Offener Brief an die Nachfahren vom Escher

Sehr geehrte Damen und Herren

Als enthusiastischer Mitarbeiter der Credit Suisse ist es mir eine Freude Ihnen mitzuteilen, dass mein ganzes bänkisches Handeln von der Frage „Was hätte der alter Escher wohl davon gehalten?“ bestimmt und inspiriert wird.
Ich weiss zwar nicht genau, was der alte Haudegen Alfred von Schiffen und Wasser hielt, schliesslich bleibt er uns ja vor allem mit der Eisenbahn und dem Gotthard in Erinnerung, doch ist seit Anfang dieses Jahres seine Bahnhofplatzstatue als Galionsfigur an den Bug des metaphorischen CS-Klippers getuckert.

Hochachtungsvoll & Rumpeldipumpel
Eda

Zombies in der Waschküche

Es ist eine mächtig schlechte Idee, vor einem Zombie-Film noch schnell eine Ladung Wäsche in die Maschine zu schmeissen, denn spätestens wenn der Film irgendwann einmal zu Ende ist, muss man da runter in die Dungeons der Waschküche. Wenn die Zombies da einfach rumstehen und gemütlich vor sich hinsabbern würden, dann wäre es relativ einfach. Du holst deine Kettensäge oder Kalaschnikow und machst einfach mal kurzen Prozess. Aber wenn die Zombies nirgens zu sehen sind, die Wäsche nass ist und die Neonröhren ausgerechnet jetzt ihrem Ende zu zu surren scheinen, dann hilft dir auch kein Bügeleisen. Das ist Suspense vom Feinsten!

Und ich geh da nie wieder runter!

Spanische Brezeln

Habe heute in Oerlikon gerade noch den Zug Richtung Hardbrücke erwischt. Dort sollte ich dann eigentlich ohne Problem den Anschluss Richtung Killwangen-Spreitenbach kriegen. Doch der Zug kam nicht.
Irgendwann kann dann die S9 nach Zug.
Und später nochmals die S9 nach Zug.
Und dann wieder eine halbe Stunde später nochmals die S9 nach Zug. Die nahm ich dann, weil in Altstetten ein Brezelstand steht und ich auch da auf meinen Zug warten kann – mit einer Brezel.
In Altstetten angekommen, trudelte dann aber auch schon mein eigener Zug ein. Er kam über Oerlikon, wie schon all die vorhergehenden, die mich an der Hardbrücke wortwörtlich links liegen gelassen haben.
Wie es aussieht, erwischte ich ausgerechnet an dem Tag, an dem ich nicht umsteigen hätte müssen einen verspäteten Zug, der mich an einen Ort bringt, wo man niemandem nix darüber sagt, dass da keine Züge mehr fahren. Ich glaube, das sind in ihrer Brezellosigkeit geradewegs spanische Zustände.

And the Oskar goes to…

„Bei der 78. Verleihung der Academy Awards feierte Hollywood vor allem sich selbst“, kommentierte so ziemlich jede Zeitung die Oskar-Verleihung vom vergangenen Sonntag und kopierte damit vor allem sich selbst. Statt hier aber mit linguistischen Spitzfindigkeiten kollektive Egoplagiatur aufzudecken, nominiere ich stattdessen den Dokumentarfilm „Der Tag, als die Beatles (beinahe) nach Marburg kamen“ von Michael Wulfes zum besten Film in der Kategorie „Was man sich am späten Abend mit der Schwiegermutter anschauen kann ohne rot oder gelangweilt werden zu müssen.“
Es ist die Geschichte vom Friseur Ferdinand „Ferdie“ Kilian, der 1966 mit der Ankündignung, die Beatles würden in Marburg zwei Konzerte geben, die Stadt in helle Aufregung versetzte. Nachgestellte Szenen und Interviews mit Zeitzeugen wechseln sich ab und skizzieren ein amüsantes Portrait der 60er Jahre. Dass Kilian selbst einem Betrüger aufgesessen ist und die Beatles niemals auftauchen sollten, ist die bittere Pointe, die dem Zuschauer erst in der letzten Szene und der schlafenden Schwiegermutter gar nie enthüllt wird.

