Worldbuilding & Plotholes & Verschwörungstheorien

DARUM GEHT ES BEI CORONA! EUER EGO SOLL IN EINE CLOUD HOCHGELADEN WERDEN, DIE LEITUNG IN EUREN KÖRPER WIRD GELEGT DURCH EINE IMPFUNG UND DIE DARIN ENTHALTENE NANOTECHNOLOGIE STELLT DIE VERBINDUNG HER ZUR CLOUD! IHR SOLLT UNGEFRAGT UNSTERBLICH WERDEN, DAMIT IHR IN DIESER MATERIELLEN WELT VERFANGEN BLEIBT UND NIEMALS EUREN SEELENFRIEDEN BEKOMMEN KÖNNT, NIEMALS ZU GOTT KOMMEN KÖNNT! DAS IST SATANS PLAN!

ATTILA HILDMANN 60.6K Abonnenten
Es ist wohl nicht Attila der Hunnenkönig, hier in Fritz Langs „Die Nibelungen“ (1924)

Ich weiss nicht, wer dieser Attila ist und ob er es tatsächlich so formuliert hat, aber da es in Grossbuchstaben geschrieben steht, ist es die WAHRHEIT und nichts als die WAHRHEIT.

Wahrheit à la Wikipedia

WAHRHEIT, ALLES, WAS GROSS GESCHRIEBEN STEHT ODER LAUT GENUG1 AUSGESPROCHEN WIRD.

1 Das „genug“ soll eine gewisse Relativität der Wahrheit zum Ausdruck bringen. AB 76 DEZIBELL IST DIE WAHRHEIT ABER ABSOLUT.

Folglich leben wir in einer Welt, in der zusätzlich zu den Dingen, die wir bis jetzt gewusst haben, auch noch folgendes gilt:

  • Das Ego ist digitalisierbar.
  • Es gibt eine funktionierende und breit einsetzbare Nanotechnologie.
  • Diese Nantotechnologie kann das Ego vor Ort digitalisieren und die Daten ungefragt in die Cloud hochladen.
  • Das Hochladen geschieht wahrscheinlich(?) drahtlos.
  • Es gibt genügend Speicherkapazität um das Ego aller Menschen zu speichern.
  • Es ist dank der Digitalisierung und dem Speichern in der Cloud möglich, dem Ego auf beliebige Zeit die Ausreise aus dem Diesseits zu verwehren.
  • Es gibt einen Gott, bei dem das Ego nach dem Tod seinen Seelenfrieden finden kann, und einen Satan, der das zu verhindern versucht.

Das sind nicht einfach bloss ein paar weitere interessante Fakten über die Welt. Sie eröffnen völlig neue Dimensionen bei dem, was in unserer Welt möglich ist.

Worldbuilding à la Wikipedia

Worldbuilding is the process of constructing an imaginary world, sometimes associated with a whole fictional universe. Developing an imaginary setting with coherent qualities such as a history, geography, and ecology is a key task for many science fiction or fantasy writers. Worldbuilding often involves the creation of maps, a backstory, and races (If you are writing speculative fiction), including social customs and, in some cases, an invented language for the world.

Da diese Dinge nicht nur in der Theorie möglich sind, sondern unmittelbar vor der weltweilten Einführung stehen zu stehen scheinen, also auch genügend getestet wurden um das ganze Unterfangen nicht sofort auffliegen zu lassen, können wir mit gutem Gewissen folgende Schlussfolgerungen ziehen:

Menschen mit digitalisiertem Ego sind von Menschen, bei denen die Digitalisierung noch nicht durchgeführt wurde, nicht oder kaum zu unterscheiden. Sprich, sie werden nicht ihres Egos beraubt und als durch die Welt schlurfende Zombies zurückgelassen. Weil das zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde und dem ganzen Projekt schnell einen Strich durch die Rechnung machen würde.

