Stolz zu sein aufs Vaterland

Mit den Edelweisshemden wollen sie nur zeigen, dass sie stolz sind auf die Schweiz. Und stolz zu sein auf sein Vaterland ist doch nichts schlimmes. Das ist doch kein Rassismus. Sagen die Edelweisshemdträger, die Edelweisshemden tragen um zu zeigen, dass sie stolze Eidgenossen sind.

Eine Frage am Rande:
Wann wäre es denn Rassismus?

Aber sie haben natürlich schon recht, stolz auf sein Vaterland zu sein ist für sich betrachtet nichts schlimmes. Und es braucht schon gar kein Rassismus zu sein.
Es ist aber nichtsdestotrotz etwas fragwürdig. Nicht, weil die Schweiz nicht ein wundervolles Land wäre, dessen Traditionen es nicht zu schützen lohnen würde1. Ganz im Gegenteil. Die Schweiz ist super. Und daran ändert auch nichts, dass gewisse Dinge noch arg verbesserungsbedürftig sind. Aber stolz auf sie zu sein?
Ich kann stolz auf etwas sein, das ich selbst geleistet habe, oder das zumindest durch meine Mithilfe grossartig wurde2. Ohne Blut und/oder Schweiss dafür vergossen zu haben, kann man nicht wirklich stolz auf etwas sein. Ich meine, klingt es nicht seltsam, wenn ich verkünde stolz auf die Relativitätstheorie zu sein? Dass sie von einem Angehörigen der selben Spezies entwickelt wurde, reicht einfach nicht. Es reicht auch nicht, wenn ich im selben Gebäude arbeite, wie Albert Einstein von 1909-1911.
Steuern zu zahlen und ab und zu abzustimmen, reicht ebenfalls nicht. Nicht weil man damit nichts bewirken würde, sondern weil es meine Pflicht ist, das zu tun. Um auf etwas stolz sein zu können, sollte es schon über die normale Pflichterfüllung hinaus gehen.

Es gibt aber durchaus Möglichkeiten etwas für die Schweiz zu leisten, was eine Wirkung zeigt und was einen dann berechtigen würde auf das Ergebnis und die daraus hervorgehende Version der Schweiz stolz zu sein: Etwa indem man durch sein Verhalten ein Klima schafft, welches Ausländer davon abhält in die Schweiz zu kommen. Beispielsweise mit dem provokativen Tragen von Edelweisshemden. Doch das geht bereits deutlich in Richtung Xenophobie und Rassismus.
Das Problem ist einfach, dass ich die Qualitäten der Schweiz nicht im reinen Blut sehe, sondern eher in ihrer humanitären Tradition. Und dazu gehört auch Fremde willkommen zu heissen und sich gemeinsam mit ihnen weiter zu entwickeln. Worauf die Edelweisshemdträger also stolz sind, eine politisch abgeschottete und auf ihr Vermögen und ihre Folklore fixierte Schweiz, halte ich eher für einen Schandfleck eben dieser. Nicht weil ich sie nicht lieben würde, sondern weil ich einfach andere Qualitäten der Schweiz für bewundernswert halte.

Unter dem Strich sind Leute, die unterstreichen stolz auf die Schweiz zu sein, in aller Regel aber eben doch Rassisten. Nicht weil eine Kausalität bestehen würde, sondern weil irgendwie nur Rassisten wert darauf legen zu erwähnen, dass sie stolze Eidgenossen sind.

The-O-ptik oder ein Platz an der Sonne

 

Christen haben mir schon oft zu erklären versucht, dass die allgemeine Vorstellung von Himmel und Hölle irreführend und daher für eine Kritik an Gott ungeeignet sei.
Sie erklärten mir, dass ich mir den Himmel stattdessen als Gottes Nähe vorstellen solle und die Hölle als seine Abwesenheit. Es sei also so, als ob ich mich in die Sonne oder in den Schatten stelle. Und ich könne der Sonne ja nicht zum Vorwurf machen, dass mir kalt ist, wenn ich mich selbst in den Schatten gestellt habe.

Das mach ich aber eigentlich auch gar nicht. Was ich der Sonne vorwerfe, ist, dass sie erst zu scheinen beginnt, nachdem ich mich für ein Plätzchen entschieden habe, mir dort der Arsch festgefroren ist und ich mich nicht mehr bewegen kann.

Und was ich der Sonne auch vorwerfe, ist, dass ihre Strahlen sich nicht auf nachvollziehbare Weise nach den Gesetzen der Optik bewegen.

Gott liebt uns

godGott liebt uns.
Deshalb baut er für uns ein Labyrinth mit zwei Ausgängen, wovon der eine ewige Freude und der andere ewige Qualen verspricht. Wobei die Chancen den richtigen zu finden äusserst liebenswürdig sind.

Gott liebt uns.
Deshalb bietet er uns für die existentielle Entscheidung nur höchst zweifelhaften Informationen an.

Gott liebt uns.
Deshalb gibt er uns den Freien Willen und ein Messer zum Spielen. Und damit es noch etwas interessanter wird, füllt er das Labyrinth mit Häschen, Welpen und Babies, damit wir nicht nur uns selbst schaden, sondern auch völlig Unbeteiligten das Leben zur Hölle machen können.

Gott liebt uns.
Deshalb respektiert er die Entscheidungen, welche wir mit unserem Freien Willen treffen, versucht uns aber trotzdem mit Geboten und Verboten in eine bestimmte Richtung zu drängen. Und beauftragt auch noch andere, die dafür sorgen sollen, dass wir auch ja in die richtige Richtung gehen.

Gott liebt uns.
Deshalb bestraft er uns schweren Herzens, obwohl wir nichts mehr daraus lernen und es das nächste mal besser machen können.

Gott liebt uns.
Deshalb reibt er uns dauernd unter die Nase wie verkommen und unwürdig wir doch sind.

