wohl auch der Himmel keinen Spass.
(Mal abgesehen davon, dass ich mir nicht vorstellen kann einen Himmel zu geniessen, wenn ich weiss, dass andere in der Hölle unendliche Qualen durchleiden. Nicht mal dann, wenn ich weiss, dass sie schuldig sind. Denn – nun ja – weil ich denke, dass es kein Verbrechen gibt, das so schlimm ist, dass eine ewige Folter gerechtfertigt wäre. Aber vielleicht bin auch bloss zu barmherzig.)

Pascals zweite Wette:

Wenn du kein gottgefälliges Leben führst und hoffst, dass Gott ein liebender Gott ist, hilft dir das nichts.
Wenn du ein gottgefälliges Leben führst und hoffst, dass Gott ein liebender Gott ist, ändert das nichts.

Jesus and Mo und das Böse

Jesus and Mo

Der liebe Gott ist ein lieber Gott, weil in der Bibel steht, dass er lieb ist. Un da die Bibel Gottes Wort ist und ein lieber Gott nie lügen würde, muss auch stimmen, was in der Bibel steht.
Ein böser Gott wäre dagegen selbst dann ein böser Gott, wenn in der Bibel steht, dass er lieb ist. Denn die Bibel ist Gottes Wort und ein böser Gott verbreitet Lügen und Halbwahrheiten, was das Zeug hält, und genau deshalb würden in der Bibel auch Lügen stehen.

Für die Gläubigen ist das Böse in der Welt kein Grund an der Liebe Gottes zu zweifeln.
Doch das Liebe in der Welt wäre für sie ein Grund an der Bosheit Gottes zu zweifeln.
Das würde allerdings nur dann Sinn machen, wenn Bosheit nicht zur Verschlagenheit fähig wäre, doch selbst die Bibel lehrt uns, dass genau das die grosse Stärke des Bösen ist.

Böses lässt der liebe Gott schweren Herzens zu, weil es der Preis für den freien Willen ist, den Gott den Menschen aus Liebe geschenkt hat.
Gutes lässt ein böser Gott zu, weil es das Böse umso furchterregender wirken lässt. Und den freien Willen schenkt der böse Gott, weil die Menschen damit so schön auf die Schnauze fallen und weil sie ihm auf diese Weise bei seinen bösen Machenschaften sogar noch zur Hand gehen. Klar birgt der freie Willen das Risiko, dass sich die Menschen gegen ihn stellen, doch ist Risikoscheue kein besonders ausgeprägtes Merkmal des Bösen, oder?

Da gibt einige Stellen in der Bibel, an denen Gott nicht ganz so sympatisch ist. Dies macht die Geschichte für die Gläubigen glaubwürdiger, weil damit mehr Leben, mehr Profil, einfach mehr Fleisch am Knochen ist. Doch auch ein allwissender Lügner weiss um diese Wirkung auf die Menschen und wird entsprechend genau das hineinpacken.

Gott ist der Anfang. Das Böse kann aber nicht der Anfang sein, denn das Böse ist die Abkehr von der Liebe. Und man kann sich nicht abkehren von etwas, dass es zuvor noch gar nicht gab. Deshalb ist Liebe und Harmonie der Urzustand.
Oder war vielleicht doch das Chaos am Anfang, in dem sich dann irgendwann mal eine Insel der Ruhe bildete?
In einem chaotisches System kann spontan in der Unordnung Ordnung entstehen (auch ohne gegen den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zu verstossen!). Ohne einen Impuls von aussen kann in einem ordentlichen System aber keine Unordnung entstehen, denn genau das macht die Ordnung ja aus. Es braucht sowas wie die Schlange, die die Dinge auf andere Gedanken bringt…
Und selbst wenn in einem chaotischen System niemals auch nur ein Pfizelchen Ordnung entstehen könnte, so kann man Gutes auch aus sehr, sehr bösen Motiven tun.

Wodurch also würde sich denn nun eine Welt, die von einem lieben Gott geschaffen wurde, von einer, die von einem bösen geschaffen wurde, unterscheiden?
Respektive wie müsste die Bibel geschrieben sein damit sich noch mehr Unheil mit ihr anstellen liesse?


Nachtrag: Worauf ich hinaus will, ist, dass es keine Möglichkeit gibt, zwischen einem lieben und einem bösen Gott anhand von deren Worten und Taten zu unterscheiden.

Pontifex-Dialoge: Vom Beten gegen das Böse

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

02. November

Papst Franziskus @Pontifex_de
Der Kampf gegen das Böse ist hart und langwierig; dabei ist entscheidend, mit Ausdauer und Geduld zu beten.

Eigentlich halte ich es in der Regel mit Matthäus 7:20 und versuche sie an den Früchten zu erkennen, doch hie und da, finde ich, sagen die Worte schon genug.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Was ist denn nun das Böse genau? Und inwiefern wird es sich durch ein Gebet verändern?