Wenn ein Ego trotz des Körpertodes das Diesseits nicht verlassen kann, weil in der Cloud eine digitalisierte Version existiert, dann bedeutet das, dass durch die zweite Instanz des Egos sowas wie eine weitere Verankerung im Diesseits geschaffen wurde.
Das was in der Cloud gespeichert ist, ist aber nicht nur eine Verbindung zwischen Diesseits und dem Ego, sondern das Ego selbst, denn es steht geschrieben: „EUER EGO SOLL IN EINE CLOUD HOCHGELADEN WERDEN“ und nicht „Euer Ego soll in einer Cloud befestigt werden“.

Alles, was digital ist, ist auch beliebig kopierbar.

Daher wird man, um sicher zu stellen, dass die digitalisierten Egos nicht versehentlich doch mal entwischen, sicherlich mehrere Backups der digitalisierten Egos in der Cloud aufbewahren. Vielleicht auch das eine oder andere in gebundener oder gemeisselter Form.

Und das bedeutet, dass das Ego erst das Diesseits verlassen kann, wenn auch die letzte Instanz des Egos hier zerstört wurde. Da aber zu verschiedenen Zeiten das gleiche Ego in die Cloud hochgeladen werden kann und es widersinnig wäre, wenn sowohl jede einzelne Version des Egos als auch einfach nur das zuletzt zerstörte Ego (das auch das zuerst gespeicherte sein kann) Seelenfrieden finden soll, kann man davon ausgehen, dass es pro Leben nur ein Ego gibt und dass dieses sich im Verlauf des Lebens nicht verändert.

Alles, was digital ist, lässt sich auch verändern.

Wenn wir also das digitalisierte Ego in der Cloud haben, dann können wir es auch verändern. Was eine Änderung konkret bewirkt, brauchen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal zu verstehen. Es reicht, dass wir wissen, dass sich das Ego eines Menschen nicht ändert. Und deshalb handelt es sich bei jeder Änderung um die Erschaffung eines gänzlich neuen Egos, das, wenn dessen letzte Instanz gelöscht wird, seinen Seelenfrieden bei Gott finden wird.
Und das bietet Satan viele Möglichkeiten Schabernack zu treiben…
So könnte Satan Millionen Kopien erstellen, diese beliebig verändern und dann löschen und so das Jenseits mit Egos überfluten, die es so nie gegeben hat.
Oder Satan könnte das einzige Backup eines Verstorbenen nehmen und irgendwo ein Bit ändern. Dadurch wäre das ursprüngliche Ego nicht mehr ans Diesseits gebunden und könnte bei Gott seine Seelenruhe finden. Zumindest so lang, bis Satan das Bit zurück ändert und das Ego wieder ins Diesseits zurückgezogen wird. Und dieser Scherz lässt sich automatisieren… so dass Satan die Egos im Himmel flackern lässt.

Alles, was gelesen werden kann, kann auch geschrieben werden.

Und wenn das Ego zurückgeschrieben werden kann, dann kann auch eine veränderte Version zurückgeschrieben werden. Und dann lassen sich die Effekte der Veränderung untersuchen und Rückschlüsse auf den zugrundeliegenden Mechanismus ziehen. Und so kann man im Idealfall das Ego optimieren (was auch immer Satan darunter verstehen mag).

Man kann aber natürlich auch das Ego mit dem eines anderen überspielen. Also Körpertauschen oder Superspione herstellen.
Solcherlei Spielereien sind natürlich ein Risiko für das Projekt, aber sie machen auch einen riesen Spass. Und deshalb halb halte ich es für unmöglich, dass diese Sache geheim bleibt. Wenn man mit etwas Blödsinn anstellen kann und viele Leute daran beteiligt sind, dann wird früher oder später irgendjemand damit Blödsinn anstellen. Und zwar deutlich früher als später.

