Meine gotteslästerlichen Gedanken im Wandel der Zeit

Lieber Herr Pfarrer

Falls Sie meine Beträge hier auf dem DisOrganizer verfolgt haben, ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass ich hier Sachen schreibe, die mir noch vor ein paar Jahren ziemlich viel Ärger eingebrockt und mich während dem Rest der letzten 2000 Jahre wohl Kopf und Kragen gekostet hätten.

Ich weiss, lieber Herr Pfarrer, dass Sie – obwohl Sie mit meinen Ansichten nicht übereinstimmen und sich hie und da durch meine Äusserungen wahrscheinlich wirklich verletzt fühlen – niemals meinen Tod dafür fordern würden1.

Aber sind Sie sich im Klaren darüber, dass Sie es früher (allein von Berufs wegen) mit Vehemenz getan hätten?

Oder hätten Sie sich schützend vor mich gestellt?
Und sich damit gleichsam zu mir aufs Schafott gestellt?

Gab es eine Zeit und einen Ort, wo die Kirche das Sagen hatte und ich meine gotteslästerlichen Äusserungen nicht mit dem Leben bezahlt hätte?

Wenn ja, wann und wo war das? Und warum hat sich das dann wieder geändert?
Wenn nein… Macht Sie das nicht stutzig?

Es grüsst herzallerliebst
Eda

Charlie Hebdo

Darf man das dem Islam anlasten?
Es gibt sicherlich wesentlich mehr Muslime, die solche Taten verurteilen, als solche, die sie billigen. Doch beide Seiten unterstellen der jeweils anderen, den Geist des Islam nicht wirklich verstanden zu haben, insofern ist es schwierig zu sagen, was denn der wahre Islam ist. In einem sind sie sich aber dennoch einig, nämlich dass es etwas Heiliges gibt, das über allem anderen steht und über das man sich eigentlich nicht lustig machen sollte.

In diesem Punkt ist sich jedoch nicht nur der Islam einig, sondern alle Religionen. Und keine ist davon ausgenommen.

Nein, man kann das nicht dem Islam anlasten. Sondern man muss es der Religion per se anlasten.
Denn das Heilige ist gewissermassen die ureigenste Definition von Religion.

So lange es Blasphemie gibt, so lange wird man die Sünder ermahnen diese doch lieber zu unterlassen. Sei es durch Worte oder durch Steine.

Als Reaktion auf solche Taten wie am Charlie Hebdo sollten wir nicht die Gläubigen zu überzeugen versuchen, dass sie lieber Worte statt Steine verwenden sollen, denn damit rennt man bei den meisten ohnehin offene Türen ein, sondern dass es so etwas wie Blasphemie gar nicht gibt. Nicht weil es Gott nicht gibt, sondern weil es das unantastbar Heilige nicht geben sollte.

Sexy Jesus

Das Urteil für den Teenager, der Oralsex mit der Jesus-Statue hatte, ist raus:

The boy appeared before Judge Thomas Ling and agreed to a consent decree signed by all parties involved, including the boy, his mother and his attorney, Karen Hickey.
The boy must not use social media during a six-month probation period as well as perform 350 hours of community service.
Among the other punishments, he must obey a curfew of 10 p.m., no alcohol or other controlled substances monitored by random drug testing and stay in school.
District Attorney Bill Higgins presented the decree to the court.
After accepting the agreement and while settling the number of community service hours, Judge Ling focused on the religious rights of Love in the Name of Christ, noting that the juvenile’s actions infringed upon their rights to practice their faith.
Upon successful completion of these terms and conditions, his case will be dismissed and the juvenile will have no criminal record.
WJAC

Zum Grübeln bringt mich der folgende Satz:

„noting that the juvenile’s actions infringed upon their rights to practice their faith“

Ich könnte verstehen, wenn es da heissen würde, dass es die religiösen Gefühle der Gläubigen verletzt – das ist schliesslich das „Verbrechen“, vor dem Blasphemiegesetze schützen sollen – , doch hier wird explizit vom Recht seinen Glauben auszuüben gesprochen. Also von einem (böswilligen) Angriff auf die Religionsfreiheit. Der Richter scheint wohl etwas handfesteres haben zu wollen als als lediglich die mittelalterliche Blasphemie.

