Wickie ist ein Junge und daran gibt es nichts zu rütteln. Punkt!

Wickie als Mädchen verstehen zu wollen, verlangt schon eine gehörige Portion Selbsttäuschung. Wickie mag wohl die Haare lang tragen und das Beinkleid entbehrt auch nicht einer gewissen Ähnlichkeit zu einem Mini, doch hat letzteres absolut nichts zu heissen, denn ganz unzweifelhaft zieht die wikinger Damenmode Röcke vor, die bis zum Boden reichen. Und nur weil er ein bisschen feige ist und rosa Strümpfe trägt, muss er ja nicht gleich ein Mädchen sein.
Besonders hartnäckige Ignoranz wird von den Irrgläubigen jedoch an all jenen Stellen verlangt, wo über Wickie in der dritte Person gesprochen wird und bisweilen sogar mit jenem Pronomen, welches ziemlich deutlich zwischen den Geschlechtern zu unterscheiden vermag. Und wenn Halvar stolz verkündet, dass der Ursprung der Genialität seines SOHNES ja wohl klar sei, so ist Zynismus hier zwar eine durchaus legitime aber sinnlos abwegige Interpretationsmöglichkeit.
Abschliessen möchte ich meine Beweiskette mit einem Auszug aus dem Titellied, das wir alle mitgesungen haben: „Die Angst vorm Wolf macht IHN nicht froh, und im Taifun ists ebenso, doch Wölfe hin, Taifune her, die Lösung fällt IHM gar nicht schwer“.
Wie oberflächlich und abgebrüht muss man sein, dass man ob all dieser wirklich überdeutlichen Hinweise mit dem Geschlecht von Wickie ins schleudern kommt?

And the Oskar goes to…

„Bei der 78. Verleihung der Academy Awards feierte Hollywood vor allem sich selbst“, kommentierte so ziemlich jede Zeitung die Oskar-Verleihung vom vergangenen Sonntag und kopierte damit vor allem sich selbst. Statt hier aber mit linguistischen Spitzfindigkeiten kollektive Egoplagiatur aufzudecken, nominiere ich stattdessen den Dokumentarfilm „Der Tag, als die Beatles (beinahe) nach Marburg kamen“ von Michael Wulfes zum besten Film in der Kategorie „Was man sich am späten Abend mit der Schwiegermutter anschauen kann ohne rot oder gelangweilt werden zu müssen.“
Es ist die Geschichte vom Friseur Ferdinand „Ferdie“ Kilian, der 1966 mit der Ankündignung, die Beatles würden in Marburg zwei Konzerte geben, die Stadt in helle Aufregung versetzte. Nachgestellte Szenen und Interviews mit Zeitzeugen wechseln sich ab und skizzieren ein amüsantes Portrait der 60er Jahre. Dass Kilian selbst einem Betrüger aufgesessen ist und die Beatles niemals auftauchen sollten, ist die bittere Pointe, die dem Zuschauer erst in der letzten Szene und der schlafenden Schwiegermutter gar nie enthüllt wird.

Schneefreier Bauchnabel

„Siehst Du? Die hat auch sowas an“, beklagte sich im Bus ein Mädchen bei ihrem Vater und deutete auf ein anderes, das bauchfrei und bestöckelschuht draussen durch den Schnee stapfte.
„Die kriegt davon auch eine Lungenentzündung“, war die trockene Antwort ihres modischen Vormunds.
Der Schnute nach zu urteilen, welche nun das Mädchen zog, schien die Logik hinter dieser Replik alles andere als stringent zu sein. Denn was, bitteschön, hat eine Lungenentzündung mit einem rattenscharfen Outfit zu tun? Und kommt jetzt bitte nicht mit blöden Kausalitäten! Hier geht es einzig und allein um die Identität eines Mädchens, die auszudrücken und auszuleben es widerrechtlich behindert wird.
Und mal abgesehen davon, wenn der Vater schon seiner Tochter diesen Kleiderstil verbietet, dann sollte er ihm an anderen Mädchen auch nicht nachschauen dürfen.

Blondinen bevorzugt

Anthropologen schätzen, dass zwischen 20 und 50 Prozent der menschlichen Gesellschaften zur Monogamie neigen. (Die Gesellschaften, wohlgemerkt, nicht deren Angehörige!) Demzufolge ist die Polygamie die am weitesten verbreitete Form des ehelichen Zusammenlebens. (Da „Zerogamien“ selten länger als eine Generation praktiziert werden, fallen sie, global betrachtet, nicht weiter ins Gewicht.)
Die grösste Dichte monogamer Gesellschaften findet man in Europa. Also ausgerechnet in jener Gegend, wo die Blondine herkommt – dieses unangefochten prominenteste Argument für die Polygamie. Wieso diese paradoxe Situation?
Eine mögliche Erklärung bietet der Anthropologe Peter Frost in seinem Paper „European hair and eye color : A case of frequency-dependent sexual selection?„, welches in der letzten Ausgabe des Journals „Evolution and Human Behavior“ (Volume 27, Issue 2) erschienen ist.
Ende der letzten Eiszeit sollen die Jäger und Sammler im Norden und Osten Europas mit einer dermassen unwirtlichen Umwelt konfrontiert worden sein, dass einerseits junge, unerfahrene Männer überdurchschnittlich oft nicht von den langen Jagdausflügen zurückkehrten und andererseits die Frauen die Nahnungsknappheit kaum mit Sammeln wettmachen konnten. Dies führte dazu, dass es einerseits mehr Frauen als Männer gab und andererseits, dass sich die Frauen mehr als anderswo auf die Versorgung der Männer verlassen mussten, was wiederum zu einem Absinken der aus der Männerknappheit resultierenden Polygynie (Vielweiberei) führte. Dies übte einen enormen Selektiondruck auf die europäischen Frauen aus und ein Effekt davon war wohl die ungewöhnliche Vielfalt der Haar- und Augenfarben, sowie ein merklicher Pigmentationsverlust der Haut.
Das erklärt aber natürlich nicht weshalb ausgerechnet die hellhäutigen Blondinen das Rennen vor den beispielsweise langnasigen Dunkelhäutigen machten? Ich persönlich schätze es lag daran, dass die Männer, wie gesagt, oft erst sehr spät von der Jagd zurück kamen und in der Dunkelheit die weissen Hintern nun mal besser zu sehen waren.
Das heisst also, dass Blondinen das Ergebnis einer äusserst harten Zeit sind. Und dass ein wesentlicher Bestandteil dieser unerfreulichen Härte die von der Natur aufgezwungene Monogamie war. Das ist Wissenschaft, nicht meine Meinung!

