Zur Revision des Epidemiengesetz am 22. September

Die Zettelverteiler sind wieder unterwegs, diesmal um gegen die Revision des Epidemiengesetzes Stimmung zu machen.

Zettelverteiler: Ich bin nicht gegen das Impfen, sondern für die Freiheit.
Ich: Wer seine Kinder nicht impft, handelt verantwortungslos gegenüber seinen Kindern und der ganzen Gesellschaft.

Zugegeben, das hat eigentlich gar nichts mit der Abstimmung zu tun, doch es bringt – wenn vorhanden – den latenten Impfgegner an die Oberfläche. Und das tat es wenig überraschend wirklich:

Zettelverteiler: Aber in den Impfungen ist Quecksilber drin.
Ich: Inzwischen gibt es für alle empfohlenen Impfungen auch quecksilberfreie. Und mal abgesehen davon, enthält jeder Fisch, den du isst, ein Vielfaches dieser Dosis.
Zettelverteiler: Ich esse keinen Fisch.

Ist das Veganzwang durch die Hintertür? Ich muss sagen, das mir das die Sprache verschlagen hat…
Zum Glück fuhr er selbst fort. Und zwar mit den üblichen Verdächtigen:

Zettelverteiler: Die Pharma…
Ich: Dass in der Pharma geldgeile Säcke sitzen, die an einem akuten Mangel an Skrupel leiden, bestreitet keiner. Auch nicht, dass man ihnen genau und noch genauer auf die Finger schauen muss. Doch nur weil die Pharma böse ist, heisst das nicht, dass ihre Gegner lieb sind. Geschweige denn, dass die Gegner recht haben.

Zettelverteiler: Impfungen verursachen Autismus…
Ich: Wakefield, der Kerl, der dies rausgefunden hat, wurde wegen gröbsten Verstössen gegen die wissenschaftliche Sorgfaltspflicht unehrenhaft entlassen. Seine Studie wird inzwischen nur noch von einem ehemaligen Playboy-Bunnie verbreitet.

Zettelverteiler: Es waren nicht die Impfungen, sondern die Hygiene, die zum Rückgang der Epidemien geführt haben.
Ich: Das stimmt nicht.

Meine letzte Erwiederung war zugegebenermassen argumentativ etwas dürftig, doch da zerrte mich Ava schon weg.

Zettelverteiler: Was bist du von Beruf?
Ich wette, er ist überzeugt, ich sei von der Pharma bezahlt.

Für das Impfen und gegen das Impfobligatorium?

Ob das Gesetz optimal formuliert ist, darüber kann man diskutieren. Wenn es das nicht ist, könnte die Gefahr bestehen, dass es die entsprechenden Organe daran hindert effizient ihrer Aufgabe nachzugehen. Das wäre natürlich doof und nicht im Interesse des Souveräns. Es könnte allerdings auch die Gefahr bestehen, dass es den Organen zu viel Freiheiten lässt und diese dann Sachen anstellen könnten, denen der Souverän nie zustimmen würde. Was natürlich auch doof wäre.
Beides kann sich einschleichen, Fehler passieren, wir sind ja auch nur Menschen. Man braucht jedoch weder im einen noch im anderen Fall eine böse Absicht zu unterstellen.

Aber man kann! Und man tut es!

Die meisten Gegner des Revision betrachten sich als Impfskeptiker (Frage am Rande: Kann jemand, der halbwegs versteht, wie Impfungen funktionieren, deren prinzipielle Wirksamkeit bezweifeln?). Mittelfristig planen sie den Impfausstieg der Schweiz, daher wehren sie sich naturgemäss gegen eine effizientere Epidemien-Organisation des Gesundheitswesens, wie sie die Revision vorsieht. Darüber hinaus würde die Bodigung der Revision als ein starkes Misstrauensvotum gegen das Impfen per se propagiert werden. Was zwar nicht stimmen, nichtsdestotrotz aber plausibel klingen würde.

Aber es gibt auch Gegner, die durchaus die Verdienste der Impfung anerkennen und sich trotzdem gegen die Revision aussprechen.
Doch wie kann man ernsthaft für das Impfen und Gegen die Revision sein, welche unter anderem den Einsatz von Impfungen optimiert? Bei Epidemien muss man heute schnell, informiert und effizient reagieren. Dazu braucht es eine klare Organisation und entsprechende gesetzliche Grundlagen, die mit dem heutigen Epidemiengesetz so noch nicht vorhanden sind.