Heute im Zug

Folgenden Dialogfetzen habe ich heute im Zug aufgeschnappt. Es unterhielten sich drei Teenies, zwei Jungs und ein Mädchen, über einen vierten.

Er1: Er ist auch kein Playboy oder so.
Sie: Ich würde nicht mal mit ihm, wenn ich einen Absturz hätte.
Er2: Er steht auf Frauen, die Opern hören.

Das brachte mich zum Grübeln. Es gibt Typen, die sind Playboys, und andere, die es nicht sind. Daran lässt sich nun mal nichts ändern. Dass Frauen jedoch ihre Absturzaffairen planen und gewisse Männer, vorzugsweise letztere, kategorisch ausschliessen, finde ich doch bestürzend. Und dass in einem solchen Umfeld einer jener Benachteiligten einen derart exquisiten Geschmack kultiviert, betrachte ich entweder als halsbrecherisch verwegen oder als durchtrieben raffiniert. Verwegen, weil er sich damit den Darwin-Award noch zu Lebzeiten sichern könnte. Und raffiniert, weil er sich hier auf ein bestimmtes Marktsegment spezialisiert, dadurch per Definitionem ein Playboy wird und sich so elegant dem kategorischen Ausschluss entzieht. Und wenn auch das nicht funktioniert, dann kriegt er wenigstens eins der nekrophoben Darwin-Award-Preisträger-Groupies ab.

Ich glaube nicht, dass sie über mich sprachen.

Ein hübsches Lächeln ist die beste Werbung

Als ich heute in den Zug einstieg, lächelte mir ein hübsches Mädchen zu.
Sie war irgendwo zwischen 16 und 19, schätze ich, also sollte ich wohl eher „eine hübsche junge Frau“ sagen, nicht? Für eine „Dame“ war sie zu jung und darüber hinaus trug sie keine Perlen, was sonst ein untrügerisches Zeichen für Damenhaftigkeit gewesen wäre. Aber „Frau“ klingt hier irgendwie zu reif und auch zu biologisch, so als ob ich anhand ihrer primären Geschlechtsmerkmale ihr Geschlecht bestimmt hätte, dabei hatten diese absolut keinen Einfluss auf meine Zuweisung des verwendeten ästhetischen Attributs. Ich könnte natürlich auch sagen, dass es „ein hübsches Ding“ gewesen ist. Das ist zwar ein niedlicher Ausdruck, doch kaum brauchbar auf einer etwas formelleren Ebene. Und „Tussi“, obgleich in diesem Fall vielleicht sogar zutreffend, lenkt die Gedanken in eine unbeabsichtigte Richtung. Ideal wäre an sich „Fräulein“, das klingt zwar hässlich, doch trifft es exakt die gesuchte Altersgruppe, nur leider ist das mittlerweile regelrecht verboten. Und „Mademoiselle“, „Signorina“, „Señorita“ oder „Slecna“ zu verwenden, wäre zwar an sich erlaubt – ja, es würde sogar irgendwie ziemlich hübsch klingen -, aber es ist leider viel zu gewöhnungsbedürftig.
Und überhaupt, „Frau“ ist eigentlich ein äusserst problematischer Begriff. Er bezeichnet nämlich vier völlig verschiedene Kategorien: die des biologischen Geschlechts („Frauen haben Eierstöcke.“), die der ehelichen Besitzanzeige („Meine Frau kocht.“), die der Art und Weise wie man über eine Frau spricht („Frau Hablützl singt.“) und in der Art und Weise, wie man eine Frau anspricht („Guten Tag, Frau Hablützl!“). Interessanterweise bestreitet der Mann diese vier Kategorien mit zwei verschiedenen Begriffen: „Mann“ und „Herr“.
Und wenn ich mich in der Phrase „eine hübsche, junge Frau“ auf die erste Kategorie beziehe, dann schimmern nichtsdestotrotz die anderen auch noch ein bisschen durch.
Und während ich so darüber das alles nachdenke, höre ich auf einmal wie sie über ihr Handy ihrem Chef zu erklären versucht, dass sie eben gerade jetzt bemerkt habe, dass sie ihr Werkzeug zuhause vergessen hat. Und dass sie überlege, nochmals schnell umzukehren und es zu holen. Doch leider ging das nicht, denn schon um neun würde sie Waschen und Legen müssen. Zum Glück etwas, wozu man kein Werkzeug brauche.
Wie es das Schicksal dann weiter mit ihr gemeint hat, weiss ich nicht, aber offenbar galt ihr entzückendes Lächeln weniger mir, als vielmehr meiner Frisur. Respektive deren Abwesenheit in Kombination mit dem Angebot ihrer kunsthandwerklichen Dienste.

