Gangsta-Rapper & Tussies

Dass die Typen Gangsta-Rapper sein wollen, ist ja noch zu verstehen, wo doch all die heissen Miezen sich so sexy in den Gangsta-Jacuzzis räkeln, aber dass die jungen Dinger in der S-Bahn sich offenbar ebenfalls von diesen Hibedihop-Videos inspiriert fühlen und es als ein erstrebenswertes Ziel erachten sich mal in einem Rap-Video zu aalen, verblüfft mich dann aber doch ein bisschen. Ich wurde nämlich heute tatsächlich Zeuge einer Unterhaltung, in der ein paar Mädchen diskutierten, im Swimmingpool von welchem Rapper es wohl am coolsten wäre. Sixpacks waren dabei logischerweise eines der dominierenden Entscheidungskriterien, doch auch Quantität und Qualität der Bikinis besassen ihr umgekehrt proportionales Gewicht.
Ich erwarte ja nicht, dass Frauen sich nie als Sexobjekte darstellen sollen, aber wenn sie es schon tun, dann doch bitte zugunsten der eigenen Karriere. Die exotischen Tänzerinnen in den Clips tun dies ohne Zweifel, aber den Mädchen im Zug schien dieser Aspekt eigentlich gar nicht so wichtig zu sein.
Ich will mich hier nicht weit auf die Äste hinauswagen, aber würde das dann nicht bedeuten, dass Hibedihop-Tussie ein bürgerlicher Frauenberuf sein würde? Ganz nach dem Motto, dass die Frau selbstlos, aufopfernd und willig, während der Mann stark, durchsetzungsfähig, kämpferisch und egoistisch sein soll?

Raider – Twix

Seit rund 15 Jahren heisst Raider nun also Twix, aber gewöhnt habe ich mich daran noch immer nicht. Es hiess, abgesehen von Twix ändert sich nix. Aber das ist nicht wahr.
Die Assoziationen sind weg, nicht nur jene, die damals schon bestanden wie zu Easy Rider (1969), Raiders of the Lost Ark (1981), Pale Rider (1985) oder Knight Rider (1982-1986), sondern auch solche, die erst noch geknüpft worden wären wie zu Whale Rider (2002), Tomb Raider in Spiel (1996) und Film (2001) und über Girl, Interrupted (1999) auch zu Winona Ryder.
Warum, wenn nicht wegen der Assoziationen sollte ich ausgerechnet Marlboro rauchen, Ferrari fahren, Police Sonnenbrillen und Louis Vuitton Handtaschen tragen und mir mit L’Oreal die Haare waschen?
Die einzige Assoziation, die mir zu Twix einfällt sind die Olsen Twins und die ist ein überzeugendes Argument die Finger von den Riegeln zu lassen.

googeln verboten

Google befürchtet angeblich, dass sein Markenname durch die saloppe Verwendung des Verbs „googeln“ für jedwelches Suchen im Internet, mag es zu Beginn auch noch so schmeichelhaft erscheinen und die Konkurrenz vor Neid erblassen lassen, die Exklusivität und Markenidentität ins Wanken bringen könnte. Es könnte dann nämlich durchaus auch passieren, dass Altavista mit dem Slogan „Googeln Sie doch mit Altavista“ wirbt.
Ich persönlich bezweifle, dass dies die wahren Beweggründe der allseits beliebten „Don’t be evil“-Suchmaschine für die eingeleiteten rechtlichen Schritte sind. Ich bin überzeugt, dass sie es nur tun, um Wortkreationen wie „altavistagoogeln“, welche dann zwangsläufig auch entstehen würden, daran zu hindern sich in unseren Nachschlagewerken breit zu machen. Und mit der Zeit vielleicht „yahooaltavistagoogeln“ und dann „mcdonaldsyahooaltavistagoogeln“, was selbstredend etwas  ganz anderes ist als „mcdonaldsaltavistayahoogoogeln“.
Die „Don’t be evil“ Suchmaschine versucht also sicherlich nur unseren Wortschatz vor bedrohlichen Teleskopwörtern zu schützen.
Zur Schlichtung biete ich daher allen Seiten einen – wie mir scheint – ziemlich vernünftigen Kompromiss an: Verwendet doch einfach statt „googeln“ „SmUPpen“.
Ich hätte auch überhaupt nichts dagegen, wenn jemand irgendwo schreiben würde: „Ich habe Uma Thurman geSmUPpt.“
Oder: „Allem kann ich widerstehen, nur der VerSmUPpung nicht. (Oskar Wild)“
Oder: „Wer den Himmel auf Erden SmUPpt, hat im Erdkundeunterricht geschlafen. (Stanislaw Lerzy Lec)“
Oder: „Wer einen Engel SmUPpt und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans nach Hause bringen. (Georg Christoph Lichtenberg)“
Oder zu guter letzt: „SmUPpet so werdet ihr finden.“