Gott liebt uns.
Deshalb ermahnt er uns zur Nächstenliebe, die man jemandem auch angedeihen lassen kann, indem man ihm im Interesse seines Seelenwohls einen rotglühenden Stab in den Arsch schiebt.

Gott liebt uns.
Deshalb liess er seinen Sohn auf der Erde einen qualvollen Tod sterben, wobei es für diesen Sohn ein leichtes gewesen sein dürfte die Schmerzen der Kreuzigung auszublenden.

Gott liebt uns.
Deshalb liess er seinen Sohn auf der Erde einen qualvollen Tod sterben, wobei dieser qualvolle Tod von allen qualvollen Toden längst nicht der qualvollste ist.

Gott liebt uns.
Deshalb liess er seinen Sohn auf der Erde einen qualvollen Tod sterben, wobei dieser Tod im Vergleich zu der Qual, die uns in der Hölle droht, geradezu lächerlich ist. Die Grausamkeit liegt nämlich nicht nur in der Stärke des Schmerzes sondern auch in dessen Dauer. So dass nach einer Milliarde Milliarde Milliarde Jahren selbst ein Tropfen kalten Wassers alle zwei Minuten auf den Kopf unendlich viel grausamer ist als ein paar Stunden am Kreuz zu hängen. Was Gott uns hier also als den ultimativen Liebesbeweis vorsetzt, läuft im Grunde darauf hinaus: „ALS BEWEIS MEINER LIEBE HAB ICH MIR DIE FUSSNÄGEL GESCHNITTEN!“

Gott liebt uns.
Ist Liebe das richtige Wort?
Müsste es nicht viel eher so heissen:

Gott fickt uns.
Und das tut er auch dann, wenn er am Ende doch alles verzeiht und alle zu sich in den Himmel holt. Und zwar weil er uns Angst gemacht hat. Und zwar eine so grosse Angst, dass wir uns und vielen anderen viel zu oft selbst die Hölle auf Erden bereitet haben.

 

 

Das Tragische an der ganzen Sache ist, dass es diesen Gott gar nicht gibt und dass die Menschen demzufolge offenbar einen tiefen Drang haben, monumental „geliebt“ zu werden.

Moralkonzepte von Christen und Atheisten

Atheisten glauben nicht an Gott, weil sie sich nicht an seine Regeln halten wollen.
Wenn dem so ist, müsste man doch eigentlich erwarten – insbesondere wo sich die göttlichen Gebote doch zu einem grossen Teil mit den juristischen Gesetzen decken -, dass sich das in der Kriminalitätsstatistik niederschlägt. Doch das tut es nicht. Atheisten sind in Gefängnissen ganz und gar nicht übervertreten. Und auf den Himmel zu verzichten nur um eine Schandtat nicht zu tun, scheint nicht besonders logisch.

Die Atheisten halten sich an die Gesetze, weil die Moral in ihre Herzen eingeschrieben ist.
Das heisst, dass die Intuition darüber, was richtig und was falsch ist, die es tatsächlich zu geben scheint1, eine gottgegebene Fähigkeit ist. Die Wissenschaft hält es zwar für eine im Laufe der Evolution entwickelte Fähigkeit, doch kommt das unter dem Strich aufs gleiche raus2.

Halten wir also fest: Irgendwie fühlen wir alle3, dass es nicht richtig ist Kinder umzubringen. Es fühlt sich daher selbst dann falsch an, wenn es wirklich gute Gründe gibt, es dennoch zu tun.
Was ist aber, wenn Gott Abraham befielt seinen Sohn Isaak umzubringen? In diesem Fall hat das Töten des Kindes nicht nur aufgrund der Allwissenheit und Allgüte Gottes den ultimativ guten Grund, sondern ist – weil von Gott befohlen und weil was von Gott befohlen, automatisch moralisch gut ist – moralisch gut4. Und entsprechend müsste die ins Herzen eingeschriebene Moral diese Ausnahme vom Tötungsverbot enthalten. Sprich es dürfte sich nicht falsch anfühlen.

Tut es aber.
Oder tut es das nicht?
Schwer zu sagen.

Aber es muss ja nicht gleich um Mord und Totschlag gehen. Auch anderes Fehlverhalten fühlt sich, wie ich aus eigener Erfahrung weiss, schlecht an. Die Vorstellung gegen jedes der 10 Gebote zu verstossen, fühlt sich schlecht an56. Ob es sich schlecht anfühlt sich mit einem gleichgeschlechtlichen Partner zu verlustieren(Lev. 18:22), kann ich leider nicht beurteilen7. Allerdings fühlt es sich ganz und gar nicht schlecht an Crevetten zu essen (Lev. 11:10), Mischgewebe zu tragen (Lev. 19:19) und meistens auch nicht sich zu rasieren (Lev. 19:27).
Ich behaupte nicht, dass diese Dinge nach Ansicht der Christen auch heute noch falsch sein sollten. Ich will gern glauben, dass Jesus diesbezüglich was geregelt hat. Ich frage mich nur, wieso etwas, dass sich früher falsch angefühlt haben müsste, wenn es doch in die Herzen der Menschen eingeschrieben ist, sich heute nicht mehr falsch anfühlt? Oder hat Jesus, während er da so am Kreuz rumhing, vielleicht auch noch mit Tipex rumhantiert?

Oder steht bei jedem was anderes auf dem Herzen? Dann würde aber jeder eine andere Moral haben. Und was für den einen falsch ist, könnte für den anderen durchaus richtig sein. Doch genau das scheint empirisch betrachtet eben gerade nicht der Fall zu sein8.
Allerdings kommt man zu diesem Schlüss über gross angelegte Experimente, in welchen Leute hypothetische moralische Dilemma lösen müssen. Wenn es um das persönliche Erleben geht, sieht es schnell ziemlich anders aus. Bei Christen stellt sich da schnell mal eine Moralvorstellung ein, welche sehr individuelle Züge aufweist: Es gibt allgemeine Regeln und wo es seinen Interessen dient, gewährt Gott Dispensen.