Erwachet !!

Und wieder mal wurde mir an einem grauen Tag die Maiausgabe vom „Erwachet“ abgeboten. Doch diesmal war die Zeugin weder jung noch der deutschen Sprache mächtig – es klang irgendwie nach Salvatore im „Der Name der Rose“. Aber wozu lernt man Fremdsprachen, wenn nicht um auch mit welschen Missionaren über Gott und den Teufel plaudern zu können? Also erklärte ich ihr in meinem eben in Südamerika erworbenen Pidgin, dass die Welt zweifellos bellissimo sei, es aber meiner Meinung keinen dios brauche um sie zu construiere. Fisika y evolution seien im Grunde suffisante forte dafür. Sie aber erwiderte, dass es offensichtlich no evolution gäbe, habe sich doch der Homo seit seiner creation im paradiso nicht mutare. Und überhaupt, sonst würde es ja in der Biblo stehen. Creo ergo logico.

Infitesimales Toilettenpapier

Kulturelle Unterschiede spiegeln sich durchaus auch im Toilettenpapier wieder (diese Formulierung ist beeindruckend mehrlagig!).
Es ist zwar etwas abwegig in einer kulturkritischen Diskusion Sylvester Stallone als ein vorbildliches Beispiel anzuführen, doch was er im Film Demolition Man auf dem Gebiet der „Toilettenhygiene im Wandel der Zeit“ geleistet hat, ist durchaus der Erwähnung wert: Aus einem Kryoschlaf erwacht, findet er auf dem Klo statt Toilettenpapier drei Muscheln, mit denen er bis ans Ende der Film einfach nichts anzufangen weiss.
Wenn man sich diesen und diesen Artikel in der Wikipedia so anschaut, so merkt man rasch, dass es so gut wie nichts gibt, was nicht zur Reinigung der Ausscheidungsorgane nach dem Stuhlgang oder nach dem Harnlassen verwendet wurde. (Bezeichnenderweise wurde in Japan das Toilettenpapier ausgerechnet in der Edo-Zeit eingeführt.)
Um was es mir hier jedoch geht, ist die Qualität des Papiers als ein soziologischer Inikator für dessen Verwendungsgebiert. Mir ist aufgefallen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Schmirgeleffekt des Toiletten- und dem preislichen Sinken des Aktienpapiers einer Firma gibt. Ob es auch im umgekehrten Fall eine Korrelation gibt, weiss ich nicht. Weiter ist mir aufgefallen, dass chilenisches Toilettenpapier dazu neigt sich im Kontakt mit Feuchtigkeit komplett aufzulösen. Dies ist bewundernswert in ökologischer Hinsicht, doch nicht sehr dienlich bei seinem eigentlichen Verwendungszweck. Argentinisches Toilettenpapier hingegen besitzt die verblüffende physikalische Eigenschaft, dass es mit dem Falten zwar schwerer nicht jedoch dicker und stabiler wird. (In beiden Ländern gehört das Toilettenpapier übrigens nicht ins Klo geworfen!)
Welche konktreten Schlüsse sich aus diesen Unterschieden ziehen lassen, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich will mich aber aber auch nicht als Soziologen verstanden sehen, sondern eher als soziologischen Werkzeugmacher.

