Offener Brief an die Nachfahren vom Escher

Sehr geehrte Damen und Herren

Als enthusiastischer Mitarbeiter der Credit Suisse ist es mir eine Freude Ihnen mitzuteilen, dass mein ganzes bänkisches Handeln von der Frage „Was hätte der alter Escher wohl davon gehalten?“ bestimmt und inspiriert wird.
Ich weiss zwar nicht genau, was der alte Haudegen Alfred von Schiffen und Wasser hielt, schliesslich bleibt er uns ja vor allem mit der Eisenbahn und dem Gotthard in Erinnerung, doch ist seit Anfang dieses Jahres seine Bahnhofplatzstatue als Galionsfigur an den Bug des metaphorischen CS-Klippers getuckert.

Hochachtungsvoll & Rumpeldipumpel
Eda

Blondinen bevorzugt

Anthropologen schätzen, dass zwischen 20 und 50 Prozent der menschlichen Gesellschaften zur Monogamie neigen. (Die Gesellschaften, wohlgemerkt, nicht deren Angehörige!) Demzufolge ist die Polygamie die am weitesten verbreitete Form des ehelichen Zusammenlebens. (Da „Zerogamien“ selten länger als eine Generation praktiziert werden, fallen sie, global betrachtet, nicht weiter ins Gewicht.)
Die grösste Dichte monogamer Gesellschaften findet man in Europa. Also ausgerechnet in jener Gegend, wo die Blondine herkommt – dieses unangefochten prominenteste Argument für die Polygamie. Wieso diese paradoxe Situation?
Eine mögliche Erklärung bietet der Anthropologe Peter Frost in seinem Paper „European hair and eye color : A case of frequency-dependent sexual selection?„, welches in der letzten Ausgabe des Journals „Evolution and Human Behavior“ (Volume 27, Issue 2) erschienen ist.
Ende der letzten Eiszeit sollen die Jäger und Sammler im Norden und Osten Europas mit einer dermassen unwirtlichen Umwelt konfrontiert worden sein, dass einerseits junge, unerfahrene Männer überdurchschnittlich oft nicht von den langen Jagdausflügen zurückkehrten und andererseits die Frauen die Nahnungsknappheit kaum mit Sammeln wettmachen konnten. Dies führte dazu, dass es einerseits mehr Frauen als Männer gab und andererseits, dass sich die Frauen mehr als anderswo auf die Versorgung der Männer verlassen mussten, was wiederum zu einem Absinken der aus der Männerknappheit resultierenden Polygynie (Vielweiberei) führte. Dies übte einen enormen Selektiondruck auf die europäischen Frauen aus und ein Effekt davon war wohl die ungewöhnliche Vielfalt der Haar- und Augenfarben, sowie ein merklicher Pigmentationsverlust der Haut.
Das erklärt aber natürlich nicht weshalb ausgerechnet die hellhäutigen Blondinen das Rennen vor den beispielsweise langnasigen Dunkelhäutigen machten? Ich persönlich schätze es lag daran, dass die Männer, wie gesagt, oft erst sehr spät von der Jagd zurück kamen und in der Dunkelheit die weissen Hintern nun mal besser zu sehen waren.
Das heisst also, dass Blondinen das Ergebnis einer äusserst harten Zeit sind. Und dass ein wesentlicher Bestandteil dieser unerfreulichen Härte die von der Natur aufgezwungene Monogamie war. Das ist Wissenschaft, nicht meine Meinung!

Ich möchte an dieser Stelle noch eine Illusion der Dunkelhaarigen zerstören. Man liesst immer wieder, dass laut einer WHO-Studie wegen irgendwelchen rezessiven Haargenen voraussichtlich im Jahre 2202 der letzte blonde Mensch geboren werden würde. Das ist insofern kompletter Humbug, als die WHO nie eine solche Studie in Auftrag gegeben hat, noch je von einer solchen gehört hat. Eine nette kleine Urbane Legende…