Dieser Spagat macht nur Sinn, wenn man kein Vertrauen in die Regierung hat. Wenn man ihr unterstellt, dass sie das eine sagt, aber was völlig anderes plant. Die Gegner der Revision des Epidemiegesetzes und allen voran der Verein Bürger für Bürger unterstellen tatsächlich den Verfassern,

  1. dass sie die Schweiz der WHO unterwerfen wollen.
  2. dass sie die Kantone entmachten wollen.
  3. dass sie alle Bürger fichieren wollen.
  4. dass sie die persönliche Entscheidungfreiheit einschränken wollen.
  5. dass sie die Kinder sexuell umerziehen wollen.

Ob mit einer Annahme der Revision unterworfen, entmachtet, fichiert, eingeschränkt und umerzogen werden könnte, darüber kann man diskutieren, ob unterworfen, entmachtet, fichiert, eingeschränkt und umerzogen wird, ist dagegen eher zweifelhaft, dass unterworfen, entmachtet, fichiert, eingeschränkt und umerzogen werden soll, ist paranoid.

Sie sehen die Schweiz durch dieses Revision mehr gefährdet als durch drohende Epidemien. Und dafür sind sie sogar bereit die unheilige Allianz mit den Impfskeptikern einzugehen und damit zu riskieren der verhängnisvollen Impfmüdigkeit noch Vorschub zu leisten.

unterworfen, entmachtet, fichiert, eingeschränkt und umerzogen?

1. Unterwerfen wir uns wirklich der WHO?

Unterwerfen impliziert doch, dass mir keine andere Wahl bleibt als die Anweisungen des Usurpators auszuführen, oder?

Art. 4 Ziele und Strategien

  1. Der Bundesrat legt unter Einbezug der Kantone die Ziele und Strategien der Erkennung, Überwachung, Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten fest.
  2. Bei der Festlegung der Ziele und Strategien sind insbesondere zu berücksichtigen:
    1. die Erkenntnisse der Berichterstattung nach Artikel 76;
    2. internationale Empfehlungen und Richtlinien;
    3. der aktuelle Stand der Wissenschaft.
  3. Bund und Kantone überprüfen aufgrund der Berichterstattung, ob die Ziele erreicht sind, und ergreifen bei Bedarf entsprechende Massnahmen.

Dass man sich vor einer Entscheidung informiert, finde ich jetzt nicht sooo schlimm. Mir den Rat von jemandem anhören und dann entscheiden, ob ich ihm folgen will oder nicht, erfüllt nach meinem Verständnis nicht wirklich das Kriterium einer Unterwerfung.

2. Werden die Kantone wirklich entmachtet?

Die Frage müsste eher lauten, ob es Sinn gemacht hat, dass die Kantone am Drücker sind? Dass uns bisher eine Katastrophe erspart blieb, liegt nicht an dieser Regelung, sondern daran, dass es keine Katastrophe gab.
Ich will es mal ein bisschen pathetisch ausdrücken: Wir befinden uns schon seit jeher im Krieg mit den Viren. (Eine Erklärung hierfür kann ich auf Wunsch gern nachliefern.)  Und entsprechend müssen wir uns fragen, mit welcher Strategie wir uns am besten gegen deren Angriffe schützen können.

3. Werden wir fichiert?

Wenn wir die Metapher mit dem Krieg ein bisschen weiterspinnen, so kann man das von den Gegnern verteufelte Informationssystem mit dem Nachrichtendienst vergleichen. Seine Verwendung ist vielleicht nicht ehrenhaft, doch er ist für das Kriegsglück essentiell.