Und dass irgendeine Firma daran Interesse haben könnte, mit dem SmUP ein Kompositum einzugehen, bezweifle ich doch sehr stark. Also keine Bedrohung für unsere Lexika.

Carretera Austral

Einer der schönsten Teile unserer Reise durch Argentinien und Chile war die „Carretera Longitudinal Austral Presidente Pínochet“, die mehr als 1000 km lange Schotterpiste von Puerto Montt bis Villa O´Higgins im Süden Chiles. Nun haben wir aber gestern im Fernsehen den Dokumentarfilm „Carretera Austral – Die Abenteuerstrasse Patagoniens“ von Ebbo Demant gesehen und als wir uns diesen so anschauten, beschlich uns das dumpfe Gefühl, dass es da zweifellos ganz schön sein mag, aber dass man da deswegen noch lange nicht gleich hinzureisen braucht.
Also das pure Gegenteil zu dem, was wir vor Ort empfanden.

Die Orte, die im Film besucht wurden, haben auch wir uns angesehen und geregnet hat es bei uns allem Anschein nach auch wesentlich mehr, doch die bittere Armut, die dort sicherlich auch herrscht, wie auch die Gräueltaten an der Natur, die dort im Namen des Fortschritts begangen wurden, drängten sich uns längst nicht so auf wie in diesem Film. Vielleicht wollten wir diese auch nicht sehen, das ist schon möglich, doch hege ich den leisen Verdacht, dass die Filmcrew dem gegenüber nichts anderes sehen wollte. Schliesslich wurde diese Strasse von einem Diktator gebaut und da ist es unsere moralische Pflicht, nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, dass daraus etwas Gutes entstehen kann.
Wir sahen es wohl etwas anders. Da ist ein unbeschreiblich schöner Fleck, der bis vor kurzem so gut wie unzugänglich war. Der eiserne menschliche Wille hat ihn erschlossen, doch nur für jeweils zwei Monate im Jahr. Während dem Rest des Jahres gehört die Natur sich selbst. Dort zu leben ist hart, aber man ist immerhin ein Pionier. Und dieser Pioniergeist war da und – so schien es uns zumindest – immer noch sehr gut spürbar. Und abgesehen davon steht in jedem dritten Dorf ein ernstgemeintes Pínochet-Denkmal.
Und wenn alles andere auch nicht funktioniert, so sind wir immer noch in Chile, wo es an jeder Ecke eine Apotheke hat und ein Aspirin immer in Reichweite ist.

Vielleicht sollte ich die nächste Feriendestination nach dem übelsten Dokumentarfilm auswählen. Schliesslich gibt es immer auch noch andere Perspektiven.

150 Jahre Credit Suisse

Eigentlich habe ich es mir ungefähr wie folgt vorgestellt: Alle Herren in Nadelstreifenanzügen mit nach hinten gegelten Haaren und einer Batikkrawatte und die Damen im Kostüm oder Hosenanzug mit farbigen Blumenohrringen. So müsste doch eigentlich eine 150 Jahr Feier einer Grossbank aussehen, deren Motto die 60er und 70er sind.
Ich hätte nicht hingehen sollen, dann wäre die Fantasie für mich auf Ewig Realität geblieben.
Doch ich hatte Hunger und dort gab es Crevetten-Spiesse. Eine Kombination, in deren Umfeld Prinzipien keine grossen Überlebenschancen haben.