Vorsprung des Westens

Ich habe schon öfter Jared Diamonds Buch „Arm und Reich – Die Schicksale menschlicher Gesellschaften“ erwähnt. Er versucht darin die globale Verteilung der Armen und Reichen nicht an rassenbedingten Intelligenzmerkmalen aufzuhängen, sondern auf eher zufälligen geographischen Umständen der entsprechenden Regionen. Seiner These zufolge ist es beispielsweise nicht weiter verwunderlich, dass im Fruchtbaren Halbmond eine Wiege der Zivilisation entstand. Doch der geographische Determinismus geht noch weiter und liefert uns sogar eine Erklärung, weshalb sie sich nach Westen verschob und im Nahen Osten – um es provokativ auszudrücken – wieder verschwand. Das hat nichts mit der Religion zu tun, sondern einzig uns allein mit dem Ökosystem. Der Fruchtbare Halbmond war früher fruchtbar. Heute ist er es nicht mehr. Die Zivilisation hat ihren Tribut gefordert. Die Wälder wurden abgeholzt und konnten sich nicht mehr regenieren. In Europa waren wir keinen Deut besser, bloss, dass hier die Regeneration durch die klimatischen Umstände schneller funktioniert und mit unserer Wut gerade noch mitzuhalten vermochte. Natürlich entwickelte sich der Nahe Osten nicht zurück und liess die Zivilisation hinter sich, wie es in isolierten Weltgegenden durchaus bisweilen geschah. Der Westen hatte in der letzten Zeit einfach die besseren oder grüneren Karten, wenn man so will. Ein minimer Unterschied vielleicht, aber einer der entscheidende Folgen haben kann.
Andererseits ist die Zeitskala auf der wir uns mit dieser naturwissenschaftlich orientierten Geschichtswissenschaft bewegen eine von Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden, wo Persönlichkeiten und sogar Religionen in erfrischender Bedeutungslosigkeit verblassen. Und daher ist dieser Kulturkampf zwischen dem Islam und dem Westen nichts weiter als ein lächerlicher Pickel auf dem Hintern der Geschichte.

Geometrie des gesellschaftlichen Wandels

Ein weiteres soziologisches Werkzeug, das sicherlich mehr Beachtung verdient, ist die Choreographie der Covergirls auf Mode- und Schmuddelmagazinen.
Schaut man sich nämlich die Posen der leicht bekleideten, auf dem Cover abgebildeten Mädchen an, so stellt man fest, dass diese Bilder, wenn man sie als Einzelbilder einer Filmsequenz interpretiert, einen Bewegungsablauf skizzieren, der als eine tänzerische Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist verstanden werden kann.
Damit müsste man eigentlich Helen Gurley Brown, Alexander Liberman, Diana Vreeland, Hugh Hefner und Larry Flynt in die Reihe der illustren Choreographen wie Frederick Ashton, George Balanchine, Pina Bausch, Pierre Beauchamp, Matthew Bourne, Fabritio Caroso, Jackie Chan, Chandralekha, Jean Cocteau, John Cranko, Merce Cunningham, Jean Dauberval, Sergej Djagilew, Anthony Dowell, Guglielmo Ebreo, Michel Fokine, Martha Graham, Sammo Hung, Kurt Jooss, Johann Kresnik, Sarah Levy-Tanai, Susanne Linke, Cesare Negri, John Neumeier, Jean Georges Noverre, Wazlaw Fomitsch Nischinski, Rudolf Nurejew, Gret Palucca, Roland Petit, Domenico da Piacenza, Jerome Robbins, Uwe Scholz, Konstantin Michailowitsch Sergejew, Nikolai Grigorjewitsch Sergejew, John Taras, Twyla Tharp, Youri Vamos oder Sasha Waltz aufnehmen.