Ich frage mich, wie man bemessen kann, ob jemandes Recht zur Ausübung seines Glaubens verletzt wurde?
Wenn die Gläubigen am Ende des Monats weniger Gebets- oder Messestunden auf dem Konto haben, dann natürlich ja. Aber ich bezweifle, dass sowas der Fall ist. Eher im Gegenteil ;)
Oder nimmt sowas den Leuten die Lust am Gebet oder am Gottesdienst? Wegen etwas, was man den Monica Lewinsky Effekt nennen könnte?

Oder lässt es den Zustrom neuer Gemeindemitglieder versiegen?
Dann müssten aber auch all die fundamentalistische Deppen verurteilt werden, deren Position dermassen absurd und lächerlich ist, dass sie mögliche Adepten verschrecken, die sonst sachte und einfühlsam hätten eingeführt werden können.
Und wenn man sich die Biografien vieler Atheisten anschaut und merkt, dass für viele von ihnen der Ausgangspunkt in ihrem Zweifel die tatsächliche Lektüre der Bibel war, dann müsste man wohl zum Schutz einer solchen Religionsfreiheit auch die Bibel selbst auf den Index setzen. (Was laut vielen fundamentalistischen Christen die katholische Kirche während Jahrhunderten tatsächlich getan haben soll. Und damit wohl die Religionsfreiheit gefördert hat ;)

Sexy Jesus im Film Son of God

Andererseits lenken wohl auch der Terror im IS oder auch sexy Jesuse die Konvertitenströme und müssten dann folgerichtig mit 350 Stunden Sozialarbeit und einer halbjährigen Verbannung aus den sozialen Medien bestraft werden. Man darf schliesslich nicht die eine oder andere Seite bevorteiligen. Das würde gegen die Religionsfreiheit verstossen.
Eine Anschlussfrage wäre dann, ob die Medien, die darüber berichten, sich nicht der Beihilfe zum Umleiten der Konvertitenströme schuldig machen und ebenfalls mit Sozialarbeit und einer Verbannung aus den sozialen Medien bestraft werden sollten?

Hier schliesst sich der Kreis. Oralsex mit Jesus sexualisiert den Sohn Gottes. Das ist aber nur fast neu. Schon der Jesus in der 2013 Verfilmung Son of God ist verdammt sexy und ohne Zweifel der feuchte Traum so manch einer heissen Christin. Und wohl auch so manch eines warmen Christen.
Was der Teenager da praktiziert hat, haben wohl viele andere auch schon in ihren Köpfen gemacht. Auf die eine oder andere Weise. Da könnte man sich doch glatt fragen, wieviel von der Empörung einfach nur blanker Neid ist?

 

Mit dem Thema hat das eigentlich nichts zu tun, aber wie haben die Kirchen es nur so lange geschafft, Jesus, den Verkünder der Liebe, so schön und gleichzeitig so bar aller Sexualität zu verkaufen? Ist dieser Umstand nicht ein sehr deutliches Zeichen für die Verachtung der Sexualität?
Dazu mehr zu einem späteren Zeitpunkt…

Oralsex mit einer Jesus-Statue

Oralsex mit einer Jesus-StatueLiebe Christen

Dem Teenager links drohen zwei Jahre Haft wegen «Oralsex» mit einer Jesus-Statue.

Er schändete ein verehrtes Objekt und verletzte damit die religiösen Gefühle so manch eines Christen.
Was wäre eurer Meinung nach eine angemessene Strafe?
Und wie würdet ihr die Höhe eures Strafmasses begründen?

Herzlichen Dank

 

ps. Meines Erachtens gibt’s hier gar nichts zu ahnden. Im Gegensatz zur Ansicht des heiligen Stuhls und vieler Gläubigen, dass die Meinungs- und Redefreiheit kein Recht enthalte, die religiösen Gefühle der Gläubigen zu verletzen, tut die Meinungs- und Redefreiheit eben exakt genau das. Sie schützt einen vor der Verfolgung Empörter und Beleidigter.
Und ob eine solche Handlung mit Jahren, 2 Tagen oder 2 Franken bestraft werden soll, ist nur ein gradueller Unterschied, der – je nach Ausmass der Empörung – ohne weiteres auch die Todesstrafe sein könnte.
Man kann den Teenager gern der Sachbeschädigung oder des Betretens privaten Geländes beschuldigen – doch das tut man nicht, ihm wir explizit die Schändung eines verehrten Objektes vorgeworfen.