Blumen auf den Blüten

Die Hippiebewegung stellte sich doch anno dazumal gegen die sinnentlehnten Wohlstandsideale und wenn man eine einzelne Institution als Repräsentant all dessen bestimmen müsste, was den Idealen des Flower Powers entgegenstand, so wären es sicherlich die Bank.
Heute feiert die CREDIT SUISSE sich selbst im Strandbad Tiefenbrunnen. Der Anlass ist das 150 Jahr Jubiläum und das Motto „Let ’em Roll“ – mögen die 60er und 70er wieder aufleben. Wir sollen uns in unsere beste Hippie-Kluft schmeissen und ein Ambiente geniessen, wie es in jener Zeit en Vogue war. Die besten Kostüme und die überzeugendsten Doppelgänger werden prämiert.

Ich will ja nicht ausschliessen, dass der eine oder andere damals wirklich ein Hippie war oder zumindest ein Ergebnis der freien Liebe. Und sicherlich lässt sich auch nicht ausschliessen, dass es den einen oder anderen Freigeist in die CS verschlagen hat, der insgeheim noch immer an der Utopie einer humaneren und friedlicheren Welt hängt. Doch wenn wir uns im Auftrag des Managements von den Zwängen und bürgerlichen Tabus befreien sollen, während uns selbst bei der grössten Hitze der Dress Code die kurzen Hosen verbietet, so riecht das verdächtig nach der Kunst des Krieges: „Zieh dir die Kleider deines Feindes an und du führst nur noch Krieg gegen ihn, er jedoch nicht mehr gegen dich. (Sun Tsu)“
Was Sun Tsu damit sagen wollte, wird wohl ungefähr folgendes sein: Die Uniform stiftet Identität und dadurch, dass du die Uniform deines Feindes anziehst, zerstörst du das, was ihn von dir unterscheidet. Da sich aber deine Identität in etwas anderem gründet, wirst du ihn auch weiterhin als Feind erkennen. Oder mit anderen Worten: Bei einer Assimilation müssen nicht notgedrungen alle Aspekte verinnerlicht werden – die Kleider und die Musik reichen voll auf.

Wie dem auch sei, ich freue mich, wenn sich die CREDIT SUISSE bei ihrer 200 Jahr Feier ihrer frauendiskriminierenden Vergangenheit in Frauenkleidern stellen wird.

XMM-Newton spots the greatest of great balls of fire

Mit über 750 Sekundenkilometern rast ein kometenähnlicher Gasball mit einem Durchmesser von rund drei Millionen Lichtjahren durch den fernen Galaxienhaufen Abell 3266. Das muss man sich mal vorstellen! Das ist ungefähr fünf Milliarden Mal breiter als unser Sonnensystem. Und wenn sich dieser „Great Ball of Fire“ entschliessen würde, sich selbst mal zu durchqueren, dann würde er dazu mehr als 1.2 Milliarden Jahre benötigen – was zufälligerweise genau die Zeit ist, die auch Oswald Grübel brauchen würde um seinen schwer verdienten Mammon selbst nachzuzählen.
Vermutlich ist der Gasball bei der Kollision einer grossen Galaxie mit einer kleineren entstanden, wobei er von der kleineren abgespalten und ins All geschleudert wurde, wo er dann irgendwann mal in den Gravitationsbereich des besagten Galaxienhaufens geriet.
Als ob er es geahnt hätte beschrieb Jerry Lee Lewis bereits im Jahr 1957 in seinem Klassiker „Great Balls of Fire“ die mentale Wirkung einer Galaxienkollision auf die männliche Vorstellungskraft:

„You shake my nerves and you rattle my brain
Too much love drives a man insane
You broke my will, oh what a thrill
Goodness gracious great balls of fire“

Und da sag noch einer, die Astronomie sei nicht die erotischste Wissenschaft von allen.