Es ist das leidige alte Thema. Der Papst ruft zum Kampf gegen das Böse auf, doch er sagt uns nicht wem oder was genau wir denn nun den Kopf einschlagen sollen. Wir sollen es einfach mit nem Gebet tun. Unsere Mission ist also nicht Schicksalsschläge zu verhindern oder zumindest abzufedern, sondern das Böse ein für alle mal loszuwerden.

Doch was ist das Böse eigentlich? Könnte es sowas sein wie eine Art Kraft, die moralisch falsches Handeln vorantreibt und die irgendwie auf den Akt des Betens reagiert?

Krebs, Erdbeben und Lady Gaga sind nicht böse, es sind Naturgewalten. Sie könnten bestenfalls eine Strafe Gottes sein für unser moralisch falsches Handeln oder eine Provokation des Teufels, die uns dazu anstachelt moralisch falsch zu handeln.
Doch mit Medizin, erdbebensicheren Gebäuden und Ohropax erzielt man nachweislich bessere Erfolge als mit einem Gebet. Während Jahrtausenden wurden solche tatsächlich exakt hierfür eingesetzt, doch die hatten nachweislich keine signifikanten Einfluss auf die Eintrittswahrscheinlichkeit.
Oder will uns der Papst hier etwas erklären, dass man mit Gebeten – so nach dem Motto Alles oder Nichts – nur alle Krankheiten, Naturkatastrophen und Naturkatastrophen auf einmal loswerden könnte?

Auch der Krieg ist eigentlich nicht böse. In ihm werden viele böse Dinge getan, doch er ist nicht der Grund, warum sie geschehen, sondern er ist der Ort, wo sie geschehen. Es würde wohl keiner sagen: Ich töte, schände und plündere dich, weil Krieg ist, sondern eher ich töte dich, damit du mich nicht tötest, ich schände dich, weil dich das schwächer macht, und ich plündere dich, weil mich das stärker macht. Nun ja, zumindest sowas in der Art.
Der Punkt ist, dass man hier die moralisch falschen Dinge immer aus einem bestimmten Grund tut. Und durch beten verschwindet der Grund nicht. Durch die Ratifizierung der Genfer Konvention hingegen schon eher.
Ich glaube, ich könnte mir, um auch den letzten Zweifel daran aus dem Weg zu räumen, dass ein Krieg nicht per se böse ist, einen bewaffneten Konflikt, inklusive Toter und Verletzter, vorstellen, der völlig ohne moralisch falsche Handlungen auskommt. (Der Kriegsgrund ist tricky, doch mit genügend Missverständnissen, welche nicht das Resultat von moralisch falschen Handlungen zu sein brauchen, könnte es klappen.)

Wenn ich eine Tausendernote auf der Strasse finde, ist dann der Umstand, dass mein Kühlschrank kaputt ist und ich mir keinen neuen leisten kann, das Böse? Er ist es nämlich, der mich dazu drängt den Geldschein einzustecken und nicht ins Fundbüro zu bringen. Und wird das inbrünstige und beständige Beten von beliebig vielen Menschen etwas an meinem Entscheidungsprozess ändern?
Ist eine Welt, in der jeder stets ethisch richtig handelt überhaupt denkbar?
Ich denke ja.
Und wodurch unterscheidet sich diese Welt von unserer? Dass Kühlschränke nicht kaputt gehen?

Die häufigste Notwenigkeit für ethisch nicht ganz koscheres Handeln ist der Mangel an Ressourcen. Gäbe es von allem genug für jeden, dann wäre ethisch falsches Handeln eine wesentlich grössere Herausforderung  – und das ohne die Willensfreiheit auch nur um einen Quäntchen einzuschränken:  Habgierige könnten auch weiterhin alles an sich reissen, doch da es von allem genug hat, würde die ansonsten Geschädigten keinen Schaden erleiden.

Der treibende Motor für das ethisch falsche Handeln ist also weniger eine Kraft, sonder vielmehr ein omnipräsenter Mangel, der bereits im Design der Welt angelegt ist.

Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht aufgefallen, dass ich bei der idealen Welt nicht mehr von moralischem Handeln sprach sondern von ethischem. Zwischen diesen gibt es nämlich nach meiner Ansicht einen gravierenden Unterschied. Beide sagen und begründen, was richtig und was falsch ist, doch die Moral hat auch noch eine Meinung zur Masturbation.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Wenn ich aus eigenem Willen böse bin und man für mich betet, werde ich dann auf einmal gegen meinen Willen weniger böse?