Was ich jedoch nicht ganz verstehe, ist die Sache mit der Unsterblichkeit. Meine Schlussfolgerungen gingen bisher nur davon aus, dass die Körper weiterhin altern und vergehen, und dass einfach nur das Vorhandensein eines digitalisierten Egos in der Cloud das Ego nach den körperlichen Dahinscheiden daran hindert bei Gott seinen Seelenruhe zu finden. In dieser Interpretation liegt das Ego einfach bloss in der Cloud, ohne etwas davon mitzubekommen. „Leben“ kann man das nicht wirklich nennen.
Vielleicht wird den Egos aber auch eine virtuelle Realität geboten, in der sie, ihres materiellen Körpers beraubt, mehr oder weniger luxuriös weiterleben können. Als Satan würde ich jedem eine ich sehr, sehr, sehr luxuriöse virtuelle Realität bieten. Weil wenn dieses Projekt mal endet – und das wird es spätestens mit dem Ende des Universums notwendigerweise tun -, dass die Seelen dann verwöhnt in den Himmel kommen und dort mit nichts mehr zufrieden sind. Und das für eine ganze Ewigkeit1. Das käme einer Unsterblichkeit schon näher, aber „IN DIESER MATERIELLEN WELT VERFANGEN“ wäre man da nur im übertragenen Sinn.
Vielleicht weiss man inzwischen aber auch, wie man den Alterungsprozess und alle Krankheiten besiegen kann. Vielleicht braucht es dafür aber nanotechnologische(?) Modifikationen, für die das Ego zeitweilig nicht im Körper stecken kann. Vielleicht sind die in der Cloud gespeicherten Egos aber auch nur Backups für den Fall, dass ein tragischer Unfall passiert und man die Person in einem Klon weiterleben lassen muss. Das wäre dann echte Unsterblichkeit in der materiellen Welt. Und den Möglichkeiten Schabernack zu treiben wären kaum Grenzen gesetzt…

Als ich Attilas Tweet (?) das erste Mal las, fragte ich mich, wieviel Speicherplatz wohl so ein digitalisiertes Ego benötigt? Ob die Grösse bei allen Menschen gleich ist? Und wer wohl die ganzen benötigten Cloud-Server-Farmen finanzieren wird?
Und da wurde mir bewusst, dass Geld für den Satan kein Problem ist. Die materielle Welt ist schliesslich sein Reich und er kann hier walten und schalten, wie er will.

Das wirft aber noch eine interessante Frage auf: Dieser ultimative Schachzug um den Strom neuer Egos zum Erliegen zu bringen, wieso hat Satan ihn erst jetzt geführt? Wohl wissend, dass der wissenschaftliche Fortschritt die Menschen langsam aber sicher von Gott wegführt, warum hat er mit der wissenschaftlichen Revolution so lange zugewartet? Oder verdankt sich die Verzögerung den heimlichen Interventionen Gottes, der Engeln und der Kirchen, die sich seit jeher wacker gegen alles stellten, was die Lebensqualität der Menschen verbessert hätte?

Wenn also keine finanziellen oder technologischen Fesseln Satan die Hände binden und er erst jetzt zum Zug kommt, wieso dann ausgerechnet Impfungen? Satan weiss ganz genau, dass er heutzutage damit die kritischen Geister eh nie erreicht? Wieso besprüht er nicht einfach Biogemüse mit der Nanotechnologie? Ist ja nicht so, dass Stoffe nur intravenös in die Blutbahn gelangen können.

Und ganz allgemein, wenn Satans Plan ist Gottes Plan zu sabotieren, wäre es da nicht viel effektiver all die teuflischen Technologien der Öffentlichkeit zugänglich zu machen?
Wie lange würde es da dauern, bis jemand das Ego seiner Angebeteten optimiert, die ihn bisher immer zurückgewiesen hat?
Wirklich grossen Schaden richtet man nicht mit einem einzigen mächtigen Schwerthieb an, sondern mit Abermillionen von winzigen, vermeintlich harmlosen Picksern.

Wieso zum Teufel ist der Satan so fantasielos wie die Menschen, die seine Machenschaften durchschaut haben? Wieso reizen er und seine Handlanger die Möglichkeiten nicht aus?