„Militärgeheimdienstliche Aktivitäten sind wohl so alt wie die Kriegführung, da die Gewinnung von Informationen über Bewaffnung, Stärke, Taktik, Pläne und Standorte gegnerischer Truppen immer ein grundlegendes Bedürfnis im Krieg ist.
Viele der schwersten Niederlagen in der Kriegsgeschichte beruhten auf einer falschen Einschätzung der Lage, aufgrund fehlender oder falscher Informationen über die tatsächliche Lage. Viele Siege wurden errungen, weil es den Heerführern gelang, den Feind aktiv zu täuschen.“
(Wikipedia – Militärnachrichtendienst)

Wem die Kriegsmetapher nicht gefällt soll sich doch mal überlegen, welchem Umstand die Medizin einen grossen Teil ihres Erfolgs verdankt? Dem unersättlichen Sammeln von Daten!
Wie soll man effektiv gegen eine Epidemie vorgehen, wenn man die Überträger nicht kennt? Klar hier ist von Personen, die krank sind oder krank sein könnten, die Rede, was man durchaus auf die gesamte Bevölkerung ausweiten könnte. Doch wie liesse sich das besser formulieren, dass nur die Kranken und die möglicherweise Kranken aber sicher nicht alle fichiert werden? Ich fürchte, hier bleibt einem nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass die entsprechenden Organe Mass halten werden. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind ja gegeben.
Und wenn man dem Bundesrat, der für die vertrauliche Behandlung der Daten verantwortlich ist, prinzipiell nicht vertraut, dann soll man sich auch mal fragen, ob er dann nicht jetzt schon viel schlimmeres anrichten könnte?

Und um die Metapher mit dem Krieg nochmals aufzuwärmen: Mir wäre es neu, wenn das VBS nicht über eine Liste aller wehrtauglichen Männer verfügen würde. Ist ja nicht so, dass sie am Tag des Einrückens in die RS einfach mal schauen wer auftaucht.

4. Wird unserer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt?

Ich kann mich auch weiterhin gegen eine Impfung entscheiden und sie verweigern. Insofern kann von einem Impfobligatorium keine Rede sein. Wird ohne Impfung alles normal weitergehen? Ja, ausser im zeitlich und örtlich begrenzten Krisenfall. Weil man dann eine Gefahr für seine Mitmenschen darstellt.
Man hat zwar das Recht sich nicht impfen zu lassen, aber man hat kein Recht andere mit Krankheiten anstecken zu dürfen.

Wenn man so für die Entscheidungsfreiheit ist, wieso wettert man dann nicht auch gegen die Gurtenpflicht, artgerechte Tierhaltung, Steuern, Gleichstellung und Monogamie? Auch hier werde ich in meiner Freiheit eingeschränkt. Und hier gefährde ich noch nicht mal andere Menschen.
„Freiheit“ ist ein Wort, das zieht, denn in unserem Empfinden sollte sie unantastbar sein. Dabei wird aber gern vergessen, dass wir, wie gerade gesehen, eine ganze Reihe von Freiheiten zum Wohl der Gesellschaft und aller in ihr lebenden Menschen (und Tiere) einvernehmlich aufgegeben haben.

5. Werden die Kinder sexuell umerzogen?

Also ich finde, dass wenn Kinder Fragen zur Sexualität stellen, dass man sie ihnen altersgerecht beantworten sollte. Der Schwerpunkt liegt dabei auf „altersgerecht“. Und ich finde auch, dass man einen Menschen nicht daran hindern sollte seine sexuelle Identität selbst zu bestimmen. Das ist schliesslich ganz allein seine Sache.
Dass Sexualfoscher heute elf Gender identifizieren können, heisst nicht, dass daraus ein Klassensoll abgeleitet wird, welches es durch entsprechende Massnahmen zu erfüllen gilt. Das heisst einzig und allein, dass man mit elf Gendern umgehen können muss ohne irgendjemanden zu diskriminieren.
Die Gegner fürchten einfach, dass allein schon die Erwähnung von etwas anderem als dem „Normalen“ die Kinder dazu veranlasst abnorm zu werden. Doch selbst wenn dem so wäre, bliebe es das gute Recht eines jeden abnorm zu sein.

x. Müssen Vegetarier die Revision ablehnen, weil Impfungen tierische Eiweisse enthalten?

Nein, weil geimpft wird auch weiterhin, egal ob die Revision angenommen wird oder nicht.