Transchronale Mode

Wir leben in einer Zeit, in der wir uns immer mehr mit der totalen Überwachung konfrontiert sehen. Unsere Mails werden gelesen, unsere Telefonate abgehört und unsere Ess-, Trink- und Paarungsgewohnheiten auf der Cumuluskarte gespeichert. Und bedingt durch die omnipräsenten Kameras, Fotoapparate und Strassenkünstler, die uns allesamt ständig und überall portraitieren, werden auch unsere Outfits sorgfältig registriert, kategorisiert und nötigenfalls publiziert.
Der moderne modebewusste Mensch stimmt daher seine Kleidung nicht nur mit sich selbst und seiner Begleitung ab, sondern auch mit den Klamotten vom Vortag und dem Tag danach, denn irgendwo werden die Bilder nebeneinander stehen.

Die Idee ist in dieser Form vielleicht so noch nie formuliert worden, doch völlig neu ist sie nicht. Modebewusste Leute haben ihren eigenen Stil und nicht selten sind die einzelnen Teile optimal miteinander kombinierbar. Und logischerweise passt dann auch die Sockenfarbe von Gestern zur Krawattenfarbe von morgen.
Die verschrobene Eigenart unserer Reichen und Schönen den teuersten Fummel nie zweimal zu tragen hat mit dem transchronalen Stil jedoch nichts zu tun. Das ist nur ein kostspielige Selbstschutz davor, zweimal den gleichen Fehler zu machen und sich damit dem Schande auszusetzen, dass man trotz der Glanz und Gloria nicht fähig ist aus seinen eigenen Fehlern zu lernen.

Der sechste Hauptsatz der Thermodynamik

Gibt es womöglich doch mehr zwischen Himmel und Erde als die Wissenschaft uns weiszumachen versucht? Ich denke dabei nicht an Dinge, die mit Gott, der Esoterik und Quittenbäumen zu tun haben, denn das sind tatsächlich nur Ausgeburten der menschlichen Phantasie. Ich denke an Dinge, die wir zu hinterfragen bisher einfach übersehen haben. Zum Beispiel: „Warum geben Netzstrümpfe trotz der Löcher warm?“
Ich liess mir nämlich sagen, dass dem tatsächlich so ist (wenn „warm“ auch in diesem Fall eine leichte Drift Richtung Euphemismus aufweist). Dabei handelt es sich aber nicht um so einen philanthropisch psychosomatischen Effekte, wie er sich einstellt, wenn eine Frau erkennt, dass sie einen Mann glücklich gemacht hat, sondern um ein sehr reales thermodynamisches Phänomen.
Offenbar herrscht in diesen nylonumrandeten Zellen ein autarkes Mikroklima, welches irgendwie einen extremen Temperaturgradienten zu errichten vermag. Womöglich ist der Grund dafür der Druck des Strumpfes auf das Bein, was dieses in einen bisher unbekannten Aggregatszustand versetzen und so ein antientropisches Feld um das Frauenbein erzeugen könnte.

Dies alles bedarf natürlich noch eingehender Forschung. Da Männer jedoch ein anderes Fettgewebe haben, kann ein Selbstversuch in meinem Fall zu verfälschten Resultaten führen.

Abwechslungsreiche Assistentinnen-Stelle zu vergeben!

Milonga

Mach dich nie lustig über die einsamen Tangotänzer, die vor dem Eingang zum Cementerio de la Recoleta für ein paar Pesos in ihren abgewetzten, weissen Smokings die Touristen unterhalten, denn womöglich bist du schneller einer von ihnen, als du denkst. Aber Du wirst dir von den Almosen keinen weissen Smoking leisten können!

Das Krankenhaus am Rande der Stadt

In der Fernsehserie Dr. House gibts nun endgültig keine Geschichte drumherum, sondern nur Ausdrücke, von denen wir bereit sind anzunehmen, dass sie dem medizinischen Vokabular entstammen. So etwas wie eine Identifikation mit den Protagonisten ist – zumindest für mich – definitv nicht mehr möglich. Wir werden stattdessen erschlagen durch die geballte Kraft eines Wissens, das wir nicht besitzen – zumindest ich.
Womöglich werden dadurch die Ärzte wieder zu den Halbgöttern in Weiss, die sie mal waren. Und das braucht nicht mal so schlecht zu sein, denn „weiss“ muss ja nicht notgedrungen „gut“ bedeuten. Es reicht, wenn die Ärzte Wunder vollbringen. Irgendwelche. Und seien es nur linguistische Rittberger.