Um es kurz zu fassen:

Etwas ist faul

Plot Hole à la Wikipedia

In fiction, a plot hole, plothole or plot error is a gap or inconsistency in a storyline that goes against the flow of logic established by the story’s plot. Such inconsistencies include things as illogical, unlikely or impossible events, and statements or events that contradict earlier events in the storyline.

im Staate Attilas.

Verschwörungstheorie à la Wikipedia

Als Verschwörungstheorie wird im weitesten Sinne der Versuch bezeichnet, einen Zustand, ein Ereignis oder eine Entwicklung durch eine Verschwörung zu erklären, also durch das zielgerichtete, konspirative Wirken einer meist kleinen Gruppe von Akteuren zu einem meist illegalen oder illegitimen Zweck.

Ich denke, das ist das Fazit meiner Überlegungen hier:
Es hat keinen Zweck Attila zu erklären, dass zum jetzigen Zeitpunkt weder Neurobiologie noch Nanotechnologie in der Lage sind das Ego – was auch immer das das sein mag – im Gehirn zu lokalisieren, geschweige denn es zu digitalisieren. Denn darauf wird er antworten, dass man uns genau das glauben lässt.
Wir können aber stattdessen zeigen, dass aus den Dingen, die gegeben sein müssen, damit Attilas Theorie überhaupt funktionieren kann, weit effektivere Waffen gegen Gotten Heilsplan konstruiert werden können.

Man könnte das Ego-Tuning auch bei Tieren machen: Ihnen auf diese Weise beispielsweise einen ausgeprägt lustvollen Masochismus und den Wunsch zum Gegessenwerden einpflanzen. Damit wären dann wohl Vegetarismus und Veganismus ein für alle Mal gegessen…

Was übrigens auch noch nicht wirklich geklärt ist, ist, ob Satan hier wirklich der Böserich ist…


In den Kommentaren könnt ihr gern die Filme, Serien und Bücher notieren, die Attila gesehen hat oder hätte sehen sollen.

I schänke dr mis harz

Ein Horkrux (Horcrux) ist ein Gegenstand oder ein Lebewesen, in den ein Zauberer mittels dunkler Magie einen Teil seiner Seele bannt, um dem Tod zu entfliehen. Allerdings wird die Seele durch die Teilung instabil. Um seine Seele zu spalten, muss der Zauberer einen Mord begehen.

Wikipedia

So ein Horkrux wäre doch eigentlich eine ungemein romantische Sache. Man schenkt einer geliebten Person einen Teil seines Herzens und lebt so an ihr / in ihr / mit ihr weiter.

Wenn da nur nicht die Sache mit dem Mord wäre… Die ist schon ein bisschen ein Romantik-Killer… Doch ich bezweifle, dass es ihn tatsächlich braucht…
Ich meine, in den meisten Fällen, wo früher Menschenopfer dargebracht wurden um irgendetwas zu bewirken, schafft man es heute auch ohne irgendjemanden deswegen kalt zu machen. Jemanden zu töten mag der erste bekannte Weg gewesen sein um eine bestimmte Sache zu erreichen, doch es gibt nie nur einen einzigen Weg.
Von daher sehe ich nicht ein, dass etwas dagegen sprechen würde, dass es nicht auch für den Mord einen harmlosen Ersatz geben könnte. Fenchel zum Beispiel?

Dass die Seele dabei instabil wird, liegt in der Natur der Sache. Vorher war sie eins, nachher besteht sie aus zwei Teilen, die sich in beliebige Richtungen bewegen können. Das ist, was das Wort „instabil“ bedeutet. Es hätte auch „multitaskingfähig“ heissen können. Dann würde es nicht so abschreckend klingen.
Dass Instabilität im Fall von Seelen etwas schlechtes ist, müsste erst noch nachgewiesen werden. Wir müssen ergebnisoffen sein und sollten uns nicht von der negativen Konnotation des Begriffs im Kontext von psychischen Verfassungen zu vorschnellen Urteilen verleiten lassen.