Fazit

Die Frage ist nicht, ob die Schweinegrippe gefährlich war, sondern ob sie hätte gefährlich sein können! Ob das, was die Schweinegrippe aufbot, das grösste den Viren zur Verfügung stehendes Geschütz ist oder ob sie auch Massenvernichtungswaffen im Arsenal haben!
Dass ein im Nachhinein doch harmloser Virus wie H1N1 die WHO in Panik versetzt hat, bedeutet nicht, dass von Viren keine Gefahr aus geht oder dass man auf die WHO verzichten kann. Und es bedeutet auch nicht, dass wir Alternativen zu Impfungen haben, welche uns effektiv vor Viren schützen können.

Ein Saboteur im Bundeshaus

Nehmen wir an, ein Superschurke schleicht sich undercover ins Bundeshaus ein. Nicht, dass er durchs Fenster einsteigt oder sich mit gefälschtem Ausweis Zutritt verschafft, sondern auf die ganz fiese Tour, indem er sich erst in den Nationalrat oder Ständerat und später in den Bundesrat wählen lässt.
Ich frage mich, wie viel Schaden ein Superschurke da maximal anrichten könnte?
Ich meine nicht, wenn er das Mobiliar zertrümmert oder Staatsgeheimnisse an ausländische Regierungen verkauft, sondern auf ganz legale Weise mit den ihm zur Verfügung gestellten Machtbefugnissen und Mitteln.

Wenn man sich so umhört, könnte man meinen, es wimmle da bereits von solchen Leuten.

Ich frage mich, wie viel Vertrauen man vernünftigerweise in die Regierung haben sollte?
Natürlich ist an ein bisschen Misstrauen nichts auszusetzen und auch institutionelle Kontrollen haben ihre Notwendigkeit, doch damit die Regierung ihrer Arbeit nachkommen kann, muss sie schon auch einen gewissen Handlungsspielraum haben.

Wenn man sich so die Arbeit unserer Regierung anschaut und sie mit jener des hypothetischen  Superschurken vergleicht, sieht es dann nicht eher danach aus, dass sich die Regierung aus ganz normalen Menschen mit ganz normale Vorstellungen und ganz normalen Fehlern zusammensetzt? Dann müsste man doch eher Gesetze einführen, die vor normaler Blödheit schützt als vor durchtriebenen Superschurken, oder?

Oder ist das nur ein geniales Ablenkungsmanöver? Das Dilemma mit dem Superschurken im Bundehaus ist nämlich, dass er beim „Skeptiker“, der ihn durchschaut hat, nicht mal dann aus dem Fadenkreuz treten kann, wenn er die Schweiz und die Welt in ungeahnte Zufriedenheit und Wohlstand führt. Ganz im Gegenteil, denn er wird in dieser auf den ersten Blick philantropische Tat einen diabolisch Plan erkennen, wie man die Schweiz umso tiefer ins Verderben stürzen kann.

Ein gewundenes Plädoyer fürs e-Voting

Demokratie ist das Konzept, dass man über eine Sache diskutiert und sich dann dem Mehrheitsentscheid anschliesst – ob dieser einem nun gefällt oder nicht. Das ist nicht immer einfach. Insbesondere wenn man weiss, dass die getroffenen Entscheidungen falsch und vielleicht sogar verhängnisvoll sind. Und man muss sich damit begnügen, dass einem als einzige Form des Protestes die Diskussion bleibt, die vielleicht irgendwann ein mal die Meinung der Mehrheit ändern wird.
In der Zwischenzeit muss man mit jedem Ergebnis leben können. Der einzige Trost dabei ist, dass, obgleich die politischen Gegner alles falsch machen, sie es immerhin mit den besten Absichten zum Wohl der Schweiz tun.

Wenn man sich heute aber etwas umhört, so entsteht schnell der Eindruck, als ob grundsätzliche Zweifel an den guten Absichten der gegnerischen Politiker bestehen würden. Und nicht nur an denen, selbst die eigenen sind vom Verdacht nicht befreit. Es geht ihnen nur um den eigenen Profit und um die Karriere, so heisst es, und sie wollen uns verkaufen an die WHO.
Mit diesem Generalverdacht bröckelt aber einer einer Grundpfeiler der Demokratie, nämlich dass wir trotz aller Differenzen über den Weg doch das gleiche Ziel vor Augen haben: Das Wohl der Schweiz und der ganzen Welt.