Und wenn man es tatsächlich von dieser Seite betrachtet, dann passt diese Serie auf eine ganz eigene Art und Weise ins Zentrum dieses Verschwörungs-Theorie-Hypes. Auch da geht es ja um Wissen, das nicht allen zugänglich ist oder gemacht wird. Nicht jede Verschwörung muss ja notgedrungen „böse“ sein…

Speck & Süssigkeiten

In einer Ära, wo der Bonus von Gröspel & Konsorten zu einer Kunstform erhoben wurde, darf man von einem engagierten Mitarbeiter durchaus eine eigene Note darin erwarten, wie er seinen Bonus ausbezahlt bekommen möchte. Und da es sich um den Bonus für eine geleistete Arbeit handelt, darf sich auch durchaus ein Bezug zu eben jener Arbeit erkennen lassen. Dass sich Grübel und Ospel mit Geld eindecken, passt daher durchaus. Aber Vasella? Der sollte statt des Mamons lieber Ritalin nehmen.
Die Idee eines objektorientierten Bonussystems ist indessen nicht neu. Sissa ibn Dahir (ca. 300 n.Chr.) gilt der Legende nach als der Erfinder des Schach-Spiels. Weil der indische Herrscher Shihram von dem Spiel so begeistert war, gewährte er diesem einen Bonus der folgenden Form: Für das erste Feld des Schachbrettes schenkte er ihm ein Reiskorn, für das zweite Feld zwei, für das dritte Feld vier, usw. bis zum 64. Feld immer die doppelte Anzahl des vorhergehenden Feldes. Das waren dann immerhin 18´446´744´073´709´551´615 Reiskörner, also ungefähr viel mehr als in der ganzen Geschichte der Menschheit insgesamt geerntet wurde. Doch Sessa, wie er von Freunden auch genannt wurde, war nichtsdestotrotz bescheiden. Ich an seiner Stelle hätte mir die Elementanzahl der Potenzmenge der Schachbrettfelder in Reiskörnern auszahlen lassen. Damit hätte ich immerhin ein Reiskorn mehr bekommen als er.
Ich arbeite aber nicht mit Schachbrettern, obwohl eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, sondern hauptsächlich mit Excel. In diesem gibt es auf einem Sheet exakt 16’777’216 Zellen. Die könnte ich mir doch als Bonus mit Smarties füllen lassen. Oder – wenn das zu ordinär ist – wie wäre es hiermit: ein Excel-Sheet hat 2^8 Spalten, 2^16 Zeilen, warum dann nicht der mathematischen Folge folgend 2^32 Smarties? (Warum ausgerechnet Smarties? Es soll doch auch etwas mit mir zu tun haben, oder. Smart – Smarties!)

Der Po des Anstosses

Vor etwa zehn Jahren wurde ich mal ziemlich rüde aus einer philosophischen Contemplatio gerissen. Ich dachte gerade über diese seltsame, aufgenähte Wellenmuster auf den Jeans-Gesässtaschen nach und versuchte mir Klarheit darüber zu verschaffen, ob das bei allen Jeans so sei und wenn ja, was es wohl zu bedeuten habe. Was konnte ich denn dafür, dass die Hose, welche mich zu diesen Überlegungen inspirierte, ausgerechnet einen ausgesprochen sexy Hintern bedeckte? Ich sollte an dieser Stelle vielleicht noch anmerken, dass die empörte Wissenschaftskritik nicht etwa von der Trägerin der Jeans kam, denn diese schien sich in der Rolle der Melete, der Muse der Meditation, ausgesprochen zu gefallen, sondern von einer Frau, die darauf bestand meine Muse Erato zu sein.
Um nicht länger als wissenschaftlich nötig als Spanner zu gelten, musste ich Antworten liefern.
Dankenswerterweise stand mir dabei Marianne Claes von Lee & Wrangler mit der folgenden Erklärung bei: „Please note, Lee (die Jeansmarke) has added this stitching on the back pocket, called the Lazy S as a recognition sign for their jeans, it actually represents the horns of a cow.“