Der Segen der Religion

Es gibt so viele Gründe jemanden in die Luft zu jagen, aus seinen Gedärmen Strapse zu knüpfen oder ihn sonst wie um die Ecke zu bringen, aber auf dem cosmopolitischen Parkett scheint es meist im Auftrag des einen oder anderen Gottes zu geschehen.
Manche zählen Mammon auch zu den Göttern, doch das will ich hier nicht tun. Denn eine ganze Kultur zu zerstören, nur weil diese mehr Geld hat als meine, finde ich einen vergleichsweise guten Grund. Auch ein Land auszuhungern, weil ich finde, es beachtet nicht genügend die international anerkannten Menschenrechte, liegt trotz gewisser paradoxer Aspekte durchaus drin.
Doch wenn ich es im Auftrag Gottes tue, einer Instanz, zu der zufälligerweise nur ich die Telefonnummer habe, finde ich absolut nicht akzeptabel. Und ich gehe sogar so weit, dass jeglicher Kult, der um diese Telefonnummer ein Traritrara macht, potentiell menschenverachtend ist und daher prinzipiell verboten werden soll.

Der Klerus einer jeden Religion gibt vor, existentielle Fragen zu thematisieren und den Leuten eine Stütze zu sein. Doch mit dem Monopol auf die eine WAHRHEIT bekommen sie ein unheimlich diesseitiges Machtinstrument in die Hand, das mit den den existentiellen Fragen eigentlich nichts mehr am Hut hat.
Natürlich beunruhigt die Menschen die Frage danach, was wohl nach dem Tod aus ihnen wird. Und natürlich muss jeder sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Doch wenn jemand behauptet, die WAHRHEIT aus einer Erleuchtung oder Schrift oder Wasauchimmer zu kennen, so lügt diese Person schlicht und ergreifend. Sie weiss es vielleicht nicht, doch Unwissenheit macht nix wahrer oder gar grossbuchstabiger.

Ich plädiere hiermit also für die globale Abschaffung aller Religionen (nicht der persönlichen Spiritualität, wohlgemerkt) und die Inhaftsetzung all ihrer offiziellen Repräsentanten. Darüber hinaus fordere ich, dass jeder Kriegsgrund auf einer für alle überprüfbaren Basis steht und dass auch hier die Kriegstreiber im Nachhinein inhaftiert werden. Obwohl, vielleicht lieber schon vorher.

Die Erfindung des Kusses

Will man Tom Robbins glauben, so ist der Kuss die einzige wirklich brauchbare Erfindung, die ein Mann je zustande gebracht hat. Mit diesem kontrollierten einst die Ritter ihre Burgfräuleins, ob sie sich während ihrer Abwesenheit nicht am Met gütlich getan haben. Und weil es so viel Spass machte, liessen sich die Damen wesentlich häufiger kontrollieren, als es kriminologisch notwendig gewesen wäre.

Freiheit

Wenn es um die zukünftige Macht der Computer geht, so hört man häufig das Argument, dass es doch ziemlich riskant sei, sich allzu fest auf diese Maschinen verlassen zu wollen. Natürlich ist es riskant, doch ist es nicht genauso riskant, sich auf die Migros zu verlassen, dass sie uns jeden Tag Essen und Trinken zur Verfügung stellt? Oder auf die Wasserwerke, dass sie es mit dem Trinkwasser tun und das in einer zufriedenstellenden Qualität? Oder auf das Chlorophyll, dass es für uns genügend Sauerstoff produziert?
Es ist doch so, dass wir neue Technologien entwickeln und sie dann mit so vielen Redundanzen versehen, dass ein Ausfall so unwahrscheinlich wird, dass wir unsere Abhängigkeit einfach ignorieren können. Das ist Fortschritt. Okay, die Computer haben dieses Level noch lange nicht erreicht, nichtsdestotrotz verliert das Argument meines Erachtens durch diese Überlegung seine Gültigkeit.
Wenn man schon gegen Computer wettert, dann doch aber mit den richtigen Geschützen: Einerseits leiten sie einen fundamentalen Diskurswandel ein und andererseits – und das ist noch viel wichtiger – verkkkkkkkk…
*** SYSTEM ERROR ***

Die Macht der Magie

Wenn doch die Magie dem Zauberer eine solche Macht verleiht, weshalb hielten sich dann Könige in ihrem Gefolge Magier und Narren und nicht umgekehrt? Doch nicht etwa weil Magier bescheiden und frei von Gelüsten auf irdische Güter sind?

Nachtrag 7.6.2013:
Oder andersrum formuliert: Wodurch würde sich die Welt von unserer unterscheiden, wenn es keine Magie geben würde?