Alle Wege führen nach Rom

Die letzen, beunruhigenden Gedanken mal beiseite gelegt, was können wir aus diesen Überlegungen festhalten? Dass für einen echten Demokraten das Ergebnis einer Abstimmung eigentlich egal ist, er wird so oder so dahinter stehen.
Alle Wege sind schliesslich nach Rom projektiert. Manche haben eine etwas geschicktere Wegführung als andere.

Was also spricht gegen das e-Voting? Wenn es ja egal ist, welche Entscheidung getroffen wird, dann sind auch Sicherheitslücken im Grunde kein Problem. Wir stimmen ja nicht über das Ziel ab, sondern über den Weg dorthin. Und jede einzelne Wahlmöglichkeit ist in den Augen vieler Patrioten eine gute Wahl.
Ausser natürlich der beunruhigende Gedanke von oben sollte wirklich wahr sein. Dann ist e-Voting aufgrund seiner Anfälligkeit natürlich sehr problematisch. Allerdings auch nicht viel mehr als das klassische, in keiner Weise anfällige Wahlverfahren. Denn obgleich die Absichten hinter manchen zur Abstimmung stehenden Gesetzestexte diabolisch sein können, so sind es aber nicht die Absichten jener, die mit bestem Wissen und Gewissen und in grosser Zahl für diese stimmen. (Vorausgesetzt, dass bei Abstimmungsergebnis von 60:40 nicht wirklich 40% der Bürger die Schweiz vorsätzlich zugrunde richten wollen.)

Der Statistischer Aspekt

Wo man nicht betrügen kann, betrügt man nicht. Und wo man betrügen kann, betrügt man. Wahlbetrug lässt sich aber mittels Benford’s Gesetz nachweisen.  Insofern wäre es doch mal lustig zu schauen, welche Interessen hinter der Politik stehen.

 

Pontifex-Dialoge: Betet um Frieden!

Seit mir der Papst für ein Twitter-Follow einen Ablass vom Fegefeuer offeriert hat, führe ich von Zeit zu Zeit kleinere Dialoge mit dem Pontifex. Dies ist ein weiterer davon:

7. September

Papst Franziskus @Pontifex_de
Betet um Frieden!

Eda Gregr @meskinaw
@Pontifex_de Wie genau soll das Beten für Frieden Frieden machen? Beeinflusst mein Beten das Denken eines anderen? Lässt es Gott was tun?

Die Situation um Syrien spitzt sich mehr und mehr zu und der Papst ruft per Twitter dazu auf für Frieden zu beten. Das ist ja eigentlich nett gemeint, doch wieviel mag das helfen? Selbst wenn alle Katholiken simultan für Frieden beten, wird das wohl kaum die Kriegsparteien in Syrien zum Umdenken bringen und wohl auch nicht die ausländischen Mächte, die über das für und wider einer militärischen Intervention nachdenken – ist ja nicht so, dass sie es um jeden Preis wollen würden. Und selbst wenn sie doch wollen würden, wieso sollte sie der Fakt, dass 1.2 Milliarden Katholiken synchron miteinander beten,  sie die Meinung ändern lassen?
Oder wird da etwa eine höhere Macht heraufbeschworen? Wird Gott endlich aktiv? Wird er den Freien Willen ignorieren und im Denken von ein paar Leuten herumpfuschen? Oder wird er vom Himmel herunterkommen und sich zwischen die Kriegsparteien stellen?

Wie gesagt, dazu aufzurufen, dass alle gemeinsam für den Frieden beten, ist eine nette Geste. Und ich würde ein 7-jähriges Mädchen zu einer solchen Idee auch beglückwünschen. Doch der Papst? Das Oberhaupt einer der grössten Glaubensgemeinschaften?
Klingt für mich, ehrlich gesagt, eher nach Trittbrettfahren. Wenn die Sitation sich beruhigt, dann dank den Gebeten. Und wenn sie eskaliert, dann hat man wenigstens das möglichste getan.