Robert L. Dear, Jr., der am 27. November 2015 in einer Planned-Parenthood-Klinik in Colorado Springs drei Menschen erschoss, soll beispielsweise überzeugt davon sein, dass solange er glaubt, dass er errettet wird, er alles tun darf9. Klingt irgendwie so, als ob da einer an Gott glaubt, um ungestraft jede Schandtat begehen zu können.
Klar, man kann dieses und viele weitere Beispiele leicht abtun, weil diese Typen offensichtlich psychisch krank sind. Doch man es muss ja nicht immer gleich um Mord und Totschlag gehen. Viele Christen sind überzeugt davon einen Auftrag von Gott bekommen zu haben, wenn es darum geht, gegen die gleichgeschlechtliche Ehe einzustehen. Oder wenn es darum geht Verhütung auf der Basis der Enthaltsamkeit zu propagieren. Oder wenn es darum geht fremden Leuten unaufgefordert von Jesus zu erzählen. In all diesen Fällen mischen sie sich ungefragt in die Angelegenheiten anderer ein, während die oberste Direktive „Liebe den Nächsten wie dich selbst“ doch eigentlich Toleranz10 für die Eigenarten der anderen fordert. Liebe zwingt den anderen nämlich nicht zu seinem Glück, sie akzeptiert seine Entscheidung und lässt ihn gewähren (wie Gott es tut). Aber da sie offenbar im Herzen spüren, dass es das richtige ist, hat die oberste Direktive – natürlich im Interesse des anderen – kurzzeitig den Platz zu räumen (was dann wohl heisst, dass Gott es doch nicht tut, wenn er Leuten den Auftrag gibt, offen gegen meine Entscheidung zu opponieren).

Atheisten kennen keine Dispensen. Etwas übles ist selbst dann übel, wenn es keinen anderen Weg als den üblen gibt. Das hindert sie zwar genauso wenig wie die Theisten daran, es dennoch zu tun, aber wenigstens reden sie es nicht schön.

Wir haben hier also gewissermassen zwei Moralkonzepte. Auf der einen Seite – ich nenne sie mal – das praktische: Die Regeln sollten allen bekannt sein und für alle gelten. Und auf der anderen das transzendentale: Die meisten Regeln sind bekannt und der Rest wird unauffällig auserwählten Personen offenbart.
Ich bin überzeugt, dass das praktische Moralkonzept dem transzendentalen vorzuziehen ist, weil die Möglichkeit, dass Handlungen von aussen befohlen werden können, ohne dass man die Echtheit überprüfen könnte, einfach dazu einlädt ausgenutzt zu werden. Dem ist meines Erachtens selbst eine verunglückte Kombination von vermurksten Regeln vorzuziehen – so sie für alle gleichermassen gelten. Verlässliche und möglichst nicht widersprüchliche Regeln schaffen nämlich Ordnung, selbst dann wenn sie blöd sein mögen.

Aber vielleicht liege ich mit all dem auch furchtbar falsch und die Atheisten glauben einfach nur wegen der Lücke zwischen den Geboten und Gesetzen nicht an Gott. Sprich sie glauben nicht an Gott, weil sie masturbieren wollen.

Was ist dran, wenn steinigen drin steht?

Wenn dich dein Bruder, deiner Mutter Sohn, oder dein Sohn oder deine Tochter oder das Weib in deinen Armen oder dein Freund, der dir ist wie dein Herz, heimlich überreden würde und sagen: Laß uns gehen und andern Göttern dienen! – die du nicht kennst noch deine Väter, von den Göttern der Völker, die um euch her sind, sie seien dir nahe oder ferne, von einem Ende der Erde bis an das andere, so willige nicht darein und gehorche ihm nicht. Auch soll dein Auge seiner nicht schonen, und sollst dich seiner nicht erbarmen noch ihn verbergen, sondern sollst ihn erwürgen. Deine Hand soll die erste über ihm sein, daß man ihn töte, und darnach die Hand des ganzen Volks. Man soll ihn zu Tode steinigen, denn er hat dich wollen verführen von dem HERRN, deinem Gott, der dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthaus, geführt hat, auf daß ganz Israel höre und fürchte sich und man nicht mehr solch Übel vornehme unter euch.
5. Mose 13:6-12

Ein guter Gott würde sagen: „Geh nur mal einen anderen Gott ausprobieren, du wirst schon sehen, dass es dir bei mir wesentlich besser geht. (Pass einfach auf, dass du während dem Schnupperdienst nicht stirbst, weil das wäre leider ziemlich übel. Ach was, ich passe schon auf, dass dir während dieser Zeit nichts passiert.)“
Das gut im „guter Gott“ oben ist natürlich nicht moralisch gemeint, sondern rein qualitativ1. Ein guter Gott, also einer mit einem hervorragenden Portfolio, braucht die Konkurrenz nicht zu fürchten2. Im Gegenteil. Seine Schäfchen werden ihn durch den direkten Vergleich nur noch mehr zu schätzen wissen.

Wie dem auch sei, Gottes Wege sind unergründlich und er wird schon seine Gründe haben, warum er seine Kinder vor der Begegnung mit anderen Göttern abzuschirmen versucht. Und er wird auch seine Gründe haben, warum er ausgerechnet das Steinigen als adäquates pädagogisches Hilfsmittel dafür vorsah.
Eine Person von Gott weg zu führen ist auch heute noch verwerflich, steinigen tut man (zumindest hier) dafür aber  niemanden mehr. Und das finden auch alle völlig in Ordnung – ein Busse in Form einer Spende an ein Waisenhaus würde in den Augen vieler aber schon noch angebracht sein. Mir persönlich ist übrigens nicht wirklich klar, wie das zusammen geht. Ich meine, wenn Gott sagt „Wenn X, dann Y“, dann sehe ich nicht ein, wie man sich dann mit Z statt Y zufrieden geben kann? Aber sei’s drum. Die Leute haben einen direkten Draht zu Gott und werden diese Modifikation wohl abgesegnet bekommen haben.
Und wenn dann irgendein Verrückter tatsächlich Y macht, dann liegt das wohl am fehlenden (oder defekten) direkten Draht3. (Es entbehrt übrigens nicht einer gewissen Komik, dass einer, der genau das tut, was Gott in der Bibel verlangt, einhellig als Verrückter bezeichnet wird. Aber das finden wohl nur Atheisten lustig.)