Kreuzbandriss im Golgota-Spa

Jesus kam nicht vor den Pilatus, sondern ging ins Pilates.
Und er wurde nicht gekreuzigt, sondern er verletzte sich bei der Seitenplanke Übung.
Dass die Israeliten, diese alten Wellness-Phobiker, dies durcheinander brachten, sollte uns eigentlich nicht überraschen. Doch was für ein absonderlicher Kult sich später daraus entwickelte, ist schon verblüffend.

Grillieren mit Liiisi

Für einen Herrscher, respektive dessen Stellvertreter war es schon immer von Vorteil, wenn dieser das Ergebnis einer Jungfrauengeburt entsprang, denn auf diese Weise hatte offenbar Gott seine „Hand“ mit im Spiel und alles, was der besagte Herrscher dann tat oder sagte, verfügte automatisch über den göttlichen Odem.
Die Biologen lassen sich natürlich für gewöhnlich solch krumme Touren in ihrem Rayon nicht bieten, doch wurden sie mit dem Konzept der Parthenogenese zumindest so lange ruhig gestellt, bis ihnen auffiel, dass dann aber der Spross konsequenterweise weiblich hätte sein müssen. Die Zeit reichte jedoch für gewöhnlich aus um einen Scheiterhaufen aufzustellen und die Ketzer zu feuern.
Eine andere Möglichkeit die Jungfrauengeburt zu erklären, ohne dabei die eigene CO2-Bilanz zu ruinieren, ist die so genannte „Kulinarische Orgasmogenese“. Wie bereits jedem Kleinkind bekannt sein dürfte, ist die nötige Voraussetzung für Nachwuchs nicht etwa die Kopulation sondern das „Sich sehr, sehr doll Liebhaben“ der Eltern.
Etwas reifere Semester wissen natürlich, dass da – wenn irgend möglich – auch noch ein Haus und eine Orgasmus mit von der Partie sein sollte. Die Schlussfolgerung liegt daher nahe, dass Josef Maria wohl tatsächlich auf eine andere, eher unorthodoxe Weise zum Höhepunkt gebracht haben könnte. Und da ich die Existenz Gottes ja kategorisch ausschliesse, glaube ich, dass es seine Lokschenkigel gewesen sein müssen. Und ich glaube ferner, dass die beinahe schon zwanghafte Überzeugung Jesu, sein Leib sei Brot und sein Blut Wein, eine unmittelbare Folge davon war. Und dass die unbefleckte Empfängnis Marias die kaum mehr als solche identifizierbare Vorlage für die Restaurant-Szene in „When Harry met Sally…“ war.
Und die Biologen – wo doch der Grill bereits angeschmissen ist – schmecken wohl am besten mit Ingwer, Knoblauch und Limetten. Und dazu ein Gläschen Torrontes?

Wie alt ist die Welt nochmal?

Wenn man eine Geschichte der Welt schreiben und für jedes Jahrhundert nur eine Seite brauchen würde, so wäre die Weltgeschichte der Kreationisten ein relativ schmales Büchlein. Die Anhänger der wissenschaftlichen Erkenntnisse hätten es dagegen mit einer Bibliothek mit mehr als einer Million fetter Schinken zu tun.

Es mag schon sein, dass Gott die Welt vor 6000 Jahren erschaffen hat, doch er hat sich sehr, sehr, sehr viel Mühe gemacht ihr einen Lebenslauf zusammenzustellen, der nach wesentlich mehr aussieht.

Ist es nicht Gotteslästerung, wenn man Fossilien, die er alt aussehen liess, jung nennt? Er hatte ja sicher einen guten Grund dafür und wer sind wir, dass wir uns ein Urteil darüber bilden dürften?