Bedingungsloses Grundeinkommen

Eigentlich ist es ziemlich interessant, dass genau die Parteien, die sich ganz besonders für Familie und heimische Kindererziehung stark machen, sich am stärksten gegen das bedingungslose Grundeinkommen sträuben. Sie wollen, dass die Mutter zuhause bleibt, sie jedoch dafür zu entlohnen fällt ihnen nicht ein.

Vielleicht sollte man das bedingungslose Grundeinkommen lieber „Hausfrauen-Provision“ oder so nennen?

Die rechten Parteien könnten dann nicht mehr so deutlich dagegen sein.
Und die Linken und die Faulen, die bekanntlich die ersten Nutzniesser einer solchen Regelung wären, würden sich aus ihrem feministischen Stolz heraus lieber Arbeiten als eine Hausfrauen-Provision zu kassieren und damit der Unterdrückung der Frau Vorschub zu leisten.
Eine Win-Win-Situation.

Briefwahl und die Dynamik der Meinungsbildung

Mich würde schon interessieren, wieviele Leute ihre Meinung noch ändern, nachdem sie ihre Stimme bereits brieflich abgegeben haben.

Zu viele ist natürlich nicht gut, denn dann entspricht das Ergebnis nicht mehr dem tatsächlichen Stimmungsbild. Hierbei wäre es allerdings interessant zu erfahren, ob der Meinungsumschwung vernünftigen Argumenten oder schnöder Angstmacherei geschuldet ist.
Zu wenige wäre aber auch nicht gut, denn dann haben es die öffentlich geführten Diskussionen offenbar nicht geschafft, die Erstentscheidung zu kippen, also eine Position die in der Regel bereits innerhalb vom Sekunden eingenommen wurde.

Je mehr ich so darüber nachdenke, umso mehr bin ich davon überzeugt, dass es eine faszinierende Aufgabe wäre diese Dynamik der Meinungsbildung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Und ich wette, die Parteien würden mich mit Geld und politischen Ämtern bestechen…

Lasst uns ein Mammut klonen!

Die Gegner der Abtreibung monieren ja gern, dass man mit dieser einem potentiellen Leben das Recht zu leben vorenthält.
Das gleiche Recht enthalten diese Leute jedoch ohne mit der Wimper zu zucken geklonten Menschen, Neandertalern und Mammuts vor!
Hier sprechen sie statt dessen von „Gott spielen“. (Das ist paradoxerweise etwas schlechtes!)

Klonen ist also Gott spielen. Krebs heilen ist aber okay und deshalb offenbar nicht Gott spielen.
Heilen scheint wohl keine Kernkompetenz von Gott zu sein. Erschaffen ist sein Ding.
Aber auch der Bau von Brücken oder die Zucht von neuen Hunderassen scheint kein Gott spielen zu sein.
So richtig fassen kann man das, was nun Gott spielen ist und was nicht, ja nicht. Es macht aber den Eindruck, dass man offenbar nur das nicht darf, was man nicht kann. Und wenn man es kann, dann sollte man es noch eine Zeitlang nicht können. Und danach ist es dann okay.

Die Frage, ob sich der Neandertaler in unserer Zeit „artgerecht leben könnte“, ist zwar berechtigt, doch nach Ansicht der Abtreibungsgegner genau so irrelevant wie die Frage, ob der Mensch überhaupt überlebensfähig ist. Beide haben die Potenz zu leben und das allein reicht schon
Und wenn die Chancen noch so schlecht sind, kann immer noch ein göttliches Wunder die Sache richten. Dies gehört offenbar auch noch zur Potenz des Lebens.

Die Sache ist aber die, dass die Potenz nicht erst mit der Zeugung beginnt, sondern eigentlich schon früher. Unmittelbar bevor das Spermium das Ei befruchtet ist sie schon da. Respektive wenn die Eltern sich gegen das Kondom entscheiden. Respektive wenn auf dem Sofa wild rum knutschen. Respektive eine Zeit davor, wenn sie sich in der Bar zum ersten Mal in die Augen blicken.
Und entsprechend auch, wenn die Augen des Forschers zu funkeln beginnen.

Von daher sind das Können und das Wollen bereits die Potenz und so ist es unsere heilige christliche Pflicht um dieser Potenz Willen ein Mammut zu klonen!
Amen!

