Endlager für die Seele

Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.

Gott

Wenn es doch nur so einfach wäre… Wie sich herausstellen sollte, assen Adam und Eva davon und starben weder am selben Tag, noch nach 930 Jahren. Sie „leben“ noch heute. Also ihre Seelen. (Sei es nun frohlockend im Himmel oder jammernd in der Hölle.)

Auf jeden Fall scheint fast so, als seien die Seelen, wenn erst mal erschaffen, einfach nicht mehr tot zu kriegen. Sie sind der radioaktive Abfall der Kosmogonie und es wurden verschiedene Methoden entwickelt diese endzulagern.

Der biblische Gott führt gerade eine Machbarkeitsstudie durch mit Himmel und Hölle. Jeder kann sich sein Endlager nach eigenem Gusto aussuchen. Manche ziehen ewiges frohlocken dem ewigen Jammern vor, andere andersrum. Eine spätere Verschiebung ist wohl wegen der Gefahr der Kontamination der Umgebung leider nicht mehr möglich.

Auf den ersten Blick scheint die Entscheidung zwischen Himmel und Hölle ein absoluter No-Brainer zu sein. Doch so einfach ist das nicht. Man muss nämlich bedenken, dass der Unterhaltungswert des Frohlockens sich nach einer Million Jahren wahrscheinlich ändern und es früher oder später zu einer echten Qual werden wird. Und umgekehrt liegt es daher auch nahe anzunehmen, dass sich auch unsere Einschätzung über die Höllenqualen mit der Zeit ändert.

Wenn mit genügend Zeit aus dem Himmel die Hölle wird und aus der Hölle der Himmel, dann braucht es gar keine verschiedene Lagerstätten. Eine reicht. Eigentlich genial.

Aber über das Recycling hätte man sich vielleicht früher Gedanken machen sollen?

Es gibt keine Vegetarier im Paradies

Adam und Eva lebten nach dem Sündenfall noch gut 1000 Jahre – und das trotz Gottes Zusicherung des unmittelbaren Todes nach dem Verzehr der Frucht vom Baum der Erkenntnis. Hätte Eva sich zurück gehalten, wären sie gar nicht gestorben (und mit ihnen nicht alle Menschen und Tiere und Pflanzen und Pilze und Sterne). Sie hätten statt zu sterben ewig gelebt, so wie es die Bakterien, Archeen und einzelligen Eukarionten hier auf der Erde und Adam und Eva im Paradies 1 (bloss ohne viele der Menschen2 und alle Tiere3 und Pflanzen4 und Pilze5 und Sterne6) noch immer tun.

Folgendes macht mich aber stutzig: Woher wissen wir, dass Adam und Eva nicht von Anfang an sterblich waren? Bei 1000 Jahren Lebenserwartung wird man nach den ersten paar Tagen noch nicht viel von dem langsamen Zerfall bemerken, der am Ende zum Tod führen wird.
Ohne eine gründliche medizinische Untersuchung7 (im Idealfall über einen längeren Zeitraum hinweg), lässt sich so etwas unmöglich bestimmen. Sollen wir also wirklich auf die Selbsteinschätzung von ein paar Teenagern vertrauen? Mit 158 fühlt sich auch heute noch jeder unsterblich – wie muss es da erst gewesen sein, als es noch keine Alten (und Horrorfilme) gab, die einen lästigerweise dauernd daran erinnern, dass es vielleicht doch nicht so ist?

Die Raubtiere waren bis zum Sündenfall Vegetarier! Ja, das deutet tatsächlich darauf hin, dass im Paradies irgendetwas anders lief.
Doch wie lange brauchten Adam und Eva um es zu verkacken? Wenn es ein paar Stunden oder Tage waren9, dann hatten die Raubtiere vielleicht einfach noch keinen grossen Hunger? Die wussten damals ja noch nicht, wie lecker Fleisch ist, und versuchten sich in ihrer Unwissenheit von Pflanzen und Früchten zu ernähren. Das funktioniert durchaus eine Weile lang.
Für eine zuverlässige Analyse braucht es auch in diesem Fall etwas mehr anatomisches Know how und definitiv mehr Zeit.