Ich möchte an dieser Stelle noch eine Illusion der Dunkelhaarigen zerstören. Man liesst immer wieder, dass laut einer WHO-Studie wegen irgendwelchen rezessiven Haargenen voraussichtlich im Jahre 2202 der letzte blonde Mensch geboren werden würde. Das ist insofern kompletter Humbug, als die WHO nie eine solche Studie in Auftrag gegeben hat, noch je von einer solchen gehört hat. Eine nette kleine Urbane Legende…

Chicks n Jeeps

U1_autosaloonDer Autosaloon öffnet mal wieder seine Pforten und die Automobilindustrie lenkt mal wieder mit leichtbekleideten Damen von den kleinen Macken ihrer neuen Karossen ab. Letzteres hoffe ich zumindest.
Ich sehe ja durchaus ein, dass man die Vorzüge eines Hemdes am besten an einer Person demonstriert. Und es entbehrt auch nicht einer gewissen Logik, wenn diese Person dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Und so gern ich es täte, ich glaube nicht, dass man dessen magersüchtiges Erscheinungsbild einem fiesen Misanthropen anlasten kann. Vielmehr fürchte ich, dass wir uns da einfach irgendwie hineingesteigert haben.
Ich verstehe ja auch noch, warum auf Werbeplakaten für IKEA-Schränke sich eine sexy Schwedin lasziv an einen Leksvik schmiegt. Schliesslich bleibt dieser nicht stehen, wenn ihn keiner hält. Doch obgleich sie damit falschere Hoffungen wecken, lassen sie die Blondine nichtsdestotrotz weg.
Und natürlich kann ich nichts einwenden gegen die Nackedeis im Playboy. Immerhin würde man ansonsten die zoologische Sensation des Buschelschwänzchens ja nie zu Gesicht bekommen.
Und seit der Lektüre von Umberto Ecos „Platon im Stripteaselokal“ anerkenne ich auch den Verdienst der Entkleidungskünstlerinnen für die Ideenlehre. Ich bin zwar kein Anhänger von dieser, doch das ist nicht der Punkt.
Aber die schmucken Hostessen neben dem schicken Schlitten täuschen auch mit noch so detailliertem Fachwissen nicht darüber hinweg, dass ihre Beziehung zum Automobil nur schlüpfrigverträumter Natur ist. Und selbst das würde nicht so schlimm sein, wenn es nur nicht so offensichtlich wäre, so plump, so unendlich weit entfernt von jeder Raffinesse.

Ist das für die Frauen nicht erniedrigend? Wie fühlen sie sich bei so etwas? Doch kaum so, wie bei jedem anderen Job?
Gibt es im Modellbusiness eigentlich so etwas wie einen „Prestigeindex“ für die einzelnen Gigs? Etwas, das eine Arroganz-Hierarchie in dieser Berufsgruppe rechtfertigen würde? Ich bezweifle nämlich, dass sich Modelle, die auf den Laufstegen von Paris, New York und Milano die Haute Couture irgendeines schwulen Exzentrikers präsentieren, als ebenbürtig mit Kolleginnen verstehen, welche für Damenbinden im Fernsehen werben, Dessous in Erotik-Versand-Katalogen vorführen oder nackt auf Bierflaschen posieren. In die letzte – natürlich dennoch durchaus ehrenwerte – Kategorie zähle ich, wie wohl kaum jemanden überraschen dürfte, auch die Autosaloon-Tussis. Nicht so ehrenwert und gänzlich ohne Raffiness, fürchte ich, sind indessen diejenigen, welche die Mädchen für diesen Job engagieren…

Hühner im Weltall

In Anbetracht der gegenwärtigen Probleme, die uns die gefiederte Massentierhaltung in Kombination mit einer globalen Bazillenfreizügigkeit bereiten, liegt die Lösung geradezu auf der Hand: die Geflügelaufzucht in den Weltraum zu verlagern.
Da die Transportkosten zur Zeit jedoch geradezu astronomisch sind und darüber hinaus jeder Abholservice potentiell Krankheiten in dieses hermetisch abgeschlossene Hühnersystem einschleppen könnte, liesse sich sicher ein Mechanismus konstruieren, der die Hühner zu gegebener Zeit einfach auf die Erde katapultiert. Auf diese Weise würden sie erst im Vakuum optimal haltbar gemacht und dann beim Eintritt in die Eratmosphäre knusprig geröstet.
Und wenn man bedenkt, wie viel Platz da oben ist, so sollte eigentlich der Auslauf kein Thema sein.
Das einzige noch nicht gelöste Problem ist der Rückstoss beim Eierlegen.