Und heute, als ich im Zug nach Oerlikon sass, bin ich schon wieder in diese ontologische Falle gelaufen. Respektive sie ist an mir vorbeigelaufen – in Augenhöhe. Totally sexy. Es war eine Tally Weijl Jeans, deren Lazy S nun definitiv keiner Kuhpartie mehr ähnlich sah.
Auch diesmal war der Hintern theoretisch durchaus sehenswert, doch wurde ich leider den Verdacht nicht los, dass dessen Sexyness zu einem beträchtlichen Anteil von dem Namen und dessen Plakatkampagnen ausging, in welchen sich die Models in überdurchschnittlich aufreizenden Posen räkelten. Besonders eindrücklich fand ich an dieser Kampagne übrigens die Rückentwicklung des Mannes in einen Affen im Angesicht dieses Weibes. Wenn das mal kein Beweis für die Wirkung des Outfits ist?

Lenken solche Kampagnen eigentlich unser Gefühl dafür, was sexy ist? Was die Accessoires betrifft, zweifellos, doch was die Grundformen betrifft, sind im Laufe der Zeit nicht wirklich grosse Variationen zu beobachten.
Doch man kann schon sagen, dass Sexappeal ein Mem ist und entsprechend entwickelt er sich während seinem Fluss durch die sozialen Netzwerke unserer Gesellschaft. Und der Fummel und dessen Wirkung ist sicherlich eins der tragenden Elemente.

The fast and the Furious

Ich vermute auch in Österreich und Deutschland sind Raser und die von ihnen ausgehende Gefahr für sich selbst und alle übrigen Verkehrsteilnehmer ein Thema. Es ist mir daher ein Rätsel, wie die Fernsehsender auf die Idee kommen, Filme wie The Fast and the Furious zur Primetime über den Äther zu schicken. Ist das nicht Aufwiegelung zu kriminellem Verhalten? Ich merke ja bereits an mir selbst, dass ich allein wegen ein paar Szenen dieses Films in einen Geschwindigkeitsrausch verfalle. In meinem Fall ist das natürlich nichts schlechtes, denn da ich weder Führerschein noch Auto habe, renne ich einfach etwas schneller dem Zug hinterher und erwische ihn für einmal sogar, aber behüte Gott wenn ich in diesem Zustand etwas mit noch mehr PS unter den Hintern bekäme.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sich meine Velofahrtechnik nach einer Star-Trek-Raumschlacht verändern konnte. Ich liess mich jeweils absichtlich von einem Auto überholen, klemmte mich dann an dessen Stossstange und feuerte vor meinem inneren Auge aus allen Phaser- und Disruptoren- und Polaron-Bänken eine Salve auf dieses ab. Und wenn das noch nicht reichte, schickte ich ihnen auch gleich noch ein paar Photonen-, Quanten-, Transphasen-, Tri-Kobalt- und Chronotontorpedos hinterher. Wie gesagt, zum Glück sass ich da nur auf einem Fahrrad, denn andernfalls hätte ich mit einem einzigen solchen Manöver wohl ein ganzes Parsek ins Jenseits befördert.

Sind es die Einschaltquoten, die die Fernsehsender vergessen lassen, dass der Einfluss aufs Publikum, den sie ihren Werbepartnern verkaufen, auch von ihnen selbst ausgehen kann? Ist das nicht sträflich naiv?
Ich plädiere daher für eine Kollektivschuld, welche man den Medien anhängen kann, wenn etwas passiert, was so aussieht, als ob es von ihnen inspiriert worden wäre. Und als Beweis dafür, dass dieses Gesetz auch tatsächlich greift, müsste man als erstes mich in den Kerker werfen, weil ich dieses Gesetz hier im DisOrganizer initiert habe.

 

Dies darf aber nicht mit jener Art von Selbstzensur verwechselt werden, zu welcher die Politiker als Reaktion auf die Unruhen in der arabischen Welt nach der Veröffentlichung der 12 Mohammed-Karikaturen in der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten aufgerufen haben.  Es ist nämlich ein fundamentaler Unterschied zwischen Imitation und Reaktion. Letztere ist nämlich etwas, das gelernt und kultiviert werden muss, mitunter eben gerade durch die Konfrontation mit dem Auslöser.