Für eine neue Grenzziehung

Im Grunde wären doch eigentlich die natürlichsten „Landesgrenzen“ die Wasserscheiden.
Die Einzugsgebiete der Meere wären sowas wie Unionen und die von den ins Meer mündenden Flüsse die Länder.
Und wenn man kleinere politische Strukturen wie Provinzen haben will, kann man die aus den Einzugsgebeiten der Zuflüsse machen. Und noch kleinere aus den Zuflüssen der Zuflüsse. Städte und Dörfer würde ich hingegen erst mal dort lassen, wo sie sind.

Das hätte verschiedene nicht zu verachtende Vorteile:
Das immer mehr ins Zentrum von Wirtschaft und Politik rückende Wasser käme unter die alleinige Verantwortung eines Landes und so würden die Probleme, die aus Wassernutzung und Wasserverschmutzung hervorgehen, nicht mehr so einfach an andere Länder abgeschoben werden können.
Expansionskriege würde mit Erdrutschen und Kanalbauten statt mit Gewehren und Panzern geführt werden. Sicherlich eine humanere Form der Kriegsführung.
Und wenn man nicht weiss, wem das Land gehört, pinkelt man einfach auf den Boden und schaut, wo es hinfliesst.

Und das ist nur der Anfang…

Wen zur Kasse bitten

Dem Homöopathen kann man es nicht zum Vorwurf machen, dass er an diesem Blödsinn glaubt. Einem Autofahrer kann man es auch nicht zum Vorwurf machen, dass er das Stoppschild überfahren hat, wenn er während seiner Ausbildung nicht gelernt, dass man das nicht darf. Ein Homöopath wird in seiner Ausbildung ja wohl kaum lernen, dass das alles, was er da lernt, Mumpitz ist.
Der Vorwurf sollte allein demjenigen gemacht werden, dessen Aufgabe es ist, Schulen, die Habakuk verzapfen, die Zulassung zu entziehen und dies hier bisher noch unterlassen hat.

Ich denke nicht, dass ich mit dieser Forderung zu viel Staat und zu wenig Meinungsfreiheit propagiere. Ich verlange lediglich ein Mindestmass an Qualität und das zur Rechenschaft ziehen derer, die es unterlassen diese umzusetzen. Wenn ein Nuklearreaktorkontrolleur schlampt, liegt das ja auch nicht allein im Zuständigkeitsbereich der Kraftwerksbetreiber.

Und wenn wir schon dabei sind … sollten vielleicht auch der Vatikan dafür zur Verantwortung gezogen werden, dass er sich nicht deutlich genug gegen das Geschwurbel der Kreationisten stellt.

Ein Schelm, der dabei böses denkt

„Armee ist eine Kernaufgabe des Staates, Forschung nicht.“, das ist zumindest die Ansicht von unserem Christoph Mörgeli und damit plädiert er gegen eine Weiterführung der Beteiligung am EU-Forschungsnetzwerk.
Ich teile natürlich Mögelis Ansichten, dass man stets bemüht sein sollte, Geld so effizient wie möglich einzusetzen, und dass es wohl auch noch den einen oder anderen zu optimierenden Bereich gibt.
Doch ändert das nichts daran, dass das zur Verfügung Stellen von Bildung und Forschung nicht nur Kernaufgaben des Staates sind sondern schlicht und ergreifend dessen Basis. Ohne diese kann es die Schweiz nicht geben, auf jeden Fall nicht eine erfolgreiche. Ohne diese würde es sich also nicht mal lohnen es mit der Armee schützen zu wollen.
Man kann also durchaus gegen eine Beteiligung sein, doch bitte nicht aus den falschen Gründen.