Die Bibel ist inzwischen wirklich nur noch ein moralischer Kompass, der uns sagt, was gut und was böse ist4. Sie ist kein Gesetzbuch mehr, welches das Strafmass festsetzt (auch wenn es in Matthäus 5:17-19 irgendwie anders gedacht war5). Und wenn es uns allen weiterhin gut genug geht, wird es auch so bleiben. Man wird sich je nach politischer Stärke der fundamentalistischen Christen mehr oder weniger nach dem biblischen Kompass ausrichten, nicht jedoch nach den von der Bibel vorgeschriebenen Strafen.
Und wenn es uns so übel geht, dass wir uns genötigt fühlen, die alten Strafen wieder hervorzukramen, dann fürchte ich, haben wir grössere Probleme als diese Strafen. Denn dann leben wir in einer („entmagnetisierten“) postapokalyptischen Mad Max Welt und versuchen mit drakonischen Strafen eine fragile Ordnung aufrecht zu erhalten. Zumindest so lange, bis wir es einfach mal mit einer etwas raffinierteren  Strafe versuchen und – welch Überraschung – bessere Ergebnisse erzielen.

Das Problem ist, wenn man sich mal an die göttlichen Strafen hält (wie zum Beispiel der IS oder Saudi Arabien), dann ist es verdammt schwierig sie zu lockern, weil das gewissermassen ein blasphemischer Akt ist. (Überflüssig zu erwähnen, welche Strafe drauf steht.)
Doch wenn man den ersten Schritt geschafft und ein Y zu einem Z verbogen hat, ist es ganz einfach zu begründen, weshalb das durchaus im Sinne des liebenden Gottes war.
Und dann ist es nur eine Frage der Zeit bis das Z völlig ohne Steine auskommt.

Jetzt muss ich nur noch erklären, warum Strafen mit der Zeit immer ungöttlicher (sprich milder) werden: Der erste Impuls auf Unrecht ist stets der Rachedurst. Und der ist immer blutig. Irgendwann schaut man sich aber das Ergebnis an und das ist bescheiden.
Und man merkt, dass man anders weiter kommt.  Dass man sich nicht vom Rachedurst leiten lassen sollte, sondern lieber von der Frage, wie man das Verbrechen in Zukunft verhindert.


Noch eine Frage am Rand: Wenn ich Pastafarier dritter Generation bin und ein Christ zu mir kommt und mir sagt, ich solle seinem Gott dienen, und ich dem Vorschlag wirklich nachkomme, muss ich ihn dann nach meiner Konversion steinigen (= Spende für ein Waisenhaus einfordern)? Er hat mich schliesslich überredet zu einem Gott zu gehen, den weder ich noch mein Vater kannte. Und was Gott davon hält, ist hinlänglich bekannt…

sit down and talk!

The Doctor: When you fire that first shot, no matter how right you feel, you have no idea who’s going to die. You don’t know who’s children are going to scream and burn. How many hearts will be broken! How many lives shattered! How much blood will spill until everybody does what they’re always going to have to do from the very beginning — sit down and talk! Listen to me, listen. I just — I just want you to think. Do you know what thinking is? It’s just a fancy word for changing your mind.

Bonnie: I will not change my mind.

The Doctor: Then you will die stupid.

Der 12. Doktor in The Zygon Inversion.

Die Anschläge von Paris hatten nichts mit Religion zu tun. Das hoffe ich zumindest. Denn dann kann man sich hinsetzen und sprechen und seine Meinung ändern.
Wenn es aber doch mit Religion zu tun hat, dann wird das leider nichts mit Meinung ändern, weil man ja schon die einzig wahre Meinung hat.

In Ländern, wo gewisse Stimmen unterdrückt werden, wird die Art und Wiese, wie sich diese Stimmen dennoch Gehör zu schaffen versuchen, als Terror bezeichnet.
Ich weiss nicht, ob das hier auch so ist. Und ich weiss nicht, was diese Stimmen sagen wollen. Ich befürchte, dass sie ihre antiquierten Moralvorstellungen allen anderen aufdrücken wollen, respektive dass sie uns daran hindern wollen, sie daran zu hindern, aber vielleicht täusche ich mich. Hoffentlich täusche ich mich.

 

Schokoladeneis oder Wieso will Gott, dass ich glaube?

Schokoladeneis ist das beste Eis der Welt.
Wieso will Gott, dass ich das unterschreibe, ohne es vorher probieren zu dürfen?
Ian Hazelwood

Wieso ist es für Gott so wichtig, dass man ohne Evidenzen an ihn glaubt?
Wieso kann er sich nicht vorstellen: „Hi, mein Name ist Jehowa, ich bin der intelligente Designer dieses Universums, freut mich dich kennen zu lernen.“ und uns dann entscheiden lassen, ob wir ihm folgen wollen?
Wieso wählte er für seine Offenbarung eine dermassen unsichere Form der Kommunikation? Als allwissendes Wesen müsste er doch eigentlich wissen, was für Schindluder mit Büchern getrieben werden kann. Fälschungen, Manipulationen und Fehlinterpretationen gehören da zur Tagesordnung. Und irgend ein kleines, zurückgebliebenes Hirtenvolk in der Pampa ist vielleicht auch nicht der ideale Überbringer. Und, nun ja, eine massive Diskrepanz zwischen Text und Evidenzen ist auch nicht wirklich hilfreich.