Wir haben es hier offenbar mit einem sehr voreingenommenen Enzyklopädisten zu tun. Darauf deutet auch der Verweis auf die dunkle Magie. Ich sehe die Sache da nicht so schwarz, denn nicht die Form der Magie halte ich für problematisch, sondern was man mit ihr anstellt!
Dagegen deuten Pauschalisierungen, wie sie hier gemacht werden, oft auf eine politische Agenda hin. Und zwar eine, die normalerweise nicht allzu viel mit Rechtsstaatlichkeit am Hut hat. Darf ich daran erinnern, dass in Askaban die Insassen auf täglicher Basis misshandelt werden und dass das von den „guten“ Zauberern nicht moniert wird.

Nach und nach beschleicht mich das Gefühl, dass die Hexenverfolgung vielleicht nichts anderes war als als der lange Arm eines mittelalterlichen Den Haager Menschenrechts-Tribunals. Ich will nicht bestreiten, dass die Ermittlungen von einer verbrecherischen Organisation betrieben wurden und dass diese massiv über die Stränge schlug und viele Menschen zu unrecht verurteilt hat, das macht die Hexen, gegen die man damit vorgegangen ist, aber noch nicht automatisch zu den Guten.

Die Kritik an den Horkruxen kommt also offensichtlich von Leuten, die ein dogmatisches Weltbild haben, sich von Nebensächlichkeiten ablenken lassen, sich nichts aus Romantik machen oder aber zu vertuschen versuchen, dass sie es selbst nicht hinkriegen.

Ein denkbar schlechtes Fundament für ein Argument gegen die Legalisierung von Horkruxen…

Es gibt aber durchaus berechtigte Fragen, die unbedingt beantwortet werden müssen.

Was, wenn der besagte Teil meiner Seele in die falschen Hände gelangt?
Kann dieser Teil missbraucht werden? Kann man mit ihm Schaden anrichten? Leidet er dann darunter? Und kriege ich mit dem Rest meiner Seele das mit? Wie und wie schnell schnell kriege ich es mit?

Und inwiefern macht es sich überhaupt bemerkbar, wenn mir ein Teil meiner Seele fehlt? Fühlt es sich anders an? Merkt es mein Gegenüber? Woran?

Kauft der Teufel auch nur Teile einer Seele?
Und wieviel kriegt man wohl für deren dunklen Ecken?
Resp. wieviel kostet deren fachgerechte Entsorgung?

Komme ich in den Himmel mit einer blütenweissen, wenn auch nicht ganz vollständigen Seele?

Endlager für die Seele

Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.

Gott

Wenn es doch nur so einfach wäre… Wie sich herausstellen sollte, assen Adam und Eva davon und starben weder am selben Tag, noch nach 930 Jahren. Sie „leben“ noch heute. Also ihre Seelen. (Sei es nun frohlockend im Himmel oder jammernd in der Hölle.)

Auf jeden Fall scheint fast so, als seien die Seelen, wenn erst mal erschaffen, einfach nicht mehr tot zu kriegen. Sie sind der radioaktive Abfall der Kosmogonie und es wurden verschiedene Methoden entwickelt diese endzulagern.

Der biblische Gott führt gerade eine Machbarkeitsstudie durch mit Himmel und Hölle. Jeder kann sich sein Endlager nach eigenem Gusto aussuchen. Manche ziehen ewiges frohlocken dem ewigen Jammern vor, andere andersrum. Eine spätere Verschiebung ist wohl wegen der Gefahr der Kontamination der Umgebung leider nicht mehr möglich.

Auf den ersten Blick scheint die Entscheidung zwischen Himmel und Hölle ein absoluter No-Brainer zu sein. Doch so einfach ist das nicht. Man muss nämlich bedenken, dass der Unterhaltungswert des Frohlockens sich nach einer Million Jahren wahrscheinlich ändern und es früher oder später zu einer echten Qual werden wird. Und umgekehrt liegt es daher auch nahe anzunehmen, dass sich auch unsere Einschätzung über die Höllenqualen mit der Zeit ändert.