Das Verhältnis zwischen Politik und Wissenschaft

Ein paar Gedanken zum heutigen NZZ am Sonntag Artikel „Die Politik muss sich nicht immer nach den Erkenntnissen der Wissenschaft richten, sie darf die Forscher aber nicht zu blossen Hampelmännern machen“ von Patrick Imhasly

Politiker müssen nicht nur die wissenschaftlichen Fakten im Auge behalten, sondern auch deren gesellschaftliche Akzeptanz und die Finanzierbarkeit. Daraus ergeben sich zwangsläufig unschöne Kompromisse.
Wie weit darf man den Wissenschaftlern aber vorwerfen, dass sie ihre Erkenntnisse etwas zu pointiert formulieren um sich gegenüber der ihrer Meinung nach schnarchenden Politik Gehör zu verschaffen?
Damit verlassen sie in der Tat das Terrain der Wissenschaft und begeben sie sich in die politischen Gefielde, doch wieso sollten sie das nicht tun? Auch sie sind politische Individuen und absolut legitime Stimmen im Meinungsbildungsprozess. Genau wie die Exponenten aus Kultur und Wirtschaft.
Daraus, dass sich einige zu etwas überrissenen Aussagen hinreissen lassen, eine Unglaubwürdigkeit der Wissenschaft ableiten zu wollen, ist genauso absurd, wie aus kulturellen Missgriffen und wirtschaftlichen Fehlschlägen die Legitimität von Kultur und Wirtschaft in Frage zu stellen, und zeugt in hohem Masse von einem Unverständnis dessen, was Wissenschaft ist und wie sie funktioniert.
Statt also den Wissenschaftlern einen Maulkorb anzulegen, sollte man vielleicht lieber etwas mehr Zeit darauf verwenden die Missverständnisse bezüglich der Wissenschaft auszuräumen.

Wenn die Wissenschaft herausfindet, dass von gentechnisch veränderten Pflanzen keine Gefahr für die Umwelt ausgeht, oder dass die Homöopathie nicht funktioniert, dann kann man dies in der Politik nicht ignorieren mit dem Vorwand, dass die Bevölkerung dies nun mal so wolle. Dies mag vielleicht noch vertretbar sein bei der Frage, ob man das Hornussen weiter fördern wolle, doch bei gesundheitlichen und finanziellen Fragen, sollte man schon eine Grenze ziehen. Wir werden ja auch nicht die Todesstrafe wieder einführen nur weil dies in der Bevölkerung gut ankommen würde.

Gern wird in diesem Zusammenhang auf sich dauernd ändernden Vorzeichen verschiedener wissenschaftlicher Erkenntnisse verwiesen, doch kann man dies nicht wirklich gelten lassen, denn das aktuelle Resultat ist der aktuelle Stand der Kenntnis. Etwas besseres haben wir zur Zeit nicht. Und darauf zu setzen, dass es sich schon noch mal wenden wird, basiert nicht auf Logik, sondern auf einer unhaltbaren Extrapolationen.
Auch hier gründet es sich in einem fundamentalen Unverständnis dessen, was die Wissenschaft ist und wie sie funktioniert und wie man mit deren Erkenntnissen umgehen muss.

Das Fazit ist: Die Politik muss auch unbequeme Wege einschlagen. Selbst dann, wenn er es gar nicht möchte. Und den Rat der Wissenschaft zu ignorieren, darf nicht sein, denn sie repräsentiert das beste Wissen, das zur Zeit zur Verfügung steht. Ob man es sich allerdings leisten kann, dem Rat nachzukommen, steht selbstverständlich auf einem anderen Blatt. Doch wenn dies nicht geht, bedarf es einer sehr guten Begründung und einer öffentlich Diskussion darüber.

Friedensnobelpreis 2012

Dass wir Schweizer den Euro nicht haben, damit kann ich leben, doch dass alle unsere Nachbaren den Friedensnobelpreis erhielten und wir nicht, nun ja, das macht mich schon ein bisschen aggressiv.

Aber ich denke, in der heutigen Zeit ist es ein schönes Zeichen. Und wohl auch die beste wirtschaftliche Hilfe, die man einem krisengeschüttelten Kontinent angedeihen lassen kann. Ein 930.000 Euro Rettungsschirm macht keinen grossen Sinn, zugegeben, doch welche Firma könnte es sich leisten einen Friedensnobelpreisträger zu feuern?

Rechtsorientierte Antisemiten und Islamophobe?

Die Frage bei der Beschneidungsdebatte ist einfach die, ob die Begründung, dass etwas eine religiöse Tradition ist, irgendetwas legitimieren darf, was andernfalls fragwürdig wäre? Und ist die Beschneidung von Jungen wirklich so dringend, dass sie nicht warten kann, bis er alt genug ist und sich selbst dafür entscheidet?