Man könnte fast meinen, Gott hat es drauf angelegt, dass es so wenige wie möglich schaffen…

Wieso ist es nun also Gott so wichtig, uns die Evidenzen vor zu enthalten?
Wieso will er, dass ich glaube, dass Schokoladeneis das beste Eis der Welt ist, ohne es vorher probiert zu haben?

Das macht nur Sinn, wenn die Chance, dass ich das glaube, grösser ist, wenn ich es vorher nicht probiere. Was dann aber schon ein sehr deutliches Indiz für die Qualität seines Eises ist.
Für diese (also die bescheidene Qualität seines Schokoladeneises!) gibt’s dagegen durchaus Indizien:

  • All die gefallenen Engel zu Beispiel. Laut der Offenbarung 12:4 zog es immerhin ⅓ aller Engel vor das Weite zu suchen.
  • Adam und Eva. War das wirklich eine Vertreibung? Und nicht vielleicht eher eine Flucht? Die Berichte von dieser Episode stammen aus einer Zeit mehrere Tausend Jahre später, nachdem alle noch verbliebenen forensisch verwertbaren Spuren von einer Sintflut beseitigt wurden, die nur eine Handvoll treuer Anhänger Gottes überlebt hatten.
  • Die Popularität des Schokoladeneises fing erst an zu wachsen, als es keine öffentlichen Degustationen mehr gab.

Also entweder weiss der liebe Gott, dass er der guten Sache irgendwie im Weg steht, oder aber es gibt wirklich nur 144’000 Plätze im Himmel und die Zeugen Jehowas haben recht.

Wo ist die Rebellion gegen Gott?

godJesus ist laut eigenen Angaben1 der einzige Weg zu Gott. Das heisst jeder, der ihm diesen Schmarren nicht abkauft, kommt – völlig ungeachtet dessen, wie lieb er in seinem Leben war – schnurstracks in die Hölle, wo ihn ewige Qualen erwarten.

Wenn Gott es sich so ausgedacht hat, dann ist es halt so. Jeder Schöpfer kann sich für seine Schöpfung noch so bescheuerte Regeln ausdenken. Das ist sein gutes Recht.

Ob wir das aber Gutheissen ist eine ganz andere Sache.
Auch ein König hat das „Recht“ absurde Gesetze zu erlassen. Er darf sich einfach nicht wundern, wenn seine Untertanen sie ihm irgendwann einmal um die Ohren hauen.

Kann man Christ sein und Gottes Regeln für meschugge halten?
Kann man Christ sein und sagen: „Die Welt, die Gott erschaffen hat, ist schon Klasse, aber so vom Charakter her, ist er schon ein ziemlicher Arsch.“?
Kann man Christ sein und glauben, dass Gott nicht lieb ist?2
Ich denke, das ist nicht möglich. Ich denke, dass ein Christ überzeugt davon sein muss, dass Gott lieb ist und dass all die Dinge, die uns womöglich grausam und absurd erscheinen, aus einer grösseren Perspektive eben doch gut und vernünftig sind.

Das heisst, für einen Christen muss es okay sein, dass ich für alle Ewigkeit gefoltert werde, auch wenn ich mir nie was zu Schulden kommen liess. Nein, für einen Christen sollte das nicht nur okay sein, er hat es sogar zu verlangen, weil es richtig und gerecht ist. Allein schon durch seine Bekenntnis ein Christ zu sein, soll er implizit zur Gewalt gegen mich aufrufen…

Doch kein anständiger Mensch würde je bei so etwas mitmachen!
Ein anständiger Mensch würde versuchen es zu ändern.
Nur ein dummer jedoch aus der Hölle heraus. Viel raffinierter ist es das Unrechtsregime Gottes zu unterwandern und es von innen zu zerschlagen.

Assoziation zwischen Religiosität und Altruismus bei Kindern

Der Neurowissenschaftler Jean Decety von der University of Chicago hat vor wenigen Tagen im Fachjournal Current Biology eine Studie zum Altruismus bei Kindern veröffentlicht, der zufolge religiös erzogene Kinder deutlich altruistischer sind als solche, die nicht religiös erzogen wurden.

Er schloss dies aus den Ergebnissen der folgenden drei Experimente:

  • Die Kinder sollten aus 30 Stickern die 10 aussuchen, die ihnen am besten gefallen. Diese durften sie behalten, wurden jedoch gefragt, ob sie nicht ein paar ihrer Sticker abgeben möchten für Mitschüler, die an diesem Test nicht teilnehmen konnten.
  • Die Kinder schauten sich kurze Filmchen an, wo Kinder angerempelt wurden, und sollten beurteilen wie schlimm das ist.
  • Die Kinder sollten das böse Verhalten in den Filmchen bestrafen.

Durchs Band verhielten sich die religiösen Kinder altruistischer: Sie gaben mehr Sticker ab, verziehen das rüpelhafte Verhalten und waren milder bei der Strafe. Das deutet klar darauf hin, dass Religionen die Wichtigkeit von Wohltätigkeit, Vergebung und Nächstenliebe tatsächlich zu vermitteln schaffen und die Gläubigen diese Ideale auch in der realen Welt umsetzen. Das wird wohl keinen Christen überraschen.

Es gab dabei nur ein Problem. Es verhilt sich gerade andersrum. Die religiös erzogenen Kinder waren in jedem einzelnen Versuch signifikant weniger altruistisch als die Kinder, die keine religiöse Erziehung genossen haben. Und die Moral vor der Geschichte ist eher die, dass Religion den Altruismus verhindert, während sie den betroffenen Personen das gegenteilige Gefühl vermittelt.

Im Rahmen der Studie wurden auch die Eltern befragt und eine der Fragen war, wie sie den Altruismus ihrer Kinder im Vergleich zu anderen Kindern einschätzen würden. Die religiösen Eltern waren überzeugt davon, dass ihre Kinder überdurchschnittlich altruistisch seien.