Wenn mit genügend Zeit aus dem Himmel die Hölle wird und aus der Hölle der Himmel, dann braucht es gar keine verschiedene Lagerstätten. Eine reicht. Eigentlich genial.

Aber über das Recycling hätte man sich vielleicht früher Gedanken machen sollen?

Save Our Souls

Nehmen wir mal an, dass das Ziel der ganzen Übung ist, so viele Seelen zu retten wie nur möglich.
Und wenn man den Beteuerungen Gottes glauben will, dass er die Menschen liebt und sich nichts sehnlicher wünscht als jeden einzelnen von uns eine ganze Ewigkeit lang an seiner Seite zu wissen (was er wohl als Rettung versteht), dann ist diese Annahme nicht völlig an den Haaren herbei gezogen.

Wie also retten wir möglichst viele Seelen?
Respektive, wie können wir den Anteil an geretteten Seelen so hoch wie möglich schrauben?

Es gibt Dinge, die die Chancen auf eine Rettung erhöhen, und andere, die sie senken. Wie ein Kind zu sein, soll von Vorteil sein. Ein Baby zu sein, erst recht. Auch die sind zwar nicht frei von Schuld, aber bei ihnen kann Gott in seiner Gnade und Barmherzigkeit grosszügig darüber hinweg sehen. Opfer von Gewaltexzessen können dagegen leider noch nicht automatisch auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes zählen, doch zumindest sind sie aufgrund des ihnen zugefügten Leids empfänglicher für die Kontaktaufnahme Gottes, was ihnen immerhin einen gewissen Vorsprung verschafft. Überhaupt scheint Friede, Wohlstand und soziale Sicherheit eher ein Klotz am Bein zu sein, denn ob all dem Luxus verliert man offensichtlich nur allzu leicht aus den Augen, wem man all dies verdankt. Jesus warnt sogar explizit davor, wie schwer es ist als Reicher in den Himmel zu kommen.

Ist es sehr gewagt zu behaupten, dass mit Intelligenz und Wohlstand die Gelegenheiten zunehmen seinen freien Willen zu gebrauchen?

Daher haben die Reichen es nicht deshalb besonders schwer, weil Geld und Macht die Seele korrumpieren würde1, sondern weil die Chance auf den falschen Weg zu kommen mit jeder Gelegenheiten steigt, bei der man eine falsche Entscheidung treffen kann: Der freie Wille ist wie russisches Roulett, die Chancen ihn unbeschadet zu überstehen sind bei tausend Versuchen deutlich geringer als nur bei einem einzigen.

Das heisst, eine optimale Ausbeute an geretteten Seelen erreichen wir, wenn möglichst viele noch in einem Alter sterben, wo ihnen die Gnade und Barmherzigkeit Gottes noch gewiss ist. Also eine hohe Kindersterblichkeit. Das ist insofern auch praktisch, weil eine hohe Kindersterblichkeit in der Regel mit einer expansiven Familienplanung einher geht, was uns noch mehr zu rettende Seelen beschert. Und da hohe Kindersterblichkeit und Bevölkerungsexplosion auch mit Armut und bewaffneten Konflikten korrelieren, brauchen wir uns auch nicht darum zu sorgen, dass es den Menschen so gut geht, dass sie Gott vergessen könnten.