Mich würde wirklich der Mechanismus interessieren, der dies bewerkstelligt.
Doch mal abgesehen davon. Wenn dem tatsächlich so wäre, dann müsste sich das ganz leicht experimentell nachweisen lassen. Beispielsweise mit der verlorenen Tausendernote auf der Strasse.
(Ausser natürlich man rettet sich ins Alles-oder-Nichts-Konzept.)

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Gibt es Evidenzen, die dafür sprechen, dass Beten jemals irgendwo nachweislich geholfen hätte?

@Pontifex_de Könnte es sein, dass der Kampf gegen das Böse deshalb hart und langwierig ist, weil das Beten als Werkzeug nichts taugt?

Wurden denn bisher irgendwelche Fortschritte erzielt im Kampf gegen das Böse? Und seien es auch nur kleine Etappensiege? Wenn es sie gäbe, müsste man sie nicht irgendwie als statistisch signifikante Abweichung vom üblichen Muster des Unglücks erkennen können?
Wenn es sie nicht gibt, könnte es nicht daran liegen, dass das Beten vielleicht nicht das richtige Werkzeug ist?
Und wenn es kein überzeugendes Argument dafür gibt, dass Beten das richtige Werkzeug ist, wäre die Zeit, die man für dieses opfert, dann nicht vielleicht anders besser eingesetzt? Wenn wir schon mit Beten keine Schicksalsschläge verhindern können, vielleicht können wir diese mit Grips zumindest etwas lindern?
Irgendwie erinnert mich das nach der Entscheidung: Entweder dem Wissenschaftler das Forschen verbieten, damit er kein Gift entwickelt. Oder den Wissenschaftler Forschen lassen, damit er ein Gegenmittel findet.

Der Papst scheint tendenziell und traditionell eher die erste Variante zu bevorzugen.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Woran erkennen wir, dass der Kampf erfolgreich war?

Pontifex-Dialoge: Dunkelheit und Hass

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

30. September

Papst Franziskus @Pontifex_de
Wo wir Hass und Dunkel sehen, wollen wir ein wenig Liebe und Hoffnung bringen, um der Gesellschaft ein menschlicheres Antlitz zu geben.

Dieser Tweet ist gleich in zwei Richtungen zynisch.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Steht auf Hass und Dunkelheit nicht die Hölle? Also noch viele mehr vom gleichen?

Wenn ich Hass und Dunkel verbreite, dann brauche ich mir nicht grosse Hoffnungen zu machen, dass mir die Hölle erspart bleiben wird. Ein Ort, wo ich noch mit viel mehr Hass und Dunkel überschüttet werde.
Andererseits besteht aber die Aussicht, dass mir Gott trotz allem verzeihen wird, wie uns der Papst in einem anderen Tweet versichert hat, und diese verbreitet Hoffnung nicht nur bei den Opfern, sondern auch bei den Übeltätern. Was für den letzteren allerdings nicht unbedingt eine Motivation ist aufzuhören.
Viel wichtiger aber ist, dass, wo Hass und Dunkel herrscht, es das nicht tut, weil jemand es so will, sondern weil jemand keinen anderen Weg als diesen sieht. Es ist also ein Ort der Verzweiflung, wo andere Leute mitgerissen werden.
Es gibt sicher böse Menschen, die Freude dran haben, Böses zu tun. Doch es braucht diese nicht um Böses in der Welt geschehen zu lassen. Es reicht, wenn man ein Ziel hat, welches bedauerlicherweise Opfer verlangt.
Wieviel und welche Art von Opfer gerade noch akzeptierbar sind, müssen indessen Legislative, Exekutive und Judikative beantworten.

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Wäre Handeln nicht effektiver? Nicht die Hoffnung macht ein menschliches Antlitz, sondern die Umsetzung der Menschenrechte.

Wenn ich irgendwo Unrecht geschehen sehe, dann ist hinzugehen und mitfühlend zu lächeln zwar nett gemeint, aber ob es wirklich hilft, wage ich zu bezweifeln. Leuten die Hoffnung auf bessere Zeiten zugeben ist nett, die besseren Zeiten sofort beginnen lassen, ist wesentlich besser.
Problematisch ist noch folgendes: Es gibt eine Hoffnung, die mich motiviert etwas zu verändern. Und es gibt eine Hoffnung, die mich motiviert die Umstände in Aussicht auf ein bessere Zukunft ohne Murren zu ertragen. Auf welche dieser beiden Arten haben sich die Religionen wohl spezialisiert? Und ist es wirklich die, die unsere Welt besser gemacht hat?

Geholfen wird den Unterdrückten nicht, indem man ihnen Hoffnung macht, sondern indem man den Unterdrückern die Schranken weist. Ausser natürlich, wenn man den Unterdrückten Hoffnung macht indem man den Unterdrückern die Schranken weist. Danach klang der Tweet vom Papst aber nicht wirklich.