Wie ist es möglich, dass Leute, die so viel Wert auf Nächstenliebe legen, diese nachweislich weniger praktizieren, aber überzeugt davon sind, es mehr als die anderen zu tun1?

Plädoyer vom Advocatus Diaboli

Bei der Beurteilung des problematischen Verhaltens auf den kurzen Filmchen waren die religiösen Kinder also strenger. Okay. Die eigentliche Frage ist aber, warum sie das waren? Vielleicht waren die Kinder ohne religiöse Erziehung einfach nur deshalb weniger streng, weil sie sich der Schwere der Verfehlung nicht bewusst sind? Die christlichen Kinder wissen dagegen sehr genau, was richtig und falsch ist. Und um beurteilen zu können wer altruistischer ist, müsste man doch erst wissen, von welcher Position man ausgeht. Wenn man einen Mord für harmlos hält, dann gibts am Schubsen nichts zu verzeihen und demzufolge kommt hier auch nicht Altruismus zum Zug.
Und wenn man etwas weniger strenger beurteilt, dann wird man sich auch nicht gezwungen fühlen es überhaupt zu bestrafen. Beurteilung und Strafe sind gekoppelt. Deshalb kann das nicht als unabhängige Bestätigung interpretiert werden.

Und dass man weniger Sticker abgibt, muss nicht notwenigerweise am Egoismus liegen. Vielleicht sind sich die religiösen Kinder auch einfach darüber im klaren, dass anderen Kindern grundlos etwas zu schenken ein falscher Anreiz wäre? Wie sollen sie dann lernen, dass jeder seines Glückes eigener Schmid ist? Nächstenliebe ist jemandem wirklich zu helfen, ihn mit Stickern zu verhätscheln erweist ihm dagegen keinen Dienst. Klar, der andere wäre glücklich, doch solches Glück währt nur kurz. Deshalb zeugt es von wahrer Selbstlosigkeit, wenn man sich das schöne Gefühl, Freude in den Augen seines Gegenübers zu sehen, verkneift und ihm statt dessen eine Lektion fürs Leben erweist, für die er einem in der Zukunft dankbar sein wird.

Einwand vom Advocatus Diaboli Diabolici

Es gibt da diesen lustigen psychologischen Effekt, den jeder Supermarkt kennt: Wenn man Gemüse in sein Einkaufskörbchen gelegt hat, hat man seine Schuldigkeit in Punkto gesunde Ernährung getan und kann ohne schlechtes Gewissen noch eine Schokolade kaufen. Das gleiche gilt für gute Taten: Wenn man am Morgen für die Armen der Welt gebetet hat, braucht man ihnen am Nachmittag nicht auch zu helfen.
Und da die nicht religiösen Kinder am morgen nicht beteten, haben sie ihr moralisches Soll für den Tag noch nicht erfüllt und versuchen es mit dem Verschenken von Stickern zu kompensieren.

Und was die Kopplung von Beurteilung und Strafe betrifft: Wenn die nicht religiös erzogenen Kinder, wie der Advokatus Diaboli nahelegt, keinen moralischen Kompass besitzen, im Bezug auf den sie überhaupt erst altruistisch handeln können, dann sollte ihre Gleichgültigkeit (resp. ihre Freude) der Grausamkeit gegenüber sie eigentlich nicht daran hindern jede beliebige Strenge von Strafe zu verhängen – was jedoch nicht der Fall war.

Wie dem auch sei…

Das Ergebnis der Studie lautet: Der Nachwuchs christlicher und muslimischer Familien teilte seltener mit Altersgenossen, wollte aber unsoziales Handeln anderer härter bestrafen.

Vielleicht ist der Altruismus aber auch gar kein christliches Ideal? Vielleicht wird er nur irrtümlich mit der Nächstenliebe gleichgesetzt?
Wenn Gott die Todesstrafe fordert, dann gebietet der Altruismus Kuscheljustiz. Doch das ist für einen Christen nicht wirklich eine Option, denn der Wille Gottes ist überaus deutlich. Die Nächstenliebe verlangt den Verurteilten zu lieben wie sich selbst (und wenn er verletzt ist, ihn zu heilen), davon ihn deshalb nicht zum Schafott zu führen, kann jedoch keine Rede sein.  Denn nur so respektiert man die Person wirklich – und genau das macht Liebe schliesslich aus – man respektiert seine Entscheidung dem verbrecherischen Pfad zu folgen und entsprechend auch dessen Konsequenzen zu tragen.

Ironie des Schicksals

This research was supported by a grant from the John Templeton Foundation (Science of Philanthropy Initiative).

Wenn das mal nicht ein Schuss nach hinten war…

Disclaimer

Aber natürlich waren das gar nicht „echte“ Christenkinder…

Das wandelnde Pulverfässer

Wenn für einen Christen Gott die Basis der Moral ist und er wirklich nur deshalb nicht mordend und plündernd durch die Strassen zieht, weil Gott es ihm verboten hat, dann ist das sehr gefährlich. Denn jeden kann mal ein Schicksalsschlag treffen1, der ihn an der Existenz Gottes zweifeln lässt. Und da Gott der einzige Grund ist, der ihn daran hindert, etwas schlimmes zu tun, muss es dann fast zwangsläufig zu einer Tragödie kommen.

Leute, die die Moral in der Vernunft gründen, sind diesbezüglich wesentlich harmloser. Wenn sie mal ein Schicksalsschlag trifft, der sie an Gott zweifeln lässt, dann wird dadurch noch lange nicht die Moral tangiert.

Die könnte nur dann ausser Kraft treten, wenn der Schicksalsschlag die Vernunft ausschaltet2. Doch dann hält sich auch der Christ nicht zurück, denn es ist auch bei ihm die Vernunft, die ihn die göttlichen Gebote und Verbote richtig anwenden lässt.