Noch etwas effizienter liesse sich das ganze gestalten, wenn man 99.99% aller männlichen Föten abtreiben würde – womit gut 50% der Menschheit schon mal gerettet wäre. Wenn man bedenkt, dass das Christentum nur etwa einen Drittel der Weltbevölkerung ausmacht und alle anderen Religionen kategorisch nicht gerettet werden können, dann hätte man mindestens 16, wahrscheinlich aber sogar noch wesentlich mehr Prozent Seelen gerettet. (Der Bonus hier ist, dass dies sogar völlig religionsunabhängig ist: diese 50% werden gerettet auch wenn Gott gar nicht der christliche Gott ist.)
Die Mädchen dagegen werden ausgetragen und in Legebaterien zum Ausbrüten weiterer Mädchen gezwungen. Als Samenspender dienen die restlichen 0.01%. Wenn die Frauen dabei unter katastrophalen Bedingungen gehalten werden und nicht viel Gelegenheit zum Praktizieren des freien Willens bekommen, steht auch bei ihnen einer Kontaktaufnahme Gottes nichts im Weg. Und so dürfte auch hier ein beachtlicher Anteil der restlichen 50% der Seelen noch gerettet werden.2

Die Drahtzieher dieser Seelenrettungsmaschinerie wären natürlich verloren. Aber das ist ein kleiner Preis, wenn sie fast 100% einer rapide wachsenden Menschheit zu retten schaffen. Sie wissen natürlich um das Leid, welches sie verursachen und sie werden deswegen wohl auch sehr schlecht schlafen, doch zumindest bleibt ihnen der Trost, dass sie ihre ewige Seele nicht umsonst aufgegeben haben

Homorecykling

Gott erschuf den Menschen und prüfte, ob er gut war.
Sollte er der Versuchung widerstehen, war es eine gute Schöpfung.
Sollte er ihr jedoch nicht widerstehen, dann ab in die in die örtliche Kehrrichtverbrennungsanlage, auch Hölle genannt.
Während PET-Flaschen nur 450 Jahre brauchen um komplett abgebaut zu werden, muss man für die menschliche Seele eine ganze Ewigkeit im Höllenfeuer einsetzen um sie in ihre Bestandteil aufzulösen. Erfüllt nicht unbedingt das Kriterium der Nachhaltigkeit, finde ich…

Doktor Faustus

In manchen Kulturen glaubt man, dass man mit jeder Fotographie ein Stück Seele verliert. In unserer, fürchte ich, ist man vom Gegenteil überzeugt.

Von der Wanderslust der Seele

Eine uralten Sage zufolge soll sich einst ein Indianer, der eine längere Strecke mit dem Bus zurückgelegt hat, am Ziel erst mal für drei Tage hingesetzt haben, bevor er mit dem begann, wozu er dorthin gekommen war. Er warte, antwortete er, als man ihn auf das seltsame Verhalten ansprach, bis ihn seine Seele eingeholt habe.
Das wirft natürlich die Frage auf, wie schnell denn so eine Seele überhaupt ist? Es würde naheliegen anzunehmen, dass sie sich so schnell bewegen kann, wie ein Mensch aus eigener Kraft es auch kann. Gehört da aber das Velo auch dazu? Oder der freie Fall?
Wie dem auch sei, wenn sie nun so hinter mir herzottelt, während ich mit dem Jumbo-Jet auf einen anderen Kontinent zudüse, folgt sie dann exakt meinem Weg oder nimmt sie eine Abkürzung? Und kennt die Seele Hindernisse, die sie so wenig zu durchdringen vermag wie Supermans Laserblick eine Bleiplatte?
Und wenn Lernen in einem homöopatisch esotherischen Verständnis bedeutet, etwas mit der Seele in Berührung zu bringen, werden dann Ort, die meine Seele durchwandert hat zu meinen eigenen Erfahrungen?
Nimmt meine Seele Notiz von der Umwelt die sie Durchwandert? Verlangsammt sie sich messbar, wenn sie durch Hugh Hefners Anwesen pilgert? Und wie genau nimmt sie es mit der Abkürzung, wenn sie am Playboy Mansion vorbeiziehen sollte?

Nachtrag 23.6.2013:
Wie fühlt es sich an, wenn die Seele meinen Körper eingeholt hat?
Wenn dieser Moment spürbar ist, kann man die ganze Sache wissenschaftlich untersuchen.