Madrid – Präzision der Unordung

Der Flughafen von Madrid funktioniert nicht und nichts darin funktioniert. Spanien ist ein Land mit notorischem Wassermangel und alle Klos spülen alle zwei Minuten automatisch. Nach einem 12-stündigen Flug mit 6 Stunden Verspätung beim Abflug leiten sie die Organisation der Konsequenzen erst bei der Landung ein. Die Wegweiser zu den Gates gehen bis S50, dahinter hat es aber noch mehr. Fünf Maschinen Starten und nur zwei Beamte kontrollieren die Pässe. Eine Maschine verspätet sich beim Start und die nächsten Infos soll es um sechs geben, abgeflogen wird um viertel vor.

Wenn man dies extrapoliert, so ist es eigentlich ein Wunder, dass Kolumbus Amerika entdeckt hat. Obwohl, er hat ja den Erdumfang falsch berechnet und erst dadurch die reelle Chance aufgetischt bekommen, überhaupt irgendwo anzukommen.
Und dabei war es selbst noch nicht einmal Spanier…

Ein Blick in die Webcam

Ich habe gestern in einem üppigen Ausschnitt einem Anhänger ausmachen können, der verdächtig nach einer Webcam aussah. Das ist eine grandiose Idee: Schaut jemand direkt in die Kamera, so weisst du, dass er ungezogen war. Das wäre mal ne Reality-Show. Möpse sieht mal überall zur Genüge, aber nicht die Reaktionen, die sie hervorrufen.

Um es vielleicht nicht ganz so moralinlastig zu inszenieren, könnte man die Webcam an verschiedenen Orten installieren und man muss dann anhand der Reaktionen der Passanten erraten, wo sie wohl steckt.

Bruce-Brothers

Mein Vater verwechselt dauernd Tom Cruise und Bruce Willis. Eigentlich ist das nicht weiter verwunderlich, unterscheiden sich die Filme der beiden doch nur marginal. Das Duo läuft daher in unserer Familie als Brucecruise.

Wort-Budget

Mir ist aufgefallen, dass ich hier in Argentinien, da der Sprache nicht allzu mächtig, nur relativ selten das Wort an jemand anderen als an meine Freundin richte. Begegne ich dann aber mal jemandem, der mich versteht, so neige ich – ehrlich gesagt – ein bisschen zum Quasseln.
Ich hege den leisen Verdacht, dass jeder ein Pensum an Worten hat, die er täglich loswerden sollte. Natürlich kann man den Pegel über längere Zeit auf ein anderes Niveau bringen, aber kurzzeitige Zuviels oder Zuwenigs haben zweifellos irgendwelche Nebenwirkungen. Welche das sind, ist wohl von Person zu Person verschieden, und ob sie schädlich sind, ist wohl ebenso unterschiedlich.

Mal sehen…

Reich und Arm

In Argentinien tragen alle Schüler Uniformen. Die Mädchenschulen scheinen dabei besonders knapp bei Kasse zu sein, wenn man die Menge an zur Verfügung gestelltem Stoff als Kriterium herbei zieht.
Das absolute Highlight ist aber eine Schule die ihren Schülern (beiderlei Geschlechts) kurze, weisse Kittel verschreibt, die dann mit allem möglichem kombiniert werden können. Der Kittel gibt modisch nicht allzu viel her, das muss leider zugegeben werden. Ein Mädchen schaffte aber die Kurve auch diesem Outfit Sexappeal zu verleihen: Sie trug abgesehen von diesem Kittel rein gar nix.