Unzulässige Gehirnwäsche

es ging um die Frage, ob die Medien und Wissenschaft hinsichtl der vermeintlich zufälligen Entstehung des Lebens eine unzulässige Gehirnwäsche betreiben
das Diskussionsthema in einem Traum von du weisst schon wem1

First things first. Wenn Medien und Wissenschaften eine unzulässige Gehirnwäsche betreiben, dann gibt es also auch eine zulässige Gehirnwäsche. Aha…

Der einzige Kontext, in dem offensichtlich üble Taten als als lieb interpretiert werden können, ist die Religion. Und in Anbetracht des religiösen Hintergrunds von du weisst schon wem, würde es mich nicht wundern, wenn er ein gewisses Mass an psychologischer Manipulation, die dem Zweck dient eine Person (wieder) auf den Weg zu Gott zu führen, als zulässig betrachtet. Er würde sich zwar dagegen wehren, es eine Gehirnwäsche zu nennen, was aber nichts daran ändert, dass es die genau gleiche Vorgehensweise ist: Man sucht sich ein schwaches und verletzliches Opfer (notfalls sorgt man dafür, dass es schwach und verletzt ist2), man isoliert es, man macht kaputt, was es zu wissen glaubt, man nimmt es grosszügig in die Gruppe auf, man erklährt ihm, wie es wirklich ist, und man stellt ihm eine wundervolle Belohnung in Aussicht.
Zugegeben, es ist auch die Vorgehensweise im Schulunterricht. Auch dort hat man es mit schwachen und verletzlichen Individuen zu tun (Kindern), wo man diese isoliert (Schulzimmer), ihnen ihre Fehler aufzeigt (Rotstift), sie in die Gruppe integriert (Klasse), ihnen erkärt, wie es richtig ist (Schulstoff), und ihnen eine Belohnung verspricht (Pony). So mag es zumindest erscheinen. Es besteht jedoch ein wesentlicher Unterschied: Der Umgang mit kritischen Fragen. In der Schule sind diese eigentlich willkommen – auch wenn sie hie und da zugunsten des Lehrplans etwas gedrosselt werden müssen. Wenn es um Gehirnwäsche alias den Weg zu Gott geht, sind kritische Fragen das Werkzeug, wie der Teufel einen vom rechten Weg abbringt. Das soll nicht heissen, dass sie nicht willkommen sind, ganz im Gegenteil. Jede kritische Frage bietet nämlich die Gelegenheit dem Teufel die Stirn zu bieten. Insofern sind nicht so sehr die Fragen verboten als vielmehr die Antworten vorgegeben, während in der Schule die Lehrerschaft – so es die Evidenzen verlangen3 – durchaus gewillt ist, ihre Meinung zu ändern4.

Die Offenheit kritischen Einwänden gegenüber, respektive die Bereitschaft gegebenenfalls seine Antwort zu revidieren, ist das Fundament der modernen Wissenschaft. Sie ist die Voraussetzung für die Bestrebung falsche Überzeugungen aufspüren und über Bord zu werfen, also für die wissenschaftliche Methode selbst. Zu wissenschaftlichen Ehren kommt man daher heute auch nicht mehr, indem man Theorien verteidigt, sondern indem man sie zerstört5. Gehirnwäsche mag zwar ein Thema sein, das die Wissenschaft untersucht, sie anzuwenden würde aber heissen, sich ins eigene Fleisch zu schneiden.
Bei den Medien sieht es schon etwas ander aus. Obwohl man auch dort vor allem damit zu Ehren kommt, dass man irgendwas ausgräbt, was andere lieber verscharrt gelassen sehen möchten, so konzentriert man sich meist doch lieber auf die Sicherung der nächsten Ausgabe. Immerhin gehört aber dort die Fähigkeit das Denken des Publikums zu beeinflussen zum täglichen Handwerkszeug.

Medien und Wissenschaft arbeiten also zusammen um eine Lüge zu propagieren.
Tun sie das gemeinsam als eine Interessengemeinschaft oder werden die einen vom anderen manipuliert?

Auf den ersten Blick bietet sich natürlich an, dass die Wissenschaft die Medien wie Marionetten tanzen lässt. Dafür spricht, dass die Medienleute nicht wirklich verstehen, was da in der Wissenschaft abgeht. Sie mit Blödsinn zu füttern ist daher nicht weiter schwer und hat deshalb auch schon eine lange Tradition. Pseudowissenschaften versuchen sich auf diesem Weg schon seit langem zu profilieren. Leider erstaunlich erfolgreich.
Aber auch umgekehrt wäre es denkbar. Durch gezielte Fehlinformation versehen die Medien die heranwachsende neue Generation von Wissenschaftlern mit einem Bias, der sie blind macht für jede andere Möglichkeit. Der Erfolg des Kreationismus in den Vereinigten Staaten verdankt sich übrigens tatsächlich genau dieser Strategie: Da ihre Argumente die Wissenschaftler nicht überzeugen, verlangen sie das Recht es Kindern eintrichtern zu dürfen (vgl. „„Gewöhne einen Knaben an seinen Weg, so läßt er auch nicht davon, wenn er alt wird.““ Sprüche 22, 6).
Es gibt da aber noch einen weiteren Verdächtigen. Du weisst schon wer hat diesen zwar nicht erwähnt, doch es wäre auch möglich, dass die Pharma-Industrie dahinter steckt und alle beide, Wissenschaft und Medien, für ihre finsteren Machenschaften einspannt.

Vielleicht schafft in diesem Punkt Klarheit, wenn wir wissen, wieso sie das tun?
Welches Ziel verfolgen sie damit?
Welchen Nutzen können sie daraus ziehen, wenn die Leute fälschlicherweise glauben, dass das Leben auf natürliche Weise entstanden ist?

Wenn die Pharma dahinter steckt, ist das Ziel offensichtlich (deshalb habe ich sie auch noch ins Spiel gebracht): Profit. In einer Welt, in der Gebete funktionieren, braucht es weniger Medikamente. Und in einer Welt ohne Gott kommt niemand auf die Idee, dass sie funktionieren könnten. Insofern ist die Abiogenese (neben dem Urknall) tatsächlich der archimedische Punkt über den sich Gott aus der Welt katapultieren liesse (vgl. „δος μοι που στω και κινω την γην“ Archimedes).

