Carretera Austral

Einer der schönsten Teile unserer Reise durch Argentinien und Chile war die „Carretera Longitudinal Austral Presidente Pínochet“, die mehr als 1000 km lange Schotterpiste von Puerto Montt bis Villa O´Higgins im Süden Chiles. Nun haben wir aber gestern im Fernsehen den Dokumentarfilm „Carretera Austral – Die Abenteuerstrasse Patagoniens“ von Ebbo Demant gesehen und als wir uns diesen so anschauten, beschlich uns das dumpfe Gefühl, dass es da zweifellos ganz schön sein mag, aber dass man da deswegen noch lange nicht gleich hinzureisen braucht.
Also das pure Gegenteil zu dem, was wir vor Ort empfanden.

Die Orte, die im Film besucht wurden, haben auch wir uns angesehen und geregnet hat es bei uns allem Anschein nach auch wesentlich mehr, doch die bittere Armut, die dort sicherlich auch herrscht, wie auch die Gräueltaten an der Natur, die dort im Namen des Fortschritts begangen wurden, drängten sich uns längst nicht so auf wie in diesem Film. Vielleicht wollten wir diese auch nicht sehen, das ist schon möglich, doch hege ich den leisen Verdacht, dass die Filmcrew dem gegenüber nichts anderes sehen wollte. Schliesslich wurde diese Strasse von einem Diktator gebaut und da ist es unsere moralische Pflicht, nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, dass daraus etwas Gutes entstehen kann.
Wir sahen es wohl etwas anders. Da ist ein unbeschreiblich schöner Fleck, der bis vor kurzem so gut wie unzugänglich war. Der eiserne menschliche Wille hat ihn erschlossen, doch nur für jeweils zwei Monate im Jahr. Während dem Rest des Jahres gehört die Natur sich selbst. Dort zu leben ist hart, aber man ist immerhin ein Pionier. Und dieser Pioniergeist war da und – so schien es uns zumindest – immer noch sehr gut spürbar. Und abgesehen davon steht in jedem dritten Dorf ein ernstgemeintes Pínochet-Denkmal.
Und wenn alles andere auch nicht funktioniert, so sind wir immer noch in Chile, wo es an jeder Ecke eine Apotheke hat und ein Aspirin immer in Reichweite ist.

Vielleicht sollte ich die nächste Feriendestination nach dem übelsten Dokumentarfilm auswählen. Schliesslich gibt es immer auch noch andere Perspektiven.

Infitesimales Toilettenpapier

Kulturelle Unterschiede spiegeln sich durchaus auch im Toilettenpapier wieder (diese Formulierung ist beeindruckend mehrlagig!).
Es ist zwar etwas abwegig in einer kulturkritischen Diskusion Sylvester Stallone als ein vorbildliches Beispiel anzuführen, doch was er im Film Demolition Man auf dem Gebiet der „Toilettenhygiene im Wandel der Zeit“ geleistet hat, ist durchaus der Erwähnung wert: Aus einem Kryoschlaf erwacht, findet er auf dem Klo statt Toilettenpapier drei Muscheln, mit denen er bis ans Ende der Film einfach nichts anzufangen weiss.
Wenn man sich diesen und diesen Artikel in der Wikipedia so anschaut, so merkt man rasch, dass es so gut wie nichts gibt, was nicht zur Reinigung der Ausscheidungsorgane nach dem Stuhlgang oder nach dem Harnlassen verwendet wurde. (Bezeichnenderweise wurde in Japan das Toilettenpapier ausgerechnet in der Edo-Zeit eingeführt.)
Um was es mir hier jedoch geht, ist die Qualität des Papiers als ein soziologischer Inikator für dessen Verwendungsgebiert. Mir ist aufgefallen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Schmirgeleffekt des Toiletten- und dem preislichen Sinken des Aktienpapiers einer Firma gibt. Ob es auch im umgekehrten Fall eine Korrelation gibt, weiss ich nicht. Weiter ist mir aufgefallen, dass chilenisches Toilettenpapier dazu neigt sich im Kontakt mit Feuchtigkeit komplett aufzulösen. Dies ist bewundernswert in ökologischer Hinsicht, doch nicht sehr dienlich bei seinem eigentlichen Verwendungszweck. Argentinisches Toilettenpapier hingegen besitzt die verblüffende physikalische Eigenschaft, dass es mit dem Falten zwar schwerer nicht jedoch dicker und stabiler wird. (In beiden Ländern gehört das Toilettenpapier übrigens nicht ins Klo geworfen!)
Welche konktreten Schlüsse sich aus diesen Unterschieden ziehen lassen, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich will mich aber aber auch nicht als Soziologen verstanden sehen, sondern eher als soziologischen Werkzeugmacher.

Berge von Schuhen

Es gibt in Ushuaia einen Schuhladen, der hat es in sich. Das Lokal ist leer bis auf einen riesigen Haufen Schuhe in einer Ecke und drum herum stehen Höcker auf die man sich zum Anprobieren setzen kann. Alles sind Damenschuhe, doch reicht das Sortiment von Flipflops über Wanderschuhe bis hin zu Plateau-High-Heels. Frau sucht sich einfach ein passendes Paar aus…

Ist das nun das Paradies oder der Albtraum einer Frau?