Was aber haben Wissenschaft und Medien vom Verschwinden Gottes? (Jetzt mal ungeachtet dessen, dass dort sehr viele (wenn auch nicht überdurchschnittlich viele) Gläubige arbeiten.)
Werden mehr Gelder in die Forschung fliessen? Das wäre ein Motiv für die Wissenschaft!
Wird die Welt in Chaos versinken? Das wären Schlagzeilen! Und ein Motiv für die Medien!
Oder vielleicht tun sie es auch nur, weil all die Wissenschaftler und/oder Medienleute aus den verschiedensten Kulturen einfach dem Teufel in den Arsch kriechen wollen. Auch das wäre ein Motiv!

Okay, ein paar plausible Motive hätten wir also gefunden. (Wenn auch die Drahtzieher noch nicht eindeutig identifiziert.)

Jetzt stellt sich die Frage, wieso nur ein paar ausgewählte Bereiche der Wissenschaft betroffen sind? Wenn die wissenschaftliche Methode nicht zuverlässig funktioniert, dann müssten doch eigentlich auch andere Disziplinen betroffen sein als bloss jene, wo es Gott an den Kragen geht. Doch das scheint nicht der Fall zu sein, in allen anderen Disziplinen funktioniert sie einwandfrei. Das heisst, nur in der Abiogenese (und in der Kosmologie) wird böswillig gepfuscht. Das mag vielleicht weit entfernten Disziplinen entgehen, doch in den Nachbardisziplinen, welche ja eng mit diesen zusammen arbeiten, müsste das doch eigentlich sehr schnell auffallen. Fehler in der Methodologie sind schliesslich auch für Aussenstehende erkennbar. Hm…

Ich weiss, die Frage ist abwegig, doch könnte der unbedingte Wunsch, dass es einen Gott gibt, die Gläubigen nicht vielleicht das eine oder andere missverstehen lassen? (vgl. „Libenter homines id, quod volunt, credunt.“ Caesar 3:16:6)
Ne, sowas kann gottesfürchtigen Menschen nicht passieren.

Wie relevant sind Evidenzen beim Glauben?

So sicher wie das Amen in der Kirche, wird jeder Apologet, auf das Thema Glauben angesprochen, verkünden, dass auch die Wissenschaft ohne Glauben nicht auskomme. Dass dem Wissenschaftler einfach nichts anderes übrig bleibe als zu GLAUBEN, dass beispielsweise die Naturgesetze immer und überall gültig seien.

Doch es gibt da einen entscheidenden Unterschied zwischen dem „Glauben“ des Wissenschaftlers und jenem „Glauben“, wie ihn sich Gott diesen angeblich von uns wünscht:
Wenn ein Wissenschaftler aus einer Beobachtung schliesst (und dann „glaubt“), dass es sich dann wohl überall und immer so verhält, dann kann er damit natürlich falsch liegen, doch unbestritten gründet seine Annahme in der Evidenz der Beobachtung. Und sollte er damit tatsächlich falsch liegen, dann werden es Evidenzen gewesen sein, die ihm das unter die Nase gerieben haben. Und so der Wissenschaftler weiterhin von sich behaupten will, dass seine Erkenntnisse in Evidenzen gründen, muss er seine Schlüsse von nun an wohl oder übel aus dem erweiterten Set von Beobachtungen ziehen.
Der selig machende, religiöse Glaube braucht dagegen vielmehr die Abwesenheit von Evidenzen (vgl. „selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ – Johannes 20:29)1 Viel mehr soll man einfach sein Herz öffnen und den Schritt ins Ungewisse wagen… Die Sache ist aber leider etwas tricky, denn es heisst, dass wer diesen Schritt wagt, dem wird sich Gott persönlich „zeigen“ (vgl. „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Matthäus 7:7). Und wenn das geschieht, dann verfügt man tatsächlich über sowas wie Evidenz. Das Problem ist einfach, dass auf persönliche Erfahrungen nachweislich nicht wirklich verlass ist. Und „Suchet, so werdet ihr finden“ mag in der Religion selig machen, in der Wissenschaft ist es allerdings ein Garant für Fehler.
Und will man mit seinem Glauben selig bleiben, empfielt es sich einen weiten Bogen um die Weisen und Klugen mit ihren Evidenzen zu machen (vgl. „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast!“ Matthäus 11:25), denn die Klugheit wird allzu leicht zu einer Falle (vgl. „Die Weisen erhascht er in ihrer Klugheit.“ 1.Korinther 3:19)2. Hier scheinen also die Evidenzen der Garant für Fehler zu sein. Was aber nicht heisst, dass nach einer vollständigen Analyse, zu welcher wir Menschen aufgrund unserer beschränkten geistigen Fähigkeiten womöglich nie in der Lage sein werden, die Evidenzen nicht doch die Glaubensinhalten bestätigen werden.

In ihrer Verteidigung der Unumgänglichkeit des Glaubens ignorieren die Apologeten, dass es auch gute Gründe geben kann, etwas zu glauben. Es ist ihr gutes Recht, keine solchen zu haben, jedoch zu behaupten, dass es ein guter Grund ist, aufgrund des Gefahrenpotentials guter Gründe, keine guten Gründe zu haben, ist schon ein bisschen absurd.

Mein schuhakustisches Tagebuch V

In letzter Zeit quackten meine Wanderschuhe ein bissen. Das ist mir schon aufgefallen. Sorgen machte ich mir deswegen aber keine.
Hätte ich aber lieber tun sollen, denn kürzlich hat sich in der Nacht ein Fuchs in unser Haus geschlichen und hat meinen linken Wanderschuh gestohlen.

Ob er ihn gefressen oder als Kind adoptiert hat, weiss ich nicht.